Seite 1 von 14 Berufsorientierung durch das Projekt Udo Kratzer ...
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<strong>Berufsorientierung</strong> <strong>durch</strong> <strong>das</strong> <strong>Projekt</strong><br />
<strong>Udo</strong> <strong>Kratzer</strong>, Herbert Ramsenthaler, Paul Ress<br />
1. Versuch einer Wesensbestimmung der Begriffe „<strong>Projekt</strong>" und „Vorhaben"<br />
Kaiser/Kaminski versuchen sich dem Begriff „<strong>Projekt</strong>" über <strong>das</strong> lateinische „proicere"<br />
zu nähern, <strong>das</strong> mit „vorwerfen", „entwerfen" oder „hinauswerfen" zu übersetzen<br />
ist. 1 Der Bedeutung „entwerfen" kommt die heute im „Fremdwörter - Duden"<br />
gegebene Bestimmung <strong>von</strong> <strong>Projekt</strong> als „Plan, Unternehmung, Entwurf, Vorhaben"<br />
am nächsten. Interpretiert man diese Äußerungen, so bleibt festzuhalten,<br />
<strong>das</strong>s ein <strong>Projekt</strong> ein geplantes Tun beabsichtigt, <strong>das</strong>s man etwas unternehmen<br />
will und ein bestimmtes Ziel dabei möglichst erreicht werden soll.<br />
Das „Vorhaben" ist dem „Duden" zufolge ein „Plan" oder eine „Absicht". Es hat<br />
damit eine eindeutige begriffliche Nähe zum „<strong>Projekt</strong>".<br />
Über diese Aussagen hinaus, haben sich die Begriffe „<strong>Projekt</strong>" und „Vorhaben" in<br />
den letzten Jahrhunderten mit bestimmten methodischen Vorstellungen gefüllt,<br />
die eine Art praktische Ausbildung <strong>von</strong> Lernenden meinen. Ein Exkurs in die Geschichte<br />
des <strong>Projekt</strong>s und des Vorhabens als Lernmethoden, soll dazu dienen,<br />
die Begriffe definitorisch näher zu bestimmen beziehungsweise einzugrenzen.<br />
1.1 Exkurs: Kurze Geschichte der Lernmethoden „<strong>Projekt</strong>" und „Vorhaben"<br />
Untersuchungen <strong>von</strong> Michael Knoll in den achtziger Jahren haben ergeben, <strong>das</strong>s<br />
<strong>das</strong> <strong>Projekt</strong> seinen Ursprung als Lernmethode nicht wie bisher angenommen in<br />
den pädagogischen Reformbewegungen Amerikas und Europas um die Wende<br />
zu unserem Jahrhundert hat. Vielmehr wurden bereits Mitte des 18. Jahrhunderts<br />
2 an Kunstakademien in Italien und Frankreich <strong>Projekt</strong>e (zum Beispiel: Entwurf<br />
einer Fassade, einer Kirche ...) als Teil der Ausbildung <strong>von</strong> Architekturstudenten<br />
eingesetzt. Ende des 19. Jahrhunderts wurden in den USA wesentliche<br />
Grundlagen für <strong>das</strong> heutige <strong>Projekt</strong>verständnis gelegt. Calvin M. Woodward<br />
ließ <strong>Projekt</strong>e nicht nur theoretisch entwerfen, sondern er ließ die Entwürfe<br />
auch Produkt werden. Charles R. Richards stellte die notwendige Be-<br />
1<br />
Kaiser, F.-J.; Kaminski, H., 1981, S. 242.<br />
2<br />
Diese Angabe ist aus dem in der Literaturliste angegebenen Buch <strong>von</strong> Frey entnommen, da<br />
Michael Knoll als Mitarbeiter Freys ausdrücklich hervorgehoben ist. Auch Peterßen und<br />
Gudjons berufen sich auf Knoll, kommen aber dennoch zu anderen Zeitangaben (Peterßen:<br />
16. Jahrhundert, Gudjons: Anfang 18. Jahrhundert).<br />
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deutung eines <strong>Projekt</strong>inhalts für die Lebenswelt des Lernenden heraus. Da<strong>durch</strong><br />
soll der Lehrer den „...höchsten Grad absichtsvoller Selbsttätigkeit...“<br />
des Lernenden erregen.<br />
Auf dieser Basis entwickelten sich Strömungen wie der Pragmatismus in den<br />
USA oder die Reformpädagogik in Deutschland. Überkommene Unterrichtsformen<br />
förderten Unzufriedenheit und Kritik, und neue Lernkonzepte sollten<br />
alte Defizite überwinden helfen. John Dewey und William Heard Kilpatrick<br />
waren maßgebliche Vertreter der <strong>Projekt</strong>methode in den USA. H.K. Platte<br />
fasst Deweys Theorie zusammen:<br />
„Das Sammeln <strong>von</strong> Erfahrungen <strong>durch</strong> praktisches Arbeiten in konkreten<br />
und lebensnahen Situationen zu ermöglichen ist für Dewey konstitutive<br />
Bedingung für erzieherisches Wirken. Erziehung bedeutet für Dewey:<br />
Entwicklung und Schulung des Denkens. Es wird grundsätzlich auf<br />
konkrete Lebenssituationen bezogen und leitet vernünftiges Handeln.<br />
Denken ist für Dewey <strong>das</strong> Mittel zur Bewältigung der Aufgaben und<br />
Probleme des Lebens." 3<br />
Bei Kilpatrick liegt eine zusätzliche starke Betonung auf dem Element „Demokratie"<br />
als wichtiger Bestandteil des sozialen Lernens während des <strong>Projekt</strong>verlaufs.<br />
