Auenwälder am Bodensee - Bodensee-Stiftung
Auenwälder am Bodensee - Bodensee-Stiftung
Auenwälder am Bodensee - Bodensee-Stiftung
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www.bodensee-stiftung.org Jahresbericht 2009<br />
<strong>Auenwälder</strong> <strong>am</strong> <strong>Bodensee</strong><br />
Bioenergie-Region<br />
Business & Biodiversity<br />
Landwirtschaft & Landschaft<br />
CHAMP<br />
Living Lakes<br />
Jordan River Rehabilitation Project
INHALT<br />
Impressum<br />
4<br />
6<br />
8<br />
10<br />
12<br />
14<br />
16<br />
17<br />
18<br />
<strong>Auenwälder</strong> <strong>am</strong> <strong>Bodensee</strong><br />
Bioenergie-Region<br />
Business & Biodiversity<br />
Landwirtschaft & Landschaft<br />
CHAMP<br />
Living Lakes<br />
Das Magazin „Zukunftsfähiger <strong>Bodensee</strong>“ ist eine Veröffentlichung der<br />
<strong>Bodensee</strong>-stiftung –<br />
Internationale <strong>Stiftung</strong> für Natur und Kultur<br />
Jordan River Rehabilitation Project<br />
Das Te<strong>am</strong> der <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
Mitarbeiten & Mitdenken<br />
Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell<br />
postanschrift schweiz<br />
postanschrift Österreich<br />
Tel. : 0049-(0)7732-999540<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
gedruckt<br />
Fax : 0049-(0)7732-999549<br />
Bodanstrasse 19<br />
Schulgasse 7<br />
E-Mail: info@bodensee-stiftung.org<br />
8280 Kreuzlingen<br />
6850 Dornbirn<br />
Papier<br />
www.bodensee-stiftung.org<br />
Recycling<br />
redaktion<br />
auf<br />
Ina Umbach, Patrick Trötschler<br />
wird<br />
Texte<br />
Marion H<strong>am</strong>merl, Sven Schulz, Volker Kromrey, Patrick Trötschler, Julia Zieminska<br />
Grafik / Layout<br />
Didem Sentürk (DUH)<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> der<br />
Foto-Nachweise<br />
Peter Bohot pixelio.de (Titelbild), Volker Kromrey (Seite 5), UMG (Seite 4), Pawel Ryszawa Wikipedia (Seite 5), Volker Kromrey (Seite 6-7),<br />
Clean Energy (Seite 7), <strong>Stiftung</strong> für Natur und Wirtschaft (Seite 8), <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> (Seite 9), Utto Baumgartner NBL (Seite 10),<br />
Karin Ott (Seite 11), Sven Schulz (Seite 12-13), GNF (Seite 14), <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> (Seite 15), Julia Zieminska (Seite 16),<br />
Jahresbericht<br />
Bodesee-<strong>Stiftung</strong> (Seite 17) Kuhnle (Seite 17), Illustration: Kacper Szulecki (Seite 19) Der
edITorIAL<br />
L<br />
iebe Leser unseres Magazins Zukunftsfähiger <strong>Bodensee</strong>,<br />
liebe Freunde der <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
2009 – Jahr der Wirtschaftskrise, Jahrtausendverschuldung, Rettungsschirme, das Aus für hunderte<br />
kleine und mittelständische Unternehmen und etliche große …<br />
Und wir haben es überstanden. Können wir aufatmen oder erwischt es uns im kommenden<br />
Jahr? Finden wir wieder offene Ohren und Unterstützung für den Umweltschutz oder werden<br />
wir weiterhin mit Argumenten verabschiedet wie: „Jetzt müssen wir uns erst mal wieder um die<br />
Wirtschaft kümmern – kein Geld für Natur- und Umweltschutz.“<br />
Warum ist es so schwer, die Menschen zu sensibilisieren und zum Handeln zu bewegen? Weil es<br />
eigentlich niemanden wirklich interessiert, wie es in 20 Jahren mit dem Klima oder der biologischen<br />
Vielfalt auf unserem Planeten aussieht? Weil wir heute lieber täglich warm duschen, billig<br />
essen und fast uneingeschränkt mobil sein wollen? Experten unterstreichen, dass uns – die wir in der industrialisierten Welt<br />
leben – die „Incentives“ fehlen, der Anreiz unser Verhalten zu ändern.<br />
Ein gewichtiges Argument! Stellen Sie sich vor: umwelt- und sozialverträgliche Produkte wären plötzlich wesentlich preiswerter<br />
als die, die zur Umweltzerstörung beitragen oder das Klima killen. Und das nicht, weil sie subventioniert würden, sondern<br />
weil die nicht nachhaltigen Produkte und Dienstleistungen die Kosten für die Umweltzerstörung tragen müssten, die sie<br />
verursachen. Das polluters pay principle – seit vielen Jahren gefordert, aber bislang weniger als halbherzig umgesetzt.<br />
Um die „In-Wert-Setzung“ von Biodiversität, sprich der Ökosysteme und Tier- und Pflanzenarten, geht es auch im TEEB-Report<br />
„The Economics of Ecosystems and Biodiversity“ von UNEP (Umweltprogr<strong>am</strong>m der Vereinten Nationen). Die Studie wird koordiniert<br />
von Pavan Sukhdev, Chef der Deutsche-Bank-Abteilung Global Market. Der erste Teil für politische Entscheidungsträger<br />
wurde im November 2009 veröffentlicht und enthält zahlreiche Fakten über den ökonomischen Wert von Ökosystemen und ihren<br />
Dienstleistungen wie Mikroklima, die Lieferung von Trinkwasser, Kompensation von CO , Natur und Landschaft für Tourismus<br />
2<br />
und Freizeit etc. etc.<br />
Wussten Sie, dass ca. 40 Prozent aller Produkte auf der Welt auf Tier- oder Pflanzenarten basieren oder abgeschaut sind von<br />
genialen Lösungen der Natur?<br />
Die <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> hat in 2009 – trotz Wirtschaftskrise – das Thema „Unternehmen und biologische Vielfalt“ angepackt<br />
und regionale Unternehmen ermuntert, sich mit dem Schutz der Biodiversität zu beschäftigen. Die Naturschutz- und Wasserbehörden<br />
rund um den See haben sich – trotz Haushaltssperren – an einem Interreg-Projekt beteiligt, in dem die Potentiale<br />
zur Renaturierung der wertvollen <strong>Auenwälder</strong> <strong>am</strong> <strong>Bodensee</strong> untersucht und konkrete Vorschläge zur Ausweitung erarbeitet<br />
wurden. Und sie sind bereit, die Vorschläge auch umzusetzen!<br />
Gemeins<strong>am</strong> mit den Partnern der Bioenergie-Region <strong>Bodensee</strong> haben wir ein Netzwerk für die Förderung der Bioenergie mit<br />
mehr als 50 Gemeinden, Unternehmen, NGOs und Behörden eingerichtet. Im Rahmen des Europäischen Projekts „CHAMP: Local<br />
Response to Climate Change“ arbeiten wir weiter <strong>am</strong> Thema Nachhaltigkeitsmanagement für Kommunen und regionale Behörden<br />
– nicht weil wir den Kommunen noch mehr Arbeit aufbürden wollen, sondern weil Nachhaltigkeitsmanagement eine bessere<br />
Entscheidungsgrundlage liefert, u.a. bei den Entscheidungen, mit denen wir auch in zwanzig Jahren noch leben müssen. Und<br />
unser „Netzwerk Blühender <strong>Bodensee</strong>“ lässt Kommunen, Landwirte, Imker, Unternehmer, Behörden und Naturschutz an einem<br />
Strang ziehen – für ein bunteres und vielfältigeres Orts- und Landschaftsbild.<br />
Über die Aktivitäten in 2009 und was wir uns für das schwierige Jahr 2010 vorgenommen haben, informieren wir Sie im vorliegenden<br />
Magazin.<br />
Ein herzliches Dankeschön geht an alle Institutionen und Personen, die uns unterstützt haben! Wünschen Sie uns Glück und<br />
helfen Sie uns bitte weiterhin wie und wo Sie können – d<strong>am</strong>it wir auch in einem Jahr an dieser Stelle über kleine und größere<br />
positive Nachrichten berichten können!<br />
Im N<strong>am</strong>en des Te<strong>am</strong>s der <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> alles Gute,<br />
Ihre Marion H<strong>am</strong>merl
<strong>Auenwälder</strong> <strong>am</strong> <strong>Bodensee</strong><br />
Die <strong>Auenwälder</strong> <strong>am</strong> <strong>Bodensee</strong> sind zum einen von den starken<br />
Wasserstandsschwankungen des Sees und zum anderen<br />
von den Hochwässern der Zuflüsse abhängig. Obwohl der<br />
Wasserstand <strong>am</strong> <strong>Bodensee</strong> auch heute noch unreguliert<br />
ist, lassen andere Landnutzungen <strong>am</strong> Ufer nur noch selten<br />
Platz für die Entstehung neuer <strong>Auenwälder</strong>. Als Folge sind<br />
