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<strong>Gantrischpost</strong> Herbst 2011<br />
Franz Gertsch<br />
und die Wildnis<br />
Wenige Meter vom Wohnhaus entfernt sind die Fotovorlagen für verschiedene von Gertschs Werken entstanden, wie<br />
etwa für die vier Jahreszeiten. Hier lüftet Franz Gertsch den Kopf, hier in der Wildnis spaziert er gern, manchmal mit<br />
seiner Frau Maria. Weil das weniger gut möglich ist wenns viel Schnee hat, mag er den Winter nicht mehr so gern.<br />
Zuhause • Die Natur hat Franz Gertschs Blick geschärft.<br />
In seinen Werken bildet er die Wildnis aus nächster Nähe ab,<br />
bringt seinen Lebensraum Rüschegg in die Welt hinaus.<br />
Der Besuch bei einem grossen Meister.<br />
sb. Jetzt erholt sich Franz Gertsch.<br />
Den Frühling fertig gemalt, die Ausstellung<br />
im Kunsthaus Zürich erö� -<br />
net, der ganze Rummel um seine<br />
Person, als 81-Jähriger. In diesen<br />
Tagen reicht seine Energie, um fünf<br />
Stunden täglich zu malen, alles<br />
andere ergibt sich. Hier in Rüschegg,<br />
abseits, wo man mehr in Ruhe gelassen<br />
wird, wie er sagt. Da ist er der<br />
Natur nahe, fi ndet Erholung und<br />
seine Sujets, direkt vor der Haustür.<br />
Mehrere Gemälde und Holzschnitte<br />
haben ihren Ursprung wenige Meter<br />
vom Atelier entfernt. Wo er sich<br />
erholt, wo er meditiert. Wenn er den<br />
schmalen Pfad zum Waldrand geht,<br />
vorbei an Gräsern, Stauden und<br />
Sträuchern und den unteren Weg<br />
wieder zurück zum Haus nimmt,<br />
mit wachen Augen, dann sieht er so<br />
manches, das er festhalten möchte.<br />
Die déformation professionnelle hat<br />
den Künstler längst erfasst. Aber<br />
er leidet nicht darunter, er hat sie<br />
durchschaut. «Ein Maler, ein Angefressener,<br />
der sieht bei allem, was<br />
er erblickt, ein Gemälde. Wie würde<br />
ich das jetzt malen. Das Licht in<br />
einem Gesicht, das langsam in den<br />
Schatten übergeht...», und sinniert<br />
über das Antlitz seines Gegenübers<br />
beim Gespräch im Wintergarten.<br />
Der Blick schweift durch die Glasscheiben,<br />
raus in die Wildnis von<br />
Rüschegg. «Die Natur hat meinen<br />
Blick geschärft. Hier habe ich gesehen,<br />
wie der Himmel zwischen den<br />
Bäumen durchleuchtet und wie<br />
scharf die Kanten des Schattens auf<br />
einem Waldweg sind.»<br />
Lange Zeit haben die Augen für<br />
Natursujets in ihm geschlummert.<br />
Schon in Mörigen am Bielersee, wo<br />
er aufgewachsen ist, war er mit der<br />
Natur verbunden. Damals, als Bub,<br />
waren seine Vorbilder Leonardo da<br />
Vinci und Albrecht Dürer. Dürer, der