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Querschnittsuntersuchung HIT-ENDO

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Quelle: bmpHinweis:Bei den MRT-Bildernhandelt es sich nicht umein Kraniopharyngeom.Kraniopharyngeome sind dysontogenetischeMittellinienfehlbildungen. Bei einer Inzidenzvon 0,5–2/106/Jahr werden 30 bis 50% der Fälleim Kindes- und Jugendalter manifest und repräsentierendamit 5 bis 10 % aller intrakraniellenTumore im Kindesalter. Leitsymptome derErkrankung sind Kopfschmerz, Sehstörung,Wachstumsstörung und Polyurie /Polydypsie.Der Versuch einer OP-mikroskopisch komplettenResektion unter Wahrung der optischen undhypothalamisch-hypophysären Funktion stelltdie Therapie der ersten Wahl bei günstigerLokalisation dar. Bei ungünstiger Lokalisationwird diese Therapieoption kontrovers diskutiertund ist gegen eine geplante begrenzte Resektion(Biopsie, partielle/subtotale Resektion)mit anschließender Strahlentherapie abzuwägen.Bei hoher Überlebensrate (92%) wird dieLebensqualität (QoL) der Kraniopharyngeompatientendurch ophthalmologische, neuropsychiatrischeund endokrine Spätfolgen beeinträchtigt.Der Adipositas infolge hypothalamischerEssstörungen kommt hierbei besondereBedeutung zu.<strong>Querschnittsuntersuchung</strong> <strong>HIT</strong>-<strong>ENDO</strong>Im Jahr 1996 wurde von der Gesellschaft fürPädiatrische Onkologie und Hämatologie(GPOH) als Teilprojekt der bundesweiten Hirntumorstudien(<strong>HIT</strong>) mit Unterstützung derDeutschen Kinderkrebsstiftung und in Zusammenarbeitmit dem Deutschen Kinderkrebsregisterdie multizentrische <strong>Querschnittsuntersuchung</strong><strong>HIT</strong>-<strong>ENDO</strong> zur Erfassung von Kindernund Jugendlichen mit Kraniopharyngeominitiiert. Im Rahmen der Studie wurden bislangbei 305 Patienten, die an einem Kraniopharyngeomim Kindes- und Jugendalter erkrankten,Daten zur Anamnese, Diagnostik, Therapie undPrognose erhoben. 89 Kinderkliniken undKinderabteilungen aus Deutschland, Österreichund der Schweiz beteiligten sich bislang an derStudie. In den Krankenunterlagen der gemeldetenPatienten waren folgende anamnestischeAngaben notiert: Die Patienten litten unterKopfschmerzen (67%), Sehstörungen (56%),Wachstumsstörungen (34%), Vigilanzstörungen(30%), Diabetes Insipidus (12%) und Gewichtszunahme(12%). Die Anamnesedauer betrug imMittel 12 Monate (Range: 0.1-96 Mo). Betrachtetman nur die Erstsymptome, so zeigt sich, dassKopfschmerzen bei über 50% der Patientenals Erstes auftreten und damit gegenüber allenanderen Symptomen deutlich führen (Range:0,01-96 Monate; mittlere Anamnesedauervon PD Dr. med.Hermann Müller,Zentrum für Kinderund Jugendmedizin,Klinikum OldenburggGmbH, für dieStudienkommissionKRANIOPHARYN-GEOM 2000Quelle: privat


26KraniopharyngeomAbb. 1:ebenfalls 12 Monate) (siehe Abb. 1) [1]. Von 100dieser Patienten existierten bereits anthropometrischeDaten aus Vorsorgeuntersuchungen, sodass ihr Wachstums- und Gewichtsverlauf auchaus der Zeit vor der Diagnosestellung erfasstwerden konnte. Die Auswertung ergab, dass diePatienten bereits ab einem Alter von 12 Monatenpathologisch niedrige Wachstumsraten boten,während ein Anstieg des Body-Mass-Index(BMI) erst ab einem Alter von 5 Jahren auftrat.Weiterhin wiesen Patienten mit hypothalamischerBeteiligung des Kraniopharyngeomsschon zum Zeitpunkt der Diagnose im medianenAlter von 8,3 Jahren (Range: 0,2-20 Jahre)einen höheren BMI-SDS auf als Patienten ohneHypothalamusbeteiligung.Patienten mit Hypothalamusbeteiligungentwickelten im ersten Jahr nach