die <strong>Auenwälder</strong>, welche zum Großteil aus Silberweiden und<br />
unterschiedlichen Strauchweiden bestehen, selten geworden.<br />
Die von der <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> beauftragte Potenzialanalyse<br />
(AGBU, Peintinger et al.) hat aufgezeigt, dass die Auengebiete<br />
rund um den See in einem schlechten Zustand sind.<br />
Fehlende Dyn<strong>am</strong>ik der Flüsse und entgegenstehende Nutzungsinteressen<br />
verhindern Überschwemmungen und eine<br />
Verjüngung in den Uferbereichen.<br />
Kurzbeschreibung der Gebiete<br />
An Goldach und Steinach stehen Hochwasserschutz und<br />
Siedlungsentwicklung einer großflächigen Überschwemmung<br />
im Wege. Ein großes Potenzial für den Auenwald liegt jedoch<br />
in einer unbehinderten Deltaentwicklung mit Auenwald. Bei<br />
einer Ortsbegehung mit den zuständigen Gemeinde- und<br />
Behördenvertretern verständigte man sich auf eine weitgehend<br />
ungestörte Entwicklung des Flussdeltas. Bei starken<br />
4<br />
AueNwALdreNATurIeruNG<br />
<strong>Bodensee</strong>-stiftung Jahresbericht 2009<br />
Bregenzerachmündung<br />
Anlandungen könnte jedoch aus Hochwasserschutzgründen<br />
ein schnelles Eingreifen notwendig werden. Ziel ist es daher,<br />
ein Deltaentwicklungskonzept zu erstellen, welches Szenarien<br />
und mögliche Eingriffe nach Hochwasserereignissen<br />
beinhaltet.<br />
Die Bregenzerach hat das bedeutendste Auenwaldvorkommen<br />
<strong>am</strong> <strong>Bodensee</strong> und nimmt im ges<strong>am</strong>ten Voralpenraum, aufgrund<br />
der Größe und Qualität der <strong>Auenwälder</strong>, eine Sonderstellung<br />
ein. Die große ökologische Bedeutung der Mündung<br />
der Bregenzerach resultiert aus der Landschaftsdyn<strong>am</strong>ik, der<br />
Lebensraumvielfalt sowie der Naturnähe, Größe und relative<br />
Ungestörtheit des Gebietes. Geprägt sind die Weichholzauen<br />
an der Bregenzerach durch den Gebirgscharakter des Flusses.<br />
So kommen im Wesentlichen Silberweiden, Lavendelweiden<br />
aber auch Grauerlen und Reifweiden vor. Die Machbarkeitsstudie<br />
befasst sich in erster Linie mit der Besucherlenkung und<br />
Information.<br />
Die Mündung der Schussen in den <strong>Bodensee</strong> liegt im Naturschutzgebiet<br />
(NSG) Eriskircher Ried, in dem in einzigartiger<br />
Form die ursprüngliche Natur- und Kulturlandschaft noch<br />
großflächig erhalten ist. Die Natur im NSG ist geprägt durch<br />
die ausgeprägte Flachwasserzone des <strong>Bodensee</strong>s, Schilfbereiche,<br />
Riedflächen, und Altwässer. Im Mündungsbereich ist die
Schussen jedoch sehr stark verändert und liegt in der zweitschlechtesten<br />
Strukturgüteklasse. Dies ist bedingt durch die<br />
Abkoppelung der Altarme, Uferverbauungen und Eintiefung<br />
des Flusses. Untersucht wurden in der Machbarkeitsstudie<br />
insbesondere die Möglichkeiten zum Wiederanschluss der<br />
Altarme, Entnahme von Uferbefestigungen sowie die Einrichtung<br />
von Pufferzonen zu ökologisch wertvollen Bereichen.<br />
Etwas weiter westlich gelegen mündet die Seefelder Aach in<br />
den <strong>Bodensee</strong>. Dort, in unmittelbarer Nähe des Pfahlbaumuseums,<br />
befindet sich das Naturschutzgebiet Seefelder Aach,<br />
charakterisiert durch einen Silberweidenauenwald, Mandelweiden-<br />
und Kreuzdorn-Gebüsch, Schilfröhricht und Streuwiesen.<br />
Die wesentlichste ökologische Verbesserung lässt<br />
sich in dem Gebiet durch den Rückbau der Kanalisierung und<br />
die Anlage eines Mäanders erzielen. Diese Maßnahme ermöglicht<br />
die Modellierung der Ufer, gibt dem Fluss mehr Dyn<strong>am</strong>ik<br />
und schafft neue Auenwaldstandorte.<br />
Als einziges Gebiet <strong>am</strong> Untersee wurde das NSG „<strong>Bodensee</strong>ufer<br />
Bodman-Ludwigshafen“ ausgewählt. Die vielfältige und strukturreiche<br />
Auenlandschaft an der Stockacher Aachmündung bietet<br />
zahlreichen zum Teil vom Aussterben bedrohten Pflanzenund<br />
Tierarten Lebensraum. Auch die Stockacher Aach wurde in<br />
den vergangenen Jahrzehnten stark begradigt und hat sich daher<br />
eingetieft. Weite Bereiche der einstigen Aue werden nicht<br />
<strong>Auenwälder</strong><br />
Fachexkursion an der Bregenzerach<br />
mehr regelmäßig überschwemmt. Durch die Modellierung und<br />
Abtragung der Ufer können neue Auenstandorte mit längeren<br />
Überflutungszeiträumen geschaffen werden.<br />
In vielen der untersuchten <strong>Auenwälder</strong> verhindern standortsfremde<br />
Pflanzen wie zum Beispiel Hybridpappeln und Goldrute<br />
die Ans<strong>am</strong>ung der heimischen Silberweiden und anderer<br />
Auen-typischer Pflanzenarten. Die Entnahme solcher Bäume<br />
und die Bekämpfung von Neophyten sind daher wichtige<br />
Maßnahmen zur Renaturierung der <strong>Auenwälder</strong>. Ein weiteres<br />
seeumspannendes Problem sind Altlastvorkommen. In allen<br />
Untersuchungsgebieten fanden sich Altlasten oder Altlasten-<br />
Verdachtsflächen. Bevorzugt wurden Seitenarme der Flüsse mit<br />
Müll und Schutt verfüllt. Eine Sanierung dieser Standorte ist<br />
oft sehr kostspielig und aus Wasserschutzsicht problematisch.<br />
Besonders wichtig für die Realisierung der geplanten Renaturierungen<br />
ist die Akzeptanz der Bevölkerung. Daher begleitet<br />
die <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> die Studien und Maßnahmen mit<br />
zahlreichen Aktivitäten zur Sensibilisierung der Bevölkerung<br />
für diesen einzigartigen Naturraum. Seit Anfang November<br />
2009 informiert eine Wanderausstellung in den <strong>Bodensee</strong>-<br />
Gemeinden über den Lebensraum Auenwald und die Ziele des<br />
Projekts.<br />
der pirol besiedelt lichte wälder mit Altholzbeständen aller Art, besonders wohl fühlt<br />
er sich in den randzonen laubholzreicher Auwälder. In der schweiz wird der pirol in den<br />
nationalen roten Listen geführt und auch in deutschland ist er in der Vorwarnliste der<br />
„roten Liste“ enthalten. seine goldene Färbung hat ihm im Volksmund auch den N<strong>am</strong>en<br />
„Gold<strong>am</strong>sel“ eingebracht.<br />
Bibersteig Bregenzerach<br />
5
Bioenergie-region <strong>Bodensee</strong><br />
Die Bioenergie leistet in Deutschland schon heute einen<br />
wichtigen Beitrag zur Energieversorgung. Im Jahr 2008<br />
stellte sie bereits 70 Prozent des Anteils der Erneuerbaren<br />
Energien (EE), im Wärmebereich sogar über 90 Prozent.<br />
Für den Weg zu einer 100 Prozent EE-Region ist die Bioenergie<br />
ein wesentlicher Baustein und nimmt insbesondere als<br />
Brückentechnologie mit Marktreife eine Schlüsselrolle ein.<br />
Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag die Ziele für<br />
2020 festgelegt: 30 Prozent des Stroms und 14 Prozent der<br />
Wärme sollen bis dahin aus Erneuerbaren Energien erbracht<br />
werden. Diese Ziele werden von vielen als ehrgeizig angesehen,<br />
von anderen als noch immer nicht ausreichend.<br />
Zur Erreichung dieser Ziele jedenfalls, müssen die EE stark<br />
ausgebaut werden. Dies gilt auch für die Bioenergie in der<br />
<strong>Bodensee</strong>region, welche insbesondere für die Bereitstellung<br />
der Wärme zurzeit unverzichtbar ist.<br />
6<br />
BIoeNerGIe-reGIoN<br />
optimieren und einsparen<br />
Die größten Potenziale liegen in der Einsparung von Energie,<br />
sowohl im Strom als auch im Wärmesektor. Hier ist jeder<br />
Einzelne aufgerufen, seinen Verbrauch zu reduzieren. In den<br />
meisten Fällen findet die Stromproduktion durch Biomasse<br />
noch ohne Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) statt. Das heißt, die<br />
bei der Stromproduktion anfallende Wärme wird ungenutzt<br />
<strong>Bodensee</strong>-stiftung Jahresbericht 2009<br />
