im Labyrinth des neuen Jahres - St. Hedwig
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12<br />
Mystische Zahlen unseres Glaubens<br />
Die 7 und die 14<br />
Du aber hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet,<br />
die ganze Welt ist vor dir wie ein <strong>St</strong>aubkorn auf der<br />
Wage (Weish 11,20,22).<br />
Vorstellungen über Zahlen sind schon für die Jungsteinzeit<br />
belegt und sind ebenso kultischen wie praktischen Ursprungs.<br />
Zählen und Berechnen war für den Alltag eine große<br />
Erleichterung. Natürlich gab es keine Ziffern; es wurden Finger,<br />
Zehen, <strong>St</strong>eine, Knotenschnüre und Kerbhölzer benutzt.<br />
(Unser Wort „Zahl“ kommt vom althochdeutschen „zala“ und<br />
bedeutet „eingekerbtes Merkzeichen“). Mit dem Zählen und<br />
Rechnen wächst auch die Erkenntnis zunächst unbegreiflicher<br />
Gesetzmäßigkeiten in der Welt <strong>des</strong> Zählens. Bei fast<br />
allen Völkern und in vielen frühen Kulturen, zum Beispiel in<br />
Babylon, bei den Sumerern, in Ägypten und Griechenland<br />
entwickelt sich die Vorstellung von einer über den Zahlenwert<br />
hinausgehenden sinnbildhaften Bedeutung der Zahlen.<br />
Bald spielen Zahlen in Kult und religiöser Symbolik eine Rolle.<br />
So sollen in der Zahlenmystik die Gehe<strong>im</strong>nisse der Welt<br />
und <strong>des</strong> Lebens enträtselt werden. Die Zahl wird Spiegelbild<br />
kosmischer und irdischer Ordnungen und Maßstab für Raum<br />
und Zeit. Pythagoras und seine Schüler kommen zu der<br />
Erkenntnis, dass „die Zahl das Wesen aller Dinge“ ist. Diese<br />
Denkweise beeinflusste auch etliche Kirchenväter wie Klemens<br />
von Alexandrien, Ambrosius von Mailand und allen voran<br />
Augustinus. Sie glauben, dass Gott in die Zahlen einen tiefen<br />
Sinn hineingelegt hat. Ihnen ist „eine Zahl nicht <strong>des</strong>halb<br />
heilig, weil Gott in einem durch sie bezeichneten Zeitraum<br />
etwas geschaffen oder getan hat, sondern Gott bedient sich<br />
dieser Zahl, eben weil sie vollkommen ist“ (Forstner/Becker).<br />
Als vollkommen gilt auch die<br />
Zahl 7. Sie ist das Sinnbild der<br />
Fülle, denn sie ist die Summe von<br />
3, dem Symbol <strong>des</strong> Göttlichen,<br />
und 4, dem Symbol <strong>des</strong> Irdischen.<br />
„Schon bei Augustinus<br />
steht die 7 aber auch für den<br />
Menschen. Die 4 sinnbildet sei-<br />
ne leibliche Beschaffenheit, die<br />
3 seine Gott suchende Seele, die<br />
sich danach sehnt, ihren Schöpfer<br />
aus ganzem Herzen, mit allen<br />
Kräften und mit ganzem Gemüt<br />
zu lieben“ (Forstner/Becker).<br />
Die Vollkommenheit <strong>des</strong> Universums<br />
entdeckte man in der<br />
Antike in der Zahl (der damals<br />
bekannten) 7 Planeten, in der<br />
Vollendung der einzelnen Mondphasen<br />
in 7 Tagen und auch in<br />
den 7 Farben <strong>des</strong> Regenbogens.<br />
Im Alten Testament finden<br />
wir sehr häufig die Zahl 7. Um<br />
nur einige zu nennen, beginnen<br />
wir mit der Schöpfungsgeschichte,<br />
wenn Gott am 7ten Tag<br />
sein Werk vollendet. „Und Gott<br />
segnete den siebten Tag und heiligte<br />
ihn, denn an ihm ruhte er<br />
von seinem ganzen Schöpfungswerk“<br />
(Gen 2,3). Dann lesen wir<br />
von den 7 fetten und 7 mageren<br />
Jahren (Gen 4,2-3), von den 7<br />
Augen Gottes (Sach 3,7) als<br />
Symbol für seine Allgegenwart<br />
und Allwissenheit – daher auch<br />
der siebenarmige Leuchter –,<br />
von den zwe<strong>im</strong>al 7 Jahren, die<br />
Jakob Laban diente (Gen 29), <strong>im</strong><br />
7ten Monat ruhte die Arche<br />
Noahs auf festem Grund, der Bau<br />
<strong>des</strong> Tempels in Jerusalem wur-<br />
de in 7 Jahren vollendet, religiöse<br />
Feste dauerten 7 Tage und<br />
getrauert wurde auch 7 Tage<br />
lang.<br />
Auch <strong>im</strong> Neuen Testament<br />
und der christlichen Tradition ist<br />
die 7 die Zahl der Vollkommenheit.<br />
Sie soll die Fülle verdeutlichen,<br />
die Jesus schenkt. Wir<br />
hören von den 7 Broten, mit denen<br />
Jesus die Menge speiste, den<br />
7 Bitten <strong>des</strong> Vaterunsers und<br />
den 7 Sakramenten. 7 ist auch<br />
die Zahl der Todsünden und der<br />
Tugenden, und wir kennen auch<br />
die 7 Werke der Barmherzigkeit.<br />
Die 7 wurde vor allem zur Zahl<br />
<strong>des</strong> Heiligen Geistes mit den 7<br />
Vollendung und Heiligung<br />
schenkenden Gaben. Eine Häufung<br />
der 7 enthält die Offenbarung<br />
<strong>des</strong> Johannes: 7 Gemeinden,<br />
7 Fackeln, 7 Geister, 7 Posaunen,<br />
das Lamm mit 7 Hörnern<br />
und 7 Augen, die 7 Schalen<br />
<strong>des</strong> Zorns und das Buch mit<br />
7 Siegeln, alles Symbole der<br />
absoluten Vollständigkeit. Die<br />
Volksfrömmigkeit kennt noch<br />
die 7 Freuden und die 7 Schmerzen<br />
Mariens. In der Legende besiegt<br />
der heilige Georg einen<br />
Drachen mit 7 Köpfen. Die 7<br />
steht aber auch für das voll-