Hausaufgaben sindgemacht - Druck und Medien
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24<br />
Technik<br />
Energiefressernauf der Spur<br />
Oft arbeiten <strong>Druck</strong>luftstationen mit drei reichlich dimensionierte Kompressoren<br />
in Gr<strong>und</strong>-, Spitzenlast <strong>und</strong> Reserve. So war es auch bei der <strong>Druck</strong>erei DZE in<br />
Essen, wo man sich aufgr<strong>und</strong> der hohen Betriebskosten die Frage nach möglichem<br />
Optimierungspotenzial stellte – jetzt fallen die jährlichen Energiekosten<br />
für die <strong>Druck</strong>luft-Erzeugung bei DZE fast 46 Prozent niedriger aus.<br />
Von Norbert Barlmeyer<br />
Durch mehrere Übergänge entstand<br />
im September 2004 aus der traditionsreichen<br />
A. Sutter GmbH die DZE<br />
GmbH in Essen, wobei DZE für<br />
<strong>Druck</strong>zentrum Essen steht. Das Unternehmen<br />
produziert im 24-St<strong>und</strong>en-<br />
Betrieb von Montagmorgen bis Samstagmorgenhochwertige<strong>Druck</strong>sachen.<br />
Mit dem Bezug neuer Räumlichkeiten<br />
Ende der 80er Jahre wurde auch<br />
eine neue <strong>Druck</strong>luft-Station mit drei<br />
Schraubenkompressoren für Gr<strong>und</strong>last,<br />
Spitzenlast <strong>und</strong> Reserve realisiert<br />
(Antriebsleistung je 110 kW, Liefermenge<br />
je 18 m³/min). „Diese Anlagen<br />
entsprachen seinerzeit zwar dem aktuellen<br />
Stand derTechnik.Sie arbeiteten<br />
aber im damals üblichen Ein-Aus-<br />
Betrieb <strong>und</strong> konnten deshalb nicht flexibelandenschwankenden<strong>Druck</strong>luft-<br />
Bedarf angepasst werden. Außerdem<br />
waren sie deutlich überdimensioniert,<br />
weil sie für einen wesentlich größeren<br />
Bedarf geplant waren. Deshalb arbeitete<br />
die Station sehr unflexibel, mit<br />
hohen Leerlaufzeiten <strong>und</strong> einem deutlich<br />
überhöhten Energieaufwand“,<br />
sagtDZE-GeschäftsführerJörgKlapp.<br />
Bei DZE war man sich aber zunächst<br />
nicht sicher, ob diese überhöhten<br />
Leistungen der <strong>Druck</strong>luft-Station<br />
unter veränderten Betriebsbedingungen<br />
nicht doch noch benötigen würden.<br />
Deshalb wurden die bekannten<br />
Schwächen der <strong>Druck</strong>luft-Versorgung<br />
zunächstakzeptiert.<br />
Ein Drittel Last-, zwei Drittel Leerlauf<br />
Mit der Inbetriebnahme von zwei neuen<br />
<strong>Druck</strong>maschinen 2005 <strong>und</strong> 2006<br />
wurde ein Höchstdruck von acht bar<br />
an der Verwendungsstelle gefordert,<br />
wogegen die bisherigen Kompressoren<br />
nur sieben bar bereitstellen konnten.<br />
Die neuen <strong>Druck</strong>maschinen wurden<br />
zwar zunächst durch kleine separat<br />
beigestellte Kolbenkompressoren<br />
versorgt. Das verursachte aber noch<br />
einmal zusätzliche Kosten. Unter dem<br />
Strich hieß das aber für DZE: es entstand<br />
akuter Handlungsbedarf. „Für<br />
das Thema <strong>Druck</strong>luft musste deshalb<br />
ein komplett neues Konzept geplant<br />
<strong>und</strong> realisiert werden“, sagt Andreas<br />
Jaculy von Jaculy <strong>Druck</strong>lufttechnik in<br />
Oberhausen (das Unternehmen hieß<br />
bisJuni2006Beer&Jaculy).<br />
Über Jahre hinweg hatte der <strong>Druck</strong>luft-Fachmann<br />
für jede alte Kompressor-Anlage<br />