Exkursion zum Bioenergiedorf, Lippertsreute<br />
an die Umgebung abgegeben oder gar unter Aufwendung<br />
von Energie in einem „Notkühler“ vernichtet. Die wenigsten<br />
Biogasanlagen in der Region verfügen derzeit über eine<br />
intelligente Abwärmenutzung, obwohl sich die Effizienz einer<br />
Anlage durch angepasste Technik (KWK) und intelligente<br />
Wärmenutzungskonzepte (Nahwärmenetz) verdoppeln lässt.<br />
Notwendigkeit zur steuerung<br />
Der Ausbau der Bioenergie geht auch in der <strong>Bodensee</strong>region<br />
schnell voran. Folgen sind die zunehmende Intensivierung<br />
der Landwirtschaft, Grünlandumbruch, die d<strong>am</strong>it verbundene<br />
CO 2 -Freisetzung und die verstärkte Bewirtschaftung ehemaliger<br />
Brachflächen. Betriebswirtschaftliche Zwänge aber<br />
auch Unkenntnis über die Alternativen führen dazu, dass die<br />
Landwirtschaft insbesondere auf Monokulturen aus Mais und<br />
Raps setzt. Das hat nicht nur Auswirkungen auf das Landschaftsbild,<br />
sondern auch auf die Biodiversität.<br />
Nachhaltigkeitsstandards<br />
Erneuerbare Energien sind die Zukunft unserer Energieversorgung<br />
und notwendig um die Klimaschutzziele zu erreichen.<br />
Entwicklungen wie beim Biodiesel aus Palmöl zeigen jedoch<br />
nachdrücklich, dass Bioenergie nicht automatisch und grundsätzlich<br />
nachhaltig ist. Auch für unsere heimische Bioenergie
gilt der Grundsatz der Nachhaltigkeit. Nicht Bioenergie um<br />
jeden Preis kann daher die Botschaft sein, sondern an unsere<br />
Landschaft angepasste, ökonomisch sinnvolle und ökologisch<br />
und sozial verträgliche Projekte. Die verstärkte Nutzung von<br />
Abfallstoffen aus der Landwirtschaft gehört dabei ebenso<br />
dazu wie die energetische Verwertung von Landschaftspflegematerial.<br />
Aktivitäten<br />
Die Maßnahmen der Bioenergie-Region <strong>Bodensee</strong> tragen<br />
all diesen Punkten Rechnung. Durch die Vernetzung der<br />
unterschiedlichen Bioenergie-Akteure aus Land- und Forstwirtschaft,<br />
Gewerbe und Naturschutz können innovative<br />
Ideen entwickelt und umgesetzt werden. Gemeins<strong>am</strong> können<br />
Konzepte erarbeitet werden, die auf die Belange aller eingehen.<br />
Auf Tagungen, Workshops und bei Exkursionen werden<br />
auch der interessierten Öffentlichkeit neue Technologien und<br />
bewährte Projekte vorgestellt. Im Rahmen der Messe „Moderne<br />
Energie 2009“ auf der Insel Mainau, fand eine Tagung<br />
zur „Zukunft der Bioenergiekommune“ statt, welche sich<br />
insbesondere an interessierte Gemeinden richtete. Über 60<br />
Teilnehmer nahmen an dieser Veranstaltung teil. Als direkte<br />
Folge der Netzwerktreffen gründeten wir einen Arbeitskreis<br />
Technik, in dem die unterschiedlichen Lösungsansätze und<br />
Erfahrungen zu spezifischen Problemen erörtert werden, um<br />
diese unter anderem in Form eines Leitfadens der Öffentlichkeit<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Das Regionalmanagement der Bioenergie-Region <strong>Bodensee</strong>,<br />
welches bei der <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> und der solarcomplex AG<br />
angesiedelt ist, repräsentiert die Region auch auf Bundesund<br />
Landesebene, sorgt somit für eine Vernetzung mit anderen<br />
Bioenergie-Regionen und bringt die Erkenntnisse von<br />
neuesten Forschungsvorhaben in die Region. Der gemeins<strong>am</strong>e<br />
Auftritt der unterschiedlichen Partner in der Bioenergie-<br />
Region <strong>Bodensee</strong> ist durch ein spezielles Corporate Design<br />
Kommunale energieautarkie?<br />
gewährleistet. Dies erhöht den Wiedererkennungswert sowohl<br />
in der Region als auch außerhalb. In 2010 wird eine Wanderausstellung<br />
entstehen, die in Gemeinden, Schulen oder<br />
bei Veranstaltungen über die moderne Bioenergienutzung<br />
informiert. Ein Schwerpunkt der Arbeit der <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
liegt auch auf der Entwicklung einer Nachhaltigkeits-<br />
Strategie. Hierzu werden Anlagenbetreiber, Vertreter aus<br />
dem Naturschutz, dem Tourismus, der Land- und Forstwirtschaft,<br />
sowie aus dem sozialen Bereich gemeins<strong>am</strong> Kriterien<br />
erarbeiten und diese in Bürgergesprächen und im Blog der<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> mit der Öffentlichkeit diskutieren.<br />
Methanaufbereitung Fulda<br />
Biogas, moderne Holzenergie, Nahwärmenetz, photovoltaik:<br />
mauenheim ist das erste Bioenergiedorf in Badenwürttemberg,<br />
welches sich strom– und wärmeseitig vollständig<br />
aus heimischen erneuerbaren energien versorgt.<br />
Biogas-Abwärme und moderne Holzenergie werden in ein<br />
Nahwärmenetz eingespeist und im ort verteilt. die stromerzeugung aus dem BHKw (Blockheizkraftwerk) der<br />
Biogasanlage sowie aus mehreren solarkraftwerken wird ins öffentliche Netz eingespeist. Neben den ökologischen<br />
Vorteilen hat das projekt auch einen hohen regionalwirtschaftlichen wert: die energiekosten fließen<br />
nicht mehr ab, sondern bleiben als Kaufkraft vor ort. realisiert wurde das projekt durch solarcomplex und clean<br />
energy.<br />
7<br />
Kraftwerk Mauenheim
8<br />
BusINess & BIodIVersITy<br />
Blühendes Firmenareal<br />
2010 Internationales Jahr der Biologischen Vielfalt: die Vielfalt an<br />
Arten und Ökosystemen ist auch entscheidend für die wirtschaft<br />
Biologische Vielfalt oder Biodiversität … ein sperriger<br />
Begriff, der bisher noch nicht richtig in das Bewusstsein von<br />
Bürgern und Unternehmen vorgedrungen ist. Dabei gehört<br />
der Verlust der Biologischen Vielfalt neben dem Klimawandel<br />
zu den größten (Umwelt)Problemen unserer Zeit. Wir<br />
alle registrieren zwar das massive Artensterben, aber nur<br />
wenige wissen, dass nicht nur die „Hotspots“ wie Brasilien,<br />
Indonesien oder das südliche Afrika betroffen sind, sondern<br />
auch Europa und Deutschland. Die Staaten haben eine UN-<br />
Konvention zur Biologischen Vielfalt (CBD) unterzeichnet<br />
mit der Zielsetzung, den weltweiten Rückgang bis zum Jahre<br />
2010 deutlich zu verringern. Leider wurden nicht genügend<br />
Anstrengungen unternommen, dieses Ziel zu erreichen – im<br />
Gegenteil: das Artensterben hat rasant zugenommen und<br />
wird durch die Folgen des Klimawandels noch verstärkt.<br />
„Es ist, als hätten die Staaten der Welt sich entschlossen,<br />
ihre Bibliotheken zu verbrennen, ohne dass sie sich vorher<br />
die Mühe gemacht hätten, die Bücher überhaupt zu lesen“,<br />
beschreibt Professor Daniel Jansen aus den USA treffend.<br />
Der Verlust der Biologischen Vielfalt macht nicht nur unseren<br />
Planeten ärmer, sondern hat auch enorme wirtschaftliche<br />
Folgen. Rund 40 Prozent aller Produkte basieren auf biologischen<br />
Produkten und Verfahren; Ökosysteme liefern überlebenswichtige<br />
„Serviceleistungen“ für unsere Lebensgrundla-<br />
<strong>Bodensee</strong>-stiftung Jahresbericht 2009<br />
gen und für unsere Wirtschaft. Ein eindrucksvolles Beispiel<br />
für die Bedeutung der Serviceleistungen sind die Bienen.<br />
Der Wert ihrer Dienstleistung der „Bestäuber“ wird weltweit<br />
auf mehr als 150 Milliarden Euro und für Deutschland auf<br />
rund 2 Milliarden Euro beziffert. Diese Werte werden von der<br />
Gesellschaft übersehen und nicht in den Wirtschaftsbilanzen<br />
erfasst.<br />
Der Schutz der Biologischen Vielfalt ist nicht nur eine Sache<br />
der Regierungen oder der Umweltschützer, auch die Wirtschaft<br />
kann und muss einen Beitrag leisten. Große global<br />
agierende Konzerne sind ebenso angesprochen wie kleine<br />
und mittlere Unternehmen – jeder Betrieb hat einen Bezug<br />
zur Biologischen Vielfalt und kann Maßnahmen zu ihrem<br />
Schutz ergreifen.<br />
