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Ausgabe 2011 - Pfarrer- und Pfarrerinnenverein

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(Apg 2,5ff.) <strong>und</strong> die es mit der Thoraobservanznicht so genau zu nehmenschienen <strong>und</strong> den die Bedeutung desTempels negierten (Apg 6,14). Ihr Wortführerwar Stephanus (Apg 6,5f.).Es ist durchaus wahrscheinlich, dass dieHellenisten sich mit ihrer Gesetzes- <strong>und</strong>Tempelkritik in der Tradition Jesu selbstsahen (Mk 7,8-15; 11,15ff.). Die Verfolgung<strong>und</strong> Vertreibung der Hellenistenaus Jerusalem (Apg 8,1) bedeutetezugleich den Beginn einer die Grenzenden Judentums überschreitenden Mission,zunächst im Hinblick auf die Samariter(Apg 8,4-24, dann aber auch imüberwiegend heidnischen KüstengebietPalästinas (Apg 8,26.40). Besonders hatman sich offenbar dabei an die Gruppeder »Gottesfürchtigen« gewandt, d.h.an Heiden, die zwar nicht beschnittenwaren, aber angezogen waren von derjüdischen Erlösungsreligion. (Apg 8,27-39). Auf diese Art <strong>und</strong> Weise gelangtedas Christentum sowohl nach Damaskusals auch nach Antiochia am Orontes. Esist davon auszugehen, dass hier wiedort Volljuden <strong>und</strong> »Gottesfürchtige«gleichberechtigt zusammen in einer Gemeindelebten, in der die Beschneidungebensowenig eine Grenze war wie diekultisch-rituellen Gesetze. Mit diesemChristentum scheint sich Paulus auseinandergesetztzu haben (Apg 8,3; 9,2f.).Das Anwachsen der Heiden innerhalbder Gemeinde veränderte die Gemeindenachhaltig: Sie galt immer mehr in denAugen ihrer Umwelt nicht mehr als jüdischeGemeinde, sondern als eigenständig,<strong>und</strong> man prägte die Bezeichnung»Christianoi« (Christianer – Christus-Anhänger) für sie (Apg 11,26).In Antiochia fand bald nach seiner Berufungvor Damaskus auch Paulus seinegeistige Heimat. Was immer ihm beiseiner Berufung vor Damaskus passiertwar – Paulus trat in Antiochia auf inder Überzeugung, dass Kreuz <strong>und</strong> AuferstehungJesu ein Heilsgeschehen Gottes<strong>und</strong> dass die Thora als Heilsweg durchden Glauben an Christus abgelöst ist.Weder die Annahme des Gesetzes nochdie Beschneidung können jetzt nochBedingung sein für den Eintritt in dasendzeitliche Gottesvolk. Die erste planmäßigeMissionsreise in rein heidnischeGebiete führen Paulus <strong>und</strong> Barnabasals Abgesandte der AntiochenischenGemeinde durch; sie gründen in Kleinasienerstmals rein heidenchristlicheGemeinden (Apg 13f.: die sog. ersteMissionsreise).S. 82 KorrespondenzblattNr. 5 Mai <strong>2011</strong>Die Theologie des Paulus wirdvon Jesusjüngern anerkanntDas sich daran anschließende Apostelkonziletwa im Jahre 48 n.Chr. solltefeststellen, dass auch diese neuen Gemeindenin Kleinasien in Kontinuität<strong>und</strong> geistlicher Gemeinschaft mit derJerusalemer Urgemeinde stehen.Die Argumentationen der jeweiligenGesprächspartner können wir unsheute lebhaft mit gewisser Phantasievorstellen. Vielen Jerusalemern musses klar gewesen sein, dass Paulus hierdie theologische Begründung für eineneue Religion liefert <strong>und</strong> teilweise dieJerusalemer vor vollendete Tatsachen zustellen versucht. So nahm Paulus denunbeschnittenen Heidenchristen Titus(Gal 2,3) mit nach Jerusalem – so als ober den Jerusalemer sagen wolle: »Sehther, es geht doch ohne Beschneidung!«Die Argumentation der Jerusalemer, vorallem der Jesusjünger Petrus <strong>und</strong> Johannessowie des Jesusbruders Jakobus,können wir nur erahnen: »Jesus wolltekeine neue Religion! Nie hat Jesus gesagt,die Menschen bräuchten sich nichtbeschneiden zu lassen. Jesus verkündigtedas Reich Gottes. Du, Paulus, machstetwas ganz anderes daraus.« Paulus ließsich offenbar nicht auf eine Diskussiondarüber ein, was Jesus gepredigt habe.Hier hätte er nur den kürzeren gezogen.Hatte er Jesus doch – abgesehen vonseiner Berufung – nie persönlich kennengelernt! Nein, Paulus geht es umdas »Wort vom Kreuz« (1Kor 1,18), esgeht ihm um das neue Angebot Gottesin dem Gekreuzigten <strong>und</strong> Auferstandenen:»Denn dazu ist Christus gestorben<strong>und</strong> wieder lebendig geworden, dass erüber Tote <strong>und</strong> Lebende Herr sei« (Röm14,9). Die Belegstellen ließen sich ausden Paulusbriefen noch um ein Vielfachesvermehren. Dass Paulus sich damitviele Feinde gemacht hat, verschweigter nicht: »Wir aber predigen den gekreuzigtenChristus, den Juden ein Ärgernis<strong>und</strong> den Griechen eine Torheit.« (1Kor1,23). Nur fünfmal in seinen Briefenerwähnt Paulus ein »Wort des Herrn«:1Thess 4,15 (Parusie), 1Kor 7,10 (Ehescheidung),1Kor 9,14 (Apostelunterhalt),1Kor 11,23-25 (Abendmahlsworte)<strong>und</strong> evtl. 2Kor 12,9 (»Lass dir an meinerGnade genügen, denn meine Kraft ist inden Schwachen mächtig!«). Ansonstengeht ihm um das Heilsgeschehen Gottesin Kreuz <strong>und</strong> Auferweckung Jesu füralle, die daran glauben.Paulus bleibt also in Jerusalem hart<strong>und</strong> lässt sich keine Beschränkung auferlegen(Gal 2,5f.). Dass die Jerusalemer»Säulen« ihn als dazugekommenenApostel akzeptieren, spricht dafür, dasssie Paulus durchaus in Kontinuität zudem sahen, wofür dieser Jesus, ihr Lehrerbzw. ihr leiblicher Bruder, eigentlichstand: Für die Annahme des Menschendurch Gott ohne irgendwelche Vorbedingungen.Tatsächlich reicht man sicham Ende dieses Treffens die Hand (Gal2,9) <strong>und</strong> Paulus weiß dadurch seinenApostolat auch von den Jerusalemernbestätigt. Er steht jetzt auch offiziell inKontinuität zur Jerusalemer Urgemeinde,ja zu Jesus selbst. Doch ebenfallswird beschlossen, die Missionsgebieteaufzuteilen bzw. einander aus dem Wegzu gehen. Petrus solle die Juden missionieren<strong>und</strong> Paulus die Heiden (Gal 2,7).Dass diese in der Praxis nicht durchführbareTrennung dann den Zwischenfallvon Antiochia (Gal 2,11ff.) <strong>und</strong> damitden endgültigen Bruch mit den Jerusalemernnach sich zieht, ist im Gr<strong>und</strong>eeine logische Konsequenz. Paulus machtjetzt Mission in eigener Verantwortung:er besucht noch einmal die Gemeindenin Kleinasien <strong>und</strong> wagt dann die Überfahrtnach Griechenland (Apg 16). Dortgründet er Gemeinden in Philippi, Thessalonich<strong>und</strong> Korinth. Am Ende der sog.dritten Missionsreise wird Paulus etwaim Jahr 56 n.Chr. wohl nicht zufällig inJerusalem verhaftet. Aus dieser Haft ister wohl nie mehr frei gekommen.Die Evangelien sind die nachgeschobenegeschichtlicheF<strong>und</strong>ierung der paulinischenTheologieDie Entstehung der Evangelien verdankenwir m.E. auch der Unkenntnisdes Paulus vom irdischen Christus. Fastnichts erfahren wir in seinen Briefenvon dem Mann, dessen Schicksal einHeilsgeschehen für die Christen seinsoll. Mit dem Jahr 56 verschwindet Paulusim Wesentlichen aus dem Blickfeldder von ihm gegründeten Gemeinden.Sie bleiben mit all ihren Fragen zurück.Und zwar solange, bis sich der Markus–evangelist als erster einmal die Mühemacht, um das Jahr 70 n.Chr. die Informationenzu sammeln, die er von demvon Paulus verkündigten Jesus Christusbekommen kann. Und tatsächlich: Siehtman sich bereits das Markusevangeliumeinmal genauer an, stellt man fest,dass alles auf die Passion zuläuft. MartinKähler bezeichnet es zu Recht alsPassionsgeschichte mit ausführlicher


Einleitung. Markus beschreibt nämlichnicht das Leben eines Menschen, derdas Reich Gottes verkündigt <strong>und</strong> anderegeheilt hat, sondern das Auftretendes Gottessohnes, dessen Herrlichkeit<strong>und</strong> Identität am Kreuz offenbar wird(Mk 15,39) <strong>und</strong> den Gott von den Totenauferweckt (Mk 16,6).Von daher wird deutlich, dass wir denbeiden von Petersen zu Beginn seinesBuches vorgestellten gegensätzlichenJesusauffassungen noch mindestenseine weitere hinzuzufügen haben: denirdischen Christus – gemeint ist dasBild, das die vier Evangelisten von ihmbieten. Dieser ist wiederum etwas anderesals der historische Jesus oder der(von Paulus) verkündigte Christus. Andersals bei der Figur des historischenJesus handelt es sich hier nicht um denVersuch, eine Außenperspektive auf Jesuszu suggerieren, sondern um das vonden Evangelisten skizzierte Bild des auferstandenenGottessohnes. Der Unterschiedwird vielleicht noch deutlicher,wenn es so formuliert wird: Das Lebendes historischen Jesus endet mit dessenTod, aber der irdische Christus ist lediglichdie irdische Erscheinungsform desbis heute verkündigten Jesus Christus.Besonders deutlich ist die Affinitätzwischen Paulus <strong>und</strong> Lukas spürbar.Nicht zu Unrecht hat Michael Wolterin seinem neuen Kommentar zum Lukasevangeliumder These neuen Auftriebverliehen, die Wir-Stücke der Apostelgeschichteseien