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helle Wohnung (4 - 5 Zimmer) oder Haus - St. Hedwig

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S p i r i t u e l l e B i l d e r d e r K u n s t g e s c h i c h t e<br />

Die romanische Kirche –<br />

Eine feste Burg in der Brandung<br />

Die Zeit um die erste Jahrtausendwende ist gekennzeichnet<br />

durch das Ende des Reiches Karls des Großen, der darauf<br />

folgenden Erneuerung des Kaisertums durch verschiedene Herrschergeschlechter<br />

wie Ottonen, Salier und später die <strong>St</strong>aufer, den<br />

Bruch zwischen römischer und griechischer Kirche und durch<br />

die Zurückdrängung des Islams in Europa. Geistliche und weltliche<br />

Herrschaft befanden sich noch nicht im Konflikt, der Papst<br />

krönte die Könige des Heiligen Römischen Reiches Deutscher<br />

Nation in Rom zu Kaisern. Das Christentum hatte sich endgültig<br />

in Europa festgesetzt und verbreitet, Mönchsorden entstanden<br />

und die Gläubigen in inbrünstiger Jenseitserwartung nahmen<br />

weite Wallfahrten und später dann Kreuzzüge auf sich. Zu Beginn<br />

dieser Zeit etwa ab 900 bis 1250 ist ein besonderer<br />

Kunst- und Baustil entstanden: die Romanik.<br />

Dieser Begriff ist eine Schöpfung<br />

des 19. Jahrhunderts. Man interessierte<br />

sich besonders für das Mittelalter,<br />

welches lange Zeit zuvor als<br />

finster, grausam und wenig kultiviert<br />

empfunden wurde. Französische<br />

Kunsthistoriker glaubten nun in<br />

den Bauten dieser Zeit den spätantiken<br />

römischen <strong>St</strong>il mit Rundbögen,<br />

Gewölben und Säulen wieder<br />

zu entdecken und bezeichneten ihn<br />

als „Romanik“. In Wirklichkeit<br />

mischten sich dem „romanischen“<br />

Baustil Schmuckelemente germanischer<br />

und normannischer Völker<br />

aus den großen Wanderungen bei,<br />

und heimgekehrte Kreuzfahrer hatten<br />

orientalische <strong>St</strong>ilelemente kennen<br />

gelernt. „Geistreich und dynamisch<br />

ist die Gesellschaft, die zielsicher<br />

Material aus fremden Quellen<br />

ihren Bedürfnissen unterwirft“<br />

(M. Görgens).<br />

Die hohe Baukunst der Spätantike<br />

freilich war in Vergessenheit<br />

geraten. Die Baumeister der frühen<br />

Romanik mussten sich Wissen wieder<br />

erarbeiten und vieles neu er-<br />

proben. Die Mauern gerieten recht<br />

dick, die Türme plump, Fenster und<br />

Türöffnungen klein, um die <strong>St</strong>and-<br />

sicherheit des Gebäudes nicht zu<br />

gefährden. „Ein feste Burg ist unser<br />

Gott, ein gute Wehr und Waffen“<br />

formulierte Martin Luther seinen<br />

Choraltext sehr viel später und er<br />

hatte dabei ohne Zweifel die wuchtigen,<br />

irdischen Schutz und Sicherheit<br />

vermittelnden Kirchen und<br />

Burgen der Romanik vor seinem<br />

geistigen Auge.<br />

Das Prinzip des romanischen<br />

Kirchenplans bestand aus einem<br />

Langhaus, dem Kirchenschiff, und<br />

meist aus einem dazu rechtwink-<br />

ligen kürzeren Querschiff, sodass<br />

im Grundriss die Form des Kreuzes<br />

Christi verwirklicht wurde. Dabei<br />

stellte die Deckenkonstruktion des<br />

Kirchenraums eine architekto-<br />

nische Herausforderung dar, nachdem<br />

man Flachdecken aus feuergefährdetem<br />

Holz verlassen wollte.<br />

Das Tonnengewölbe wurde erprobt,<br />

und als Symbol für das Himmelsgewölbe<br />

entsprechend gestaltet. Das<br />

Ende des Kirchenschiffes, den Chor,<br />

versahen die Baumeister mit einer<br />

halbrunden Apsis, das Dach darüber<br />

wurde ebenfalls eingewölbt. Bei<br />

mehrschiffigen Kirchen gesellten<br />

sich zum höheren Langhaus mit<br />

oberer Fensterreihe durch Säulen<br />

abgegrenzt die niedrigeren Seitenschiffe<br />

wie in der schon aus der<br />

Antike bekannten Basilika. Die<br />

Apsis lag in Ostrichtung, zunächst in<br />

der Himmelsrichtung Jerusalems<br />

und des Bibelgeschehens. Wie die<br />

Sonne im Osten aufgeht, so kam<br />

nach mittelalterlicher theologi-<br />

scher Vorstellung aus dem Osten<br />

Christus, der Weltenherr, als Richter<br />

und als Erlöser. Auf ihn setzte die<br />

Menschheit ihre Hoffnung angesichts<br />

der Bedrohungen der Welt.<br />

„Durch die barmherzige Liebe un-<br />

seres Gottes wird uns besuchen<br />

das aufstrahlende Licht aus der<br />

Höhe…“ beten wir heute im Benediktus.<br />

Nicht zuletzt kommt unser<br />

Wort Orientierung vom lateinischen<br />

oriens = Osten. Der Kirchenbesucher<br />

vollzieht vom Eingangsportal<br />

im Westen bis zum Altar im Osten<br />

einen spirituellen Aufstieg in himmlische<br />

Sphären und das Kirchenschiff<br />

wird zur Prozessionsstraße<br />

dorthin.<br />

Aus der Urkirche hatte sich das<br />

religiöse Verlangen erhalten, den<br />

Gräbern der ersten Märtyrer nahe<br />

sein zu wollen. Dort erhofften sich<br />

schon frühe Christen die besondere<br />

Fürsprache dieser Verstorbenen bei<br />

Gott. Deshalb wurden schon im<br />

4. Jahrhundert über Gräbern von<br />

Märtyrern und später dann auch<br />

Heiligen Altäre errichtet. Grab-<br />

legen entstanden ebenso in Krypten<br />

unter dem Altar. Kirchen ohne<br />

Heiligengräber begnügten sich mit<br />

Reliquien, welche bis in unsere<br />

heutige Zeit in Altarplatten <strong>oder</strong><br />

Altarsockeln eingelassen sind.<br />

Warum sehen die Kirchen unterschiedlicher Zeiten<br />

unterschiedlich aus? Ist es Zufall, Mode <strong>oder</strong> steckt mehr<br />

dahinter? Sagen Kirchengebäude etwas über die Zeit ihrer<br />

Entstehung und deren theologische Denkweise aus? Zweifelsohne<br />

beeinflusst die Zeit und die Theologie die Architektur.<br />

In den kommenden Ausgaben des <strong>Hedwig</strong>sboten<br />

stellen wir herausragende Kirchen vor, die als Beispiele<br />

<strong>St</strong>ein gewordener Theologie gelten können. Heute wenden<br />

wir uns den romanischen Kirchen zu.

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