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Sonnenzeit - Kristina Raderschad

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GartenArchitekturAtriumWohnenDesign–4–Juli/August 2012www.atrium-net.deD, A € 7.80, F € 10.–,übrige EU-Länder € 8.80,SLO € 12.–New York: So wohnt Performance-Künstlerin Marina AbramovićBerlin: Domizil im GrünenMailand: Neuheiten vom Salone undraffinierte StadtwohnungSpezialBADNews aus derBrancheauf 15 Seiten<strong>Sonnenzeit</strong>Am Ufer des Zürichsees KunzMösch Architekten setzen guteAussicht lustvoll in Szene


Atrium im Juli/August 2012 „Das Haus des Regisseurs“Berlin-WeissenseeDas Hausdes RegisseursEin Reihenhaus in einer Baugemeinschaft wurdevon Thomas Bendel für eine vierköpfige Familiezum lichtdurchfluteten, flexiblen Domizil gestaltet.Text: <strong>Kristina</strong> <strong>Raderschad</strong> Fotos: Christian Schaulin Redaktion: Franziska QuandtPassgenau: Die Einbauschränkeunter derTreppe fügen sich zueiner Oberfläche mitdem Geländer und bietenviel Staufläche imZentrum der Wohnung.Freiraum: GrosszügigeDurchgänge und helleOberflächen lassendie Raumgestaltungluftig und grosszügigerscheinen.34


Atrium im Juli/August 2012 „Das Haus des Regisseurs“Durchblick: Von deroffenen Küche und demEsszimmer hat mandirekten Zugang zuTerrasse und Garten.Aufgeräumt: In denvielen Schränken undStaufächern findenallerlei KüchenutensilienPlatz.Offenheit: Grosszügigkeitund offeneRaumbezüge sind auchim Wohnzimmer zuerleben.Homogen: Dank einheitlicherGestaltungder Küchenfronten undArbeitsfläche wirkt derKüchenblock wie einWohnraummöbel.36


5555Atrium im Juli/August 2012 „Das Haus des Regisseurs“Konsequent: Diefür Thomas Bendeltypische geradlinigeÄsthetik zeigtsich im Treppenhausbesonders klar.Erleuchtet: Durch dasDeckenoberlicht überdem offenen Treppenraumist dieser freundlichund hell.GrundrisseInfoszum Bau565789Baubeginn Innenausbau:Juli 2009Fertigstellung:September 2009Wohnfläche: 165 m²551110Kosten: Rund EUR 50 000.–Bauweise/Konstruktion:Porotonstein Mauerwerk vonaußen verputzt.1. Obergeschoss 2. ObergeschossErdgeschoss34121 Eingang2 Wohnen3 Küche4 Essen5 Zimmer6 Bad/WC7 Bad8 WC9 Ankleide10 Schlafen11 Terrasse0 5Materialien innen: BodenEG: Estrich mit Buntkies,gegossener Zement, angeschliffenund poliert; Boden1.OG/2.OG: Eichenparkett.Treppenunterbauung undEinbauelemente Küche:MDF, lackiert; Decken: Stb-Filigrandecken, Treppenläufe:StahlbetonMitwirkende Spezialisten:Innenausbau: SchreinereiBerlincuisine38