authentisch, m.a.W.:Lukas habe Paulus gekannt <strong>und</strong> phasenweiseauf dessen Reisen begleitet(M.Wolter, Das Lukasevangelium, HNT 5,Tübingen 2008, S. 8). Wenn man unterdieser Prämisse einmal das lk Doppelwerk<strong>und</strong> die Paulusbriefe liest, lösensich viele scheinbare Widersprüche vonselbst auf (vgl. die Beispiele in der Einleitungin das Neue Testament, hg. v.Martin Ebner/Stefan Schreiber, StudienbücherTheologie 6, Stuttgart u.a. 2008,237-239).Lukas liefert sowohl den von Paulusgegründeten Gemeinden als auch unsbis heute eine geschichtliche Gr<strong>und</strong>lageunseres Christusglaubens <strong>und</strong>zugleich den von Paulus gegründetenGemeinden in der Apostelgeschichteihre Entstehungsgeschichte. Er <strong>und</strong> dieanderen Evangelisten unterfüttern geschichtlichdie paulinische Theologie,die als ursprünglich für die christlichenGemeinden anzusehen ist. Von daher istnicht nur die Behauptung logisch falsch,die jesuanische Reich-Gottes-Botschaftsei von der (paulinischen) Christologieabgelöst worden, sondern es ist auchillegitim, die Evangelien derart gegenPaulus auszuspielen, wie es Claus Petersentut. Denn theologisch <strong>und</strong> historischgesehen ist die Missionsarbeit<strong>und</strong> Verkündigung des Paulus als primäranzusehen. Sie ist der Gr<strong>und</strong> fürdie Abfassung der Evangelien <strong>und</strong> derApostelgeschichte.Wenn ich aber gleichwohl meinen Studierendendie Lektüre von PetersensBuch empfehle, dann tue ich dies in demWissen, dass pointierte <strong>und</strong> polarisierendeStellungnahmen zur Schärfungdes eigenen Profils beitragen: Kann ichdas skizzierte Jesusbild mittragen? Wasunterscheidet diesen Jesus eigentlichnoch vom Jesusbild eines David Flusseroder Schalom Ben-Chorin? War diefrühe Christologie des Christentums –Mut zum weltweiten EinsatzSehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren, liebeSchwestern <strong>und</strong> Brüder im Herrn,der Martin-Luther-Verein unterstütztlutherische Christen in der Diaspora beimissionarischen Aktivitäten <strong>und</strong> Neugründungenvon Gemeinden, diakonischenProjekten, der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungvon Mitarbeitern, Bauvorhaben<strong>und</strong> anderen Dingen. Einem 150-Jährigenmit all seiner Lebenserfahrungmuss man nun eigentlich keinen Mutzuspre chen. Er hat schon genug Mutim weltweiten Einsatz bewiesen: bereitsin den Gründungsjahren, als esum seine kirchenpolitisch ungeliebteExistenz ging, <strong>und</strong> später oft genug, obin Brasilien, der Ukraine, in Südafrikaoder anderswo. Aber vielleicht kann <strong>und</strong>sollte man das so vollm<strong>und</strong>ig ja bei nähererBetrachtung gar nicht sagen. Wares wirklich immer genug Mut, den dieMit glieder des Vereins von Mal zu Malgehabt haben? Das ist die eine Frage.Die andere Frage lautet: Könnte ein Verein,der 150 geworden ist, nicht dochlang sam auch Angst vor dem Ende bekommen?Nun, in einer derartigen Sinnkrise stecktunser Martin-Luther-Verein nicht. Undes gibt durchaus vernünftige Antwortenauf die Frage seines Seins in dieserweiten Welt.Stefan Cosoraba weiß im neuestenJahr buch des Martin-Luther-B<strong>und</strong>es(2010) zu unterscheiden zwischen einer<strong>und</strong> so wirkt die Darstellung Petersenszuweilen auf mich – wirklich im Gr<strong>und</strong>enur ein Missverständnis des Paulus?Was hindert’s dann, dass wir uns nichtauch beschneiden lassen?Auf jeden Fall verstehe ich PetersensStandpunkt auch als Anfrage an uns alsPredigerinnen <strong>und</strong> Prediger: Wie könnenwir heute anderen Menschen das Evangeliumvon Kreuz <strong>und</strong> AuferstehungJesu als Heilsgeschehen verständlichnahebringen? Denn die Nähe von einemReich Gottes, in dem alles gut seinwird, zu verkündigen, ist womöglich fürdie meisten Menschen heute leichter zuverstehen als das paulinische »Wort vonKreuz <strong>und</strong> Auferstehung«.PD Dr. Dietrich Rusam,<strong>Pfarrer</strong>, Bayreuthpositiven <strong>und</strong> einer nega tiven Diaspora– letztere ver standen als ein absteigender,im Sterben begriffener Typus. Dengibt es tatsächlich – in Rumänien beispielsweise,wo die Diaspora-Situationder lutheri schen Kirche durch eine dramatischeAusdünnung gekennzeichnetist. Cosoraba notiert be schreibt dieLage mit den Worten: »Der Lebenswilleder meisten Gemeinden ging verlo ren.«Solch negative Diaspora kann es zwardurchaus auch im Sinne eines absterbendenWei zen korns geben, das noch<strong>und</strong> gerade in der Auflösung Fruchtbringt. Doch zwei fellos bedarf es umsomehr des Mutmachens für eine positiveDiaspora, die von auf strebendenKir chen struk turen <strong>und</strong> einer gutenStimmungslage gekenn zeichnet ist. DieZustände der welt weiten Dia spora, dersich der Martin-Luther-Verein gewidmethat <strong>und</strong> auch künftig widmen will,sind z.T. von einer Qualität, die deutlichnach Ermutigung, Zuspruch <strong>und</strong> Unterstützungverlangt.Dies gilt umso mehr, als man ja beir<strong>und</strong>en Geburtstagen gern zu gra tulierenpflegt: »Alles Gute für noch einmalso viele Jahre!« Also ein gewagterWeitblick nach vorn auf anderthalbJahrh<strong>und</strong>erte? Und das alles für dentapferen Verein unter der Kategorie des»Welt weiten«?! Da ist wahrhaftig eineMenge Mut vonnöten! Mit Paul Tillichformuliert: »Er muß seine Gegen wartKorrespondenzblatt S. 83Nr. 5 Mai <strong>2011</strong>


S. 84 KorrespondenzblattNr. 5 Mai <strong>2011</strong>gegen die Vorstellung einer … unendlichenZukunft verteidigen…« So vielMut ist da gefragt, dass dann vielleichtdoch erleichternd der fromme Gedankean eine baldige Wie derkunft Jesu Christidazwi schentritt! Gerade der Blick aufunse ren kommenden Herrn aber stärktja wie derum unseren Mut, uns in derWelt zu be währen. Und darauf kommtes allemal an: sich Mut machen lassenvon Jesus Chris tus selbst, von seinemGeist! Cosoraba hat ganz Recht, wenner bemerkt: »Die Ur sache von Mutlosigkeitmuss richtig im Inneren der Menschen<strong>und</strong> nicht im Äußeren ge suchtwerden.«Den Mut für Gegenwarts- <strong>und</strong> Zukunftsgestaltungdürfen wir zum einenvon jenen unsicht baren »guten Mächten«des Himmels beziehen, von denenDietrich Bonhoeffer in seinem zum Liedgewordenen Gedicht so ausdrucksstarkgesprochen hat. Zum andern können wiruns aber auch ermutigen lassen durchden Rückblick auf vieles, das in der150-jährigen Geschichte des Martin-Luther-Vereins sichtbar gut bis sehr gutgelaufen ist <strong>und</strong> in die Zukunft weist.Da ist – um ein herausragendes Beispielzu nennen – die aus der Gotteskasten-Arbeit hervorgegangene »EvangelischeKirche Lutherischen Bekenntnisses inBrasilien«, die nach langer Vorge schichteoffiziell 1949 gegründet wurde. Siewar über viele Jahrzehnte hin eine Kirchein der ethni schen <strong>und</strong> religiösenIsolation gewesen, hat aber seit bald40 Jahren etwa mit dem Manifest vonCuritiba (1972) <strong>und</strong> später mit »inkulturierten«Gesangbüchern <strong>und</strong> Liturgien,aber auch durch ihr gesellschaftspolitischesEngagement wichtige Schrittezur poli ti schen <strong>und</strong> kulturellen Integrationgetan, ohne dabei ihre lutherischeIdentität preiszu geben. Der Versuch derInkulturation ist hier als Teil der Strategiedes Bestehens in der Diaspora ausmeiner Sicht gelungen – keine Selbstverständlichkeit!Als ich vor einigen Jahren Brasilien besuchte,konnte ich mit eigenen Augensehen, wie die Lutheraner dort sichbemühen, aus einer Kirche deutscherEinwanderer <strong>und</strong> ihrer Nach kom men zueiner richtig einheimischen, brasilianischenKirche zu werden. Diese evangelischeKirche wird in der brasi lia nischenÖffentlichkeit als eine ernst zu nehmendeStimme gehört. Heute zählt sie r<strong>und</strong>eine Million Mitglieder, was sie immernoch eine Min derheitskirche sein lässt.Über 160 Pastoren, die im Laufe der Zeitüber die einstmals ange legte Verbindungaus Bayern nach Bra silien kamen,leisteten <strong>und</strong> leisten einen immensenBeitrag zur Arbeit <strong>und</strong> zum Auf bau derdortigen evangelisch-lutherischen Kirche.Die enge Verbindung wurde vor 30Jahren durch eine auch heute noch inKraft ste hende »Partnerschaftsver einbarung« be siegelt. Vor zehn Jahren hatdie Synode in Cuiabá unter dem Motto»Keine Ge meinde ohne Mission, keineMission ohne Gemeinde« hochge steckteGemeindewachstums ziele formuliert:Fünf Prozent jähr lich wurden anvisiert!Das hat die Evangelische KircheLuthe rischen Be kennt nisses in Bra silienzwar nicht durchgängig reali sieren können.Aber sie hat im zurück lie gendenJahrzehnt jedenfalls viele neue <strong>und</strong>beflü gelnde Er fahrungen gemacht; davonkonnte ich mich auf meiner Brasilienreiseselber über zeugen.Der Präsident des Gustav-Adolf-Werks,Dr. Wilhelm Hüffmeier, hat einst inBrasilien doziert <strong>und</strong> die dortige Befreiungstheologieaus nächster Nähestudieren können. So hat er erlebt,wie immer mehr kritische Fragen andie her kömmliche Theo logie auftauchten.Einmal warf ihm ein Student alsVertreter der da mals aus der Situationim Nordosten Bra siliens erwachsenen»Theologie der Hacke« (teologia daenxada) vor, er wisse doch als Euro päergar nicht, was Hunger sei. Was aberjener Student wiederum nicht gewussthatte, war, dass Hüffmeier ein BerlinerNachkriegs- <strong>und</strong> Blockadekind mitsechs Ge schwis tern war <strong>und</strong> sehr wohlent sprechende Erfahrungen kannte.