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22. <strong>Internationales</strong> <strong>Film</strong> <strong>Festival</strong> <strong>Innsbruck</strong><br />

28. Mai bis 2. Juni 2013<br />

Leokino / Cinematograph<br />

Interview mit Helmut Groschup, <strong>Festival</strong>direktor des Internationalen <strong>Film</strong> <strong>Festival</strong>s <strong>Innsbruck</strong><br />

Welche <strong>Film</strong>e zeigt das Internationale <strong>Film</strong> <strong>Festival</strong> <strong>Innsbruck</strong>, und worin sehen Sie die<br />

gesellschaftliche Aufgabe des <strong>Festival</strong>s?<br />

Wir zeigen <strong>Film</strong>e auf hohem künstlerischen Niveau, die den Weg nicht immer ins Kino finden, da sie<br />

kompliziert sind und spezielle Themen ansprechen – manche <strong>Film</strong>e haben sozialpolitischen Inhalt,<br />

d.h. sie zeigen unverblümt den Alltag in fernen Ländern, die bei uns durch Vereinfachungen und<br />

Klischees v.a. in den Medien kitschig dargestellt werden oder über die Fehlinformationen verbreitet<br />

werden. Also kommt zur Unterhaltung etwas Bildung. Ethnokitsch versuchen wir zu vermeiden. Die<br />

Probleme sind ja mittlerweile überall dieselben. Es ist auch unsere Aufgabe die Menschen so zu<br />

zeigen, wie sie sind. Überall wird geliebt, gestritten, überall gibt es wirtschaftliche Konkurrenz, überall<br />

geht es ums Überleben. Aber wir wollen auch <strong>Film</strong>e, die einen Ausweg suchen aus der Krise und<br />

Utopien aufzeigen. Menschen ziehen sich auf Grund von Problemen zurück und kommunizieren auf<br />

eigenartige Weise. Die Menschheit wird auch älter und dieser Aspekt schlägt sich im aktuellen Kino<br />

wieder, man denke nur an den österreichischen Oscarpreisträger.<br />

Einer der diesjährigen Schwerpunkte liegt auf Kuba. Was hat Sie bewogen, <strong>Film</strong>e aus diesem Land zu<br />

zeigen? Und wie muss man sich die Bedingungen der <strong>Film</strong>produktion aufgrund der politischen Lage<br />

vorstellen?<br />

Aufgrund von Kontakten haben sich durch die Jahrzehnte Partnerschaften entwickelt. In Kuba hat<br />

alles mit einem <strong>Festival</strong>besuch in Havanna begonnen, mehr aus Neugierde. Kuba wurde entweder<br />

verunglimpft oder heroisch dargestellt, dass es in Kuba aber viele Komödien gibt, wusste man bei uns<br />

kaum. Vor einigen Jahren habe ich ein Buch über die kubanische <strong>Film</strong>komödie herausgegeben und<br />

eine Retrospektive zusammengestellt. Dies konnte nur gelingen, weil uns kubanische <strong>Film</strong>emacher<br />

Texte geschrieben haben, sehr regimekritische Texte. Dieses Buch wurde von den Autoritäten in<br />

Kuba nicht goutiert. Den ersten humorigen <strong>Film</strong> hat Tomás Gutiérrez Alea gemacht, "Der Tod eines<br />

Bürokraten" im Jahre 1968. Diesen <strong>Film</strong> haben wir in den 1990er Jahren im deutschen Sprachraum<br />

verliehen. Zu Beginn der 90er Jahre wurde in Kuba der <strong>Film</strong> "ALICIA im Dorf der Wunder" von Daniel<br />

Díaz Torres verboten. Wir haben den <strong>Film</strong> auf Österreichtour geschickt. Wir waren nach Berlin die<br />

Ersten, die diesen <strong>Film</strong> im Kino gezeigt haben, was allerding beim kubanischen <strong>Film</strong>institut auf<br />

Unverständnis gestoßen ist. Der Leiter der internationalen Abteilung, der dies erlaubte, verlor seinen<br />

Job und ist nach Florida ausgewandert, nicht nur deshalb. Nun ist es uns gelungen, die erste


österreichisch-kubanische Koproduktion anzuzetteln; diese wurde beim 20. IFFI zwischen dem<br />