Das gemeinsame Leben wird zum gemeinsamen Fundament für<br />
Erziehung.<br />
In Deutschland richtete sich der Unmut zahlreicher Pädagogen gegen die<br />
Bildungsideale des Neuhumanismus. Gegen die Schule als „... zweckfreien<br />
Ort zur Verwirklichung <strong>von</strong> Allgemeinbildung ..." 4 sollte nun dem überlegten<br />
und geplanten Handeln und der Lebensbedeutsamkeit mehr Aufmerksamkeit<br />
zukommen. Als zentrale Forderungen der deutschen Reformpädagogik, die<br />
auch für den heutigen <strong>Projekt</strong>unterricht charakteristisch sind, gelten nach<br />
Frey: Erziehung <strong>durch</strong> lebendiges Lernen, Integration <strong>von</strong> Schülern verschiedenen<br />
Alters im gemeinsamen Handeln, Persönlichkeitsbildung <strong>durch</strong><br />
Verwirklichung <strong>von</strong> Wünschen der einzelnen Schüler. 5 Bedeutende Vertreter<br />
der Reformpädagogik, die die Entwicklung des <strong>Projekt</strong>s als Lernmethode<br />
maßgeblich beeinflussten, waren zum Beispiel Georg Kerschensteiner, Hugo<br />
Gaudig, Johannes Kretschmann, Otto Haase und Adolf Reichwein.<br />
3 Platte, H. K., 1990, S. 12.<br />
4 ebd. S. 11.<br />
5 Frey, K., 1996 S.35.<br />
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Mit den letzten drei Namen verbindet sich vor allem der Begriff „Vorhaben",<br />
den Kretschmann geprägt hat. Methodisch bestehen zum <strong>Projekt</strong> kaum Unterschiede,<br />
Glöckel betont aber die Verwendung des Begriffs für „... bescheidenere,<br />
oft schulinterne <strong>Projekt</strong>e ...". 6 Flüßner hebt die Bedeutung des Begriffs „<strong>Projekt</strong>"<br />
für <strong>das</strong> umfassendere Ziel „Erziehung" (Dewey, Kilpatrick) hervor, während<br />
<strong>das</strong> Vorhaben eher mit dem engeren Blickfeld „schulischer Unterricht" in Verbindung<br />
gebracht wird. Wiederentdeckt wurde die <strong>Projekt</strong>methode in den sechziger<br />
und siebziger Jahren, als erneut die Unzufriedenheit über <strong>das</strong> bestehende Schulsystem<br />
und die Unterrichtsmethoden („Kopflastigkeit", „Verwissenschaftlichung",...)<br />
die Forderung nach Innovationen und Wandel laut werden ließ. In den<br />
achtziger Jahren konnte sich die <strong>Projekt</strong>methode endgültig etablieren und stellt<br />
bis heute einen immer noch relativ kleinen, aber dennoch bedeutsamen Teil<br />
schulischen Alltags dar. Eine Vielzahl <strong>von</strong> Büchern (hervorzuheben ist besonders<br />
<strong>das</strong> Buch „Die <strong>Projekt</strong>methode" <strong>von</strong> Karl Frey, <strong>das</strong> 1982 zum ersten Mal und<br />
1996 in siebter Auflage erschienen ist) und Veröffentlichungen zu diesem Thema<br />
in Zeitschriften, bestätigen die Bedeutung des <strong>Projekt</strong>s in der heutigen Unterrichtstheorie<br />
und die große Nachfrage nach Informationen über diese Lernmethode.<br />
1.2 Merkmale der <strong>Projekt</strong>methode<br />
Aus der Geschichte, besonders aber aus den Werken Deweys und Kilpatricks,<br />
gewinnt die <strong>Projekt</strong>methode zahlreiche Merkmale, die konstitutiv für sie sind. Anstelle<br />
einer Definition, die aufgrund der Offenheit der Methode nur schwer zu<br />
leisten ist, sollen hier einige wesentliche Kriterien, die aus dem Versuch einer<br />
Synthese der Merkmalkataloge <strong>von</strong> Frey 7 und Platte 8 gewonnen wurden,<br />
herausgestellt werden:<br />
• Die Teilnehmer an einem <strong>Projekt</strong> setzen sich ein einheitliches Ziel.<br />
• Sie versuchen eine umfassende, relativ offene Aufgabe aus einem realen und<br />
sinnvollen Betätigungsgebiet gemeinsam zu lösen.<br />
• Die Aufgabe soll unmittelbar zum Handeln der Teilnehmer führen.<br />
6 Glöckel, H., 1990, S. 1<strong>14</strong>.<br />
7 Frey, K., 1996, S. 16f.<br />
8 Platte, H. K., 1990, S. 13f.<br />
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• Während der Lösung der Aufgabe ist den Teilnehmern eine möglichst große<br />
Selbstständigkeit bei der Wahl, der Planung, der Durchführung und der<br />
Analyse und Beurteilung des <strong>Projekt</strong>s zu überlassen.<br />
• Die Teilnehmer bestimmen selbst einen begrenzten zeitlichen Rahmen für<br />
<strong>das</strong> <strong>Projekt</strong>.<br />
• Die Arbeit am <strong>Projekt</strong> vollzieht sich in Gruppen, die sich im <strong>Projekt</strong>verlauf immer<br />
wieder gegenseitig über den Stand der Arbeit informieren, die sich bei<br />
Problemen gegenseitig aushelfen und Spannungen und Konflikte gemeinsam<br />
aufarbeiten und zu lösen versuchen.<br />
• Die Entscheidungen zur Wahl, Planung und Durchführung des <strong>Projekt</strong>s<br />
