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Brüglinger Mosaik 2015

Jahresbericht des Vereins Freunde des Botanischen Gartens in Brüglingen 2015.

Jahresbericht des Vereins Freunde des Botanischen Gartens in Brüglingen 2015.

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Üglinger<br />

Freunde des Botanischen Gartens in Brüglingen<br />

mosaik<br />

<strong>2015</strong>


mehr als die summe<br />

seiner teile<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

liebe Freunde des Botanischen Gartens in Brüglingen<br />

Ein Garten ist immer mehr als die Summe seiner Teile. Seine<br />

Anziehungskraft liegt eher im geheimnisvollen «Geist des<br />

Ortes» als in den einzelnen Pflanzen. In Brüglingen tragen<br />

die Sammlungen dazu bei, dass es immer wieder<br />

etwas zu entdecken gibt, sowohl aus der Ferne, als<br />

auch mittendrin. In dieser Ausgabe nehmen wir vier<br />

Sammlungen der Merian Gärten unter die Lupe.<br />

Eine Einführung dazu gibt uns Barbara Wüthrich<br />

in ihrem Artikel. Der Beitrag von Roland Dünner bringt<br />

Ihnen passend zum Frühling den märchenhaften Zauber<br />

der Rhododendronsammlung näher. Bunt, wie die «Farben des<br />

Regenbogens», ist die Irissammlung, über deren Geschichte Anne<br />

Rostek viel Wissenswertes vermittelt. Zu einem virtuellen Rundgang<br />

durch das Reich der «Königin der Kletterpflanzen», der Clematis,<br />

entführt uns Anne Forster mit ihrer lebhaften Schilderung<br />

des Charakters der einzelnen Arten. Martin Gmeinder stellt uns<br />

dann die Gattung Efeu vor, nicht wegen ihrer Blüten geschätzt, sondern<br />

der reichhaltigen, immergrünen Vielfalt ihrer Blätter wegen.<br />

Diese vier Sammlungen sind auch das Thema einer Vortragsreihe<br />

der Volkshochschule beider Basel, die von April<br />

bis Juni im Lehmhaus stattfinden wird.<br />

Für das Mitarbeiterporträt hat Christian Stoll<br />

Denise Marti in den Stall begleitet und sich mit ihr<br />

über ihren Hintergrund, ihr Glück am Arbeitsplatz<br />

bei den Tieren und ihre Vorstellungen von der Zukunft<br />

unterhalten. Das neue Buch ‹Natürlich – mein<br />

Garten›, von unserem langjährigen Vereinsmitglied Maria<br />

Flury, macht Lust auf Gartenliteratur. Den Jahresbericht<br />

hat Vize-Präsident Christoph Wicki verfasst, da das Vereinspräsidium<br />

noch vakant ist.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen,<br />

bis bald mal wieder in Brüglingen<br />

joanne glÄttli, Redaktion<br />

‒1‒


die sammlungsgÄrten<br />

in brÜglingen<br />

Das Wissen um die Vielfalt innerhalb der Arten und Sorten zu sammeln und zu vermitteln,<br />

ist Zweck der Pflanzensammlungen in den Merian Gärten. Viele davon gehen<br />

auf die Aktivitäten des Freundesvereins im Zusammenhang mit der ‹Grün 80› zurück.<br />

