8. GENERALKAPITEL 1960Während sich Resignation breit machen will:Drei junge PriesterKleiner Überblick:1960 1966Mitglieder: 45 42Durchschnittsalter: 52 57Priester: 25 27Brüder: 15 14Kleriker/Novizen: 5 1Priesterweihen: 3Ein: 1 Aus: 1 †: 3Gegründet: -Aufgelassen: 1960: Wr. Neustadt,Steyr und Rom.Der plötzliche Tod des amtierenden Generaloberen stellt die personellohnedies schwer geprüfte Kongregation vor neue Probleme. Am 1.September 1960 tritt das achte Generalkapitel zusammen und wählt im zweiten WahlgangGeneralassistenten P. Josef Schmutz zum Generalsuperior. Doch dieser bittet, seine Ablehnungzu akzeptieren, da er sich der Aufgabe nicht gewachsen fühle. Daraufhin wird neu begonnen; nunstimmt im zweiten Anlauf die absolute Mehrheit für einen weiteren bisherigen Assistenten, P.Josef Kerbler. Dieser nimmt die Wahl an.P. Josef KerblerGeboren 1904 (Wien). 1918 Studentat,1931 Priesterweihe, 1933-1946 in Klagenfurt (ab 1938 Pfarrerund Rektor), 1946-1957 Breitensee(Herausgabe der Kalasantinerblätter),1957-1960 Steyr.Generalkonsil 1960-1966Generalsup.: P. KerblerAssistenten: P. Schmutz, P. Schürz,Ökonom:Sekretär:P. Franchetti, P. BrucknerP. Gyürki-KisP. Punt(Durchschnittsalter: 54 Jahre/0)PSchmutz.und P. Bruckner werdenwieder zu Assistenten gewählt,dazu kommen der ehemaligeGeneralsekretär P. Franchetti sowieneu im Generalkonsil P. AntonSchürz. Ohne Gegenstimme wird bereitszum dritten Mal in Folge P. Gyürki-Kiszum Ökonom bestimmt; der bekannteLiedbeginn: „Geht alle zu Josef!“wird in der Kongregation zu demgeflügelten Wort abgewandelt: „Gehtalle zu Adam!“ In Deutsch Goritz informiertman P.Punt, daß die Wahl zumGeneralsekretär auf ihn gefallen sei.Steyr soll also nicht sein, Gott willes anders: Der Versuch in Oberösterreichwird wie von selbst beendet, dennder dort mühevoll wirkende P. Kerblerzieht jetzt als Nachfolger P. Wagnersnach Wien. Im Moment hat die Kongregationimmerhin je zwei KlerikerundBrudernovizen, aus Holland wirdVerstärkung erwartet. Es mag in derSeelsorge nicht ganz spürbar gewordensein, wie tief sich die Resignation in dieHerzen der meist schon alten Kalasantinergefressen hat. „Verkaufen wir alles,und hören wir auf“, war die ganzpessimistische Äußerung eines Mitbrudersgewesen. Es kostete einige vonihnen viel Mühe, für einen neuen Anfangbereit zu sein. Und so ein Neubeginnerfolgt nicht von heute auf morgen,sondern braucht Zeit. Alle Jahre,in denen P. Kerbler nun die Kongregationlenkt (es werden zwölf sein), bereitendieses neue Entstehen vor. DasKlostertor scheint schnell wieder zugefallenzu sein. Das in den letzten MonatenP. Wagners aufkeimende Pflänzchenblüht noch nicht weiter. Die dreiKleriker - aus Holland ist Johannes vanden Berg dazugestoßen - schreiten ohneVerzögerung durch das Studium, aberBr. Klemens tritt 1965 wieder aus. (EinigeJahre später läßt Br. Klaus seineVersprechen, die er für immer abgelegthat, von Rom lösen.) Und nur alle paarJahre klopft jemand an, aber jeder vonihnen ist wieder fort, ehe der nächstekommt.Viel Bedauerliches muß P. Kerblerin der Kongregation erleben. „DerAnimo fehlt. Menschlich gesprochensind wir am Ende. Eine Scheu vor deneigensten Angelegenheiten ist da!“ DerEinsatz läßt zu wünschen übrig, echteHingabe und liebevolle Kleinarbeit sindsehr, sehr rar. Selten erlebt Kerbler erfreulicheHöhepunkte: Einer ist der 8.April 1964, an dem sich in einer „erhebendenFeier“ im Mutterhaus Fr. Lierund Fr. Jammernegg für immer an dieGemeinschaft binden. Ein weiterer der31. Oktober, wenn Fr. van den Bergden beiden folgt.P. Kerbler weiß nicht, daß die Kongregationvon Gott auf etwas Neuesvorbereitet wird. Es ist immer nocheine bedrückende Zeit. Wären da nichtdiese drei „Jungen“, die ihn durch dieZeit seiner Kongregationsleitung begleiten,so wäre nur das Wort „armselig“über diese Jahre zu schreiben. P.Kerbler leidet unter eben dieser Armseligkeit- manche Religiosen verweigerndie Bereitschaft zum Mittun, der kleineMitgliederstand bedrückt ihn, und diefast vierzig Jahre seit dem Tod von P.Schwartz weisen immer noch kaumErfolge auf. Glanzpunkt seiner erstensechs Jahre als Genralsuperior bleibtsicher der langersehnte Tag der Priesterweihe,der 29. Juni 1966 - mit denJungpriestern Lier, Jammernegg undvan den Berg kann die Kongregationerstmals seit langer Zeit wieder darangehen,junge Kräfte in ihre Einsatzgebietezu senden.26Muß durch „armselige Zeit“ führenLangersehnter Tag der Priesterweihe
