Backstage Nachgefragt bei Oliver Coppeneur - CCC Confiserie ...
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Prominente Antworten | SevenEleven<br />
<strong>Backstage</strong><br />
<strong>Nachgefragt</strong> <strong>bei</strong> <strong>Oliver</strong> <strong>Coppeneur</strong><br />
<strong>Oliver</strong> <strong>Coppeneur</strong>, Konditor-Meister und Inhaber der Manufaktur <strong>Confiserie</strong> <strong>Coppeneur</strong><br />
et Compagnon, zu den unternehmerischen Erfolgsfaktoren Qualität und Individualität,<br />
Innovation und Design.<br />
Herr <strong>Coppeneur</strong>, warum nennen Sie Ihr<br />
Unternehmen „Atelier“?<br />
Das Wort Pralinen- oder Schokoladenfabrik<br />
löst <strong>bei</strong> vielen Menschen hochemotionale<br />
Gefühle und Kindheitsträume<br />
aus. So wird es auch tendenziell von industriellen<br />
Fabrikationen suggeriert. Wir<br />
sind jedoch Handwerker – eher sogar<br />
Kunst-Handwerker. Das Wort „Atelier“<br />
passt demzufolge bestens zu uns, denn<br />
es kommuniziert, wie wir zu unserem<br />
Schaffen stehen.<br />
Kann man Sie und Ihr Team als „Schokoladenkünstler“<br />
bezeichnen?<br />
Ja, denn wir stellen Schokolade handwerklich<br />
her, beginnend von der Bohne<br />
ab. Alleine das ist schon einzigartig in<br />
Deutschland. Und selbst weltweit ist diese<br />
Gruppe der wahren Chocolatiers sehr<br />
überschaubar. Unser Kunsthandwerk<br />
besteht darin, Schokoladen als kulinarische<br />
Vertreter ihrer Herkunft zu schaffen;<br />
im Geschmack so rein und authentisch,<br />
wie es nur irgendwie möglich ist. Das ist<br />
wahre Kunst!<br />
Wie und wann haben Sie Ihre Leidenschaft<br />
zur Schokolade entdeckt?<br />
Als Schüler durfte ich ein Berufsorientierungs-Praktikum<br />
in einem Unternehmen<br />
absolvieren, das Rohstoffe für Konditoreien<br />
herstellt, wie <strong>bei</strong>spielsweise Marzipan<br />
und Krokant, aber auch Nougat und Schokolade.<br />
Das hat mich nachhaltig geprägt,<br />
© <strong>Confiserie</strong> <strong>Coppeneur</strong> et Compagnon<br />
Mit der Manufaktur <strong>Confiserie</strong> <strong>Coppeneur</strong><br />
et Compagnon steht <strong>Oliver</strong> <strong>Coppeneur</strong> seit<br />
zwanzig Jahren für erlesene Kreationen aus<br />
Kakao. In Bad Honnef schaffen der Konditor-Meister<br />
und sein Team Produkte für<br />
anspruchsvolle Gaumen. Die Einführung<br />
der Marke ‚coppeneur’ 2002 war der Beginn<br />
eines neuen Bewusstseins und innovativer<br />
Produktgruppen. 2005 konnte <strong>Coppeneur</strong><br />
die Passion Kakao vervollständigen: Mit der<br />
Herstellung der eigenen Schokolade ab der<br />
Kakaobohne. Höchste Qualität und Individualität,<br />
Innovation und Design begleitet<br />
<strong>Oliver</strong> <strong>Coppeneur</strong> in all seinem Schaffen.<br />
creditreform 7 | 2013 55
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so dass ich nach der Schule eine Ausbildung<br />
zum Konditor antrat.<br />
Sie stellen ungefähr 280 verschiedene Produkte<br />
her. Wer ist für die Entwicklung zuständig?<br />
Entgegen landläufiger Meinung, schokoladige<br />
Innovationen entstünden durch Geistesblitze<br />
oder seien gar Zufallsprodukte, sind Entwicklungen<br />
<strong>bei</strong> uns Ergebnisse einer klar strukturierten<br />
und unentwegten Ar<strong>bei</strong>t unseres Unternehmensorgans<br />
„Forschung und Entwicklung“, das<br />
von der Konditormeisterin Laura Obst geleitet<br />
wird. Im Übrigen ist die Produktvielfalt deutlich<br />
höher als 280. Auf ein Jahr betrachtet, wird<br />
die Anzahl sogar <strong>bei</strong> einem Vielfachen dessen<br />
liegen.<br />
Was unterscheidet Sie von anderen Marktanbietern<br />
in diesem Segment?<br />
Natürlich steht über allem die Produkt- und<br />
die Service-Qualität. Als <strong>Confiserie</strong> zeichnet<br />
sich <strong>Coppeneur</strong> aber weiter durch ihren Sortimentsmix<br />
aus. Kaum ein Hersteller deckt so<br />