Um es gleich vorweg zu nehmen: Für eine<br />

Pflanzensammlung gibt es keine offizielle<br />

Definition. Trotzdem soll hier der Versuch<br />

einer Antwort im Hinblick auf botanische<br />

Gärten gewagt werden. Der Duden schreibt<br />

zum Begriff Sammlung: «Eine Sammlung<br />

ist die Gesamtheit gesammelter Gegenstände»,<br />

in unserem Falle Pflanzen. Nun gibt es<br />

in einer Anlage wie den Merian Gärten<br />

schier unendlich viele Pflanzen, und im<br />

Grunde sind all jene Pflanzen gesammelt,<br />

die am Ort ihres Blühens nicht natürlich<br />

vorkommen. Fast jeder Hausgarten wäre<br />

somit eine Pflanzensammlung, was dann als<br />

Definition doch etwas zu schwammig wäre.<br />

Vielleicht müsste das Augenmerk zuerst auf<br />

die Aufgaben eines botanischen Gartens gerichtet<br />

werden. Dazu gibt es offizielle Definitionen,<br />

zum Beispiel folgende von Wyse<br />

Jackson and Sutherland (2000): «Botanische<br />

Gärten sind Institutionen, welche<br />

dokumentierte Sammlungen von lebenden<br />

Pflanzen zum Zwecke der wissenschaftlichen<br />

Forschung, Erhaltung, Ausstellung<br />

und Bildung halten.»<br />

Zusammenfassend lässt sich also sagen:<br />

Eine Pflanzensammlung besteht aus<br />

dokumentierten, am Ort nicht natürlich<br />

vorkommenden Pflanzen, mit denen Wissen<br />

gesammelt und /oder vermittelt wird.<br />

die sammlungen der<br />

merian gÄrten<br />

Jede Pflanze der zahlreichen Sammlungen<br />

der Merian Gärten wird in einer Datenbank<br />

genau erfasst. So kann jederzeit Name, Herkunft<br />

und Pflanzjahr eines Exemplars angegeben<br />

werden. Auch an ihrem Standort wer-<br />

den die Pflanzen immer mit einem kleinen<br />

Täfelchen beschriftet.<br />

Die Sammlung historischer Iris barbata-elatior<br />

ist wohl die beliebteste in den<br />

Merian Gärten. Sie ist eine der bekanntesten<br />

Sammlungen dieser Art in Europa, weil sie<br />

viele alte Kultursorten enthält, die heute<br />

nicht mehr im Handel angeboten werden<br />

können. Da viele dieser Sorten wüchsiger,<br />

stabiler und unempfindlicher als moderne<br />

Sorten sind, lohnt sich deren Erhalt.<br />

Die Pfingstrosensammlung ist zwar<br />

viel kleiner, aber wegen ihrer Blütenpracht<br />

ebenfalls sehr beliebt. Die Sammlung zeigt<br />

eine kleine Zusammenfassung der Vielfalt<br />

innerhalb der Staudenpäonien. Die Stifterin<br />

Helene von Stein wollte damit Pflanzenliebhaber<br />

inspirieren und neue Gartenfreunde<br />

dazugewinnen.<br />

‒3‒


sammlungsgÄrten in brÜglingen<br />

Auch bei der Clematis-, Efeu- und Fuchsiensammlung<br />

geht es in erster Linie darum,<br />

Wissen um die Vielfalt innerhalb der Arten<br />

und Sorten zu vermitteln und mit einer langen<br />

Blütezeit oder tollem Blattschmuck die<br />

Gartenliebhaber zu begeistern.<br />

Einen historischen Hintergrund hat<br />

die Kübelpflanzensammlung: Bereits Christoph<br />

Merian hatte aus Prestigegründen eine<br />

grosse Kübelpflanzensammlung besessen.<br />

Für die ‹Grün 80› versuchte man, diese zu<br />

rekonstruieren. In den Jahren danach vergrösserte<br />

sie sich kontinuierlich.Der für die<br />

‹Grün 80› vom schweizerischen Drogistenverband<br />

gestiftete Arzneipflanzengarten<br />

wird gleich von mehreren Parteien zum<br />

Lehren und Lernen verwendet. So kommen<br />

die PharmaziestudentInnen der Uni Basel<br />

bereits seit etwa 30 Jahren. Speziell für sie ist<br />

auch ein Giftpflanzenlehrpfad ausgesteckt.<br />

Gärtnerklassen der Umgebung sind regelmässig<br />

in den Merian Gärten, da es hier fast<br />

alle Pflanzen gibt, die Lernende kennen<br />

müssen. Die Pflanzensammlungen der Merian<br />

Gärten dienen also insbesondere der<br />

Wissensvermittlung, sollen jedoch gleichzeitig<br />

auch das Auge erfreuen.<br />

barbara wÜthrich<br />

Sammlungsbetreuerin Merian Gärten<br />

kleine geschichte des<br />

pflanzensammelns<br />

Mit einer Expedition in das Land Punt, organsiert<br />

von der Pharaonin Hatschepsut,<br />

beginnt um 1500 vor Christus die<br />

Geschichte des Pflanzensammelns. Die Römer<br />

kauften Räucher- und Duftpflanzen<br />

gebrauchsfertig als Duftstoffe in den Herkunftsländern.<br />

Mit den Entdeckungen neuer<br />

Länder in der Neuzeit wurden viele Heilund<br />

Nutzpflanzen nach Europa eingeführt,<br />

zum Beispiel Kartoffeln, Mais, Tomaten.<br />

Ausserdem kamen auch die ersten Zier-<br />

pflanzen nach Europa. Beispielsweise löste<br />

die Tulpe im 17. Jahrhundert ein richtiges<br />

Tulpenfieber aus.<br />

Im 17., 18. und 19. Jahrhundert reisten<br />

Abenteurer («Reisebotaniker») in fremde<br />

Länder, um nach unbekannten Pflanzen zu<br />

forschen. Ihr bekanntester Vertreter ist Alexander<br />

von Humboldt. Sir Joseph Banks<br />

brachte von seiner Südseereise 1300 neue<br />

Arten und 110 neue Gattungen mit, die für<br />

weiterführende Studien in den KewGardens<br />

untergebracht wurden. Später wurde das<br />

Pflanzensammeln zunehmend kommerzia-<br />

lisiert: «Pflanzenjäger» jagten im Auftrag<br />

weltweit nach unbekannten Pflanzen. Um<br />

ihren Seltenheitswert noch zu steigern, wurde<br />

bisweilen auch zu schändlichen Mitteln<br />

gegriffen: Der Bremer Kaufmann Frederik<br />

Sander etwa liess seine Auftragnehmer die<br />

Gebiete, in denen sie Orchideen gesammelt<br />

hatten, nach dem Sammeln niederbrennen.<br />

Viele ehemalige Raritäten sind heute<br />

ein gewöhnlicher Anblick in unseren Gärten.<br />

Exkursionen zur Entdeckung neuer<br />

Pflanzen zu finanzieren, dafür wären Ausbeute<br />

und Prestigegewinn heute zu gering.<br />

‒4‒


hododendren — blÜhende<br />

mÄrchenwÄlder<br />

Das Rhododendrontal in Brüglingen versprüht den Zauber eines verträumten<br />

Märchenwaldes. Die anmutigen Blumen mit dem eigentümlichen Charme<br />

bergen eine interessante Geschichte.<br />

Beim Anblick der bunt blühenden Kulisse<br />

wähnt man sich fast in einem verlassenen<br />

Paradies. Planer und Schöpfer des Rhododendrontals<br />

in Brüglingen war der Gartenarchitekt<br />

Paul Schönholzer aus Riehen, der<br />

die Anlage anlässlich der Errichtung der<br />

‹Grün 80› entwarf. Ein Rhododendrongarten<br />

in Brüglingen war schon zuvor mehrere<br />

Male diskutiert, doch wegen finanzieller Bedenken<br />

verworfen worden. Als nämlich<br />

1977 Dr. von Hirsch verstarb, hinterliess er<br />

neben einer stattlichen Kunstsammlung einen<br />

grossen, gepflegten Garten mit vielen<br />

botanischen Raritäten, darunter eine beachtliche<br />

Anzahl von Rhododendren. Die<br />

Pflanzen vermachte er seinen beiden langjährigen<br />

Gärtnern, die diese jedoch mangels<br />

eines dafür notwendigen grossen Grundstücks<br />

nirgendwo unterbringen konnten.<br />

Dank ihrer engen Beziehungen zum Verein<br />

der Freunde des Botanischen Gartens wurde<br />

infolgedessen die Idee des Rhododendrongartens<br />

wieder aufgegriffen. Die Errichtung<br />

der ‹Grün 80› beschleunigte zudem<br />

verschiedene Ausbauprojekte des Botanischen<br />

Gartens, und mit tatkräftiger<br />

Unterstützung des Vereins, der sich mit einer<br />

Spendensammlung an den Kosten beteiligte,<br />

wurde das geplante Rhododendrontal<br />

doch in Angriff genommen.<br />

Das Kernstück der Anlage bildet noch<br />

heute die Hirsch-Sammlung, die von ihrem<br />

ursprünglichen Standort im Garten der Familie<br />

Hirsch an der Engelgasse nach Brüglingen<br />

umgepflanzt wurde. Sie besteht im Wesentlichen<br />

aus ansehnlichen Einzelexemplaren;<br />

es sind dies neben englischen Sorten<br />

und Wildformen auch ältere Sorten, die der<br />

Zucht des bekannten deutschen Rhododendronzüchters<br />

Dietrich Hobbie entstammen.<br />

1982 wurden diese Kernsammlung<br />

um einige zugekaufte Jungpflanzen ergänzt<br />

und 1985 umfasste das Rhododenrontal bereits<br />

um die 340 Sorten und Arten, deren<br />

Hälfte aus der Hirsch-Sammlung stammte,<br />

die zudem 50 reine Wildarten beinhaltete.<br />

das brÜglinger rhododendrontal<br />

heute<br />

Gegenwärtig befinden sich im Rhododendrontal<br />

zirka 365 Rhododendren. 291 haben<br />

‒5‒


hododendren — blÜhende mÄrchenwÄlder<br />

Im <strong>Brüglinger</strong> Rhododendrontal (2005)<br />

‒6‒<br />

bereits geblüht, 214 sind bestimmt, darunter<br />

sind 46 Wildarten. Die Anlage ist eine<br />

der bedeutendsten in der gesamten Schweiz<br />

und sehr sehenswert, gerade mit der<br />

Unterbepflanzung von Schattenstauden zu<br />

Rhododendren, wobei die Reviergärtnerin<br />

Sabine Roth ihren grünen Daumen im Spiel<br />

hatte. So stösst man beim Schlendern durch<br />

den <strong>Brüglinger</strong> Märchenwald heute neben<br />

Rhododendren auf verschiedene Farne, Elfenblumen,<br />

Astilben, Schaumkresse, Porzellanblümchen,<br />

Schaumblüten und viele<br />

andere interessante Gewächse.<br />

der zauber der<br />

rhododendren<br />

Den eigentümlichen Charme eines Märchenwaldes<br />

entfacht das Rhododendrontal<br />

mit unterschiedlichen immergrünen Blättern<br />

während des ganzen Jahres, herrlichen<br />

Düften im Frühling, prächtig leuchtenden<br />

Blüten mit einer grossen Farbenvielfalt und<br />

herrlichen Stammformen alter Gewächse.<br />

Besonders im Frühjahr erheitert die sagenhafte<br />

Kulisse das Gemüt, regt die Phantasie


an und lässt den Spazierenden zuweilen einen<br />

Moment lang innehalten. Dabei steckt<br />

Zauber bereits in der Bedeutung des Wortes<br />

Rhododendron: Der Begriff setzt sich aus<br />

dem altgriechischen ρόδον (rhódon «Rose»)<br />

und δένδρον (déndron, «Baum») zusammen,<br />

bedeutet also «Rosenbaum». Doch die<br />

alten Griechen bezeichneten mit diesem Begriff<br />

den Oleander, denn unsere heutigen<br />

Rhododendren waren ihnen gänzlich unbekannt.<br />

Erst viel später, im Jahre 1553, wird<br />

der Begriff im Zusammenhang mit unserem<br />

Rhododendron ferrugineum (Alpenrose)<br />

erstmals erwähnt. Passen tut er allemal,<br />

denn zahlreiche Rhododendronwildarten<br />

wachsen in der Tat zu richtigen Bäumen heran<br />

und werden mit ihren rosenartigen Blüten<br />

ihrem antiken Namen gerecht.<br />

Erstaunlicherweise gehören Rhododendren<br />

zur Familie der Heidekrautgewächse<br />

Erikaceae. Der Botaniker unterscheidet<br />

somit wissenschaftlich nicht zwischen<br />

Azaleen und Rhododendren; Gärtner<br />

und Pflanzenliebhaber dagegen sehr wohl<br />

– eine Unterscheidung, die sich seit 300 Jahrhododendren<br />

— blÜhende mÄrchenwÄlder<br />

ren bewährt hat und gerade den ganz speziellen<br />

Charakter des Rhododendrons ausmacht:<br />

Im Gegensatz zu den immergrünen<br />

Rhododendren werfen Azaleen im Herbst<br />

ihre Blätter ab.<br />

herkunft<br />

Weltweit gibt es über 1000 verschiedene<br />

Rhododendron-Wildarten, wobei sieben<br />

Hauptverbreitungsgebiete unterschieden<br />

werden: Der Himalaya, die chinesische<br />

Küste, Nordasien, Japan, der Malaiische Archipel,<br />

Europa und Amerika. 70 Prozent aller<br />

Wildarten sind in China beheimatet. In<br />

der Schweiz haben wir die rostblättrige Alpenrose,<br />

die bewimperte Alpenrose und als<br />

dritte Gattung eine Naturhybride zwischen<br />

diesen beiden Arten. Aufgrund der klimatischen<br />

Verhältnisse wachsen in Afrika und<br />

Südamerika keine Rhododendren.<br />

pflanzhinweise<br />

Die schweizerische Alpenrose wächst hier<br />

in Gebirgsregionen mit hoher Niederschlagsmenge,<br />

wo das Wasser ablaufen<br />

Rhododendron discolor-Hybride<br />

‒7‒


hododendren — blÜhende mÄrchenwÄlder<br />

‹New Comet›, R. luteum-Sämling,<br />

‹Schöne vom Zürichsee›<br />

kann. Eine überhöhte Pflanzung und ein<br />

entsprechend guter Wasserabfluss sind für<br />

das Gedeihen von Rhododendren unerlässlich.<br />

Die Pflanzen wachsen auf relativ saurem<br />

Boden mit einem tiefen pH-Wert, so<br />

etwa auf Rohhumusschichten oder – wie in<br />

China – in der Nähe von Tiefwurzlern wie<br />

Föhren und Eichen, deren Laub und Nadeln<br />

für einen idealen Nährboden sorgen. Als<br />

Bodensubstrat für Rhododendrenbeete<br />

sind am besten geeignet Torf oder Moorbeeterde,<br />

Kokosfasern, mineralisches Gestein<br />

auf saurem Schiefer oder Granit. Die<br />

ideale Zeit zur Auspflanzung ist im Winterhalbjahr<br />

von Mitte September bis Ende<br />

April/Mitte Mai.<br />

Die Pflanzen sollten jeweils vor der<br />

Blüte gegen Ende März beziehungsweise<br />

Anfang April sowie nach der Blüte Ende Mai<br />

beziehungsweise Anfang Juni mit einem<br />

sauer wirkenden Rhododendron-Dünger<br />

(kalk- und chlorfrei) gedüngt werden. Um<br />

im kommenden Jahr bis zu 30 Prozent mehr<br />

Blumen zu erreichen, muss man alle verblühten<br />

Blumen möglichst ausbrechen und<br />

‒8‒<br />

am besten unmittelbar nach der Blüte mit<br />

dem Rückschnitt beginnen – ein Quentchen<br />

Liebe gehört natürlich wie bei allen<br />

Sachen auch dazu.<br />

roland dÜnner<br />

ehemaliger Obergärtner<br />

Park Seleger Moor, Rifferswil<br />

vortrag:<br />

«Rododendren – blühende Märchenwälder»<br />

Roland Dünner, ehemaliger Obergärtner<br />

Park Seleger Moor<br />

Donnerstag, 30. April, 18:30 Uhr, Lehmhaus<br />

Veranstalterin: Volkshochschule Beider Basel


iris — die farben<br />

des regenbogens<br />

Wer im Frühling, besonders im Monat Mai, in den Merian Gärten spazieren geht, der stösst<br />

unweigerlich auf ein farbenprächtiges, duftendes Blütenmeer. Zwischen der Berrischeune und<br />

der Villa Merian erstreckt sich auf rund 2600 m 2 die europaweit grösste Sammlung an Iris.<br />

Von Fachleuten über viele Jahre hin sorgsam<br />

aufgebaut, sucht die Iris-Sammlung<br />

mit ihren an die 2 000 Arten und Sorten auf<br />

dem Kontinent ihresgleichen. Eine ähnliche,<br />

kleinere Sammlung findet sich nur im<br />

Botanischen Garten von Pruhonice (Tschechien).<br />

Basel kann also stolz auf den Besitz<br />

dieses Pflanzenschatzes sein, der sich sowohl<br />

aus Wildarten als auch gezüchteten<br />

Sorten aus der Gruppe der Bartiris Iris germanica<br />

zusammensetzt. Auf die Geschichte<br />

der letzteren wird hier speziell eingegangen,<br />

da diese die unangefochtenen Protagonisten<br />

der Sammlung sind.<br />

name und geschichte<br />

Kaum eine andere Pflanze überrascht mit<br />

solch ausserordentlicher Farbenvielfalt wie<br />

die Gattung Iris (zu Deutsch auch Schwertlilie),<br />

die nach der gleichnamigen griechischen<br />

Götterbotin benannt wurde. Der Sage<br />

nach wandelte Iris in ihrer Funktion als<br />

Überbringerin von Nachrichten zwischen<br />

den Göttern des Olymps und den Menschen<br />

über einen Regenbogen zur Erde.<br />

Betrachtet man das reiche Farbenspiel der<br />

Pflanzen, hätte die Gattung keinen treffenderen<br />

Namen erhalten können. Die einzige<br />

Farbe, die in der Iris genetisch nicht angelegt<br />

ist, ist reines Signalrot. Schon im Altertum<br />

finden wir zahlreiche Hinweise auf die<br />

Verwendung verschiedener Iris, sowohl zur<br />

Zierde in Gärten als auch zu medizinischen,<br />

kosmetischen und kulinarischen Zwecken.<br />

Die Römer etwa stellten mit Hilfe von Iriswurzeln<br />

Duftsalben her und parfümierten<br />

mit Wurzelstücken ihren Wein. Auch waren<br />

Irisblüten beliebte Motive in der Kunst und<br />

Teil von Wappen, wie etwa die berühmte<br />

Bourbonen-Lilie in Frankreich. Durch ihren<br />

dreiteiligen Blütenaufbau wurde die Iris<br />

über die Jahrhunderte auch zu einem religiösen<br />

Symbol für die göttliche Dreifaltigkeit.<br />

die gattung<br />

Botanisch gesehen gibt es in der Natur gegen<br />

200 Wildarten, von denen zirka 120 im<br />

‒10‒


iris — farben des regenbogens<br />

vielfÄltige iris (v.l.): Iris reticulata ‹Cantab›, Iris unguicularis, Iris barbata ‹Golden Panther›<br />