Überhaupt verfügen ja West euro päeroft über eine beachtliche, nicht zu unterschätzendehistorische Erfahrung<strong>und</strong> eine auch durch die elektronischenMedien geförderte Anschauungs- <strong>und</strong>Vorstellungskraft. Dass man von ihnenlernen kann, steht ja insgesamt heutzutagekaum in Frage. Aber immer mehrZweifel werden in Brasilien <strong>und</strong> andernortslaut, ob für die Diaspora-Kirchenalles gut, för derlich <strong>und</strong> lehrenswert sei,was aus Westeuropa <strong>und</strong> insbesondereaus Deutsch land kommt. Einen solchenPauschalanspruch erhebt heute freilichkaum jemand mehr, erst nicht der Martin-Luther-Verein.Dieser Verein hältbei allen Umakzentuierungen <strong>und</strong> beiallem Verständnis für die not wen digeInkulturation des Evangeliums daranfest, dass der Geist des lutherischenBe kenntnisses über die Zeiten hinwegzu wahren bleibt. Denn er transportierteine tiefe, von Gott geoffenbarteWahrheit, die in ihrem Kern nicht demWandel der Ge schichte unterliegt. DassGott in Jesus Christus ein- für allemalMensch geworden ist, für uns gelebthat <strong>und</strong> gestorben <strong>und</strong> auferstandenist, kurz: dass in ihm allein das wahreHeil ge kommen ist <strong>und</strong> angeboten wird,daran ist nichts zu verabschieden oderzu relativieren – weder in Europa nochin anderen Teilen der Welt. Vielmehr istes gerade diese Wahrheit, die wirklichMut macht, unter den oft schwierigenBedin gun gen in dieser Welt hoffnungs<strong>und</strong>liebevoll zusammenzuhalten <strong>und</strong>bei den Men schen in Nah <strong>und</strong> Fern zusein. Mit dem un vergessenen VereinsvorsitzendenHans Roser formuliert:»Die über die ganze Welt Zer streu ten …geben die Gnade des Kreu zes weiter.«Darum gilt der einst formulierte Gr<strong>und</strong>satzder Diasporaarbeit auch heute:»Nur eine ›Konfessionskirche‹ ist Kirche<strong>und</strong> kann durch be kenntnismäßige VerkündigungKirche bauen.« Dem Martin-Luther-B<strong>und</strong> steht es gut an, unter denBedingungen der Gegenwart eine klarelutherische Konfessionalität in denweltwei ten Partnerkirchen geistlich, gedanklich<strong>und</strong> materiell zu bewahren <strong>und</strong>zu fördern. Ich finde es spannend, ausden verschiedensten lutheri schen Teilender Welt zu hören, wie bedeutsamfür die evangelischen Christen dort dieRecht fertigungslehre ist. Sie bildete dieinnere Basis für alle diako ni sche, pädagogische<strong>und</strong> sonsti ge Praxis.Natürlich hängt diese Praxis mit finanziellenMitteln zusammen. Geld ist eingro ßer Mutmacher, <strong>und</strong> der Martin-Luther-Verein beschafft immer wiederschöne Spen den summen. Dies stelltjedoch allen falls einen Teilaspekt vondem dar, worauf es für die Zukunft ankommt.Das Pekuniäre, das Materiellenutzt am Ende wenig, wenn es an derindividuellen Bereitschaft von ge eigneten,aus ge bil de ten Men schen fehlt,sich in Diaspora-Gebiete senden zulassen. Dr. Wenrich Slenczka, Dekanin Weiden, ist ein gutes Bei spiel fürsolche Be reitschaft: Noch vor Antrittseiner ersten Pfarrstelle verbrachte erals junger Mann fünf Jahre in Russland.Dort arbeitete er an der Geist lichenAka demie in St. Petersburg sowie späterals Theologischer Referent <strong>und</strong> Ausbildungsreferent für Kirchengeschichte<strong>und</strong> Syste ma tische Theologie an der Bischofskanzleiin St. Petersburg. SolcheBei spiele eines geistlichen Berufswegeshaben wir nötig.In Zeiten der Globalisierung <strong>und</strong> derreligiösen Pluralisierung braucht derMartin-Luther-Ver ein viel Mut für die


Zukunft. Da sind alle Mitglieder auchganz persönlich gefragt. Der einsti geGeneralsekretär der Vereinten Nationen,der Schwede Dag Hammarskjöld,hat wenige Monate vor seinem Tod inseinem Tagebuch den Satz notiert: »Gefragt,ob ich den Mut habe, / mei nenWeg zu Ende zu gehen, / gebe ich Antwort:/ ohne Unter lass.« Auch wir sindgefragt, ob wir den Mut haben, den nichtgerade einfacher werdenden Weg desMartin-Luther-Vereins zu Gunsten derweltweiten evan gelisch-lutherischen»Karibu (willkommen), schön dass dubei uns bist.« Herzlich wurde ich empfangen,nach einem anstrengenden,bis auf den letzten Platz ausgebuchtenKLM Flug von Amsterdam nach KIA(Kilimandscharo International Airport,Tansania). Es war meine erste Reise indieses ostafrikanische Land. Ich kanntees bis dahin nur aus Erzählungen, ausR<strong>und</strong>briefen von Mitarbeitern des landeskirchlichenMissionswerkes MEW,aus Begegnungen in Neuendettelsau.Touristen strömen in das Land zu denSehenswürdigkeiten: Serengeti, Kilimandscharo,die legendären Massai. Siebringen Geld in das arme Land, dieseWasungus ((die Weissen, oder: die Seltsamen).Atemberaubend ist es dieses archaischeLand in dessen Breitengradendie Menschheitsgeschichte beginnt.Der Fläche nach hätte Deutschland fastdreimal Platz auf jenem Flecken Erde,der einmal Deutsch-Ostafrika hieß. DieSpuren der Kolonialgeschichte sindverblasst. Die Kirchengeschichte ist imGegensatz dazu lebendig <strong>und</strong> frisch.Aus der Arbeit deutscher, skandinavischer<strong>und</strong> nordamerikanischer Missionsgesellschaftenentstanden siebenlutherische Missionskirchen, die 1963die Evangelisch-Lutherische Kirche inTansania (ELCT) gründeten. Daten <strong>und</strong>Statistiken werden lebendig wenn sievon Menschen erzählt werden. Afrikaerzählt, zeigt geschlagene W<strong>und</strong>en,heilenden Glauben, ringt um Antwortenauf bangende Fragen des Heute.Das geschieht mit bew<strong>und</strong>ernswerterGelassenheit so als hätte man einenÜberfluss an Zeit, in der dringende Gegenwartsfragensich schon eine Lösungsuchen werden.Diaspora konsequent weiterzuverfolgen– nämlich in der lie be vollen Verb<strong>und</strong>enheitmit den Glaubensgeschwisternin anderen Ländern <strong>und</strong> Erd teilen. Es istdie Liebe, die von Christus kommt, durchdie wir uns er mutigt sehen dürfen, aufdiesem Weg zu bleiben.Dr. Hans-Martin Weiss,Regionalbischofim Kirchenkreis RegensburgVortrag beim Festabend »150 Jahre Martin-Luther-Verein in Bayern«»Jüngel, who?.....«Der Abschied von deutscher Gelehrsamkeit.Ich war neugierig auf die Begegnungen,die Menschen mit denen ich insGespräch kommen sollte. An der KirchlichenHochschule Makumira, einemCollege der Tumaini University studierenFrauen <strong>und</strong> Männer Theologie <strong>und</strong>bereiten sich auf ihren Dienst als Geistlichein der ELCT vor. Im Fachbereich»Mission Studies« traf ich Studierendeaus Tansania, dem Kongo, Botswana, Indonesien<strong>und</strong> Finnland. Sie sind dabeiden akademischen Titel Master in Missiologyzu erwerben. Dr. Andreas Heuservon VEM, der diesen Kurs leitet hattemich eingeladen Vorlesungen über dieKirche in Ostasien zu halten <strong>und</strong> demPhänomen »Pentecostalism in East Asia«besondere Bedeutung beizumessen. Afrikablickt nach Asien <strong>und</strong> Asien hat Afrikaim Blick. Vor allem China ist scharfauf alles was in Afrikas Erde schlummert.So w<strong>und</strong>ert es nicht, dass diesemKontinent mit seinen Menschenmassen,seinem Hunger nach Rohstoffen <strong>und</strong>seinen Wertvorstellungen auch in dertheologischen Ausbildung mehr Aufmerksamkeitgewidmet wird. Mit Ausnahmeder Philippinen <strong>und</strong> East Timor,ist christliche Kirche in Asien eine verschwindendkleine Diaspora, währendsich die Mehrheit der Afrikaner zumindestsüdlich des Äquators zum Christentumbekennt. Die Studenten wolltenwissen welche Ausdrucksformen christlichenGlaubens in Asien an Gestalt gewinnen.Dabei haben sie sich mit densogenannten »mega churches« <strong>und</strong> dencharismatischen Bewegungen besondersbeschäftigt. Hier wollten sie mehrerfahren. Chinas Hauskirchen währendder Kulturrevolution, Südkoreas enormesGemeindewachstum <strong>und</strong> der Windder charismatischen Bewegung derdurch alle christlichen Kirchen wehtkönnten nach