Die Schweizer <strong>Stiftung</strong> Natur und Wirtschaft berät Firmen bei<br />
der Ökologisierung des Firmengeländes. Seit 1995 wurden<br />
über 1.800 Hektar öder Rasen und versiedelte Flächen in<br />
Blumenwiesen, wertvolle Biotope, begrünte Dächer oder<br />
vielfältige Sträucher und Hecken verwandelt – gut für die<br />
Natur und die heimischen Tier- und Pflanzenwelt und gut<br />
für die Mitarbeiter, die sich an der wachsenden Artenvielfalt<br />
erfreuen und ihre Meetings im Sommer in einer blühenden<br />
und duftenden „Besprechungslaube“ organisieren können.<br />
Die <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> findet das Konzept klasse und hat
mit der <strong>Stiftung</strong> vereinbart, auch in der <strong>Bodensee</strong>region<br />
eine solche Initiative zu starten und sie später auszuweiten.<br />
Die Industrie- und Handelk<strong>am</strong>mern der <strong>Bodensee</strong>region und<br />
Vorarlberg unterstützen die Informationsk<strong>am</strong>pagne mit Info-<br />
Veranstaltung und Workshops.<br />
europaweite K<strong>am</strong>pagne Business and<br />
Biodiversity<br />
Ab 2010 wird die <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> ihre Aktivitäten noch<br />
erheblich ausweiten – als einer von sechs Partnern in einem<br />
europaweiten LIFE-Projekt und unter der Koordination des<br />
Global Nature Fund. Gemeins<strong>am</strong> mit Vorreiter-Unternehmen<br />
in den verschiedenen Branchen, werden Umwelt- und<br />
Nachhaltigkeitsmanager und natürlich die Macher in den<br />
Führungspositionen zu sogenannten Schnupper-Workshops<br />
eingeladen, wo sie sich unverbindlich informieren können,<br />
welche Bezugspunkte sie zur Biologischen Vielfalt haben und<br />
Maßnahmen möglich und sinnvoll wären.<br />
Mit einem „Biodiversitäts-Check“ können Unternehmen noch<br />
mehr in die Tiefe gehen, alle Aspekte ihres Betriebes abklopfen<br />
und dann entscheiden, ob sie die Verbesserung und<br />
den Schutz der Biologischen Vielfalt kontinuierlich angehen<br />
wollen. Wie lässt sich Biodiversität in mein Umweltmanagementsystem<br />
integrieren? Welche Indikatoren kann ich zur<br />
Beurteilung der Ausgangslage und zur Kontrolle der Wirkungen<br />
meiner Maßnahmen nutzen? Wie kann ich mein Engagement<br />
nach innen und außen kommunizieren und einen<br />
Wettbewerbsvorteil erwirken gegenüber den Unternehmen,<br />
die keine Rücksicht nehmen? Diese Fragen werden in einer<br />
Reihe von Workshops und während individueller Beratungen<br />
erörtert.<br />
Für eine erfolgreiche Partnerschaft zwischen Umweltschutzorganisationen<br />
und Unternehmen benötigen NGOs aktuelle<br />
Informationen zu Aspekten wie Nachhaltigkeitsberichte,<br />
Corporate Social Responsibility oder Indikatoren für Biodiversität.<br />
Deshalb gehören auch Weiterbildung und Erfahrungsaustausch<br />
für NGOs zu den Schwerpunkten des neuen<br />
LIFE-Projekts.<br />
2. Naturschutz-Auktion bringt fast 6000 euro für die <strong>Bodensee</strong>-Landschaft<br />
das war der H<strong>am</strong>mer! Bei der 2. Naturschutz-Auktion der <strong>Bodensee</strong>-stiftung <strong>am</strong> 10. oktober<br />
2009 in der singener stadthalle wurden Gebote im Ges<strong>am</strong>twert von 5.905 euro abgegeben. mit<br />
viel Charme und witz brachte Auktionator dr. Haro eden unter anderem weideschafe <strong>am</strong> Hohentwiel,<br />
die pflege alter streuobstwiesen und Birnensorten, Bienenweiden, Ackerwildkräuterreservate<br />
oder die Anlage einer wildobsthecke unter den H<strong>am</strong>mer.<br />
unternehmen, Vereine, Verbände und privatpersonen gaben ihre Gebote für Naturschätze ab<br />
– darunter die regionalmarke Gutes vom see und die Kliniken schmieder. Alle Gebote tragen<br />
zum langfristigen schutz der Biologischen Vielfalt der region bei, so werden im kommenden<br />
Jahr z.B. 3,25 Hektar Naturschutzfläche <strong>am</strong> Hohentwiel von schafen gepflegt werden können.<br />
schirmherr der bundesweit einmaligen Veranstaltung war Andreas Jung (Cdu), der auf<br />
seinen ausdrücklichen wunsch hin erfolgreich für ein schwarzes schaf bieten konnte.<br />
2. Naturschutz-Auktion<br />
mit den Naturschutz-Auktionen will die <strong>Bodensee</strong>-stiftung speziell die unternehmen in der region darauf<br />
aufmerks<strong>am</strong> machen, wie wichtig und wie dringlich der erhalt der Natur- und Kulturlandschaft <strong>am</strong> <strong>Bodensee</strong><br />
geworden ist. Auf diese weise kann auch die Attraktivität des wirtschaftsstandorts <strong>Bodensee</strong> verbessert werden.<br />
Gefördert und unterstützt wurde die Auktion von pLeNum westlicher <strong>Bodensee</strong>, der IHK Hochrhein-<strong>Bodensee</strong>,<br />
Triple e, Global Nature Fund und der deutschen umwelthilfe. Für 2010 sind weitere Naturschutz-Auktionen in<br />
planung. mehr details und der Auktionskatalog unter www.bodensee-stiftung.org<br />
9
10<br />
LANdwIrTsCHAFT & LANdsCHAFT<br />
Mehrjährige Blühfläche<br />
Netzwerk Blühender <strong>Bodensee</strong> – für eine blüten- und artenreiche<br />
<strong>Bodensee</strong>landschaft<br />
An der Vitalität und Vielfalt der Blüten besuchenden Insekten<br />
lässt sich der Zustand einer Landschaft gut ablesen.<br />
Der starke Rückgang der Wildbienenarten sowie die hohen<br />
Bienenverluste in den letzten Jahren zeigen deutlich, dass<br />
unsere <strong>Bodensee</strong>landschaft aus dem Gleichgewicht geraten<br />
ist. Deshalb hat die <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> das Netzwerk Blühender<br />
<strong>Bodensee</strong> ins Leben gerufen. Zweck des Netzwerks<br />
ist Austausch, Information, Weiterbildung und Beratung<br />
von Partnern, die sich aktiv für eine bienen- und insektenfreundliche<br />
Bewirtschaftung und Pflege von Flächen einsetzen.<br />
Landwirte sind dabei ganz wichtige Akteure. Aber<br />
auch Kommunen, Fachbehörden wie z.B. Straßenbauämter,<br />
Unternehmen mit ihren Betriebsflächen, die Imker selbst<br />
sowie Gartenbesitzer sind herzlich eingeladen, gemeins<strong>am</strong><br />
mit dem Naturschutz im Netzwerk Blühender <strong>Bodensee</strong><br />
aktiv zu werden.<br />
<strong>Bodensee</strong>-stiftung Jahresbericht 2009<br />
Möglichkeiten und Maßnahmen, wie die <strong>Bodensee</strong>landschaft<br />
wieder bunter und attraktiver gestaltet werden kann, gibt es<br />
mehr als genug. Bis Ende 2010 will die <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
mindestens 50 Hektar bienenfreundlich gestaltete Flächen<br />
initiieren. Mit Exkursionen, Workshops, Info-Veranstaltungen<br />
und dem Aha-Effekt bei der praktischen Anschauung vor Ort<br />
werden Flächennutzer für ein bunteres Landschafts-, Dorfund<br />
Stadtbild begeistert.<br />
Für Mitarbeiter von Bauhöfen und Stadtgärtnereien fand<br />
ein gut besuchter Erfahrungsaustausch in Radolfzell statt.<br />
Für das Frühjahr 2010 sind Veranstaltungen für die Straßenmeistereien<br />
in den Landkreisen Konstanz und <strong>Bodensee</strong>kreis<br />
vorgesehen. Gleichzeitig arbeitet die <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
daran, Regionalmarken und Erzeugergemeinschaften für eine<br />
blühende <strong>Bodensee</strong>landschaft zu begeistern. Beispielsweise<br />
können Landwirte und Obstbauern Blühstreifen, blühende<br />
Zwischenfrüchte und bienenfreundliche Mähzeitpunkte in<br />
ihre Bewirtschaftung aufnehmen.<br />
Die Projektbroschüre zum Netzwerk Blühender <strong>Bodensee</strong> kann<br />
auf www.bluehender-bodensee.net heruntergeladen werden.<br />
Interessierte bestellen den Projektnewsletter. Ab Frühjahr<br />
2010 wird eine Wanderausstellung in der <strong>Bodensee</strong>region auf<br />
Tour gehen. Dazu ist eine Broschüre mit guten Beispielen<br />
aus der Region geplant.
