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Ausgabe 2005 - Pfarrer- und Pfarrerinnenverein

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zu teile, schließlich aber vielleicht dochzu einer etwas anderen Auffassungkommen müsse. Da wird dann allzuleichtaus einem gut Abgewogenen einfade Abgehangenes.Deshalb nimmt es nicht allzusehr W<strong>und</strong>er,dass die Synode in der Frage desDreiervorschlags zu keiner Entscheidungkam, sondern das – gerade für dieKirchenvorstände – drängende Problemvertagte.Dabei hatte Landesbischof JohannesFriedrich mit einem energischen Appell,bei dem er zum Erstaunen mancherSynodalen die ganze Wucht seines Amtes<strong>und</strong> seiner Person zum Tragenbrachte, mit guten Argumenten für dieBeibehaltung der bisherigen Praxis geworben.Pflicht genommen, sondern bekanntefrank <strong>und</strong> frei, dass er – wie jeder normaleMensch – diesen Termin gernewahrnehme. Wie überhaupt JohannesFriedrich immer noch den Eindruckmacht, dass ihm bei allen Schwierigkeitennicht (nur) eine Last auf die Schultergelegt sei, sondern dass er sein Amtimmer noch mit Freude ausübt. DieseHaltung sollte vielleicht dem ein oderanderen derzeit völlig niedergedrücktenKirchenmenschen zum Vorbild gereichen.Zum halbwegs guten Schluss: Die Synodehat sich nach ihrer ersten Amtshälftegef<strong>und</strong>en. Die wichtigen Themenfür die zweite Hälfte der Periode sindbenannt, die Bälle liegen zumindest aufdem Spielfeld. Jetzt ist es an der Synode,sie auch ins Tor zu schießen. DieChancen für einen erfolgreichen Abschluss– mitunter auch im Doppelpasszwischen Synode <strong>und</strong> Landeskirchenrat– sind jedenfalls nicht schlecht.Achim Schmid,epd-Redakteur in MünchenKleines Plädoyer für eine leidenschaftlicheKirchenmusikZu einer tragfähigen Entscheidung kamdie Synode immerhin bei der praktischenUmsetzung der VELKD-»Leitlinienkirchlichen Lebens«. Gerade bei derZulassung zum Patenamt oder der Beschränkungder Trausprüche auf die Bibelwurde evangelisch-lutherische Identitätspürbar, die sich wie ein Gr<strong>und</strong>tenordurch die ganze Synode zog.Bei den Beratungen zu den »Leitlinien«hatte die Synode ihre stärksten Momente,weil sie sich in diesen Diskussionenüberzeugend mit den Essentialsvon Kirche <strong>und</strong> Glauben befasste. Andiesen Punkten wurde offensichtlich,dass die Synode eben doch mehr ist alsein reines beschließendes »Kirchenparlament«.Diese spirituelle Dimensionwar auch bei den Mittagsgebeten,einigen Andachten <strong>und</strong> vor allem beidem liebevoll-theologisch formulierten»Reisesegen« der Ständigen BischofsvertreterinSusanne Breit-Keßler greifbar.Diese kurze Besinnung schlug eineBrücke zwischen den Synodenthemen<strong>und</strong> den Wurzeln des Glaubens. Da wardann nicht nur bei den Christbaum-Feuerwehrleuten ein Verweis auf Transzendenz,sondern auch im nüchternenPlenum.Eingesprungen war die Münchner Regionalbischöfinfür den Landesbischof,der am letzten Synodentag einen Terminmit dem B<strong>und</strong>espräsidenten imZusammenhang mit dessen Nahost-Reise hatte. Und dieser Vorgang konnte,wie auch die Andacht seiner Vertreterin,durchaus ein Motivationsschubsein. Denn der Bischof fühlte sich nichtsauertöpfisch-protestantisch in dieS. 2 KORRESPONDENZBLATTNr. 