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Bahnhöfe in Deutschland

978-3-939633-47-1

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Lord Norman Foster:<br />

Vorwort 8<br />

Foreword 9<br />

Clemens Niedenthal:<br />

Großer Bahnhof – Kulturgeschichte e<strong>in</strong>es bewegenden Ortes 14<br />

Large railway stations – A cultural history of mov<strong>in</strong>g places 15<br />

Dresden Hauptbahnhof 30<br />

Leipzig Hauptbahnhof 34<br />

Halle (Saale) Hauptbahnhof 38<br />

Köln Hauptbahnhof 40<br />

Frankfurt (Ma<strong>in</strong>) Hauptbahnhof 44<br />

Wiesbaden Hauptbahnhof 48<br />

Darmstadt Hauptbahnhof 50<br />

Berl<strong>in</strong> Stadtbahn 52<br />

Potsdam Kaiserbahnhof 54<br />

Interview mit Jörn Walter 56<br />

Interview with Jörn Walter 57<br />

Christ<strong>in</strong>a Gräwe:<br />

Stadt am Zug – <strong>Bahnhöfe</strong> und ihre städtebauliche, soziale und emotionale Bedeutung 62<br />

Cities and tra<strong>in</strong>s – stations and their urban, social, and emotional significance 63<br />

Hamburg Dammtor 76<br />

Oberstdorf 80<br />

Uelzen 82<br />

Jena Paradies 84<br />

Kiel Hauptbahnhof 86<br />

Limburg Süd und Montabaur 88<br />

Köln/Bonn Flughafen 90<br />

Flughafen Leipzig/Halle 92<br />

Berl<strong>in</strong> Potsdamer Platz 94<br />

Interview mit André Zeug 96<br />

Interview with André Zeug 97<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Tim Lehmann:<br />

Station machen – Mobilitätsdrehscheibe Bahnhof 102<br />

Mak<strong>in</strong>g Stations – Turnstiles of mobility 103<br />

Berl<strong>in</strong> Hauptbahnhof 120<br />

Berl<strong>in</strong> Südkreuz 124<br />

Berl<strong>in</strong> Ostbahnhof 126<br />

Rostock Hauptbahnhof 130<br />

Regensburg Hauptbahnhof 132<br />

Frankfurt (Ma<strong>in</strong>) Flughafen 134<br />

Stuttgart Hauptbahnhof 138<br />

Interview mit Eike Wenzel 140<br />

Interview with Eike Wenzel 141<br />

4<br />

Clemens Niedenthal:<br />

Orte von morgen – Der Bahnhof als urbanes Zentrum 146<br />

Tomorrow´s places – Stations as urban centers 147<br />

Hannover Hauptbahnhof 158<br />

Bremen Hauptbahnhof 160<br />

Nürnberg Hauptbahnhof 162<br />

Berl<strong>in</strong> Gesundbrunnen 166<br />

City-Tunnel Leipzig 168<br />

Essen Hauptbahnhof 169<br />

München Hauptbahnhof 170<br />

Die <strong>Bahnhöfe</strong> im Überblick Survey of the stations 174<br />

Autoren/Projektbeteiligte Authors/Project participants I Bildnachweis Picture Credits 175


Vorwort<br />

Lord Norman Foster<br />

Foreword<br />

Lord Norman Foster<br />

Die großen <strong>Bahnhöfe</strong> des 19. Jahrhunderts waren Produkte des ersten Masch<strong>in</strong>enzeitalters<br />

und gelten vielen als Vorboten der aufkommenden Moderne: e<strong>in</strong> Fest der Geschw<strong>in</strong>digkeit,<br />

der <strong>in</strong>dustriellen Effizienz und der Macht der Kommunikation. Doch die Fassaden, die sich<br />

unter den großartigen Dachkonstruktionen aus Stahl und Glas der Stadt zuwenden, greifen<br />

<strong>in</strong> ihrer Architektur häufig auf historische Vorbilder zurück. E<strong>in</strong>ige haben die klassische<br />

Eleganz e<strong>in</strong>es italienischen Palazzos; andere er<strong>in</strong>nern an die Erhabenheit gotischer Kathedralen<br />

oder die gesetzte Würde alter Parlamentsgebäude. In e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> der Anstand und<br />

Sitte — auch <strong>in</strong> der Architektur — höchste Priorität hatten, war dies vielleicht e<strong>in</strong>e Frage<br />

des guten Tons.<br />

Leider g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> viele dieser prächtigen <strong>Bahnhöfe</strong> verloren; e<strong>in</strong>ige wurden im<br />

Krieg zerstört, andere, wie der Anhalter Bahnhof <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, verschwanden nach dem Krieg<br />

von der Bildfläche. Damit steht <strong>Deutschland</strong> jedoch nicht alle<strong>in</strong>: Auch Städte wie London<br />

und New York haben sich selbst schwere Verluste zugefügt: Die <strong>Bahnhöfe</strong> Euston und Penn<br />