verlaufen unter demokratischen Bedingungen. Dazu sollten in der<br />
Anfangsphase des <strong>Projekt</strong>s bestimmte Umgangsformen diskutiert und<br />
festgelegt werden.<br />
• Der Lehrer ist in den <strong>Projekt</strong>prozess integriert. Eventuell steht dem Lehrer ein<br />
Vetorecht bei Entscheidungen zu.<br />
• <strong>Projekt</strong>e ziehen alle Wissenschaften zu Rate, die zur Lösung der Aufgabe<br />
etwas beitragen können, sie sind fächerübergreifend.<br />
Wie schon im Exkurs zur Geschichte des <strong>Projekt</strong>s und des Vorhabens dargestellt,<br />
können die Merkmale des <strong>Projekt</strong>s im Wesentlichen auch auf <strong>das</strong> Vorhaben<br />
übertragen werden. Kretschmann beschrieb <strong>das</strong> Vorhaben als „… gemeinsames<br />
Sich-noch-etwas-Vornehmen im Anschluss an den Gesamtunterricht, <strong>das</strong><br />
sich Sammeln um ein größeres gemeinsames Werk, <strong>das</strong> um seiner selbst, nicht<br />
um schulmäßiger Übungen ausgeführt wird ..." 9 . Während <strong>das</strong> Vorhaben sich<br />
aber vor allem auf schulischen Unterricht bezieht, und deshalb oft nur Teile der<br />
<strong>Projekt</strong>methode in einem „projektorientierten oder projektartigen Unterricht" verwirklicht,<br />
zielt <strong>das</strong> <strong>Projekt</strong>lernen auf „ganzheitlich - integrative Handlungsfähigkeit"<br />
10 und damit umfassend auf Begriffe wie Erziehung und Bildung. Diese kurzen<br />
Erläuterungen sind im Folgenden, wenn nur noch <strong>von</strong> <strong>Projekt</strong>en die Rede ist,<br />
mitzudenken.<br />
9 Flößner, W. 1992, S. 8.<br />
10 vgl. Peterßen, W. H., 1996, S. 6ff.<br />
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2. Begründungen für die <strong>Projekt</strong>methode in der „modernen" Schule<br />
Gudjons formuliert in seinem Buch „Handlungsorientiert lehren und lernen" drei<br />
Begründungsebenen für den handlungsorientierten Unterricht, die auch <strong>das</strong><br />
Grundmuster zur Begründung der <strong>Projekt</strong>methode abgeben. 11 Die drei Ebenen<br />
sind die sozialisationstheoretische, die anthropologisch - lernpsychologische<br />
und die didaktisch - methodische Ebene.<br />
2.1 Die sozialisationstheoretische Ebene<br />
Gudjons stellt auf dieser Ebene eine Reduzierung sozialer Erfahrungsmöglichkeiten<br />
<strong>von</strong> Eigentätigkeit und Primärerfahrungen in der Schule fest. Entsinnlichung<br />
und Abstraktion dominierten gegenüber handelnd - tätigen Erfahrungsmöglichkeiten,<br />
wo<strong>durch</strong> sich eine bedenkliche Erfahrungslücke zwischen Lebenswelt<br />
und Bewusstsein auftut. Der Schule wirft er eine fortschreitende<br />
Scheinhaftigkeit und Zukunftsschwäche vor. Auch Platte bezieht sich in seiner<br />
Begründung „aktiver" Lernmethoden auf Erfordernisse auf sozialisationstheoretischer<br />
Ebene. In seiner „These 1" formuliert er ähnlich wie Gudjons: „Das Anforderungsprofil<br />
der Schule hat sich geändert. Die Vorbereitung auf <strong>das</strong> Erklärungserfordernis<br />
der Umwelt und auf <strong>das</strong> Handlungserfordernis in der Umwelt stehen<br />
im Ungleichgewicht." 12 Den Schülern werde Theorie vermittelt, ohne ihnen die<br />
Relevanz ihres Lernens für die Praxis aufzuzeigen. Plattes zweite These betrifft<br />
ebenso die sozialisationstheoretische Ebene. Anhand empirischer Untersuchungen<br />
weist er nach, <strong>das</strong>s sich <strong>das</strong> Selbstbewusstsein der Lernenden hinsichtlich<br />
der Gegenwartsbezogenheit, den Wünschen ernst genommen zu werden und<br />
Freude am Beruf zu erfahren, geändert hat.<br />
Frey begründet ebenfalls den Bedarf der Schule an der <strong>Projekt</strong>methode unter<br />
anderem da<strong>durch</strong>, <strong>das</strong>s sich die Schule an vielen Stellen vom Leben um sich<br />
herum gelöst hat. 13<br />
Mit dieser Kritik an vorherrschenden kognitiven Unterrichtsstrukturen fordern die<br />
Autoren <strong>durch</strong> neue Lernkonzepte, die Handlungskompetenz und Motivation der<br />
Schüler zu steigern. Platte betont dabei zurecht, <strong>das</strong>s es um keine „Entkopfung"<br />
der Schule gehe <strong>14</strong> , sondern um <strong>das</strong> Herausstellen der Bedeutung <strong>von</strong><br />
Erklärungswissen für praktisches Handeln. Sinnstiftung und Lebensbedeutsam-<br />
11 Gudjons, H., 1992, S. 55 - 60.<br />
12 Platte, H. K., 1990, S. 5.<br />
13 Frey, K., 1996, S. 58.<br />
<strong>14</strong> Platte, H. K., 1990, S. 7.<br />