viele Produktgruppen ab. Die Produktionstiefe<br />
allerdings verleiht uns geradezu eine Alleinstellung.<br />
Während der Name „Chocolatier“<br />
von vielen Unternehmen gerne als Titel getragen<br />
wird, die fremd hergestellte Schokoladen<br />
letztendlich nur umschmelzen, stellen wir<br />
hingegen tatsächlich noch Schokolade handwerklich<br />
selber her – und das beginnend ab<br />
der Kakaobohne. Dies ist der offensichtlichste<br />
Unterschied.<br />
Nach eigenen Aussagen spielen Sie mit Ihren<br />
Produkten in der Championsleague. Ihre<br />
Pralinés verwöhnen First-Class-Reisende<br />
der Lufthansa ebenso wie die Gäste auf dem<br />
Traumschiff „MS Europa“. Was denken Sie,<br />
ist Ihr Erfolgsgeheimnis?<br />
So geheim ist das Geheimnis nicht. Wir entwickeln<br />
unsere Produkte stets so lange, bis dass<br />
wir zur Einstellung gelangen, dass es gegenwärtig<br />
nicht besser geht und es kein besseres<br />
Produkt am Markt gibt. Dies wird durch<br />
Blindverkostungen ermittelt. Größtenteils deckt<br />
sich auch unsere Beurteilung mit der unserer<br />
Kunden. Zuweilen jedoch trennt uns allerdings<br />
die Preissensibilität unserer Kunden vom vollkommenen<br />
Erfolg.<br />
Stimmt es, dass Sie nichts dem Zufall überlassen<br />
und sogar die Kakaobohnen vor Ort<br />
aussuchen?<br />
Gottvertrauen – kein Zufall, das trifft es besser!<br />
Zumindest bereise ich regelmäßig Kakaoplantagen.<br />
Wichtig ist es, dass man als Chocolatier<br />
die Kakaofarmer kennt und sich mit den Gegebenheiten<br />
und deren Ar<strong>bei</strong>tsprozessen auseinandersetzt.<br />
Der Aufbau von Partnerschaften<br />
erzeugt gegenseitiges Vertrauen, und dieses<br />
stellt für uns eine deutlich größere Sicherheit<br />
dar als jegliche Art von Kontrolle. Diese allerdings<br />
erfolgt sofort nach Anlieferung der Kakaobohnen<br />
prozessgesteuert, beginnend mit<br />
sensorischen Prüfungen wie auch chemischen<br />
Untersuchungen – weitgehend sogar in unserem<br />
eigenen Labor.<br />
Wer ist eigentlich „süßer“? Männer oder<br />
Frauen?<br />
Tja – süß. Süß sind wir ja gar nicht so sehr.<br />
Aber sicher kann ich sagen, dass sich Männer<br />
wie Frauen gleichermaßen für kulinarische<br />
Hochgenüsse begeistern.<br />
Sie sind nicht nur Unternehmenschef mit einem<br />
Team von 100 Menschen, sondern auch<br />
Vater von fünf Kindern. Wie bringen Sie Beruf<br />
und Privates unter einen Hut?<br />
Die 100 Menschen werden ja nicht ausschließlich<br />
vom Unternehmer sondern viel mehr von<br />
sechs Unternehmensorganleitern geführt. Insofern<br />
kann ich mich an meinem Familienleben<br />
gleichermaßen wie an meiner beruflichen Passion<br />
erfreuen.<br />
Was ist für Sie Glück?<br />
Ich komme viel herum auf dieser Welt und habe<br />
für mich festgestellt, dass Glück oder „glücklich<br />
sein“ offensichtlich nur bedingt etwas mit<br />
finanziellem Wohlstand zu tun haben muss.<br />
Glück ist für mich, gesund zu sein und geliebt<br />
zu werden.<br />
Wenn Sie sich auf eine Zeitreise begeben<br />
könnten, wo ginge die hin?<br />
Ich würde eine solche Reise nicht antreten wollen,<br />
ich bin mit der Gegenwart sehr zufrieden.<br />
Wovon würden Sie sich nie trennen?<br />
Von meiner Frau und meinen Kindern wollte<br />
ich mich niemals trennen.<br />
Wie entspannen Sie nach einem anstrengenden<br />
Tag?<br />
Ein wirkliches Ritual habe ich nicht, welches<br />
gleichermaßen erfolgreich auf die verschiedenen<br />
Arten von Anstrengungen wirkt. Glücklicherweise<br />
sind meine Interessen sehr weit<br />
gefächert.<br />
Übrigens: Macht Schokolade wirklich glücklich?<br />
Genussvolles genießen zu können, macht sicher<br />
glücklich. Deswegen bemühen wir uns,<br />
in unserer Kommunikation auch Anleitungen<br />
zum Genießen zu geben. Denn final wollen wir<br />
unserem Unternehmensslogan gerecht werden:<br />
„Manufaktur für Lebensfreude“.<br />
Die Fragen stellte Marie-José Kann-Hüting<br />
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creditreform 7 | 2013