Station etwa haben Wunden im Gefüge dieser Städte h<strong>in</strong>terlassen, die wohl niemals heilen<br />

werden.<br />

Wenn man sich auf der Welt umschaut, erkennt man, dass die Geschichte vieler <strong>Bahnhöfe</strong>,<br />

ebenso wie die Geschichte vieler Städte, e<strong>in</strong>e Geschichte der Veränderung ist. Am deutlichsten<br />

wird dies an jenen nicht mehr genutzten Empfangsgebäuden, die wiederbelebt und<br />

mit neuer Funktion ausgestattet wurden. Man denke an den Bahnhof Atocha <strong>in</strong> Madrid,<br />

den Gare d’Orsay <strong>in</strong> Paris oder den wunderschön rekonstruierten Hamburger Bahnhof <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>, der nun e<strong>in</strong> erfolgreiches Museum für moderne Kunst beherbergt. Viele <strong>Bahnhöfe</strong><br />

s<strong>in</strong>d gewachsen oder wurden über die Jahre den veränderten Ansprüchen des Bahnreisens<br />

angepasst. Andere, wie Dresdens Hauptbahnhof, wurden beschädigt und wieder <strong>in</strong>stand<br />

gesetzt, wobei ihnen <strong>in</strong> diesem Prozess neue Impulse verliehen wurden.<br />

Der 1898 fertiggestellte Dresdner Hauptbahnhof ist e<strong>in</strong>er der bee<strong>in</strong>druckendsten <strong>Bahnhöfe</strong><br />

des späten 19. Jahrhunderts <strong>in</strong> Europa. Die schweren Kriegsschäden waren jedoch nur<br />

unzureichend, ohne Gespür für die architektonische Substanz repariert worden. Jahre der<br />

Vernachlässigung taten e<strong>in</strong> Übriges, sodass sich Mitte der 1990er Jahre der Zustand des<br />

Gebäudes soweit verschlechtert hatte, dass umfassende Wiederherstellungsarbeiten erforderlich<br />

wurden.<br />

Die Deutsche Bahn bat uns um e<strong>in</strong>en Vorschlag für die Sanierung. Als allererstes entfernten<br />

wir die Ergänzungen und Umbauten, die über die vergangenen 60 Jahre am Gebäude<br />

vorgenommen worden waren, um die Integrität des ursprünglichen Entwurfs wieder herzustellen<br />

und die Wegeführung im und durch den Bahnhof zu verbessern. Wo immer möglich,<br />

legten wir die orig<strong>in</strong>alen Oberflächen frei, versuchten aber nicht, alte Formen nachzubilden<br />

oder verloren gegangene Verzierungen zu ersetzen: Neues und Altes s<strong>in</strong>d deutlich erkennbar.<br />

The great n<strong>in</strong>eteenth-century railway stations were products of the first mach<strong>in</strong>e age: celebrations<br />

of speed, <strong>in</strong>dustrial efficiency and the power of communication. To some they<br />

are heralds of a nascent modernism. Yet, beyond their magnificent steel and glass canopies,<br />

as they confront the city they adopt an architecture rooted <strong>in</strong> history. Some have the<br />

classical elegance of an Italian palazzo; others evoke the majesty of a gothic cathedral or<br />

the gravitas of a parliament build<strong>in</strong>g. In an age when manners were all – and architectural<br />

manners were no exception – it was perhaps a question of decorum.<br />

Sadly, <strong>in</strong> Germany many of these magnificent stations have been lost, some through wartime<br />

destruction, others – like Berl<strong>in</strong>’s Anhalter Bahnhof – almost by sleight of hand. However,<br />

Germany is not unique <strong>in</strong> this regard. Cities such as London and New York have suffered<br />

from their own self-<strong>in</strong>flicted losses – most notably Euston and Penn Stations – which<br />

have left wounds <strong>in</strong> the fabric of the city that are almost impossible to heal.<br />

Look<strong>in</strong>g around the world, one sees that the history of many stations – as with towns and<br />

cities – represents the history of change. At one extreme are those redundant stations that<br />

have been re<strong>in</strong>vented and put to new uses. One th<strong>in</strong>ks of Atocha Station <strong>in</strong> Madrid, the<br />

Gare d’Orsay <strong>in</strong> Paris, or the beautifully reconstructed Hamburger Bahnhof <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, now a<br />

very successful museum of contemporary art. Many stations have grown or been adapted<br />

over time to suit the chang<strong>in</strong>g demands of rail travel; others – like Dresden’s ma<strong>in</strong> railway<br />

term<strong>in</strong>us – have been damaged and repaired, tak<strong>in</strong>g on new life <strong>in</strong> the process.<br />