<strong>Brüglinger</strong> Steingarten zu finden sind. Die<br />

meisten stammen aus den gemässigten<br />

Breiten der Nordhalbkugel. Sie besiedeln jedoch<br />

ganz unterschiedliche Standorte. So<br />

finden wir Vertreter der Iris sowohl in<br />

Sumpfgebieten als auch trockenen Steppen,<br />

vom Gebirge bis ins Flachland. Dabei haben<br />

sie sich vom Wuchs optimal an ihre Lebensräume<br />

angepasst. Man denke etwa an die<br />

niedrigen Netzblatt-Iris Iris reticulata aus<br />

dem Kaukasus, der Türkei, Irak und dem<br />

Iran. Diese blühen bereits im zeitigen Frühjahr,<br />

ziehen im Sommer jedoch ein, um an<br />

ihrem Naturstandort der sommerlichen<br />

Hitze und Trockenheit zu entgehen. Die<br />

züchterisch am stärksten bearbeitete Art ist<br />

die der Iris germanica (Deutsche Schwertlilie),<br />

aus der unter anderem die verschiedenen<br />

Gruppen der edlen Bartiris hervorgingen,<br />

die in Brüglingen heute den Steingarten<br />

und die grosse Rasenfläche bewachsen.<br />

Diese unterscheiden sich von anderen<br />

Wildarten durch einen bartartigen Wuchs<br />

auf den Hängeblättern ihrer Blüten, der den<br />

bestäubenden Insekten als Landeplattform<br />

beim Anflug dient.<br />

Obwohl es eine Vielzahl sehr schöner, bartloser<br />

Irisarten gibt, war es gerade die bärtige<br />

Deutsche Schwertlilie, mit der Züchter<br />

Ende des 19. Jahrhunderts zu arbeiten begannen.<br />

Zunächst entstand aus der Kreuzung<br />

von kleinen Wildarten die Gruppe der<br />

Zwergiris. Diese kreuzte man mit der hohen<br />

Bartiris und erhielt eine Zwischengrösse<br />

(Iris barbata media-Gruppe). Eine wahre<br />

Explosion an neuen Sorten erlebte jedoch<br />

die hohe Bartiris ab dem 20. Jahrhundert.<br />

Züchter begannen weltweit damit, immer<br />

neue Farbvariationen zu kreieren. Bis heute<br />

‒11‒


eine grosse liebe<br />

Eine international anerkannte Iris-Züchterin,<br />

die für die Sammlung in Basel von<br />

grösster Bedeutung sein sollte, war Helene<br />

von Stein-Zeppelin. Schon früh interessierte<br />

sich die junge Gräfin für Pflanzen und<br />

entwickelte bald eine besondere Leidenschaft<br />

für Iris. So begann sie schon als Kind,<br />

eine eigene Sammlung an historischen Bartiris-Sorten<br />

aufzubauen. 1927 erbte sie im<br />

kleinen Weinort Laufen im deutschen Baden<br />

ein grosses Weingut von ihrer Grossmutter,<br />

das auch landwirtschaftlich genutzte Flächen<br />

besass. Nach einem Gartenbaustudium<br />

in Berlin-Dahlem begann die junge<br />

Gräfin umgehend mit dem Aufbau einer<br />

Staudengärtnerei, die unter anderem Iris als<br />

Spezialität anbot. Bis zum Beginn des zweiten<br />

Weltkrieges war die Iris-Sammlung der<br />

Gräfin bereits beachtlich gewachsen. Als jedoch<br />

der Krieg ausbrach, wurde die Gärtneiris<br />

— farben des regenbogens<br />

schenkung nach basel<br />

Nach Kriegsende kehrte die Laufener Gärtnerei<br />

zur Staudenproduktion zurück. Auch<br />

die vielen Iris-Sorten wurden in einer neuen<br />

Vergleichspflanzung angelegt, die bis Ende<br />

der 1960er Jahre auf über 1400 Sorten angewachsen<br />

war. Durch die alle vier Jahre anfallende<br />

Verschulung des kompletten Iris-Sortiments<br />

wurde die Schaupflanzung aber<br />

bald zu pflegeintensiv für die Gärtnerei.<br />

Schweren Herzens begab sich die nun weithin<br />

als «Iris-Gräfin» bekannte Helene von<br />

Stein-Zeppelin auf die Suche nach einem<br />

neuen Heim für ihre pflanzlichen Schützist<br />

daraus ein buchstäblicher Regenbogen<br />

an Sorten entstanden, der kaum noch<br />

Wünsche offen lässt.<br />

rei zwangsweise auf die Produktion von<br />

Obst und Gemüse umgestellt, so dass ihre<br />

Stauden dem Pflug weichen mussten. Auch<br />

ihre kostbaren Iris-Schätze mussten dabei<br />

drastisch reduziert werden. Helene von<br />

Stein-Zeppelin gelang es jedoch, ihre<br />

Sammlung mit wenigen Exemplaren pro<br />

Sorte, verteilt über die gesamte Gärtnerei<br />

und ihren Gutshof, durch die schweren Zeiten<br />

zu retten.<br />

linge. Zu ihrer grossen Freude akzeptierte<br />

die Merian-Stiftung in Brüglingen ihr Angebot<br />

einer Schenkung, damit die Sammlung<br />

erhalten und erweitert werden konnte.<br />

So wurden im Herbst 1969 über 1000 Bartiris-Sorten<br />

von Deutschland in die Schweiz<br />

transportiert.<br />

die sammlungsordnung<br />

Für den Laien mag die Sammlung der historischen<br />

und modernen, hohen Bartiris auf<br />

der grossen Rasenfläche vor der Scheune<br />

zunächst einfach wie ein farbenfroher Teppich<br />

erscheinen. Bei näherer Betrachtung<br />

zeigt sich jedoch die ausgeklügelte Struktur<br />

der Sammlung. Alle Sorten sind in schmalen<br />

Beetstreifen nach einem festgelegten<br />

Farbsystem angeordnet. Die einzelnen<br />

Farbklassen sind auf einem Etikett mit römischen<br />

Ziffern und Erläuterung zu Beginn<br />

jeder neuen Farbsektion ausgewiesen. Die<br />

einzelnen Sortenetiketten hingegen geben<br />

Aufschluss über Sortenname, Name des<br />

Züchters, seine Nationalität sowie das Erscheinungsjahr.<br />

‒12‒


iris — farben des regenbogens<br />

wertvolle pflanzen<br />

Bei genauerem Studium der Sortenetiketten<br />

zeigt sich, welch ungeheurer Wert in der<br />

Iris-Sammlung in Brüglingen steckt. Etwa<br />

ein gutes Drittel der Sorten wurde zwischen<br />

dem Ende des 19. und der Mitte des 20.<br />

Jahrhunderts gezüchtet. Viele dieser historischen<br />

Sorten sind heute nicht mehr auf<br />

dem Markt erhältlich und wären für immer<br />

verloren, wenn sie nicht in einer Sammlung<br />

weiter erhalten würden. Andere alte Sorten<br />

wiederum haben sich durch die Zeiten bewährt<br />

und sind noch heute in den Katalogen<br />

von Iris Spezialisten zu finden. Nicht zu<br />

unterschätzen ist auch das erhebliche genetische<br />

Potenzial alter Sorten im Hinblick auf<br />

zukünftige Züchtungen. Auch ohne wissenschaftliche<br />

Ambitionen bietet die<br />

Sammlung dem Besucher Unterhaltung. In<br />

Blüte ist sie eine Augenweide und verwöhnt<br />

die Nase. Das Lesen der Sortennamen<br />

nimmt einen auch mit auf eine Zeitreise<br />

und sorgt mitunter für gelegentliches<br />

Schmunzeln: Findet man bei alten Sorten<br />

oft noch ehrwürdige Namen aus der Musik,<br />

Kunst oder Mythologie, so ändert sich dies<br />

in den Züchtungsjahren nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg. Statt ‹Debussy›, ‹Victor Hugo›<br />

und ‹Queen Catherine› begegnen einem ab<br />

1967 ‹Credit Card›, ‹Space Ship› und<br />

‹Dracula’s Kiss›.<br />

anne rostek<br />

Landschaftsarchitektin, Fachberaterin<br />

Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin,<br />

Laufen (D)<br />

vortrag:<br />

«Iris – die Farben des Regenbogens»<br />

Anne Rostek, Dipl.-Hort. Kew, Dipl.-Ing.<br />

Landschaftsarchitektur, Fachberaterin<br />

Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin,<br />

Laufen (D)<br />

Donnerstag, 21. Mai, 18:30 Uhr, Lehmhaus<br />

Veranstalterin: Volkshochschule Beider Basel<br />

‒13‒<br />

Das Irisfeld zwischen Berrischeune und Villa Merian.