<strong>Film</strong>emacher Daniel Díaz Torres und dem Salzburger Produzenten Josef Koschier vereinbart. Der<br />

<strong>Film</strong> kommt nach dem IFFI mit dem deutschen Titel "Annas <strong>Film</strong>" heraus. Dies erfüllt uns mit Stolz.<br />

Daniel Díaz Torres ist mittlerweile ein guter Freund von mir.<br />

Er ist der bekannteste <strong>Film</strong>emacher Kubas und leitet die internationale <strong>Film</strong>schule in der Nähe von<br />

Havanna. Sein Drehbuchschreiber Eduardo del Llano, ein Humorist, wird den <strong>Film</strong> in <strong>Innsbruck</strong><br />

präsentieren. Ich konnte ihm vor einigen Jahren die Übersetzung eines Romans vermitteln (Titel:<br />

"Drei"), der auch im <strong>Innsbruck</strong>er Skarabäus Verlag herausgegeben wurde.<br />

Sie arbeiten nun schon seit über 20 Jahren als <strong>Festival</strong>direktor. Wie muss man sich Ihre Arbeit und<br />

die Arbeit Ihres Teams vorstellen? Wie stoßen Sie auf all die interessanten <strong>Film</strong>e und wie viele <strong>Film</strong>e<br />

werden Sie wohl in 22 Jahren angeschaut haben?<br />

Ich bereise seit mehr als dreißig Jahren die wichtigsten europäischen <strong>Film</strong>festivals (teilweise auch als<br />

Journalist), zudem war ich auch in Afrika, Asien und Lateinamerika auf <strong>Film</strong>suche.<br />

Wie viele <strong>Film</strong>e ich gesehen habe, kann ich nicht mehr sagen, aber ich weiß, dass all diese <strong>Film</strong>e ein<br />

Chaos in meinem Kopf angerichtet haben.<br />

Das IFFI hat inzwischen dutzende Berater und Beraterinnen, da wir ein kleines Team sind und nicht<br />

für alle Teile der Welt Experten sein können. Diese BeraterInnen arbeiten für uns als Freelancer. Ich<br />

versuche meine Freizeit nicht im Kino zu verbringen. Eine Leidenschaft wurde zum Beruf und darunter<br />

leidet manchmal die Leidenschaft.<br />

Technik wird zunehmend leistbar und viele Menschen schaffen sich inzwischen Heimkinos an. Welche<br />

Konsequenzen und Tendenzen stellen Sie als <strong>Festival</strong>direktor bei <strong>Film</strong>, <strong>Film</strong>festivals und Kinos fest?<br />

Es werden nur jene Kinos sterben, die sich die neue digitale Technik nicht leisten können. Die<br />

Kulturpolitik sollte in jeder Stadt ein solches Kino finanzieren, sonst wandert das Kino komplett in die<br />

Wohnzimmer. Dadurch, dass es einfacher geworden ist, <strong>Film</strong>e zu machen, gibt es auch mehr <strong>Film</strong>e,<br />

die den Weg ins kommerzielle Kino nicht finden. Es gibt kaum noch <strong>Film</strong>clubs, der Kinomarkt verlegt<br />

sich schön langsam auf die Kauf-DVD-Schiene. Auch <strong>Film</strong>festivals wachsen nicht mehr so schnell.<br />

Wir waren damals Anfang der 1990er Jahre bei den ersten hinter den Großen wie Cannes, Locarno,<br />

Berlin und Venedig. <strong>Film</strong>festivals dienen der Bekanntmachung von <strong>Film</strong>en, sie sind der erste<br />

Publikumstest und viele <strong>Film</strong>e fliegen durch, auch gute, was der schlechten <strong>Film</strong>kritik anzukreiden ist,<br />

die wiederum die Verleiher, die keinen guten Überblick über das <strong>Film</strong>wesen haben, beeinflussen. Es<br />

gibt da auch so was wie eine Kinomafia, da kommt nicht jeder rein und die bilden auch in Nischen den<br />

Geschmack des Publikums. Da ist ein <strong>Film</strong>festival manchmal eine cineastische Erholung.<br />

Das leidige Thema Geld – welches Budget steht dem IFFI zur Verfügung und wie lässt es sich im<br />

internationalen Vergleich zu anderen <strong>Festival</strong>s ansiedeln?


