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Der Golem – Ein Phantastischer Roman (Gratis)

Der Golem – ein früher Schauerroman der unbekannteren Art – Der namenlose Icherzähler träumt, ein Handwerker aus dem Prager Getto zu sein, der in zahlreiche Intrigen verwickelt wird, die ihn nicht nur des Mordes bezichtigen, sondern schließlich sogar an seiner eigenen Existenz zweifeln lassen. Es entsteht ein impressionistisches Vexierbild vor dem Hintergrund der Sage um den Golem.

Der Golem – ein früher Schauerroman der unbekannteren Art – Der namenlose Icherzähler träumt, ein Handwerker aus dem Prager Getto zu sein, der in zahlreiche Intrigen verwickelt wird, die ihn nicht nur des Mordes bezichtigen, sondern schließlich sogar an seiner eigenen Existenz zweifeln lassen. Es entsteht ein impressionistisches Vexierbild vor dem Hintergrund der Sage um den Golem.

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dem sie mir nie gesprochen hatte, vielleicht das Weben unsichtbarer<br />

Geschehnisse, ähnlich den meinigen) <strong>–</strong> »aber das gehört<br />

nicht hierher. Selbst, wenn einer aufstünde und machte<br />

Kranke gesund durch Handauflegen, ich könnte es kein Wunder<br />

nennen. Erst, wenn der leblose Stoff <strong>–</strong> die Erde <strong>–</strong> beseelt wird<br />

vom Geist und die Gesetze der Natur zerbrechen, dann ist das<br />

geschehen, wonach ich mich sehne, seit ich denken kann. <strong>–</strong> Mir<br />

hat einmal mein Vater gesagt: es gäbe zwei Seiten der Kabbala:<br />

eine magische und eine abstrakte, die sich niemals zur Deckung<br />

bringen ließen. Wohl könne die magische die abstrakte an sich<br />

ziehen, aber nie und nimmer umgekehrt. Die magische ist ein<br />

Geschenk, die andere kann errungen werden, wenn auch nur<br />

mit Hilfe eines Führers.« Sie nahm den ersten Faden wieder auf:<br />

»Das Geschenk ist es, nach dem ich dürste; was ich mir erringen<br />

kann, ist mir gleichgültig und wertlos wie Staub. Wenn ich mir<br />

denken soll, es könnten Zeiten kommen, sagte ich vorhin, wo<br />

ich wieder ohne diese Wunder leben müßte«, <strong>–</strong> ich sah, wie<br />

sich ihre Finger krampften und Reue und Jammer zerfleischten<br />

mich, <strong>–</strong> »ich glaube, ich sterbe jetzt schon angesichts der bloßen<br />

Möglichkeit.«<br />

»Ist das der Grund, weshalb auch Sie wünschten, das Wunder<br />

wäre nie geschehen?«, forschte ich.<br />

»Nur zum Teil. Es ist noch etwas anderes da. Ich <strong>–</strong> ich <strong>–</strong>«, sie<br />

dachte einen Augenblick nach, »war noch nicht reif dazu, ein<br />

Wunder in dieser Form zu erleben. Das ist es. Wie soll ich es Ihnen<br />

erklären? Nehmen Sie einmal an, bloß als Beispiel, ich hätte<br />

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