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Der Golem – Ein Phantastischer Roman (Gratis)

Der Golem – ein früher Schauerroman der unbekannteren Art – Der namenlose Icherzähler träumt, ein Handwerker aus dem Prager Getto zu sein, der in zahlreiche Intrigen verwickelt wird, die ihn nicht nur des Mordes bezichtigen, sondern schließlich sogar an seiner eigenen Existenz zweifeln lassen. Es entsteht ein impressionistisches Vexierbild vor dem Hintergrund der Sage um den Golem.

Der Golem – ein früher Schauerroman der unbekannteren Art – Der namenlose Icherzähler träumt, ein Handwerker aus dem Prager Getto zu sein, der in zahlreiche Intrigen verwickelt wird, die ihn nicht nur des Mordes bezichtigen, sondern schließlich sogar an seiner eigenen Existenz zweifeln lassen. Es entsteht ein impressionistisches Vexierbild vor dem Hintergrund der Sage um den Golem.

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für <strong>–</strong> preußische Schlachthymnen oder dergleichen hält.«<br />

Wirklich tönte da eine sonderbare Musik leise auf den Gang<br />

heraus. <strong>Ein</strong> Fiedelbogen kratzte fürchterlich hoch und immerwährend<br />

in ein und demselben Ton die Umrisse eines Gassenhauers,<br />

und zwei fadendünne Kinderstimmen sangen dazu:<br />

»Frau Pick,<br />

Frau Hock,<br />

Frau Kle <strong>–</strong> pe <strong>–</strong> tarsch,<br />

se stehen beirenond<br />

und schmusen allerhond <strong>–</strong> <strong>–</strong>«<br />

Es war wie Wahnwitz und Komik zugleich, und ich mußte wider<br />

Willen hellaut auflachen.<br />

»Schwiegersohn Schaffranek <strong>–</strong> seine Frau verkauft auf dem<br />

Eiermarkt Gurkensaft gläschenweise an die Schuljugend <strong>–</strong> läuft<br />

den ganzen Tag in den Büros herum«, fuhr Charousek grimmig<br />

fort, »und erbettelt sich alte Briefmarken. Die sortiert er dann,<br />

und wenn er welche darunter findet, die zufällig nur am Rande<br />

gestempelt sind, so legt er sie aufeinander und schneidet sie<br />

durch. Die ungestempelten Hälften klebt er zusammen und verkauft<br />

sie als neu. Anfangs blühte das Geschäft und warf manchmal<br />

fast einen <strong>–</strong> Gulden im Tag ab, aber schließlich kamen die<br />

Prager jüdischen Großindustriellen dahinter <strong>–</strong> und machen es<br />

jetzt selber. Sie schöpfen den Rahm ab.«<br />

»Würden Sie Not lindern, Charousek, wenn Sie überflüssiges<br />

Geld hätten?« fragte ich rasch. <strong>–</strong> Wir standen vor Hillels Tür<br />

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