clematis — kÖnigin der<br />

kletterpflanzen<br />

Die grösste öffentliche Clematissammlung der Schweiz in Brüglingen lässt sich grob in zwölf Gruppen<br />

unterteilen, aus denen in der nachfolgenden Entdeckungsreise durch die Vielfalt der Gattung einige<br />

besondere Vertreter vorgestellt werden.<br />

Die Sammlung in den Merian Gärten wurde<br />

1982 dank einer Schenkung von Hansruedi<br />

Horn angelegt und wird kontinuierlich erweitert.<br />

Heute ist sie die grösste öffentliche<br />

Sammlung in der Schweiz und zieht Clematisliebhaber<br />

aus aller Welt an, wie etwa 2009<br />

die Mitglieder der International Clematis<br />

Society.<br />

Die Clematis ist in vielen Ländern der<br />

Welt zu Hause und ihre Vielfalt unermesslich.<br />

Ihre Blütezeit variiert von Ende März<br />

bis November. Manche Arten erreichen<br />

spielend zehn Meter, während einige knapp<br />

über einem Meter bleiben. Die Farbpalette<br />

von Blüten und Laub ist riesig und reicht<br />

von Grünschattierungen bis zu dunklem<br />

Bordeauxrot. Blütengrösse und -form sind<br />

ausserdem so unterschiedlich wie bei wenig<br />

anderen Gattungen: von 1cm kleinen<br />

Glöckchen zu tellergrossen offenen Blüten.<br />

entdeckungsreise<br />

Bei der Irissammlung leuchtet während<br />

etwa dreier Wochen das ganze Feld. Statt eines<br />

solchen Blütenknalleffektes flammen<br />

im Clematisgebiet über die gesamte Vegetationszeit<br />

immer wieder Highlights auf. Die<br />

Clematis lassen sich grob in 12 Gruppen<br />

einteilen. Innerhalb einer Gruppe ähneln<br />

sie sich in Bezug auf Wachstumsverhalten,<br />

Standortanspruch und Schnittmassnahme.<br />

die 12 clematis-gruppen<br />

1 Immergrüne Gruppe: bedingt winterhart<br />

2 Alpina-Gruppe: einfache Glöckchen<br />

3 Macropetala-Gruppe: gefüllte Glöckchen<br />

4 Montana-Gruppe: Gruppe der Riesen<br />

5 Gruppe früher Grossblütiger: «Essteller»<br />

6 Gruppe später Grossblütiger: «Teeteller»<br />

7 Stauden-Gruppe: Beet-Gruppe<br />

8 Halbstrauchgruppe: duftende Grossblättrige<br />

9 Viticella-Gruppe: die Unkomplizierten<br />

10 Texensis / Viorna-Gruppe: die Tülpchen<br />

11 Orientalis-, Tangutica-, Serratifolia-<br />

Gruppe: die Gelben<br />

12 Späte gemischte Gruppe: Herbstgruppe<br />

‒15‒


Clematis armandii Jacqueline du Pré Frances Rivis Maidwell Hall Tage Lundell I am Red Robin<br />

1 2+3<br />

1 frÜhlingsduft: Schon Ende Winter<br />

lockt die Clematis armandii mit ihrem Duft<br />

und Leuchten an. Weiss schimmert sie über<br />

ihren langen dunklen Blättern. Unter zierlichem<br />

Laub hängen die helleborusähnlichen,<br />

duftenden, gelblichen Blüten der Clematis<br />

cirrhosa und deren Schwester C. cirrhosa<br />

var. balearica. Auch die ‹Early Sensation›,<br />

welche von März bis April blüht, macht<br />

ihrem Namen alle Ehre.<br />

2+3 farbpalette im april: Im April wird<br />

es farbenfroh in der Sammlung. An den verschiedensten<br />

Klettergestellen ranken sich<br />

die einfachen Glöckchen der Alpinas und<br />

die gefüllten der Macropetalas empor. Rosig<br />

erblüht die Alpina ‹Jacqueline du Pré›, wie<br />

Akeleien strecken die Macropetalas<br />

‹Markham's Pink› und ‹Propertius› ihre Petalen<br />

nach aussen. Hell leuchtet das Weiss<br />

der ‹Albina Plena›, während man etwas<br />

mehr Ausdauer braucht, um die dunkle Clematis<br />

koreana ‹Brunette› auszumachen. Ab<br />

ins Blaue geht’s zu den üppig blühenden<br />

‹Frances Rivis›, ‹Maidwell Hall› und ‹Tage<br />

Lundell›. Wie in der Natur muss man die<br />

unscheinbare Wildform der Clematis japonica<br />

suchen. Auffälliger ist die Sorte ‹I am<br />

Red Robin›, die mit ihrer langen Blütezeit<br />

Seltenheitswert hat.<br />

4 besuch bei den riesen: Eine Augenweide<br />

sind sicher die Clematis montana. Bei gut eingewachsenen<br />

Exemplaren gibt es kein Über-<br />

sehen. Als eine weisse oder rosa Wolke präsentiert<br />

sich ein von ihr überwachsener<br />

Baum von einem Tag zum anderen. Neben<br />

der viel verwendeten Clematis montana var.<br />

rubens , die mit der Fülle ihrer zart rosa Blüten<br />

besticht, hat diese Art noch andere<br />

Trümpfe im Ärmel: Wenn auch die Rubens<br />

schon einen angenehmen Duft verströmt,<br />

verhilft einem die Clematis montana var. wilsonii<br />

zu einem kalorienarmen Schokoladenvergnügen,<br />

da sie ausgeprägt nach schwarzer<br />

Schokolade duftet. Vanille schnuppern lässt<br />

sich bei der Clematis montana ‹Odorata›<br />

(verschiedene Rosanuancen an einer Pflanze)<br />

und der weissen Clematis montana<br />

‹Grandiflora›. Mit den hübschen kirschrosa<br />

Blüten wartet die starkwüchsige ‹Freda› auf<br />

‒16‒


Clematis montana var. rubens C. montana var. wilsonii Odorata Grandiflora General Sikorski Lasurstern<br />

4 5<br />

und die ‹Marjorie› zeichnet sich nicht nur<br />

durch ihre lachsrote Färbung, sondern auch<br />

durch ihre gefüllten Blüten aus.<br />

5 grossblÜtig, frÜh und faszinierend:<br />

Umwerfend und üppig ziehen uns die grossblumigen<br />

Clematis in Bann. Mit blauen tellerförmigen<br />

Riesenblüten (12 — 15cm) verzaubern<br />

die blauen ‹General Sikorski›, ‹H.F.<br />

Young› oder ‹Lasurstern›. Weiss mit hellblauem<br />

Rand leuchtet ‹Ivan Olsson›,<br />

samtig blau ist ‹The President›. Liebt man<br />

es auffällig, bieten sich ‹Nelly Moser› oder<br />

‹Kirimäe› an, deren helle Blütenblätter mit<br />

einem stark rosa Mittelstreifen gezeichnet<br />

sind. Einen ähnlichen Streifen auf blauem<br />

Grund ziert die ‹Etoile de Malicorne›.<br />

6 grossblÜtige fÜr den sommer: Bei<br />

einem Spaziergang durch die Clematissammlung<br />

halte ich immer zuerst Ausschau<br />

nach meinen blauen Lieblingen, der duftigen<br />

‹Blue Angel›, der ‹Perle d'Azur› mit ihren<br />

nach hinten gebogenen Petalen, der<br />

anemonenförmigen ‹Fujimusume› und der<br />

stolzen ‹Jackmanii›. Rosafarbene, spitz zulaufende<br />

Blütenblätter finden sich bei<br />

‹Hagley Hybrid›, während die Blütenblätter<br />

der ‹Huldines› auf der Rückseite fein rosa<br />

geadert sind und ihrem Aussehen nach an<br />

Apfelblüten erinnern. Strahlend weiss erscheint<br />

‹Henryi›, rot ‹Kardynal Wyszynski›,<br />

bordeaux ‹Niobe› sowie ‹Rouge Cardinal›.<br />

Eine Primadonna unter allen Clematisarten<br />

ist zweifellos die gefüllte ‹Blue Light›.<br />

7 bodenstÄndige schÖnheiten: In den<br />

Merian Gärten findet sich in vorgesehenen<br />

Beeten und in den Reihen zwischen den<br />

Klettergerüsten eine grosse Anzahl von<br />

Staudenclematis. Sie brauchen eine Stütze<br />

oder können malerisch über kleine Gehölze<br />

drapiert werden. Erwähnt sei hier ‹Arabella›:<br />

Klein und blau sind ihre sternförmigen<br />

Blüten. Schneidet man Verblühtes aus,<br />

blüht sie von Juni bis September unermüdlich.<br />

‹Star River› besticht mit wasserblauen<br />

Blüten, die Clematis durandii mit leuchtendem<br />

Blau. Natürlich, aber apart wirkt die<br />

Clematis recta ‹Purpurea›. Mit den Büscheln<br />

von unzähligen kleinen weissen Blüten über<br />

dem dunkelroten Blätterkleid setzt sie interessante<br />

Farbakzente ins Staudenbeet.<br />

‒17‒


Etoile de Malicorne Fujimusume Jackmanii Blue Light Clematis integrifolia ‹Juuli› Clematis Stans<br />

6<br />

7 8<br />

8 miniblÜten Über maxiblÄttern: Als<br />

Halbsträucher gelten die Clematis heracleifolia.<br />

Recht standfest können sie in grossem<br />

Masse halbschattige Gartenecken füllen.<br />

Nebst schönem Laub überzeugen sie durch<br />

ihre nickenden, glockenförmigen Blüten.<br />

Die meist duftenden, zurückgeschlagenen<br />

Blütenblätter erinnern an Hyazinthen. Besonders<br />

dunkel und mit schwerem Duft<br />

präsentiert sich ‹Cassandra›. ‹Crepuscule›<br />

ist heller und duftet so süsslich wie die zarte,<br />

bläulich schimmernde Wildart C. Stans.<br />

9 die suche nach den unkomplizierten:<br />

Zu den pflegeleichtesten Clematis gehören<br />

bestimmt die farbenreichen Viticellas. Grosse<br />

Blüten finden wir von blau bis zu violett bei<br />

‹Emilia Plater›, ‹Polish Spirit›, ‹Venosa Violacea›<br />

und der dunkelsten ‹Etoile Violette›.<br />

‹Madame Julia Correvon› kommt gross und<br />

purpur daher. Sogar mit gefüllten Vertreterinnen<br />

wie der ‹Purpurea Plena Elegans›<br />

und der ‹Flore Pleno› können die Viticellas<br />

punkten. Mögen wir es naturnah und zart,<br />

wählen wir die Naturform Clematis viticella,<br />

deren nach aussen gebogene Glöckchen<br />

4 – 5 cm gross sind. Ähnlich geformt, aber<br />

zwischen 5 – 7 cm gross, ist die blasslila<br />

‹Hanna› und die ‹Etoile Rose›. Mit grünen<br />

Spitzchen schmücken sich die weisse ‹Alba<br />

Luxurians› (5 – 8 cm) und auch die blassblaue<br />

‹Caerulea Luxurians› (6 cm).<br />

10 fingerhutglÖckchen: Unter dem<br />

Motto «die Schönheit liegt im Kleinen»<br />

kann man sich von Sommer bis Herbst auf<br />

die Suche nach diesen entzückenden blühenden<br />

Winzlingen machen. Fingerhut<br />

gross, geformt wie Ballroben aus der Barockzeit,<br />

verstecken sich Clematis wie die lilablaue<br />

C. crispa, die korallenrote C. texensis,<br />

oder die zweifarbige C. versicolor zwischen<br />

anderen Clematisarten.<br />

11 herbstsonne im tunnel: Verstecken<br />

spielen lässt sich unter dem Tunnel der stark<br />

wüchsigen Gelben, die mit ihrer Farbe eine<br />

sommerliche Athmosphäre in den Herbst<br />

hineintragen. Spielend erreicht diese Art<br />

‒18‒


Venosa Violacea Etoile Violette Alba Luxurians Clematis texensis Golden Tiara Clematis terniflora<br />