Diagnosestellungbzw. nach dem ersten neurochirurgischenEingriff einen steilen Anstieg des BMI-SDSund im Verlauf eine Adipositas (letzter BMI-SDS: Median 5.1; Range: 2.3-19.5) [2]. Patientenohne Beteiligung hielten in 69% der FälleSymptome in der Anamnese von Kindern und Jugendlichen mitKraniopharyngeom. Ergebnisse der multizentrischen Querschnittsstudie<strong>HIT</strong>-<strong>ENDO</strong>, N = 305.Die Balken der Symptomatik insgesamt zeigen die prozentuale Häufigkeit(Patienten, % des Gesamtkollektivs), mit der die SymptomeKopfschmerz, Sehstörung, pathologische Wachstumsrate, VigilanzundKonzentrationsbeeinträchtigung, Polyurie und Polydypsie (alsZeichen eines Diabetes insipidus neurohormonalis [DI] und auffallendeGewichtszunahme in der Vorgeschichte angegeben wurden.Die Balken der Erstsymptome zeigen die prozentuale Häufigkeit, mitder das entsprechende Symptom als Erstsymptom in der Vorgeschichtebeobachtet wurde. Die mediane Dauer des Intervallszwischen Auftreten des ersten Symptoms und dem Zeitpunkt derDiagnosestellung wird als Säulenbeschriftung in Monaten dargestellt.Die Gesamt-Anamnesedauer lag im Median bei 12 Monatenmit einer Spannweite zwischen 0.01 und 96 Monaten.Quelle: KRANIOPHARYNGEOM 2000ihr Normalgewicht (BMI7SD) (n=34) gekennzeichnetdurch Hypothalamusbeteiligung (96%), hoheRezidivraten (55%), Bestrahlungstherapie (33%),Komorbiditäten (Typ-2 Diabetes mellitus) sowiehohe Mortalitätsraten (10%). Untersuchungenzur QoL unterstrichen den negativen Einflussvon Adipositas und Hypothalamusbeteiligungauf die QoL. Der Grad der operativen Resektionbeeinflusste sie dagegen nicht. [3].Accelerometrische Untersuchungen zur Pathogeneseder hypothalmisch bedingten Adipositasergaben eine reduzierte motorischeAktivität von Patienten mit Kraniopharyngeomund Hypothalamusbeteiligung [4]. Sie leiden zudemhäufig unter einer ausgeprägten, Adipositas-assoziiertenTagesmüdigkeit. Ein Vergleichder Melatonintagesprofile solcher Patienten,erstellt durch eine Bestimmung des Melatoninsim Speichel, zeigte eine negative Korrelationzwischen der Höhe der Melatoninkonzentrationund dem Grad der Tagesmüdigkeit sowie derAdipositas [5]. Extrem adipöse Patienten mitKraniopharyngeom boten auffallend niedrigenächtliche Melatoninkonzentrationen im Speichelund profitierten von einer Melatoninsubstitutionim Sinne einer deutlichen Besserungihrer Tagesmüdigkeit [6]. Es wird angenommen,dass die hypothalamische Adipositasdurch einen Hyperinsulinismus verstärkt wird.Dazu passt, dass Lustig et al. kürzlich von günstigenEffekten einer Somatostatin-Analogon-Therapie im Rahmen einer randomisiertenDoppel-Blind-Studie berichteten [7].Konventionelle Therapien der Adipositas beiKraniopharyngeom entwickelten wir im Rahmenstandardisierter Rehabilitationsmaßnahmenin Zusammenarbeit mit der KinderklinikHochried (www.klinikhochried.de).Prospektive Folgestudie:KRANIOPHARYNGEOM 2000Im Rahmen der prospektiven multizentrischenFolgestudie KRANIOPHARYNGEOM 2000(www.kraniopharyngeom.de/studie) wirdder Einfluss unterschiedlicher Therapiestrategienauf die Überlebensrate und QoL vonKindern und Jugendlichen mit Kraniopharyngeomuntersucht [8]. Darüber hinaus bieten wirin Oldenburg eine neuroradiologische und neurochirurgischeReferenzbeurteilung sowie Maßnahmenzur Qualitätskontrolle der hormonellenTherapie an (E-Mail: kikra.doku@klinikum-


