18.11.2012 Aufrufe

Symbol für Integration Das Familienhaus in Calau

Symbol für Integration Das Familienhaus in Calau

Symbol für Integration Das Familienhaus in Calau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

24 Forum Spurensuche vor Ort<br />

Meyer Ball und Leonore Ball, geb. Mosse<br />

Lausitzer Rundschau berichtete. Über Dorit Kadury<br />

bekam ich die Adresse und Telefonnummer ihres<br />

Onkels Meir <strong>in</strong> Ramat-Gan, Israel. Meir Kaduri, e<strong>in</strong><br />

Sohn von Kurt J. Ball-Kaduri, war noch <strong>in</strong> <strong>Calau</strong><br />

geboren und hatte hier se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>dheit verbracht. Er<br />

war gern bereit das F<strong>in</strong>sterwalder Ausstellungsprojekt<br />

zu unterstützen und vermittelte mir mehrere weitere<br />

Familienkontakte. Er selbst habe noch auf se<strong>in</strong>em<br />

Dachboden e<strong>in</strong>iges aus der Familiengeschichte und<br />

auch Ansichten des Hauses etc. Es ist sehr bedauerlich,<br />

dass es bis jetzt nicht möglich war, die <strong>in</strong> Israel<br />

vorhandenen Objekte zusichten und den dortigen<br />

Informationen weiter nachzugehen. E<strong>in</strong> Teil der<br />

Nachfahren der Familie Ball lebte, wie mir Meir Kaduri<br />

erzählte, <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. So kam ich <strong>in</strong> Kontakt mit den Berl<strong>in</strong>er<br />

Balls, wie ich sie hier nennen möchte. <strong>Das</strong> stellte<br />

sich als e<strong>in</strong> unglaublicher Glücksfall heraus, denn<br />

sie waren im Besitz von mehreren Umzugskartons,<br />

<strong>in</strong> denen sich e<strong>in</strong> wahrer Schatz verbarg. Es kamen<br />

Fotografien, Akten, Dokumente, Bücher, und Objekte<br />

aus dem Leben der Familie zum Vorsche<strong>in</strong>, mehr<br />

als <strong>für</strong> die Ausstellung <strong>in</strong> F<strong>in</strong>sterwalde nötig war. Alle<br />

diese D<strong>in</strong>ge waren bei e<strong>in</strong>em letzten Besuch <strong>in</strong> <strong>Calau</strong><br />

1938 zusammengestellt und zu e<strong>in</strong>er Verwandten<br />

nach Wien transportiert worden, die mit e<strong>in</strong>em sogenannten<br />

Arier verheiratet war. Dort blieb e<strong>in</strong> Großteil<br />

dieses Familienarchivs bis <strong>in</strong> die 1990er Jahre. Nachdem<br />

die Wiener Verwandte gestorben war, wurde die<br />

Erbschaft wieder zurück nach Berl<strong>in</strong> gebracht. Die<br />

jüngere Generation der Berl<strong>in</strong>er Balls sah sich unversehens<br />

mit e<strong>in</strong>er jüdischen Vergangenheit konfrontiert,<br />

die bisher konsequent verschwiegen worden war. Fragen<br />

nach den Gründen <strong>für</strong> die Emigration der Familie<br />

wurden mit politisch begründeter Verfolgung <strong>in</strong> der<br />

Nazi-Zeit beantwortet. So war die Vorbereitung der<br />

Objekte <strong>für</strong> die Ausstellung <strong>für</strong> die Berl<strong>in</strong>er Balls auch<br />

e<strong>in</strong> Stück Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit.<br />

E<strong>in</strong>e erfolgreiche Recherche<br />

Aufgrund der erfolgreichen Recherche konnte das<br />

F<strong>in</strong>sterwalder Museum im Juni 2005 folgende Ausstellungsobjekte<br />

ausleihen: 1 Gemälde, 1 Lithographie, 13<br />

gerahmte Fotografien, 29 ungerahmte Fotografien, 1<br />

Daguerrotypie, 5 Akten, 8 Bücher, 5 Varia wie Petschaft,<br />

Zigarettendose, Glückwunschkarten.<br />

Aus dieser Recherche und dem Verlauf der<br />

geschilderten Ereignisse wird deutlich, was bei der<br />

Forschung nach jüdischen Familien äußerst wichtig<br />

ist: Es gab, und gibt jedenfalls teilweise noch heute,<br />

e<strong>in</strong> ausgeprägtes Familienbewusstse<strong>in</strong> und e<strong>in</strong>en<br />

starken Familienzusammenhalt. <strong>Das</strong> ist begründet<br />

durch die Lebenssituation e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>derheit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

tendenziell fe<strong>in</strong>dlichen Umgebungsgesellschaft. Die<br />

E<strong>in</strong>zelpersonen konzentrieren sich so mehr auf den<br />

geschützten Kreis der eigenen Familie und orientieren

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!