9. GENERALKAPITEL 1966Durchschnittsalter schon höher als 60 Jahre:Schwere GeduldprobeGeneralkonsil 1966-1972Generalsup.: P. KerblerAssistenten: P.Schmutz, P. Bruckner,P. Franchetti, P. SchürzÖkonom: P. Gyürki-KisSekretär: P. Schreiner(Durchschnittsalter: 60 Jahre/+6)Kleiner Überblick:1966 1972Mitglieder: 42 36Durchschnittsalter: 57 61Priester: 27 23Brüder: 14 12Kleriker/Novizen: 1 1Priesterweihen: -Ein: 1 Aus: 2 †: 5Gegründet: -Aufgelassen: Heimbetrieb Breitensee(Pompiliusheim)Nach den drei Priesterweihen Ende Juni, den Primizfeiern und Urlaubsmonatenbeginnt Anfang Septemer 1966 das neunte Generalkapitel. Das Wahlkapitel entwickeltsich zu einem Marathon. Abgesehen von P. Gyürki-Kis, der nach fünfzehn Jahren alsGenralökonom neuerlich (und fast einstimmig) zu diesem Dienst bestellt wird, braucht jederandere Gewählte wenigstens drei Wahlgänge. Unter ihnen wiederum gelingt es nur dem zweitenAssistenten P. Bruckner im letzten Wahlgang eine absolute Mehrheit zu erreichen.Die Wahlergebnisse lassen zweiDinge erkennen. Zum einen istdie Personalnot bereits sehrgroß. Die Namen der Gewählten ändernsich im Vergleich mit dem letztenKapitel so gut wie nicht - vier Priesterbehalten ihr Amt, zwei Assistentenwechseln den Platz, und nur P. Schreinerlöst P. Punt als Generalsekretär ab.Zum anderen sind sich diese Kapitularetrotz der geringen Auswahlmöglichkeitensehr uneinig - kaum eine absoluteMehrheit kommt zustande.Schweren Herzens beschließen dieKapitulare, das auf Initiative P. Brucknersvor fast zwanzig Jahren begonneneSeminar für soziale Berufe wiederaufzulassen. Es hat eine gewisse Pionierfunktionerfüllt und den Weg ineine neue Richtung vorgegeben. Zwarwar von Seiten der Bischofskonferenzgeplant gewesen, die von ihr errichteteSozialakademie mit der Einrichtung derKalasantiner zusammenarbeiten zu lassen,doch letzten Endes wurde nichtsdaraus. Damit geriet die Kongregation- wie schon zuvor in Bezug auf dasLehrlingsheim - ins Hintertreffen.Es sind schwere Jahre für die Kongregationund auch für deren Leiter.Noch mit 65 Jahren macht GeneralKerbler zahllose Hausbesuche und erlebtviel Ablehnung: drei Stiegen einesGemeindebaus mit 45 Parteien kann erauf Grund der großen religiösen Gleichgültigkeitan einem Abend „erledigen“.lingen und Zöglingen im Mutterhausund in Breitensee sowie in der KAJ.1968 hat der Generalsuperior eineschwere Entscheidung zu fällen: DerWeltpriester Dr. Herbert Madinger,geistlicher Vater der beiden NeupriesterLier und Jammernegg und Leiter derKatholischen GlaubensinformationWien, möchte mit diesen eine konzentrierteGruppen- und Jugendarbeit inAngriff nehmen. Das Generalkonsil hatBedenken, P. Kerbler zögert - stimmtschließlich aber zu. Im Herbst diesesJahres wird P. Lier freigestellt, ein Jahrspäter P. Jammernegg - auch auf BitteKardinal Königs, der bei einer Pfarrvisitationdem General Mut macht: „DieStunde der Kalasantiner kommt noch!“Aber wann ... ? Die alt gewordenenPfarrseelsorger warten dringend aufHilfe, 1970 muß der Heimbetrieb inBreitensee aufgelöst werden ... „Mankönnte sehr pessimistisch werden. Herr,hilf, sonst gehen wir zugrunde!“ seufztP. Kerbler nach zehn Jahren Generalat.Optimistisch für die Kalasantiner:Kardinal KönigDer Mitgliederstand der Kongregationerreicht einen Tiefpunkt: 88 Mitbrüderzählte die Gemeinschaft im Jahre 1935,seit damals sank die Anzahl kontinuierlich- 1972 sind es noch 36. GeneralassistentBruckner stirbt 1971, vier weitereMitglieder dieses Konsils werden inden nächsten beiden Perioden jeweilsals Assistenten das Zeitliche segnen.Die drei jungen Priester werden beijungen Menschen eingesetzt - bei Lehr-Geistlicher Vater der Neupriester:Dr. Herbert MadingerAufgegeben: Heimbetrieb im Pompiliusheim27