Meinung der Studierendenals Modell für Gemeindewachstumin Afrika dienen. Mission ist nichtmachbar sondern Gottes Geist ist es derGemeinde gedeihen lässt. Nach Meinungder Studierenden spielen westlicheErkenntnisse in Exegese <strong>und</strong> systematischeDarstellung theologischerAbläufe, wenn überhaupt, dann nur eineuntergeordnete Rolle für geistliches Leben<strong>und</strong> Wachstum der Kirche. Die Bibelist Wort Gottes, das die W<strong>und</strong>er Gottesoffenbart. Den deutschen Ansätzen, dieBibel nach kritischen Methoden zu lesen<strong>und</strong> zu interpretieren, erteilten dieafrikanischen Studenten in diesem Kurseine Absage, obwohl sie durchaus mitdiesen Methoden vertraut sind.Dr. Andreas Heuser gab mir eine Führungdurch das weitläufige College. Auf einerehemaligen Kaffeeplantage, erworbenvon den Skandinavischen Missionenfür die Errichtung einer TheologischenHochschule, steht heute eine Institutiondie Studierende <strong>und</strong> Lehrende aus Afrika<strong>und</strong> darüber hinaus anzieht. Die Bibliothekgehört zu den besten auf demKontinent. Hier stehen auch die Werkedeutscher Theologen mit Weltruf. Allerdingswurden nach Angaben von Dr.Hans-Helmuth Schneider, Dozent ausBayern, seit vielen Jahren keine neuen,englischen Veröffentlichungen namhafterdeutscher Theologen angeschafft<strong>und</strong> auch nach den theologischen Klassikerngreift mittlerweile kaum nochein Student. Was ist geschehen? ZweiKernaussagen möchte ich anführen. Siemüssten wohl ausführlicher erörtertwerden aber das würde den Rahmendieses Beitrages sprengen.1. Der personelle Rückzugdeutscher Missionswerkeaus der Mitarbeit in denPartnerkirchen.Nächstes Jahr, so Dr. Heuser, wird erder einzige deutsche Dozent sein der inMakumira unterrichtet. Die Personalanfragenüberseeischer Kirchen an ihredeutschen Partnerkirchen können imzunehmenden Maße nicht mehr erfülltwerden, da der Sparzwang zum Abbauvon Stellen in der Weltmission führt.2. Schwindendes Interesse ander Weltmission.Das ist das Ergebnis einer verhängnisvollenEntwicklung des letzten Jahr-Korrespondenzblatt S. 85Nr. 5 Mai <strong>2011</strong>


h<strong>und</strong>erts. Mission stand in der Kritik,war anrüchig, wurde gleich gesetzt mitKolonialismus <strong>und</strong> Kulturzerstörung.Missionarische Kirche war nicht mehrerwünscht. An ihre Stelle sollten Dialog,Entwicklung <strong>und</strong> Solidarität treten.Aus diesem fragwürdigen Ansatz herausentwickelte sich eine Rückzugsbewegungaus der Weltmission. So spielt fürdie EKD Mission keine Rolle mehr. In derJahresstatistik 2009 fehlt jeder Hinweisauf die Personalentsendungen der landeskirchlichenMissionswerke.Das auf diesem Hintergr<strong>und</strong> bedeutendeBeiträge aus Theologie <strong>und</strong> Kirche internationalnicht mehr wahrgenommenwerden ist mehr als bedauerlich. »Werist Jüngel?« fragte mich ein Student.Gut, man muss ihn nicht kennen, aber erhätte viel zu sagen, zu Theologie, Kirche,Glauben, auch zu den ethischen Werten,die Afrikas Kirchen den wirtschaftlichenInteressen Chinas <strong>und</strong> anderer »globalplayers« entgegenstellen könnte!Möge Gott missionarische Aufbrücheschenken in unseren Breitengraden.Alois Schwarz,<strong>Pfarrer</strong> in NördlingenZu kurz gegriffenEine ekklesiologische Metakritik am »Aufbruch Gemeinde«wird bei der derzeitigen Kirchenleitungdie »Unbekümmertheit« beklagt, »mitder die theologische Frage nach Wesen<strong>und</strong> Auftrag der Kirche […] verabschiedetwird«. 4 Solcher Ekklesiologievergessenheitwerden in den einschlägigenVerlautbarungen Gedanken entgegengehalten,die zum Kernbestand derprotestantischen Auffassung von Kirchegehören. Die Protagonisten von »AufbruchGemeinde« wollen »Ernst machenmit den ur-evangelischen Gr<strong>und</strong>lagendes Kirchenverständnisses: Die Kirchedes Wortes ist die Gemeinschaftder Glaubenden, das Priestertum allerGläubigen. Wo sich dieses ereignet – inVerkündigung, Taufe <strong>und</strong> Abendmahl –,da ist die Basis der Kirche; theologischgesprochen: Jesus Christus, der einzigeGr<strong>und</strong>, der gelegt ist.« 5Allgemeines PriestertumFünf Jahre ist es her, dass der Rat derEKD mit dem Impulspapier »Kirche derFreiheit« angesichts drohender Zukunftsentwicklungenzu einem umfassenden»Aufbruch« der evangelischenKirchen in Deutschland aufgerufen hat.Der Mobilisierungseffekt des Papierswar enorm, lag allerdings nicht durchwegin der beabsichtigten Richtung. Alseine bayerische Fernwirkung der Programmschrift(<strong>und</strong> korrespondierenderReformbestrebungen in der ELKB) darfdie Gründung des »Forums AufbruchGemeinde« gewertet werden. In derInitiative haben sich seit 2008 einenamhafte Zahl von <strong>Pfarrer</strong>Innen <strong>und</strong>KirchenvorsteherInnen zusammengeschlossen,um den »von oben« initiiertenReformen eine Basisbewegung »vonunten« entgegenzusetzen.Die Forderungen des Forums sind bekannt.Es geht den Beteiligten darum,ein bestimmtes Kirchenbild zu (re-)etablieren <strong>und</strong> entsprechende kirchlicheStrukturreformen durchzusetzen:Statt von der Großkirche aus zu denken<strong>und</strong> die Ortsgemeinden als untergeordneteAusführungsorgane der von obenvorgegebenen Ziele der Gesamtorganisationanzusehen, soll insbesonderedie Kirchenleitung die Parochie wiederals die eigentliche Substanz der Kirchebegreifen, dergegenüber die übergeordnetenInstanzen (überparochiale Werke<strong>und</strong> Dienste, Kirchenleitung) lediglichDienstleistungsfunktionen wahrnehmen.Kurz: »Die Ortsgemeinde ist zustärken gegenüber dem organisatorischenÜberbau der Kirche.« 11 M. Hoffmann: Falsche Therapie, in:S. 86 KorrespondenzblattNr. 5 Mai <strong>2011</strong>Konkret soll sich die geforderte Neuausrichtungder Kirche an der Parochiein der Übertragung der Verwaltungsverantwortungan die Ortsgemeindenmanifestieren. Vor allem wird für dieGemeinden Finanzhoheit gefordert,d.h. die Entscheidungskompetenz übersämtliche von den jeweiligen Gemeindegliederngezahlten Kirchensteuern,außerdem die volle Selbstbestimmungder Gemeinden bezüglich Personal, Gebäudenetc.Über das skizzierte Programm ist schonviel gestritten worden, so auch jüngstauf der Jahrestagung des »Konventsder <strong>Pfarrer</strong>innen <strong>und</strong> <strong>Pfarrer</strong> in derWissenschaft« 2 zum Thema »Episkopalisierungoder Demokratisierung – Wieleitet sich die Kirche der Zukunft?« 3 Infreier Anknüpfung an die Diskussion imKonvent, die sich an einen Vortrag vonDr. Martin Hoffmann, einem der Initiatoren<strong>und</strong> Sprecher des »Forums AufbruchGemeinde«, anschloss, will ichim Folgenden einige Einwände gegendie mehrfach vorgebrachten ekklesiologischenArgumente des Forums formulieren.Denn, wie bereits angedeutet, beschränktsich das Forum nicht aufpraktische Vorschläge zur Umkehrungder innerkirchlichen Finanzflüsse. Vielmehrerhebt es zugleich den Anspruch,Fehlentwicklungen auf dem Feld desKirchenverständnisses zu korrigieren. SoPublik-Forum Nr. 9/2009, 36ff, hier 37(auch unter http://aufbruch-gemeinde.de/wordpress/?p=102).2 Siehe http://www.pfarrwiss-elkb.de.3 Die Jahrestagung fand am 3./4. März <strong>2011</strong> inStein bei Nürnberg statt.Ich greife zunächst die Wendung vom»Priestertum aller Gläubigen« auf, welcherin der Argumentation des Forumseine Schlüsselrolle zukommt. Die Formeldient zur theologischen Begründung desf<strong>und</strong>amentalen »Gemeindeprinzips«,wonach die Gemeinde vor Ort Basis <strong>und</strong>Zweck der Gesamtkirche ist. »AllgemeinesPriestertum« (respektive Verwerfungeines sakralen Priesterstandes) stehthier offenbar für den Einspruch gegenjegliche innerkirchliche Hierarchie, dieden einfachen Gemeindechristen vor<strong>und</strong>übergeordnet wird. In noch allgemeinererBedeutung fungiert jene »urevangelische«Formel als Chiffre für diegenerelle Mündigkeit der Gemeinden, 6die jede Gängelung durch eine übergeordneteLeitungsebene verbietet. Sie solldenn auch die theologische Begründungkonkreter Maßnahmen zur Stärkung dergemeindlichen Selbstverantwortungliefern. So ist nach M. Hoffmann dieNeuregelung der Finanzflüsse in der Kirchenicht zuletzt deshalb »wichtig, weildie Rede vom ›Allgemeinen Priestertum‹sonst zum schönen Etikett verkommenwird« 7 .Man kann sich dem Charme solcherSätze nicht ohne weiteres entziehen.Gleichwohl regt sich Unbehagen, sobaldman sich klar macht, dass die fragliche4 M. Hoffmann: Falsche Therapie (wie Anm.1), 36.5 A.a.O. 37.6 Vgl. z.B. M. Hoffmann/G. Schoenauer/H.-U.Pschierer/D. Schlee: Von der Betreuungskirchezur Beteiligungskirche, in: KorrespondenzblattNr. 12/2008, 185f, hier 185.7 M. Hoffmann: Forum Aufbruch Gemeinde, in:Korrespondenzblatt Nr. 12/2008, 179.