Completed <strong>in</strong> 1898, Dresden Hauptbahnhof is one of the most impressive late-n<strong>in</strong>eteenthcentury<br />

railway stations <strong>in</strong> Europe. However, by the mid-1990s, poor ma<strong>in</strong>tenance had<br />

compounded <strong>in</strong>sensitive repair work follow<strong>in</strong>g severe war damage to br<strong>in</strong>g the build<strong>in</strong>g to<br />

a state that desperately required extensive remedial conservation.<br />

Deutsche Bahn asked us to make a proposal for the renovation. Our start<strong>in</strong>g po<strong>in</strong>t was to<br />

strip away additions and alterations made to the build<strong>in</strong>g over the past sixty years <strong>in</strong> order<br />

to restore the <strong>in</strong>tegrity of the orig<strong>in</strong>al design and to rationalize circulation with<strong>in</strong> and through<br />

the station. We exposed orig<strong>in</strong>al surfaces wherever possible, but we did not try to recreate<br />

old forms or replace lost ornament: new and old are clearly articulated.<br />

The big decision was what to do with the great triple-vaulted roof. The elaborate wroughtand<br />

cast-iron structure, though fragile, was almost completely <strong>in</strong>tact. Orig<strong>in</strong>ally, the roof<br />

cover<strong>in</strong>g had been partially glazed, but after the war it had been boarded over, reduc<strong>in</strong>g<br />

daylight. We decided to remove this heavy cover<strong>in</strong>g and to sheath the support<strong>in</strong>g frame <strong>in</strong><br />

a more appropriate, lightweight material – <strong>in</strong> this case a sk<strong>in</strong> of Teflon-coated glass fiber.<br />

This material is translucent and transmits daylight, which reduces the need for artificial<br />

light<strong>in</strong>g.<br />

Dresden Hauptbahnhof’s story of restoration and rebirth is echoed by many other n<strong>in</strong>eteenth-century<br />

stations throughout Germany, as this book so elegantly testifies. If these<br />

8 9


Norman Foster studierte Architektur <strong>in</strong> Manchester und Yale, wo er se<strong>in</strong>en Masterabschluss<br />

machte. 1967 gründete er Foster Associates – mittlerweile Foster + Partners –,<br />

heute e<strong>in</strong>es der renommiertesten Architekturbüros weltweit. Er erhielt 1999 den Pritzker<br />

Architecture Prize und 2002 den Praemium Imperiale. 1990 wurde er als Ritter <strong>in</strong> den Adelsstand<br />

erhoben und 1997 <strong>in</strong> den Order of Merit aufgenommen. 1999 erhielt er die Würde<br />

e<strong>in</strong>es Life Peer und den Titel Lord Foster of Thames Bank.<br />

Norman Foster studied at Manchester University School of Architecture and Yale University,<br />

where he ga<strong>in</strong>ed a Masters Degree. In 1967 he established Foster Associates—now<br />

Foster + Partners—which has grown to become one of the most respected <strong>in</strong>ternational<br />

architectural practices. He was awarded the Pritzker Architecture Prize In 1999 and the<br />

Praemium Imperiale <strong>in</strong> 2002. He was granted a Knighthood <strong>in</strong> 1990 and appo<strong>in</strong>ted to the<br />

Order of Merit <strong>in</strong> 1997. In 1999 he became a life peer, tak<strong>in</strong>g the title Lord Foster of Thames<br />

Bank.<br />

Die entscheidende Frage war, was mit dem großen, dreifach gewölbten Dach geschehen<br />

sollte. Die kunstvoll ausgearbeitete schmiede- und gusseiserne Konstruktion war zwar brüchig,<br />

aber fast vollständig <strong>in</strong>takt. Ursprünglich war das Dach teilweise verglast, doch wurde<br />

es nach dem Krieg mit Holz verschalt, wodurch weniger Tageslicht <strong>in</strong> das Gebäude fiel. Wir<br />

schlugen vor, diese schwere Überdachung zu entfernen und den Stützrahmen mit e<strong>in</strong>em<br />

besser geeigneten, leichten Material zu ummanteln: Letztlich verwendeten wir e<strong>in</strong>e Haut aus<br />

Teflon-beschichteter Glasfaser. Dieses Material ist transluzent und erlaubt den E<strong>in</strong>fall von<br />

Tageslicht, wodurch weniger künstliches Licht benötigt wird.<br />

Die Geschichte der Restaurierung und Wiedergeburt des Hauptbahnhofs Dresden wiederholt<br />

sich überall <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> an vielen anderen <strong>Bahnhöfe</strong>n aus dem 19. Jahrhundert,<br />

wie dieses Buch so anschaulich bezeugt. So wie diese <strong>Bahnhöfe</strong> der ersten Generation<br />

für Fortschritt und Prestige standen, so s<strong>in</strong>d viele ihrer prachtvollen Gegenstücke aus dem<br />

20. Jahrhundert — besonders der Kölner Hauptbahnhof — Symbole der Erneuerung. Der<br />

<strong>in</strong> den 1950er Jahren vollständig neu wiederaufgebaute Hauptbahnhof <strong>in</strong> Köln, der sich<br />

an e<strong>in</strong>em der schwierigsten und gleichzeitig fasz<strong>in</strong>ierendsten Standorte der europäischen<br />

Städtelandschaft bef<strong>in</strong>det, verkörpert anschaulich die architektonische Fülle und Vielfalt jener<br />

Städte, <strong>in</strong> denen Gebäude aus den verschiedensten Epochen, Stilrichtungen und Materialien<br />

respektvoll nebene<strong>in</strong>ander gewachsen s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>e noch aktuellere Entwicklung konnten wir <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> zum jüngsten Jahrhundertwechsel<br />

beobachten: die Entstehung e<strong>in</strong>er bedeutenden Gruppe von <strong>Bahnhöfe</strong>n, namentlich<br />

des Bahnhofs Potsdamer Platz und des Berl<strong>in</strong>er Hauptbahnhofs, die e<strong>in</strong> Symbol für die<br />