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keit sind Elemente, die <strong>durch</strong> Lernmethoden wie <strong>das</strong> <strong>Projekt</strong> realisiert werden<br />
können.<br />
2.2 Die anthropologisch-lernpsychologische Ebene<br />
Gudjons wendet sich auf dieser Ebene gegen <strong>das</strong> Dasein des Schülers als bloß<br />
Aufnehmenden <strong>von</strong> didaktisch aufbereitetem „fertigem" Wissensstoff. Stattdessen<br />
sei <strong>durch</strong> handlungsorientiertes Lernen ein Denken zu fördern, <strong>das</strong> aus dem<br />
Tun entspringt und gleichzeitig handlungsregulierend wieder auf <strong>das</strong> Tun zurückwirke.<br />
Der dialektischen Beziehung <strong>von</strong> Mensch und Umwelt könne man auf<br />
diese Weise gerechter werden.<br />
Ein Lernen, <strong>das</strong> aus praktischem Tun und dem Nachdenken darüber entspringt,<br />
vermag bestimmte Lernprozesse intensiver und effizienter zu gestalten. Diese<br />
These verweist schon auf die didaktisch-methodische Ebene.<br />
2.3 Die didaktisch-methodische Ebene<br />
Aus didaktisch-methodischer Sicht wird <strong>von</strong> den Autoren besonders die Aktivität<br />
des Schülers, die so viele Sinne als möglich ansprechen soll, in handlungsorientierten<br />
Verfahren, wie der <strong>Projekt</strong>methode, hervorgehoben. Ein Unterricht, der<br />
den Schüler weitgehend zum Rezipienten <strong>von</strong> „Stoff` werden lässt, kann nur wenig<br />
dazu beitragen die Handlungsfähigkeit <strong>von</strong> Lernenden zu verbessern.<br />
Ein weiterer Vorteil der <strong>Projekt</strong>methode auf dieser Ebene sind die im Verlauf des<br />
Unternehmens nahezu automatisch ablaufenden Tätigkeitswechsel der Lernenden.<br />
Frey berichtet aus einer Studie <strong>von</strong> Hage aus dem Jahre 1985, wonach<br />
deutsche Schüler 75% der Unterrichtszeit im lehrerzentrierten, erarbeitenden<br />
Unterricht verbringen, unterbrochen <strong>von</strong> zwischen vier- bis zehnminütigen<br />
Ausführungen der Lehrperson. 15 Das <strong>Projekt</strong> hingegen leitet abwechselnd zum<br />
planenden und vergewissernden Denken, praktischem Tun und Kommunizieren<br />
in Gruppen.<br />
Zu dieser Ebene möchten wir auch schulorganisatorische Hemmnisse zählen,<br />
die bestimmte methodisch-didaktische Strukturen nach sich ziehen und die <strong>durch</strong><br />
<strong>Projekt</strong>e zumindest für kurze Zeit außer Kraft gesetzt werden können. Zum einen<br />
kann <strong>Projekt</strong>unterricht <strong>das</strong> Jahrgangsklassenprinzip überwinden, <strong>das</strong> Homogenität<br />
vortäuscht, wo Heterogenität herrscht. Weiterhin kann <strong>durch</strong> <strong>das</strong> fächerübergreifende<br />
Prinzip <strong>von</strong> <strong>Projekt</strong>en der Wirklichkeit gegenüber gerechter verfah-<br />
15 Frey, K., 1996, S. 59.<br />
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en werden, die die Lebensprobleme ungeteilt und ganzheitlich dem Menschen<br />
zur Aufgabe stellt. Der Fächerunterricht zerlegt hingegen die Wirklichkeit in einzelne<br />
Wissenschaften und geht oft zu wenig auf Zusammenhänge ein. Schließlich<br />
kann während eines <strong>Projekt</strong>s „... die zeitliche Zerstückelung (des Unterrichts -<br />
Anm. d. Autoren) zugunsten eines verweilenden und konzentriert-intensiven<br />
Befassens mit einem Thema, einer Sache ..." 16 aufgehoben werden.<br />
2.4 Die Bedeutung der <strong>Projekt</strong>methode für den Arbeitslehreunterricht<br />
Der Lehrplan für die Hauptschule formuliert in seiner Präambel die Vermittlung<br />
einer grundlegenden Allgemeinbildung, <strong>das</strong> Bereitstellen <strong>von</strong> Hilfen zur Berufsfindung<br />
und die Schaffung <strong>von</strong> Voraussetzungen für die berufliche Aus- und<br />
Weiterbildung als zentrale Aufgaben. Dem Fach Arbeitslehre – heute Arbeit-<br />
Wirtschaft-Technik – <strong>das</strong> die Schüler planmäßig an die Arbeits- und Berufswelt<br />
heranführen soll, wird damit eine wichtige Funktion im Fächerkanon der<br />
Hauptschule eingeräumt. Die <strong>Projekt</strong>methode kann grundsätzliche<br />
Kompetenzen, also Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten exemplarisch<br />
veranschaulichen und trainieren helfen, die in der Arbeits- und Berufswelt eine<br />
große Rolle spielen.<br />
Peterßen beschreibt die Bedeutung des <strong>Projekt</strong>lernens für die Förderung „ganzheitlich-integrativer<br />
Handlungsfähigkeit'. 17 Er weist nach, wie sich in diesem Begriff<br />
verschiedene Kompetenzen vereinigen. So setze sich der Ausdruck<br />
Handlungsfähigkeit aus der Fach-/Sachkompetenz, der Sozialkompetenz, der<br />
