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Rohstoffe kompakt Energie

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Schrumpfende US-<br />

Benzinnachfrage teils<br />

zyklischer, teils<br />

struktureller Natur<br />

US-Benzinbedarf dürfte<br />

langfristig leicht<br />

zurückgehen<br />

Mitteldestillate auch am<br />

aktuellen Rand knapp<br />

In der Vergangenheit passten die Tendenzen am europäischen Markt sehr gut zu denen des<br />

US-amerikanischen Marktes: der europäische Angebotsüberschuss an Benzin wurde nach<br />

Amerika exportiert und dort abgesetzt. Doch der Benzinbedarf am US-Markt schrumpft: mit 8,8<br />

Mio. Barrel pro Tag lag die implizite Benzinnachfrage im Oktober rund 5% niedriger als vor der<br />

Krise im Herbst 2007. Dabei ist zusätzlich zu berücksichtigen, dass dem Benzin in den USA<br />

mittlerweile 10% Ethanol beigemischt werden. Der Bedarf an herkömmlichem Benzin ist somit<br />

noch niedriger. Ein Grund für die schwache Nachfrage ist die geringere Fahraktivität. Gemäß<br />

dem amerikanischen Transportministerium lag die Zahl der in den letzten 12 Monaten<br />

gefahrenen Meilen im August 2% unter der im Rekordmonat August 2007. Ausschlaggebend<br />

waren zum einen die flaue Einkommensentwicklung, zum anderen die hohen Benzinpreise.<br />

Diese lagen in den Sommermonaten durchschnittlich 36% über dem Vorjahr und erreichten im<br />

Mai ein Rekordniveau von gut 4 USD je Gallone. Nicht zuletzt deshalb war die diesjährige<br />

Sommerfahrsaison mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 9,2 Mio. Barrel pro Tag eine der<br />

schwächsten seit Jahren. Dass die Benzinnachfrage sogar noch stärker gefallen ist als es die<br />

Fahrtätigkeit indiziert, ist mit einer spürbaren Reduzierung des Spritverbrauchs des<br />

amerikanischen Fuhrparks zu erklären. Denn die hohen Preise und neue gesetzliche Auflagen<br />

zwangen zur Suche nach Effizienzgewinnen beim Kraftstoffverbrauch.<br />

Der amerikanische Benzinverbrauch enttäuschte nicht nur in den letzten drei Jahren: auch<br />

langfristig rechnet die US-<strong>Energie</strong>behörde EIA mit einem tendenziell stagnierenden bis leicht<br />

sinkenden Benzinverbrauch. Hinzu kommt, dass mit einer möglichen flächenweiten Einführung<br />

von E15, also Benzin, dem 15% Ethanol beigemischt sind, immer mehr herkömmliches Benzin<br />

durch Biokraftstoffe ersetzt werden dürfte. Dafür spricht auch die steigende Anzahl sogenannter<br />

Flexi-fueler, also Autos, die sowohl mit herkömmlichem Benzin als auch mit Ethanol betrieben<br />

werden können.<br />

Und wie sieht es am aktuellen Rand aus? Eine Indikation geben die Lagerbestände, die zurzeit<br />

ein zu den oben geschilderten langfristigen Tendenzen passendes Bild zeigen. Die aktuelle<br />

Vorratssituation bei den Mitteldestillaten ist als knapp zu bezeichnen. Gemäß Daten der IEA<br />

waren diese in den OECD-Ländern bereits im August unter dem Fünf-Jahresdurchschnitt<br />

gerutscht und verharrten dort auch im September (Grafik 6).<br />

GRAFIK 6: Knappheit bei den Mitteldestillaten (Abweichung<br />

industrieller Lagerbestände vom 5-Jahresdurchschnitt)<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

Mio. Barrel<br />

OECD<br />

-40<br />

2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

Nordamerika Europa Pazifik<br />

Warum sich der niedrige WTI Preis nicht auf die (amerikanischen) Produktpreise<br />

auswirkt<br />

Die Ausweitung der Preisspanne zwischen WTI und Brent hat sich auf die amerikanische Produktpreise<br />

nicht ausgewirkt. Die Spanne zwischen dem in den USA an der NYMEX gehandeltem Heizöl (heating oil)<br />

und dem in Europa an der ICE gehandeltem Gasöl lag in diesem Jahr durchschnittlich bei knapp 6 USD<br />

je Tonne und damit gleichauf mit dem Fünf-Jahresdurchschnitt. Die Erklärung liegt in der Tatsache, dass<br />

das günstige WTI nur für einen kleinen Teil der amerikanischen Raffinerien zugänglich ist. Oklahoma<br />

selber hat nur 5 Raffinerien, die zusammen lediglich 3% der US-Kapazität stellen. Und selbst wenn man<br />

den Blick auf alle Raffinerien im gesamten Distrikt Midwest (PADD II) wirft, so stellen diese gerade mal<br />

ein Fünftel der Gesamtkapazität. Über die Hälfte der US-Raffineriekapazitäten befindet sich dagegen im<br />

Golfküstendistrikt (PADD III). Dort, an der Ost- als auch der Westküste sind die Preise des<br />

seewärtsgehandelten Öls sowie der heimischen Sorten wie Louisiana Light relevant, die nur geringfügig<br />

unter dem Preis für Brentöl liegen. Von den niedrigen WTI-Preisen profitiert also nur ein geringer Teil der<br />

US-Raffinerien.<br />

GRAFIK 7: Gasölbestände in Westeuropa deutlich<br />

gesunken (Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen)<br />

1.0<br />

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

4 11. November 2011<br />

3.5<br />

3.0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

in Mio. Tonnen<br />

2008 2009 2010 2011<br />

Quelle: IEA, Bloomberg, Commerzbank Corporates & Markets Quelle: PJK; Bloomberg, Commerzbank Corporates & Markets

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