Wiedervere<strong>in</strong>igung s<strong>in</strong>d. Besonders der letztere erfüllt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle, die traditionell<br />

den <strong>Bahnhöfe</strong>n des ersten Bahnzeitalters zugeschrieben wurde: Er ist der Vorbote e<strong>in</strong>es<br />

völlig neuen Stadtviertels, das um ihn herum wachsen und die Narben heilen wird, die die<br />

Berl<strong>in</strong>er Mauer h<strong>in</strong>terlassen hat.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Familie neuer <strong>Bahnhöfe</strong> wie etwa die Flughafenanb<strong>in</strong>dungen Köln/Bonn Flughafen<br />

oder Flughafen Leipzig/Halle, die für die heute durch Europa rasenden ICE-Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszüge<br />

gebaut wurden, ist das Produkt e<strong>in</strong>er unglaublichen Renaissance des<br />

Bahnreisens. Sie zeigen uns, wie Architekten und Ingenieure <strong>in</strong> diesem neuen Bahnzeitalter<br />

eng zusammenarbeiten können, um das Reiseerlebnis zu steigern und die Qualität dieser<br />

wichtigen öffentlichen Orte zu verbessern. Wie schon im 19. Jahrhundert, so sehen wir<br />

auch heute wieder, wie gutem Design im öffentlichen Raum der ihm gebührende Platz zukommt.<br />

first-generation stations orig<strong>in</strong>ally symbolized progress and prestige, many of their magnificent<br />

twentieth-century counterparts – notably Cologne’s Hauptbahnhof – are symbolic<br />

of renewal. Entirely rebuilt <strong>in</strong> the 1950s, and occupy<strong>in</strong>g one of the most challeng<strong>in</strong>g sites<br />

to be found <strong>in</strong> any European city, Cologne Hauptbahnhof demonstrates how architectural<br />

richness and diversity is to be found <strong>in</strong> those cities <strong>in</strong> which build<strong>in</strong>gs of different periods,<br />

styles and materials have grown up respectfully alongside one another.<br />

More recently still <strong>in</strong> Germany – at the turn of another century – we have witnessed the<br />

emergence of a dist<strong>in</strong>guished group of stations – notably Potsdamer Platz and Berl<strong>in</strong><br />

Hauptbahnhof – which are symbolic of reunification. The latter, especially, fulfils a critical<br />

role traditionally associated with stations of the first railway age; it heralds an entirely new<br />

urban quarter, which will grow up around it to heal scars left by the Wall.<br />

Another family of new stations – such as the airport connections Köln/Bonn Flughafen or<br />

Flughafen Leipzig/Halle – built for the high-speed ICE tra<strong>in</strong>s that now race across Europe<br />

are products of an <strong>in</strong>credible renaissance <strong>in</strong> rail travel. They demonstrate how, <strong>in</strong> this new<br />

railway age, architects and eng<strong>in</strong>eers can work together <strong>in</strong> an <strong>in</strong>tegrated way to enhance<br />

the experience of the travell<strong>in</strong>g public and to improve the quality of those important public<br />

spaces. Now, as <strong>in</strong> the n<strong>in</strong>eteenth century, we may celebrate the importance of good design<br />

<strong>in</strong> the civic realm.<br />

10 11


28<br />

nürnberg hauptbahnhof<br />

Erbaut Built 1906 I Architekt Architect Karl Ritter von Zenger I Umbau Conversion 2002 I Architekten Architects Offis<br />

Architekten I Investitionsvolumen Investment volume 76 Mio. € I E<strong>in</strong>zelhandelsfläche Retail floor space 13 000 m² I<br />

Verkehrs- und Bahnsteigfläche Circulation and platform space 28 000 m² I 130 000 Reisende und Besucher pro Tag<br />

travelers and visitors per day I 1000 Zughalte pro Tag tra<strong>in</strong> stops per day<br />

1, 2 Neue Öffnungen: Nach außen von wehrhafter Statur, wurde<br />

der Nürnberger Hauptbahnhof über Oberlichter und Kuppeln dem<br />

Tageslicht geöffnet. New open<strong>in</strong>gs: of defensive stature towards<br />

the outside, skylights and domes open Nuremberg Central Station<br />

to daylight. 3 Die <strong>Bahnhöfe</strong> lagen vor den Toren der Stadt,<br />

nirgends ist das heute noch so gut zu sehen wie am Rande der<br />

Nürnberger Stadtbefestigung. Stations were located <strong>in</strong> front of the<br />

city gates; this is nowhere as obvious as at the edge of Nuremberg<br />

city fortifications.<br />

Nach e<strong>in</strong>em Biedermeierhäuschen, vor dessen<br />

Zaun 1835 der Adler gen Fürth gedampft war, und<br />

e<strong>in</strong>em neogotischen Nachfolgebau von 1847 ist<br />

das Ensemble <strong>in</strong> den stolzen Gesten des Neobarock<br />

der dritte Bau am ältesten Bahnhofsstandort<br />

<strong>Deutschland</strong>s. Er ist sicher e<strong>in</strong>er der e<strong>in</strong>drücklichsten.<br />