Gefördert wird das Netzwerk Blühender <strong>Bodensee</strong> vom Landrats<strong>am</strong>t<br />
<strong>Bodensee</strong>kreis, PLENUM Westlicher <strong>Bodensee</strong>, der<br />
Heidehof-<strong>Stiftung</strong> und der Deutschen Umwelthilfe. Zudem<br />
unterstützt das Unternehmen Reckitt-Benckiser das Projekt<br />
im Rahmen seiner K<strong>am</strong>pagne „Unser Zuhause Unsere Erde“.<br />
Landschaftspfad Hardtseen – tolle zweite<br />
saison<br />
Auch in der zweiten Saison wurde der Landschaftspfad Hardtseen<br />
von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Im Mai ließ<br />
die Randegger Ottilienquelle über 250.000 Rückenetiketten<br />
zur Bekanntmachung des Landschaftspfads Hardtseen auf<br />
seine Mineralwasser-Flaschen aufkleben. Dazu wurde die<br />
Verbindung mit den Angeboten „Lernort Bauernhof“ und<br />
„<strong>Bodensee</strong>-Guides“ gestärkt. Schulklassen, die den Birkenhof<br />
oder den Hof Hügle besuchen, können anschließend eine<br />
<strong>Bodensee</strong>-Guide-Tour auf dem Landschaftspfad Hardtseen<br />
buchen. Das Fest Ende September auf dem Birkenhof mit<br />
Spanferkel, naturkundlichen Führungen und herrlichem Wetter<br />
war ein Publikumsmagnet.<br />
Landschaftspfad Hardtseen in Gottmadingen<br />
wo blüht noch was im <strong>Bodensee</strong>land?<br />
Der Landschaftspfad Hardtseen startet <strong>am</strong> Parkplatz des<br />
Höhenfreibads Gottmadingen, führt durch die artenreichen<br />
Streuobstwiesen des FFH-Gebiets Heilsberg, durch das Naturschutzgebiet<br />
Hardtseen und vorbei an Äckern, Wiesen und<br />
Weiden. Mit jeder Tafel erschließen sich neue Zus<strong>am</strong>menhänge<br />
zwischen Landwirtschaft, Kulturlandschaft, Regionalvermarktung<br />
und Naturschutz.<br />
Initiative Gentechnikfreie <strong>Bodensee</strong>region<br />
Im Frühjahr veröffentlichte die <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> eine Studie<br />
zum Thema „Kennzeichnung und Vermarktung Gentechnik<br />
freier Lebensmittel“, zu der 30 Akteure aus Erzeugung, Verarbeitung,<br />
Handel und Vermarktung von Lebensmitteln befragt<br />
wurden. Die Studie kann unter www.bodensee-stiftung.org<br />
herunter geladen werden.<br />
Zudem half die <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> bei der Entwicklung der<br />
Wanderausstellung und der Broschüre der Initiative Gentechnikfreie<br />
<strong>Bodensee</strong>region mit (Download unter www.gentechnikfreie-bodenseeregion.org).<br />
energieeffizienz in der Landwirtschaft<br />
Gemeins<strong>am</strong> mit Partnern in Spanien, Frankreich und Italien<br />
hat die <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> ein Projekt zur Verbesserung der<br />
Energieeffizienz in der Landwirtschaft entwickelt und zur Förderung<br />
bei der EU-Kommission eingereicht. Ziel des Projekts<br />
ist es, die Energie-Einsparmöglichkeiten in der Landwirtschaft<br />
besser zu nutzen und durch angepasste Bewirtschaftung<br />
die CO 2 -Bilanz der Betriebe zu verbessern. Im Falle<br />
einer Bewilligung startet das Projekt im Herbst 2010.<br />
Auch Hausgärtner und unternehmen mit Grünflächen haben viele möglichkeiten<br />
Lebensräume und Nahrungsangebot für Blüten besuchende Insekten zu gestalten. Lassen<br />
sie Gemüse wie Zwiebeln oder möhren oder Kräuter wie salbei, Thymian, Borretsch oder<br />
majoran blühen. Interessante Bienen-Blumen sind Astern und malven. Hummeln<br />
bevorzugen z.B. rittersporn oder Lupinen. Tagfalter besuchen gerne Nelkenarten,<br />
Kornrade oder winden.<br />
n wählen sie viele verschiedene, einheimische und standortangepasste Blühpflanzen.<br />
n Verlängern sie das Blütenangebot durch den Anbau von früh-, mittel- und spätblühenden sorten;<br />
wichtig sind v.a. pollen- und Nektarspender im Frühjahr und im spätsommer.<br />
n Vermeiden sie gefüllt blühe nde Blumensorten, sie bieten keinen Nektar und Blütenstaub.<br />
Auch andere Nützlinge wie Vögel und Igel haben was davon.<br />
www.bluehende-landschaft.de<br />
11
CHAmp – Nachhaltiges Handeln ermöglichen durch<br />
Nachhaltigkeitsmanagement<br />
12<br />
CHAmp<br />
„dauerhafte entwicklung ist entwicklung, die die Bedürfnisse<br />
der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass<br />
künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht<br />
befriedigen können.“ Brundtland-Bericht, 1987<br />
Seit das Konzept der „nachhaltigen Entwicklung“ vor mittlerweile<br />
über 20 Jahren durch den Brundtland-Bericht und<br />
dem darauf folgenden Erdgipfel in Rio im politischen Diskurs<br />
verankert wurde, hat sich im gesellschaftlichen Bewusstsein<br />
einiges getan: Niemand wird heute noch leugnen wollen,<br />
dass gute und richtige Gestaltung der Zukunft ihrem Wesen<br />
nach „nachhaltig“ sein muss. Auf allen gesellschaftlichen<br />
Ebenen ist das Thema mittlerweile „Chefsache“. Wer sagt, er<br />
sei gegen Nachhaltigkeit, wird nicht ernst genommen und<br />
setzt sich heftiger Kritik aus.<br />
Leider hat diese Zustimmung aber bisher zu wenig Niederschlag<br />
in der Praxis gefunden. Die großen Probleme unserer<br />
Zeit sind ungelöst und bedrohen die Zukunft unserer Kinder<br />
<strong>Bodensee</strong>-stiftung Jahresbericht 2009<br />
Nachhaltige Stadtplanung in Freiburg - Vauban<br />
und Kindeskinder massiv. So stehen wir heute <strong>am</strong> Scheideweg,<br />
ob wir eine Veränderung des Weltklimas auf erträgliche<br />
Maße beschränken können.<br />
Städten und Gemeinden kommt dabei eine besonders wichtige<br />
Rolle zu: Sie bestimmen auf vielfältige Weise die Lebensbedingungen<br />
der Menschen durch die Infrastruktur und<br />
Dienstleistungen, die sie vor Ort anbieten. Sie sind in einer<br />
verantwortungsvollen Position, wenn es um die Reduzierung<br />
von Treibhausgasemissionen geht und unter besonderem<br />
Zugzwang bei der Anpassung an die Klimafolgen.<br />
Städte und Gemeinden sehen sich mit dem Problem konfrontiert,<br />
wie man das Konzept der nachhaltigen Entwicklung in<br />
die Praxis überträgt: Wie lässt sich feststellen, ob eine politische<br />