oldenburg.de) [9]. Seit Studienbeginn 2001 wurden81 Patienten gemeldet und prospektivevaluiert. Aufgrund der hohen Meldebereitschaftbeteiligter Zentren in Deutschland, Österreichund der Schweiz ist zu hoffen, dass inZusammenarbeit mit dem Deutschen Kinderkrebsregister(www.kinderkrebsregister.de) inZukunft noch einmal die Erfassung deutlichverbessert werden kann, da sie noch nicht diegewünschte Vollständigkeit erreicht hat. Ichmöchte deshalb auch an dieser Stelle allePädiater dazu aufrufen, uns Kinder oderJugendliche mit Kraniopharyngeom für dieStudie zu melden (Kontaktdaten siehe unten).Eine internationale Kooperation auf europäischerEbene wurde im Rahmen eines Treffensder europäischen Hirntumorgruppen von derInternationalen Gesellschaft für PädiatrischeOnkologie (SIOP, International Society of PaediatricOncology) im November 2004 in Genua,Italien, beschlossen.Selbsthilfegruppe KraniopharyngeomFür die Betroffenen stellt die Seltenheit des Kraniopharyngeoms(ca. 30 Kinder und Jugendlicheerkranken pro Jahr in Deutschland) ein großesProblem dar. Selbst in großen Kliniken fälltes häufig schwer, Kontakte zu ebenfalls Betroffenenherzustellen bzw. zu vermitteln. Seit 1999treffen sich die Mitglieder der SelbsthilfegruppeKraniopharyngeom (www.kraniopharyngeom.de) jährlich zur Fortbildung und zum Erfahrungsaustausch.Das letzte Treffen im HausDüsse, Bad Sassendorf, vom 3. bis 6. September2004, wurde wieder von der Deutschen Kinderkrebsstiftungveranstaltet und von mir fachlichgeleitet. Die Kosten für Übernachtung undVerpflegung übernahm die Deutsche Kinderkrebsstiftung(www.kinderkrebsstiftung.de).Über 200 Teilnehmer waren begeistert von derAtmosphäre im Haus Düsse und von denFachvorträgen (Prof. Dr. Jürgen Brämswig,Quelle: Bad SassendorfMünster: Pubertät, Sexualität und Zeugungsfähigkeitnach Kraniopharyngeom; Dipl. Psych.Hermann Baque, Charite Berlin: PsychosozialeBefindlichkeit; Dr. Fabian Pohl, UniversitätsstrahlenklinikWürzburg: StrahlentherapeutischeBehandlung bei Kraniopharyngeom). Einbesonderer Gewinn für alle Teilnehmer war dieMöglichkeit, sich ungezwungen mit anderenBetroffenen und den anwesenden Experten auszutauschen.Das nächste Treffen der Kraniopharyngeom-Gruppe wird vom 16. bis 18. September 2005wieder im Haus Düsse stattfinden. Das vorläufigeProgramm kann unter www.kraniopharyngeom.de eingesehen werden.Die Internet-Homepageder Kraniopharyngeom-Gruppe(www.kraniopharyngeom.de)erhielt im Rahmeneiner wissenschaftlichenAuswertungQuelle: Kraniopharyn.-GruppedeutschsprachigerInternetseiten zu pädiatrisch neuro-onkologischenThemen die beste Wertung (KlinPädiatr 2003; 215: 352-357).Adresse der Selbsthilfegruppe:Postfach 12 05 28, 69067 Heidelberg(Abb.: Logo der Kraniopharyngeom-Gruppe)Informationen zur Studie erhalten Sie bei:Priv.-Doz. Dr. med. Hermann MüllerTel.: 0441 / 403-2013, Fax: 0441 / 403-2887mueller.hermann@klinikum-oldenburg.deLiteratur1. Müller et al., Monatsschr Kinderheilkd 51: 1056–1063, 20032. Müller et al., Klin Pädiatr 213: 244-249, 20013. Müller et al., Klin Pädiatr 215: 310–314, 20034. Harz et al., J Clin Endocrinol Metab 88: 5227–5231,20035. Müller et al., J Clin Endocrinol Metab 87: 3993-3996,20026. Müller et al., Cancer, Causes & Control, 2005 in press7. Lustig et al., J Clin Endocrinol Metab 88: 2586–2592,20038. Müller, Sörensen. Studienprotokoll KRANIOPHA-RYNGEOM 2000, Universitätsverlag Aschenbeck &Isensee, Oldenburg, 2001 (www.kraniopharyngeom.de)9. Müller et al., Leitlinien Kraniopharyngeom, WZuckschwerdt Verlag, München, 200427KraniopharyngeomIch möchte auchan dieser Stelle allePädiater dazu aufrufen,uns Kinderoder Jugendlichemit Kraniopharyngeomfür die Studiezu melden.PD Dr. H. Müller(Kontaktdaten siehelinks).

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