1992 haben wir mit 50.000 Schillingen begonnen. Den finanziellen Höhepunkt erreichten wir beim 20.<br />

IFFI und nun gehts wieder leicht bergab, obwohl alles teurer wird. Aber da nützt kein Jammern nicht.<br />

es wachsen jetzt junge KulturarbeiterInnen nach, die müssen mit ihren Ideen das finanzielle Loch<br />

ausfüllen. Ich sage mal wir sind ein 100.000 Euro <strong>Film</strong>festival, und wir sind das beste 100.000<br />

Eurofilmfestival der Welt. Wir zeigen Longseller und nicht Bestseller, dies machen die kommerziellen<br />

Kinos.<br />

Seit über 20 Jahren findet das IFFI nun schon in Tirols Landeshauptstadt statt. Was können Sie uns<br />

über Tirol als <strong>Film</strong>land sagen? Gibt es viele Produktionen? Und fördern Sie als <strong>Festival</strong> auch<br />

Nachwuchskünstler?<br />

Ja. Dank Cine Tirol wird in Tirol viel gedreht, leider ist Tirol kein <strong>Film</strong>land was die Eigenproduktion<br />

betrifft, die wird kaum gefördert. Leute mit <strong>Film</strong>ambitionen wandern aus. So der Regisseur Ernst<br />

Gossner, der in Los Angeles lebt und dort eine <strong>Film</strong>firma hat. Er hat im letzten Sommer seine erste<br />

Großproduktion in Süd- und Nordtirol "Der stille Berg" mit internationaler Besetzung gedreht, dies<br />

auch mit einem kleinen Beitrag von Cine Tirol. Der oscarnominierte Kameramann Christian Berger<br />

aus <strong>Innsbruck</strong> meinte neulich, Tirol sei halt kein <strong>Film</strong>land, das müsse man akzeptieren und daran ist ja<br />

auch nichts Schlechtes. Trotzdem sind aus dem Umfeld des IFFI junge <strong>Film</strong>emacher aufgebrochen<br />

und haben mit sparsamen Budget begonnen, <strong>Film</strong>e zu machen. Melanie Hollaus aus Hall und der<br />

Kufsteiner Daniel Dlouhy werden ihre jüngsten <strong>Film</strong>e beim IFFI präsentieren. Melanie Hollaus drehte<br />

nach einer Idee von mir "Bocksiedlung", eine Bestandsaufnahme jenischer Kultur in Tirol und Daniel<br />

Dlouhy begab sich nach Peru, wo sein <strong>Film</strong> "Ein Stück Paradies" über Tiroler Auswanderer im Dorf<br />

Pozuzo entstand. Beide <strong>Film</strong>e stufe ich als No-Budget <strong>Film</strong>e ein. Ich gestehe beiden eine Zukunft als<br />

erfolgreiche <strong>Film</strong>emacher zu. Das ist eben auch ein Erfolg des IFFI. Die beiden haben auch während<br />

der letzten Jahre auf meinen Auftrag hin Portraits von <strong>Film</strong>emachern des IFFI hergestellt, es entsteht<br />

die "IFFI Rolle", ein interessantes Langzeitprojekt, das unsere Anliegen gut dokumentiert. Ich<br />

verweise auch auf den <strong>Film</strong>emacher Otto Licha aus <strong>Innsbruck</strong>, der auch Beiträge für dieses Projekt<br />

hergestellt hat und einen lustigen <strong>Film</strong> über das IFFI zusammengestellt hat. Mirjam Dvorak hat ein<br />

Portrait von mir gemacht, das in drei Teilen auf Youtube zu sehen ist. Außerdem gibt es das Buch<br />

"Poetik des Zeigens", das beim <strong>Innsbruck</strong>er Limbus Verlag erschienen ist. Seit 10 Jahren leite ich an<br />

der <strong>Innsbruck</strong>er Vergleichenden Literaturwissenschaft der Uni <strong>Innsbruck</strong> eine Lehrveranstaltung, die<br />

eng mit dem IFFI verbunden ist.<br />

MEDIENSERVICE: Pressebüro IFFI, Laura Schmidt: press@iffi.at, T +43.699.18105221<br />

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