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Rundschreiben (Page 1) - Verein Arco Iris Peru / San Genaro, Lima ...

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JAHRESBERICHT 2009<br />

KINDERHAUS SAN GENARO<br />

LIMA, PERU<br />

Calle 7<br />

<strong>San</strong> <strong>Genaro</strong><br />

Chorrillos


KINDERHAUS<br />

SAN GENARO 2009


ZIELE UND ORGANISATION<br />

PROJEKT «KINDERHAUS SAN GENARO»<br />

<strong>Rundschreiben</strong>/Jahresbericht 2009 Seite 3<br />

Ziele:<br />

Das «Kinderhaus <strong>San</strong> <strong>Genaro</strong>» in Chorrillos, <strong>Lima</strong>, <strong>Peru</strong>, erfüllt maximal 30 Kindern die<br />

elementarsten Bedürfnisse wie:<br />

sauberes Trinkwasser und regelmässige Mahlzeiten<br />

Schutz und Betreuung in geregeltem Tagesablauf<br />

medizinische Grundversorgung<br />

Schulmaterial, Kleider<br />

Zielgruppe sind Kinder im Alter von 2 – 14 Jahren, welche aus extremer Armut oder aus<br />

schwer zerrütteten Familien stammen. Viele Eltern schlagen sich mit Gelegenheitsjobs<br />

durch. Dank dem Schutz und der Betreuung im Kinderhaus wird verhindert, dass die<br />

Kinder den Gefahren in den Strassen des Armenviertels ausgesetzt sind (Kriminalität,<br />

Banden, Gewalt, etc).<br />

Organisation:<br />

Maximal 15 Kinder können intern wohnen, die anderen werden tagsüber, von 07 bis 19 Uhr<br />

betreut wie in einer Krippe, bzw. Hort. Es wurde ein symbolischer Betreuungsbetrag von<br />

5 Soles (ca. 2 Franken) pro Tag und Kind festgelegt.<br />

Leitung:<br />

Jacqueline Pürro, ehemalige Kinderkrankenschwester aus Rapperswil, gründete 1996 das<br />

«Kinderhilfsprojekt ARCO IRIS PERU». Sieben Jahre lang kümmerte sie sich vor Ort um<br />

die Gesundheit der 120 Kinder des Kinderheims «Niño Jesus de Praga». Heute konzentriert<br />

sich ARCO IRIS PERU auf das «Kinderhaus <strong>San</strong> <strong>Genaro</strong>». Jacqueline Pürro leitet die<br />

Projektarbeiten via Internet von der Schweiz aus, kontrolliert monatlich die Buchhaltung<br />

und schickt bei Bedarf die benötigten Geldbeträge nach <strong>Lima</strong>. Sie kümmert sich um die<br />

Spendensuche und reist einmal jährlich für einen Arbeitsbesuch nach <strong>Lima</strong>, um die<br />

Projektarbeiten zu prüfen.<br />

Dra. Mariana Vidal, peruanische Zahnärztin, arbeitet seit über 10 Jahren bei «ARCO IRIS<br />

PERU». Nach Jacqueline Pürros Rückkehr in die Schweiz im Jahr 2003 führte sie alle<br />

Projektarbeiten selbständig weiter. Sie verwaltet das Spendenkonto <strong>Lima</strong> und steht in<br />

en gem Kontakt mit Jacqueline Pürro. Dra. Marianas Hauptaufgabe ist das Koordinieren<br />

der Bauarbeiten und Führen des Projekts, sowie das Gewährleisten der medizinischen<br />

Grundversorgung der Kinder. Einfache medizinische Verrichtungen führt sie im Kinder -<br />

haus aus. Für externe Konsultationen nutzt sie das schon vorhandene Ärztenetz in<br />

Chorrillos (Augenarzt, Hals-Nasen-Ohrenarzt, Traumatologe, etc.) oder im Kinderspital<br />

<strong>Lima</strong> (spezialisierte Kinderärzte).


