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Heimatzeitung für die Orte Apfelbach, Bermbach ... - Geisaer Zeitung

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Seite 6 <strong>Geisaer</strong> <strong>Zeitung</strong> / Nr. 6 / 3. April 2010<br />

Nähe befindlichen Delinquenten<br />

(Straftäter) Sorge und Unruhe<br />

bereiten. Außerdem ist schon öfter<br />

bewiesen, dass gewalttätige Helfershelfer<br />

von außen den Gefängnisinsassen<br />

zur Hilfe eilen und<br />

Unheil anrichten.<br />

Entscheidung durch <strong>die</strong><br />

Exzellenz<br />

Die Unterzeichner überlassen <strong>die</strong><br />

Angelegenheit der Weisheit „Euer<br />

Exzellenz“. Sie bemerken aber,<br />

den Gefängnisbau links vom<br />

Fürstlichen Schloss wegen höherer<br />

Verfügung über <strong>die</strong> „Domänial<br />

Gebäude“ zu verschieben und<br />

nach ihrer unmaßgeblichen Meinung<br />

eine andere Lokalität <strong>für</strong> das<br />

District-Gefängnis-Geisa ins Auge<br />

zu fassen. Die nötigen Papiere<br />

legen wir mit der Bitte um Rücksendung<br />

bei.<br />

Fulda, den 19. Oktober 1812, gez.<br />

drei Unterschriften. (3)<br />

Französische Einflussnahme<br />

Das ehemalige Fürstbistum Fulda<br />

stand nach der Säkularisation von<br />

1802/03 unter verschiedenen weltlichen<br />

Herrschaften, war darunter<br />

seit 1806 französische Provinz und<br />

gehörte von 1810 zum Großherzogtum<br />

Frankfurt des Fürstprimas<br />

Karl Theodor von Dalberg und<br />

französischem Einfluss unter<br />

Napoleon.<br />

Brief an Freiherrn von Albini<br />

Der Minister der Justiz, der Polizei<br />

und des Inneren, Freiherr von<br />

Albini, wird mit Schreiben vom<br />

25.Oktober 1812 in Kenntnis<br />

gesetzt, dass der Bezirksbürgermeister<br />

und Justizbeamte Müller in<br />

Geisa <strong>die</strong> Errichtung eines neuen<br />

Gefängnisses daselbst durch<br />

Baurat Coudray veranlasst hat,<br />

ohne <strong>die</strong> Müller unmittelbar vorgesetzte<br />

Behörde zu konsultieren.<br />

Falls Exzellenz zustimme, <strong>die</strong>se<br />

Anstalt <strong>für</strong> notwendig sowie zuträglich<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> öffentliche Sicherheit<br />

