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<strong>perspektiven</strong><br />

Finanzmarktausblick, 3. Quartal 2011<br />

Risiken im Vordergrund – Griechenland im Mittelpunkt:<br />

Investierbarkeit der Finanzmärkte nimmt 2011 ab.


Übersicht<br />

Fokus Anleihen<br />

Griechenland am Rande des Abgrunds. Griechenland<br />

wurde 2001 in die Eurozone aufgenommen.<br />

Während des starken BIP-Wachstums der darauffolgenden<br />

Jahre wurde der zunehmenden Verschuldung<br />

und der fehlenden Disziplin bei den Staatsfinanzen<br />

nur geringe Aufmerksamkeit geschenkt.<br />

2009, ein Jahr nach der Finanzkrise, wuchs an den<br />

Märkten allmählich das Bewusstsein für dieses<br />

Problem, was einen Kursrückgang bei griechischen<br />

Anleihen zur Folge hatte. Das Rettungspaket von<br />

letztem Jahr hat sich als unzureichend erwiesen,<br />

denn die Lage verschlechtert sich weiter. Griechenland<br />

und die Eurozone befinden sich weiterhin in<br />

einer Krise. Seite 4<br />

2 <strong>perspektiven</strong> 3/2011<br />

Wirtschaft<br />

Inflation auf dem Vormarsch. Kaum hat die Weltwirtschaft<br />

die schwerste Rezession nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschüttelt,<br />

da tauchen schon neue Unannehmlichkeiten auf.<br />

Die Rede ist von der Inflation, die sich weltweit wieder auf<br />

dem Vormarsch befindet. Seite 8<br />

Aktien<br />

Straffung der Geldpolitik unterstützt defensive Sektoren.<br />

Mit der Erholung der Weltwirtschaft nimmt auch das Inflationsrisiko<br />

in vielen Ländern zu. War die geldpolitische Straffung<br />

bislang vor allem in den Schwellen- und rohstoffreichen Ländern<br />

ein Thema, dürfte es dies bald auch im Westen werden.<br />

Was bedeutet dies für Aktienanleger? Seite 10<br />

Alternative Anlagen<br />

Nach Japan: Versicherungsbasierte Anlagen noch attraktiver.<br />

Die globale Versicherungsbranche leidet unter schweren<br />

Verlusten und der Revision des US-Wirbelsturm-Modells.<br />

Dies könnte sich jedoch positiv auf den Markt für versicherungsbasierte<br />

Anlagen auswirken. Seite 12<br />

Asset Allokation<br />

Aktive Vermögensaufteilung als Erfolgsfaktor. Eine aktive<br />

Vermögensaufteilung ist der massgebliche Renditentreiber<br />

für Multi-Asset-Class-Portfolios. Taktische Umschichtungen<br />

zwischen den Anlageklassen, unterstützt durch zusätzliche<br />

Umschichtungen innerhalb der verschiedenen Unteranlageklassen,<br />

sind unerlässlich, um überdurchschnittliche risikobereinigte<br />

Renditen zu erreichen. Seite 14<br />

Rohstoffe<br />

Bullenmarkt für Gold weiterhin intakt. Etablierte Bullenmärkte<br />

neigen dazu, ihre eigene Dynamik zu entfalten. Gewinnt<br />

ein Bullenmarkt an Reife, beschleunigt sich das Preiswachstum.<br />

Bisher ist der Goldpreis zwar stark gestiegen, es hat aber noch<br />

keine Beschleunigung eingesetzt. Demnach besteht beim aktuellen<br />

Bullenmarkt weiterer Spielraum. Seite 16<br />

Währungen<br />

Hoffnung für den Dollar. Für den US-Dollar, der in den<br />

letzten Monaten im Trend abgewertet hat, sollten wieder<br />

bessere Zeiten anbrechen. Höhere US-Zinsen einerseits und<br />

ein moderaterer Wirtschaftsverlauf andererseits sollten ihm<br />

zur Stärke verhelfen. Seite 17<br />

Publikationen<br />

Research-Publikationen im Überblick. Seite 18


Sehr geehrte Kundinnen und Kunden<br />

Im Januar hatten wir den Anlegern geraten, angesichts der Marktrisiken Vorsicht<br />

walten zu lassen. Die erste Jahreshälfte hielt an vielen Fronten Herausforderungen<br />

bereit. Denken wir an die Krise im arabischen Raum und die hohen Ölpreise, die<br />

Tragödie in Japan, die zur Unterbrechung der Lieferkette führte, den anhaltenden<br />

Inflationsdruck in den Schwellenländern und die Sorgen wegen einer möglichen<br />

Zahlungsunfähigkeit Griechenlands. Einige dieser Krisen waren natürlich nicht<br />

vorhersehbar, angesichts der erkennbaren Risiken empfahlen wir Anfang Jahr<br />

dennoch eine vorsichtige Haltung.<br />

Viele Aktienmärkte mussten ihre Gewinne wieder abgeben, und einige bewegen<br />

sich seit Jahresbeginn in negativem Terrain. Dennoch setzen die Märkte auf eine<br />

Beschleunigung der konjunkturellen Erholung im zweiten Halbjahr, was sich daran<br />

zeigt, dass auf eher gedämpfte Verluste wieder Aufwärtsbewegungen folgten.<br />

Unseres Erachtens dürfte das Risikoumfeld in den kommenden Sommermonaten<br />

herausfordernd bleiben. Wird die Risikobereitschaft im 3. Quartal zunehmen? Wir<br />

rechnen nicht damit, da sich weiterhin Risiken aufbauen. Zu den zentralen Risiken<br />

gehören die Unfähigkeit der US-Politiker, die Schuldendecke bis Anfang August<br />

zu erhöhen, wodurch das Risiko eines Zahlungsausfalls zunimmt, hohe Öl- und<br />

Rohstoffpreise, die die Kaufkraft der Verbraucher weiter beeinträchtigen, eine<br />

Überhitzung in China und die Möglichkeit einer harten Landung, das Ende des<br />

QE2-Programms des Fed sowie steigende Anleihenrenditen und schliesslich auch<br />

die unhaltbare Verschuldungslage Griechenlands, die das Thema unseres Fokus-<br />

Artikels darstellt.<br />

Angesichts unserer zurückhaltenden Einschätzung begannen wir bereits früh im<br />

Jahr mit der Risikominderung in unseren Portfolios und legten den Fokus weiter<br />

auf die Erzielung überdurchschnittlicher risikobereinigter Erträge. Zu Beginn der<br />

zweiten Jahreshälfte 2011 liegen die Risiken in unseren Portfolios deutlich unter<br />

Benchmark-Niveau. Wir bevorzugen höher rentierende Unternehmensanleihen<br />

gegenüber Aktien. Sobald sich die Wogen glätten, werden wir das Aktienrisiko in<br />

den Portfolios wieder erhöhen, in erster Linie durch weitere Engagements in den<br />

Schwellenländern.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass 2009 und 2010 die meisten Risikoanlagen<br />

gut abschnitten. Im zweiten Halbjahr und im Jahr 2011 als Ganzes erwarten<br />

wir hingegen uneinheitliche Erträge. Beim Streben nach Rendite muss demnach<br />

deutlich sensibler mit dem Risiko umgegangen werden. Die Flut wird dieses Mal<br />

nicht alle Boote zum Schwimmen bringen, einige dürften auch sinken. Insgesamt<br />

ist es 2011 anspruchsvoller geworden, lohnende Anlagen aufzuspüren!<br />

Sandeep Malhotra<br />

Chief Investment Officer & Head Global Investment Solutions<br />

sandeep.malhotra@claridenleu.com, Tel. +41 (0)58 205 34 30<br />

3/2011 <strong>perspektiven</strong> 3


Fokus Anleihen<br />

Griechenland am Rande<br />

des Abgrunds<br />

Griechenland sieht sich trotz des Rettungspakets vom Vorjahr mit erheblichen<br />

Finanzierungsschwierigkeiten und mit einer anscheinend nicht zu bewältigenden<br />

Schuldenlast konfrontiert. Die Lösung dieser Probleme erfordert schmerzhafte<br />

Massnahmen und wird sich als ein langfristiger Prozess erweisen. Vermutlich<br />

werden die EU und der IWF für eine weitere vorübergehende Erleichterung sorgen.<br />

Dennoch blicken viele griechische Gläubiger unseres Erachtens keiner rosigen<br />

Zukunft entgegen.<br />

Fehlende Disziplin<br />

Griechenland hat mehr als ein Jahrzehnt lang über seine<br />

Verhältnisse gelebt und dabei signifikante Haushaltsdefizite<br />

angehäuft, die über die Emission von Schuldtiteln finanziert<br />

wurden. Athen hat die Maastricht-Kriterien für den Staatshaushalt<br />

seit ihrer Einführung im Jahr 1992 noch nie erfüllt.<br />

Marktkräfte forcieren Rettungspaket<br />

Die finanzielle Lage des Staates hat sich nach der Finanzkrise<br />

deutlich verschlechtert, als die Regierung ihre Ausgaben<br />

erhöhte, während die Einnahmen und das BIP zurückgingen.<br />

Als Anleger und Ratingagenturen allmählich ein Bewusstsein<br />

für diese Schwierigkeiten entwickelten, setzte ein Kursrückgang<br />

bei griechischen Staatsanleihen ein.<br />

Abbildung 1: Entwicklung von Haushaltsdefizit und Staatsverschuldung in Griechenland<br />