Argumentation kaum Anhalt am ursprünglichenSinn von Luthers Postulathat. Denn kurz gesagt handelt es sichbei der Idee des allgemeinen Priestertumsim Kern um die Idee religiöserMündigkeit. Sie beinhaltet zweierlei.Zum einen weist sie die römisch-katholischeVorstellung eines exklusiven Gottesverhältnissesder geweihten Amtsträgerab <strong>und</strong> postuliert die Gottunmittelbarkeiteines jeden Christen: Jede(r)Getaufte hat – wie der Hohepriester imTempel – Zugang zum Allerheiligsten.Zum anderen spricht die Formel vomallgemeinen Priestertum allen Christen»priesterliche« Funktionen gegenüberihren Mitmenschen zu, nämlich insbesonderedie Fähigkeit <strong>und</strong> die Pflicht,anderen zum Künder des Evangeliumszu werden.Mit Fragen der Kirchenordnung hatdiese religiöse Egalitätsidee trotz ihrerinstitutionenkritischen Sprengkraftzunächst einmal nichts zu tun. Sieliegt vielmehr auf der Ebene des religiösF<strong>und</strong>amentalen, dergegenüber dasProblem der Kirchenorganisation nachreformatorischer Überzeugung einennachgeordneten Rang einnimmt. JeneIdee hatte freilich einschneidende Folgenfür das Verständnis des besonderengeistlichen Amtes, das Luther der Ordnunghalber beibehalten wissen wollte.Sie stufte die Amtsträger von Instanzender sakralen Heilsvermittlung zu Trägernvon pneumatologisch relativiertenVermittlungsfunktionen (siehe CA V <strong>und</strong>VII) herab, die ihnen von der Gemeindegewissermaßen stellvertretend übertragenwurden.Mittelbar hatte die religiöse Idee desallgemeinen Priestertums <strong>und</strong> das darausabgeleitete funktionale Amtsverständnisallerdings Bedeutung für dieKirchenordnung. Denn jene Vorstellungeiner stellvertretenden Amtsübertragungunterlief die römische Theorie <strong>und</strong>Praxis der Priesterweihe in den Bahnensakraler Hierarchie. Die Überzeugung,dass es sich bei der Amtsübertragungan bestimmte Personen lediglich umeine organisatorische Notwendigkeitirdischer Ordnung handelt, gab Lutherdie Freiheit, sich in dieser Frage sehrflexibel zu äußern. So konnte er dieZuständigkeit für die Berufung der Predigerteils den Gemeinden zusprechen,teils aber auch der weltlichen Obrigkeit.Maßgebliches Kriterium für solcheFragen irdischer Ordnung ist für Luther,ob sie sich hinsichtlich der geistlichenKernaufgaben von Kirche <strong>und</strong> Gemeindein der jeweiligen historischen Situationbewähren.Der dürftige Ertrag dieser theologiegeschichtlichenÜberlegungen ist dieEinsicht, dass sich aus Luthers Gedankenvom Priestertum aller Gläubigenfür aktuelle kirchliche Strukturfragenpositiv wenig gewinnen lässt. Als religiöserGedanke betrifft er vorwiegendeine Dimension, die Luther von Fragenäußerer Organisation gerade streng geschiedenhat. Die darin implizierte kritischeSpitze gegen die Amtsauffassungder römischen Kirche erlaubt allein denSchluss, dass es eine sakral-hierarchischverstandene, also religiös überhöhteGestalt von Kirchenleitung im Protestantismusnicht geben darf.Wer darüber hinaus seinen kirchenpolitischenForderungen mit dem Rekursauf die Idee vom allgemeinen Priestertumhöhere theologische Weihen verleihenwill, kann sich dafür gerade nichtauf Luther berufen. Er wird jene Ideenur in einer Umdeutung in Anspruchnehmen können (»Mündigkeit der Gemeinde«),die durch Abstraktion vonihrem ursprünglichen religiösen Kerngewonnen ist. 8 In dieser Umdeutungbüßt die Bezugnahme auf das allgemeinePriestertum freilich einiges vondem theologischen Pathos ein, mit demes im Reformstreit gemeinhin vorgetragenwird.Die sichtbaren Kennzeichender unsichtbaren KircheWomöglich führt ja die Besinnung aufdie geistlichen Kernaufgaben weiter,um derentwillen sich die Kirche einezweckdienliche Ordnung zu geben hat.In diesem Sinne ist die zweite zentraleArgumentationslinie von »AufbruchGemeinde« zu verstehen. So scheint diesteile Behauptung, dass das Gemeindeprinzip»unserem evangelischen Glaubenentspricht« 9 , für die Initiatoren desForums ihre Plausibilität nicht zuletzt8 Es ist daher angemessen, wenn sich I. Karle inihren »Zwölf Thesen zur Kirchenreform« nichtausdrücklich auf das Priestertum aller Gläubigenberuft, sondern, wesentlich allgemeiner, aufdas »Wesen des Protestantismus«, welchemjegliche »hierarchische, einheitliche, autoritäreStruktur fremd« sei (in: Dies.: Kirche imReformstress, Gütersloh 2010, 256ff, hier256; auch auf: http://aufbruch-gemeinde.de/wordpress/?p=192). Welche konkretenKonsequenzen für die Kirche unter Reformdruckaus dieser geschichtsphilosophischen These zuziehen sind, ist wieder eine andere Frage.9 M. Hoffmann/G. Schoenauer/H.-U.Pschierer/D. Schlee: Von der Betreuungskirchezur Beteiligungskirche (wie Anm. 6), 185.aus dem ekklesiologischen Hauptartikelder Confessio Augustana (CA VII)zu gewinnen, auf den auch das obenangeführte Zitat mit der Nennung derevangelischen notae ecclesiae rekurriert.Wo sich in »Verkündigung, Taufe<strong>und</strong> Abendmahl« die »Gemeinschaft derGlaubenden« konstituiert, »da ist dieBasis der Kirche«. Will heißen: Weil diegenannten Gr<strong>und</strong>vollzüge des kirchlichenLebens vorwiegend im Gemeindegottesdienststattfinden, stellt die Ortsgemeindedie Substanz der Kirche dar.Wieder kann man dem Rekurs auf reformatorischeGr<strong>und</strong>bestimmungeneine gewisse Überzeugungskraft nichtleichthin absprechen. Welcher evangelischeTheologe denkt beim Thema Ekklesiologienicht zuerst an CA VII? Undwer assoziiert mit den darin benanntenKennzeichen der Kirche nicht zuerstden evangelischen Gemeindegottesdienst,der diese Kennzeichen idealiteraufweist? Dessen ungeachtet gilt auchhier: Der Schluss von CA VII auf das »Gemeindeprinzip«ist kurzschlüssig. Er verliertan Suggestionskraft, wenn man dieeigentliche Spitzenaussage von LuthersKirchenverständnis in Betracht zieht,nämlich die Lehre von der Unsichtbarkeitder Kirche. 10Luthers Unterscheidung zwischen sichtbarer<strong>und</strong> unsichtbarer Kirche ist gewissermaßendas ekklesiologische Gegenstückzu seiner Entdeckung der essentiellenInnerlichkeit des Glaubens. Weilder Glaube nach Luther im Kern wederein Fürwahrhalten kirchlicher Dogmennoch ein Teilnehmen an kirchlichenRiten ist, sondern ein in der Verborgenheitdes Herzens sich vollziehendesVertrauen auf die Gnade Gottes, darumist auch die Gemeinschaft der Glaubendenwesenhaft unsichtbar. Wer zurwahren, geistlichen Kirche der wahrhaftGläubigen gehört, ist aufgr<strong>und</strong> der Zugehörigkeitzur äußeren, empirischenKirche nicht zu entscheiden. Denn diesichtbare Kirche ist ein corpus permixtumvon Gläubigen <strong>und</strong> Scheingläubigen,<strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der Geistigkeit <strong>und</strong>letzten Unverfügbarkeit des Glaubensliegen keine äußeren Kriterien über denjeweiligen Glaubensstand vor. Luthergeht in diesem Zusammenhang so weit,auch außerhalb der verfassten Kirche10 Vgl. zum Folgenden wie zum Ganzendieses Aufsatzes U. Barth: Sichtbare <strong>und</strong>unsichtbare Kirche, in: K. Tanner (Hg.):Christentumstheorie. Geschichtsschreibung<strong>und</strong> Kulturdeutung. Trutz Rendtorff zum24.01.2006, Leipzig 2008, 179-230.Korrespondenzblatt S. 87Nr. 5 Mai <strong>2011</strong>


Glieder der wahren, unsichtbaren Kircheanzunehmen. 11Die Notwendigkeit der kirchlichen Institutionhat Luther damit freilich nichtbestritten. Aber er hat die äußerlichgreifbare Kirche, analog zum neuenAmtsverständnis, von einer sakralenHeilsanstalt göttlichen Rechts zu einemäußeren Mittel für das Wirken desHeiligen Geistes im Verborgenen des jeeinzelnen Gemüts herabgestuft. Diesesfunktionale Kirchenverständnis kommtauch noch in CA V mit hinreichenderDeutlichkeit zum Ausdruck, insofernhier Wort <strong>und</strong> Sakrament »gleichsamals Werkzeuge« des Heiligen Geistesrangieren, durch welche dieser denGlauben wirkt, »wo <strong>und</strong> wann es Gottgefällt«. Auch hier sind die kirchlichenGr<strong>und</strong>vollzüge als äußere Hilfsmittelzur Weckung des unverfügbaren inwendigenGottvertrauens der je Einzelnengefasst. Dass im Rahmen dieser sichtbarenVollzüge sich solches Gottvertrauentatsächlich bildet, dass den äußerenKennzeichen der Kirche also auch eineinnere Wirklichkeit entspricht, kannwiederum nur geglaubt werden.Was folgt aus alledem für das infragestehende »Gemeindeprinzip«? Es bedeuteteine Klarstellung im Blick auf dentheologischen Anspruch, die Ortsgemeindesei die »Basis der Kirche« (<strong>und</strong>damit womöglich der eigentliche Zweckder Gesamtkirche). Ziel allen kirchlichenHandelns – inklusive der Gemeindevollzüge– ist nach Überzeugung der Reformatorendie Weckung des Glaubens inder Innerlichkeit der <strong>und</strong> des Einzelnen.Die Institution Kirche hat nicht den(sichtbaren) Ortsgemeinden zu dienen,sondern der verborgenen Gemeinschaftder Glaubenden. Oder formelhaft ausgedrückt:Die Gemeinde ist nicht Zweckder sichtbaren, sondern Mittel der unsichtbarenKirche. Damit ist auch dieGemeinde gegenüber dem Glauben derEinzelnen eine Größe von abgeleitetertheologischer Dignität.Aber, so wird man einwenden, ist dieseekklesiologische Präzisierung nichtbloß theologische Haarspalterei? Lässtsich das Gemeindeprinzip nicht auch imHorizont der Unterscheidung von sichtbarer<strong>und</strong> unsichtbarer Kirche leichtrechtfertigen? Es wären dann mit CAVII die gemeindlichen Gr<strong>und</strong>vollzügeinnerhalb der sichtbaren Kirche als dievorzüglichen Mittel zur Erbauung derSeelen <strong>und</strong> mithin der unsichtbarenKirche anzusehen, denen also nach wievor ein prinzipieller Vorrang vor ande-11 Vgl. a.a.O. 199ff.ren kirchlichen Vollzügen <strong>und</strong> Instanzenzuzuschreiben wäre.Dem ist entgegenzuhalten, dass Luthersekklesiologische Leitidee der unsichtbarenKirche für die Reflexion kirchlichenHandelns sowie kirchlicher Ordnungeine beträchtliche Flexibilisierung bedeutet,genauer: eine Relativierungaller dogmatischen Fixierungen. 