<strong>Rundschreiben</strong>/Jahresbericht 2009 Seite 4<br />

Die 51-jährige Clara Pisango ist die Leiterin und Eigentümerin des «Kinderhauses <strong>San</strong><br />

<strong>Genaro</strong>». Die Fläche der Parzelle misst ungefähr 180 m 2 .<br />

Clara war Lehrerin des «Nationalen Instituts für Kind und Familie» (INABIF) und arbeitete<br />

jahrelang im Kinderheim «Niño Jesus de Praga». Weil ihr dort gekündigt wurde und wir ihr<br />

nur einen kleinen Lohn von monatlich 100 Dollar bezahlen können, versucht sie ausserdem,<br />

eine frühzeitige Pension vom INABIF zu erhalten von rund 500 Soles (ca. 180 Franken).<br />

Clara empfängt neu eintretende Kinder, verlangt die Personalien, nimmt Fingerabdrücke<br />

und legt für alle Familien eine einfache Akte an. Sie beurteilt aufgrund der Wohn- und<br />

Familienverhältnisse nach einem Besuch zuhause, ob die Familie etwas für die Kinder -<br />

betreuung bezahlen kann. Der symbolische Betrag pro Tag und Kind beträgt 5 Soles<br />

(ca. 2 Franken). Wer diesen Betrag nicht aufbringen kann, bezahlt einen reduzierten Betrag<br />

oder hilft im Kinderhaus mit (Kinderbetreuung, Kochen, Putzen, Waschen, Möbel<br />

zimmern, Malen, etc.). Da fast alle Familien aus extremer Armut stammen, nimmt sie nur<br />

25 – 30 Soles (11 – 15 Franken) pro Tag ein!<br />

Sohn Julio (22) studiert Zahnarzt, wobei er sein Studium immer wieder unterbricht, weil<br />

er es selber finanzieren muss, z.B. mit Nachtschichten in einem «Call Center». Tagsüber<br />

ist er der einzige Mann, der im Kinderhaus tatkräftig mithilft.<br />

Claras Schwester Consuelo (Concha) ist Claras rechte Hand und arbeitet den ganzen Tag<br />

im Kinderhaus. Mit dem Sammeln von Altglas und -Metallen ermöglicht sie sich ein be -<br />

schei denes Einkommen.<br />

Vier Mütter arbeiten jeweils in Morgen- bzw. Nachmittagsschichten im Kinderhaus mit.<br />

Sie wecken die Kinder, waschen sie, bereiten die Mahlzeiten zu, putzen das Kinderhaus und<br />

bringen die Kinder abends wieder zu Bett. Dann ziehen sie sich in ihre einfachen Hütten<br />

im Armenviertel zurück für die Nacht.<br />

Finanzierung:<br />

Zum grössten Teil durch Spendeneinnahmen aus der Schweiz<br />

von Privatpersonen, Frauenvereinen, Firmen, Gemeinden und Kirchen.<br />

Einnahmen aus dem Verkauf von peruanischen Handarbeiten<br />

am Stand des alljährlichen Christkindlimarktes Rapperswil.<br />

Patenschaften:<br />

Dank einigen Patenschaften können die bedürftigsten Kinder gezielt unterstützt werden.<br />

Sponsoren:<br />

Druckerei FAIRDRUCK Rota Druck AG, Dietikon, spendete zum<br />

zweiten Mal den Druck von 600 Flyern, gratis gestaltet<br />

von Juan Fernandez, Ehemann von Jacqueline Pürro.<br />

Im Juli Spende der Sekundarschule Burgerau, Rapperswil<br />

anlässlich einer Sonderwoche.


Spende von 3 Kajütenbetten, Baumaterialien und Arbeitskräften<br />

sowie monatliche Spende von frischen Früchten und Gemüse,<br />

Fleisch und Eiern durch Familie Cabada, <strong>Lima</strong>, <strong>Peru</strong>.<br />

<strong>Rundschreiben</strong>/Jahresbericht 2009 Seite 5<br />

Spenden von Nina Duckert, Sozialpädagogin aus Basel,<br />

für die Bezahlung der Lehrkräfte (143 Fr. monatlich), sowie Spende<br />

für den Kauf von 2 Kajütenbetten.<br />

Bauspende von 3000 Backsteinen durch Beziehungen zu einer<br />

Baufirma, organisiert von Ingenieur Hans Busse (<strong>Lima</strong>),<br />

sowie Spende von 2 Fernsehern und eines kleinen Computers.<br />

Bekannte von Dra. Mariana spendeten gebrauchte Schuhe,<br />

Kleider, Spielsachen sowie Weihnachtsgeschenke, Panettone,<br />

heisse Schokolade und 3 Truthähne à 9 kg fürs Weihnachtsessen.<br />

Señor Juan (<strong>Lima</strong>) spendete Lebensmittel und organisierte mit<br />

Angestellten der Nationalbank ein Weihnachtsessen.<br />

Familie Brunet aus Uerikon ermöglichte uns den Kauf von<br />

mehreren Kindervelos sowie Trinkwasserbidon und Wassertonne.<br />

Kauf eines neuen Kühlschranks durch Geldspende von Anita Brand<br />

anlässlich einer Versteigerung an ihrem Geburtstagsfest, Spende<br />

aus Verkauf Flohmarkt Jona.<br />

SPENDEN<br />

Wenn auch Sie finden, dass Kinder ein Recht auf Gesundheit haben und unser Hilfsprojekt<br />