Quellen: Bloomberg, Eurostat<br />

4 <strong>perspektiven</strong> 3/2011<br />

Im April 2010 stieg die Rendite der ausstehenden Anleihen<br />

auf ein Niveau, das es dem Staat unmöglich machte,<br />

neue Bonds herauszugeben. Als Folge bat Griechenland den<br />

Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Europäische<br />

Union (EU) um Finanzhilfen. Im Mai 2010 vereinbarten EU<br />

und IWF die Bereitstellung eines Finanzpakets über EUR 110<br />

Mrd. für Griechenland. Im Gegenzug verpflichtete sich die<br />

griechische Regierung zur Umsetzung rigoroser fiskalischer<br />

und struktureller Reformen, um eine Verringerung des Haushaltsdefizits<br />

und des Schuldenniveaus zu erreichen. Die<br />

Kredite sollen in mehreren Teilzahlungen gewährt werden,<br />

wobei die Bereitstellung an das Erreichen bestimmter Ziele<br />

gebunden ist.<br />

Daten in EUR Mrd. 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

BIP 136 147 157 172 185 195 211 227 237 235 230<br />

Wachstum 7,5% 6,9% 10,1% 7,5% 5,1% 8,3% 7,6% 4,4% –0,8% –2,1%<br />

Haushaltsdefizit 5,1 6,5 7,5 9,7 13,9 10,1 12,1 14,5 23,1 36,3 24,2<br />

% vom BIP 3,7% 4,4% 4,8% 5,6% 7,5% 5,2% 5,7% 6,4% 9,8% 15,4% 10,5%<br />

Staatsschulden 141 152 159 168 183 195 224 238 261 298 328<br />

% vom BIP 103% 104% 102% 97% 99% 100% 106% 105% 110% 127% 143%


Der IWF hat es sich zur Aufgabe gemacht, Staaten, die<br />

Schwierigkeiten haben, ihren internationalen Zahlungsverpflichtungen<br />

nachzukommen oder zu einem angemessenen<br />

Preis eine ausreichende Finanzierung zu erhalten, mit Krediten<br />

zu unterstützen. In der Vergangenheit musste der IWF haupt-<br />

In % des Nominalwertes<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

2010 2011<br />

Abbildung 2: Kurs der griechischen Staatsanleihe 3,7% fällig am 20.07.2015<br />

Quelle: Bloomberg<br />

sächlich Entwicklungsländern unter die Arme greifen. Doch<br />

mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Nach Griechenland<br />

haben auch Portugal und Irland den IWF um Hilfe gebeten.<br />

EU und Griechenland erleben zweite Krise<br />

Die Erleichterung für Griechenland und seine Gläubiger<br />

nach dem Rettungspaket war nur von kurzer Dauer. Die<br />

Rezession verschlimmerte sich, das Haushaltsdefizit für 2010<br />

fiel höher als erwartet aus, und die Zweifel über die Fortschritte<br />

bei der Umsetzung der beschlossenen Reformen<br />

mehrten sich. Das Anlegervertrauen wurde belastet durch die<br />

Meinungsverschiedenheiten von führenden Politikern aus der<br />

EU und den Mitgliedern der Europäischen Zentralbank in der<br />

Frage, ob und wie die Bondanleger an der Schuldenlast beteiligt<br />

werden sollen. Nach Angaben des IWF kann die ursprünglich<br />

für Juni 2011 vorgesehene Kredittranche nur gezahlt<br />

werden, wenn in den nächsten zwölf Monaten keine Finanzierungslücke<br />

droht. Die EU-Vertreter haben eingeräumt,<br />

dass das ursprüngliche Hilfspaket unzureichend gewesen und<br />

weitere Anpassungen erforderlich seien. Je nach Entwicklung<br />

3/2011 <strong>perspektiven</strong> 5


% des Nominalwertes %<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

Kurs<br />

Aug.<br />

2011<br />

Dez.<br />

2011<br />

März<br />

2012<br />

Juni<br />

2012<br />

Rendite (rechte Skala)<br />

Aug.<br />

2012<br />

Dez.<br />

2012<br />

Abbildung 3: Die aktuelle griechische Staatsanleihenkurve<br />

Quelle: Bloomberg<br />

März<br />

2013<br />

Juli<br />

2013<br />

Sept.<br />

2013<br />

Jan.<br />

2014<br />

der Steuereinnahmen und Regierungsausgaben könnte der<br />

Staat anderenfalls möglicherweise vor Jahresende einen Liquiditätsengpass<br />

erleiden. Im August müssen beispielsweise<br />

Staatsanleihen über EUR 6,6 Mrd. zurückgezahlt werden. Nur<br />

ein Jahr nach den Hilfsmassnahmen von EU und IWF ist Griechenland<br />

derzeit der Staat mit dem schwächsten Bonitätsrating<br />

im globalen Vergleich. Griechische Anleihen werden mit<br />

einem massiven Abschlag auf den Nennwert gehandelt,<br />

sodass die Renditen in die Höhe geschossen sind.<br />

Begrenzte Möglichkeiten<br />

Gemäss dem ursprünglichen EU/IWF-Rettungsplan war<br />

bereits 2012 eine Rückkehr Griechenlands an die Kapitalmärkte<br />

vorgesehen. Angesichts der derzeitigen finanziellen<br />

Verfassung des Staates muss man wohl oder übel davon<br />

ausgehen, dass dieser Schritt nicht so schnell stattfinden<br />

wird. Die Lösung dieses Problems ist offensichtlich schwierig,<br />

da am Markt Zweifel über die Tragfähigkeit der Gesamtverschuldung<br />

bestehen und in den Kernländern der EU die<br />

öffentliche Ablehnung gegenüber Rettungspakten wächst.<br />

Es bestehen nun zwei Möglichkeiten: Entweder wird Griechenland<br />

das Kapital zur Verfügung gestellt, um seine Schulden<br />

zu bedienen, oder der Schuldendienst wird nicht wie<br />

ursprünglich vorgesehen geleistet.<br />

Kurzfristig kein Zahlungsausfall<br />

Wir halten einen ungeordneten Zahlungsausfall zum jetzigen<br />

Zeitpunkt für unwahrscheinlich. Der griechische Finanzsektor<br />

würde durch die Verluste infolge eines Zahlungsausfalls<br />

stark getroffen und die Binnenwirtschaft würde sich<br />

6 <strong>perspektiven</strong> 3/2011<br />

Juli<br />

2014<br />

Sept.<br />

2014<br />

Juli<br />

2015<br />

Nov.<br />

2015<br />

Juli<br />

2016<br />

März<br />

2017<br />

Okt.<br />

2017<br />

Juli<br />

2018<br />

Juli<br />

2019<br />

Juni<br />

2020<br />

Okt.<br />

2022<br />

weiter abschwächen. Ein Zahlungsausfall weist momentan<br />

nur begrenzte Vorteile auf: Solange das Primärdefizit bestehen<br />

bleibt, wäre das Land trotzdem auf Unterstützung angewiesen,<br />

um die Haushaltslücke zu finanzieren. Auf europäischer<br />

Ebene sind die Gefahr von Moral Hazard mit Blick auf<br />

Irland und Portugal sowie das Risiko einer Ausweitung der<br />

Schuldenkrise auf Italien und Spanien zusätzliche Faktoren,<br />

die einen Zahlungsausfall derzeit nicht wünschenswert machen.<br />

Ferner könnte das europäische Bankensystem einem<br />

erheblichen Druck ausgesetzt werden, was möglicherweise<br />

der Hauptgrund für die starke Ablehnung einer Umschuldung<br />

seitens der EZB ist. Zudem dürften sich die griechischen<br />

Entscheidungsträger darum bemühen, dass bei den Credit<br />

Default Swaps der Trigger für eine Auszahlung nicht erreicht<br />

wird, da sie u.a. Spekulationen bei diesen Instrumenten für<br />

den ursprünglichen Rückgang der Anleihenkurse verantwortlich<br />

machen.<br />

Weiteres Rettungspaket und Anleihenaustausch<br />

Zur Verhinderung eines Zahlungsausfalls muss die EU<br />

unseres Erachtens zusätzliche Kredite zur Verfügung stellen,<br />

um eine Finanzierung des wahrscheinlich übermässig grossen<br />

Defizits und Anleiherückzahlungen zu ermöglichen. Damit<br />

eine solche Entscheidung getroffen wird, muss sich Griechenland<br />

nach Aussage einiger einflussreicher europäischer<br />

Politiker zu weiteren Reformen verpflichten. Zudem sollen die<br />

Bondanleger nach dem Willen Deutschlands auf freiwilliger<br />

Basis an der Schuldenlast beteiligt werden. Dies würde bedeuten,<br />

dass die bestehenden Anleihen gegen neue Anleihen<br />

mit längerer Laufzeit getauscht werden. Aber welcher Anreiz<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0


sollte die Anleger dazu bewegen, einem Austausch zuzustimmen?<br />

Die neuen Anleihen müssten attraktiver als die bestehenden<br />

sein. Beispielsweise könnten die neuen Anleihen durch<br />

Privatisierungserlöse besichert werden. Eine weitere mögliche<br />

Lösung stellen Schuldverschreibungen nach dem Prinzip der<br />

Brady Bonds dar, die in den 1980er- und 1990er-Jahren bei<br />

der Schuldenrestrukturierung einiger lateinamerikanischer<br />

Länder eingesetzt wurden. Damals wurden von Zahlungsausfällen<br />

betroffene Staatskredite durch die Geschäftsbanken in<br />

zwei verschiedene Formen von langlaufenden Anleihen umgetauscht.<br />

Par Bonds wurden zum selben Nennwert wie die<br />

ursprüngliche Anleihe vergeben, aber mit einem Coupon unter<br />

der marktüblichen Verzinsung. Discount Bonds wurden<br />

unter dem Nennwert der ursprünglichen Anleihe ausgeteilt,<br />

aber mit einer marktüblichen Verzinsung. Tilgungs- und Couponzahlungen<br />

wurden durch die US-Regierung garantiert. Die<br />

Brady Bonds waren erfolgreich, weil sie illiquide und notleidende<br />

Kredite in handelbare Instrumente umwandelten, für<br />

die ein Staat mit hohem Bonitätsrating eine Garantie vergeben<br />

hatte. Im aktuellen Fall könnten die neuen Anleihen mit<br />

gewissen EU-Garantien versehen sein.<br />

Das Problem der Überschuldung muss früher oder später<br />

gelöst werden<br />

Die griechische Staatsverschuldung ist bereits auf ein sehr<br />

hohes Niveau gestiegen und dürfte sich dieses und nächstes<br />

Jahr weiter erhöhen. Wir halten diese Verschuldung für nicht<br />

tragfähig – nicht nur, weil sie irgendwann refinanziert werden<br />

muss, sondern auch, da die damit verbundenen Zinszahlungen<br />

jedes Jahr eine zusätzliche Haushaltsbelastung darstellen.<br />

Vorausgesetzt, ein nachhaltiges hohes BIP-Wachstum, eine<br />

Hyperinflation oder deutlich höhere Privatisierungserlöse als<br />

zunächst erwartet bleiben aus – womit wir rechnen – sollte<br />

der Staat letztendlich irgendwann zu einer Umschuldung<br />

gezwungen sein. Dies sollte nicht geschehen, bevor der griechische<br />

Finanzsektor rekapitalisiert ist und das Land einen<br />

Primärüberschuss erreicht hat. Im Idealfall würden sich die<br />

übrigen Peripherieländer bis dahin deutlich erholt haben, die<br />

meisten europäischen Länder Rechtsgrundlagen für geordnete<br />

Bankeninsolvenzen geschaffen haben und die grossen europäischen<br />

Banken über eine solide Kapitalisierung verfügen.<br />

Der Preis für den Erhalt des Euro ist hoch<br />

Angesichts der Gefahr von Moral Hazard mit Blick auf<br />

Portugal und Irland sowie des Risikos einer Ausweitung der<br />

Schuldenkrise auf Italien und Spanien kann die EU unseres<br />

Erachtens derzeit keinen Zahlungsausfall Griechenlands<br />

Zahlreiche Analysten sprechen sich weiterhin für einen<br />

Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone aus, da die europäischen<br />