12 Behältman die geistliche Erbauung desinneren Menschen als letzten Zweckder Kirche im Auge, lassen sich Verkündigung<strong>und</strong> Sakramentsverwaltungnicht ohne weiteres in der Weise aufparochiale Formen normieren, wie es imProgramm des »Forums Aufbruch Gemeinde«geschieht. Es rücken dann auchandere Gestalten von sprachlicher, symbolischer<strong>und</strong> ritueller Verkündigung inden Blick, die hinsichtlich der Konstitutionder ecclesia invisibilis prinzipielldenselben Rang beanspruchen können.Hier wäre etwa an jene vom EKD-Papierbesonders in den Fokus gerückten »Passantengemeinden«zu denken oder anüberparochiale Projekte wie die NürnbergerJugendkirche – um nur zwei12 Diese Relativierung verstärkt sich nocherheblich, wenn man im Rahmen einer Theoriedes neuzeitlichen Christentums die modernenFortschreibungen der beiden diskutiertenTheologoumena Luthers (allgemeinesPriestertum, unsichtbare Kirche) mitreflektiert.Siehe dazu a.a.O. 203-230.Beispiele zu nennen, die im Kontext desForums besonderen Argwohn hervorgerufenhaben.Die normative Vorstellung vom Ortsgemeindelebenals der eigentlichen Erscheinungsformder Kirche verliert beiBeachtung der Differenz von sichtbarer<strong>und</strong> unsichtbarer Kirche ihre unmittelbaretheologische Plausibilität. Ob es fürjene Normvorstellung andere, also organisations-oder systemtheoretische,soziologische, sozialpsychologischeoder auch ökonomische Gründe gibt,steht auf einem anderen Blatt. Wo derGemeindebezug als Kirchenreformprinzippropagiert wird, muss man sichdann zur Begründung allerdings auchauf die komplexen sozial- <strong>und</strong> organisationswissenschaftlichenDebatteneinlassen, die etwa auf der Basis derEKD-Mitgliedschaftsuntersuchungengeführt werden. Der einfache Rekursauf Bekenntnisformeln dagegen greiftzu kurz. Der Schein theologischer Eindeutigkeit,der dadurch erzeugt wird,mag eine entlastende Reduktion theoretischerKomplexität bedeuten – densachlichen Problemen dürfte man damitso wenig gerecht werden wie dem Wesen<strong>und</strong> dem Auftrag der Kirche.Dr. Martin Fritz,Augustana-Hochschule,NeuendettelsauEpiskopal <strong>und</strong> kongregationalistischDie Schwedische Kirche in neuer GestaltDie Schwedische Kirche ist, wie die anderenlutherischen Kirchen in Nordeuropa,eine Nationalkirche, der herkömmlichpraktisch die ganze Bevölkerunggehört Heu te hat sich die Zahl der Mitgliederdurch Einwanderung <strong>und</strong> durchSäkularisierung auf 72 % reduziert. DieKirche besteht aus 13 Diözesen mitinsgesamt etwa 1500 Ge meinden. Einenormalgroße Diözese hat etwa 500.000Einwohner, 400.000 Kirchen mitglieder<strong>und</strong> 2000 kirchlich Angestellte, davon200 <strong>Pfarrer</strong> <strong>und</strong> <strong>Pfarrer</strong>innen.Seit den Anfängen haben die schwedischenKirchengemeinden eine rechtgroße Selbständigkeit, die besondersim Zuge der Trennung der Kirche vomStaat, genauer: der Veränderung derBeziehung zwischen Staat <strong>und</strong> Kircheim Jahr 2000 noch verstärkt worden istDeshalb kann diese episkopal verfassteKirche deutschen Betrachtern gleichzeitigkongregationalistisch vorkommen.Bevor ich darauf eingehe, bedarf eseiner kurzen historischen Orientierung.I. Zur GeschichteDie Anfänge kirchlicher Organisation inSchweden liegen ziemlich genau 1000Jahre zurück. Der erste christliche Königwurde um die Jahrtausendwende getauft,<strong>und</strong> der erste Bischofssitz Skarawurde am Anfang des 11. Jh.s gegründet;die etwas unsichere Jahreszahl ist1014.In der Konkurrenz zwischen englischer<strong>und</strong> deutscher Mission hat die deutscheim Laufe des 11. Jh.s den Sieg davongetragen, namentlich das kaisertreueErzbistum Hamburg-Bremen. Im 12. Jh.hat der Papst im Zuge des Machtkampfesmit dem Kai ser ganz Nordeuropa vonHamburg-Bremen getrennt <strong>und</strong> als eineS. 88 KorrespondenzblattNr. 5 Mai <strong>2011</strong>


neue Kirchenpro vinz unter dem damalsdänischen Bischofssitz L<strong>und</strong> konstituiertEin halbes Jh. spä ter hat er dannaus Norwegen <strong>und</strong> Schweden (damalseinschließlich Finnlands) zwei eigeneProvinzen gemacht <strong>und</strong> den schwedischenErzbischof in der nördlichsten<strong>und</strong> jüngsten Bischofsstadt UppsalaplatziertIm 16. Jh. wurde im schwedisch-finnischenwie im dänisch-norwegischenReich die ganze Kirche lutherisch. InSchweden <strong>und</strong> Finnland war das einlanger Prozess. Der Bruch mit dem Papstwurde schon 1527 auf einem Reichstagbeschlossen. Alles Eigentum der Klöster<strong>und</strong> der Domkirchen wurde vom Staateingezogen, das war für den König GustavVasa die Hauptsache; <strong>und</strong> es solltehinfort »Gottes Wort rein <strong>und</strong> klargepredigt« werden, das war für seinenKanzler, den schwedischen Refor matorOlavus Petri, der in Wittenberg studierthatte, die Hauptsache. Vier Jahre späterwurde dessen Bruder Laurentius Petri,der ebenfalls ein paar Semester inWitten berg verbracht hatte, der erstelutherische Erzbischof; er blieb mehrals 40 Jahre im Amt bis zu seinem Tod1573.Daraufhin hat, nach ein paar unruhigenJahrzehnten, eine kirchliche Synodein Uppsala 1593 endlich die ConfessioAugustana angenommen, <strong>und</strong> zwar inOpposi tion sowohl zum König Sigism<strong>und</strong>,der, wie seine polnische Mutter,katholisch <strong>und</strong> gleichzeitig Königvon Polen war, als auch zum RegentenHerzog Karl, dem Onkel des Königs, dereher calvinistische Sympathien hatte.Der musste sich zehn Jahre später alsLutheraner bekennen, um als Karl IX.den Thron besteigen zu können. DieUppsalasynode hat somit das Prinzipdes Augsburger Religionsfriedens aufden Kopf gestellt Nicht cuius regio eiusreligio, sondern das Land bestimmt dieReligion des Herrschers. Seitdem istdie schwedische Kirche evangelischlutherisch,<strong>und</strong> das Gr<strong>und</strong>gesetz verlangtvom König, dass er dieser Kircheangehört; das ist auf Wunsch desKönigs auch nach der Reform 2000 sogeblieben.Dass die Reformation langsam verlief<strong>und</strong> die ganze Kirche umfasste, hatdazu beigetragen, dass viele Adiaphoraso geblieben sind, wie sie immer waren.Die Diöze sen wurden beibehalten,mit Bischöfen <strong>und</strong> Domkapiteln; diePriester heißen Pries ter; wir sind imGottesdienst so gekleidet wie im Mittelalter<strong>und</strong> sehen daher für deutscheAugen katholisch aus; der sonntäglicheHauptgottesdienst heißt Hochmes se;Ordination heißt Priesterweihe; für denBischof von Uppsala wurde der Titel Erzbischofbeibehalten, obwohl er seit derReformation als primus inter pares denan deren Bischöfen gleichgestellt ist.Die schwedische Kirche ist also im 16.Jh. episkopal geblieben. Wie gesagt,haben seitdem jedoch organisatorischeReformen die herkömmliche Selbständigkeitder Gemeinden noch verstärkt.Die erste hier zu nennende Reform istdie Trennung der Gemeinden in Bürgergemeinde<strong>und</strong> Kirchengemeinde 1862,ein Zeichen dessen, dass die christlicheEin heitsgesellschaft nicht mehr so einheitlichwar (seit 1858 waren Freikirchenmit eige nen Gottesdiensten zugelassen).Bei dieser Trennung bliebenSchule <strong>und</strong> Sozialhilfe bei der Kirchengemeinde,während u.a. die KrankenpflegeSache der Bürgerge meinde wurde.Für die Krankenpflege haben sich dieBürgergemeinden in größere Regionenzusammengeschlossen, die diese Aufgabewahrnehmen. Deshalb gibt es inSchweden sehr wenige kirchliche Krankenhäuser.Durch die Trennung der Gemeindenin Bürgergemeinde <strong>und</strong> Kirchengemeindeentstand das Phänomen »Kirchensteuer«als ein besonderer Teil derGemeindesteu er. Nach der großen Reformim Jahr 2000 heißt sie »Kirchengebühr«,aber wird nach wie vor, wiefür alle anerkannten Glaubensgemeinschaften,von den staatlichen Steuerbehördeneingetrieben <strong>und</strong> beträgtnach wie vor zwischen 1 <strong>und</strong> 1,5 %des steuerpflichtigen Einkommens; dasunterscheidet sich etwas von Kirchengemeindezu Kirchengemeinde.Anders als in Deutschland geht dieGebühr also zur Gemeinde. Das hatinsofern seine Entsprechung im weltlichenBereich, als die Kommunalsteuerin Schweden erheblich größer als dieStaatssteuer ist.Im Jahr 1863 wurde eine Kirchensynodeeingerichtet, deren Zustimmungder Reichstag bei Veränderungen imKirchengesetz einholen musste. Etwagleichzeitig wurde der Vierständereichstag(Adel, Priester, Bürger, Bauer)in einen Zweikam