«<strong>Arco</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Peru</strong>» aktiv unterstützen wollen, bitten wir Sie um eine Spende auf das Konto:<br />

UBS AG, CH-8098 Zürich<br />

250-700951.M1V, Clearing-Nr. 250<br />

Frau Ruth Pürro<br />

Hanfländerstrasse 37<br />

CH-8640 Rapperswil<br />

Vermerk: Spende <strong>Arco</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Peru</strong><br />

Kontaktstelle Schweiz, Verwaltung Spendenkonto<br />

Ruth Pürro Jacqueline Pürro Fernandez<br />

Hanfländerstrasse 37 Wehntalerstrasse 259<br />

CH-8640 Rapperswil CH-8046 Zürich<br />

Telefax 055 210 44 58 Telefon 043 317 12 78<br />

E-Mail: ruthpuerro@bluewin.ch Natel 079 319 03 15<br />

E-Mail: jpuerro@hotmail.com<br />

Homepage: www.arcoirisperu.ch (in Bearbeitung)


ERLEBNISBERICHT ARBEITSBESUCH LIMA<br />

<strong>Rundschreiben</strong>/Jahresbericht 2009 Seite 6<br />

Zwei Tage vor meinem Abflug für einen Arbeitsbesuch in <strong>Peru</strong> bebte im Nachbarland Chile<br />

die Erde und richtete grosse Schäden an in der Stadt Concepción.<br />

Als ich in <strong>Lima</strong> ankam, war es drückendheiss und schwül bei einer Luftfeuchtigkeit von<br />

91%. Der Taxifahrer bestätigte meine Vermutung, dass die Limeños grosse Angst vor einem<br />

Erdbeben der Stärke wie in Chile hatten, mit dem Wissen, dass damit <strong>Lima</strong> zerstört werden<br />

könnte…<br />

Nach einer kurzen Siesta holte mich Mariana ab, und wir machten uns auf den Weg<br />

durch den tosenden Verkehr Richtung Armenviertel im Süden <strong>Lima</strong>s. Im «Kinderhaus<br />

<strong>San</strong> <strong>Genaro</strong>», in der Calle 7 erwartete uns schon eine Schar Kinder im neu angelegten<br />

In nenhof, zusammen mit Clara, der Leiterin des Heims und einigen Müttern.<br />

Die Kinder begrüssten uns mit herzlichen Darbietungen, hinduistischen Tänzen und<br />

kleinen Dankesreden. Anschliessend führte mich Clara und Mariana durch die um- und<br />

angebauten Räumlichkeiten des Kinderhauses. Dank der Spende von 3000 Backsteinen von<br />

einem Bekannten von Mariana konnten mehrere Räume errichtet werden. Die Wohnfläche<br />

hat sich dadurch mindestens verdoppelt. Alle Böden sind jetzt betoniert, dafür müssen wir<br />

leider auf den weiteren Bau eines Gemüsegartens verzichten.<br />

Die kleine Küche ist mit neuen Regalen und Schränken ausgestattet, darin befinden sich<br />

farbiges Plastikgeschirr, neue Pfannen und Töpfe. Am grossen Küchenschrank fehlte zwar<br />

eine Tür, da Mariana Ende Monat das Geld ausging. So hängte der Schreiner nur eine<br />

Türe ein… Sachen gibt’s! Die vorher durch Küchenschaben verunreinigte Küche wurde<br />

professionell «ausgeräuchert» und ein neuer Waschtrog mit Zu- und Abwasserleitungen<br />

montiert.<br />

Wo noch vor einem halben Jahr kiloweise Abfall im Hinterhof lag, befinden sich nun zwei<br />

neue Räume, ein Schulzimmer für die Schüler und ein Holzhäuschen für die Allerkleinsten.<br />

Im teilweise überdachten Innenhof stehen zwei lange Esstische mit selbergezimmerten<br />

Sitzbänken für die rund 28 Kinder. Etwa die Hälfte der Kinder werden tagsüber im Kin der -<br />

haus (Krippe/Hort) betreut, die anderen wohnen die ganze Woche im Kinderhaus, ausser<br />

sonntags.<br />

Über eine neu betonierte Treppe stiegen wir in den oberen Stock und bewunderten den<br />

neuen Schlafsaal. Im Juni spendete uns Sra. Cabada, eine Frau, die jahrelang das Kinderheim<br />