Atrium im Juli/August 2012 „Das Haus des Regisseurs“Harmonisch: DunkleFarbe und alte Sammlerstückeergeben einreizvolles Stillleben.Präzise: Durch gedeckteFarben undglatte Oberflächenkombiniert mit warmen,natürlichen Materialienentsteht eineWohlfühlatmosphäre.Jan Bosse: „Der gemeinsame Kauf und die Durchführungdes Projekts ohne Bauträger spart Aufwand und Kosten.“Verspielt: Die akribischausgearbeitete Treppemit passgenauemGeländer erzeugt einehomogene Fläche mitattraktivem Fugenbild.Für seine Familie mit zwei kleinenTöchtern suchte der TheaterregisseurJan Bosse, der nach Stationenin München, Zürich und Hamburgseit 2006 als Hausregisseur amBerliner Maxim-Gorki-Theater tätig ist, einDomizil im Herzen der Hauptstadt, dasbezahlbaren Wohnraum mit Garten bietet.Er wurde über Freunde auf eine Baugruppein Berlin-Weissensee aufmerksam. Für denErwerb eines Grundstücks mit altem Baumbestandim beliebten «Komponistenviertel»,das an den parkähnlichen jüdischenFriedhof angrenzt, und den Bau von sechsEinfamilien häusern hatte sich eine Gemeinschaftvon privaten Bauherren mit demArchitekturbüro DMSW zusammengetan.«Diese Zweckbündnisse haben finanzielleund pragmatische Vorteile und erfreuen sichzunehmender Beliebtheit», so Jan Bosse.Die Architekten hatten einen zurückhaltendgestalteten dreigeschossigen Reihenhaustypusmit flexiblen Grundrissen entworfen,der sich auf die Bedürfnisse der einzelnenPartei anpassen liess.Durchdachtes InterieurNur 15 Minuten von Berlin-Mitte und ihremgemeinsamen Arbeitsplatz am Maxim-Gorki-Theaterentfernt wohnen Kathrin Plathund Jan Bosse nun mit ihren beiden Töchternund zwei Hunden und mit Terrasse undGartenzugang. Dass sich sechs Parteien mitinsgesamt 12 Kindern den «glücklicherweisenicht durch Zäune abgetrennten» Gartenteilen, um den sich die Häuser in L-Formanordnen, ist kein Problem – im Gegenteil.«Mathilda und Emilia sind ständig bei denNachbarskindern und die bei uns», soKathrin Plath. Auch die Erwachsenen sindhappy mit der guten Gemeinschaft. Gleichensich die sechs Häuser äusserlich wie ein Eidem anderen, hat jeder Eigentümer seinemDomizil eine individuelle Inneneinrichtungverpasst. Für den Innenausbau ihres Hausesholte sich Familie Plath-Bosse bereits in derPlanungsphase den Berliner ArchitektenThomas Bendel mit ins Boot. «Wir brauchtenjemanden, der dem Interior eine durchgehendegestalterische Idee zugrunde legt», soJan Bosse. Die für Thomas Bendels Arbeitentypische geradlinige, klare Ästhetik kanntender Regisseur und die Kostümbildnerin ausVeröffentlichungen – und aus dem Freundeskreis,etwa die Remise von SchauspielerWolfgang Menardi am Prenzlauer Berg.Mehr Stauraum zu schaffen in ihrem Haus,das nicht unterkellert ist, war der dringlichsteWunsch von Jan Bosse und Kathrin Plath.Ein offener Koch- und Essbereich, der sich«nahtlos» auf die Terrasse fortsetzt, einanderer.Klar, grosszügig, praktischIm Erdgeschoss hatten DMSW ursprünglichNiveauversprünge vorgesehen, doch, nochbevor die Bodenplatte gegossen wurde, griffThomas Bendel ein – sodass sich heute wiegewünscht die offene Küche mit angrenzendemEssbereich und Bibliothek auf einerEbene mit der Terrasse befindet. Im vorderenTeil des Hauses schliesst sich das offeneWohnzimmer an. Von der Hauseingangstürblickt man durch die gesamte Tiefe desHauses bis in den Garten – ein Kniff, der dasHaus mit einer Grundfläche von rund →40