Umso unverständlicher mag es aus heutiger<br />

Sicht ersche<strong>in</strong>en, dass das prägende Hauptportal<br />

im Modernisierungseifer der 1970er Jahre be<strong>in</strong>ahe<br />

der Abrissbirne preisgegeben war. Im Zweiten<br />

Weltkrieg zu großen Teilen zerstört, kursierte <strong>in</strong> den<br />

1950er Jahren zudem der Vorschlag, das Gebäude<br />

wieder <strong>in</strong> der neogotischen Ausformung des 19.<br />

Jahrhunderts aufzubauen.<br />

Im zarten Disput zur monumentalen Muschelkalkfassade<br />

des Empfangsgebäudes steht der Warteraum,<br />

den der damals erst 30-jährige Reformkünstler<br />

und Architekt Bruno Taut noch deutlich <strong>in</strong><br />

den Gesten des Jugendstils gestaltet hatte. Heute<br />

beherbergt der im Rückblick gleichsam kühne wie<br />

elegante Saal das Reise-Zentrum des Nürnberger<br />

Hauptbahnhofs.<br />

A proud neo-Baroque style ensemble was the<br />

third build<strong>in</strong>g to be erected on the oldest station<br />

location <strong>in</strong> Germany, after a Biedermeier build<strong>in</strong>g<br />

from which the first tra<strong>in</strong> steamed its way towards<br />

Fürth <strong>in</strong> 1835 and also after its 1847 neo-Gothic<br />

successor build<strong>in</strong>g. It was one of the most impressive<br />

stations ever to be built, mak<strong>in</strong>g it even more<br />

<strong>in</strong>comprehensible from today’s perspective as to<br />

why its characteristic ma<strong>in</strong> portal almost fell victim<br />

to the demolition ball dur<strong>in</strong>g 1970s modernization<br />

fervor. Hav<strong>in</strong>g been almost totally destroyed dur<strong>in</strong>g<br />

the Second World War, the idea arase <strong>in</strong> the 1950s<br />

to rebuild it <strong>in</strong> its orig<strong>in</strong>al n<strong>in</strong>eteenth century neo-<br />

Gothic form.<br />

Its wait<strong>in</strong>g room, clearly designed us<strong>in</strong>g gestures of<br />

art nouveau by the then thirty-year old reform artist<br />

and architect Bruno Taut, stands <strong>in</strong> fragile contrast<br />

to the monumental shell limestone façade of the<br />

ma<strong>in</strong> station build<strong>in</strong>g. This audacious yet elegant<br />

hall now accommodates the travel center of Nuremberg<br />

Central Station.<br />

1 2<br />

162 nürnberg hauptbahnhof 163


26<br />

Hannover hauptbahnhof<br />

Hannover Hauptbahnhof I Erbaut Built 1847 I Architekt Architect Hubert Stier I Umbau Conversion 2000 I Architekten<br />

Architects BRT Architekten Bothe Richter Teherani, Jens Kalkbrenner I In ves ti tionsvolumen Investment volume 103 Mio. € I<br />

E<strong>in</strong>zelhandelsfläche Retail floor space 10 500 m² I Verkehrs- und Bahnsteigfläche Circulation and platform space<br />

24 400 m² I < 150 000 Reisende und Besucher pro Tag travelers and visitors per day I 640 Zughalte pro Tag tra<strong>in</strong> stops<br />

per day<br />

1<br />

1 Lust an der Symmetrie: der klassizistische Gebäudekomplex.<br />

Desire for symmetry: the classicist build<strong>in</strong>g complex. 2 Auf mehreren<br />

Ebenen: Unter dem eigentlichen Niveau des Stadtraums<br />

zieht sich e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>kaufspassage bis <strong>in</strong> das Empfangsgebäude<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Der Übergang zwischen Bahnhof und Stadtraum verläuft<br />

fließend. On several levels: a shopp<strong>in</strong>g center stretches <strong>in</strong>to the<br />

station build<strong>in</strong>g under the actual level of the city. The transition<br />

from station to city is smooth.<br />

Als wichtigster Trassenknotenpunkt Norddeutschlands<br />

steht die 1879 <strong>in</strong> Betrieb genommene Station<br />

exemplarisch für e<strong>in</strong>en unter Fokussierung auf<br />

se<strong>in</strong> historisches Ersche<strong>in</strong>ungsbild modernisierten<br />

Großstadtbahnhof. Während das klassizistische,<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Fassadenanmutung streng gegliederte<br />

Empfangsgebäude vom Bahnhofsvorplatz, dem<br />

Ernst-August-Platz, be<strong>in</strong>ahe ebenerdig betreten<br />

wird, liegt das Niveau der Bahnsteige um vier Meter<br />

erhöht. Im sich verdichtenden Stadtverkehr war<br />

diese Maßnahme mit dem Bahnhofsneubau von<br />

1876-79 durchgesetzt worden. Sie erwies sich als<br />

prophetisch, ermöglicht sie doch auch im automobilen<br />

Zeitalter noch immer den parallelen Fluss von<br />

Straße und Schiene. Mit der aktuellen Modernisierung<br />

zur Expo 2000 wurden Teile der 173 Meter<br />

langen Fassade aufgebrochen und durch kubische<br />

Glasbauten <strong>in</strong> den Ernst-August-Platz erweitert. Im<br />

Untergeschoss f<strong>in</strong>det sich mit der Niki-de-Sa<strong>in</strong>t-<br />