9 10<br />

11 12<br />

3 – 4 Meter Höhe und blüht je nach Sorte<br />

bis in die Novemberwochen hinein. Ihre<br />

wilden Pelzköpfchen machen sich auch im<br />

Winter gut. In den Merian Gärten findet<br />

man sowohl die satt gelb blühenden Clematis<br />

orientalis, C. tangutica, C. serratifolia<br />

‹Golden Tiara›, als auch die blassgelb schimmernde<br />

Art C. serratifolia.<br />

12 duftender abgesang: Der Duft des<br />

Sommers weht mit den Blütenwogen der<br />

Clematis terniflora, C. richotoma, ‹Paul Farges›<br />

(vorher bekannt als ‹Summersnow›)<br />

und C. brevicaudata in den Hebst. Die C. brevicaudata<br />

lässt sich auch hervorragend als<br />

Bodendecker verwenden.<br />

kÖniglicher rundgang<br />

Gemessenen Schrittes kann man auch den<br />

Noblen in Samt und Seide einen Besuch abstatten.<br />

Vorbei an der tulpenförmigen Robe<br />

der ‹Duchess of Albany› (Clematis texensis)<br />

geht es weiter zu dem leicht helleren Kleid<br />

der ‹Princess Diana› (Clematis texensis).<br />

Etwas unsensibel hat man ihr ‹Prince<br />

Charles› (Hybride mit Viticella-Blut) in die<br />

Nähe gepflanzt. Trotzdem blühen beide<br />

wunderbar, ‹Charles› üppig, blassblau und<br />

mit abstehenden Öhrchen. Die tellerblütige<br />

‹Royal Velours› (Clematis viticella) besticht<br />

in kardinalsrot, metallisch blau funkelt die<br />

Glockenrobe der Staudenclematis ‹Rooguchi›,<br />

während das Kleid der ‹Aljonushka› in<br />

seidene Falten gelegt ist. Die ‹Comtesse de<br />

Bouchaud› (späte Grossblütige) lässt etwas<br />

warten und zeigt ihre 10 cm grosse offene<br />

Blüte erst gegen den Herbst.<br />

anne forster-mollinet<br />

Dipl. Gartengestalterin GSO<br />

Secret Gardens<br />

vortrag:<br />

«Clematis – Königin der Kletterpflanzen»<br />

Klaus Körber, dipl.-Ing. Gartenbau,<br />

Bayerische Landesanstalt für Wein- und<br />

Gartenbau, ehem. Präsident der Internationalen<br />

Clematisgesellschaft<br />

Donnerstag, 4. Juni, 18:30 Uhr, Lehmhaus<br />

Veranstalterin: Volkshochschule Beider Basel<br />

‒1‒


efeu — immergrÜne vielfalt<br />

Weniger spektakulär als die Blumensammlungen, präsentieren sich in Brüglingen die Efeus:<br />

Bei der Vielfalt an Blattformen und -farben lohnt es sich allerdings, genauer hinzuschauen.<br />

Die Efeus gehören zur Familie der Araliengewächse<br />

Araliaceae. Sie sind erst in der Altersform<br />

(strauchartig) blühfähig. Juvenile<br />

(junge) Pflanzen sind nicht blühfähig, das<br />

heisst nicht geschlechtsreif. Sie bieten aber<br />

zum Beispiel Nektar für die Bienen an, und<br />

das zu einem Zeitpunkt im Herbst, wo sonst<br />

nicht mehr viel blüht. In die Altersform tritt<br />

ein Efeu erst nach zirka 10 bis 50 Jahren<br />

über, bei der sich die Blätter gegenüber der<br />

juvenilen Blattform verändern. Die blauschwarzen<br />

Früchte sind eine wichtige Winternahrungsquelle<br />

für Vögel und bilden einen<br />

schönen Schmuck des Gartens.<br />

wildarten und sorten<br />

Je nach Literatur und Autor gibt es 10 bis 17<br />

Arten, wobei die in Europa und Vorderasien<br />

mit Abstand am weitesten verbreitete Art<br />

der Gewöhnliche Efeu Hedera helix ist.<br />

Efeu-Arten finden sich aber nicht nur in Europa,<br />

dem Kaukasus und Vorderasien, sondern<br />

auch auf den atlantischen Inseln und<br />

in ganz Fernostasien, inklusive Japan. Auf<br />

dem amerikanischen Kontinent, Australien<br />

und Neuseeland wurde der Efeu durch die<br />

europäische Kolonisation eingeführt und<br />

wird teilweise als invasive Pflanze bekämpft.<br />

Es gibt mehr als 1000 Sorten, die alle<br />

aus verschiedenen Sprossmutationen entstanden<br />

sind. Daran ist zu erkennen, dass<br />

die meisten Efeusorten nicht genstabil sind<br />

und diese Sorten eigentlich von wenigen El-<br />

ternsorten abstammen. Einige hingegen<br />

sind sehr stabil, zum Beispiel Hedera hibernica<br />

‹Deltoidea›.<br />

blattformen<br />

Der Efeu prunkt mit einer grossen Vielfalt<br />

an Blattformen und -farben: Es gibt pfeilspitzige,<br />

zum Beispiel beim ‹Goldstern›, fast<br />

runde bei ‹Knülch›, ‹Kurios› oder ‹Big Deal›,<br />

aber auch gelbe und weissbunte wie bei<br />

‹Golden Ingot› und ‹Lee Silver›. Ausserdem<br />

gibt es gerüschte bei ‹Melanie›, ‹Parsley Crested›<br />

und ‹Manda’s Crested› sowie ganz<br />

kleine, etwa bei ‹Spetchley›, grosse bei<br />

‹Goldwolke› und schliesslich auch weidenartige<br />

Blätter wie bei ‹Brokamp› oder solche<br />

mit sehr ausgeprägten, hervorgehobenen<br />

Blattnerven, etwa bei ‹Triton›. Schon hier<br />

lässt sich erkennen, wie man mit verschiedenartigen<br />

Blättern gestalten kann.<br />

‒21‒


winterhÄrte<br />

Nicht alle Efeusorten sind winterhart.<br />

Als Waldpflanze liebt der Efeu einen schattigen<br />

bis halbschattigen Platz. Es gibt Sorten<br />

und Arten, die sich bei grosser Kälte rot färben.<br />

Dies ist eine chemische Reaktion, die<br />

durch Anthocyan in den Blättern entsteht.<br />

Solche Efeus vertragen mehr Wintersonne<br />

und sind auch für exponiertere Standorte<br />

geeignet. Die Rotfärbung ist nur in kälteren<br />

Wintern ausgeprägt und von Sorte zu Sorte<br />

unterschiedlich. Durch die Farbveränderung<br />

schützt sich die Pflanze besser vor der<br />

Wintersonne. Gute winterharte Sorten sind<br />

zum Beispiel Hedera helix ‹Wingertsberg›,<br />

‹Baltica›, ‹Helvetica› und ‹Digitata Hesse›<br />

oder Hedera hibernica ‹Deltoidea›.<br />

Meiner Erfahrung nach ist es auch<br />

möglich, einen nicht ganz winterharten<br />

Efeu auszupflanzen, sofern er vor Wintersonne<br />

und Ostwind geschützt ist. Dies gilt<br />

aber keinesfalls für alle Sorten und Arten.<br />

Der Kältetod der Blätter tritt bei ungefähr<br />

minus 18 Grad Celsius ein, wobei das an einem<br />

schattigen Standort weniger probleefeu<br />

— immergrÜne vielfalt<br />

matisch ist. Wenn das Holz überlebt, wird es<br />

im Frühjahr wieder neue Blätter treiben.<br />

vorurteile<br />

Bei Gartenbesitzern hat der Efeu leider einen<br />

eher schlechten Ruf. Doch viele dieser<br />

Vorurteile stimmen nicht, so zum Beispiel<br />

die Behauptung, dass seinetwegen Bäume<br />

sterben. Dies kann leicht verhindert werden,<br />

indem man den Efeu zurückschneidet,<br />

wenn er in den Kronenbereich wächst.<br />

Efeublätter schützen die Bäume vor Frostrissen,<br />

und eine mit Efeu begrünte Hauswand<br />

sorgt im Sommer für angenehmes<br />

Raumklima und isoliert im Winter die<br />

Hausmauer gegen das Eindringen der Kälte.<br />

Einschlägigen Studien zufolge kann so beträchtlich<br />

Energie gespart werden. Darüber<br />

hinaus ist der Efeu ökologisch wertvoll und<br />

bietet vielen Lebewesen Unterschlupf.<br />

Efeu lässt sich auch einsetzen in Töpfen,<br />

Balkonkisten, Trögen und Ampeln, sowie<br />

als Bodendecker. Als Zimmerpflanze, in<br />

der Floristik und für Dekorationen kann<br />

Efeu ebenfalls verwendet werden.<br />

Ich sammle seit 2003 Efeus und habe über<br />

100 Sorten und Arten in meiner Sammlung.<br />

Meine Begeisterung für Efeu habe ich im<br />

Botanischen Garten Brüglingen in Basel<br />

entdeckt, wo ich auch die ersten Stecklinge<br />

erhalten habe. Inzwischen bin ich der Deutschen<br />

Efeugesellschaft beigetreten. Ich würde<br />

mich freuen, die eine oder andere Person<br />

für die Efeuleidenschaft zu gewinnen.<br />

martin gmeinder<br />

Efeuexperte und -sammler,<br />

Baumschule Todt Hettlingen<br />

Das <strong>Brüglinger</strong> <strong>Mosaik</strong> dankt der Baumschule<br />