Methodenkompetenz und der moralischen Kompetenz zusammen. Umgesetzt<br />
werden diese Kompetenzen <strong>durch</strong> die Anwendung <strong>von</strong> Handlungskriterien, wie<br />
sie etwa bei Platte bezeichnet werden als „Instrumentalität, Kommunikation, Information,<br />
Produktion, Innovation und Evaluation“. 18 Betrachtet man in Zeitungen<br />
die Anzeigen des Stellenmarktes, so finden sich dort viele dieser Handlungskriterien<br />
und -kompetenzen als Bewerbungsanforderungen. Fachkompetenz, Zielorientierung,<br />
Kritikfähigkeit, Innovationsfreudigkeit, Selbstständigkeit in<br />
Informationsgewinnung und Arbeitsverhalten und kommunikative Fähigkeiten für<br />
die Arbeit im Team sind einige der Vokabeln <strong>von</strong> Stellenangeboten.<br />
Im <strong>Projekt</strong> können diese Tugenden erprobt werden. Sein Anlass ist oft der Mangel<br />
eines Gegenstands, eine Unzufriedenheit mit einer Situation und die Ent-<br />
16 Peterßen, W. H.,1996, S. 5.<br />
17 ebd. S.6 ff.<br />
18 Platte, H. K., 1990, S. 16 f.<br />
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scheidung etwas gegen diesen Missstand zu tun. Im Anschluss daran wird häufig<br />
unter Einsatz <strong>von</strong> Phantasie und Kreativität innovatorisch gehandelt. Fach- und<br />
Sachkompetenz wird notwendig um <strong>das</strong> <strong>Projekt</strong> zu planen, seine Durchführbarkeit<br />
abzuschätzen und den Plan schließlich auszuführen, <strong>das</strong> „Produkt" zu realisieren.<br />
Um sich fehlende Sachkompetenz anzueignen, ist es nötig, Informationen<br />
ziehen zu können aus der Kommunikation mit Fachleuten oder im Erkenntnis<br />
suchenden Gespräch mit anderen Teilnehmern am <strong>Projekt</strong>. Damit Kommunikation<br />
glücken kann, sind bestimmte Gesprächsregeln und Umgangsformen einzuhalten,<br />
welche die soziale Kompetenz eines <strong>Projekt</strong>mitarbeiters fordern. Für die<br />
Organisation, Produktion, die Informationsgewinnung, aber auch für die Evaluation<br />
zum Ende der <strong>Projekt</strong>phase ist es nötig bestimmte Techniken und Instrumentarien<br />
(Werkzeuge; Anwendung <strong>von</strong> visuellen Darstellungen zur Präzisierung<br />
und Überwachung des Arbeitsablaufes 19 , ...) zu beherrschen. Diese Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten verweisen auf die Methodenkompetenz des Lernenden. Die moralische<br />
Kompetenz zeigt sich nach Peterßen in der verantwortlichen Gestaltung<br />
des Handelns der <strong>Projekt</strong>teilnehmer. 20<br />
Hervorzuheben ist, wie aus den bisherigen Erläuterungen hervorgegangen sein<br />
sollte, <strong>das</strong>s es dem <strong>Projekt</strong> nicht nur um die Herstellung eines am Ende vorzeigbaren<br />
„Produktes" geht, sondern <strong>das</strong>s es vielmehr auf den Weg ankommt, der<br />
einzuschlagen ist, um die „Produktidee" Gestalt werden zu lassen. Ein unterrichtliches<br />
<strong>Projekt</strong> in Angriff zu nehmen bedeutet, Methoden kennen zu lernen, bedeutet<br />
„Handlungsvollzug" als... Handeln in Aufgabenformen, also nach elementaren<br />
Gesetzen <strong>von</strong> Arbeitsplanung und Arbeitsorganisation." 21 Derartig<br />
verstandener Handlungsvollzug liefert den Lernenden Orientierungsmuster, die<br />
über <strong>das</strong> <strong>Projekt</strong>thema hinaus Qualifikationen für die Lebensbewältigung, für Alltag<br />
und Beruf, bereitstellen. Schneidewind stellt fest, <strong>das</strong>s Arbeitslehre (heute<br />
Arbeit-Wirtschaft-Technik) als praktisches Lernen nicht als vorhandwerklicher<br />
Umgang mit Werkstoffen und einfachen Werkzeugen verstanden werden darf,<br />
sondern <strong>das</strong>s praktisches Lernen für alle Lernprozesse und für alle Schüler, als<br />
Handlungsvollzug, der allgemeine Erkenntnisgrundlagen etwa in der Form <strong>von</strong><br />
Vorstellungsvermögen überhaupt erst möglich macht, notwendig ist. 22<br />
19 Einen sehr guten Überblick, in Form <strong>von</strong> Vorschlägen für Tätigkeits- und Materiallisten,<br />
Flussdiagramme mit Entscheidungssymbolen und Arbeitsablauflkarten findet man bei Platte,<br />
1990, S. 20 ff.<br />
20 Peterßen, W. H.,1996, S. 8.<br />
21 Schneidewind, K., 1989, S.291.<br />
22 ebd. S. 282.<br />
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3. Verlaufsstrukturen <strong>von</strong> <strong>Projekt</strong>en<br />
Die Grundstruktur der <strong>Projekt</strong>methode hat schon Kilpatrick herausgearbeitet.<br />
Die <strong>von</strong> ihm benannten Stufen Purposing (Beabsichtigen) – Planning (Planen)<br />
– Executing (Ausführen) – Judging (Beurteilen) werden noch heute <strong>von</strong><br />