Problemländer ihrer Meinung nach nur durch<br />

eine Rückkehr zu einer eigenen Währung ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />

zurückgewinnen können. Wir halten ein<br />

Zerbrechen der Währungsunion für sehr unwahrscheinlich.<br />

Eine eigene Währung eines Peripherielandes würde<br />

unmittelbar eine Abwertung erfahren. Da die Auslandsschulden<br />

weiterhin auf EUR lauten würden, würde die<br />

Verschuldung gemessen am BIP massiv ansteigen. Vor<br />

allem aber stellen der freie Handel und die Einheitswährung<br />

einen immensen Vorteil für die Unternehmen in der<br />

Eurozone dar. Vermutlich wären die Kosten, dies aufzugeben,<br />

einfach zu hoch.<br />

zulassen. Durch die alleinige Bereitstellung eines weiteren<br />

Rettungspakets wird zwar Zeit gewonnen, das Problem aber<br />

nicht gelöst. Wir denken, dass eine Insolvenz oder eine<br />

Restrukturierung zu einem späteren Zeitpunkt unvermeidbar<br />

werden. Ein glaubhafterer Plan für Griechenland, und eventuell<br />

auch für andere Problemländer der Eurozone, würde<br />

zusätzliche Mittel von der EU und dem IWF zu tiefen Zinsen<br />

beinhalten, kombiniert mit einer für die Mehrheit der Bondinvestoren<br />

akzeptablen Restrukturierung der Anleihen. Griechenland<br />

benötigt eine spürbare Erleichterung seiner Zinslast,<br />

während das Sparprogramm umgesetzt und die Wirtschaft<br />

reformiert wird.<br />

Europa steht an einem Scheideweg, und Investoren, Politiker<br />

und Zentralbankiers sollten sich dessen gleichermassen<br />

bewusst sein. Die EU wird möglicherweise einen hohen Preis<br />

für den Erhalt des Euro bezahlen müssen.<br />

Marco Engesser, Senior Fund Manager<br />

marco.engesser@claridenleu.com, Tel. +41 (0)58 205 66 60<br />

Stefan Chappot, Senior Fixed Income Analyst<br />

stefan.chappot@claridenleu.com, Tel. +41 (0)58 205 37 35<br />

3/2011 <strong>perspektiven</strong> 7


Wirtschaft<br />

Inflation auf dem Vormarsch<br />

Kaum hat die Weltwirtschaft die schwerste Rezession nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

abgeschüttelt, da tauchen schon neue Unannehmlichkeiten auf. Die Rede ist von<br />

der Inflation, die sich weltweit wieder auf dem Vormarsch befindet.<br />

Am Inflationshorizont ziehen Wolken auf<br />

Kaum hat die Weltwirtschaft die schwerste Rezession<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschüttelt, da tauchen<br />

schon neue Unannehmlichkeiten auf. Die Rede ist von der<br />

Inflation, die sich weltweit wieder auf dem Vormarsch befindet.<br />

Hierbei ist die Dynamik regional jedoch recht unterschiedlich.<br />

Während die durchschnittliche Teuerungsrate<br />

nach Berechnung des Internationalen Währungsfonds (IWF)<br />

in den Industrieländern im April dieses Jahres 2,9% betrug,<br />

lag sie in den Schwellen- und Entwicklungsländern mit 5,9%<br />

deutlich höher (siehe Abbildung).<br />

% ggü. Vj.<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

Industrieländer Entwicklungsländer und aufstrebende Volkswirtschaften<br />

Abbildung: Inflation im Aufwärtstrend<br />

Quellen: Datastream, Clariden Leu<br />

8 <strong>perspektiven</strong> 3/2011<br />

Inflationsrisiko in Schwellenländern ist noch hoch<br />

Hauptverantwortlich für den Anstieg der Verbraucherpreise<br />

sind die stark gestiegenen Rohstoffpreise. So kletterte<br />

der Preis für Nordseeöl der Sorte Brent seit Ende 2008 von<br />

rund 34 auf knapp 116 Dollar pro Fass. Gleichzeitig haben<br />

sich auch die Preise für Agrargüter deutlich verteuert. In den<br />

Schwellen- und Entwicklungsländern haben Energie- und<br />

Nahrungsmittel üblicherweise ein höheres Gewicht an den<br />

allgemeinen Lebenshaltungskosten als in den Industriestaaten.<br />

Der Anteil der Nahrungsmittel an den Verbraucherpreisen<br />

in China beträgt 30% und in Indien sogar 46%, wogegen<br />

er in den USA und der Eurozone bei 15% respektive 14%<br />

liegt. Somit verwundert es also nicht, dass beispielsweise<br />

die Inflationsrate Chinas zwischen Juli 2009 und Mai dieses<br />

Jahres von –1,8% auf 5,5% stieg, den höchsten Stand seit<br />

Juli 2008. Aber auch ohne Berücksichtigung der Nahrungsmittelpreise<br />

kletterten die Verbraucherpreise Chinas mit<br />

2,9%, der höchsten Rate seit Auflegung dieser Reihe Anfang<br />

2002.<br />

Die Gefahr, dass sich der rohstoffpreisbedingte Anstieg<br />

auch auf andere Preiskomponenten auswirkt und damit zu<br />

einer dauerhaft höheren Zunahme der Verbraucherpreise<br />

führt, ist in den Schwellenländern Asiens und Lateinamerikas


esonders hoch. Im Vergleich zu den meisten Industrieländern<br />

haben sie sich rascher und stärker von der globalen<br />

Rezession erholt und sind vielfach bereits an ihre Kapazitätsgrenzen<br />

gestossen. Der Spielraum der Unternehmen nimmt<br />

damit zu, ihre Preise auf die Endverbraucher zu überwälzen.<br />

Darüber hinaus tendieren die Löhne angesichts der robusten<br />

Beschäftigungsentwicklung aufwärts, so dass auch von<br />

dieser Seite Druck auf die Preise ausgeht. Sorge muss zudem<br />

bereiten, dass sich die Inflationserwartungen der privaten<br />

Haushalte und Unternehmen nach oben anpassen.<br />

Zentralbanken in den Schwellenländern treten auf die<br />

Bremse<br />

Angesichts der latenten Inflationsgefahren haben die<br />

meisten Zentralbanken in den Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, ihre<br />

Geldpolitik restriktiver zu gestalten. Hierbei sind die Erfolge<br />

recht unterschiedlich. Während die chinesische Zentralbank<br />

das Geldmengen- und Kreditwachstum erfolgreich gedrosselt<br />

hat, ist es in Ländern wie Indien und Indonesien noch<br />

deutlich zu hoch. Darüber hinaus stehen die Zentralbanken<br />

der aufstrebenden Volkswirtschaften noch vor einem anderen<br />

Problem. Mit den steigenden Leitzinsen nimmt der<br />

Renditevorteil dieser Länder für Anleger noch zu. Die damit<br />

einhergehende Zunahme der Kapitalzuflüsse kann eine<br />

zusätzliche Gefahr für die Preisstabilität darstellen. Da die<br />

Signale in vielen Schwellenländern für die nächsten Monate<br />

auf eine Konjunkturverlangsamung deuten, könnte die Gefahr<br />

einer konjunkturellen Überhitzung mit ihren negativen<br />

Begleiterscheinungen für die Inflation damit etwas abnehmen.<br />

Zinszügel in Industrieländern werden nur langsam angezogen<br />

Auch in den Industrieländern zieht die Inflation wieder<br />

an, wobei das Tempo recht unterschiedlich ausfällt. Während<br />

die Teuerungsrate in der Schweiz im Mai gerade mal bei<br />

0,4% lag, kletterte sie in den USA und in der Eurozone auf<br />

3,6% bzw. 2,7%. Der Anstieg geht dabei vor allem auf das<br />

Konto der gestiegenen Rohstoffpreise. Somit könnte er sich<br />

als temporäres Phänomen erweisen, zumal in vielen Industrieländern<br />

die Kapazitäten trotz der konjunkturellen Erholung<br />

noch nicht ausgelastet und die Arbeitslosenquoten hoch<br />

sind. Die Kernverbraucherpreise, die die schwankungsanfälligen<br />

Energie- und Nahrungsmittelkomponenten ausklammern,<br />

tendieren jedoch ebenfalls aufwärts, wenn auch auf<br />

niedrigen Niveaus. Angesichts der von uns erwarteten Fort-<br />

Was versteht man unter Inflation?<br />

Unter Inflation versteht man einen über mehrere Perioden<br />

anhaltenden Anstieg des Preisniveaus. Kennzeichnend für<br />

eine Inflation sind Preissteigerungen in grundsätzlich<br />

allen Güterkategorien und ein daraus folgender allgemeiner<br />

Kaufkraftverlust des Geldes. Kommt es lediglich<br />

bei einzelnen Gütern zu Preisveränderungen, ist das keine<br />

Inflation. Zur Messung der Inflation werden ausgewählte<br />

Preisindizes herangezogen. Unter ihnen ist der<br />

Verbraucherpreisindex der bekannteste. Häufig weichen<br />

die offizielle Inflation und die von den Konsumenten wahrgenommene<br />

bzw. «gefühlte» Inflation voneinander ab.<br />

setzung der Konjunkturerholung sehen wir jedoch auch für<br />

viele Industrieländer die Gefahr, dass sich das Preisklima auf<br />

breiter Front eintrübt, falls sich die Zentralbanken nicht<br />

rechtzeitig dagegen stemmen.<br />

Von den grossen Zentralbanken zeigt sich derzeit lediglich<br />

die Europäische Zentralbank (EZB) um die Preisstabilität<br />

besorgt. Anfang April hat sie ihre Zinszügel erstmals wieder<br />

angezogen, und weitere Zinsschritte sollten folgen. Auf<br />

Jahressicht erwarten wir den wichtigsten EZB-Leitzins bei<br />

2%. Die US-Notenbank (Fed) hält ihr Pulver dagegen noch<br />

trocken. Allerdings rechnen wir damit, dass das Fed Anfang<br />

2012 seinen Leitzins erstmals wieder anheben könnte, und<br />

sehen ihn auf Sicht von zwölf Monaten 0,5 Prozentpunkte<br />

über dem aktuellen Niveau bei 0,75%. Trotz der von uns<br />

erwarteten Leitzinsschritte bliebe die Geldpolitik in den USA<br />

und der Eurozone damit aber weiterhin expansiv.<br />

Brian Mandt, Head Economics Research<br />

brian.mandt@claridenleu.com, Tel. +41 (0)58 205 33 43<br />

3/2011 <strong>perspektiven</strong> 9


Aktien<br />

Straffung der Geldpolitik<br />

unterstützt defensive Sektoren<br />

Mit der Erholung der Weltwirtschaft nimmt auch das Inflationsrisiko in vielen<br />

Ländern zu. War die geldpolitische Straffung bislang vor allem in den Schwellen-<br />

und rohstoffreichen Ländern ein Thema, dürfte es dies bald auch im Westen<br />

werden. Was bedeutet dies für Aktienanleger?<br />

Geldpolitische Straffung in den Schwellenländern schon<br />

in vollem Gang<br />

Ein Thema, das die Anleger zunehmend beschäftigt, ist<br />

der Zeitpunkt der Normalisierung der Geldpolitik in den Industrieländern.<br />

Während diverse Schwellenländer wie z.B.<br />

China oder Brasilien bereits im Frühjahr 2010 mit einer<br />

Straffung der monetären Zügel begonnen haben, dürfte das<br />

Thema in den kommenden Monaten auch im Westen an<br />

Aktualität gewinnen. Das Auslaufen der zweiten Runde der<br />

quantitativen Lockerung in den USA (QE2) und die ersten<br />

Zinsschritte in Europa – erstmals handelten die Europäer vor<br />

den Amerikanern – sind die Vorboten einer etwas weniger<br />

unterstützenden Geldpolitik. Die Bank of England und die<br />

Schweizer Nationalbank dürften in absehbarer Zeit ebenfalls<br />

mit Zinsschritten aufwarten.<br />

Zinserhöhungen sind häufig mit einer Seitwärtsbewegung<br />

an den Aktienmärkten verbunden…<br />

Welches sind die Konsequenzen einer geldpolitischen<br />

Straffung für Aktienanleger? Einerseits bedeuten höhere<br />

Zinsen, dass sich die Finanzierungskosten von Unternehmen<br />

und Privathaushalten verteuern, was einen dämpfenden Effekt<br />

auf die Wirtschaft und oftmals auch auf die Aktienkurse<br />

hat. Anderseits sind höhere Zinsen im aktuellen Stadium<br />

Ausdruck einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung, weshalb<br />