Todt für ihre Unterstützung zu<br />

diesem Artikel: www.pflanzencenter.ch<br />

vortrag:<br />

«Efeu – immergrüne Vielfalt»<br />

Martin Gmender, Gärtner, Efeu-Experte<br />

Donnerstag, 11. Juni, 18:30 Uhr, Lehmhaus<br />

Veranstalterin: Volkshochschule Beider Basel<br />

‒22‒


vom traum zum ziel<br />

Mitarbeiter-Porträt: Denise Marty im Gespräch mit Christian Stoll, März <strong>2015</strong><br />

mosaik: Die Winterlinge zeigen sich mit ihren<br />

gelben Kugel-Köpfchen über der Erde, der Frühling<br />

mit seiner Farbigkeit macht sich noch<br />

zögerlich bemerkbar. Wir sitzen vor dem farbigen<br />

Organigramm der Merian Gärten. In welches<br />

Farbenfeld gehörst du?<br />

denise marty: Ins Grüne. Ich bin eine der<br />

Gruppenleiterinnen im Gartenteam, zuständig<br />

für die Landschaftspflege und die<br />

Landwirtschaft. Mit meinem «Greenteam»,<br />

mähe ich die Rasenflächen und Wiesen, wir<br />

schneiden die Hecken und Gehölze, überwachen<br />

die wertvollen Extensiv-Flächen,<br />

sorgen für Sauberkeit auf Wegen und Plätzen<br />

und sind für sämtliche Waldflächen verantwortlich.<br />

Da gibt es viel Arbeit zu erledigen und das wohl<br />

ebenso im Bereich Landwirtschaft?<br />

Ja, viele Arbeiten wollen gleichzeitig erledigt<br />

sein. Der <strong>Brüglinger</strong>hof in den Merian Gärten<br />

ist zwar klein, aber vielseitig. Es hat viele<br />

Obstbäume, Getreidefelder, Kartoffeln und<br />

Kürbisse, Wiesen und Weiden, ein Gewächshaus<br />

und einen Gemüsegarten. Zur täglichen<br />

Arbeit gehört auch die Tierbetreuung:<br />

Dickfellige Bündner Oberländer Schafe,<br />

blaugraue Schweizer Feh Kaninchen, weisse<br />

Schweizer Hühner und braune Appenzeller<br />

Barthühner. Alles seltene ProSpecieRara-<br />

Rassen. Die Landwirtschaft gibt auch Erträge.<br />

Wir vermarkten unsere Bio-Produkte auf<br />

dem Marktstand in Brüglingen, das Lamm-,<br />

Junghahn- und Suppenhuhn-Fleisch auch<br />

an Restaurants in Basel.<br />

Die Vielfalt und die umfassenden Anforderungen<br />

verlangen sowohl ein grosses Potential<br />

an Fachwissen als auch an Erfahrung. Wie bist<br />

du dazu gekommen?<br />

Nach der Matura am Gymnasium in Münchenstein<br />

habe ich Deutsch, Geschichte und<br />

Sport studiert und mehrere Jahre mit viel<br />

Freude als Sekundarlehrerin unterrichtet.<br />

Dieses Lehrerinnendasein liegt aber noch reichlich<br />

entfernt von der Landwirtschaft, den<br />

Pflanzen und Tieren. Wie hast du die Kurve<br />

gekriegt?<br />

Es ging für mich nicht darum, die Kurve zu<br />

kriegen, sondern darum, auch noch meinen<br />

anderen Traumberuf «Landwirtin» zu<br />

erlernen. Meine Erfahrungen stammen aus<br />

meiner Landwirtschaftslehre im Engadin,<br />

aus der Mitarbeit in verschiedenen Betrieben<br />

und zum Teil auch aus Alpeinsätzen.<br />

Deshalb lag es für mich nahe, auch noch die<br />

landwirtschaftliche Betriebsleiterschule zu<br />

absolvieren.<br />

‒24‒


mitarbeiter-portrÄt: denise marty<br />

Deine Begeisterung tönt phantastisch. Mit all<br />

den Aktivitäten und Fähigkeiten auf dem Weg<br />

zum Ziel?<br />

Es folgten zwei Jahre, in denen ich meine<br />

Leidenschaften Schule und Landwirtschaft<br />

in einem Projekt der Bio Suisse, mit Schulklassen<br />

auf schweizer Biohöfen, verbinden<br />

konnte. Ein weiterer Meilenstein während<br />

meiner Lehr- und Wanderjahre war meine<br />

fünfjährige Tätigkeit im Nutztierschutzund<br />

Labelbereich. Bei der Organisation KAG<br />

freiland in St. Gallen lernte ich viel über tiergerechte<br />

Haltungssysteme, leitete Projekte,<br />

verfasste Artikel für die Mitgliederzeitschrift<br />

und hatte intensive Kontakte zu vorbildlichen<br />

Bauern. Die gute Haltung der<br />

Tiere und die Biobewirtschaftung auf dem<br />

<strong>Brüglinger</strong>hof liegen mir sehr am Herzen.<br />

Du hast eine sehr vielfältige und breite Ausbildung.<br />

Lassen sich all dieses Wissen und alle<br />

diese Erfahrungen schlau kombinieren und<br />

einsetzen?<br />

Ja, meine Arbeit in den Merian Gärten ist<br />

sehr vielseitig und das liegt mir. Ein anderes<br />

farbiges Viereck im Organigramm der Merian<br />

Gärten heisst: Vermittlung und Bildung.<br />

Die Merian Gärten bieten nebst anderen<br />

Angeboten Kurse für Schulklassen an.<br />

In mehreren Halbtages-Kursen, verteilt<br />

über eine Vegetationsperiode, erfahren und<br />

erarbeiten die Schüler Wissen, Können und<br />

Gefühl für Wachsen und Gedeihen. Unter<br />

dem Titel «Schule & Landwirtschaft» bieten<br />

wir praxisnahe Module zu Schaf, Huhn,<br />

Gemüse, Getreide etc. an.<br />

Wir verlassen das Büro und Organigramm<br />

und machen zusammen den allabendlichen<br />

Kontrollrundgang bei den Tieren. Was kommt<br />

auf dich zu?<br />

Egal wie mein Tag verlaufen ist, am Abend<br />

habe ich mit der Stallrunde immer einen<br />

positiven Abschluss. Bei den Tieren bin ich<br />

am liebsten. Hier, vor allem bei den Wiederkäuern,<br />

finde ich zur Ruhe. Ich füttere die<br />

Tiere, beobachte ihr Verhalten und ihre Gesundheit<br />

und geniesse die vielen frisch geborenen<br />

Lämmer. Zwei von ihnen bekommen<br />

zusätzliche Milch aus der Schoppen-<br />

flasche, weil ihre Mutter zu wenig hat. Ich<br />

befühle die noch trächtigen Schafe und<br />

hoffe auf gute Geburten. Im Anschluss wird<br />

gewischt, die Ställe geschlossen.<br />

Du bist seit zwei Jahren in den Merian Gärten<br />

tätig. Ich bekomme den Eindruck, du seist sehr<br />

zufrieden, aber immer noch voller Ideen.<br />

Das ist genau so. Die Kombination von<br />

praktischer Tätigkeit draussen, der Arbeit<br />

mit Schülern im Feld oder Stall, der Teamleitung<br />

und der Planung und Organisation<br />

gefällt mir hervorragend und ich werde immer<br />

besser im Jonglieren von mehreren<br />

Bällen gleichzeitig. Die Zukunft verspricht<br />

tatsächlich spannende Projekte: Die Biokontrolle<br />

durchführen, eine Biodiversitätsstrategie<br />

entwickeln, selbst gebaute mobile<br />

Kaninchenställe testen und ich möchte Glucken<br />

in einem separaten Stall ihre «Bibbeli»<br />

ausbrüten lassen. Dabei lerne ich immer<br />

viel, habe Verantwortung und bin gefordert.<br />

Das brauche ich für meine Zufriedenheit.<br />

Ich bin an meinem Traumarbeitsplatz angekommen.<br />

‒25‒


jahresbericht 2014<br />

der freunde des<br />

botanischen gartens<br />

Liebe Vereinsmitglieder, liebe Interessierte,<br />

es freut mich, Ihnen hier das vergangene<br />

Vereinsjahr im traditionellen Rückblick<br />

präsentieren zu können:<br />

A<br />

vorstandsarbeit: 2014 tagte der<br />

Vorstand vier Mal, um die Vereinsgeschäfte<br />

zu behandeln, die GV, die Englandreise<br />

und die Tagesexkursion vorzubereiten.<br />

Vor allem galt es, unsere Statuten zu<br />

revidieren und uns mit der Frage zu beschäftigen,<br />

ob sich unser Verein in der Namensgebung<br />

von der Nennung des botanischen<br />

Gartens Brüglingen lösen und an die<br />

Merian Gärten anlehnen sollte.<br />

A veranstaltungsprogramme:<br />

Im vergangenen Jahr haben wir die<br />

Publikation unseres eigenen Veranstaltungskalenders<br />

mit Vorträgen, Kursen,<br />

Führungen und Bienenhaus-Besichtigungen<br />

eingestellt. An dessen Stelle geben die<br />

Merian Gärten anfangs Jahr das Lehmhausprogramm<br />

und für den Frühling/Sommer<br />

eine Agenda mit 86 Veranstaltungen<br />

heraus. Neben unserem eigenen Programm<br />

waren darin auch etliche Partnerangebote<br />

aufgelistet. Mit dieser Erweiterung des Programms<br />

sind unsere Veranstaltungen lediglich<br />

auf einige Vorträge beschränkt worden.<br />

Begründet wird dieser Schritt durch Kompetenzerweiterung<br />

und Professionalisierung,<br />

doch er verdrängt die bisherige Freiwilligenarbeit<br />

unserer Gartenspezialisten.<br />

A<br />

finanzierung von botanica und<br />

freiwilligenarbeit: Die oben erwähnten<br />

Gegebenheiten schlagen sich auch<br />

bei der alljährlichen Botanica nieder: Die<br />

Rolle unseres Vereins reduziert sich zuneh-<br />

mend auf die des Geldgebers. Solange wir<br />

jedoch im Rahmen des Generalprogramms<br />

der Merian Gärten für die Ziele der<br />

Freunde werben und vielleicht einige neue<br />

Mitglieder gewinnen können, halten wir<br />

diesen Einsatz für gerechtfertigt. Die finanzielle<br />

Unterstützung der Freiwilligenarbeit<br />

kommt den Merian Gärten zugute und hat<br />

auch im vergangenen Jahr Freude bereitet.<br />

A<br />

brÜglinger mosaik: Eine umfangreiche<br />

Ausgabe mit dem Schwerpunkt<br />

«Wasser – Leben für Mensch und<br />

Natur» wurde 2014 herausgegeben. Wir<br />

danken Joanne Glättli für das hervorragend<br />

gestaltete Heft, eine bereits zur Tradition<br />

gewordene Revue und eine hervorragende<br />

Werbung für den Botanischen Garten<br />

Brüglingen beziehungsweise nunmehr die<br />

Merian Gärten.<br />

‒26‒


jahresbericht 2014 freunde des botanischen gartens brÜglingen<br />

A<br />

vereinsexkursion und englandreise:<br />

Am Samstag, 10. Mai 2014<br />

fuhren 62 Mitglieder in zwei Bussen ins benachbarte<br />

Elsass und besuchten das historische<br />

Eguisheim. Nach einem Stadtrundgang<br />

und einer Weinprobe ging es weiter<br />

nach Gérardmer zum Mittagessen. Am<br />

Nachmittag stand die Besichtigung des Jardin<br />

de Berchigranges auf dem Programm,<br />

einer kleinen Oase von 2.5 ha Grösse in den<br />

Vogesen. Die «Grüne Fee» Monique Dronet<br />

führte uns durch die vielfältige Anlage mit<br />

unzähligen Weihern, Stein- und Kiesgärten,<br />

Rosenkaskaden und Gewürzgärtchen. Vom<br />

28. – 31. August fand die von Vorstandsmitglied<br />

Markus Bodmer organisierte Kurzreise<br />

nach England statt. Besucht wurden unter<br />

anderem die berühmten Royal Botanic<br />

Gardens in Kew und Wakehurst Place. 17<br />

Mitglieder unserer Freunde nahmen teil<br />

und waren begeistert (siehe Seite 29).<br />

A<br />

generalversammlung: Die GV<br />

2014 stand unter dem Zeichen des<br />

Rücktritts unserer Präsidentin Joanne<br />

Glättli und der eingangs erwähnten Statutenrevision.<br />

In der Abstimmung über einen<br />

Namenswechsel von «Verein Freunde des<br />

Botanischen Gartens in Brüglingen» zu<br />

«Freunde der Merian Gärten» überwogen<br />

die Stimmen, die den Botanischen Garten<br />

in unserem Namen behalten wollten. Traditionelle<br />

Namen haben in letzter Zeit wieder<br />

an Bedeutung gewonnen. Namensänderungen<br />

sowie die Aufgabe einer Postfachadresse<br />

hätten Auswirkungen auf den Geschäftsablauf<br />

und unsere Drucksachen und würden<br />

somit auch finanziell wirken.<br />

A<br />

mitgliederbestand und mutationen:<br />

Ende des Vereinsjahres zählte<br />

unser Verein 970 Mitglieder. Davon sind<br />

rund 30 befreundete Organisationen oder<br />

Institutionen, die regelmässig auch unsere<br />

Programme und das <strong>Brüglinger</strong> <strong>Mosaik</strong> erhalten.<br />

