April 2006 - Nossner Rundschau
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<strong>Nossner</strong> <strong>Rundschau</strong> 31 <strong>April</strong> <strong>2006</strong><br />
Die täglichen „Horrorschlagzeilen“<br />
in den Medien wie:<br />
„Als ob ich mich selbst schlage<br />
Verwahrlost und allein gelassen<br />
Zu tote getrampelt<br />
13-jähriges Mädchen fünf Wochen<br />
gefangen gehalten und brutal<br />
sexuell missbraucht<br />
Massenschlägereien in Berlin halten<br />
Polizei in Atem“<br />
um nur einige zu nennen,<br />
beängstigen in zunehmendem<br />
Maße die Bürger in Ost und<br />
West. Steigende Gewaltbereitschaft<br />
bei Jung und Alt und<br />
anwachsende Verrohung bedrohen<br />
den inneren Frieden in<br />
unserem Land. Es mangelt<br />
zusehends an Wohlwollen,<br />
Mitgefühl, Ehrlichkeit, Treue,<br />
Sitte, Gerechtigkeit, Verantwortung,<br />
Moral und Anstand.<br />
„Sie sind auf der Strecke geblieben“;<br />
meinte kürzlich ein lieber<br />
alter Freund von mir. Er fügte<br />
sehr erregt hinzu: „Die<br />
Schmerzgrenze ist erreicht.<br />
Abhilfe tut Not!“ Wie recht hat<br />
er. Geld und Wohlstandsdenken<br />
haben die guten Sitten verdorben.<br />
Was ist zu tun, dem<br />
kulminierenden Werteverfall zu<br />
begegnen?<br />
Ein erster Schritt wäre getan,<br />
künftig bei Überfällen, Anpöbelungen,<br />
sexuellen Belästigungen,<br />
Feststellungen von<br />
Schmierereien, Graphitti-Sudeleien<br />
und anderen strafbaren<br />
Handlungen nicht mehr tatenlos<br />
wegzuschauen, sondern<br />
Hilfe zu alarmieren, wenn ein<br />
direktes Eingreifen nicht möglich<br />
ist. Aktive Hilfe und<br />
Selbsthilfe, Aufklärung und<br />
Beistand sind wichtig, denn die<br />
Kriminalität ist auf dem Vormarsch<br />
und in einem sehr<br />
beunruhigenden Tempo.<br />
Ein jeder ist aufgefordert, sich<br />
für das gewaltfreie Verhalten<br />
einzusetzen und dem Wertverfall<br />
in Familie, im Arbeitsteam,<br />
in der Schule, in Verkehrsmitteln,<br />
auf Straßen, in Wohngemeinschaften<br />
und wo auch<br />
immer, Einhalt zu gebieten.<br />
Die Verteidigung der demokratischen<br />
Rechts- und Werteordnung<br />
ist nicht allein Sache von<br />
Polizei, Justiz und der Innenminister.<br />
Kein geringerer als Professor<br />
Heinz Sielmann, der „Goethe<br />
der Tierfilmer“, äußerte sich<br />
einmal zu dem Vandalismus<br />
gegenüber der belebten Natur:<br />
„Wir Menschen glauben wohl,<br />
wir dürfen alles. Aber wenn wir<br />
weiter mit der Natur so frevelhaft<br />
umgehen, zerstören wir<br />
unseren Lebensraum und damit<br />
uns selbst“.<br />
Selbst der reisefreudige Papst<br />
Johannes Paul II. hat keine<br />
Gelegenheit während seiner<br />
Amtszeit ausgelassen, seinen<br />
gläubigen Anhängern die<br />
betrübliche Situation des Werteverfalls<br />
zu verdeutlichen. Ob<br />
es die brandschatzende Mordlust<br />
gegen „autonome“ und<br />
„rechtsextreme“ Gewaltausbrüche<br />
oder das barbarische<br />
Schänden von Friedhöfen und<br />
Gedenkstätten sind – der<br />