ein solches Umfeld in der Regel positiv ist für Aktien.<br />

10 <strong>perspektiven</strong> 3/2011<br />

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Aktienmärkte<br />

(vgl. Abbildung 1) unmittelbar vor und nach dem ersten<br />

Zinsschritt der US-Notenbank unter hoher Volatilität seitwärts<br />

tendierten. Während rund sechs bis neun Monaten kamen die<br />

Aktienindizes kaum vom Fleck, hielten sich die positiven und<br />

negativen Kräfte doch in etwa die Waage.<br />

Aus der Grafik geht ebenfalls hervor, dass die Märkte vor<br />

allem vor der ersten Zinserhöhung stark abschneiden. Nach<br />

der Phase der Seitwärtspendelbewegung nehmen die Aktienmärkte<br />

den Aufwärtstrend wieder auf, wenngleich in abgeschwächtem<br />

Tempo.<br />

Index<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

–300 –200 –100 0 100 200 300<br />

S&P 500 DAX<br />

Anzahl Tage vor und nach der ersten Zinserhöhung<br />

Abbildung: Durchschnittliche Kursentwicklung vor und nach Zinserhöhungen der US-Notenbank<br />

seit 1970<br />

Quellen: Datastream, Clariden Leu


…und einer Rotation in defensive Sektoren<br />

Diese Betrachtungsweise lässt allerdings ausser Acht,<br />

dass es innerhalb der Märkte jeweils zu einer deutlichen<br />

Sektorrotation kam. Wenig überraschend waren Zinserhöhungen<br />

Gift für die zinssensitiven Sektoren Finanzwesen und<br />

Nicht-Basiskonsumgüter (da die Kaufkraft der Privathaushalte<br />

abnimmt), während defensive Sektoren wie Gesundheit,<br />

Telekom und Basiskonsumgüter tendenziell besser abschnitten.<br />

Ein ähnliches Muster lässt sich seit Februar 2011 beobachten,<br />

haben doch die defensiven Werte markant besser<br />

abgeschnitten als die zyklischen Sektoren. Diese Entwicklung<br />

dürfte über die Sommermonate anhalten.<br />

Ein Grund hierfür ist, dass die zyklischen Sektoren in Erholungsphasen<br />

deutlich besser abschneiden als die defensiven,<br />

vom Konjunkturzyklus eher unabhängigen Branchen.<br />

Zyklische Unternehmen leiden im Gegenzug im Abschwung<br />

deutlich stärker, da ihre Umsätze und Margen von einer wirtschaftlichen<br />

Eintrübung viel stärker beeinträchtigt werden.<br />

Zeichnet sich dann eine Erholung ab, verzeichnen diese Firmen<br />

umso stärkere Zuwächse bei Umsatz und Ertrag, was<br />

sich wiederum in der Kursentwicklung widerspiegelt. Der<br />

Beginn eines Zinserhöhungszyklus ist dann aber häufig der<br />

Übergang zu einer etwas weniger dynamischen und oftmals<br />

von Wachstumsängsten begleiteten Wirtschaftsentwicklung,<br />

weshalb das Pendel oftmals wieder in Richtung defensiver<br />

Unternehmen ausschlägt.<br />

Was sind die Auswirkungen auf die Länderstrategie?<br />

Die unterschiedlich gelagerten Zinszyklen finden natürlich<br />

auch in der Länderperformance ihren Niederschlag. Zum<br />

ersten Mal überhaupt ist nicht die US-Notenbank die erste<br />

wichtige Zentralbank, welche die Zinsen anhebt. In der Vergangenheit<br />

warteten die europäischen und asiatischen Notenbanken<br />

jeweils auf den ersten Zinsschritt des US-Fed,<br />

bevor sie mit Straffungsmassnahmen nachzogen.<br />

Im Gefolge der Finanzkrise, aus der die Schwellenländer<br />

in deutlich besserer Verfassung herausfanden als die Industrieländer,<br />

waren es nun erstmals die Notenbanken in den<br />

aufstrebenden Volkswirtschaften, die als erste Zinserhöhungen<br />

durchführten. Drei der vier BRIC-Länder haben bereits im<br />

Frühjahr 2010 mit ersten Massnahmen die monetären Zügel<br />

zu straffen begonnen. Russland hat als letztes BRIC-Land im<br />

Februar dieses Jahres die Zinsen erstmals erhöht. Dies dürfte<br />

mit ein Grund für das relativ schwache Abschneiden der<br />

Schwellen- relativ zu den Industrieländern gewesen sein.<br />

Volatile Seitwärtsperiode mit dem Beginn eines<br />

Zinszyklus<br />

In der Vergangenheit war insbesondere die Periode vor<br />

dem Start eines neuen Zinserhöhungszyklus positiv für<br />

die Aktienmärkte. In Abbildung 1 ist die durchschnittliche<br />

Aktienkursentwicklung des DAX und des S&P 500 Index<br />

über 300 Tage vor und nach dem ersten Zinsschritt der<br />

US-Notenbank seit 1970 dargestellt. In dieser Zeitspanne<br />

waren sieben Zinszyklen zu beobachten – 1972, 1977,<br />

1984, 1986, 1994, 1999 und 2004. Unmittelbar vor und<br />

nach dem ersten Zinsschritt tendierten sowohl der deutsche<br />

Aktienindex DAX als auch der amerikanische S&P<br />

500 Index im Durchschnitt seitwärts bis leicht negativ.<br />

Diese Phase dauerte rund 200 Tage, bis die Märkte ihren<br />

Aufwärtstrend – in abgeschwächtem Tempo – wieder<br />

aufnahmen.<br />

Heisst es schon bald wieder: Vorteil Schwellenländer?<br />

Obschon die Inflationsproblematik in diversen Schwellenländern<br />

nach wie vor akut ist und die Realzinsen in einigen<br />

Ländern noch immer negativ sind, erwarten wir, dass sich die<br />

Vorteile im Verlauf der zweiten Jahreshälfte wieder zugunsten<br />

der Schwellenländer verschieben werden. Einerseits<br />

dürften die bereits vorgenommenen Zinsschritte langsam<br />

Wirkung zeitigen, während eine weitere Abschwächung oder<br />

zumindest Stabilisierung bei den Rohstoffpreisen, die ein<br />

grosses Gewicht in den Warenkörben der Schwellenländer<br />

haben, die Inflationssorgen dämpfen wird.<br />

Während sich also bei den Schwellenländern ein Ende bei<br />

den Zinserhöhungen abzeichnet, stehen die Industrieländer<br />

erst am Anfang des Zyklus. Es wäre deshalb wenig überraschend,<br />

wenn die Aktienmärkte der Schwellenländer in der<br />

zweiten Jahreshälfte die Indizes der Industrieländer wieder<br />

hinter sich lassen würden.<br />

Sandro Rosa, Head Equity Strategy<br />

sandro.rosa@claridenleu.com, Tel. +41 (0)58 205 72 20<br />

3/2011 <strong>perspektiven</strong> 11


Alternative Anlagen<br />

Nach Japan: Versicherungsbasierte<br />

Anlagen noch attraktiver<br />

Die globale Versicherungsbranche leidet unter schweren Verlusten und der Revision<br />

des US-Wirbelsturm-Modells. Dies könnte sich jedoch positiv auf den Markt für<br />

versicherungsbasierte Anlagen auswirken.<br />

Rückblickend erweist sich das grosse Tohoku-Erdbeben<br />

vom 11. März 2011 als die grösste Naturkatastrophe in der<br />

japanischen Geschichte. Allerdings stellt das verheerende<br />

Erdbeben in Japan bereits die vierte grosse Naturkatastrophe<br />

im Jahr 2011 dar – nach den Überschwemmungen und dem<br />

Zyklon Yasi in Australien und dem Erdbeben von Christchurch<br />

in Neuseeland. Die globalen Rückversicherer haben ihre<br />

Katastrophenreserven für das laufende Jahr bereits zu einem<br />

Grossteil aufgebraucht. Abbildung 1 zeigt die Verlustabschreibungen<br />

im 1. Quartal 2011 und in früheren Jahren mit<br />

Katastrophen-Ereignissen.<br />

USD Mrd.<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

Abbildung 1: Naturkatastrophen-bedingte Verluste für die Versicherungsindustrie in USD Mrd.<br />

von 2002 bis 1. Q 2011 auf Preisniveau von 2011.<br />

Quellen: Munich Re Nat Cat Services, Clariden Leu<br />

12 <strong>perspektiven</strong> 3/2011<br />

Diese Entwicklung ist an den Investoren am Markt für<br />

versicherungsbasierte Anlagen nicht spurlos vorübergegangen.<br />

Infolge der Katastrophe kam es bei einer Katastrophenanleihe<br />

(«Muteki») zu einem Ausfall; zudem kam es<br />

bei einigen Finanzversicherungsverträgen (FIC) zu Auszahlungen.<br />

Innerhalb des Rückversicherungssektors folgt das Volumen<br />

der veräusserten Versicherungskapazität einem zyklischen<br />

Muster, das als «Rückversicherungszyklus» bezeichnet<br />

wird. Nach einem starken Anstieg der Schadenbelastung<br />

werden kleinere Rückversicherungsgesellschaften mit geringerer<br />

finanzieller Stabilität infolge der erlittenen Verluste aus<br />

dem Markt getrieben. Dadurch geht der Wettbewerb zurück<br />

und die Rückversicherungskapazität am Markt nimmt ab. So<br />

wird die verbliebene Versicherungskapazität zu einem knappen<br />

Gut, was zu deutlich höheren Prämien führt. Ein solches<br />

Umfeld, in dem die Rückversicherer weniger bereit sind<br />

Risiken einzugehen und hohe Prämien verlangen, wird als<br />

«harter Markt» bezeichnet. Nach einer Phase hoher Profitabilität<br />

(vorausgesetzt, die versicherten Verluste bleiben<br />

gering) kommen neue Gesellschaften an den Markt und die<br />

bestehenden Unternehmen senken allmählich ihre Prämien,<br />

um angesichts des neuen Kapitalflusses in den Sektor wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben. Dieses Szenario wird als «weicher


Markt» bezeichnet. Mögliche Folgen sind eine Marktsättigung<br />

und ein Rückgang des Anlegerinteresses, sodass der<br />

Rückversicherungszyklus wieder von Neuem beginnt.<br />

Abbildung 2 zeigt die Veränderungen bei den Prämien für<br />

standardisierte Versicherungsprodukte am Rückversicherungsmarkt.<br />

Anhand dieser Abbildung kann der Rückversicherungszyklus<br />

nach dem Wirbelsturm Katrina und der<br />

Finanzmarktkrise rückblickend beschrieben werden. Und<br />

– noch wichtiger – kann eine Prognose für die aktuelle Entwicklung<br />

angesichts der ungewöhnlich starken Häufung von<br />

Naturkatastrophen-bedingten Verlusten im 1. Quartal 2011<br />

gestellt werden.<br />

%<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

USD 15 Mrd. USD 30 Mrd.<br />

Abbildung 2: Prämie in % der Limite eines Industry-Loss-Warranty Vertrags (ILW) bei einem<br />

