Hausaufgaben sindgemacht - Druck und Medien

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10 Menschen Interview EDV ein Teil der Produktion. Man darf nicht vergessen, dass wir jedes Jahr unzählige Drucksachen mit etlichen Millionen Barcodes produzieren, die alle fehlerfrei organisiert und verwaltetwerdenmüssen. Gibt es bei diesen riesigen DatenmangennichtabundzuPannen? Wir haben eine Fulfillment-Rate von mehr als 99 Prozent, und darauf sind wir auch sehr stolz, zumal wir damit deutlich über der Quote der Wettbewerber liegen. Diese hohe Zuverlässigkeit haben wir aber nicht nur unserer EDV zu verdanken, sondern auch den Mitarbeitern in allen anderenAbteilungen,diealleaneinemStrangziehen und schon mal Überstunden machen, wennes die Situationerfordert. Das ist ja nicht unbedingt selbstverständlich angesichts der Turbulenzen,denenIhrBetrieblangeZeitaus- gesetztwar.WardieGeschlossenheit, die Sie beschreiben, von Anfang an da?OdermusstemanerstnochÜberzeugungsarbeitleisten? WirhabeneinegroßartigeMannschaft hier,aber ganz ohne Überzeugungsarbeit ging es natürlich nicht. Ich war ja damals noch neu im Unternehmen undmusstemichersteinmalselbsteinarbeiten. In der Zeit habe ich sehr viel mit den Mitarbeitern gesprochen und bin ständig im Betrieb unterwegs gewesen.DasWichtigsteinderKrisewar ja,keine Kundenzuverlieren. WiehabenSiedasgeschafft? Das erreichen Sie in so einer Situation nur,wennSiealleBeteiligtenhundertprozentig hinter sich haben. Mit Kästchendenken kommt man da nicht weiter – was man braucht, ist ganzheitliches Denken und ein Zuständigkeitsgefühl über die Grenzen der eigenen Abteilung hinaus. Umgekehrt heißt Menschen Interview 11 „DasPhrasenschweinwareinegroßeHilfe“ Die bayerische Enve Print Services GmbH, vormals Kieser, hat sich nach einer Krise neu aufgestellt und produziert wieder solide schwarze Zahlen. Wie das gelang und welche Rolle ein simples Sparschwein dabei spielte, erzählt Geschäftsführer Florian Möckel im Gespräch mit Clemens von Frentz. Druck&Medien Dezember 2007 HerrMöckel,welcheSituationhaben Sie vorgefunden, als Sie 2004 in Neusäßangefangenhaben? Die Situation war so, dass das Unternehmen Kieser in zwei Bereiche geteilt war. Einer davon war ausschließlich für Fotolaborprodukte zuständig undproduzierte–ausgerichtetaufganz Europa – Fototaschen und ähnliche Druckerzeugnisse. Diese Sparte erwirtschaftete etwa 60 Prozent des Umsatzes.DerMarktwarallerdingsschon gezeichnet von dramatischen Rückgängen, speziell aufgrund der hohen Wachstumsraten der Digitalfotografie. Der andere Bereich war die Sparte Print Services, die viel breiter aufgestellt und in mehreren Märkten aktiv war.Dort wurden zum Beispiel Logistikformulare gedruckt,aber auch Produkte für die Optik- und die Werbebranche. Das Problem war nur, dass der erste Bereich zunehmend unter Druck geriet und das Unternehmen als Ganzes immer mehr gefährdete. Wiewurdedas Problemgelöst? Es kam zu einer Übernahme. 