bereits alle Betriebs-,Last<strong>und</strong><br />
Leerlaufst<strong>und</strong>en aufgezeichnet.<br />
Außerdem ergab eine Messung einen<br />
Tagesbedarfvonr<strong>und</strong>8.500m³proTag,<br />
einen Spitzenbedarf von zirka 12 m³ in<br />
der Minute <strong>und</strong> einen Durchschnittsbedarf<br />
von r<strong>und</strong> 5,9 m³ pro Minute.<br />
Jeder einzelne Kompressor lieferte<br />
aberkonstant18m³proMinute.<br />
Diese deutliche Überdimensionierung<br />
führte in Verbindung mit der unflexiblen<br />
Ein-Aus-Steuerung täglich<br />
zu Lastzeiten von acht St<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
zu Leerlaufzeiten von 16 St<strong>und</strong>en, bei<br />
denennochimmerr<strong>und</strong>30Prozentder<br />
elektrischen Energie gegenüber dem<br />
Lastlauf benötigt wurden,obwohl keine<br />
<strong>Druck</strong>luft produziert wurde. Zudem<br />
wurden für die jeweils aktive<br />
Anlagebiszu20LastwechselproSt<strong>und</strong>eermittelt,diesich(bedingtdurchdie<br />
110 kW starken Hauptantriebsmotoren<br />
mit Nachlaufzeiten von 15 Minuten)auchnichtreduzierenließen.<br />
Auf Basis dieser Werte ermittelte<br />
Andreas Jaculy für die alte Station einen<br />
jährlichen Strombedarf von etwa<br />
31.000 Euro. Daraufhin machte er für<br />
eine Verbesserung der Situation zwei<br />
alternative Vorschläge. Beide basierten<br />
auf dem Kauf neuer luftgekühlter<br />
Almig-Schraubenkompressoren (Almig<br />
firmierte bis Juli 2007 unter der<br />
Bezeichnung Alup). Sämtlichen Berechnungen<br />
wurde ein Tagesbedarf<br />
von 8.500 m³ an 8.000 Betriebsst<strong>und</strong>en<br />
im Jahr zugr<strong>und</strong>e gelegt (Spitzenbedarf<br />
12 m³/min, Durchschnittsbedarf<br />
5,9m³/min).<br />
Vorschlag 1<br />
Ein drehzahlgeregelter Kompressor<br />
des Typs Variable übernimmt die<br />
Hauptversorgung für den höheren<br />
<strong>Druck</strong>bereich von acht bar an der<br />
Verwendungsstelle <strong>und</strong> eine der drei<br />
Altanlagen versorgt weiterhin den<br />
sieben-bar-Bereich. Die den neuen<br />
Maschinen beigestellten kleinen Kolbenkompressorenbleibenerhalten.<br />
Durch dieses Konzept mit einer großen<br />
drehzahlgeregelten Anlage sollten<br />
die jährlichen Energiekosten nach<br />
den Berechnungen von Andreas Jaculy<br />
auf der Basis eines Strompreises von<br />
0,05 Euro/kWh von ursprünglich r<strong>und</strong><br />
30.960 Euro auf 17.720 Euro im Jahr<br />
reduziertwerden.<br />
Vorschlag 2<br />
Statt einer großen drehzahlgeregelten<br />
Variable-Anlage wird eine Kombi-Lösung<br />
empfohlen, bestehend aus einer<br />
kleineren drehzahlgeregelten Anlage<br />
mit einer Lieferbandbreite von nur<br />
0,79 bis 5,7 m³ in der Minute <strong>und</strong> einem<br />
neu anzuschaffenden, ungeregelten<br />
Kompressor (Typ Direct 45, Liefermenge6,72m³proMinute).<br />
Da der Leistungsbereich dieser kleineren<br />
geregelten Anlage bereits bei<br />
0,79 m³ pro Minute beginnt, arbeitet<br />
sie auch bei geringerem Bedarf wirtschaftlich<br />
<strong>und</strong> mit geringen Leerlaufanteilen.<br />
Bei einem Bedarf oberhalb<br />
5,7 m³ pro Minute arbeitet der Kompressor<br />
als Spitzenlast-Anlage zusammen<br />
mit dem ungeregelten KompressoralsGr<strong>und</strong>last-Anlage.Einweiterer<br />
baugleicher Direkt-Kompressor wird<br />