Trigger von USD 15 Mrd. sowie USD 30 Mrd.<br />

Quellen: Willis Re, Clariden Leu<br />

Insgesamt ist die derzeitige Marktlage vergleichbar mit<br />

der Situation nach dem Hurrikan Katrina, als die Versicherungsprämien<br />

um mehr als 40% gestiegen sind. Es wird<br />

erwartet, dass der Cat-Bond-Markt auf dieses Marktumfeld<br />

positiv reagieren wird. Es dürfte aber noch eine Weile dauern,<br />

bis es zu spürbaren Volumensteigerungen kommt. Der Markt<br />

für Finanzversicherungsverträge wird voraussichtlich weitaus<br />

schneller reagieren. Das derzeitige Umfeld ist daher eine<br />

hervorragende Gelegenheit, um sich am Insurance-Linked-<br />

Markt zu engagieren. Insbesondere Fonds, die in solche<br />

Finanzversicherungsverträge investieren, können als attraktive<br />

Anlagemöglichkeit angesehen werden, da die Transaktionsaktivität<br />

bei Katastrophenanleihen nicht vor dem<br />

4. Quartal 2011 und im Wesentlichen erst 2012 ansteigen<br />

dürfte.<br />

Versicherungsbasierte Anlagen sind für Emittenten<br />

und Anleger gleichermassen attraktiv:<br />

Sie werden von Versicherungs- und Rückversicherungsgesellschaften<br />

herausgegeben, um das reine Versicherungsrisiko<br />

an die Kapitalmärkte weiterzugeben und zu einem<br />

angemessenen Preis zusätzliches Risikokapital für die<br />

Versicherungen zu beschaffen. Mit diesen Instrumenten<br />

können attraktive Erträge bei einer begrenzten Korrelation<br />

zu den Finanzmärkten erwirtschaftet werden, da das<br />

Anlagerisiko ausschliesslich auf dem Event-Risiko (Erdbeben,<br />

Wirbelstürme usw.) basiert. Die Anlagen weisen<br />

die Struktur von festverzinslichen Wertpapieren («Cat<br />

Bonds») oder Derivatkontrakten (FIC – Finanzversicherungsverträge)<br />

auf.<br />

Michael Stahel, Head Insurance-Linked Investments<br />

michael.stahel@claridenleu.com, telephone +41 (0)58 205 64 55<br />

3/2011 <strong>perspektiven</strong> 13


Asset Allokation<br />

Aktive Vermögensaufteilung als<br />

Erfolgsfaktor<br />

Eine aktive Vermögensaufteilung ist der massgebliche Renditentreiber für gemischte<br />

Portfolios. Taktische Umschichtungen zwischen den Anlageklassen, unterstützt<br />

durch zusätzliche Umschichtungen innerhalb der verschiedenen Unteranlageklassen,<br />

sind unerlässlich, um überdurchschnittliche risikobereinigte Renditen zu<br />

erreichen.<br />

Anlageklassenerträge und Marktumfeld<br />

Die traditionellen Risikoprofile der Private-Banking-<br />

Branche basieren auf bestimmten Risiko- und Ertragsannahmen<br />

bezüglich der zugrunde liegenden Anlageklassen, die in<br />

Abbildung 1 dargestellt sind. Diese Analyse trägt den marktumfeldbedingten<br />

Risiko- und Renditeverläufen und ihren<br />

Unterschieden keine Rechnung.<br />

Anlageklassen Ertrag Volatilität<br />

Erdöl 21,6% 43,3%<br />

Gold 21,2% 20,8%<br />

Aktien, Schwellenländer 18,3% 26,9%<br />

Anleihen, Schwellenländer 9,4% 11,4%<br />

Hochverzinsliche Anleihen 6,7% 10,4%<br />

Aktien, Industrieländer 6,4% 19,7%<br />

Unternehmensanleihen 4,0% 3,3%<br />

Staatsanleihen 3,2% 3,9%<br />

Abbildung 1: Annualisierte Volatilität und Erträge wichtiger Anlageklassen (wöchentliche Erträge<br />

seit 2005)<br />

Quelle: Clariden Leu Quantitative Solutions<br />

Jedoch ist das Ranking bei gleitenden Zeitfenstern alles<br />

andere als statisch, wie Abbildung 2 mit ihren dramatischen<br />

Schwankungen verdeutlicht.<br />

14 <strong>perspektiven</strong> 3/2011<br />

Höhere Rendite<br />

Q2<br />

07<br />

Q3<br />

07<br />

Aktien Japan<br />

Anleihen<br />

Schwellenländer<br />

Immobilien<br />

Q4<br />

07<br />

Q1<br />

08<br />

Q2<br />

08<br />

Q3<br />

08<br />

Q4<br />

08<br />

Aktien<br />

Schwellenländer<br />

Hochverzinsliche<br />

Anleihen<br />

Hedge Fonds<br />

Q1<br />

09<br />

Aktien Schweiz<br />

Unternehmensanleihen<br />

Private Equity<br />

Abbildung 2: Anlageklassen nach Quartalserträgen (seit 2007)<br />

Quelle: Clariden Leu Quantitative Solutions<br />

Aktien<br />

Nordamerika<br />

Regierungsanleihen<br />

Zudem illustriert Abbildung 2, dass einige Anlageklassen<br />

je nach Marktumfeld unterschiedliche Renditeverläufe aufweisen.<br />

Beispielsweise erzielen Anleihen und Gold in volatilen<br />

Märkten üblicherweise eine Mehrrendite gegenüber Aktien.<br />

Demnach dürfte das Marktumfeld effektiv zu den massgeblichen<br />

Ertragstreibern gehören.<br />

Q2<br />

09<br />

Q3<br />

09<br />

Q4<br />

09<br />

Q1<br />

10<br />

Öl<br />

Q2<br />

10<br />

Q3<br />

10<br />

Q4<br />

10<br />

Q1<br />

11<br />

Aktien<br />

GB<br />

Gold


Normale Märkte Ertrag Volatilität Sharpe Volatile Märkte Ertrag Volatilität Sharpe<br />

Aktien, Schwellenländer 76,60% 22,50% 3,4 Staatsanleihen 12,10% 5,10% 2,3<br />

Aktien, Industrieländer 46,40% 16,10% 2,9 Unternehmensanleihen 8,70% 4,30% 2,0<br />

Anleihen, Schwellenländer 21,60% 8,80% 2,5 Gold -22,10% 30,30% -0,7<br />

Hochverzinsliche Anleihen 17,10% 7,10% 2,4 Hochverzinsliche Anleihen -32,20% 17,90% -1,8<br />

Erdöl 71,90% 36,70% 2,0 Anleihen, Schwellenländer -36,10% 18,20% -2,0<br />

Gold 32,80% 17,50% 1,9 Aktien, Industrieländer -142,90% 29,60% -4,8<br />

Unternehmensanleihen 2,70% 2,90% 0,9 Erdöl -166,80% 62,20% -2,7<br />

Staatsanleihen 0,80% 3,60% 0,2 Aktien, Schwellenländer -199,60% 39,40% -5,1<br />

Abbildung 3: Annualisierte Volatilität und Erträge wichtiger Anlageklassen gemessen an der Sharpe Ratio in normalen und volatilen Märkten* (wöchentliche Erträge seit 2005)<br />

Quelle: Clariden Leu Quantitative Solutions<br />

Der von Clariden Leu entwickelte Rahmen für die Vermögensaufteilung<br />

trägt unterschiedlichen Marktumfeldern und<br />

ihren Auswirkungen auf die Risiko-/Rendite-Profile der einzelnen<br />

Anlageklassen Rechnung. Abbildung 3 zeigt die Entwicklung<br />

der Anlageklassen auf Basis der Sharpe Ratio in<br />

normalen und volatilen Märkten.*<br />

Während in einem normalen Umfeld Aktien die wichtigsten<br />

Treiber für risikobereinigte Erträge sind, dominieren<br />

bei volatilen Märkten Anleihen und Gold.<br />

Auswirkungen der Umfeldanalyse auf die aktuelle Ver mögensaufteilung<br />

von Clariden Leu<br />

Fazit: Eine Risk-On/Off-Strategie kann einen deutlichen<br />

Anstieg der risikoadjustierten Renditen und somit der Sharpe<br />

Ratio bewirken und erlaubt dem Portfoliomanager gleichzeitig<br />

eine Aufteilung, die näher an der Benchmark bleibt, d. h.<br />

einen geringeren Tracking Error aufweist.<br />

In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres ging<br />

Clariden Leu davon aus, dass in den Märkten grosse Risiken<br />

vorherrschen. Daher wurde versucht, überdurchschnittliche<br />

risikobereinigte Renditen zu erwirtschaften, indem Aktien<br />

untergewichtet, höher verzinsliche Unternehmensanleihen<br />

dagegen übergewichtet wurden.<br />

* Die Unterscheidung zwischen normalen und volatilen Märkten basiert auf der Mahalanobis-<br />

Distanz, vgl. Financial Analysts Journal, Chow et al. 1999, v55 und Kritzman 2010, v66.<br />

Wertentwicklung, Risiko und Marktumfeld<br />

Die Entwicklung der Risiken und Renditen jeder einzelnen<br />

Anlageklasse ist eng mit dem Marktumfeld verknüpft.<br />

Aktien und illiquidere Anlageklassen neigen in einem<br />

«normalen» Umfeld zu einer Mehrrendite. Bei «volatilen»<br />

Märkten haben sich dagegen Anleihen und Gold als vergleichsweise<br />

sichere Häfen erwiesen. Da zahlreiche Risikofaktoren<br />

Druck auf das aktuelle Umfeld ausüben, ist eine<br />

aktive Gestaltung der taktischen Vermögensaufteilung<br />

gegenüber der Benchmark unerlässlich, um die Renditen<br />

zu optimieren.<br />

John Pellegrinelli, Head Asset Allocation Solutions<br />

john.pellegrinelli@claridenleu.com, Tel. +41 (0)58 205 33 41<br />

Dr. Heiko Bailer, Head of Quantitative Solutions<br />

heiko.bailer@claridenleu.com, Tel. +41 (0)58 205 63 06<br />

3/2011 <strong>perspektiven</strong> 15


Rohstoffe<br />

Bullenmarkt für Gold weiterhin<br />

intakt<br />

Etablierte Bullenmärkte neigen dazu, ihre eigene Dynamik zu entfalten. Gewinnt<br />

ein Bullenmarkt an Reife, beschleunigt sich das Preiswachstum. Bisher ist der<br />

Goldpreis zwar stark gestiegen, es hat aber noch keine Beschleunigung eingesetzt.<br />