gewalttätige Hass und die mörderische<br />
Menschenverachtung<br />
drohen der Politik über den<br />
Kopf zu wachsen. Schnelles<br />
Handeln ist angesagt. Die Politiker,<br />
die demokratischen Parteien<br />
sind jetzt in der Pflicht.<br />
Wo finden Politiker die Bausteine<br />
für die Neuorientierung<br />
auf Tugend, mehr Sitte, Moral<br />
und Ethik? Bausteine wären, um<br />
einige zu nennen, die Umwandlung<br />
in eine tolerantere,<br />
mitverantwortliche und leistungsbereitereBürgergesellschaft,<br />
die sittliche Bildung und<br />
ethische Erziehung im großen<br />
Stil zu forcieren, aktiv das Leid<br />
in unserem Land zu minimieren<br />
und das Glück zu maximieren;<br />
unnachsichtig konkrete Missstände<br />
zu beseitigen und sich<br />
stärker dem Begriffsinhalt der<br />
„Humanitas“ zuzuwenden. In<br />
diesem Begriff finden die Politiker,<br />
Parteien und die Medien<br />
die Orientierungsmerkmale:<br />
Mitmenschlichkeit, Kritikfähigkeit,<br />
Freiheit und Würde,<br />
Wohlwollen und Muße, Freude<br />
an Bildung, verträgliches<br />
Zusammenleben und freundliches<br />
Miteinander. Stopp dem<br />
Verfall der Werte, die menschliche<br />
Beziehungen bestimmen!<br />
LESERBRIEFE<br />
Die Schmerzgrenze ist erreicht<br />
– Schatzkammer des Miteinanders nutzen –<br />
Kaum saniert und schon beschmiert.<br />
In dem Buch „Ein Ruf aus der<br />
Stille!“ von Brigitte Bardot finden<br />
unsere Politiker und jene,<br />
denen es ernst mit dem Stopp<br />
„des galoppierenden Werteverfalles“<br />
ist, anregenden Aufschluss<br />
und Handlungsanleitung.<br />
Greifen wir nicht nach der<br />
amerikanischen Kaugummi-<br />
Kultur und äffen dem „TV-<br />
Grobian“ Dieter Bohlen nach,<br />
der in der Fernsehshow<br />
„Deutschland sucht den Superstar“<br />
einen Kandidaten sogar<br />
mit „Du guckst wie ich beim<br />
Kacken!“ abfertigte.<br />
Befleißigen wir uns eines höflichen<br />
taktvollen Tones im<br />
Umgang miteinander. Schließlich<br />
kann nicht jeder seinen<br />
Respekt und seine Achtung den<br />
Mitmenschen gegenüber so<br />
„einfach ausdrücken“ wie ein<br />
Herr Bohlen.<br />
Entscheidend ist zur Stunde<br />
und künftig, dass alle Demokraten<br />
zusammenstehen, um der<br />
edelsten Menschlichkeit, der<br />
„Humanitas“, in unserem Land<br />
endlich den Weg zu ebnen und<br />
verkannte, verdrängte, vergessene<br />
Schatzkammern menschlichen<br />
Miteinanders neu zu entdecken<br />
und allseits zu nutzen.<br />
Eile tut Not, denn „Wohlergehen<br />
und Wohlverhalten“, nach<br />
Aristoteles die beiden Säulen<br />
guten Lebens, sind in unserem<br />
Land angeknackst und ins<br />
Wanken geraten.<br />
In der globalisierten Welt, die<br />
sich leider unsere Politik zu<br />
eigen gemacht hat, weichen die<br />
klassischen Werte mehr und<br />
mehr auf. – Die neue Sehnsucht<br />
nach alten Werten möge um<br />
sich greifen! Dies wünscht sich<br />
Ihr Heimatfan<br />
Dipl.-Päd. Hans Rudolph<br />
aus Cottbus, Tel. 0355 / 471594<br />
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