Phalle-Promenade e<strong>in</strong> moderne Ladenpassage,<br />

die sich ebenfalls <strong>in</strong> den Stadtraum öffnet. Der<br />

Hauptbahnhof Hannover wurde 2004 mit der damals<br />

von der „Allianz pro Schiene“ erstmals vergebenen<br />

Auszeichnung „Bahnhof des Jahres“ gewürdigt.<br />

As North Germany’s most important railway junction,<br />

this station, which went <strong>in</strong>to operation <strong>in</strong>1879,<br />

is exemplary of a city station modernized with particular<br />

attention to its historical appearance. While<br />

the classicist station build<strong>in</strong>g, whose façade to the<br />

station forecourt gives the impression of str<strong>in</strong>gent<br />

structure, is accessed from Ernst August Platz almost<br />

at ground level, the platform level is raised by<br />

a height of almost four meters. This step was taken<br />

when the build<strong>in</strong>g was erected from 1876–79 <strong>in</strong> a<br />

context of <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g urban traffic. It proved to be<br />

prophetical, also facilitat<strong>in</strong>g parallel flows of traffic by<br />

road and rail <strong>in</strong> the automobile era. Parts of its 173<br />

meter-long façade were broken up dur<strong>in</strong>g its modernization<br />

for the Expo 2000 as the build<strong>in</strong>g was<br />

expanded <strong>in</strong>to Ernst August Platz via glass cube<br />

structures. The Niki de Sa<strong>in</strong>t Phalle Promenade is<br />

a modern shopp<strong>in</strong>g passage on its bottom level<br />

that also opens <strong>in</strong>to the surround<strong>in</strong>g urban space.<br />

In 2004, Hanover Central Station was presented<br />

with the first ever “Station of the Year Award” to be<br />

bestowed by the “Allianz pro Schiene” group.<br />

2<br />

158 Hannover hauptbahnhof 159


25<br />

stuttgart hauptbahnhof<br />

Erbaut Built 1927 I Architekten Architects Paul Bonatz, Friedrich Scholer I Umbau Conversion 2020 I Architekten Architects<br />

Ingenhoven Architekten I Investitionsvolumen Investment volume 350 Mio. € I E<strong>in</strong>zelhandelsfläche Retail floor space<br />

11 000 m² I Verkehrs- und Bahnsteigfläche Circulation and platform space 25 000 m² I 220 000 Reisende und Besucher<br />

pro Tag travelers and visitors per day I 1000 Zughalte pro Tag tra<strong>in</strong> stops per day<br />

Der heutige Kopfbahnhof liegt mitten <strong>in</strong> der Stuttgarter<br />

Innenstadt – <strong>in</strong> attraktiver Lage zwischen<br />

den grünen Hängen, die das Bild der schwäbischen<br />

Landeshauptstadt prägen. Grund genug für<br />

die Bahn, die Planungen für e<strong>in</strong>en leistungsfähigen<br />

Durchgangsbahnhof am selben Standort zu verfolgen.<br />

In wenigen Jahren wird hier auf e<strong>in</strong>er der<br />

größten Baustellen <strong>Deutschland</strong>s e<strong>in</strong> Tiefbahnhof<br />

mit acht Gleisen entstehen, der an die geplante<br />

Neubaustrecke Richtung Ulm anknüpft. Innovativ<br />

ist nicht nur die Architektur des Bahnhofs mit se<strong>in</strong>en<br />

über 30 schalenförmigen Lichtaugen. Auf den<br />

100 Hektar großen bisherigen Bahnflächen, die<br />

durch das Projekt frei werden, soll e<strong>in</strong> neuer Stadtteil<br />

entstehen. Zudem wird der angrenzende Stadtgarten<br />

erweitert. Das charakteristische historische<br />

Bahnhofsgebäude, der so genannte „Bonatzbau“,<br />

bleibt erhalten und soll ebenfalls modernisiert werden.<br />

The present term<strong>in</strong>us station is attractively located<br />

<strong>in</strong> the center of Stuttgart among the green slopes<br />

that characterize the capital city of Swabia. This is<br />

motivation enough for Deutsche Bahn to follow up<br />

on their plans to build an efficient through station<br />

<strong>in</strong> the same location. In a few years it will be one<br />

of Germany’s largest build<strong>in</strong>g sites; an eight-l<strong>in</strong>e<br />