Demnach besteht beim aktuellen Bullenmarkt weiterer Spielraum.<br />

Gold bleibt in einem intakten Bullenmarkt. Es wird weiterhin<br />

den Erwartungen gerecht, die viele Investoren mit einer<br />

Goldanlage verbinden – ihr Portfolio in schwierigen Zeiten zu<br />

schützen. Die Krise 2008/2009 ist das beste Beispiel dafür,<br />

und die Entwicklung des Goldpreises in dieser Zeit hat dem<br />

Edelmetall viele neue Sympathisanten beschert. Während der<br />

starken Turbulenzen im Mai 2010 verteidigte Gold seinen<br />

Wert. Dieselbe Stärke war auch (mehr oder weniger) während<br />

der Korrektur der Rohstoffmärkte im Mai dieses Jahres zu<br />

beobachten.<br />

Starke Nachfrage<br />

Die Goldpreisstärke basiert auf robusten Nachfragetrends.<br />

Zum einen wird vielfach langfristig in Gold investiert,<br />

Abbildung: Offizielle Goldreserven<br />

Quellen: IWF, World Gold Council<br />

16 <strong>perspektiven</strong> 3/2011<br />

Tonnen % der Reserven<br />

USA 8133,5 74,6<br />

Deutschland 3401,0 70,8<br />

Internationaler Währungsfonds (IWF) 2814,0 n.a.<br />

Italien 2451,8 69,2<br />

Frankreich 2435,4 64,9<br />

China 1054,1 1,6<br />

Schweiz 1040,1 17,1<br />

Russland 811,1 7,5<br />

Japan 765,2 3,2<br />

Niederlande 612,5 57,9<br />

Indien 557,7 8,2<br />

Europäische Zentralbank (EZB) 502,1 29,7<br />

sodass selbst eine relativ ausgeprägte Preisschwäche wie<br />

2008 nicht automatisch substanzielle Verkäufe auslöst. Bei<br />

der aktuell regen Nachfrage verdienen zwei Faktoren besonderes<br />

Interesse. Erstens sind die Notenbanken 2010 das<br />

erste Mal seit über 20 Jahren als Nettokäufer aufgetreten. In<br />

Europa werden die Goldreserven nicht länger veräussert, und<br />

andere Länder kaufen Gold. Verantwortlich für die umfangreichsten<br />

offiziellen Goldkäufe der letzten Jahre waren China,<br />

Indien, Russland, Saudi­Arabien und (zuletzt) Mexiko. Zweitens<br />

besteht in Asien (insbesondere in Indien und China)<br />

sowie in einigen Ländern des Nahen Ostens eine enorme<br />

Nachfrage nach Goldschmuck, ­barren und ­münzen. Die<br />

Verlangsamung bei den Goldanlagen über ETFs muss vor dem<br />

Hintergrund der gestiegenen Anlagenachfrage nach Goldbarren<br />

und ­münzen betrachtet werden.<br />

Zinsrisiko<br />

Derzeit erscheint es verfrüht, das Ende des aktuellen<br />

Bullenmarkts bei Gold auszurufen. Die interne Marktdynamik<br />

ist zu stark. Eine zyklische Zinsstraffung stellt allerdings ganz<br />

offensichtlich ein Risiko dar. Bisher hat Gold die wiederholten<br />

Zinserhöhungen in den Schwellenmärkten beeindruckend gut<br />

bewältigt. Selbst die erste EZB­Straffung im April bot keinen<br />

Anlass zur Sorge. Zinserhöhungen des Fed, vor allem eine<br />

ganze Serie von Zinsschritten, dürften jedoch eine härtere<br />

Prüfung darstellen, wobei diese voraussichtlich noch eine<br />

Weile auf sich warten lassen wird.<br />

Stephen Hughes, Head Commodity Strategy<br />

stephen.hughes.3@claridenleu.com, Tel. +41 (0)58 205 65 63


Hoffnung für den Dollar<br />

Indexpunkte % ggü. Vj.<br />

30<br />

20<br />

35<br />

15<br />

40<br />

10<br />

45<br />

5<br />

50<br />

0<br />

55<br />

–5<br />

60<br />

–10<br />

99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11<br />

USA: Einkaufsmanagerindex (linke Skala)<br />

Handelsgewichteter USD-Index, % ggü. Vj. (rechte Skala)<br />

Währungen<br />

Für den US­Dollar, der in den letzten Monaten im Trend abgewertet hat, sollten<br />

wieder bessere Zeiten anbrechen. Höhere US­Zinsen einerseits und ein moderaterer<br />

Wirtschaftsverlauf andererseits sollten ihm zur Stärke verhelfen.<br />

Konjunkturaufschwung ist schlecht für den Dollar<br />

Längst schreibt die US­Wirtschaft wieder schwarze Zahlen,<br />

doch dem US­Dollar (USD) hat das nicht zur Stärke verholfen.<br />

Gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner hat<br />

sich der zum Index aggregierte handelsgewichtete USD­<br />

Wechselkurs seit dem Frühjahr 2009 im Trend abgeschwächt.<br />

Anfang Mai dieses Jahres fiel der USD­Index sogar auf ein<br />

historisches Tief von knapp 73 Punkten. Die Entwicklung der<br />

letzten Monate ist dabei symptomatisch für den Greenback.<br />

Er neigt zur Schwäche, je stärker die US­Wirtschaft wird, und<br />

umgekehrt. Dieser inverse Zusammenhang zwischen Konjunktur<br />

und Währung ist seit Anfang des Jahrtausends recht ausgeprägt,<br />

wie die Grafik zum USD­Index und zum nationalen<br />

Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe der<br />

USA zeigt. Grund hierfür ist, dass sich risikoaverse Anleger in<br />

Phasen erhöhter Unsicherheit, zu denen auch Rezessionen<br />

Abbildung: Dollar wertet bei schwacher Konjunktur auf<br />

Quellen: Datastream, Clariden Leu<br />

gehören, in den Dollarraum flüchten. Der US­Dollar ist eine<br />

klassische «Safe Haven»­Währung, auch wenn dieser Nimbus<br />

wegen der fiskalischen Probleme in den USA gelitten hat.<br />

Es kommen auch wieder bessere Zeiten<br />

Die Erholung der US­Wirtschaft sollte sich in den kommenden<br />

Monaten fortsetzen. Allerdings könnte die Wachstumsdynamik<br />

im Trend etwas moderater ausfallen als in den<br />

letzten Monaten. Hinweise dafür liefert der Einkaufsmanagerindex,<br />

der seit Februar dieses Jahres etwas gesunken ist. Für<br />

den Greenback sind das tendenziell gute Nachrichten, denn<br />

mit Blick auf den Konjunkturverlauf sollte sich sein Sinkflug<br />

nicht weiter fortsetzen. Unterstützung sollte der USD dabei<br />

auch von Seiten der US­Zinsen bekommen. So halten wir es<br />

für wahrscheinlich, dass die Notenbank der USA Anfang des<br />

nächsten Jahres ihre Leitzinsen wieder anhebt, um aufziehende<br />

Inflationsgefahren einzudämmen. Die Märkte dürften<br />

dies bereits im Vorfeld antizipieren, so dass sich die Zinsdifferenz<br />

zu anderen Ländern damit bereits gegen Jahresende<br />

zugunsten des Greenback einengen sollte.<br />

Brian Mandt, Head Economics Research<br />

brian.mandt@claridenleu.com, Tel. +41 (0)58 205 33 43<br />

3/2011 <strong>perspektiven</strong> 17


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Globale Aktienmärkte aktuell Dienstag, 14. Juni 2011<br />

Wichtigste aktuelle Nachrichten<br />

- Standard & Poor’s senkt Griechenlands Bonität um drei Stufen auf CCC<br />

Zusammenfassung<br />

gestern, angetrieben von Finanzwerten und Automobilaktien, fester.<br />

Die führenden US-Indizes notierten gestern marginal fester, da Der Schweizer Markt blieb am Pfingstmontag geschlossen. Die<br />

eine lebhafte Übernahmeaktivität und attraktive Bewertungen gehol- führenden asiatischen Indizes tendierten heute Morgen ins Plus, da<br />

fen hatten, die Sorgen über eine Verlangsamung der Wirtschaftserho- die Marktstimmung von dem unerwartet starken Anstieg der chinesilung<br />

zu kompensieren. S&P senkte die Bonität Griechenlands um drei schen Industrieproduktion im Mai beflügelt wurde.<br />

Stufen auf CCC. Die führenden europäischen Indizes schlossen<br />

Schweiz<br />

Schluss � Tag � '11 Vorbörse* Allgemeiner Marktkommentar<br />

SMI 6'197 Geschlossen -3,71% 6'212 Der Schweizer Markt blieb am Pfingstmontag geschlossen.<br />

SPI 5'707 Geschlossen -1,45% k.A.<br />

SLI '965 Geschlossen -5,11% k.A.<br />

VSMI 16,33 1,02 -0,68<br />

k.A.<br />

Quelle: Bloomberg *08:10 MEZ<br />

Europa<br />

Schluss � Tag � '11 Vorbörse* Allgemeiner Marktkommentar<br />

Euro Stoxx 50 2'734 0,05% -2,11% 2'737 Die führenden europäischen Indizes schlossen gestern fester,<br />

Stoxx 600 269 0,22% -2,57% k.A. angetrieben durch Finanzwerte, nachdem die Financial Services Autho-<br />

DAX 7'085 0,22% 2,47% 7'093 rity bekannt gab, dass die Frist für die Aufarbeitung der von Barclays,<br />

FTSE 100 5'773 0,13% -2,14% 5'795<br />

Lloyds Banking Group und Royal Bank of Scotland verkauften Zah-<br />

CAC 40 3'808 0,07% 0,07% 3'807<br />

lungsversicherungen verlängert wird. Zusätzlich stieg Eurasian Natural<br />

FTSE MIB 20'081 -0,18% -0,46% 20'087<br />

Resources um 4.5%, nachdem spekuliert wurde, dass das Unterneh-<br />

VDAX 18,88 0,09 -0,21<br />

k.A.<br />

Quelle: Bloomberg, lokale Währungseinheiten *08:10 MEZ men ein Übernahmeangebot von Glencore International erhalten<br />

könnte. Auch die Automobilaktien legten gestern zu, da Analysten ihre<br />

Kaufempfehlungen für den Sektor heraufgestuft hatten. Im Euro Stoxx<br />

50 stiegen 25 Aktien, während 22 fielen und drei unverändert blieben.<br />

Ausgewählte Titel Rating Meldung Kommentar<br />

WPP<br />

Medien<br />

Valor: 4'635'625<br />

Diageo<br />

Nahrungsmittel & Tabak<br />

Valor: 837'159<br />

Alstom<br />

Kapitalgüter<br />

Valor: 2'229'080<br />

OP WPP will dieses Jahr mehr als GBP 200 WPP‘s CEO, Martin Sorrell, gab bekannt, dass das Unternehmen in<br />

Mio. für Akquisitionen bereitstellen – im diesem Jahr mehr in Akquisitionen investieren will, da eine Expan-<br />

letzten Jahr belief sich die Summe noch sion in die schnell wachsenden Schwellenländer geplant ist.<br />

auf GBP 100 Mio.<br />

OP Diageo berichtete, dass es einen 50%- Die finanziellen Bedingungen wurden nicht veröffentlicht.<br />

Anteil an Zapaca, einem Rumproduzenten,<br />

erwerben möchte.<br />

MP Alstom erhielt einen Auftrag von Brasven- Der Auftrag beläuft sich auf USD 288 Mio. und ist Alstoms<br />

tos zur Herstellung von drei Windanlagen grösster Verkauf von Windanlagen in Brasilien.<br />

im Nordosten von Brasilien. Alstom soll<br />

ebenfalls den Service der Anlagen bereitstellen.<br />

Seite 1/2 Bitte beachten sie den Haftungsausschluss auf der nächsten Seite<br />

Täglich<br />

– Finanzmärkte aktuell<br />

– Globale Anleihenmärkte aktuell<br />

– Globale Aktienmärkte aktuell<br />

– Daily Forex Flash (in Englisch)<br />

– Daily Financial Market Update Asia<br />

(in Englisch)<br />

Company Note<br />

09.06.2011<br />

NOVARTIS<br />

Rating rel. zum regionalen Sektor Outperform<br />

Kurs (in CHF)<br />

52.30 Investment Case:<br />

Kursziel (12–18 Monate)<br />

60.00 � N o va r t is i st t ro t z b r a nc h en w ei t e r P r ei ss enk un ge n u nd<br />