den Autoren nahezu identisch übernommen. Meist wird zwischen „Purposing"<br />
und „Planning" noch eine Phase eingeschoben, die als lnformationsphase<br />
oder Phase der Auseinandersetzung über die <strong>Projekt</strong>initiative bezeichnet<br />
wird. Obwohl <strong>das</strong> Merkmal „Offenheit' der <strong>Projekt</strong>methode <strong>durch</strong><br />
eine derartige methodische Festlegung eigentlich ad absurdum geführt wird,<br />
hat sich diese Stufung in der Praxis bewährt. Offenheit meint nicht Strukturlosigkeit.<br />
Der zeitliche Rahmen für die einzelnen Phasen hängt <strong>von</strong> der für <strong>das</strong> gesamte<br />
<strong>Projekt</strong> veranschlagten Zeit ab. Frey unterscheidet zwischen Kleinprojekten<br />
mit einer Dauer <strong>von</strong> etwa zwei bis sechs Stunden, Mittelprojekten<br />
mit einer Dauer <strong>von</strong> etwa sechs bis vierzig Stunden und Großprojekten, zum<br />
Beispiel im Rahmen einer oder mehrerer <strong>Projekt</strong>wochen. 23<br />
Im Folgenden sollen die verschiedenen Phasen kurz charakterisiert werden.<br />
3.1 lnitiativphase<br />
Ein Beteiligter einer Lerngruppe oder ein Außenstehender machen ein Themenangebot.<br />
Dieses kann spontan geäußert oder nach Aufforderung<br />
eingebracht werden. Alle Gegenstände und Ereignisse können als Initiative<br />
eingebracht werden. Weitere Möglichkeiten zu <strong>Projekt</strong>initiativen könnten aus<br />
einem Brainstorming einer Lerngruppe erfolgen, es könnten Wandzeitungen<br />
auf bestimmte Themen aufmerksam machen oder Themenlisten aus dem<br />
Lehrplan oder einem Lehrbuch vorgelegt werden.<br />
In dieser Phase wird noch nicht über die Vorschläge entschieden, sie sollten<br />
aber allen potentiellen Teilnehmern zugänglich sein.<br />
Hingewiesen werden soll noch auf die Aussage Freys, <strong>das</strong>s die meisten guten<br />
<strong>Projekt</strong>ideen in der Schule vom professionellen Pädagogen kommen, da<br />
er <strong>durch</strong> die Fähigkeit, Distanz zu sich selbst und seinen Lebensumständen<br />
einnehmen zu können, Bedürfnisse und Interessen besser erkennen kann. 24<br />
Diese Aussage muss aber <strong>durch</strong> die Erfahrungen im Rahmen <strong>von</strong> <strong>Projekt</strong>-<br />
23 Frey, K., 1996, S. 21 f.<br />
24 ebd. S. 75.<br />
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prüfungen in Hessen und Baden-Württemberg eingeschränkt werden. Evaluationen<br />
ergaben, <strong>das</strong>s <strong>Projekt</strong>e, in welchen Themen aus den <strong>Projekt</strong>gruppen<br />
selbst erwuchsen, am erfolgreichsten waren. Die Schüler arbeiteten dann<br />
motivierter, engagierter und konzentrierter.<br />
3.2 Informationsphase<br />
In dieser Phase wird <strong>das</strong> Thema des <strong>Projekt</strong>s nach einer Gruppendiskussion<br />
festgelegt. Idealerweise wird dabei, nach Gudjons, eine für den Erwerb <strong>von</strong><br />
Erfahrungen geeignete, problemhaltige Sachlage ausgewählt, die die Merkmale<br />
Situationsbezug, Orientierung an den Interessen der Beteiligten und<br />
gesellschaftliche Praxisrelevanz erfüllt. 25 Neben der Verständigung auf ein<br />
bestimmtes Thema erfolgt hier schon <strong>das</strong> Sammeln <strong>von</strong> Informationen. Jeder<br />
Teilnehmer sollte sich im Klaren sein, worum es in dem <strong>Projekt</strong> geht, wie <strong>das</strong><br />
„Endprodukt" der Unternehmung aussehen soll. Ergebnis dieser <strong>Projekt</strong>phase ist<br />
eine <strong>Projekt</strong>skizze, die grob festhält, was getan werden soll. Diese Phase<br />
verlangt <strong>von</strong> den Teilnehmern die Anwendung kommunikativer und methodischer<br />
Fähigkeiten. Frey bezeichnet die Phase als „Auseinandersetzung mit der<br />
<strong>Projekt</strong>initiative in einem vorher vereinbarten Rahmen". Er drückt damit aus, <strong>das</strong>s<br />
Argumente für und wider die Initiative geäußert, <strong>das</strong>s Interessen, Präferenzen,<br />
Sympathien und Antipathien offen gelegt werden. Damit diese<br />
„Auseinandersetzung" in geregelter Weise abläuft, empfiehlt er, spätestens in<br />
dieser Phase Vereinbarungen über Verfahrensregeln und den Umgang<br />
miteinander zu treffen. Frey versucht damit dem Anspruch Kilpatricks nach<br />
Demokratie während des <strong>Projekt</strong>s gerecht zu werden. In Klassen, die in der<br />
<strong>Projekt</strong>methode schon geübt sind, werden diese Vereinbarungen zunehmend<br />
überflüssig.<br />
3.3 Planungsphase<br />
Die Planungsphase ist die bedeutendste Phase des <strong>Projekt</strong>s. Von ihr hängt<br />