station will be constructed below ground level to<br />

connect to a planned new railway l<strong>in</strong>e to the city<br />

of Ulm. The station architecture with over thirty<br />

rounded portholes is not the only <strong>in</strong>novative aspect<br />

of the project. A new urban district will develop<br />

on 100 hectares of former railway property,<br />

which will become vacant as a result of the project;<br />

a neighbor<strong>in</strong>g city garden will also be extended.<br />

Its characteristic historic station build<strong>in</strong>g, known as<br />

the “Bonatz Build<strong>in</strong>g”, will be modernized but otherwise<br />

left <strong>in</strong>tact.<br />

1 Gleislandschaft am Stuttgarter Hauptbahnhof: Auf 100 Hek tar<br />

wird hier e<strong>in</strong> neues urbanes Quartier entstehen. Track landscape<br />

at Stuttgart Hauptbahnhof: a new urban district will be established<br />

here on an area of 100 hectares. 2 Architektenentwurf: 30 schalenförmige<br />

Lichtaugen versorgen die unterirdischen Bahnsteige<br />

mit Tageslicht. Architect’s design: 30 bowl-shaped porthole w<strong>in</strong>dows<br />

provide the underground platforms with daylight. 3 Fließende<br />

Formen für e<strong>in</strong>e beschleunigte Mobilität: der Entwurf von<br />

Ingenhoven Architekten Flow<strong>in</strong>g forms for accelerated mobility: the<br />

design by Ingenhoven Architects<br />

2<br />

1<br />

3<br />

138 Stuttgart Hauptbahnhof 139


4<br />

122 Berl<strong>in</strong> Hauptbahnhof 123


10<br />

Hamburg dammtor<br />

Erbaut Built 1903 I Architekt Architect Ernst Moeller I Umbau Conversion 2001 I Architekten Architects Rimpf Architektur,<br />

Studio & Partners, Mailand I Investitionsvolumen Investment volume 24 Mio. € I E<strong>in</strong>zelhandelsfläche Retail floor space<br />

2500 m² I Verkehrs- und Bahnsteigfläche Circulation and platform space 4400 m² I 45 000 Reisende und Besucher pro<br />

Tag travelers and visitors per day I 790 Zughalte pro Tag tra<strong>in</strong> stops per day<br />

Zugegeben, der Weg h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Zweite Moderne<br />

der Bahn war für den Bahnhof Hamburg Dammtor<br />

von weniger Komplikationen verstellt, als dies für<br />

Großstadtbahnhöfe geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> üblich ist. Verfügte<br />

diese zentralste der großen Hamburger Stationen<br />

doch bereits seit ihrer Eröffnung im Jahr 1903 nur<br />

über vier Gleisanschlüsse an zwei Mittelbahnsteigen<br />

und war somit geradezu prädest<strong>in</strong>iert für<br />

den ICE-Verkehr der Gegenwart. Zudem war die<br />

räumliche Trennung zwischen dem ebenerdigen<br />

Stadt- und dem hochgelagerten Bahnverkehr<br />

schon damals visionär. In se<strong>in</strong>er logischen räumlichen<br />

Anordnung und den stets kurzen Wegen<br />

gleicht Hamburg Dammtor dabei fast e<strong>in</strong>er S-<br />

Bahnstation, während ihn die übrige Infrastruktur<br />

als erstklassigen Fernbahnhof ausweist. Zwischen<br />

1999 und 2002 wurde die Station aufwändig saniert,<br />

wobei etwa das direkt am Bahnhof gelegene<br />

Congress Center Hamburg seitdem über e<strong>in</strong>en<br />

noch attraktiveren Zugang verfügt. Die historische<br />

Jugendstilfassade des Architekten Ernst Moeller<br />

blieb dabei unangetastet. E<strong>in</strong>zig die verlängerten<br />

Bahnsteigüberdachungen fügen sich unauffällig <strong>in</strong><br />

das Gesamtbild.<br />

Admittedly Hamburg Dammtor station’s transition<br />

<strong>in</strong>to the railways’ second modernism was burdened<br />

by fewer complications than is the case<br />

for most city railway stations. This, the most central<br />

of Hamburg’s large railway stations, has been<br />

equipped with two core platforms and four sets<br />

of tracks s<strong>in</strong>ce it opened <strong>in</strong> 1903, mak<strong>in</strong>g it predest<strong>in</strong>ed<br />

for today’s high-speed ICE traffic. Spatial<br />

separation of the city on ground level and the tra<strong>in</strong><br />

l<strong>in</strong>es above was visionary for its time. Its logical<br />

spatial order and the short distances to be walked<br />

with<strong>in</strong> it make Hamburg Dammtor similar to a local<br />

urban rail station, while its rema<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong>frastructure<br />

is of first-class ma<strong>in</strong>-l<strong>in</strong>e station standard. The station<br />

was extensively renovated between 1999 and<br />

2002, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g the addition of an even more attractive<br />

entrance to Hamburg’s Congress Center<br />

located alongside it. Its historical art nouveau<br />

façade by the architect Ernst Moeller was left untouched.<br />

Extended platform cover<strong>in</strong>gs are the only<br />

elements that have been <strong>in</strong>conspicuously added to<br />

the ensemble.<br />

1 Beletage unter den Hamburger <strong>Bahnhöfe</strong>n: Hamburg Dammtor.<br />

Bel étage among Hamburg’s stations: Hamburg Dammtor. 2 Die<br />

Gewerbee<strong>in</strong>bauten aus der Gründerzeit des Bahnhofs wurden<br />

denkmalgerecht saniert. The commercial <strong>in</strong>stallations <strong>in</strong> this station,<br />

which date back to the Wilhelm<strong>in</strong>ian era, were renovated accord<strong>in</strong>g<br />

to monument protection guidel<strong>in</strong>es. 3 Gläserne Transparenz aus<br />

zwei Jahrhunderten: der Bahnhof Hamburg Dammtor. Two centuries<br />

of glazed transparency: Hamburg Dammtor Station.<br />

1<br />

2<br />

76 Hamburg Dammtor 77


02<br />

leipzig hauptbahnhof<br />

Erbaut Built 1915 I Architekten Architects Prof. William Lossow, Max Hans Kühne I Umbau Conversion 1998 I Architekten<br />