«Niño Jesus de Praga» mit Lebensmitteln unterstützte und auch eine Baufirma be -<br />

sitzt, Fertigbauelemente. So konnte noch vor Wintereinbruch ein geräumiger Schlafsaal<br />

aufgestockt werden.<br />

Vor wenigen Monaten schliefen 10 Kinder in einem Bett in einem «Verschlag» auf sandigem<br />

Boden – jetzt stehen da 10 Kajütenbetten, jedes mit einem herzigen Kuscheltier darauf<br />

und einem Stoffsack am Bettpfosten mit den persönlichen Hygienesachen der kleinen<br />

Bewohner. Farbige Bettüberwürfe und ein geräumiges Bett für Clara vermitteln dem<br />

Schlafsaal trotz der Einfachheit eine gewisse Geborgenheit.


<strong>Rundschreiben</strong>/Jahresbericht 2009 Seite 7<br />

Ein kleines Badezimmer mit Toilette und Dusche befindet sich in der linken Ecke. Die Farbe<br />

an den Wänden bröckelt. Das ganze Badezimmer muss unbedingt «geplättelt» werden,<br />

bevor die Mauer vor Feuchtigkeit noch zusammenbricht! Zum Glück hatte ich noch<br />

die Spende eines Ingenieurs, meinem Sitznachbarn im Flug Madrid-<strong>Lima</strong> im Hosensack!<br />

Er spendete spontan 50 Euros für die Kinder, und so kauften wir damit gleich die<br />

5 Schachteln Plättli und Fugenmörtel dazu! Wegen des Staubs und der Hitze duscht Clara<br />

die Kids zweimal am Tag, was ziemlich viel Wasser braucht. Dafür erkranken die Kinder<br />

aber nicht so oft an Hautpilz, eitrigen Abszessen und Lausbefall.<br />

Am nächsten Tag fuhren wir mit Clara zum nahen Einkaufszenter «Tottus» und machten<br />

uns an den Monatseinkauf für das Kinderhaus. 28 Kinder sowie etliche Helferinnen wollten<br />

mit Essen versorgt sein. Gerade fotografierte ich Mariana, die mit Clara einen 50 kg<br />

Sack Reis ins Einkaufswägeli schleppen wollte, als mir ein elegant gekleideter Herr auf die<br />

Schultern klopfte und sagte: «Señorita, mit unseren Überwachungskameras haben wir<br />

gesehen, dass sie hier fotografieren, dies ist verboten!» Ich entschuldigte mich, sagte, es<br />

sei ja kein militärisches Gebäude. Er erwiderte: «Nein, aber sie könnten ja von der<br />

Konkurrenz sein!» Mariana suchte darauf den Filialleiter auf und erklärte diesem, ich sei<br />

die Chefin eines Schweizer Hilfsprojekts hier in Chorrillos und es sei wichtig, unsere<br />

Aktivitäten zu dokumentieren – so haben wir die Bewilligung doch noch erhalten! Wir<br />

kauften Grundnahrungsmittel wie Öl, mehrere Kilos verschiedenste Hülsenfrüchte,<br />

Kartoffeln, Haferflocken, Zucker, Hygieneartikel und zur Feier des Tages 12kg Wasser -<br />

melonen. Dann verliessen wir den Laden mit drei prall gefüllten Einkaufswagen. Draussen<br />

riefen wir ein Taxi und erhielten beim Umladen spontan Hilfe von der Frau vom fahrbaren<br />

Glacestand – das war ein Spass!<br />

Zurück im Kinderhaus half Claras Sohn Julio (22) mit seinen Freunden die Einkäufe im<br />

kleinen Lagerraum zu versorgen. Wir begrüssten alle Kinder, die in den verschiedenen<br />

Schulzimmern mit den Lehrerinnen spielten oder Aufgaben machten. Überall fehlen noch<br />

Schränke und Regale. Am dringendsten schien mir aber die Verbesserung der elektrischen<br />

Installationen zu sein. Kabel hingen überall quer durch die Zimmer und der<br />

«Sicherungskasten» mit dem offen liegenden Sicherungsbügel ist bei Berührung lebensgefährlich!<br />

Am späteren Nachmittag besuchte uns Ingrid mit dem bald fünfjährigen, schwer behinderten<br />

Sohn Franco. Wir staunten: er kann inzwischen selbständig sitzen und an Ingrids<br />

