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Gallertpilze - Tintling

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<strong>Gallertpilze</strong>von Fredi Kasparek, Forststr. 24, 45699 HertenUnter den aufgeführten Arten ist nach derzeitigen Erkenntnissen kein GiftpilzSobald bei einer pilzkundlichen Diskussion dasStichwort „<strong>Gallertpilze</strong>“ fällt, wird es spontanmit Heterobasidiomycetes in Verbindung gebracht.Was so naheliegend und logisch erscheint,ist aber nicht immer auch zutreffend.Denn nicht alle Heterobasidiomyceten sind <strong>Gallertpilze</strong>und erst recht nicht alle <strong>Gallertpilze</strong>sind Heterobasidiomyceten. Grundsätzlich sindes Nichtblätterpilze (Aphyllophorales), die innerhalbdieser Ordnung eine Sonderstellung einnehmen.Es sind Ständerpilze (Basidiomyceten),die sich durch mehrzellige, längs- oder quergeteilteBasidien mit oft langen Sterigmen auszeichnenund deren Fleisch in der Regel gallertbiswachsartig beschaffen ist. Ihr Fruchtlager(Hymenophor) ist weder lamellig, röhrig oderporig, noch leisten- oder stachelförmig, sondernglatt bis feinwarzig oder kraus gefaltet. Alle übrigenNichtblätterpilze (Homobasidiomyceten)bilden konstant einzellige, meist keulenförmigeBasidien aus und sind so morphologisch gut unterscheidbar.Beide Pilzgruppen werden gesondertin je einer Unterklasse zusammen gefasstund heißen Heterobasidiomycetidae und Homobasidiomycetidae.Eine Ausnahme unter den Heterobasidiomycetenist die Gattung Exobasidium (Nacktbasidien).Es sind parasitisch lebende Arten, die die Blätteroder Stengel verschiedener Beerenpflanzen befallen.Sie bilden nur dünne, häutige Überzügean den Blättern und/oder Stengeln der Pflanzen,die sich dann rot verfärben und deformieren. DieBasidien dieser Arten sind schlank keulig undungeteilt (Homobasidie). So gesehen ist die Gattungbei den Heterobasidiomyceten eigentlichdeplaziert. Wegen ihrer abweichenden Mikromerkmalewären sie in der anderen Unterklasseallerdings auch fehlbesetzt. Die Nacktbasidienhaben aus taxonomischen Gründen derzeit einenumstrittenen Sonderplatz. Sie sind nur imvollreifen Zustand zu bestimmen, sollen aber inder hier vorliegenden Arbeit ohnehin nicht näherdargestellt sondern nur der Vollständigkeit halbererwähnt werden.Kenner von Nichtblätterpilzen denken bei <strong>Gallertpilze</strong>nin erster Linie an gut bekannte Gattungenwie Auricularia (Ohrlappenpilze), Calocera(Hörnlinge), Dacryomyces (Gallerttränen), Exidia(Drüslinge) oder Tremella (Zitterlinge). Vielleichtauch noch an ihre ersten, hoffnungslos gescheitertenVersuche auch nur ein mikroskopischesPräparat dieser äußerst widerspenstigenDer <strong>Tintling</strong> 2 (2002) Seite 16


Blattartiger Zitterling Tremella foliacea. Linke Seite Goldgelber Zitterling Tremella mesentericaGlibberlinge zwischen Objektträger und Deckglaszu quetschen: Entweder flutscht die feuchte„Gummimasse“ an einer der vier Seiten desDeckgläschens heraus oder es ist ein Sandkörnchendazwischen und das Deckglas zerbricht.Nach W. Jülich (1984) gibt es ca. 50 Gattungeninerhalb der Heterobasidiomyceten. Die meistendieser Gattungen sind vielen Amateumykologennicht oder wenig bekannt. Außerdem werden einigeder dort aufgeführten Gattungen nicht vorbehaltlosvon allen Aphyllophorales-Spezialistenanerkannt.Gallert- bis stark wachsfleischige Pilze gibt esaußer bei den Heterobasidiomyceten auch beiden Homobasidiomyceten, und zwar sowohl beiden Bauch- Poren- oder Blätterpilzen. Die meistender Arten sind in der Familie der Corticiaceae(Rinden - und Schichtpilze) zu finden.Selbst bei den Ascomyceten (Schlauchpilze) findensich zahlreiche Gattungen, deren Arten ganzoder teilweise gelatinöse Sporocarpien (Fruchtkörper)ausbilden. Es ist oft schwierig, wennnicht gar unmöglich, auch nur die taxonomischeRangordnung eines Fundes bereits im Feld zubenennen.Nachfolgend werden einige relativ gut bekannte<strong>Gallertpilze</strong> aus verschiedenen Familien derHeterobasidiomyceten vorgestellt. Einige Vertreterder Homobasidiomyceten und Ascomycetenwerden in späteren Folgen präsentiert.Blattartiger Zitterling Tremella foliacea undGoldgelber Zitterling Tremella mesentericaDiese beiden Zitterlinge gehören mit Abstand zuden bekanntesten und verbreitetsten Arten ihrerGattung. Tremella foliacea bildet rot- bis kandisbraune,blattartig gefaltete, büschelige, bis faustgroßeFruchtkörper aus, die sich meist rundlichausdehnen. T. mesenterica wird allenfalls bis 8(10) cm groß und 2 -3 cm dick. Die reifen Fruchtkörpersind leuchtend gelb, die konidienloseForm T. lutescens ist blassgelb. Sie bilden welligfurchige,oder unregelmäßig stumpfhöckrige bishirnartig gewundene Formen, die unförmig miteinanderverwachsen sind. Durch diese markanten,arttypischen Merkmale sind die beiden Artenim Feld leicht zu erkennen. Es sind Saprobionten,die vornehmlich verschiedene Laubholz-Der <strong>Tintling</strong> 2 (2002) Seite 17