2005 stieg die österreichische Envephot Photopackaging GmbH ein und übernahm die gesamte Kieser-Gruppe.Damit verbunden war eine Sanierung, in deren Verlauf der notleidende Unternehmensteil vom Print-Bereich getrennt und abgewickelt wurde.Für die Betroffenen war das natürlich ein sehr harterProzess,aberesgabkeineAlternative. Hätte man diesen Schritt nicht getan, wäre wohl das komplette Unternehmenuntergegangen. DieheutigeEnvePrintistdafürumso erfolgreicher, wie ein Blick auf Ihre Referenzen zeigt. Wie haben Sie das geschafft? Ich will mich da nicht mit fremden Federn schmücken,denn vieles von dem, was unseren Erfolg heute ausmacht, war auch schon vorher da, zumindest in Ansätzen. Wir sind zwar eigentlich eine Druckerei, aber treffender wäre die Beschreibung: Enve Print ist ein Dienstleister, der auch noch druckt. WirhabenvieleGeschäfte,dieletztlich Prozesse des Kundenunterstützen. ZumBeispiel? Wir arbeiten unter anderem für einen amerikanischen Paket-Konzern, der zu den größten seiner Branche zählt. Für dieses Unternehmen organisieren undproduzierenwiralleDruckerzeugnisse,dieerforderlichsind,umdenBetrieb zu gewährleisten. Das bezieht sich nicht nur auf den europäischen Raum, sondern auch auf das Geschäft inAfrika undimNahenOsten. Um welche Art von Produkten geht es dabeikonkret? Das komplette Programm – also alles, was täglich gebraucht wird:Aufkleber, Paketscheine, Briefpapier, Personalbeurteilungsbögen, Umschläge, Visitenkartenundvielesmehr.Dasisteine sehr diffizile Dienstleistung, denn damit erreichen uns im Schnitt jedenTag mehrere hundertBestellungen. Seit wann sind Sie für dieses Unternehmentätig? Seit etwa zehn Jahren. In dieser Zeit wurdendieDienstleistungennatürlich immer stärker weiterentwickelt. Für unsereanderenKundengiltÄhnliches. Mittlerweile ist es sogar so, dass wir in vielen Fällen nicht nur die Lagerung und den Versand der von uns gefertigten Produkte übernehmen, sondern auch den Zukauf von FremdproduktenundderenKonfektionierung. Das klingt fast so, als seien Sie dem branchenüblichen Preisdruck weniger stark ausgesetzt als viele ihrer Mitbewerber, die sich ausschließlich aufdas Druckgeschäftbeschränken. Daistwasdran.Ohnehinbinichdavon überzeugt,dassdiewahrenKosteneinsparungen vor allem in der Optimierung von Prozessen liegen.Auf dieser Idee basiert der Bereich unseres Geschäfts, den wir „Docudirect“ nennen. Wir bieten hier Unternehmen mit vielen Filialen die Möglichkeit, ihre Ein- kaufsprozesse für Druckerzeugnisse zuverschlanken,indemwirihnenüber Rahmenverträge einen Großteil der Arbeit abnehmen. Das geht zum Teil so weit, dass wir in das SAP-System der Kundeneingebundensind. Enve Print ist also nicht nur ein klassischer Druck-Dienstleister, sondern aucheinEDV-Spezialist? Ganz falsch ist das nicht, denn unser Unternehmen befasst sich schon seit langer Zeit mit EDV. Dahinter steckt dieÜberlegung,dassmandieProzesse der Kunden heute besser abbilden muss als in der Vergangenheit. Beispielsweise haben wir bereits vor einigen Jahren für die Fotoindustrie eine Software namens Elios entwickelt,die eigentlich eine frühe Web-to-Print- Lösung war und es ermöglichte, Fototaschen mit der Adresse des Kunden zu bedrucken. 