Händen kurz stehen, was ein enormer Fortschritt bedeutet. Auch seine Zähne blitzen<br />

wieder weiss; sie wurden vergangenen Dezember in Vollnarkose von Karies befreit, die er<br />

aufgrund einiger Medikamente hatte.<br />

Ingrid wohnt im Haus ihres Vaters und stellt Churros (Süssigkeit) her, die der Vater abends<br />

in den Strassen in der Nähe des Flughafens verkauft. So haben sie eine kleines Einkommen,<br />

und Ingrid hat Unterstützung mit der Betreuung ihres Sohnes, da sie alleinerziehend<br />

ist. Einmal monatlich bezieht sie bei Mariana Windeln, Hygieneartikel und erhält Geld<br />

für Medikamente und Arztkonsultationen im Kinderspital. Es ist Ingrids ausdrücklicher<br />

Wunsch, sich an dieser Stelle von ganzem Herzen für die Spenden aus der Schweiz zu<br />

bedanken!


<strong>Rundschreiben</strong>/Jahresbericht 2009 Seite 8<br />

Am nächsten Morgen fuhr ich als erstes ins Haupthaus des Missionsordens «Niño Jesus<br />

de Praga» und besuchte Madre Florita. Sie ist nun 94 Jahre alt und erholt sich dort von<br />

ihrer 42-jährigen Tätigkeit als Direktorin des «Kinderheims Niño Jesus de Praga». Sie ist<br />

noch etwas kleiner geworden, dünner und leicht gelblich im Gesicht. Aber ihre Augen<br />

blitzten hinter der Brille und sie kam freudig auf mich zu.<br />

Dann wollte sie alles wissen über meiner Familie, über das neue Projekt und fragte nach<br />

unseren Sorgenkindern Enrique und Maximo. Sie war geistig noch hellwach! Leider<br />

musste ich ihr sagen, dass Maximo auch beim zweiten Anlauf, die Sekundarschule zu<br />

beenden, seine letzte Chance vertan hat… Dann bedankte sie sich, dass Mariana und ich<br />

die Arbeit mit Kindern weiterführen und berichtete, die «Finanznonne» Abigail selber<br />

sei nun die neue Leiterin des Kinderheims «Niño Jesus de Praga» und versuche, das<br />

Mutter/Kind –Heim nun doch noch zu realisieren. Die ehemalige Direktorin, Madre Gloria,<br />

sei versetzt worden und Madre Carmen Maria zur Oberin im Haupthaus ernannt worden!<br />

Nach diesem gefreuten Besuch fuhren wir zum Bauzenter und kauften Wäscheständer,<br />

Duschvorhänge, Material für die elektrischen Installationen sowie fünf Schachteln Plättli<br />

und Mörtel.<br />

Um halb eins rief der Auslandschweizer Koni Schilter an, der in der Nähe eine Firma mit<br />

Baugerüsten hat, und wir trafen uns mit seinem Sohn Alois, der nun auch Teilhaber der<br />

Firma ist, zum «Cebiche-Essen». In <strong>Lima</strong> herrscht zur Zeit ein wahrer Bauboom und die<br />

Zwei versinken in Arbeit! Während des Essens sagte Koni, er brauche noch einen kräftigen<br />

jungen Arbeiter für Lagerarbeiten. Mariana dachte sogleich an Esben, den 16-jährigen<br />

Sohn einer Mutter, die im Kinderhaus arbeitet. Am nächsten Tag stellte sich Esben bei<br />

Schilters vor und erhielt den Job!<br />

Später fuhren wir zum «Kinderhaus <strong>San</strong> <strong>Genaro</strong>», kämpften uns mit dem Taxi durch überflutete<br />

Strassen nach einem Wasserrohrbruch und packten im Kinderhaus alle gekauften<br />

Dinge aus. Clara strahlte und sagte, manchmal könne sie es kaum glauben, dass ihr Traum<br />

vom eigenen Kinderhaus wahr geworden sei!<br />

In der Küche musste noch ein Küchenschrank aufgehängt werden, Clara hatte irgendwo in<br />

den Armenvierteln eine Bohrmaschine mieten können. Sohn Julio montierte das Möbel.<br />

Dann verteilten wir meine aus der Schweiz mitgebrachten Geschenke an die Patenkinder.<br />

Natürlich hatte ich auch für alle anderen Kinder Farbstifte, Puzzles, Büechli und Kleider<br />

mitgebracht.<br />

Am späteren Nachmittag bot mir Clara an, einen Besuch zu machen in einer Hütte bei einer<br />

der Mütter, die im Kinderhaus arbeitet, um die extreme Armut, in der sie lebt, mit eigenen<br />

Augen zu sehen. Zusammen mit sechs Müttern und Julio als Bodyguard machten wir uns<br />

auf den staubigen Weg den Hügel hinauf, wo nur noch Hütten aus Schilftmatten, Karton,<br />