zur Erhöhung der Betriebssicherheit<br />
für Wartungs- <strong>und</strong> Notfälle vorgehalten<strong>und</strong>füreinegleichmäßigeNutzung<br />
im zwölfstündigen Wechsel mit der<br />
Schwester-Anlage zwischen Gr<strong>und</strong>last<strong>und</strong>Reservegetauscht.FürdiesesKombi-Konzeptermittelte<br />
Jaculy einen jährlichen Stromverbrauch<br />
von nur noch 16.772 Euro,<br />
obwohl für dieAnlage ein geringer unvermeidbarer<br />
Leerlaufanteil von 0,6<br />
St<strong>und</strong>en am Tag in die Kostenermittlung<br />
einbezogen wurde. Damit erhöhte<br />
sich die Energie-Einsparung für die<br />
Lösung um weitere 948 Euro auf<br />
14.188EuroimJahr.<br />
46 Prozent Energie eingespart<br />
„Auf der Basis der errechnetenVorgaben<br />
mit einem Energie-Einsparpotenzial<br />
von fast 46 Prozent haben wir uns<br />
fürdenzweitenVorschlagentschieden,<br />
das Fabrikat gewechselt <strong>und</strong> drei neue<br />
Die neue <strong>Druck</strong>luftstation<br />
steht ohne<br />
zusätzliche Schalldämmung<br />
direkt im<br />
<strong>Druck</strong>saal.<br />
Almig-Schraubenkompressoren über<br />
Jaculy <strong>Druck</strong>lufttechnik gekauft“, erklärtJörg<br />
Klapp.Alle dreiKompressoren<br />
sind mit der modernen Mikroprozessor-SteuerungAir<br />
Control 3 ausgerüstet.<br />
Über ein großes LCD-Display<br />
ermöglicht sie eine umfangreiche <strong>und</strong><br />
bedienerfre<strong>und</strong>liche Kommunikation<br />
zwischenMensch<strong>und</strong>Maschine.<br />
Die drei neuen Kompressoren haben<br />
seit ihrer Inbetriebnahme im Juni<br />
2007 in etwa zwei Monaten folgende<br />
Betriebsst<strong>und</strong>enabsolviert:<br />
� Variable-Anlage: 781 St<strong>und</strong>en,<br />
davon58imLeerlauf(7,4Prozent)<br />
� Direct-Anlage 1: 182 St<strong>und</strong>en,<br />
davon21imLeerlauf(11,5Prozent)<br />
� Direct-Anlage 2: 199 St<strong>und</strong>en,<br />
davon18imLeerlauf(9,5Prozent)<br />
Die durch die Anfangsphase noch<br />
leicht überhöhten Leerlauf-Anteile<br />
sollen sich dauerhaft für die geregelte<br />
Variable-Anlage zwischen zwei <strong>und</strong><br />
fünfProzent<strong>und</strong>fürdiebeidenDirect-<br />
Anlagen mit fester Drehzahl bei fünf<br />
bisachtProzenteinpendeln.<br />
Sicherheit im Fokus<br />
Auch bei derTrocknung der <strong>Druck</strong>luft<br />
wollte DZE höchstmögliche Sicherheit.<br />
Deshalb installierte man hinter<br />
jedem Kompressor einen direkt zugeordneten<br />
<strong>und</strong> in seiner Leistung auf<br />
den zugehörigen Kompressor abgestimmten<br />
Kältetrockner. „Bei einem<br />
einzigen,entsprechendgroßdimensionierten<br />
Trockner wäre bei einem Defekt<br />
die komplette Trocknung ausgefallen.<br />
Eine Lösung mit einem zweiten<br />
großen Trockner als Reserveanlage<br />
wäre deutlich teurer geworden als die<br />
jetzige mit drei kleinen Trocknern, deren<br />
Leistung jeweils auf die des zugeordneten<br />
Kompressors abgestimmt<br />
ist“,sagtJaculy.<br />
Jetzt wird jederTrockner zusammen<br />
mit dem zugeordneten Kompressor<br />
aktiviert,so dass auch nur dann Stromkosten<br />
anfallen, wenn auch der Kompressor<br />
arbeitet. Vor Eintritt ins Netz<br />
wird die bereits getrocknete <strong>Druck</strong>luft<br />
im schon aus der alten Lösung vorhandenenBehältergespeichert.<br />