2006 wurde dann eine standardisierte Web-to-Print-Lösung installiert, mit der wir eine Digitaldruck-Sparte aufgebauthaben. Wie großistIhre EDV-Abteilung? Sie hat drei Mitarbeiter, die teilweise vonDienstleisternunterstütztwerden. Für eine Druckerei unserer Größe ist das schon eine Menge,aber es passt zu unserer Philosophie. Bei uns ist die „Eine Unternehmenskrise bewältigen Sie nur, wenn Sie alle Beteiligten hundertprozentig hinter sich haben. Mit Kästchendenken kommt man da nicht weiter – was man braucht, ist ein ganzheitliches Denken. Zur Person FlorianMöckel � Alter:44 � Verheiratet,zweiKinder � Diplom-Kaufmann,ExecutiveMBA � Position:GeschäftsführerderEnve PrintServicesGmbH � Hobbys:Laufen,Skifahren,Golf das aber auch: Wenn ein Fehler passiert, gibt es keine standrechtliche Erschießung, sondern eine gemeinsame Analyse, wie man beim nächsten Mal pannenfrei arbeiten kann. Schließlich macht ja niemand mit Absicht etwas falsch. Wir haben heute eine positive Fehlerkultur – auch das hat sich geändert im Vergleich mit den früheren Verhältnissen. Wie haben Sie diese umfassenden Veränderungen erreicht? Hatten Sie HilfevonUnternehmensberatern? Wir haben bewusst keine Berater ins Haus geholt – allerdings nicht deshalb, weil ich die generell für unfähig hielte. Die Überlegung war eine ganz andere, nämlich die: Wir haben so viele gute Leute im eigenen Laden, dass genug Kompetenz vorhandenist. Wie genau muss man sich den praktischen Ablauf dieser Reorganisation vorstellen? Eines der entscheidenden Instrumente war ein Arbeitskreis mit mehreren Beteiligten aus allen Abteilungen des Hauses.Diese Gruppe hat über die erforderlichenSchrittenachgedachtunddarüber,wiemandieUmsetzungschaffen kann.Auch hier war mir ein ganzheitlicher Ansatz wichtig, denn viele Prozesse scheitern ja daran,dass MenschenzusehrihrenRessort-Egoismen verhaftet sind. Und natürlich daran, dass man an seinen Gewohnheiten hängt und alles Neue erst mal ablehnt. Deswegen haben wir auch mit einem Phrasenschweingearbeitet. MiteinemPhrasenschwein? Ja.EsgabeinSparschwein,indasjeder einen Obolus werfen musste, der die Diskussion über neue Prozesse mit den üblichen Killerphrasen abwürgen wollte.Das war eine große Hilfe. � Druck&Medien Dezember 2007
12 Meinung Neulich bei einer gesprächigen Party. Die Hausfrauen schwärmenhemmungslosüberdenbekennendenBuddhistenRichard Gere und kommen deshalb unweigerlich auf Bio zu sprechen. Bio-Nudeln, Bio-Weichspüler, Bio-Eier, Bio-Marmelade, Bio- Windeln,Bio-Tee.Ja,es sei teurer,aber man wäre ja verantwortungsbewusst. Ich mittendrin im Zirkel, will auch etwas Umwelt-biologisches beisteuern: „Druckfarben können übrigens lebensmittelecht sein. Äh, auf den Verpackungen und so ...“ – Schweigen. Betroffenheit. Ich setze nach: „Ihr könnt die ZeitungruhigaufdenKompostwerfen.Dapassiertnichts.DieWürmer schaffen das.“ Noch peinlicheres Schweigen.Anflüge von Entsetzen. „Also ehrlich, Mädels. Ihr müsst nicht jedes Blatt auch von der Rückseite beschreiben.Papier ist überhaupt nicht umweltschädlich.“ Stechende Blicke.Ich beginne zu schwitzen. „Ehrlich !“ Ok,ich bin ja nur ein Mann.Ok,Mitleid und Fürsorge sind weiblich.Ok,ich will jetzt bemuttert werden ...„Und die Wälder, die abgeholzt werden?