G en er i k a k o n k ur r enz i n d er L a g e, de n P ha r m a um sa t z z u<br />

Potenzial<br />

14.7%<br />

st eig er n un d die M arg en zu ve rb es se rn . Dies b er u ht au f<br />

ei nem ge ge nü be r d en m eis ten W ettb ewe rb er n j ün ge re n,<br />

Sektor<br />

Pharma & Biotech au ss ichts r eich er en P r od uk tpo r tfo lio .<br />

Region<br />

Schweiz � Sandoz (Generika), Alcon (ab Q2 mit Ciba Vision) und<br />

C on su mer He alth e r re iche n r eg el mäs sig ei n h öh er es<br />

Land<br />

Schweiz Umsatzwachstum und bessere operative Margen als die<br />

d i r ek t en K o nk u r re nt e n.<br />

Model Portfolio<br />

Ja � Unser Kursziel reflektiert eine KGV-Prämie von 20%<br />

zum Sektor, begründet durch die guten Produkte-<br />

Valor/Bloomberg/Reuters<br />

1'200'526/novn vx /NOVN.VX<br />

pipeline und das tiefere Risiko.<br />

Risikoklasse<br />

Konservativ<br />

Produkteinführungen wieder im Fokus<br />

Le tztes Ereignis: Novartis stellte vor Kurzem ihre neue Organisationsstruktur<br />

vor, derzufolge die Augenpflegeaktivitäten unter<br />

der Marke Alcon geführt werden und ca. 17% des Konzernumsatzes<br />

ausmachen sollen.<br />

Kommentar: Nach der vollständigen Integration von Alcon werden<br />

die Anleger ihren Fokus nun wieder auf Produkteinführungen<br />

verlagern. Bei den jüngsten Einführungen liegt das Hauptaugenmerk<br />

auf Gilenia, das als erstes oral einzunehmendes Multiple-<br />

Sklerose-Medikament vielversprechend erscheint. Wir gehen<br />

davon aus, dass Arcapta (Atmenbeschwerden) und Ilaris (Gichtarthritis)<br />

2011 die Zulassung erhalten und diese für NVA237<br />

(Atemerkrankungen) und Ruxolitinib (Myelofibrose, seltene Form<br />

von Blutkrebs) beantragt wird. Das Unternehmen kann weitere<br />

Aktienrückkäufe über rund USD 7 Mrd. durchführen, ohne eine<br />

Genehmigung der Aktionäre einzuholen. Das grösste kurzfristige<br />

Risiko könnte eine Übernahme ausserhalb des Pharmasektors<br />

sein.<br />

NOVAR T IS ' R '<br />

Aktiendaten<br />

2010 2011E 2012E Kurzbeschrieb<br />

Gewinn pro Aktie in CHF 4.9 5.1 5.3 Novartis ist ein weltweit führendes Gesundheits-Unternehmen mit Fokus<br />

P/E Ratio<br />

10.8 10.3 9.9 auf Pharma, Generika (Sandoz), Augenheilkunde (Alcon), Impfstoffe und<br />

Consumer Health.<br />

Dividendenrendite<br />

4.2% 4.6% 5.0%<br />

Erfolgsrechnung in Mio. USD 2010 2011E 2012E<br />

Umsatz<br />

50'593 57'940 59'076<br />

Reingewinn<br />

11'763 13'042 13'230<br />

Luis Correia, PhD<br />

Performance<br />

1 Monat 3 Monate 1 Jahr<br />

Clariden Leu AG<br />

Tel. +41 58 205 67 31<br />

Absolut<br />

-0.9 0.8 5.0<br />

Claridenstrasse 19, CH-8070 Zürich E-Mail: luis.correia@claridenleu.com<br />

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss auf der Seite 2. Seite 1/2<br />

Company Note<br />

– Company Research<br />

18 <strong>perspektiven</strong> 3/2011<br />

Weekly LatAm Financial Market Update Monday, 20 June 2011<br />

Latest LatAm Top News<br />

- Persistent uncertainties over the availability of a second bailout package for Greece weighs on investor sentiment<br />

- Industrial production in Mexico lags expectations<br />

LatAm Macro Comments<br />

Brazil’s economic activity index, a proxy for GDP, moderated indication that the Mexican economy was slowing down.<br />

to 0.44% (MoM) in April, down from a 0.51% growth in March. Argentina’s President, Cristina Fernandez de Kirchner,<br />

The economic activity is expected to moderate further due to the said that the country’s economy grew by 9.9% (YoY) in<br />

lag effect of the government’s various tightening measures such as May. Meanwhile, the President also stated that the economy<br />

interest rate hikes, budget cuts and other measures to curb credit would expand by 7.5% to 8% in 2011, as compared to the<br />

growth. Meanwhile, industrial production in Mexico grew by previous estimates of 6.5%. Meanwhile, as per Argentina’s<br />

1.4% (YoY) in April, slower than the expected growth of 2.5%. national statistics agency, Indec, the consumer price index<br />

Separately, the same-store sales declined by 0.9% (YoY) in May, rose by 9.7% (YoY) in May, somewhat lower than the ex-<br />

substantially down from an 11% rise in April, giving a further pected rise of 9.8%.<br />

Economic Indicators Expected This Week<br />

Date Country Indicator Period Frequency Consensus Previous<br />

06/21 BZ IBGE CPI IPCA-15 (m/m) June -0.2% 0.7%<br />

m<br />

06/22 BZ Unemployment Rate May 6.6% 6.4%<br />

06/22 MX Retail Sales (INEGI) April<br />

m -- 1%<br />

06/23 MX Unemployment Rate May m 5.1% 5.1%<br />

06/18 AR Industrial Production n.s.a May m 8.2% 8.2%<br />

(y/y)<br />

Source: Clariden Leu, Bloomberg. n.s.a = not seasonally adjusted, m/m = month on month, y/y = year on year.<br />

Economic Indicators Released Last Week<br />

Date Country Indicator Period Frequency<br />

06/15 BZ Economic Index April m<br />

Actual Consensus Previous<br />

0.44% -- 0.51%<br />

06/13 MX<br />

Activity (m/m)<br />

Industrial Production (y/y) April m 1.4% 2.5% 4.2%<br />

06/15 MX ANTAD Same-Store Sales (y/y) May -- 11%<br />

m -0.9%<br />

06/16 AR Consumer Price Index (y/y) May 9.8% 9.7%<br />

m 9.7<br />

Source: Clariden Leu, Bloomberg. m/m = month on month, y/y = year on year.<br />

Brazil Comments<br />

Equity Market<br />

BOVESPA<br />

MSCI Brazil<br />

Change<br />

Close<br />

Week<br />

61,060 -2.61%<br />

3,459 -1.91%<br />

Change The BOVESPA ended the week lower on concerns that the<br />

YTD<br />

Greek debt crisis would disrupt the global economic recovery.<br />

-11.90%<br />

-7.80% Moreover, investor sentiment was dampened by disappoint-<br />

FX Market<br />

ing domestic macro data. Equities were further pressured by<br />

USD/BRL 1.60 0.05% -3.75%<br />

energy and material stocks due to falling commodity prices<br />

EUR/BRL 2.29 -0.25% 3.65%<br />

BRL/ARS 2.56 -0.02% 7.12%<br />

BRL/MXN 7.45 -0.08%<br />

with Petrobas, OGX Petroleo e Participacoes and Vale leading<br />

-0.29% the fall. However, Friday’s gains in equities due to marginal<br />

Fixed Income*<br />

easing in concerns over the Greek debt crisis after euro zone<br />

Brazil Govt 2Y 12.56% 0.70 18.70<br />

Brazil Govt 10Y 12.34% 7.10 -65.60 officials agreed on private sector involvement in resolving the<br />

Interbank Rate 12.13% 4.00 149.00<br />

Greece’s debt crisis brought some relief to the market and<br />

Brazil CDS 5Y 115.75 3.5 4.445<br />

Source: Bloomberg. Data as on June 17, 2011<br />

limited losses. Moreover, buoyant industrial output data from<br />

* Change Week and Change YTD in bps<br />

Page 1/2<br />

China also supported domestic equities. Brazilian government<br />

bonds ended the week lower after the central bank<br />

signalled that it would continue with its monetary tightening<br />

measures despite signs of slowing economic growth. The<br />

Brazilian real ended lower against the USD as persistent<br />

worries over the Greek debt crisis and its contagion risk<br />

across the region spurred demand for the perceived safety of<br />

the USD.<br />

Please see disclaimer on next page<br />

Wöchentlich<br />

– Wöchentlicher Aktien­Monitor & Muster­Portfolio<br />

– Weekly Navigator (in Englisch)<br />

– Weekly CEE Financial Market Update (in Englisch)<br />

– Weekly Indian Financial Market Update (in Englisch)<br />

– Weekly LatAm Financial Market Update (in Englisch)<br />

– Weekly Middle East Financial Market Update<br />

(in Englisch)<br />

– CHF Bond List<br />

– EUR Bond List<br />

– GBP Bond List<br />

– USD Bond List<br />

– Other Bond List<br />

<strong>perspektiven</strong><br />

Finanzmarktausblick, 3. Quartal 2011<br />

Risiken im Vordergrund – Griechenland im Mittelpunkt:<br />

Investierbarkeit der Finanzmärkte nimmt 2011 ab.<br />

Vierteljährlich<br />

– Quartalsausblick Alternative Anlagen<br />

– Perspektiven<br />

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Monatlicher Ausblick Weltwirtschaft 9. Juni 2011<br />

Brian Mandt<br />

Head of Economic Research<br />

Geht dem globalen Aufschwung die Puste aus?<br />

Geht dem globalen Aufschwung die Puste aus?<br />

Zuletzt haben sich wichtige Stimmungsindikatoren in grossen Industrieländern wie den USA und<br />

der Eurozone etwas eingetrübt. Den Konjunkturaufschwung sehen wir damit aber nicht gefährdet.<br />

Er sollte sich auch in den kommenden Monaten fortsetzen, wenn auch in einer etwas ruhigeren<br />

