69. Deutscher Juristentag München - Beck-Stellenmarkt

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69. Deutscher Juristentag in München Jüdisches Leben in München nach 1945 – der Weg zur neuen Synagoge Ausgerechnet München, die einstige „Stadt der Bewegung“, war in den Nachkriegsjahren die Stadt mit der größten jüdischen Bevölkerung in Deutschland. Im Laufe der Jahrzehnte fand die jüdische Gemeinschaft von einem Hinterhofdasein zurück in das Herz der Stadt und der Menschen. Davon zeugt eindrücklich die neue Münchener Hauptsynagoge. Von Dr. h. c. Charlotte Knobloch, Prof. Dr. Michael Brenner und Michael Schleicher 48 VERLAG C.H.BECK mQ Nördliche Wand der Hauptsynagoge mit Auszug aus Morgengebet
Hauptsynagoge und Jüdisches Gemeindezentrum am St.-Jakobs-Platz Ironie der Geschichte: Im Schatten des Holocausts wurde München zum Zentrum jüdischer Geschichte in Deutschland – wenn auch nur kurzfristig. Zehntausende jüdischer Überlebender aus Osteuropa fanden hier Asyl, bis 1948 der Staat Israel gegründet wurde und die USA ihre Einwanderungsbestimmungen lockerten. Die Todesmärsche sowie die Befreiung des KZ Dachau hatten in den letzten Kriegswochen Tausende osteuropäische Juden nach Oberbayern geführt. Hinzu kamen jene meist polnischen Juden, die während des Kriegs in den asiatischen Teil der Sowjetunion geflüchtet waren. Die Überlebenden, von den Amerikanern als „Displaced Persons“ bezeichnet, richteten innerhalb kürzester Zeit eine beeindruckende Infrastruktur ein, mit Volksschulen, Talmudschulen, berufsbildenden Schulen und sogar einem hebräischem Gymnasium. München war in den Nachkriegsjahren die Stadt mit der größten jüdischen Bevölkerung in Deutschland. Noch Anfang der 70er Jahre stammten 92 Prozent der in München lebenden jüdischen Familien aus Osteuropa. Der Ritus in den Gemeindesynagogen war daher mehr vom orthodoxen 69. Deutscher Juristentag in München Jüdisches Leben in München nach 1945 – der Weg zur neuen Synagoge osteuropäischen Judentum geprägt als vom deutschen Vorkriegsjudentum. An ihre Spitze wählten die Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) jedoch meist Münchener Juden wie Julius Spanier und Siegfried Neuland und später Hans Lamm. Unter den wenigen zurückgekehrten Münchener Juden war neben Kurt Landauer, unter dessen Präsidentschaft der FC Bayern München 1932 erstmals Deutscher Meister wurde und der nach seiner Rückkehr aus dem Schweizer Exil noch einmal als Bayern- Präsident amtierte, auch der Neffe des Schriftstellers Lion Feuchtwanger, Walter Feuchtwanger. Andere ehemalige Münchener, die nicht zurückgekehrt waren, wie der Schriftsteller und Religionsphilosoph Schalom Ben-Chorin, trugen im Ausland das Ihrige zum positiven Ansehen ihrer alten Heimat bei. Das kulturelle Leben Münchens wäre ohne die Leistungen jüdischer Künstler kaum vorstellbar. Therese Giehse, Harry Buckwitz und Kurt Hurwitz arbeiteten in München als Schauspieler, der aus Ungarn stammende Ivan Nagel war zwischen 1960 und 1969 Chefdramaturg an den Kammerspielen, die zur neuen Heimat des aus Holly- mQ VERLAG C.H.BECK 49
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