arten besiedelnund nurganz seltenauf Nadelholzvorkommen.Einige Gattungsmerkmale:Tremella-,Exidia-, undMyxarium-Artenbildenlängs geteilteBasidien vonbreit elliptischeroderzwiebelartigerForm mitfingerförmigenbis längeren,hyphigenSterigmenaus. Auch dieübrigen Mikromerkmaledieser drei Gattungen sind kaum differenzierbar.Eine Ausnahme sind dieSporen, die oft markante Formen habenund damit die sichersten Unterscheidungsmerkmaleder Gattungendarstellen.Tremellaarten bilden rundliche (subglobose)bis breit elliptische Sporenvon oft über 10 µm Länge, gegenüberzylindrischen bis allantoiden Sporenbei Exidia und Myxarium.Weitere Unterschiede siehe bei Exidiaplana.Der, wie die beiden vorhergehendenArten, zur Familie der Tremellaceaegehörende Fleischrote GallerttrichterTremiscus helvelloides ist ebenfalls gutbekannt und kaum zu verwechseln.Seine tief trichter- zungen- oder spatelförmigenFruchtkörper sind kurz seitenständiggestielt, oft öhrlingsartig gespaltenund erscheinen in zarten lachsbisorangeroten Farben. Er kann einzeln,gesellig oder büschelig wachsen.Sein Fleisch ist vollständig gelatinös. In seinemHymenium, das nur an den Außenseiten gebildetwird, reifen breit elliptische Sporen von 9 - 12 x5 - 7 µm auf längs geteilten Basidien.Vorkommen: In Nadel- und Laubmischwäldern,Fleischroter Gallerttrichter Tremiscus helvelloidesunten: Mikromerkmale der <strong>Gallertpilze</strong> p.p.:1. Myxarium nucleatum, Basidie und Sporen2. Typische Basidie der Gattungen Tremella und Exidia3. Sporen von Tremella4. Sporen von ExidiaDer <strong>Tintling</strong> 2 (2002) Seite 18vornehmlich auf feuchten, kalkhaltigen Bödenim schattigen Schutz von Kräutern und Gebüschen,aber auch außerhalb geschlossener Wälderwie z.B. Wegränder, Holzlagerplätze undähnliche Biotope, hier gern an vergrabenenÄsten und Wurzeln.


Warziger Drüsling Exidia planaVerbreitung: In Süddeutschland vor allem in denHochlagen bis hin zu den Alpen häufig. ZumFlachland in Nord- und Ostdeutschlands selten,dort in manchen Bundesländern sogar fehlend.Anmerkung: T. helvelloides ist essbar. Er könnteaber allenfalls als Salatpilz Verwendung finden,ähnlich dem zur gleichen Familie gehörendenallseits bekannten Zitterzahn Pseudohydnum gelatinosum.Das wässrige, fade schmeckendeFleisch dieser beiden Arten verleihen ihnen ähnlichmiserable Speisepilzqualitäten wie z.B. demJudasohr. Dem Speisepilzsammler sei daherempfohlen, den Fleischroten Gallerttrichter zuschonen und sich einfach nur am Anblick dieserästhetisch schönen Pilzart zu erfreuen.Warziger Drüsling Exidia plana (Syn.: E. glandulosa)und weitere Exidia-ArtenDer in Europa weit verbreitete Warzige Drüslingist gut zu erkennen an seinen jung pockigen biswarzigen Einzelfruchtkörpern, die schon früh ineinanderverschmelzen und dann hirnartig-wellig-furchigdem Substrat flach aufgewachsensind. Die Oberseite ist mit winzigen, pickeligenDrüsen besetzt, in denen das Hymenium (Basidien,Sporen etc.) heranreift. Diese Drüschensind nur mit der 10fachen Handlupe sichtbar.Der frische Pilz ist glatt und glänzend. Seineschwarzen, bis 30 x 5 - 6 cm großen Ausdehnungenin flacher Form (plana = flach) sind weitereuntrügliche Merkmale dieser Art. Eingetrockneterkennt man ihn als millimeterdicke,schwarz glänzende Kruste. E. plana erscheintdas ganze Jahr über hauptsächlich an liegendenund stehenden Laubbaumarten, selten an Nadelhölzern.Verwechslung: Der Teerflecken-Drüsling E.pithya wächst nur an Nadelholz und unterscheidetsich durch nur vereinzelte Drüsenwärzchenund kleinere, flachere und mehr glattere Fruchtkörper.Ob diese minimalen, nur makroskopischenUnterschiede ausreichen E. pithya als eigenständigeArt auszuweisen, sei dahingestellt.Einige Autoren sehen in E. pithya lediglich eineVariation von E. plana, was durchaus nachvollziehbarist.Anmerkung: Die Gattungen Exidia und Myxariumsind nah verwandt. Sie bilden in etwa gleicheSporenformen und Basidien, erzeugen Sekundär-bzw. Konidiosporen, besitzen z.T. eineHyphidia sowie ein monomitisches Hyphensystemmit Schnallen. Die Sporen beider Gattun-Der <strong>Tintling</strong> 2 (2002) Seite 19