Architects HPP Hentrich – Petschnigg & Partner I Investitionsvolumen Investment volume 200 Mio. € I E<strong>in</strong>zelhandelsfläche<br />

Retail floor space 30 000 m² I Verkehrs- und Bahnsteigfläche Circulation and platform space 40 000 m² I 70 000 Reisende<br />

und Besucher pro Tag travelers and visitors per day I 1000 Zughalte pro Tag tra<strong>in</strong> stops per day<br />

Mit e<strong>in</strong>er Gesamtfläche von annähernd 84.000<br />

Quadratmetern ist der am 4. Dezember 1915 eröffnete<br />

Leipziger Hauptbahnhof noch heute der<br />

größte Kopfbahnhof Europas. Noch, so muss man<br />

es betonen, wird doch mit der für 2011 anvisierten<br />

Fertigstellung des City-Tunnels e<strong>in</strong>e Unterfahrung<br />

der bisherigen Kopfbahnhofsituation ermöglicht.<br />

Der Leipziger Bahnhof wird damit Teil der beschleunigten,<br />

schneller getakteten und enger verzahnten<br />

Reisewege des 21. Jahrhunderts. In die<br />

städtische Infrastruktur der Zweiten Moderne hat<br />

sich der Bahnhof längst e<strong>in</strong>gefügt: Im Rahmen der<br />

weitreichenden Sanierung des Gebäudes fungiert<br />

seit 1997 e<strong>in</strong> über drei Etagen verlaufendes, im Stil<br />

französischer Passagen offen gestaltetes E<strong>in</strong>kaufszentrum<br />

als Scharnier zwischen der Stadt und der<br />

Bahnreise. Bereits 1906 – der Bau des Bahnhofs<br />

dauerte neun Jahre – hatten die Dresdner Professoren<br />

William Lossow und Max Hans Kühne den<br />

diesbezüglichen Architekturwettbewerb gewonnen.<br />

Lichte Glasdecken und die luftigen, transparenten<br />

Bögen der damals 26-gleisigen Bahnsteighalle<br />

verdeutlichen den Namen ihres Entwurfs:<br />

Licht und Luft.<br />

Its total surface area of 84,000 square meters still<br />

makes Leipzig Hauptbahnhof (Central Station),<br />

which opened on 4 December 1915, the largest<br />

term<strong>in</strong>us station <strong>in</strong> Europe to this day. The emphasis<br />

should be placed on the word still, as the<br />

planned completion of a “City-Tunnel” <strong>in</strong> 2011 will<br />

provide a throughway under this former term<strong>in</strong>us<br />

station. Leipzig Hauptbahnhof will then become<br />

part of one of the most accelerated, fastest and<br />

tightly <strong>in</strong>terlocked transport routes of the twentyfirst<br />

century. The station has long been part of the<br />

second Modernist era’s urban <strong>in</strong>frastructure. In the<br />

context of the build<strong>in</strong>g’s extensive regeneration,<br />

a three-story shopp<strong>in</strong>g center, which is open <strong>in</strong><br />

character <strong>in</strong> French-passage manner, has been a<br />

turnstile between the city and the railway s<strong>in</strong>ce its<br />

completion <strong>in</strong> 1997. William Lossow and Max Hans<br />

Kühne, both professors from Dresden, won the architectural<br />

competition to build the orig<strong>in</strong>al railway<br />

station <strong>in</strong> 1906 – it took n<strong>in</strong>e years to complete.<br />

Light ceil<strong>in</strong>gs of glass and transparent arches span<br />

the 26-track platform hall, giv<strong>in</strong>g life to the name of<br />

their design: Light and Air.<br />

1 26 Gleise breit: Selbstbewusst rahmt der Hauptbahnhof die<br />

Leipziger Innenstadt. 26 tracks wide: the Central Station confidently<br />

frames the <strong>in</strong>ner city of Leipzig. 2 Passagenwerk: Unter rekonstruierten<br />

Oberlichtern flaniert es sich auf drei Etagen. Passages:<br />

people stroll around on three levels under reconstructed skylights.<br />

3 Ste<strong>in</strong> und Stahl: Noch heute ist der Bahnhof der Messestadt<br />

der größte Kopfbahnhof Europas. Stone and steel: the station of<br />

this trade fair town rema<strong>in</strong>s the largest term<strong>in</strong>us station <strong>in</strong> Europe.<br />

1 2<br />

34 Leipzig Hauptbahnhof 35

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