Entscheidung oder ein Projekt nachhaltig ist? Wie kann<br />
man alle Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigen?<br />
An dieser Stelle setzt das EU-Life Projekt CHAMP an, indem<br />
es Städten und Gemeinden praxisorientierte Unterstützung
ei der Einführung eines Integrierten Nachhaltigkeitsmanagement<br />
bietet.<br />
Integriertes Nachhaltigkeitsmanagement für Kommunen<br />
wurde in den letzten vier Jahren von der <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
gemeins<strong>am</strong> mit europäischen Partnern im Vorgängerprojekt<br />
„Mangaging Urban Europe-25“ entwickelt. Der Grundgedanke<br />
ist einfach: In fünf Schritten analysiert die Stadt ihren aktuellen<br />
Zustand in Sachen Nachhaltigkeit, entwickelt eine Zukunftsvision<br />
mit messbaren lang- und mittelfristigen Zielen,<br />
setzt Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele um, überprüft,<br />
wie sich die Maßnahmen auf die Ziele ausgewirkt haben und<br />
passt gegebenenfalls ihre Handlungen an die erworbenen<br />
Erfahrungen an. Dieser Prozess nimmt zwischen drei bis fünf<br />
Jahre in Anspruch und beginnt dann wieder von vorne.<br />
Die Methodik wurde im Rahmen von MUE-25 mit über 20<br />
Kommunen in Europa erprobt und hat sich als geeigneter<br />
und pragmatischer Ansatz gezeigt, Nachhaltigkeit für eine<br />
Stadt messbar zu machen und eine stetige Verbesserung der<br />
Umwelt- und Lebensqualität vor Ort zu ermöglichen.<br />
CHAMP wird bis 2011 in die Fläche bringen, was im Verlauf<br />
von MUE-25 modellhaft entwickelt wurde. Unter der Koordination<br />
von Union of Baltic Cities und mit der Unterstützung<br />
von ICLEI (Local Governments for Sustainability) werden in<br />
Deutschland, Finnland, Italien und Ungarn Anlaufstellen eingerichtet,<br />
an die sich Kommunen, die ein Nachhaltigkeitsmanagement<br />
implementieren wollen, wenden können. Daneben<br />
werden Workshops und individuelle Beratung angeboten,<br />
eine Kompetenzplattform zum Erfahrungsaustausch aufgebaut<br />
und ein virtuelles Trainingspaket entwickelt.<br />
Der inhaltliche Fokus von CHAMP liegt beim Klimawandel<br />
und den Fragen, wie man durch integriertes Nachhaltigkeitsmanagement<br />
die Folgen des Klimawandels bewältigen und<br />
erfolgreich Klimaschutz betreiben kann.<br />
unterstützung für Ihre Kommune!<br />
n das virtuelle Trainingspaket wird im Frühjahr 2010 verfügbar sein.<br />
n start der Kompetenzplattform „Integriertes Nachhaltigkeitsmanagement“<br />
ist im mai 2010.<br />
n Leitfäden und aktuelle Informationen zu workshops unter:<br />
www.localmanagement.eu<br />
Neben der Motivation und Weiterbildung von Kommunen, wird<br />
im Rahmen von CHAMP auch die Entwicklung eines Standards<br />
für Nachhaltigkeitsmanagement geprüft sowie Vorschläge erarbeitet<br />
zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Kommunen,<br />
die ein Nachhaltigkeitsmanagement umgesetzt haben.<br />
CHAmp wird gefördert von der europäischen Kommission im rahmen des LIFe plus-progr<strong>am</strong>ms,<br />
dem Bundesumweltministerium (Bmu) und der deutschen umwelthilfe.<br />
Tranieren für Nachhaltigkeit<br />
13
14<br />
LIVING LAKes<br />
Netzwerk Lebendige seen deutschland gegründet<br />
Am 15. September 2009 startete der Global Nature Fund<br />
(GNF) das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland mit einer<br />
Auftaktveranstaltung <strong>am</strong> Starnberger See. Gemeins<strong>am</strong> mit<br />
Partnern von dreizehn deutschen Seen sowie renommierten<br />
Organisationen wie dem Deutschen Olympischen Sportbund<br />
will der GNF den Seenschutz in Deutschland vorantreiben.<br />
Zur Gründung haben sich u.a. der <strong>Bodensee</strong> (repräsentiert<br />
durch die <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong>), Mindelsee, Oberschwäbische<br />
Seenplatte, Dümmer-See, Lausitzer Seenland und Plauer See<br />
dem Netzwerk angeschlossen. Zu den Gründungsmitgliedern<br />
zählt auch das Institut für Seenforschung Langenargen. Unterstützt<br />
wird das Netzwerk von Reckitt Benckiser Deutschland<br />
und der Anton Ehrmann-<strong>Stiftung</strong>. „Wasser ist das<br />
zentrale Lebenselement. Dieses wertvolle Gut zu schützen,<br />
ist eine Aufgabe, die uns alle angeht“, begründen die Schauspieler<br />
und Bestsellerautoren Michaela Merten und Pierre<br />
Franckh ihre Schirmherrschaft. Lebendige Seen Deutschland<br />
ist Teil des Netzwerks Living Lakes, dem sich weltweit über<br />
50 Seen und 80 Partnerorganisationen angeschlossen haben.<br />
In Deutschland wird das Netzwerk zuerst den Erfahrungsaustausch<br />
zwischen Akteuren verschiedener Seenregionen unter-<br />
<strong>Bodensee</strong>-stiftung Jahresbericht 2009<br />
Gründungste<strong>am</strong> Lebendige Seen Deutschland<br />
stützen. Hierzu sind Foren zum Seen- und Klimaschutz und<br />
zur Förderung der Biologischen Vielfalt eingerichtet worden.<br />
Die <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> freut sich auf die Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
und den fachlichen Austausch.<br />
Zehn Jahre Living Lakes Baikalsee<br />
Zehn Jahre Living Lakes Baikalsee und zehn Jahre Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
mit den burjatischen Living Lakes Partnern GRAN<br />
und FIRN waren der Anlass für eine deutsch-russische Living<br />
Lakes Konferenz. 80 Teilnehmer aus Deutschland, Mongolei<br />
und Russland diskutierten in Ulan Ude in welchen Aspekten<br />
der nachhaltigen Entwicklung sich die Baikalregion in<br />
den letzten zehn Jahren positiv entwickelt hat und wo die<br />
Anstrengungen verstärkt werden müssen.<br />
Der Baikal ist ein See der Superlative: Mit 1.680 Metern<br />
ist er der tiefste und mit mehr als 25 Millionen Jahren der<br />
älteste Süßwassersee der Erde. 1996 wurde die Baikalregion<br />
als UNESCO-Weltnaturerbe anerkannt. Eine zentrale Frage ist,<br />
wie sich die wirtschaftlichen und touristischen Projekte auf<br />
die Wasserqualität und Artenvielfalt <strong>am</strong> Baikal auswirken.