und Rechtspflege zu halten,<br />

gebe es seitens der Finanzen<br />

keine Bedenken das neue Gefängnis<br />

in Geisa zu errichten.<br />

Aschaffenburg, den 25. Oktober<br />

1812 gez. Unterschrift. (3)<br />

Rückantwort durch<br />

Großherzogtum Frankfurt<br />

Der Minister der Justiz, der Polizei<br />

und des Inneren, Freiherr von<br />

Albini, schreibt am 30.10.1812 und<br />

Parterre-Entwurf von Baurat<br />

Coudray <strong>für</strong> ein zweistöckiges<br />

Gefängnis mit „Wachthof“, evtl.<br />

<strong>für</strong> Geisa, Kopie von Rolf Bothe,<br />

Breitenbach a. H.<br />

nochmals am 01.12.1812 aus<br />

Hanau an den Minister der<br />

Finanzen, Grafen von Benzel-<br />

Sternau mit folgendem Inhalt:<br />

Nach Vorlage eines gutachterlichen<br />

Berichts des Regierungs-<br />

Justizdepartements Fulda und<br />

dessen Zustimmung zur unumgänglichen<br />

und nötigen Errichtung<br />

eines Gefängnisses in<br />

Geisa wird Graf Benzel-Sternau<br />

ersucht, Baurat Coudray den<br />

erforderlichen Bauauftrag zu erteilen.<br />

(3)<br />

Aus Aschaffenburg an<br />

Freiherrn von Albini:<br />

Baurat Coudray ist veranlasst <strong>die</strong><br />

Aufstellung von Überschlägen zu<br />

besorgen und <strong>die</strong> Baubestimmungen<br />

von 1813 im Bericht<br />

vorzulegen. Sobald <strong>die</strong> Überschläge<br />

zur Verfügung stehen<br />

wird <strong>die</strong> Anweisung der Summe<br />

erfolgen.<br />

Aschaffenburg, den 09. Dezember<br />

1812 gez. Unterschrift (3)<br />

Verhinderter Gefängnisneubau<br />

in Geisa<br />

Es kann angenommen werden,<br />

dass durch instabile politische<br />

Verhältnisse der geplante Neubau<br />

des Bezirks-Gefängnisses in<br />

Geisa nicht ausgeführt wurde.<br />

Fortsetzung folgt<br />

Quellen:<br />

(1) Fürstliches Schloss Geisa,<br />

nachgewiesen in der Kartusche<br />

„Stadt Geys“ im: Geometrischen<br />

Grundriss Oberamt Geisa und<br />

Amt Vacha von 1738,<br />

Hess. Staatsarchiv Marburg,<br />

Karten P II 15782.<br />

Fürstliches Schloss Geisa, belegt<br />

im Staats- und Adressbuch<br />

seiner Hoheit des Prinzen von<br />

Oranien, reg. Fürst zu Nassau,<br />

Fulda etc. <strong>für</strong> das Jahr 1806,<br />

Seite 123.<br />

(2) Helge Blankenburg: Grabungsbericht<br />

Schlossensemble<br />

Geisa 04. bis 22. Februar 2008.<br />

(3) Hessisches Staatsarchiv<br />

Marburg, Bestand 98a Nr. 217,<br />

Schreiben vom 19., 25. und 30.<br />

Oktober sowie 01. und 09.<br />

Dezember 1812, (Kopien:<br />

Sammlung Mathilde Hahn)<br />

Aus der Geschichte<br />

unserer Heimat<br />

Erinnerungen einer 85-jährigen<br />

<strong>Geisaer</strong>in, Frau Ida Spahn:<br />

Teil 5<br />

Geisa. Frau Ida Spahn schreibt<br />

ihre Erinnerungen von früheren<br />

Zeiten gerne auf, um sich damit<br />

geistig fit zu halten. Heute erzählt<br />

sie uns wieder eine kleine<br />

Anekdote von früher, an <strong>die</strong> sie<br />

sich aber bis heute noch sehr gut<br />

erinnern kann:<br />

Westbesuch<br />

Nachdem ich Rentnerin war, fuhr<br />

ich auch mal mit dem Zug nach<br />

dem Westen, um meine Angehörigen<br />

zu besuchen. Wir<br />

waren 8 Personen im Abteil. Die<br />

Passkontrolle fing an der linken<br />

Seite an. Ich war <strong>die</strong> Letzte auf<br />

der rechten Seite. Der Grenzer<br />

nahm meinen Pass in <strong>die</strong> Hand<br />

Teile der archäologisch zu untersuchenden Freifläche vom 04. – 22.<br />

Februar 2008 zwischen Barock- und dem Fürstlichen Schloss in Geisa<br />

mit den Personen: Regina Frimel, Helge Blankenburg und<br />

Mathilde Hahn, v. li. (Foto: Joseph Hahn)<br />

Freigelegter Kanalbau von 5,70 m Länge vor der südlichen Stadtmauer<br />

im Schlossareal Geisa (Foto: Joseph Hahn)<br />

„…Geis….Geis….Geis?“ Das<br />

wiederholte er noch einmal.<br />

„Kennen Sie etwa Geisa?“, fragte<br />

ich ihn. Er antwortete darauf: „In<br />

Geis gehen sie mit dem Rucksack<br />

in <strong>die</strong> Kirche.“ Darauf<br />

belehrte ich ihn: „Wissen Sie, wie<br />

es bei uns heißt? Besuchen Sie<br />

das schön gelegene Rhönstädtchen<br />

Geisa. Geisa liegt wie<br />

eine Erdbeere im Mooskörbchen.<br />

Das ist der Ausspruch von einem<br />

Wandersmann.“<br />

Ohne Kommentar bekam ich<br />

meinen Pass zurück. Im Abteil<br />

war es jetzt mucksmäuschenstill.<br />

Da erinnerte ich mich an Herrn<br />

Oberlehrer Dotter. Seine Worte<br />

waren, geht auf den Rasdorfer<br />

Berg und schaut ins Tal hinunter.<br />

Da seht ihr das, was einst ein<br />

Wanderer sah. Und als <strong>die</strong><br />

Grenze gezogen wurde und<br />

Geisa Sperrgebiet wurde, da war<br />

es mit dem Rasdorfer Berg<br />

gehen und ins Tal gucken aus.<br />

Nur <strong>die</strong> Ulster floss bei Tag und<br />

bei der Nacht friedlich ohne<br />

Pass, ohne Mauer und ohne<br />

Stacheldraht durch Geisa, über<br />

<strong>die</strong> Grenze in <strong>die</strong> Werra.<br />

Inzwischen waren wir mit dem<br />

Zug über <strong>die</strong> Grenze. Alle<br />

konnten auf einmal wieder<br />

sprechen. Ein Herr meinte, „der<br />

Grenzer war aber sehr spöttisch.<br />

Kanalöffnung des 5,70 m langen<br />

Kanals vor der südlichen<br />

Stadtmauer, rechts im<br />

Hintergrund <strong>die</strong> Mauer am<br />

Schlossgarten<br />

Foto: Joseph Hahn<br />

Was hat der überhaupt gemeint?<br />

Auf Ihren schönen Ausspruch<br />

konnte er nichts mehr sagen“.<br />

Der Grenzer konnte selbst ja gar<br />

nichts wissen, denn er war da<strong>für</strong><br />

viel zu jung.<br />

(Fortsetzung folgt)

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