maßgeblich der Erfolg des <strong>Projekt</strong>s ab und in ihr entscheidet sich, ob <strong>das</strong> Vorhaben<br />
tatsächlich <strong>durch</strong>führbar ist.<br />
Mit Hilfe <strong>von</strong> W-Fragen, wird die zu bearbeitende Aufgabe exakt strukturiert. Am<br />
Ende dieser Phase steht eventuell ein Arbeitsplan, der, nachdem die Teilnehmer<br />
25 Gudjons, H., 1992, S. 68 ff.<br />
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ihre Wünsche und Interessen geäußert haben, festlegt, wer im weiteren Verlauf<br />
des <strong>Projekt</strong>s welche Art <strong>von</strong> Tätigkeit wie, warum, wann und wo <strong>durch</strong>führen<br />
wird.<br />
3.4 Produktionsphase<br />
In der Produktionsphase beginnt die konkrete Herstellung des Produktes. Das<br />
Produkt kann sowohl ein Gegenstand, als auch ein Prozess (eine Vorführung,<br />
eine Videoproduktion, ...) sein. Unterbrochen wird der Herstellungsprozess <strong>durch</strong><br />
Reflexionen über <strong>das</strong> Tun. Bevor weiterproduziert wird, sind Fragen zu beantworten,<br />
wie zum Beispiel: Verläuft die Arbeit planmäßig? Sind Revisionen nötig?<br />
3.5 Abschlussphase<br />
In der Abschlussphase sind verschiedene Varianten möglich. Ist <strong>das</strong> Produkt<br />
hergestellt, kann <strong>das</strong> <strong>Projekt</strong> enden. In einer Verifikationsphase kann <strong>das</strong> fertige<br />
Produkt mit dem Plan verglichen werden (untersucht werden können zum Beispiel<br />
Quantität und Qualität, Kosten und Nutzen oder Gewinn und Verlust ). Eine<br />
weitere Variante ist die Übernahme der erworbenen Erkenntnisse, Produkte oder<br />
Fertigkeiten in den Alltag. Ebenso kann eine Präsentation der Ergebnisse, zum<br />
Beispiel in Form einer Ausstellung, <strong>das</strong> <strong>Projekt</strong> beschließen.<br />
4. Ausblick<br />
Das <strong>Projekt</strong>, als Ergänzung zum Unterricht in Lehrgangsform (nicht alle Lehrplaninhalte<br />
eignen sich für die Erarbeitung <strong>durch</strong> <strong>Projekt</strong>e! ), ist meines Erachtens<br />
eine sehr geeignete Methode um die Schüler ganzheitlich zu fordern, viele<br />
ihrer Sinne anzusprechen, ihre Aktivität und Motivation zu steigern. Dazu ist es<br />
aber nötig, <strong>das</strong>s die Schüler in hohem Maße <strong>von</strong> einer <strong>Projekt</strong>initiative angesprochen<br />
werden. Ist dies nicht der Fall, ist <strong>das</strong> Risiko sehr groß, viel Zeit in ein <strong>Projekt</strong><br />
zu investieren, <strong>das</strong> die Schüler nicht betrifft. In den „Fürther-Landkreis-Nachrichten"<br />
vom 24.1.1997 wurde beispielsweise über ein <strong>Projekt</strong> berichtet, <strong>das</strong> zum<br />
Gedenktag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz eine Ausstellung<br />
zu dem Thema als Ziel hatte. Der Lehrer berichtet über den Wandel der Schülereinstellungen.<br />
Zunächst seien die Schüler eher gleichgültig gewesen, nach<br />
dem Motto: „Was geht mich <strong>das</strong> an, wir können doch nichts dafür." Im Verlauf<br />
habe die Schüler <strong>das</strong> Thema aber immer stärker berührt und interessiert. Die<br />
konstitutive Bedingung einer situativen und problemhaltigen Initiative war schein-<br />
<strong>Seite</strong> 11 <strong>von</strong> <strong>14</strong>
ar aber nicht gegeben. Somit wäre <strong>durch</strong> den schließlich glücklichen Verlauf des<br />
Vorhabens bestenfalls <strong>von</strong> einem projektorientierten Unterricht zu sprechen.<br />
Die Phase der <strong>Projekt</strong>initiative erscheint der „Knackpunkt" zu sein, wenn tatsächlich<br />
<strong>durch</strong> diese Methode die oben geschilderten Kompetenzen gefördert werden<br />
sollen. Auch darf <strong>das</strong> <strong>Projekt</strong> weder <strong>von</strong> dem Lehrer noch <strong>von</strong> den Schülern als<br />
Spielwiese für abwechslungsreiche und lustige Unterhaltung verstanden werden.<br />
Wie auf viele Formen handlungsorientierten Unterrichts, so trifft auch auf <strong>das</strong><br />
<strong>Projekt</strong> die viel diskutierte Problematik des Benotens oder der Beurteilung der<br />
Schülerleistungen zu. Gudjons schlägt eine Beurteilung anhand eines <strong>von</strong> den<br />
Schülern zu verfassenden Arbeitsprozessberichtes vor. Dieser kann meines Erachtens<br />
den Anteil eines Schülers am <strong>Projekt</strong> nur unzureichend dokumentieren.<br />
Frey kommt zu keinem Ergebnis und überlässt dem Lehrer die Entscheidung, ob<br />
er benoten will oder nicht. Verwiesen sei auf Freys Gegenüberstellung <strong>von</strong> Pro<br />