“ – Ah, meine Chance! Ich rede Druck&Medien Dezember 2007 Hans-Georg Wenke AllesBio–oderwas? drupa countdown 2008 Noch eine „JDF“-drupa! Stephan Jaeggi, PrePress-Consulting, Schweiz Diedrupa2004gingals„JDF-drupa“ indie GeschichtedergrafischenBrancheein.Ich mussgestehen,dassichnichtganzunschuldig daranbin,dassdieserSlogandamalslanciert wurde. Tatsächlichwardieletzte drupadie GeburtsstundedesJobDefinitionFormats (JDF).ZwarwurdeCIP4bereitsander drupa 2000gegründet,unddieersteJDF-Versionist2001veröffentlichtworden.EinJahrspätererschiendannJDF1.1und mitder sechsMonatespäterveröffentlichtenVersion1.1a wurdenvieleFehlerbehoben,aberdieausmeinerSichterste brauchbareVersionwarJDF1.2,dieebenzurdrupa2004freigegebenwurde.MitvierJahreneinelangeEntwicklungszeit, aber schließlichistJDFaucheingroßerWurf,derdiegrafische Branchemehr verändernwirdalsalleTechnologiewandeldes letztenJahrhunderts zusammen! VieleHerstellerhabensichaufderdrupa2004bereitszu JDFbekannt.EinigewenigeAnbieterkonntenschonkonkrete InstallationenbeiKundenvorweisen.AufvielenStändengab esabernur Prototypenzusehen,undbeietlichenHerstellern wurdemanmitLippenbekenntnisseabgespeist.Daswirdauf der drupa2008anderssein!DieHerstellerhattenvierJahre Zeit,umJDFinihreProduktezuintegrieren.ImMai2008wird sichzeigen,wer dieseZeitgenutztundwerdenZugverpasst hat.Konkrete PraxiserfahrungenbeiKundensindgefragt. drauflos.Von Recyclingquoten über 70 Prozent und gar über 90 Prozent bei Zeitungspapier, von De-Inking, von Durchforstungsholz,vonWindbruchholz,vonschnellwachsendenPappelhainen, von Energiebilanzen,von FSC.Ja,von FSC! Und chlorfrei! Und wie Quatsch das eingefärbte so genannte Umweltpapier sei, wie sinnvoll sauberes, weißes Papier ist. Das mit dem Bio-FSC-Güte-Umweltengel-clorfrei-kontrolliert-Zeichen... Ich glaube, sie denken schon darüber nach, wie man mir die Psychotherapie finanzieren könnte. So gucken sie jedenfalls. Mir läuft der Schweiß in Bächen über den Körper. Ich wälze mich mühsam aus meinem Sessel. Und stammele irgendwie so was wie „glaub’, brauch noch’n Bier.“ Am Zapfhahn stehend höreich,wiedasGeschnatterwiederinFahrtkommt.ÜberMarmelademachen, Männer,denen man trauen kann,und Bohneneinkochen reden sie jetzt. Ich beschließe, zum Stand der Bundesliga einen Kommentar abzugeben und wende mich den Bartträgernzu. Scheiß-Party. Juni Juli August September Oktober November Dezember Januar Februar März April 29. Mai AlsMitglieddesCIP4-VorstandesundJuror derCIPPI- Awardshabe ichindenletztenJahrenEinblickinmehrere DutzendJDF-Projektebekommen.DieWirtschaftlichkeitsberechnungensindallesehrähnlich.DerReturnonInvestment(ROI) liegtbeidenmeistenAnwendernbeiüber800 ProzentinfünfJahren.BeieinigenBetriebensogarbeimDoppelten.Mitwelcher anderenInvestitionkonntemanineiner DruckereiindenletztenJahreneinesolcheRenditeerreichen?Umsoerschreckenderisteszusehen,wievieleAnwenderdasThemaVernetzungimmernochmitvielFleißignorieren.WerJDFnichtalswichtigenPunktinseinedrupa-Planung aufnimmt,riskiertdenZugzuverpassen. DievernetztenBetriebewerdeninZukunfteinengewaltigenwirtschaftlichenVorteilhaben,sodassesfürnichtvernetzteBetriebeschwerseinwird,konkurrenzfähigzubleiben.JDF ermöglichteinerDruckereiden(längstüberfälligen)Schritt vonder gewerblichenzurindustriellenProduktion. Einguter Ort,umsichaufder drupa2008überJDFzuinformieren,wird die„JDFExperience“imdrupainnovationparcinHalle 7sein. DieserStandwirdvomCIP4-KonsortiuminZusammenarbeit mitderMesseDüsseldorforganisiert.AlsOrientierungshilfe wirdeswiedereineJDF-Roadmapgeben,inder alleStände vonCIP4-MitgliedernmitihrenJDF-Lösungenaufgeführt sind.JDFwirdauch2008einwichtigesThemasein,undes könntedaherdurchaussein,dass diedrupa2008nochmalsals „JDF-drupa“indieGeschichteeingeht...
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