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Der Golem – Ein Phantastischer Roman (Gratis)

Der Golem – ein früher Schauerroman der unbekannteren Art – Der namenlose Icherzähler träumt, ein Handwerker aus dem Prager Getto zu sein, der in zahlreiche Intrigen verwickelt wird, die ihn nicht nur des Mordes bezichtigen, sondern schließlich sogar an seiner eigenen Existenz zweifeln lassen. Es entsteht ein impressionistisches Vexierbild vor dem Hintergrund der Sage um den Golem.

Der Golem – ein früher Schauerroman der unbekannteren Art – Der namenlose Icherzähler träumt, ein Handwerker aus dem Prager Getto zu sein, der in zahlreiche Intrigen verwickelt wird, die ihn nicht nur des Mordes bezichtigen, sondern schließlich sogar an seiner eigenen Existenz zweifeln lassen. Es entsteht ein impressionistisches Vexierbild vor dem Hintergrund der Sage um den Golem.

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Ich flehe Sie an, kommen Sie heute, abends um 5 Uhr, in die<br />

Domkirche auf dem Hradschin.«<br />

<strong>Ein</strong>e Ihnen bekannte Dame.<br />

Wohl eine Viertelstunde lang saß ich da und hielt den Brief in<br />

der Hand. Die seltsame, weihevolle Stimmung, die mich von gestern<br />

nacht her umfangen gehalten, war mit einem Schlag gewichen,<br />

<strong>–</strong> weggeweht von dem frischen Windhauch eines neuen<br />

irdischen Tages. <strong>Ein</strong> junges Schicksal kam lächelnd und verheißungsvoll<br />

<strong>–</strong> ein Frühlingskind <strong>–</strong> auf mich zu. <strong>Ein</strong> Menschenherz<br />

suchte Hilfe bei mir. <strong>–</strong> Bei mir! Wie sah meine Stube plötzlich<br />

so anders aus! <strong>Der</strong> wurmstichige, geschnitzte Schrank<br />

blickte so zufrieden drein, und die vier Sessel kamen mir vor<br />

wie alte Leute, die um den Tisch herumsitzen und behaglich kichernd<br />

Tarock spielen.<br />

Meine Stunden hatten einen Inhalt bekommen, einen Inhalt<br />

voll Reichtum und Glanz.<br />

So sollte der morsche Baum noch Früchte tragen?<br />

Ich fühlte, wie mich eine lebendige Kraft durchrieselte, die<br />

bisher schlafen gelegen in mir <strong>–</strong> verborgen gewesen in den Tiefen<br />

meiner Seele, verschüttet von dem Geröll, das der Alltag<br />

häuft, wie eine Quelle losbricht aus dem Eis, wenn der Winter<br />

zerbricht.<br />

Und ich wußte so gewiß, wie ich den Brief in der Hand hielt,<br />

daß ich würde helfen können, um was es auch ginge. <strong>Der</strong> Jubel<br />

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