Foto: red.Foto: red.d Weiden-DrüslingExidia recisa.Besonders imWinterhalbj.an Weiden,aber auch ananderemLaub- undWeichholzg AbgestutzterDrüslingExidia truncata.Kommt beigenügendFeuchtigkeitganzjährig anversch. Laubhölzernvor gFoto:KasparekRechte Seite:WeißlicherDrüslingExidia thuretianaDer seltensteder auf dieserSeite abgebildetenArten,oft an der UnterseiteverschiedenerLaubhölzer,gern in AuenwäldernS. 20


gen sind hyalin und reagieren in Melzers Reagenznegativ.Die Unterschiede der Gattung Myxarium zu Exidia:Kleine, fertile Drüsenwärzchen bei Exidia,im Gegensatz zu den zur Gänze fertilen Fruchtkörpernbei Myxarium, gestielte Basidien mit Basalschnallenbei Myxarium, durchsichtige (hyaline)oder ± pastellfarbene Fruchtkörper mit Kristallenzumindest bei M. nucleatum. Dass indesdie Farbe zweitrangig ist (wie bei vielen Artenanderer Gattungen auch) kann am Beispiel E.thuretiana, dem Weißlichen Drüsling, gezeigtwerden: Hier gibt erst die mikroskopische UntersuchungAufschluss und Gewissheit.Weitere Unterschiede siehe bei Tremella.Körnchen-Drüsling Myxarium nucleatum.Europaweit sind etwa 7 - 8 Myxarium-Arten bekannt.Nach G.J.Krieglsteiner(2000) 4 - 5 davonin Baden-Württemberg.Alle Artengelten als zerstreutbis extremselten. Die verbreitesteund bekanntesteArtscheint M. nucleatumzu sein. Aberauch dieser eherauffällige Gallertpilzist offensichtlichnoch vielenNichtblätterpilzfreundenunbekannt.Daher sollder Körnchen-Drüsling hiernäher beschriebenund mit ähnlichenArten verglichenwerden.Beschreibung:Reif und optimalentwickelt, istmeistens aus mehrerenEinzelfruchtkörpernvon 3 - 10mm ø ein SammelfruchtkörperFoto: red.von bis zu 5 - 1cm ø entstanden.Dieser ist hirnartig gewunden oder polsterförmigwellig-gefurcht, selten auch einzeln stehendtropfenförmig und glatt, frisch glänzend hyalin,trocken matt, weißlich bis gelbockerlich, auchpurpurrosa oder rosaviolettlich, doch stetsdurchscheinend und im Inneren ein oder mehrerekleine weiße Kristallkerne deutlich erkennbar,frisch ganzer Pilz gelatinös, eintrocknend einebräunliche glatte Kruste bildend. Sporen 8 - 15 x4 - 5,4 µm, zylindrisch, oft würstchenförmig gebogen,hyalin, inamyloid, mit rundlichen Sekundärsporenvon 4,5 - 5,5 (-6) µm. Basidien 12 - 17x 8 - 12 µm, breit elliptisch, tulpenförmig, längsgeteilt, viersporig, Sterigmen 30 - 50 - 70 µmlang und 2 - 3 µm dick, Basidienstiel 10 - 20 (-30) µm lang und 2 -3 µm dick, in einer Basalschnalleendend, dann ins Hyphensystem übergehend.Mit Hyphidia, Hyphensystem monomi-Der <strong>Tintling</strong> 2 (2002) Seite 21


tisch, 1 - 3 - 5 µm, mit kleinen und großenSchnallen. Zystiden: Keine.Lebensweise: Saprobiontisch an verschiedenenStämmen und Ästen von Laubbäumen, z.B. anBuche, Esche, Pappel u.a. Erscheinungszeit:Spätherbst und milde Winter. Wärmeliebend.Verwechslungen: Der Weißkernige ZitterlingTremella encephala) bildet ähnliche, weißliche,hirnartig gewundene Fruchtkörper mit einemweißen Kern aus. Diese sind aber nicht hyalin,Das auffälligsteMakromerkmalvon Myxariumnucleatumsind diehyalinenFruchtkörpermit denweißlichenKristallklumpen.Mikroskopischfallendie gestieltenBasidienauf, diein einer Basalschnalleenden.Der <strong>Tintling</strong>

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