Pressholz und Wellblech stehen. Es war trotz Hitze und Staub eine lustige «City-Tour». Die<br />

Frauen waren fröhlich und scherzten miteinander. Wir kamen zu einer 1-Zimmer-Hütte, in<br />

der Nancy mit ihrem leicht behinderten Sohn Fernando lebt. Der Vater hatte die beiden oft<br />

geschlagen und sie dann verlassen.<br />

In der Hütte war es sehr stickig, ein Bett und ein vollgestopftes Regal hatte knapp darin<br />

Platz. Es gab weder eine Kochstelle noch ein WC. Nancy schämte sich plötzlich über ihre


<strong>Rundschreiben</strong>/Jahresbericht 2009 Seite 9<br />

Lebenssituation und vergoss ein paar Tränen. Sie sagte, sie sei so glücklich, tagsüber im<br />

«Kinderhaus <strong>San</strong> <strong>Genaro</strong>» leben zu können bei ihrem Sohn und den anderen Müttern. Dann<br />

schlossen wir die Hütte wieder ab und die draussen wartende «Frauenbande» rief übermütig:<br />

«Hey Nancy, vergiss nicht, die Alarmanlage einzuschalten!» – im Nu war die<br />

gedrückte Stimmung verflogen, und ich wurde zurückbegleitet ins Kinderhaus.<br />

Dort angekommen, warteten die Kinder auf ihr Abendessen, es gab Reis mit einem<br />

Gemüse-Eintopf. Es war ein schönes Bild: zwei lange Tische mit Bänken voller hungriger<br />

Kinder zu sehen, die glücklich die warme Mahlzeit genossen! Anschliessend spielten sie im<br />

Innenhof des Heims, flitzten mit den neuen Velos herum, machten Ballspiele oder durften<br />

ein wenig fernsehen.<br />

Einige Kinder wurden dann abgeholt, die anderen putzten im Innenhof die Zähne. Die<br />

Kleinkinder fallen jeweils schon um 7 Uhr abends total erledigt vom intensiven Tagesgeschehen<br />

in ihre Kajütenbetten. Die Grossen dürfen in der Regel noch bis 20 Uhr fernsehen,<br />

dann ist Lichterlöschen, und die Freude auf einen neuen Tag in einem der unzähligen<br />

Armenviertel <strong>Lima</strong>s!<br />

EXTERNE KONSULTATIONEN UND FALLBEISPIELE<br />

Hospital de la Solidaridad<br />

Dieses sehr einfache, aus Baucontainern zusammengestellte «Spital» befindet sich zehn<br />

Minuten vom Kinderhaus entfernt und ist sehr günstig. Es wurde von der Stadt <strong>Lima</strong> zur<br />

medizinischen Versorgung der Menschen aus den umliegenden Armenvierteln gebaut. Eine<br />

Konsultation kostet knapp 3 Franken:<br />

Dermatologie:<br />

4 Konsultationen: Pilzbefall der Kopfhaut, Ausschläge, Flecken im Gesicht<br />

Hals-Nasen-Ohrenarzt:<br />

5 Konsultationen: 2 Mittelohrentzündungen, Ohrspülungen<br />

Urologie:<br />

2 Konsultationen: Harnwegsinfektionen<br />

Kinderarzt:<br />

14 Konsultationen: Atemwegserkrankungen, Blutarmut<br />

Neurologie:<br />

1 Konsultation wegen anhaltender Kopfschmerzen<br />

Traumatologie:<br />

2 Konsultationen: Beide wegen verstauchtem Knöchel<br />

Innere Medizin:<br />

2 Konsultationen


Laboranalysen:<br />

Zur Abklärung oder Diagnose von Rheuma (Rheumafaktoren),<br />

Blut- und Urinuntersu chungen<br />

<strong>Rundschreiben</strong>/Jahresbericht 2009 Seite 10<br />

Gesundheitszenter <strong>San</strong> <strong>Genaro</strong><br />

Bei Notfällen am Wochenende bringt Clara erkrankte Kinder ins nahe Gesundheitszenter<br />

in <strong>San</strong> <strong>Genaro</strong>.<br />

5 Konsultationen: 1 Inhalation bei Asthma-Anfall, 2 Röntgenaufnahmen,<br />

1 Ultraschall (Nachkontrolle nach Ovarialzysten-Entfernung bei Yannina Popi)<br />

Augenarzt Dr. Mendoza, Chorrillos<br />

11 Konsultationen: 5 Bindehautentzündungen, 5 Sehtests, 1 eitriger Abszess am Augenlid.<br />

Zur Zeit tragen drei Kinder Sehbrillen, nämlich Helen, Antoni und Joaquin.<br />

Kinderspital <strong>Lima</strong> (ISN)<br />

Die ehemaligen Kinder vom Kinderheim «Niño Jesus de Praga», Ninoska und Lorena, die<br />

