<strong>April</strong> <strong>2006</strong> 24 <strong>Nossner</strong> <strong>Rundschau</strong> …, wenn die alte Frau Keller Mann und Sohn zum Großen Geläut mitbrachte. Sonst war sie zuständig, dass Kirche und Amtsräume sauber waren, im Winter schön geheizt, im Sommer gut gelüftet. Und die „Mittlere Glocke zu den drei Tageszeiten“ gehörte auch zu ihren Aufgaben. – (Damals vor 75 Jahren gabs nicht in jedem Haushalt eine Uhr! Da richtete sich der Tageslauf nach dem Läuten.) Kennen wir denn heute noch „die Sprache der Glocken“? Die meisten Kirchen hatten davon drei: Die kleine „Taufglocke“; die Mittlere, die sonntags zum Gottesdienst rief und in der Woche den Tag einteilte und dann die Große mit der weitschallenden tiefen Stimme. Zu den Hohen Feiertagen erklingen die! Freilich auch, wenn ein Mensch auf dem letzten Weg hinauf zum Friedhof vor der Stadt gebracht wurde. – Ich entsinne mich des Begräbnisses von Stadtrat Adam Beck, der in dem Haus hinter der Kirche, zum Schloss zu, gewohnt hatte. Auch damals war ich dabei, huschte – wohlwollend geduldet – die vielen wackligen Treppen hinter den Läutern hinauf und noch eine weitere: Neben dem Räder-Wunderwerk der Turmuhr war die Tür zum „Altan“, von wo man Ost, Süd und West der kleinen Stadt überschauen konnte. Dort hockte ich und passte auf, wie sich tief unter mir der Trauerzug formierte, um gleich Bescheid zu geben. Dann wurde als erste die Große angeschwungen, die brauchte Muskelkraft! Das machte der Sohn, der wohl Schmied oder so was war. Danach die Mittlere, vom Vater geläutet, und schließlich die Kleine, von ihr. Die Posaunenbläser schritten voran, dann der schwarzverhängte Leichenwagen, pferdegezogen. Dann Geistlicher, Kurrende, danach die Leidtragenden und übrigen Trauergäste, Vereine und Abordnungen. Den Markt hinauf und die lange Freiberger Straße, die Friedhofsallee bis zur Kapelle. Und all das beglei- LESERBRIEFE „Ich war dabei ...” tet vom weithinhallenden Geläute der drei Glocken! (An Pausen dabei erinnere ich mich nicht.) Erst als der Trauerzug vor der Kapelle anlangte, konnte ich den Läutern das Ende ihrer Arbeit verkünden! Ab Ostern 1934 hörte diese „Schwerarbeit“ auf, denn von da an wurde alles elektrisch von der „Schaltkammer“ unten im Turm, teils sogar automatisch, geregelt. Schnell hatte auch ich gelernt, das alles zu bedienen und konnte gern und zuverlässig diesen Dienst verrichten. Und ein ganz klein wenig fühlte ich mich wohl auch wie der 12jährige Jesus-Knabe im Tempel „im Haus meines Vaters“. – Nach dem Krieg hatte auch Nossen nur noch eine, die Kleine, die ich dann bis Himmelfahrt 1946 (als ich Nossen verließ) läutete, denn auch die Elektrik war kaputt, ebenso waren die Treppen kaum begehbar, so dass ich meist „mit Stricken“ von unten läutete. – Auch wenn ein Brautpaar zur Hochzeit in die Kirche kam, wurde „groß“ geläutet, meist freilich kürzer, denn sie fuhren in der Hochzeitskutsche vor. Kam aber ein richtiger „Brautzug“, grüßten ihn die Glocken den ganzen Weg! – Wurde (früher, als bis gegen 1900 der Alte Friedhof in der Stadt war) aber ein Armer Sünder oder ein an einer Seuche Verstorbener zu Grabe gebracht, durften das die Glocken nicht bekanntgeben; sie mussten schweigen und der Sarg am „Leiseberg“ – daher der Name! – weggebracht werden. (1931 starb ein <strong>Nossner</strong> Kind an Diphteritis, also einer Seuche. Das durfte nach dieser alten Bestimmung kein „Begräbnis“ haben, zum Leidwesen seiner Eltern. Anschließend sorgte mein Vater, dass diese Verordnung aufgehoben wurde. – Ich nehme an, dass andernorts auch solche Bestimmungen bestanden und 1957 in Mecklenburg der Propst Märker, der einem an TBC verstorbenen Mädchen die dort übliche „große Beerdigung“ versagte, auch so gebun- den