Im vergangenen Jahr sind wiederum<br />

zahlreiche Mitglieder unseres Vereins gestorben.<br />

Am 28. April 2014 verstarb Kurt<br />

Schaub, Drogist und Gründer des Heilkräutergartens<br />

in Brüglingen und fleissiger Refe-<br />

rent in unserem Veranstaltungsprogramm,<br />

mit 91 Jahren (siehe Seite 31). Ein anderer<br />

guter Pflanzenkenner und langjähriger<br />

Gärtner im Botanischen Garten, Karl Raub,<br />

ist im Alter von 80 Jahren ebenfalls verstorben.<br />

Er hat unter anderem die reichhaltige<br />

Fuchsiensammlung betreut und bei zahlreichen<br />

Führungen und Ausstellungen mitgeholfen.<br />

Wir werden die Verstorbenen in bester<br />

Erinnerung behalten.<br />

A<br />

ausblick auf <strong>2015</strong>: Wir gehen in<br />

eine unbekannte Zukunft. Idealismus<br />

und Freiwilligenarbeit müssen zunehmend<br />

professionellem Management weichen.<br />

Vielleicht haben Sie Ideen, was wir<br />

neben den erwähnten Aktivitäten noch anpacken<br />

sollten? Wir zählen auch weiterhin<br />

auf Sie, sei es beim Besuch der Merian<br />

Gärten, bei den Botanicas, bei den Ausflügen<br />

und Exkursionen sowie alle Jahre<br />

wieder an unserer Jahresversammlung.<br />

christoph wicki<br />

Vizepräsident Verein der Freunde<br />

‒27‒


sonntagsmatineen<br />

<strong>2015</strong><br />

Mit 2900 BesucherInnen konnten<br />

die Matineen im letzten Jahr<br />

einen deutlichen Publikumszuwachs<br />

verzeichnen.<br />

Die Saison <strong>2015</strong> startet am 7. Juni: Araceli<br />

Fernández und das Leonid Maximov Trio<br />

sorgen mit Brazilian Jazz für einen sommerlichen<br />

Beginn. Erneut wird das «ensemble<br />

liberté» auftreten, am 14. Juni mit<br />

seinem Programm «La Tabaccara». Am 28.<br />

Juni serviert dann das «Ensemble Kaiserschmarren»<br />

feinste Salonmusik.<br />

Das Klavier wird in dieser Saison eine<br />

wichtige Rolle spielen. Da dieses Instrument<br />

nicht «openair» gestellt werden kann,<br />

finden alle Matineen des Monats Juli im<br />

Holzsaal statt: Silke Gäng (Mezzosopran)<br />

tritt mit ihrem Pianisten Marco Scilironi in<br />

einer Liedermatinee auf. Kirill Zwegintsov<br />

spielt ein Solorezital mit «Kitschmusik»,<br />

und das preisgekrönte «Trio Rafale» trägt<br />

aktivitÄten, hinweise & veranstaltungen<br />

Kammermusik auf höchsten Niveau vor,<br />

unter anderem auch vom jungen Basler<br />

Komponisten Jannik Giger. Auf die Reaktion<br />

des Publikums darf man gespannt sein,<br />

wenn am 9. August die Souljazzformation<br />

«Martin Lechner Band» Songs im Stile der<br />

30er Jahre zum Besten geben wird.<br />

Die 14 Matineen des Jahres 2014 waren<br />

genauso bunt wie das berühmte Irisfeld.<br />

Ein Höhepunkt darunter war sicherlich das<br />

«Trio Hermelin». Über 250 Zuhörer lauschten<br />

der Sängerin Gry Knudsen und ihren<br />

Begleitern Erich Fischer und Thomas<br />

Lähns. Wetterbedingt mussten alle im August<br />

stattfindenden Anlässe in den Holzsaal<br />

verlegt werden, was manchmal zu engen<br />

Platzverhältnissen führte, doch zugleich die<br />

Beliebtheit der idyllischen Matineen verdeutlichte.<br />

Dass die von Lucas A. Rössner organisierte<br />

Konzertreihe in ihre sechste Saison<br />

gehen kann, ist der grosszügigen Unterstützung<br />

der Christoph Merian Stiftung zu verdanken,<br />

die die Matineen <strong>2015</strong> und 2016<br />

mit je 40 000 Franken fördert. lar<br />

sonntagsmatineen <strong>2015</strong><br />

Sonntags, 7. Juni bis 30. August,<br />

von 11.00 bis 11.45 Uhr<br />

Auf dem Hofplatz in Vorder Brüglingen,<br />

bei Matineen mit Flügel oder bei schlechtem<br />

Wetter im Holzsaal, Eintritt frei / Kollekte<br />

Programm: www.meriangärten.ch<br />

‒28‒


aktivitÄten, hinweise & veranstaltungen<br />

vereinsreise<br />

nach england<br />

17 Vereinsmitglieder haben Ende<br />

August an einer Kurzreise zu den<br />

Botanischen Gärten in England<br />

teilgenommen.<br />

Die erwartungsvolle Gruppe hatte sich<br />

frühmorgens am 28. August 2014 am Euro-<br />

Airport eingefunden. Auf dem Plan stand<br />

ein viertägiger Ausflug zu ausgewählten<br />

Gärten in und um London sowie in den<br />

Grafschaften Surrey und Sussex.<br />

In London begann die Reise mit einem englischen<br />

Frühstück. Danach ging es direkt zu<br />

den berühmten Kew Gardens im Südwesten<br />

der Stadt. Die Gärten bestechen durch ihre<br />

ausgedehnte Parkanlage mit bedeutenden<br />

Gewächshäusern und zählen zu den ältesten<br />

botanischen Gärten der Welt. Unter kundiger<br />

Führung wurden viele Pflanzen präsentiert,<br />

die in unseren Breitengraden nicht<br />

heimisch sind. Neben den berühmten<br />

viktorianischen Gewächshäusern findet<br />

Nach dem Abendessen in Chelsea und einem<br />

recht befrachteten ersten Tag zog sich<br />

die Gruppe ins Selsdon Park Hotel, dem<br />

Quartier für die Dauer des Ausflugs, zurück.<br />

Der zweite Tag begann mit einer unvorhersehbaren<br />

Überraschung, da aufgrund<br />

der Öffnungszeiten des ‹Syon House<br />

& Park› das Programm kurzfristig umgestellt<br />

werden musste. Stattdessen besuchte<br />

die Gruppe die Nymans Gardens. Dieser in<br />

West-Sussex liegende Englische Garten<br />

wurde über drei Generationen von privater<br />

Hand entwickelt, bis er schliesslich 1953 in<br />

das Eigentum des National Trust überging.<br />

Die Gärten bestechen durch ihre verspielte<br />

Schönheit und werden von einem zum Teil<br />

verfallenen Herrschaftshaus dominiert.<br />

Der Nachmittag stand im Zeichen des<br />

englischen Weines, der im Bolney Wine Estate<br />

verkostet werden konnte. Das Weingut<br />

Bolney wurde 1972 von zwei Enthusiasten<br />

mit 3 Acres gestartet. Heute sind es bereits<br />

39 Acres (ca. 156 000 m 2 ). Obwohl – oder<br />

vielleicht weil – sich der dort gekelterte<br />

Wein durch eine besondere Geschmacksnoman<br />

auch grossflächige Parkanlagen mit<br />

sehr alten Rhododendrongewächsen. Leider<br />

sind vor einigen Jahren aufgrund eines<br />

Sturms etliche Bäume in Mitleidenschaft<br />

gezogen worden.<br />

Am Nachmittag stand der Besuch des<br />

‹Syon House & Park› auf dem Programm.<br />

Der ab 1760 gestaltete Park zeigt sich heute<br />

im Stil des 19. Jahrhunderts. Über 200 verschiedene,<br />

zum Teil sehr seltene Baumarten<br />

befinden sich hier. Neben einem See lockert<br />

ein Brunnen mit einer Figur des Merkurs<br />

die Anlage auf. Das grosse Gewächshaus aus<br />

Stahl und Glas wurde 1828 – 1830 errichtet<br />

und war Vorbild für den Londoner Crystal<br />

Palace. Nach dem Syon House & Park ging<br />

es weiter zum Chelsea Physic Garden, ein<br />

sehenswertes Kleinod: Er ist nach Oxford<br />

der zweitälteste botanische Garten in England.<br />

Seinem Namen verpflichtet, wurden<br />

dort vor allem Heilpflanzen bewirtschaftet.<br />

Gemäss Überlieferung soll aus diesem Garten<br />

auch der Ur-Samen für die Anpflanzung<br />

von Baumwolle in den Südstaaten der USA<br />

stammen.<br />

‒2‒


te auszeichnet, wurde das Weingut 2012<br />

durch ein britisches Weininstitut als Produzent<br />

des Jahres prämiert.<br />

Der dritte Tag schliesslich war für den<br />

Besuch von Wakehurst Place reserviert.<br />

Auch dieser befindet sich im Eigentum des<br />

National Trust und liegt in den High Weald<br />

von Südengland. Die weitläufige Anlage<br />

umfasst ein herrschaftliches Landhaus aus<br />

dem späten 16. Jahrhundert und einen<br />

mehrheitlich im 20. Jahrhundert angelegten<br />

Garten. Wakehurst Place wird von den<br />

Royal Botanic Gardens, Kew unterhalten,<br />

die ihrerseits die Anlage zu Forschungszwecken<br />

nutzt. Im Zentrum der Forschung<br />

steht die Sammlung von Samen aus der ganzen<br />

Welt und deren Züchtung für diverse<br />

Verwendungszwecke.<br />

Nach einem letzten Abendessen ging<br />

es am nächsten Morgen wieder zum Flughafen.<br />

Einige Wochen nach dem Ausflug<br />

trafen sich die Teilnehmer nochmals zu einem<br />

Abendessen in Basel, um Fotos, Eindrücke<br />

und tolle Erinnerungen auszutauschen.<br />

mb<br />

aktivitÄten, hinweise & veranstaltungen<br />

‹natÜrlich —<br />

mein garten›<br />

Der neu erschienene Naturführer<br />