jetzt im «Heim Emanuel» in Puente Piedra wohnen, waren noch für einige Konsultationen<br />

im Kinderspital:<br />

Lorena für 3 Psychotherapien nach vermuteter Vergewaltigung. Ninoska für 5 Psychotherapien<br />

aufgrund schwerer Depressionen. Inzwischen benötigen beide Mädchen keine<br />

Medikamente mehr. Mariana besucht sie einmal monatlich im «Kinderheim Emanuel» und<br />

versorgt sie mit Hygieneartikeln, Kleidern und Süssigkeiten (Patenkinder).<br />

Augenarzt: 1 Konsultation<br />

Zahnarztpraxis von Dra. Mariana Vidal, Miraflores<br />

Neben ihrer Arbeit mit der Betreuung unseres neuen Projekts «Kinderhaus <strong>San</strong> <strong>Genaro</strong>»,<br />

wo Dra. Mariana dreimal in der Woche kranke Kinder verarztet, sie zu externen Konsul -<br />

tationen begleitet und Clara anleitet, arbeitet sie in ihrer eigenen Zahnarztpraxis in<br />

Miraflores.<br />

Der ehemalige Zahnarztstuhl samt Zubehör steht zwar jetzt im «Kinderhaus <strong>San</strong> <strong>Genaro</strong>»,<br />

ist aber noch nicht in Betrieb. Deshalb behandelt Mariana einzelne Fälle in ihrer Praxis<br />

in Miraflores. Die ehemalige Schülerin Maria Amorin (Kinderheim NJP) erscheint dort<br />

seit einem Jahr einmal monatlich zur Kontrolle ihrer Zahnspange.<br />

Universität <strong>San</strong> Juan Bautista<br />

Claras Sohn Julio studiert dort Zahnarzt und hat mit der Schulleitung vereinbart, dass die<br />

Kinder vom Kinderhaus dort gratis behandelt werden können, z. B. Dentalhygiene-Behandlungen,<br />

Zahnextraktionen und Zahnfüllungen mit Kunststoff. Von Zeit zu Zeit führen die<br />

Zahnarzt-Studenten im Kinderhaus Informationsanlässe durch rund ums Thema<br />

Zahnhygiene.<br />

Spital <strong>San</strong> Juan de Dios<br />

1 Beckenröntgen zur Abklärung von Hüftproblemen bei der kleinen Valeri.


FALLBEISPIELE:<br />

<strong>Rundschreiben</strong>/Jahresbericht 2009 Seite 11<br />

Franco V. A.<br />

Der schwer behinderte Bub Franco, der seit seiner Geburt am «Stratton Parker Syndrom»<br />

leidet, wird weiterhin finanziell unterstützt durch unser Kinderhilfsprojekt und monatlich<br />

betreut durch Dra. Mariana.<br />

Seine Mutter Ingrid wohnt mit ihm bei ihrem Vater in sehr einfachen Verhältnissen in den<br />

Armenvierteln «Los Olivos», in der Nähe des Flughafens <strong>Lima</strong>. Sie schlagen sich durch mit<br />

dem Verkauf von «Churros» (Süssigkeit), die Ingrid tagsüber herstellt und ihr Vater abends<br />

in den Strassen verkauft.<br />

Für den grössten Teil der Lebenskosten von Franco kommt ARCO IRIS PERU auf. Das<br />

heisst, Mariana kauft monatlich Windeln und Hygieneprodukte, Lebensmittel, Medika<br />

mente (Eutirox und Hydrokortison) und gibt der Mutter Geld für die für die Arztkosten<br />

im Kinderspital sowie im nahen Gesundheitszenter. Bis anhin waren bis zu<br />

40 Konsultationen jährlich notwendig. Seit der Herzoperation im Jahr 2007 geht es<br />

Franco viel besser.<br />

Im Jahr 2009 waren nur noch 8 Konsultationen sowie eine Behandlung unter Narkose<br />