Das burjatische Wirtschaftsministerium und die staatliche<br />
Tourismus-Agentur präsentierten die geplanten Wirtschaftszonen<br />
in denen Tourismusprojekte entwickelt werden sollen.<br />
In einer Sonderwirtschaftszone ist der “Baikalhafen” mit bis<br />
zu 7.000 Betten und einer Marina geplant. Insges<strong>am</strong>t sollen<br />
die Besucherzahlen auf der burjatischen Seite des Baikals<br />
von derzeit 300.000 auf zwei Millionen bis zum Jahr 2017<br />
gesteigert werden. Tourismusexperten und NGO-Vertreter<br />
vertraten die Ansicht, dass einige Projekte überdimensioniert,<br />
zu sehr an Investoren orientiert sind und weniger<br />
einer langfristig gesicherten lokalen Wertschöpfung dienen.<br />
Wirtschaftsentwicklung und Tourismusprojekte müssen an die<br />
Grenzen der Belastbarkeit der Region angepasst sein.<br />
Marion H<strong>am</strong>merl berichtete über den hohen Tourismusdruck<br />
auf die Uferzonen <strong>am</strong> <strong>Bodensee</strong> und die d<strong>am</strong>it verbundenen<br />
Auswirkungen auf Fauna und Flora. Hotels und touristische<br />
Einrichtungen <strong>am</strong> See zeichnen sich leider nicht durch<br />
hohe Umweltqualität aus. Positive Ansätze wie Ecoc<strong>am</strong>ping<br />
sind immer noch die Ausnahme. Volker Kromrey stellte die<br />
Bioenergieregion <strong>Bodensee</strong> vor und zeigte die Potenziale der<br />
Baikalregion für die Energiegewinnung durch Biomasse auf.<br />
Deutsche und russische NGOs und Institutionen unterschrieben<br />
eine Resolution mit Empfehlungen für Tourismus,<br />
Waldwirtschaft und Holzverarbeitung, regenerative Energien,<br />
Erhalt der biologischen Vielfalt und Umweltbildung in der<br />
Baikalregion. Für den Bereich Tourismus wurde die international<br />
anerkannte “Global Baseline Criteria for Sustainable<br />
Tourism” als Standard empfohlen sowie eine Umsetzung der<br />
Projekte in Phasen. Die Veranstaltung wurde durch das Bundes<strong>am</strong>t<br />
für Naturschutz, der <strong>Stiftung</strong> Ursula Merz und dem<br />
Schweizer Unternehmen Sika gefördert.<br />
Der GNF unterstützt die Entwicklung des Ökotourismus in der<br />
Okaregion in Burjatien. Die <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> liefert hierzu<br />
wichtige Informationen und Empfehlungen.<br />
marion H<strong>am</strong>merl nominiert für die „Goldene Bild der Frau“<br />
marion H<strong>am</strong>merl ist für ihr engagement als GNF-präsidentin nominiert für den<br />
Leserpreis der Zeitschrift Bild der Frau. Im rahmen der Initiative „starke Frauen<br />
für ein starkes Land“ werden fünf Frauen für ihr ehren<strong>am</strong>tliches engagement ausgezeichnet.<br />
die Leserinnen und Leser der Zeitschrift Bild der Frau können nun bis<br />
Februar entscheiden, wer ihre „Goldene Bild der Frau 2010“ wird.<br />
wir freuen uns sehr, dass unsere „starke Frau“ zu den fünf Kandidatinnen zählt.<br />
Hier können sie marion H<strong>am</strong>merl Ihre stimme geben:<br />
per Telefon: 01378 – 40421002 (0,50 E aus dem deutschen Festnetz)<br />
oder im Internet unter www.bildderfrau.de.<br />
13. Living Lakes Conference in mexiko<br />
Die 13. internationale Living Lakes-Konferenz wird vom<br />
20. bis 25. März 2010 unter dem Titel „Management von<br />
Seen und Feuchtgebieten - Herausforderungen in einer sich<br />
verändernden Welt“ in Guadalajara <strong>am</strong> Chapala-See in Mexiko<br />
stattfinden. Der Chapala See ist mit einer Fläche von 1.112<br />
km² der größte Süßwassersee Mexikos. Er ist extrem gefährdet<br />
und droht aufgrund von Übernutzung der Wasserressourcen<br />
und Wasserverschmutzung umzukippen. Seit Anfang<br />
2009 ist er RAMSAR-Schutzgebiet. Mehr Infos zum See und<br />
zur Konferenz unter www.globalnature.org.<br />
Der intakte Fluss Oka<br />
15
16<br />
JordAN rIVer reHABILITATIoN proJeCT<br />
der Fluss Jordan – vor dem Aus<br />
Gruppen-Foto<br />
Noch vor knapp 50 Jahren leitete<br />
der Jordan rund 1,3 Milliarden<br />
Kubikmeter Wasser pro Jahr in das<br />
Tote Meer. Heute kommt nur noch<br />
ein dünnes Rinnsal (20 – 30 Millionen<br />
Kubikmeter) an. 95 Prozent<br />
des Jordanwassers werden von<br />
Israel, Jordanien und Syrien entnommen<br />
und die immer längeren<br />
Dürreperioden tun ein Übriges.<br />
Nachdem auch der Wasserstand des Sees Genezareth kontinuierlich<br />
sinkt, muss inzwischen Wasser vom See in den Jordan<br />
gepumpt werden. Allerdings nicht, um dem Jordan zu helfen,<br />
sondern d<strong>am</strong>it sich weiterhin Gläubige in den nahegelegenen<br />
Taufbecken taufen lassen können. Wenige Kilometer später<br />
endet der Fluss abrupt, aufgehalten durch eine dicke Mauer.<br />
Hinter der Mauer werden Abwässer und Salzwasser aus dem<br />
See Genezareth in das Flussbett des Jordans geleitet. Rund 50<br />
Prozent der Tier- und Pflanzenarten sind verschwunden.<br />
Kann der Jordan gerettet werden?<br />
Der Living Lakes Partner Friends of the Earth Middle East<br />
(FoEME) hat ein ehrgeiziges Projekt zur Rettung des Jordan<br />
auf den Weg gebracht und wird dabei vom Global Nature Fund<br />
und der <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> unterstützt. Die Situation des<br />
Flusses wurde detailliert untersucht. Anhand der Ergebnisse<br />
entwickelte FoEME fünf Szenarien - von „Nichts Tun“ bis zur<br />
optimalen Renaturierung des Flusses. Außerdem analysierte<br />
FoEME den Wasserverbrauch in Israel und Jordanien sowie die<br />
Möglichkeiten, um Wasser in der Landwirtschaft, im Tourismus<br />
und in privaten Haushalten einzusparen. Obwohl beide<br />
Länder extreme Wasserknappheit haben, kostet Wasser dank<br />
hoher Subventionen fast nichts in Israel und Jordanien. In<br />
Israel werden Bananen, Zitrusfrüchte und andere Kulturen<br />
angebaut, die besonders viel Wasser benötigen.<br />
die Initiative zur rettung des Jordan<br />
In einem Workshop mit Vertretern der israelischen, palästinensischen<br />
und jordanischen Umweltbehörden, den lokalen<br />
Experten sowie Udo Gattenlöhner vom Global Nature Fund, Julia<br />
Zieminska und Marion H<strong>am</strong>merl von der <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
wurden alle Szenarien diskutiert. Als realistisch bewerteten<br />
die Teilnehmer das Szenario einer Restaurierung des Jordan,<br />
bei dem der Fluss eine Mindestmenge von 300 – 400 Millionen<br />
Kubikmeter an Wasser pro Jahr erhalten soll, d<strong>am</strong>it das Ökosystem<br />
wieder arbeiten kann. Diese Menge an Wasser könnte<br />
ohne größere Probleme alleine von Israel eingespart und für<br />
den Jordan zur Verfügung gestellt werden. Das Szenario umfasst<br />
eine kleine Überflutung jährlich sowie eine Reduzierung<br />
des Salzgehalts. Mittelfristig soll eine Renaturierung des Flusses<br />
und seines Wassereinzugsgebiets angestrebt werden, für<br />
die die doppelte Wassermenge benötigt wird. Der Weg dorthin<br />
soll in einem Aktionsplan verbindlich festgeschrieben werden.<br />
Die Rettung des Jordan hängt vom politischen Willen der<br />
Anrainerländer, allen voran Israel, ab. Neben wissenschaftlichen<br />
und ökonomischen Argumenten will Friends of the<br />
Earth Middle East die Öffentlichkeit für die Initiative gewinnen.<br />
Der Tourismussektor und Touristen aus der ganzen Welt<br />
spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, da mit dem Jordan ein<br />
Fluss von außerordentlicher kultureller und geschichtlicher<br />
Bedeutung von der Zerstörung bedroht ist. In 2010 werden<br />
Global Nature Fund und das internationale Netzwerk Living<br />
Lakes eine internationale K<strong>am</strong>pagne zur Rettung des Jordan<br />
unterstützen.<br />
Fluss in Not<br />
Soll-Zustand <strong>am</strong> unteren Jordan<br />
die Initiative zur rettung des Jordan wird durch united states Agency for International development, Goldman-<br />
Fonds, Global Nature Fund / ursula merz-stiftung und den Grünen umwelt-Fonds unterstützt.<br />
Friends of the earth middle east ist eine außergewöhnliche umweltschutzorganisation mit Vertretern aus Jordanien,<br />
palästina und Israel. selbst in größten Krisensituationen führt Foeme grenzüberschreitende projekte<br />
durch, unter anderem die vielfach ausgezeichnete Initiative „Good water makes Good Neighbours“.<br />
<strong>Bodensee</strong>-stiftung Jahresbericht 2009
dAs TeAm der BodeNsee-sTIFTuNG<br />
marion H<strong>am</strong>merl<br />
Geschäftsführerin<br />
Diplom-Betriebswirtin<br />
+49 (0) 77 32-99 95-45<br />