und Contra zur Benotung <strong>von</strong> <strong>Projekt</strong>leistungen. 26 Auf den Landesbildungsservern<br />
Hessens und Baden-Württembergs finden sich mittlerweile viele Vorschläge<br />
zur Beurteilung und Bewertung <strong>von</strong> <strong>Projekt</strong>arbeiten. Im Rahmen der <strong>Projekt</strong>prüfung<br />
als Teil des dortigen Hauptschulabschlusses wurde eine Bewertung nötig.<br />
Natürlich erscheint es schwierig, gerade im Bereich der Bewertung <strong>von</strong> sozialen<br />
und personalen Kompetenzen, einen Kriterienkonsens zu finden, dennoch sollte<br />
man <strong>durch</strong>aus auf <strong>das</strong> Geschick <strong>von</strong> Lehrkräften vertrauen, Schülerleistungen in<br />
<strong>Projekt</strong>arbeiten richtig einzuschätzen.<br />
Abschließend sei noch darauf verwiesen, <strong>das</strong>s derzeit auch in Bayern die <strong>Projekt</strong>prüfung<br />
an Pilotschulen erprobt und so versucht und gehofft wird, eine langfristige<br />
Implementierung <strong>von</strong> projektorientiertem Arbeiten und der <strong>Projekt</strong>arbeit in<br />
ihrer Hochform zu erreichen.<br />
26 Frey, K., 1996, S. 198 f.<br />
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Literatur<br />
Fauser, Peter, Franz-Michael Konrad, Julius Wöppel (Hrsg.): Lernarbeit.<br />
Arbeitslehre als praktisches Lernen. Weinheim, Basel 1989.<br />
Flößner, Wolfram: Schulische <strong>Projekt</strong>tage. Braunschweig 1992. (=<br />
Schulleiter-Handbuch, Bd. 62 )<br />
Frey, Karl: Die <strong>Projekt</strong>methode. Der Weg zum bildenden Tun. Weinheim,<br />
Basel 1996.<br />
Glöckel, Hans: Vom Unterricht. Bad Heilbrunn/Obb. 1990.<br />
Gudjons, Herbert: Handlungsorientiert lehren und lernen. Schüleraktivierung-Selbsttätigkeit-<strong>Projekt</strong>arbeit.<br />
Bad Heilbrunn/Obb. 3 1992. (= Reihe:<br />
Erziehen und Unterrichten in der Schule)<br />
Kaiser, Franz - Josef und Hans Kaminski: <strong>Projekt</strong>arbeit. In: dies. (Hrsg.):<br />
Wirtschaft. Handwörterbuch zur Arbeits- und Wirtschaftslehre. Bad<br />
Heilbrunn/Obb. 1981. S. 242 ff.<br />
Kaminski, Hans und Ortrud Reuter - Kaminski: „<strong>Projekt</strong>ideen - Planungshilfen<br />
für die Fachkonferenz". In: arbeiten + lernen. Unterricht im Lernfeld<br />
Arbeitslehre. Heft 4, 1991. S. 21 - 27.<br />
Peterßen, Wilhelm H.: „<strong>Projekt</strong>lernen im AWT-Unterricht". In: AWT INFO. Hsg.<br />
<strong>von</strong> der Forschungsstelle an der Pädagogischen Hochschule Weingarten,<br />
Bereich Arbeitslehre. Themenheft: <strong>Projekt</strong>orientierter Unterricht im Lernfeld<br />
Arbeitslehre. Heft 2, 1996. S. 4-12.<br />
Platte, Hans K. (Hrsg.): Das <strong>Projekt</strong>. Theorie, Methoden, Beispiele. Ein<br />
Handbuch für die Schulpraxis. Köln 1990. ( = Didaktische Reihe Ökonomie)<br />
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Web-Links zum Thema <strong>Projekt</strong><br />
Hier sollen einige Links zur <strong>Projekt</strong>arbeit aufgelistet werden, auf welche wir im<br />
Rahmen der Vorbereitung des Workshops gestoßen sind. Zum einen wird dort<br />
theoretisches Wissen angeboten, zum anderen bieten viele Internetangebote<br />
auch hilfreiche Materialien in Form <strong>von</strong> Vordrucken zur <strong>Projekt</strong>arbeit,<br />
<strong>Projekt</strong>ideen und Dokumentationen über <strong>Projekt</strong>e.<br />
In den theoretischen Grundlagen zum <strong>Projekt</strong> wurde bereits auf die<br />
Landesbildungsserver Hessens und Baden-Württembergs verwiesen, die<br />
zahlreiches und sehr gutes Material zum <strong>Projekt</strong> im Rahmen der<br />
Abschlussprüfungen an Hauptschulen anbieten: <strong>von</strong> <strong>Projekt</strong>arbeit anbahnenden<br />
Unterrichtseinheiten bis zu interessanten Versuchen die Problematik der<br />
Bewertung <strong>von</strong> <strong>Projekt</strong>arbeit zu lösen.<br />
Die folgende Liste ist kurz und versucht in keiner Weise einen Anspruch auf<br />
Vollständigkeit zu erfüllen!<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Projekt</strong>unterricht<br />
http://www.zum.de/Faecher/Materialien/leupold/projekt/index.html<br />
http://www.de.schola-21.de/<br />
http://www.digitalpro.ch/<br />
http://hauptschule.bildung.hessen.de/pruefung/<br />
http://download.bildung.hessen.de/schule/hauptschule/pruefung/material/MentoMapneuaktuellversion.pdf<br />
http://www.schule-bw.de/schularten/hauptschule/pruefungen/projpr_bsp/<br />
http://www.schule-bw.de/unterricht/faecher/deutsch/projekte/index.html<br />
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