merreichstag verwandelt;die Synode war ein Ersatz desweggefallenen Priester standes. GeborenerPräsident der Synode (wie des altenPriesterstandes) war der Erzbischof. DieTendenz, dem Erzbischof immer mehrreichskirchliche Aufgaben aufzubürden,hat sich im 20. Jh. dermaßen fortgesetzt,dass seine Diözese Uppsala immermehr in Gefahr kam, vernachlässigt zuwerden. Deshalb hat man noch einenBischof in Uppsala eingesetzt Der Erzbischofbehielt drei Propsteien um Uppsala/ herum als sein pastorales GebietDer Rest der Diözese wollte aber keineandere Bi schofsstadt haben, <strong>und</strong> so gibtes seit 1990 neben dem Erzbischof nocheinen Bischof in Uppsala, der den Großteilder Diözese leitet.II. Zur GegenwartIn der zweiten Hälfte des 20. Jh.s standdas Verhältnis zwischen Kirche immerwieder auf der Tagesordnung. Nachmehreren gescheiterten Versuchen,eine mehrheitsfähige Lösung zu finden,entschied man sich allmählich dafür,kleinere Reformen im Rahmen der bestehendenBeziehung durchzuführen.Die erste Reform war eine Demokratisierungder Synode 1983. Bis dann war sieaus ungefähr 60 Laien <strong>und</strong> 40 Geistlichenzusammengesetzt <strong>und</strong> tagte in derRegel jedes fünfte Jahr. Nun wurde sieauf 251 Mitglieder vergrößert die riesengroßeZahl wird dadurch begründet,dass auch die kleinste Diözese Visby, d.h.die Ostseeinsel Gotland mit 45.000 Kircherunitgliederzwei Personen zur Synodeschicken soll, oh ne überrepräsentiertzu werden. Die Synode tagt nun jährlichzwei Wochen. Sie wird jedes vierte Jahrgewählt (ein Jahr vor der Reichstagswahl),<strong>und</strong> keine Plätze sind für Geistlichereserviert Im Prinzip kann jedes oderkeines der Mitglieder ordiniert sein. InWirklichkeit sind die Geistlichen kräftigüberrepräsentiert, aber keine Mehrheit.Die Bischöfe waren geborene Mitgliederder alten Synode. Nun gehören wir nichtEhem. 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zu den 251. Wir haben Anwesenheitspflicht,Rede- <strong>und</strong> Antragsrecht, aberkein Stimmrecht Das letzte ist ein Kuriosum,das wahrscheinlich die meistenSchweden überraschen würde, wenn siees wüssten. Nach meiner Erfahrung istunser Einfluss dadurch jedenfalls nichtgeringer geworden, besonders nicht inden Ausschüssen, wo alle Beschlüssewährend der ersten Tagungswochevorbereitet werden.Gleichzeitig wurde eine Lehrkommissioneingerichtet, die hauptsächlich aus demBischofskollegium besteht Sie soll sichvor der Tagung der Synode über jedenAn trag oder Vorlage äußern, die mit derLehre zu tun hat, <strong>und</strong> sie entscheidetselber, welche Fragen das sind. Ein Beschlussder Synode gegen die Lehrkommissionwäre mit besonderen formalenSchwierigkeiten verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ist nievorgeschlagen worden.Die zweite Reform war eine Demokratisierungder Diözesen 1989. JedeDiözese bekam eine Synode; das wareine gesetzliche Regelung dessen, wases auf freiwilli ger Basis schon gab. Ineiner normalgroßen Diözese wie Skarahat die Synode 71 Mitglieder. Sie wirdjedes vierte Jahr gewählt <strong>und</strong> tagt zweiTage pro Jahr, einmal im Herbst <strong>und</strong>einmal im Frühling. Jedes vierte Jahrwählt die neu gewählte Synode einenVorstand der Diözese, in Skara mit 12Mitgliedern außer dem Bischof, der geborenerVorsitzender ist.Die einzigen vorgeschriebenen Aufgabender Diözese, Arbeitgeber derGeistli chen zu sein <strong>und</strong> Aufsicht überGeistlichen <strong>und</strong> Gemeinden zu üben,wurden bei dieser Reform um die nungesetzlich festgeschriebene Aufgabe ergänzt,Leben <strong>und</strong> Arbeit der Gemeindenzu fördern. Zu diesem Zweck hat jedeDiözese einen Haus halt mit 3-8 % derKirchensteuer, nunmehr Kirchengebühr,als größtes Einkommen (der Prozentsatzwird von der Diözesansynode festgestellt<strong>und</strong> variiert in den ver schiedenenDiözesen).Bei dieser Reform hat der Staat dem Diözesenvorstanddas Recht überlassen,über die Gemeindestruktur zu entscheiden.Früher war die Veränderung einerGemein degrenze fast unmöglich; siewurde nur selten von der zuständigenstaatlichen Be hörde genehmigt. Nachder Reform 1989 haben einige Diözesendie neue Entschei dungsfreiheit fleißigbenutzt, vor allem um zu klein gewordeneLandgemeinden zu sammenzulegen,in aller Regel auf Wunsch der Gemeindenselbst.S. 90 KorrespondenzblattNr. 5 Mai <strong>2011</strong>Die Domkapitel behielten die alten AufgabenArbeitgeberschaft <strong>und</strong> AufsichtIm Domkapitel hat der Bischof oder dieBischöfin den Vorsitz, der Domprobst/die Dompröbstin ist Vize. Jedes vierteJahr werden ein Mitglied von <strong>Pfarrer</strong>n<strong>und</strong> <strong>Pfarrer</strong>innen, Diakonen <strong>und</strong> Diakoninnenzusammen <strong>und</strong> vier Laienmitgliedervon der Synode gewählt dabeisoll eines der vier Richter sein.Nach der Reform der Kirchensynode1983 <strong>und</strong> der Diözesenleitung 1989 istes in den 90-er Jahren gelungen, Einigkeitum eine Reihe Entscheidungenzu erzielen <strong>und</strong> in die große Reform zubündeln, die mit dem Jahr 2000 in Kraftgetreten ist.Statt des Kirchengesetzes kam eineKirchenordnung, aber auch ein neuesGesetz, das Gesetz über die SchwedischeKirche. Insofern hat diese Kircheimmer noch eine Sonderstellung. Daskurze Gesetz stellt zuerst fest, dass dieKirche evangelisch-lutherisch ist <strong>und</strong>als Gemeinden <strong>und</strong> Diözesen erscheint.Nach dem zweiten Para graph ist dieKirche eine offene Volkskirche, die miteiner demokratischen Organisa tion <strong>und</strong>dem geistlichen Amt in Zusammenarbeiteine reichsdeckende WirksamkeitbetreibtHöchste Beschlussinstanz der Kircheist nicht mehr der Reichstag, sonderndie Kirchensynode in gemeinsamenFragen, für welche weder Gemeindennoch Diöze sen zuständig sind, wie Kirchenordnung,Gottesdienstordnung,Gesangbuch. Die Kirchensynode wähltjedes vierte Jahr einen Vorstand der Kirchemit dem Erzbi schof als geborenemVorsitzenden <strong>und</strong> noch 14 Mitgliedern.In einer Bischofswahl haben alle <strong>Pfarrer</strong><strong>und</strong> <strong>Pfarrer</strong>innen <strong>und</strong> gleich viele vonden Kirchenvorständen beauftragteLaien Stimmrecht Nach der Wahl hatfrüher die Regierung zwischen den dreiersten gewählt Nach 2000 entscheidetallein die Wahl, aber man muss mehrals die Hälfte der Stimmen bekommen,um ernannt zu werden. Dazu bedarf esmeistens einer Stichwahl. Ohne Stichwahlging es zum ersten Mal 2007 inL<strong>und</strong>, als Professor Dr. Antje Jackelenschon im ersten Wahlgang gewähltwurde. Sie stammt aus Westfalen, kamals Studentin nach Schweden, hat sichver liebt <strong>und</strong> ist bei uns geblieben. Nunmehrist daher nicht nur die Königin,sondern auch eine der drei Bischöfinneneine eingeborene Deutsche.Die größte Veränderung im Jahr 2000hat eigentlich nichts mit der Trennungvom Staat zu tun. Sie besteht darin, dass<strong>Pfarrer</strong> <strong>und</strong> <strong>Pfarrer</strong>innen nicht mehr ihreDiöze se, sondern ihre Kirchengemeindeals Arbeitgeber haben, genauso wie alleanderen Mitarbeiter der Kirche. Vor derReform 2000 war die Arbeitgeberschaftgeteilt Ei nerseits hat die Gemeinde immerihren <strong>Pfarrer</strong> gewählt <strong>und</strong> das Gehaltbezahlt, ur sprünglich durch denErtrag des Pfarrhofes. Andererseits hatdas Domkapitel vor jeder Pfarrwahl eineListe von drei zur Wahl Stehenden beschlossen<strong>und</strong> nachher die Gewählteoder den Gewählten ernannt <strong>und</strong> dieArbeitgeberverantwortung wahrgenommen,z.B. die Größe des Gehaltsfestgelegt, Urlaub genehmigt, Vertreterbei Krankheit eingesetzt.Mit der Entwicklung des schwedischenArbeitsrechts in den letzten Jahrzehntenwurde diese Ordnung allmählichunhaltbar. Wer das Gehalt bezahlt, hatdie Ver antwortung als Arbeitgeber; soist es überall sonst, <strong>und</strong> die kirchlicheUnklarheit in dieser Hinsicht wurde immerhäufiger vom Arbeitsgericht kritisiert,wenn diese Be hörde in Konfliktenzwischen Geistlichen <strong>und</strong> dem Arbeitgeber,d.h. dem Domkapitel) entscheidensollte. Es war nicht selten schwierigzu entscheiden, wer denn eigent lich fürdie Verhältnisse am Arbeitsplatz verantwortlichwar.Fast alle <strong>Pfarrer</strong> <strong>und</strong> <strong>Pfarrer</strong>innen warenin den 90-er Jahren entschiedeneGegner dieser Reform, nur nicht dieBischöfe. Sie ist zweifellos ein Schrittin kongregationa listischer Richtung.Früher konnte das Domkapitel bei einemKonflikt den <strong>Pfarrer</strong> woandershinversetzen, nicht selten mit dem Ergebnis,dass alle sich gefreut haben: Der<strong>Pfarrer</strong>, der einen neuen Anfang beineuen Menschen machen konnte, dieneue Gemeinde, die diesen <strong>Pfarrer</strong> vonseinen besten Seiten kennen lernte, <strong>und</strong>die alte Gemeinde, die ihm endlich loswar. Nunmehr ist die rechtliche Möglichkeitder Diö zese einzugreifen, nichtgroß.Die erste Freude der Kirchenvorständeüber die größere Selbständigkeit hatsich aber gelegt. Es ist nicht immer erfreulich,Arbeitgeber zu sein. Die alteGewohnheit, bei Schwierigkeiten in diesemBereich bei der Diözese anzurufen,ist wieder lebendig geworden, <strong>und</strong> zwarin solchem Ausmaß, dass wir in Skaraschon vor ein paar Jah ren eine besondereArbeitsgruppe eingerichtet haben fürBeistand mit Rat <strong>und</strong> Tat in Leitungs-,Organisation- <strong>und</strong> Personalfragen, kurzL, 0, P; diese LOP-Gruppe ge nießt einewachsende Popularität in den Gemein-