von Maria Flury bietet<br />

zwölf Monate vielfältiges Leben<br />

mit einheimischen Pflanzen.<br />

Verfasst von einer langjährigen Referentin<br />

des Freundesvereins in Brüglingen vermittelt<br />

dieser aussergewöhnliche Naturführer<br />

allen naturbegeisterten Menschen, wie ein<br />

lebendiges Gleichgewicht zwischen Pflanzen<br />

und Tieren entsteht. Die Autorin stellt<br />

einheimische Wildkräuter und Heilpflanzen<br />

vor, untermalt mit Mythen, Legenden<br />

und Geschichten. Zusätzlich teilt sie ihr<br />

umfangreiches Wissen über die vielfältige<br />

Verwendung der Pflanzen in der Küche, zur<br />

Unterstützung von Heilungsprozessen und<br />

zum Schutz der Artenvielfalt. «Natürlich –<br />

mein Garten» ist als Tagebuch über die vier<br />

Jahreszeiten angelegt und enthält zahlreiche<br />

Rezepte, um Sirup, Salbe, Tinktur selbst<br />

herzustellen.<br />

Inspiriert wurde Maria Flury 1980 von einem<br />

Zeitungsartikel über das Verschwinden<br />

der Schmetterlinge, der sie dazu veranlasste,<br />

sich für den Naturschutz einzusetzen. Als<br />

leidenschaftliche Freizeitgärtnerin wurde<br />

ihr bald klar, dass der geliebte Garten noch<br />

naturnaher gestaltet werden musste. Mit<br />

viel selbst erarbeitetem Hintergrundwissen<br />

startete sie den Umbau ihres Gartens, um<br />

ihn in ein naturnahes, verwunschenes Paradies<br />

zu verwandeln. Der beigelegte Plan im<br />

Massstab 1:100 zeigt ihren Garten mit seinen<br />

verträumten Plätzchen, lauschigen Nischen<br />

und Wegen.<br />

zur autorin<br />

Maria Flury (*1947) absolvierte von 1999 –<br />

2000 das Seminar ‹Integrative Phytotherapie›<br />

(die Ausbildung für Pflegende und andere<br />

Gesundheitsberufe mit Abschluss bei<br />

Martin Koradi). Sie bildete sich in verschiedenen<br />

Kursen über Heilpflanzen, Ornithologie<br />

und Faunistik aus und gibt ihr Wissen<br />

in Kursen, Vorträgen und Kräuterwanderungen<br />

an Erwachsene und Kinder weiter,<br />

‒30‒


Kurt Schaub ist nach einem erfüllten Leben<br />

am 28. April 2014 im Alter von 91 Jahren<br />

verstorben. Nach seiner Ausbildung zum<br />

Drogisten und Kaufmann in Basel sowie einigen<br />

«Lehr- und Wanderjahren» eröffnete<br />

Kurt Schaub (*27.2.1923) zusammen mit<br />

seiner Frau Gret Künzli «Im Brüggli» in<br />

Muttenz 1953 eine eigene Drogerie. Er engagierte<br />

sich für die Ausbildung junger Drogisten,<br />

vor allem auf dem Gebiet der Pflanzenheilkunde.<br />

Daneben hielt er regelmässige<br />

Vorlesungen an der Volkshochschule Basel<br />

und organisierte unzählige Exkursionen.<br />

Von 1978 – 80 konnte Kurt Schaub im<br />

Auftrag der Schweizer Drogisten für die<br />

«Grün 80» den Kräutergarten in Brüglingen<br />

ausgestalten und realisieren. Mit grosser Begeisterung<br />

erklärte er den Besuchern an der<br />

«Grün 80» und auch noch viele Jahre später<br />

dort die heilende Wirkung der Pflanzen. Er<br />

wirkte auch an der Planung und dem Aufbau<br />

der Heilkräutergärten auf dem Ballenunter<br />

anderem in den Merian Gärten. Maria<br />

Flury ist verheiratet, Mutter von zwei Töchtern<br />

und Grossmutter von fünf Enkeln.<br />

‹Natürlich – mein Garten. 12 Monate<br />

Vielfalt und Leben mit einheimischen<br />

Pflanzen›, ISBN 978-3-9524044-9-2<br />

Erhältlich bei Maria Flury, Madlenweg 23,<br />

4402 Frenkendorf, Tel. 061 901 38 97<br />

(kann gerne auch abgeholt werden.)<br />

Preis für <strong>Mosaik</strong>-Leser: chf 30.–<br />

(zuzüglich chf 7.– Porto bei Versand.)<br />

Preis im Handel chf 38.–<br />

† kurt schaub<br />

1923 – 2014<br />

berg, für die Stadt Kreuzlingen und in Mariastein<br />

mit. Seit 1968 war Kurt Schaub aktives<br />

Mitglied und späteres Ehrenmitglied<br />

der Basler Botanischen Gesellschaft. Bis zu<br />

seinem 90. Geburtstag widmete er sich dem<br />

Herbar im Botanischen Institut. Er verstand<br />

es vorbildlich, bis kurz vor dem Tod seinem<br />

Leben einen Sinn zu geben.<br />

Der Verein der Freunde des Botanischen<br />

Gartens in Brüglingen ist Kurt Schaub<br />

dankbar für seine Leistungen. Seine<br />

Menschlichkeit und Ausstrahlung, seine<br />

Hilfsbereitschaft und seine Liebe zur Natur<br />

verbleiben stets in unserer Erinnerung. jaf<br />

‒31‒


das brÜglinger mosaik<br />

Nr. 59 Frühjahr/Sommer <strong>2015</strong>,<br />

erscheint jährlich, Auflage: 2 700 Ex.<br />

redaktion: Joanne Glättli<br />

ausgekÜrzte autoren: Lukas Rössner<br />

(lar), Markus Bodmer (mb), Jörg Affentranger<br />

(jaf)<br />

konzept, gestaltung, produktion:<br />

Thomas Lehner, www.thomaslehner.com<br />

assistenz: Philipp Lange<br />

korrektorat: Ojand Hadinia,<br />

Margrit Schmid<br />

druck: Gremper AG, Basel/Pratteln<br />

fotografie: Jonas Hänggi,<br />

www.jonashaenggi.ch, ausser nachgewiesene<br />

bildnachweise: S. 6, 7, 8, 10, 11, 15, 21, 31:<br />

zVg, S. 12/13: Joanne Glättli, S. 16 –19:<br />

Anne Forster-Mollinet, S. 24: Christian<br />

Stoll, S. 28: Gregorio Caruso.<br />

die freunde des botanischen<br />

gartens in brÜglingen<br />

Der Verein ‹Freunde des Botanischen Gartens<br />

in Brüglingen› unterstützt seit seiner<br />

Gründung 1960 den botanischen Garten in<br />

Brüglingen. Er organisiert und unterstützt<br />

vielfältige Veranstaltungen und ist<br />

Herausgeber des «<strong>Brüglinger</strong> <strong>Mosaik</strong>».<br />

Anmeldungen zur Vereinsmitgliedschaft<br />

(chf 25.–, Ehepaare: chf 30.–, Firmen:<br />

chf 50.–) gerne schriftlich oder per E-Mail.<br />

adresse: 4000 Basel<br />

e-mail: vereinfreunde@gmail.com<br />

postkonto: 40-7597-5<br />

prÄsidium: vakant<br />

vizeprÄsident: Christoph Wicki,<br />

Tel. 061 681 90 62<br />

sekretÄrin: Annelies Herzog<br />

kassier: Edgar Ettlin<br />

beisitzer: Markus Bodmer, Werner<br />

Christen, Joanne Glättli, Berty Grote<br />

fotoserie ‹efeu›<br />

Für die Bilderstrecke dieses ‹<strong>Brüglinger</strong> <strong>Mosaik</strong>s›<br />

hat sich der Fotograf Jonas Hänggi<br />

mit einer etwas unauffälligeren, aber nicht<br />

weniger interessanten Pflanzensammlung<br />

Brüglingens beschäftigt: Die Gattung Efeu<br />

wird hier nun mit ihrer Vielfalt an Blattformen<br />

und -farben für einmal ins Rampenlicht<br />

gestellt.<br />

UG2 Hedera helix ‹Goldstern›<br />

S.03 Hedera helix ‹Star›<br />

S.10 Hedera helix ‹Gertrud Strauss›<br />

S.16 Hedera helix ‹Helvetica›<br />

S. 21 Hedera helix ‹Golden Pittsburgh›<br />

S. 24 Hedera helix ‹Parsley Crested›<br />

merian gÄrten<br />

Vorder Brüglingen 5, 4052 Basel<br />

Tel. 061 319 97 80, www.meriangärten.ch<br />

meriangaerten@merianstiftung.ch<br />

cafÉ merian, In Brüglingen, 4052 Basel<br />

Tel. 061 311 24 54, Tel. 061 378 80 89,<br />

gastro@kiebitz.ch, www.café-merian.ch<br />

‒32‒


UG_2008_def.indd 2-3<br />

UG_2010_def.indd 2-3<br />

UG_2011.indd 2-3<br />

5 0 J A H R E<br />

5 0 J a h r e<br />

Freunde des<br />

18.4.2008 19:10:55 Uhr<br />

18.4.2010 12:58:46 Uhr<br />

13.4.2011 16:37:42 Uhr<br />

BM2012_Cover_def.indd 2-3 10.04.12 19:21<br />

Botanischen Gartens<br />

in Brüglingen<br />

Merian Park,<br />

Jahresbericht der AG<br />

brÜglinger<br />

mosaik<br />

2008<br />

Freunde des Botanischen Gartens in Brüglingen<br />

Merian Park AG, Jahresbericht<br />

brÜglinger<br />

mosaik<br />

2012<br />

merian park brüglingen<br />

Freunde des<br />

Botanischen Gartens<br />

in Brüglingen<br />

A<br />

Merian Park,<br />

Jahresbericht der AG<br />

brÜglinger<br />

mosaik<br />

2009<br />

Freunde des Botanischen Gartens in Brüglingen<br />

Jahresrückblick der Merian Gärten<br />

brÜglinger<br />

mosaik<br />

2013<br />

Freunde des<br />

Botanischen Gartens<br />

in Brüglingen<br />

Freunde des Botanischen Gartens in Brüglingen<br />

Merian Park,<br />

Jahresbericht der AG<br />

brÜglinger<br />

mosaik<br />

2010<br />

Freunde des Botanischen Gartens Brüglingen<br />

brÜglinger<br />

mosaik<br />

2014<br />

Freunde des<br />

Botanischen Gartens<br />

in Brüglingen<br />

Merian Park,<br />

Jahresbericht der AG<br />

brÜglinger<br />

mosaik<br />

2011<br />

Freunde des Botanischen Gartens Brüglingen<br />

brÜglinger<br />

mosaik<br />

<strong>2015</strong>

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