1 Jan. <strong>2005</strong>Beim Abschied von meiner letztenGemeindestelle spielten am Ende desGottesdienstes zu meiner riesigenÜberraschung unser Kantor <strong>und</strong> der Leiterdes Posaunenchors ein Stück vonGeorge Gershwin. Diesen Wunsch hatteich mal beiläufig erwähnt in der Überzeugung,dass er nicht zu verwirklichenist. Weil die beiden sich dennoch darangesetzt haben <strong>und</strong> ich diese Musik mag,erinnere ich mich heute noch gern <strong>und</strong>dankbar zurück. Viele liebevolle <strong>und</strong> mitMühe verfassten Abschiedsreden sindmir leider nicht mehr präsent. Die Erinnerungan die Musik ist geblieben.Musik ist ein eigener Bereich des Menschen,nahe an der Sprache, nahe amVerstand <strong>und</strong> nahe am Herzen. Sie isteigene <strong>und</strong> eigenständige Ausdrucksform.Sie verbindet, weil gemeinsameMusik in jeglicher Form von Liedern sogarSprachbarrieren überschreiten kann.Sie schafft Freiheit <strong>und</strong> Selbstsein, weiljeder Mensch eigene Melodien vor sichhinsummen oder trällern kann. Die Gedankensind frei, vor allem wenn siegesungen werden.Bei Rockkonzerten wie den Rolling Stonesoder Anastacia w<strong>und</strong>ere ich michmanchmal, wie gut die Fans scheinbarEnglisch können. Kaum klingen die erstenTöne bekannter Songs an, erhebensich abertausende Kehlen <strong>und</strong> singenmit. Musik <strong>und</strong> Text gehören zusammen.Wer die Musik kennt, eignet sichschnell auch den dazugehörigen Textan. Und umgekehrt: wer einen Liedtextkennt, kann meist auch die Musik dazuintonieren. Musik ist also nahe an derSprache. Sie ist wie eine eigene Sprachwelt.Deshalb verblassen manche Texteschnell, wenn sie von der Musik losge-löst abgedruckt oder vorgetragen werden.Dann wirken sie dünn, simpel oderschlicht befremdlich so wie die »Freude,schöner Götterfunken, Tochter ausElysium.« Nur in der Verbindung mit derMusik bekommen viele Liedtexte ihrenWert, werden zuweilen Ausdruck desLebensgefühls einer ganzen Generation.Übrigens: ohne die dazu gehörigeMusik verblassen die Englischkenntnissevieler Fans ganz schnell.Auch wenn berühmte Songs wie z.B.»Satisfaction« zufällig beim Herumklimpernmit der Gitarre entstanden sind,so ist Musik planbar <strong>und</strong> verlangt denVerstand. Die Reformation war geradeauch deshalb so erfolgreich, weil es ihrgelungen ist, ihre theologischen Überzeugungenin volksnahe Lieder umzusetzen.Nun konnte sich jeder <strong>und</strong> jedeauf den Glauben einen Reim machen. 1Die Reformation ist eine »Singbewegung«2 , »gewissermaßen eine Reformationvon unten«. 3 Theologie wird vonden Reformatoren in knappe Texte umgesetzt<strong>und</strong> mit (damals) gängigen Melodienverwoben. Musik <strong>und</strong> Text bildeneine enge hermeneutische Einheit.Deshalb ist es gewissermaßen auch problematisch,Liedtexte von ihrer Musikzu lösen <strong>und</strong> sie Distanz voraussetzendenliterarischen Analysemethoden zuunterwerfen. Zum wissenschaftlichenVerstehen ist eine solche Vorgehensweiseunerlässlich. Zur Adaption derBotschaft dieser Texte trägt eine solcheDifferenzierung nur wenig bei. Vielleichtwird man eines Tages auch dieSongs der Rolling Stones wissenschaftlichsezieren <strong>und</strong> prüfen. Die Fans werdenihren Hit jedoch nur im Originalso<strong>und</strong>lieben.

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