nötig:<br />

Kinderspital <strong>Lima</strong>:<br />

Endokrinologie: 2 Kontrollen<br />

Pädiatrie: 1 Konsultation wegen Bronchitis<br />

Zahnarzt: 1 Konsultation<br />

OP-Voruntersuchungen: 2 Konsultationen<br />

Labor: Hormonspiegel-Bestimmung, Leberwerte<br />

Gesundheitszenter:<br />

3 Konsultationen wegen Bronchitis<br />

Labor ROE:<br />

Kontrolle Leberwerte, Urinkultur<br />

Da Francos Körper aufgrund des Hydrokortisonmangels wenig Kalzium aufnehmen kann,<br />

litt er an schwerer Karies. Am 2. Dezember 2009 wurden ihm im Kinderspital <strong>Lima</strong> die<br />

befallenen Zähne in Vollnarkose behandelt. Sogar Wurzelbehandlungen waren nötig und<br />

einige Kunststoff-Kronen!<br />

Bei den OP-Voruntersuchungen wurde bei Franco Hepatitis B diagnostiziert, vermutlich<br />

von Ingrid übertragen. Bis jetzt sind Beide nur Träger und haben keine Symptome.<br />

Gegen das Virus gibt es keine Therapie und eine dauernde Infektion kann zu Leberzirrhose<br />

führen.<br />

Nach der Geburt von Franco rechneten die Spezialisten mit einer Lebenserwartung von<br />

zwei Jahren. Dank unserer und Ingrids intensiver Betreuung konnte Franco diese Woche<br />

seinen 5. Geburi feiern! Inzwischen ist er weniger häufig krank. Er kann kurz alleine<br />

stehen, sitzt selbständig, reagiert auf Rufe, klatscht in die Hände und äussert seine<br />

Gefühle durch Grimassen, Lächeln und Lauten.


<strong>Rundschreiben</strong>/Jahresbericht 2009 Seite 12<br />

Zukunftsvision:<br />

Ingrid ist eine kluge, arbeitsame Frau. Gerne würde ich ihr dank Spenden einen Kleinkredit<br />

ermöglichen, damit sie und ihr Vater das «Churros-Geschäft» effizienter gestalten könnten,<br />

z.B. mit einem Verkaufsstand oder – Wagen.<br />

Beispiel Carlitos B.A.<br />

Der inzwischen 3-jährige Bub wurde im Alter von 6 Monaten von seiner Mutter verlassen,<br />

der Vater ist drogensüchtig. Carlitos wohnt deshalb ganz im Kinderhaus. Eine Tante<br />

besucht ihn ab und zu, der Grossvater ist «Strassenverkäufer». Der einst mangelernährte<br />

und verwahrloste Bub litt an Blutarmut und eitrigen Hautausschlägen. Im Winter erlitt<br />

Carlitos einen Asthma-Anfall und musste im nahen Gesundheitszenter notfallmässig<br />

inhalieren. Durch die richtige Pflege, regelmässigen Essen und liebevoller Betreuung hat<br />

er sich zu einem lustigen kleinen Jungen entwickelt. Er ruft Clara «Mama»!<br />

Beispiel Diana R.P.<br />

Die bald 5-jährige Diana wurde von ihrer Grossmutter ins Kinderhaus gebracht. Die<br />

Mutter ist leicht geistig behindert und kann sich nicht richtig um ihre Kinder kümmern.<br />

Letzten Herbst hat Diana ein Brüderchen bekommen. Die Mutter ist bei der Geburt an einer<br />

Infektion fast gestorben, darauf mussten Gebärmutter und Eierstöcke entfernt werden.<br />

Diana wird manchmal am Sonntag von ihrer Mutter abgeholt, kehrt am folgenden Tag aber<br />

verschmutzt zurück ins Kinderhaus. Diana geht jetzt in den Kindergarten. Sie hat eine<br />

Gotte in der Schweiz, die sie mit Kleidern, Schulmaterial und vielem mehr versorgt. Sogar<br />

ein Geburtstagsfest konnte organisiert werden!<br />

Beispiel Mayra T.N.<br />

Die bald 3-jährige Mayra hat fünf Geschwister, zwei davon waren vorher auch im Kinderhaus,<br />

sie sind nun selbständig. Drei andere Geschwister wurden der Mutter weggenommen<br />

und befinden sich in einem staatlichen Heim des INABIF. Die Mutter verkauft für<br />

ihren Lebensunterhalt Hühnersuppe und kann deshalb nichts bezahlen. Mayra ist unterernährt,<br />

hat Allergien, ist sprachlich im Rückstand und leidet im Winter oft an Atemwegs -<br />

erkrankungen.


Total Spendenausgaben 2009 <strong>Arco</strong> <strong>Iris</strong> <strong>Peru</strong><br />

(100% = Fr. 24 344.–)<br />

<strong>Rundschreiben</strong>/Jahresbericht 2009 Seite 13

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