Atrium im Juli/August 2012 „Das Haus des Regisseurs“Monolitisch: Sind dieTüren von Schlafzimmerund Ankleidegeöffnet, steht derKleiderschrank wie einseparates Element imRaum.Geradlinig: GlatteOberflächen und helleFarben kommen auchim Schlafzimmer zumEinsatz.Raffiniert: Die Armaturenim Badezimmerlassen sich durch eineTür im Einbauschrankverstecken, die beimDuschen als Spritzschutzdient.Thomas Bendel: „Einen Grundriss aufbrechen und variieren,da entsteht ganz schnell eine Begeisterung.“Der InnenarchitektThomas Bendel war nach dem Studiumin Stuttgart unter anderem bei MüllerReimann Architekten tätig, bevor er1999 mit seinem eigenen Büro in Berlin-Kreuzberg startete. Ob Inneneinrichtungoder Aus-, Um- oder Neubau von Wohnhäusern– Thomas Bendels Anliegen istes stets, jedes Detail selbst zu gestalten.«Innenraum oder Architektur – dasmacht für mich keinen Unterschied inder Herangehensweise», so der 46-Jährige. Sein besonderes Augenmerkliegt auf Materialien und Oberflächen –und deren perfekter Verarbeitung: «Vordem Studium habe ich unter anderemin einer Restaurierungswerkstatt fürGemälde und Skulpturen gearbeitet,was meinen Blick für das einzelneObjekt und dessen ästhetischen Wertgeprägt hat.» www.thomasbendel.de→ 65 Quadratmetern grosszügiger erscheinenlässt. Um diesen grosszügigen Raumeindruckin allen drei Etagen zu gewährleisten, dabeiein Maximum an Stauraum zu schaffen,nutzte Thomas Bendel jede brauchbareNische für Einbauschränke, die scheinbareins werden mit den angrenzenden Wandflächen.So versah er etwa die Betontreppe,die eigentlich ohne Unterbauung geplantwar, mit passgenau eingefügten Schüben undSchränken. Treppenunterbauung undTreppengeländer bilden jetzt gemeinsam mitden angrenzenden raumhohen Einbauschränkender Küche ein zentrales Möbelelement.Die Einheit aus Treppe, Einbautenund Küchenmöbeln wirkt wie aus einemGuss. Den Farbverlauf zwischen den graulackierten Holzeinbauten und dem Betongrauder Treppenkonstruktion stimmteBendel perfekt ab.Ruhige Optik, feine OberflächenDer Hang des Architekten zu akribischausgearbeiteten Details lässt sich in allenGeschossen ablesen. So setzt sich etwa dasgespiegelte Eichenholzfurnier der Küchenzeileam Essbereich von der Front auf dieArbeitsfläche fort. Den monolithischenCharakter des Möbels unterstützt dieTatsache, dass sich die Armatur der eingelassenenWasserstelle komplett versenken lässt.«Die Küche sieht dann völlig clean, leer undsauber aus», erklärt Thomas Bendel. DerIdee, die ursprünglich entlang der Rückwandgeplante Zeile als Raumteiler zum Essbereichhin zu platzieren, stimmten die Bauherrennur unter der Bedingung zu, dass diesewie ein Wohnraummöbel wirkt und nichtnach Küche aussieht. Sämtlicher störenderKleinkram, Kochutensilien, Geschirr undLebensmittel verschwinden in den Staufächern.Im Obergeschoss, wo die Eltern ihrReich haben, erfährt Bendels gekonntesSpiel mit Raumteilern, durchdachten Stauraumelementenund versteckten Türenseinen Höhepunkt: Ein schwarz lasierterMöbeleinbau zieht sich vom Schlafbereichder Eltern den Flur entlang bis ins Badezimmer,formt auf dem Weg dorthin einenAnkleidebereich mit extratiefem Wäscheschrankund nimmt hinter Klapp- undSchiebetüren WC, Waschmaschine, Heizungstechnikund Staufächer in sich auf. Wasminimalistisch und clean aussieht, offenbartbei genauerer Betrachtung die Qualitäteneines Zauberwürfels. «Durch Öffnen undSchliessen einzelner Türelemente lassen sichdie Räume und damit ihre Nutzung verändern»,erklärt Thomas Bendel das Konzept.Öffnet man etwa die riesige Tür zum Schlafzimmersamt kleiner Tür am Kleiderschrank,erscheint dieser als separates Element ineinem loftartigen, zur angrenzenden Dachterrasseoffenen Lese- und Ruhebereich.Hinter der Badewanne verbirgt die schwarzlasierte Holzfront Duscharmaturen undAblagen – zum Duschen lässt sich diese alsSpritzschutz zum Rand der Badewanneschwenken. Bendels Innenausbau punktetmit einem hohen Mass an Funktionalität –und an Ästhetik, im offenen wie im geschlossenenZustand. ■42

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