marion.h<strong>am</strong>merl@bodensee-stiftung.org<br />
sven schulz<br />
Projektmanager<br />
+49 (0) 77 32-99 95-44<br />
sven.schulz@bodensee-stiftung.org<br />
Julia Zieminska<br />
DBU Stipendiatin<br />
MSc in Political Science<br />
+49 (0) 77 32-99 95-42<br />
julia.zieminska@bodensee-stiftung.org<br />
Ina umbach<br />
Praktikantin<br />
+49 (0) 7732 9995-41<br />
ina.umbach@bodensee-stiftung.org<br />
patrick Trötschler<br />
Projektmanager und stellv. Geschäftsführer<br />
Diplom-Agraringenieur<br />
+49 (0) 77 32-99 95-41<br />
p.troetschler@bodensee-stiftung.org<br />
Volker Kromrey<br />
Projektmanager<br />
Dipl.-Ing. (FH) Forstwirtschaft<br />
+49 (0) 77 32-99 95-40<br />
volker.kromrey@bodensee-stiftung.org<br />
silke ehnert<br />
Sekretariat<br />
+49 (0) 7732 9995-40<br />
silke.ehnert@bodensee-stiftung.org<br />
Julia Baier<br />
Praktikantin<br />
BSc in Agrarwissenschaften und Umweltmanagement<br />
+49 (0) 7732 9995-44<br />
julia.baier@bodensee-stiftung.org<br />
die <strong>Bodensee</strong>-stiftung ist ein Gastinstitut für dBu-stipendiaten<br />
Im Rahmen eines Stipendienprogr<strong>am</strong>ms der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) hatte ich<br />
die Möglichkeit, eine Gastgeberinstitution in Deutschland auszuwählen. Schnell bin ich auf die<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong> gestoßen, vor allem aufgrund ihrer transnationalen Arbeit <strong>am</strong> <strong>Bodensee</strong>.<br />
Es gab einige Parallelen zwischen meinem DBU Projekt „transnationale Wasser Governance“<br />
und der täglichen Arbeit dieser NRO an internationalen Umweltprojekten in der Region und<br />
darüber hinaus. Ich beschloss die Umweltkooperation <strong>am</strong> <strong>Bodensee</strong> und ihre Hindernisse aus<br />
der Insider-Perspektive kennen zu lernen und diese Chance habe ich hier bekommen. Besonders interessant war für mich das<br />
Projekt zur „Renaturierung der <strong>Auenwälder</strong>“ <strong>am</strong> <strong>Bodensee</strong>, obwohl ich als Politikwissenschaftlerin zunächst viel über diese<br />
gefährdeten Ökosysteme lernen musste. Die <strong>Auenwälder</strong> Initiative ist für eine Analyse über notwendige Veränderungen in der<br />
modernen, internationalen Umweltkooperation musterhaft. Ich engagierte mich auch für das Projekt zur „Rehabilitation des<br />
Unteren Jordans“ und für das Inkrafttreten eines internationalen Übereinkommens zum Schutz internationaler Wasserwege<br />
und Seen. In meiner Heimatstadt Breslau in Polen ist die internationale Wasserkooperation an der Oder ein wichtiges Thema.<br />
Außer den beruflichen Erfahrungen werde ich viele schöne Ereignisse aus dem Alltag im RIZ in Erinnerung behalten. Auch die<br />
zahlreichen Konferenzen, Seminare und Projektreisen, an denen ich teilgenommen habe, wie z.B. die auf dieser Seite beschriebene<br />
Konferenz in Jerusalem haben mich sehr beeindruckt.<br />
17
18<br />
mITArBeITeN & mITdeNKeN<br />
weitere Aktivitäten der <strong>Bodensee</strong>-stiftung<br />
die <strong>Bodensee</strong>-stiftung war bei folgenden Veranstaltungen aktiv:<br />
n radolfzell Naturschutztage<br />
n Berlin „Zukunftsforum Ländliche Entwicklung“<br />
n münchen Reisepavillon – Messe für alternatives Reisen<br />
n Chester (uK) Workshop “Sustainable Management of catchment areas”<br />
n stuttgart Nachhaltigkeitskongress Baden-Württemberg<br />
n Frankfurt Kongress „Umweltgerechtigkeit“<br />
n Brüssel European Water Conference<br />
n Titicaca see Bolivien Living Lakes Latino America<br />
n stuttgart EnviCom Forum<br />
n Bad schachen 55. IGKB-Tagung<br />
n stuttgart Workshop Landesnetzwerk Erneuerbare Energien<br />
n Lake district (uK) Internationale Konferenz “Lakes for Living“<br />
n Bregenz IGKB-Symposium „Wasserwirtschaft“<br />
n Toulouse Workshop „Energy Effiency in Agriculture“<br />
n Augsburg Symposium „Die ökonomische Bedeutung der Biodiversität im Finanzsektor“<br />
n Brüssel Green Week<br />
n st. marienthal DBU Sommerakademie „Zukunft Wasser“<br />
n sevilla EMAS-AG für das Referenz-Dokument „EMAS for Public Bodies“<br />
n ulan ude (Burjatien) Living Lakes Konferenz – „Zehn Jahre Partnerschaft <strong>am</strong> Baikalsee“<br />
n Kartause Ittingen IBK-Klimaschutzkongress<br />
n madrid Europäischer Wettbewerb „Capital of Biodiversity“<br />
n wisla (polen) DBU-Herbstseminar „Präsentation der internationalen Zus<strong>am</strong>menarbeit <strong>am</strong> <strong>Bodensee</strong>“<br />
n Jerusalem Symposium „Jordan River Rehabilitation“<br />
n stuttgart Tagung „Wege zum Bioenergiedorf“<br />
n Augsburg Verleihung des DBU-Umweltpreises<br />
n Friedrichshafen Messe „Wunderwelten“<br />
n wuhan (China) World Lakes Conference<br />
n weil <strong>am</strong> rhein Fachtagung „Grenzüberschreitender Naturschutz“<br />
n Insel Vilm BfN-Workshop „Regionale Steuerungsmöglichkeiten bei Erneuerbaren Energien“<br />
n radolfzell BMU-Workshop zum Thema „Grenzüberschreitendes See-Management“<br />
n Berlin BMELV-Projekttag „Effizienz und Nachhaltigkeit als Schlüssel in der Bioenergieforschung“<br />
n Berlin GTZ Workshop “Business and Biodiversity”<br />
n Amsterd<strong>am</strong> Conference “Human Dimensions of Global Environmental Change”<br />
n Friedrichshafen Symposium „<strong>Auenwälder</strong>“<br />
mitgliedschaften / Kooperationen der <strong>Bodensee</strong>-stiftung<br />
n Umweltrat <strong>Bodensee</strong> n Seennetzwerk Living Lakes (www.globalnature.org) n Franz- und Hildegard Rohr-Vogelschutz <strong>Stiftung</strong> (Sitz in<br />
der <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong>) n Initiative Gentechnikfreie <strong>Bodensee</strong>region (www.gentechnikfreie-bodenseeregion.org) n Aktionsbündnis für<br />
gentechnikfreie Landwirtschaft in Baden-Württemberg (www.gentechnik-freie-landwirtschaft.de) n Netzwerk Blühende Landschaft (www.<br />
bluehende-landschaft.de) n Begleitkommission Benken/Schweiz, Expertengruppe für die Schweizer Endlagerstandortsuche n Bio Austria<br />
Vorarlberg n Verein Gutes vom See (www.gutes-vom-see.de) n Verein Lernsee e.V. (www.lernsee.de) n ECOCAMPING e.V. (www.ecoc<strong>am</strong>ping.net)<br />
n NAFU – Nationales Forum Umweltbildung Schweiz n SANU – Bildung für nachhaltige Entwicklung (www.sanu.ch)<br />
n Tourismus Untersee e.V. n ECOTRANS - Netzwerk für nachhaltige Tourismuspolitik in Europa (www.ecotrans.de) n Global Partnership<br />
Hannover e.V. (Expo) n European Water Partnership (www.ewp.eu) n Europäisches Bodenbündnis ELSA<br />
<strong>Bodensee</strong>-stiftung Jahresbericht 2009
DIE FRANZ UND HILDEGARD ROHR-VOGELSCHUTZ-STIFTUNG<br />
wurde im November 2006 ins Leben gerufen mit dem Zweck, die Vögel und ihre Lebensräume <strong>am</strong> <strong>Bodensee</strong> zu schützen. 2009 konnte die <strong>Stiftung</strong> erstmals<br />
ein konkretes Projekt unterstützen. Die Karte „Vogelwelt Untersee“ für vogelkundliche Streifzüge <strong>am</strong> Untersee wurde dank der finanziellen Unterstützung der<br />
Rohr-<strong>Stiftung</strong> neu aufgelegt und kann bei der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft <strong>Bodensee</strong> angefordert werden.<br />
DIE PROJEKTE DER BODENSEE-STIFTUNG WERDEN GEFÖRDERT UND UNTERSTÜTZT VON:<br />
Institut für Seenforschung<br />
NEWSLETTER<br />
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Newsletter (ca. 5 mal jährlich).<br />
Einfach anfordern unter: silke.ehnert@bodensee-stiftung.org<br />
es GIBT NoCH VIeL Zu TuN!<br />
wIr FreueN uNs üBer IHre uNTersTüTZuNG:<br />
spendenkonto deutschland<br />
Volksbank Konstanz-Radolfzell<br />
Konto 2 107 950 06<br />
BLZ 692 910 00<br />
EUROPÄISCHE UNION<br />
Europäischer Fonds<br />
für Regionale Entwicklung<br />
spendenkonto schweiz<br />
Thurgauer Kantonalbank<br />
Postcheckkonto 85-123-0<br />
zugunsten „Verein pro <strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong>“<br />
Konto 2020 1.867-04<br />
spendenkonto Österreich<br />
Dornbirner Sparkasse<br />
Konto 0000-062463<br />
BLZ 20602<br />
ÖNB, Landesgruppe Vorarlberg<br />
Stichwort „<strong>Bodensee</strong>-<strong>Stiftung</strong>“
"Die Frage heute ist,<br />
wie man die Menschheit überreden kann,<br />
in ihr eigenes Überleben einzuwilligen"<br />
Bertrand russell (1872-1970),<br />
brit. philosoph u. mathematiker, 1950 Nobelpr. f. Lit.<br />
www.bodensee-stiftung.org<br />
ww.bodensee-stiftu<br />
www.bodensee-stiftung.o<br />
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