Gangart.<br />

Willkommene Abkühlung in den Schwellenländern<br />

Auch in den Schwellenländern hat sich die Stimmung in der Industrie per saldo eingetrübt. Angesichts<br />

der noch hohen Inflationsrisiken in diesen Ländern ist die konjunkturelle Abkühlung aber<br />

gewollt. Die restriktiven Massnahmen seitens der Geldpolitik zur Dämpfung der Konjunktur scheinen<br />

allmählich ihre Wirkung zu entfalten.<br />

Im viel besungenen Wonnemonat Mai ist von Frühlingsgefühlen<br />

in der Weltwirtschaft nicht viel zu spüren. Jedenfalls<br />

haben die jüngsten Stimmungsindikatoren aus grossen Industriestaaten<br />

und aus Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

die Marktteilnehmer unterm Strich enttäuscht. In den USA<br />

trübte sich der nationale Einkaufsmanagerindex für das<br />

verarbeitende Gewerbe, der auch ein guter Vorlaufindikator<br />

für die allgemeine Wirtschaftsentwicklung ist, von 60,4<br />

Punkten im April auf 53,5 Punkte im Mai ein. Das ist das<br />

niedrigste Niveau seit September 2009 und zudem der<br />

kräftigste Rückgang seit Januar 1984.<br />

Eine Schwalbe macht aber noch lange keinen Sommer, und<br />

so sollte man auch diese Bewegung nicht überinterpretieren.<br />

Mit Werten deutlich über der Marke von 50 Punkten deutet<br />

Einkaufsmanagerindex für die Industrie<br />

Quellen: Datastream, Clariden Leu<br />

Im Mai hat sich die Stimmung der Industrie in den USA und der Eurozone<br />

eingetrübt und signalisiert ein moderateres Wachstum für die nächsten<br />

Monate. In Japan hat sich der Einkaufsmanagerindex dagegen nach dem<br />

starken Einbruch der letzten Monate wieder erholt.<br />

er weiterhin auf Wachstum in der Industrie hin. Darüber<br />

hinaus könnte es sich beim scharfen Rückgang um eine<br />

verzögerte Reaktion auf den kräftigen Anstieg des Ölpreises<br />

im März und April gehandelt haben. Anfang Mai korrigierte<br />

dieser jedoch auf ein niedrigeres Niveau, so dass für die<br />

nächsten Monate auch wieder mit einer Stimmungsverbesserung<br />

gerechnet werden kann. Allerdings gehen wir nicht<br />

davon aus, dass das Stimmungsbarometer die Marke von 60<br />

Punkten erreicht, sondern erwarten, dass er sich auf einem<br />

etwas niedrigeren Niveau einpendelt.<br />

Auch jenseits des Atlantiks deuten die industriellen Stimmungsindikatoren<br />

eher auf Piano als auf Fortissimo hin. So<br />

sank der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe<br />

der Eurozone im Mai von 58 auf 54,6 Punkte. Grund<br />

für die Stimmungseintrübung könnten die Nachwehen des<br />

kräftigen Ölpreisanstiegs sowie der Aufwertung des Euro<br />

gegenüber dem US-Dollar gewesen sein, der bis Anfang Mai<br />

auf knapp 1,49 Dollar pro Euro kletterte. Nach dem – für<br />

europäische Verhältnisse - äusserst kräftigen Vorquartalswachstum<br />

des Bruttoinlandsproduktes von 0,8% im ersten<br />

Quartal sollte damit zunächst eine etwas ruhigere Gangart<br />

folgen. Innerhalb der Eurozone bleibt die Wirtschaftslage<br />

dabei selbst unter den drei grössten Volkswirtschaften<br />

heterogen. Während das industrielle Stimmungsbarometer<br />

Deutschlands im Mai mit 57,7 Punkten noch auf einem<br />

hohen Niveau ist, liegt der italienische Einkaufsmanagerindex<br />

bei 52,8 Punkten.<br />

Im Gegensatz zu den USA und der Eurozone hat sich in Japan<br />

die Stimmung der Industrie deutlich verbessert. Infolge der<br />

Erdbebenkatastrophe sank der Einkaufsmanagerindex im<br />

April auf 45,7 Punkte. Im Mai erholte er sich deutlich auf<br />

51,3 Punkte. In den kommenden Monaten sollte sich vor<br />

allem der Wiederaufbau der verwüsteten Regionen im Nordosten<br />

Japans positiv auf die Industrieproduktion auswirken.<br />

Seite 1/2 Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss auf der letzten Seite<br />

Monatlich<br />

– Monatlicher Ausblick Weltwirtschaft<br />

– Monatlicher Ausblick Aktien<br />

– Monatlicher Ausblick Anleihen<br />

– Monatlicher Ausblick Rohstoffe<br />

– Monatlicher Ausblick Währungen<br />

– Monthly Asia Investment Outlook<br />

(in Englisch)<br />

– Monatlicher Marktüberblick &<br />

Ausblick (Präsentation)<br />

– Clariden Leu Master List (in Englisch)


Angaben zur Publikation<br />

Publiziert von: Global Investment Solutions von<br />

Clariden Leu AG<br />

Chief Investment Officer &<br />

Head Global Investment Solutions<br />

Sandeep Malhotra, Tel. +41 (0)58 205 34 30<br />

sandeep.malhotra@claridenleu.com<br />

Investment Strategy & Research<br />

Stefan Chappot, Tel. +41 (0)58 205 37 35<br />

stefan.chappot@claridenleu.com<br />

Stephen Hughes, Tel. +41 (0)58 205 65 63<br />

stephen.hughes.3@claridenleu.com<br />

Brian Mandt, Tel. +41 (0)58 205 33 43<br />

brian.mandt@claridenleu.com<br />

Sandro Rosa, CFA, Tel. +41 (0)58 205 72 20<br />

sandro.rosa@claridenleu.com<br />

Asset Management<br />

Marco Engesser, Tel. +41 (0)58 205 66 60<br />

marco.engesser@claridenleu.com<br />

Michael Stahel, Tel. +41 (0)58 205 64 55<br />

michael.stahel@claridenleu.com<br />

Asset Allocation Solutions<br />

John Pellegrinelli, Tel. +41 (0)58 205 33 41<br />

john.pellegrinelli@claridenleu.com<br />

Dr. Heiko Bailer, Tel. +41 (0)58 205 63 06<br />

heiko.bailer@claridenleu.com<br />

Marketing: Daria Schmid, Andrea Frey<br />

Übersetzung: bmp translations<br />

Lektorat: Credit Suisse Language Services und<br />

Franziska Liebich (Clariden Leu)<br />

Produktion: Druckerei Albisrieden Zürich AG<br />

Druck: Druckerei Albisrieden Zürich AG<br />

Design: Sonja Studer Grafik AG / open up<br />

Bilder: Marco Blessano: Titelbild. Willy Kracher: S. 3.<br />

iStockphoto, Getty Images: S. 2, 5.<br />

Daten per: 1. Juni 2011<br />

Verteilung: Juli 2011<br />

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Managers kostenlose Abonnements in Auftrag geben.<br />

Das vorliegende Dokument darf ohne die vorherige<br />

schriftliche Genehmigung von Clariden Leu AG weder ganz<br />

noch teilweise vervielfältigt werden. Die Veröffentlichung<br />

erfolgt vierteljährlich in deutscher, englischer und italienischer<br />

Sprache.<br />

Kontakt<br />

Clariden Leu AG, Bahnhofstrasse 32, Postfach, CH­8070 Zürich<br />

Tel. +41 (0)58 205 21 11, Fax +41 (0)58 205 21 91<br />

Research Hotline +41 (0)58 205 75 75<br />

E­Mail gisclaridenleu.cl@claridenleu.com<br />

Die Informationen und Meinungen in diesem Bericht wurden von der Abteilung Investment Research der Clariden Leu AG am<br />

angegebenen Datum erstellt und können sich ohne vorherige Mitteilung ändern. Der Bericht wurde einzig zu Informationszwecken<br />

publiziert und ist weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftrag von Clariden Leu AG zum Kauf<br />

oder Verkauf von Wertpapieren oder ähnlichen Finanzinstrumenten oder zur Teilnahme an einer spezifischen Handelsstrategie in<br />

irgendeiner Rechtsordnung. Der Bericht wurde ohne Berücksichtigung der Zielsetzungen, der finanziellen Situation oder der<br />

Bedürfnisse eines bestimmten Anlegers erstellt. Die Informationen stammen aus oder basieren auf Quellen, die Clariden Leu AG<br />

als zuverlässig erachtet. Dennoch kann keine Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen geleistet werden.<br />

Clariden Leu AG lehnt jede Haftung für Verluste aus der Verwendung dieses Berichts ab. Die Kurse und Werte der beschriebenen<br />

Investitionen und daraus resultierende Erträge können schwanken, steigen oder fallen. Der Bericht enthält keinerlei Empfehlungen<br />

rechtlicher Natur oder hinsichtlich Investitionen, Rechnungslegung oder Steuern. Er stellt auch in keiner Art und Weise eine<br />

auf die persönlichen Umstände eines Anlegers zugeschnittene oder für diesen angemessene Investition oder Strategie oder eine<br />

andere an einen bestimmten Anleger gerichtete Empfehlung dar. Verweise auf frühere Entwicklungen sind nicht unbedingt massgebend<br />

für künftige Ergebnisse. Die Devisenkurse von Fremdwährungen können sich negativ auf den Wert, Kurs oder Ertrag<br />

eines in diesem Dokument erwähnten Produktes auswirken. Alternative Anlagen, derivative oder strukturierte Produkte sind<br />

komplexe Anlageinstrumente, die typischerweise ein hohes Risiko aufweisen und nur für den Verkauf an Anleger bestimmt sind,<br />

die alle damit verbundenen Risiken verstehen und akzeptieren. Investitionen in Schwellenmärkte sind spekulativ und beträchtlich<br />

volatiler als Investitionen in herkömmliche Märkte. Die Risiken sind unter anderem politische und wirtschaftliche Risiken sowie<br />

Kredit­, Währungs­ und Marktrisiken. Eine Anlage in die in diesem Dokument gegebenenfalls beschriebenen Fonds sollte erst<br />

nach vorheriger sorgfältiger Lektüre und Prüfung des aktuellsten Prospekts, der darin enthaltenen Fondsinformationen sowie<br />

rechtlichen Informationen erfolgen. Prospekte und weitere Fondsinformationen können von den Fondsmanagement­Gesellschaften<br />

oder deren Bevollmächtigten bezogen werden. Vor jeder Transaktion sollten Anleger prüfen, ob sich die Transaktion<br />

hinsichtlich der spezifischen Umstände und Zielsetzungen eignet. Clariden Leu AG empfiehlt Anlegern, dass diese gemeinsam mit<br />

einem professionellen Finanzberater eine unabhängige Beurteilung der spezifischen finanziellen sowie rechtlichen, regulatorischen,<br />

steuerlichen, kreditmässigen und buchhalterischen Konsequenzen vornehmen. Clariden Leu AG kann sich im gesetzlich<br />

erlaubten Rahmen an anderen Finanzgeschäften mit dem Emittenten der hier erwähnten Wertschriften beteiligen oder in diese<br />

investieren, Dienstleistungen für solche Emittenten erbringen oder Aufträge von diesen akquirieren sowie Positionen an deren<br />

Wertschriften oder Optionen halten oder Transaktionen damit durchführen. Weder der vorliegende Bericht noch Kopien davon<br />

dürfen in die Vereinigten Staaten oder nach Japan versandt, dorthin mitgenommen oder an US­Personen abgegeben werden.<br />

Örtliche Gesetze oder Vorschriften können die Verteilung von Berichten in bestimmten Rechtsordnungen einschränken. Das<br />

vorliegende Dokument darf ohne schriftliche Genehmigung der Clariden Leu AG weder ganz noch auszugsweise vervielfältigt<br />

werden. © 2011 Clariden Leu AG. Alle Rechte vorbehalten.<br />

3/2011 <strong>perspektiven</strong> 19


By the Way<br />

«Schulden sind die tödliche Krankheit der Republiken, sie stehen an<br />

erster Stelle, wenn es darum geht, Regierungen zu untergraben und<br />

Menschen zu korrumpieren.»<br />

Wendell Phillips, amerikanischer Abolitionist und Redner (1811 – 1884)<br />

Artikelnummer 6051461 / General Research

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