Gantrischpost
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Fotos: Lilian Salathé<br />
schon als 13-Jähriger mit Silberstift<br />
ein Selbstbildnis auf Papier brachte<br />
und Dürer, der heute im Museum<br />
Franz Gertsch an einer Wand zitiert<br />
ist mit «Wahrha� tig steckt die Kunst<br />
inn der Natur. Wer sie heraus kann<br />
reyssen, der hat sie.» Franz Gertsch<br />
sagt: «Meine Vision war hoch<br />
gesteckt.»<br />
Als er 1976 mit seiner Familie –<br />
Maria Gertsch-Meer und die Kinder<br />
Silvia, Hanne-Lore, Brecht und<br />
Benz – in das ehemalige Bauernhaus<br />
zog, war die Natur weit weg. Er<br />
malte die Hippie-Kultur, Gruppenszenen,<br />
porträtierte Frauen. Damals<br />
wie heute war die Technik die gleiche.<br />
Gertsch wählt aus Dutzenden<br />
von Diavorlagen die beste aus. Diese<br />
projieziert er auf die Arbeitsfl äche<br />
und malt in kleinsten Strichen und<br />
In seiner «Freizeit» betrachtet er sein Werk im Atelier aus der Ferne,<br />
zwischendurch, immer wieder. Das neuste Bild hat er angefangen,<br />
zeigen will er es noch nicht.<br />
Tupfen die Szenen. Franz Fischlin<br />
vom Schweizer Fernsehen meinte in<br />
seiner Anmoderation in einer Tagesschau-Ausgabe,<br />
Gertsch massiere die<br />
Farbe regelrecht in den Untergrund<br />
ein. Eine unglaublich aufwändige<br />
Arbeitsweise. Franz Gertsch strebt<br />
an, in einem Tag eine Fläche von<br />
20 x 25 Zentimeter fertigzustellen.<br />
Mit seiner Leistung gewann Franz<br />
Gertsch in Rüschegg rasch die Anerkennung<br />
seines Umfeldes. «Als wir<br />
hierhin zogen, waren manche Leute<br />
aus der Umgebung skeptisch. Ein<br />
Künstler... Aber sie merkten schnell,<br />
dass hier ‹ke fule Cheib› wohnt.»<br />
Es dauerte ganze 13 Jahre, bis er<br />
in Rüschegg sein erstes Natursujet<br />
abbildete. Ein Steinweg, zehn Meter<br />
vom Wohnhaus entfernt, als Holzschnitt.<br />
Die Kritiker waren wenig<br />
begeistert. Zurück in die Romantik?<br />
Aber Gertsch folgte seinem Weg.<br />
Dieser führte in die renommiertesten<br />
Kunsthäuser dieser Erde, in New<br />
York, Hannover, Venedig, Berlin,<br />
Nagoya, Paris. So weit gekommen<br />
ist er dank Mut, Zuversicht und Disziplin.<br />
Mut, am Anfang eines Werks<br />
anzupacken, Zuversicht, nicht aufzugeben,<br />
auch wenn die Zweifel plagen<br />
während man ein Jahr oder<br />
länger an einem Werk arbeitet, Disziplin,<br />
den Rhythmus von fünf Stunden<br />
malen täglich einzuhalten.<br />
So entstehen bei Gertsch Bilder,<br />
die gegenwärtig sind und zeitlos.<br />
«Kunsthistoriker und einfache Leute<br />
verstehen meine Kunst. Das ist speziell<br />
für einen modernen Maler.» Der<br />
Mensch als Betrachter ist im Dialog<br />
mit dem Bild. Wenn er in Burg-<br />
11<br />
<strong>Gantrischpost</strong> Herbst 2011<br />
Gertsch im<br />
Kunsthaus Zürich<br />
Das Kunsthaus Zürich zeigt<br />
als Höhepunkt den Zyklus<br />
vier Jahreszeiten. Nach<br />
einem Prolog sind die Jahreszeiten<br />
in vier verschiedene<br />
Räume aufgeteilt. Die<br />
Ausstellung zeigt in fünf<br />
Räumen 27 grossformatige<br />
Werke von 1983 bis 2001.<br />
Sie dauert noch bis<br />
18. September.<br />
www.kunsthaus.ch<br />
Ab 1. Oktober sind die vier<br />
Jahreszeiten im Museum<br />
Franz Gertsch in Burgdorf.<br />
Permanent sind dort weitere<br />
Werke ausgestellt. Weil zurzeit<br />
die Gemälde in Zürich<br />
sind, zeigt das Museum in<br />
Burgdorf Holzschnitte, im<br />
Zentrum drei Ausführungen<br />
von «Das grosse Gras».<br />
www.museum-franzgertsch.<br />
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