war, was freilich keine Zeitung sagte. Aber sein hochgespielter Fall veranlasste ja damals einige (ortsfremde) <strong>Nossner</strong> SED-Größen, mit einem „ähnlichen Fall“ am <strong>Nossner</strong> Pfarrer eine persönliche Rache zu üben.) Doch zurück zur „Sprache der Glocken“. Ihre Warn-Funktion ist inzwischen von Sirene u.a. abgelöst worden. Aber „Feuer- Glocke“ und „Wetter-Läuten“, wenn schwarze Unwetterwolken aufsteigen – sind – zumindest uns Älteren – durchaus feste Begriffe. Und „Das Lied von der Glocke“ wohl auch. – Doch wichtiger ist wohl ihr Rufen zum Gottesdienst! Ich bin froh, sie nahe zu haben und trotz meiner Schwerhörigkeit zu hören! Wie stimmen uns die Glocken ein auf die Großen Feste, aber auch jeden Sonntag! Und wenn am Altjahresabend dann um Mitternacht die großen Glocken der deutschen Dome das Neue Jahr begrüßen, ist das immer wieder ein erhebendes Erlebnis! Aber „daheim in Nossen“ war mir das Oster-Geläut das liebste! (Ob es das überhaupt noch gibt? Hier in Hessen leider nicht.) Damals gab es noch keine „Sommerzeit“. Aber Ostern stand ich vor dem Sonnenaufgang auf und stieg auf den Turm, letztmals 1946 mit meiner kleinen Tochter auf dem Arm. Und dann blickten wir vom Altan auf die heller werdenden Wolken im Osten, denn beim Aufgang „springt die Sonne dreimal vor Freude!“ und da habe ich (freilich damals nur die verbliebene kleine Glocke) eine ganze Stunde lang das Osterfest, die Auferstehung, eingeläutet! Ein gesegnetes Osterfest wünscht uns allen Gisela Rother-Kohl Kleinanzeigen Nossen: topsan. 2RWE m. 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<strong>Nossner</strong> <strong>Rundschau</strong> 25 <strong>April</strong> <strong>2006</strong> Alte Postkarten und neuere Ansichten Nossen, vom Goldberg aus gesehen (Postkarte des Verlages Emil Hensel, Nossen aus der Sammlung von Jürgen Gauernack, 1899) Die Sonnenstraße (Vordergrund) existierte 1899 nur als mit Obstbäumen bepflanzter Feldweg. Der große Schornstein gehörte zum Elektrizitätswerk, in dem damals durch Kohleverbrennung der Strom für die wenigen Abnehmer erzeugt wurde. Die Talstraße zwischen dem Eltwerk und dem Haus mit der Nummer 9 war noch unbebaut, ebenso die Hacke. Blick vom Goldberg zur Stadt (Frühlingsanfang <strong>2006</strong>) Eine freie Sicht zur Talstraße ist nicht mehr möglich. Die Sonnenstraße ist auf beiden Seiten bebaut. Das ehemalige Eltwerk erkennt man im Dunst nur schwach, ebenso die Häuser der Talstraße. Nossen. Partie an der Mulde (Postkarte des Verlages Brück & Sohn, Meißen aus der Sammlung von Jürgen Gauernack, 1903) Auf der ehemaligen Meißner Straße (Am Kronberg) endet die Bebauung mit der alten Scheune, ansonsten ist das gesamte Kronberggebiet noch völlig unerschlossen. Kleinanzeige Nossen, 1-Zimmer-Whg. mit Küche und Bad, 30,6 m 2 , WM 200,– Euro, Souterrain, Tel. 03 43 22 - 4 32 95 Nach dem langen Winter werden sicher die bevorstehenden Ostertage zu ausgedehnten Spaziergängen in die nähere Umgebung locken. Sind längere Wanderungen aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich, dann bieten u.a. auch Kirschberg, Rodigt und Seminarberg reizvolle Blicke auf unser schönes Muldenstädtchen. Das haben auch schon die Fotografen vor nunmehr über 100 Jahren reichlich genossen und eine Vielzahl aussagekräftiger Postkarten geschaffen. Vergleichen Sie doch ganz einfach einmal die beiden historischen Aufnahmen mit den heutigen Bildern, die sich Ihnen beim österlichen Spaziergang bieten. Klaus Bartusch Blick vom Rodigt auf den Kronberg (20. März <strong>2006</strong>) Leider ist heute der im unteren Bild gewählte höhere Standpunkt des Fotografen nicht mehr möglich. Sträucher und dichter Baumbestand behindern die freie Sicht auf die "Partie an der Mulde".