Die Installationsreihenfolge Kompressor-Trockner-Behälter<br />
soll auch<br />
im Fall eines kurzfristigen Spitzenbedarfs<br />
ein Überfahren der Trockner<br />
verhindern, weil der erhöhte <strong>Druck</strong>luft-Bedarf<br />
bereits in aufbereiteter<br />
Qualität im Speicher verfügbar ist.<br />
Anfallendes Kondensat wird in einem<br />
Öl-Wasser-Trenneraufbereitet.<br />
Ohne zusätzliche Schalldämmung<br />
Die drei neuen Kompressoren, die<br />
Technik 25<br />
Trockner <strong>und</strong> die Kondensat-Aufbereitung<br />
stehen optimal „in Reih <strong>und</strong><br />
Glied“ ohne zusätzliche Schalldämmung<br />
in einer Ecke direkt in der Produktionshalle,<br />
lediglich durch eine offeneRegalwandvonderübrigenHalle<br />
getrennt. „Wir hatten vorher erhebliche<br />
Bedenken bei dieser Aufstellung<br />
ohne zusätzliche Schalldämmung. Die<br />
durch die Kompressoren erzeugten<br />
Geräusche liegen jedoch deutlich unter<br />
unseren Erwartungen. Sie sind<br />
nicht lauter als die Geräusche der in<br />
dieser Halle betriebenen <strong>Druck</strong>maschinen.<br />
Deshalb bewegt sich die<br />
Geräuschentwicklung unserer neuen<br />
<strong>Druck</strong>luft-Station auch unterhalb der<br />
vorgegebenenGrenzwertederUnfallverhütungsvorschriften<br />
<strong>und</strong> der Arbeitsstättenverordnung“,<br />
erklärt GeschäftsführerJörgKlapp.<br />
Die für Verdichtung <strong>und</strong> Kühlung<br />
erforderliche Zuluft tritt zunächst von<br />
draußen über Zuluft-Filter in die Produktionshalle<br />
ein. Da beim Umgang<br />
mit Papier erneut Staub anfällt, wird<br />
die Luft vor Eintritt in die Kompressoren<br />
noch einmal über Filter von gröberen<br />
Staubanteilen gereinigt. Jeder<br />
Kompressoristübereinendirektangeschlossenen<br />
Kanal in das Abluft-System<br />
der Halle eingeb<strong>und</strong>en. Die etwa<br />
60 °C warme Abluft wird bei Außentemperaturen<br />
unter 21 °C für die Erwärmung<br />
der kontinuierlich von außen<br />
zugeführten Hallenluft eingesetzt.<br />
Nach Schätzung von Geschäftsführer<br />
Klapp geschieht das an mehr als 180<br />
Tagen im Jahr, an denen die für die<br />
Erzeugung der <strong>Druck</strong>luft investierte<br />
elektrische Energie cirka zu 100 Prozentgenutztwird.<br />
Das Konzept macht sich bezahlt<br />
„Mit dem neuen Konzept liegen wir<br />
immer auf der sicheren Seite. Unser<br />
Hauptbedarf entsteht in der Buchbinderei.<br />
Wenn dort nur eine Maschine<br />
läuft, schafft das die geregelte Anlage<br />
alleine. Bei zwei aktiven Buchbinderei-Anlagen<br />
wird automatisch eine<br />
Direct-Anlage mit fester Drehzahl als<br />
Gr<strong>und</strong>last-Kompressor zugeschaltet.<br />
Dann übernimmt die drehzahlgeregelte<br />
Anlage die Spitzenlast. Mit dem<br />
neuen Konzept haben wir außerdem<br />
die Zahl der separaten, einigen Anlagen<br />
beigestellten <strong>Druck</strong>luft-Erzeuger<br />
deutlich reduzieren können“, sagt<br />
Jörg Klapp. Der Geschäftsführer geht<br />
davon aus, dass sich die Investition<br />
indieneue<strong>Druck</strong>luft-StationbeiDZE<br />
aufgr<strong>und</strong> der zu erwartenden Einsparungen<br />
in etwa zweieinhalb Jahren<br />
amortisierthabenwird. ■<br />
<strong>Druck</strong>&<strong>Medien</strong> Dezember2007 <strong>Druck</strong>&<strong>Medien</strong> Dezember2007