19.11.2012 Aufrufe

Umgang mit Menschen in der letzten Lebensphase

Umgang mit Menschen in der letzten Lebensphase

Umgang mit Menschen in der letzten Lebensphase

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

III. Mediz<strong>in</strong>ethische Aspekte im <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong><br />

kranken <strong>Menschen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>letzten</strong> <strong>Lebensphase</strong><br />

1. Zur Differenzierung des Begriffes „letzte <strong>Lebensphase</strong>“<br />

Die letzte Phase e<strong>in</strong>es menschlichen Lebens wird <strong>in</strong>zwischen durchgehend<br />

als e<strong>in</strong> eigenständiger Abschnitt <strong>mit</strong> vielen Beson<strong>der</strong>heiten und<br />

unterschiedlichen Ersche<strong>in</strong>ungen respektiert und wahrgenommen.<br />

Betroffen s<strong>in</strong>d <strong>Menschen</strong>,<br />

a) die sich erkennbar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Term<strong>in</strong>al- bzw. Sterbephase (die <strong>letzten</strong><br />

Stunden, die <strong>letzten</strong> Tage) bef<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Sterbeprozess unumkehrbar<br />

ist,<br />

b) die an e<strong>in</strong>er irreversibel zum Tode führenden Krankheit leiden, wobei<br />

<strong>der</strong> Todeszeitpunkt <strong>in</strong> naher Zukunft liegt (z.B. <strong>in</strong>fauste Prognose<br />

bei Tumorleiden),<br />

c) bei <strong>der</strong>en Krankheit <strong>der</strong> Todeszeitpunkt – unter <strong>der</strong> Bed<strong>in</strong>gung umfassen<strong>der</strong><br />

professioneller Hilfe des Umfeldes – <strong>in</strong> naher Zukunft nicht<br />

abzusehen ist (z.B. fortschreitend irreversible Demenz unterschiedlicher<br />

Ätiologie, irreversibles Wachkoma).<br />

8<br />

2. Ethische Pr<strong>in</strong>zipien, die auch <strong>in</strong> <strong>letzten</strong> <strong>Lebensphase</strong> zum<br />

Tragen kommen sollten<br />

Unter Pr<strong>in</strong>zipien werden im Gegensatz zu ethischen Urteilen und<br />

Regeln grundlegende übergreifende Handlungsleitl<strong>in</strong>ien verstanden.<br />

In <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>ethik haben sich aus e<strong>in</strong>er langen christlich-abendländischen<br />

Kultur heraus folgende Pr<strong>in</strong>zipien entwickelt: die Anerkennung<br />

<strong>der</strong> Patientenautonomie, das Nichtschadenwollen, die Fürsorge und<br />

die Anwendung <strong>der</strong> Gerechtigkeit. Sie werden <strong>in</strong>zwischen durchgehend<br />

anerkannt.(4) Der Anwendung und Umsetzung dieser Pr<strong>in</strong>zipien<br />

bei Patienten gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>letzten</strong> <strong>Lebensphase</strong> kommt unseres Erachtens<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu.<br />

a. Das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Autonomie<br />

Bei <strong>der</strong> Autonomie handelt es sich um e<strong>in</strong> unverlierbares Grundcharakteristikum,<br />

das jedem <strong>Menschen</strong> <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Situation zuerkannt wird.<br />

Diese Autonomie ist empirisch als eigenständige Kompetenz (Selbstbestimmung,<br />

Willensfreiheit, Entscheidungsfreiheit) erfahrbar. Im<br />

Krankse<strong>in</strong> bleibt die Autonomie im christlichen S<strong>in</strong>ne als unverlierbares<br />

Grundcharakteristikum unverän<strong>der</strong>t erhalten, als eigenständige Kompetenz<br />

kann sie dagegen <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> Erkrankung<br />

unterschiedlich e<strong>in</strong>geschränkt se<strong>in</strong>.(7)<br />

Die Umsetzung des Autonomiepr<strong>in</strong>zips sollte dadurch gewährleistet<br />

werden,<br />

• dass mediz<strong>in</strong>ische Maßnahmen, von Ausnahmen wie <strong>der</strong> Notfallversorgung<br />

abgesehen, grundsätzlich nur <strong>mit</strong> E<strong>in</strong>willigung des aktuell<br />

aufgeklärten und <strong>in</strong>formierten Patienten durchgeführt werden,<br />

• dass bei e<strong>in</strong>em nicht mehr e<strong>in</strong>willigungsfähigen Patienten die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Verfügung (sog. Patientenverfügung) schriftlich geäußerten Wünsche<br />

bezüglich Art und Qualität <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Behandlung bewusst<br />

wahrgenommen, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> konkreten Situation abgeglichen und umgesetzt<br />

werden.<br />

• Wenn beides nicht vorhanden ist, muss die Er<strong>mit</strong>tlung über e<strong>in</strong>e<br />

dritte Person (Bezugsperson) erfolgen.<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!