den. Auch in anderen Fragen, z.B. dieGehaltszahlungen <strong>und</strong> überhaupt dieganze Haushaltsverwaltung werdenneue betreffen werden neue Dienstleistungender Diözese an die Gemeindenerwogen, erprobt <strong>und</strong> geschätzt.Ein Rückgang zur alten Ordnung mit derdoppelten Arbeitgeberschaft ist kaumrealistisch. Sie war arbeitsrechtlich zuunklar. Eher könnte man sich vorstellen,dass die Aufgabe der Diözese, das Lebender Gemeinden zu fördern, sich immermehr erweitern <strong>und</strong> vielleicht eines Tagesin erweiterter Form in die Kirchenordnunghin einkommen <strong>und</strong> für alleDiözesen gelten wird: Förderung <strong>und</strong>Beistand der Ge meinden auch in Leitungs-,Organisations-, Personal- <strong>und</strong>Verwaltungsfragen.Ein Beispiel dessen, wie man der Kongregationalisierungentgegenwirkenkann, ist die Besetzung von Pfarrstellen.Dabei soll das Domkapitel feststellen,welche Be werber <strong>und</strong> Bewerberinnenrein formal in Frage kommen <strong>und</strong> sollsich außerdem über sie äußern. Wenndiese Äußerung nur als ein Papier in derGemeinde landet, spielt sie häufig keineRolle. Deshalb haben wir in Skara dieOrdnung eingeführt, dass ein Laienmitglieddes Domkapitels <strong>und</strong> einer meinerMitarbeiter, der so ge nannte Diözesanpropstan den Vorstellungsgesprächenin der Gemeinde <strong>und</strong> an der folgendenÜberlegung des Kirchenvorstands teilnehmen.Das bisherige Ergebnis ist,dass die Kirchenvorstände diesen Beistandvon routinierten Stellenbesetzernschät zen <strong>und</strong> dass die Entscheidungeneinmütig getroffen werden.Ein radikaler Schritt wäre natürlich, dasdeutsche System einzuführen <strong>und</strong> dieDiözese oder sogar die ganze Kirchezum einzigen Arbeitgeber <strong>und</strong> Gehaltzahleraller Mitarbeiter der Kirchengemeindenzu machen. Das würde abereiner uralten schwedischen Traditionder kommunalen Selbstverwaltungzuwiderlaufen. Deren Wurzeln liegengerade in der seit den Anfängen bestehendenBefugnis jeder Ge meinde, ihren<strong>Pfarrer</strong> zu wählen <strong>und</strong> zu bezahlen <strong>und</strong>selbst zu entschieden, was sie sonstnoch braucht <strong>und</strong> sich leisten kann anMitarbeitern <strong>und</strong> Gebäuden.Heute ist die Diözese nur Arbeitgeberder 50-70 Personen in der Diözesenkanzlei.Die andere Aufgabe des Domkapitelsist allerdings geblieben: dieAufsicht über <strong>Pfarrer</strong> <strong>und</strong> <strong>Pfarrer</strong>innen,Diakone <strong>und</strong> Diakoninnen, also über dieordinierten Mit arbeiter, <strong>und</strong> über Leben<strong>und</strong> Arbeit der Gemeinden.Als Arbeitgeber hat das DomkapitelDienstvorschriften für alle Geistlichenfestge stellt Stattdessen soll nun jedeGemeinde eine so genannte Gemeindeinstruktionerarbeiten. Das ist nach derEmpfehlung unserer Diözese ein Dokumentvon höchs tens 10 Seiten, das dreiFragen beantwortet 1. Was sind wir?(theologische Gr<strong>und</strong>le gung), 2. Wosind wir? (Beschreibung der Situationvor Ort, Arbeitsplätze, Schulen, Vereinsleben,die ganze Umwelt), 3. Was wollenwir <strong>und</strong> was sollen wir? Die letzte Fragesind eigentlich zwei; hier wird konkretisiert,wie wir das Evangelium geradean unserem Ort am besten verbreiten,was wir vorhaben, um hier am bestenKirche zu sein.Die Gemeindeinstruktion wird vom Kirchenvorstand<strong>und</strong> vom <strong>Pfarrer</strong> unterschrieben<strong>und</strong> vom Domkapitel mit oderohne Auflagen festgestellt Sie dientdann auch als Unterlage bei den Visitationen,wo der Bischof oder die Bischöfinvon Pa pier zur Wirklichkeit kommt<strong>und</strong> Gespräche mit den Mitarbeitern derGemeinden führen kann über Freuden<strong>und</strong> Schwierigkeiten, manchmal miteinem besonderen Einsatz der Diözeseals Folge. Die Visitationen dienen beidenAufgaben der Diözese: Aufsicht <strong>und</strong>Förderung.Die Visitationen werden etwas unterschiedlichin verschiedenen Diözesenbetrie ben, in Skara auf die Weise, dassjedes Halbjahr eine ganze Propstei zweiWochen 44 lang visitiert wird Bei derälteren Sitte, jedes Mal nur eine Gemeindezu visitieren, konnte es 15-20Jahre bis zum nächsten Mal dauern. Mitelf Propsteien in der Diözese dauert esnun lediglich 51/2 Jahre. Das ist einenatürliche Veränderung, die in Skaraschon 2001 eingeführt wurde, als Ersatzder durch die Reform 2000 dünnergewor denen Bande zwischen Diözese<strong>und</strong> Gemeinden.Welche Machtmittel hat die Diözeseden Geistlichen <strong>und</strong> den Gemeindengegen über, wenn sie die Kirchenordnungbrechen würden <strong>und</strong> alleGesprächsmöglichkei ten erschöpftwären? Nicht viele, aber nach meinerErfahrung hinreichend viele. <strong>Pfarrer</strong> <strong>und</strong><strong>Pfarrer</strong>innen, Diakone <strong>und</strong> Diakoninnenkönnen vom Domkapitel eine schriftliche<strong>und</strong> damit öffentliche Warnung bekommen<strong>und</strong> im schlimmsten Fall desAmtes enthoben werden. Das kommtleider vor, <strong>und</strong> dann darf keine Gemeindesie anstellen. Wenn eine Gemeindeirgendwie die Kirchenordnung brechenwürde, kann die Diözese ihr gewisseGeldzuschüsse verweigern, z.B. die z.T.staatlichen Mittel, die die Diözese zurErhaltung der Kirchengebäude verteiltWenn es nicht anders geht, kann dieDiözese eine Gemeinde mit einer Nachbargemeindezusam menlegen. Wederdas eine noch das andere ist je passiert.Noch eines zur Organisation. Seit Jahrh<strong>und</strong>ertengibt es in Schweden einenUn terschied zwischen Gemeinde <strong>und</strong>dem, was wir »Pastorat« nennen, demArbeitsbereich eines Chefpfarrers mitdem Titel Kirchenhirt »kyrkoherde«,wörtlich »Pastor«. An dere Pfarrstellensind für »komminister« vorgesehen,»Mitdiener«. Ein Pastorat kann aus mehrerenGemeinden bestehen <strong>und</strong> hat inder Regel mehrere Pfarrstellen.Dass Pastorate zusammengelegt werden,hat meistens ökonomische Gründe;das Pastorat ist die wichtigsteökonomische Größe der Kirche. DassGemeinden zusam mengelegt werden,hängt dagegen mit den Vorschriftender Kirchenordnung zusammen, dassjede Gemeinde einen Kirchenvorstand<strong>und</strong> mindestens ein Kirchengebäudehaben <strong>und</strong> sonntäglich Gottesdienstfeiern soll.Mehr oder weniger intensiv arbeitennunmehr alle Diözesen daran,arbeitsrecht lich <strong>und</strong> ökonomisch tragfähigePastorate durch Zusammenlegungenherzustellen. Andererseitsdürfen die Pastorate nicht zu großsein, um eine gute Gemeindearbeitzu ermöglichen. Nachdem der größtepastoral vertretbare Umfang der Pastorateer reicht worden ist, wird sichhoffentlich stattdessen die schon begonneneErweite rung der Aufgabe derDiözesen bezüglich der Förderung derPastorate in Leitungs-, Organisation-,Personal- <strong>und</strong> Verwaltungsfragen weiterentwickeln, damit sich Pas torate<strong>und</strong> Gemeinden auf die Hauptaufgabekonzentrieren können, die WohltatenGottes zu verkündigen.Erik Aurelius,Bischof von SkaraGekürzte Fassung eines Vortrages von BischofAurelius, der in Göttingen gehalten wurde (übermitteltvon Manfred Jossuttis)Korrespondenzblatt S. 91Nr. 5 Mai <strong>2011</strong>


S. 92 KorrespondenzblattNr. 5 Mai <strong>2011</strong>Neues vomreligiösen MarktManche dieser Bücher finden sich selbstin den Regalen unserer Kirchenvorsteherinnen<strong>und</strong> Kirchenvorsteher: Bücher,die die meisten <strong>Pfarrer</strong>innen <strong>und</strong> <strong>Pfarrer</strong>ebenso wenig lesen wie die neuestenSpekulationen über Maria von Magdalaoder die Weihnachtsgeschichte im»Spiegel«: Bücher mit religiösen Anklängen,Bücher mit allerlei Spekulationen,die sich als christlich ausgeben <strong>und</strong>eher esoterisch sind. Wir lesen sie (meist)nicht, können deswegen auch nichtsüber sie sagen, obwohl wir manchmalsogar gefragt werden.Der neue Weltauschauungsbeauftragteunserer Landeskirche, Dr. Haringke Fugmann,wird im Korrespondenzblatt immerwieder derartige Bücher vorstellen.Ruediger Schache, Das Gott-Geheimnis.Die Reise Ihrer Seele durch die Schöpfung,Arkana Verlag, München, 2010,268 SeitenRuediger Schache, dessen Buch »Dergeheime Plan Ihres Lebens« es 2009in die SPIEGEL-Bestsellerliste schaffte,hat mit dem hier besprochenen Titel einWerk vorgelegt, das man insofern alsesoterisch bezeichnen kann, als die Vermischungnaturwissenschaftlicher <strong>und</strong>religiöser Themen geradezu als Kennzeichenzeitgenössischer esoterischerLiteratur eingeschätzt werden kann. Eshandelt sich also schon fast um gängigeMotive dieses Genres, wenn – so wiehier – einerseits auf die Quantenphysik<strong>und</strong> auf den Welle-Teilchen-Dualismusdes Lichts Bezug genommen <strong>und</strong> andererseitsder Begriff »Gott« im Sinne einesunpersönlichen höchsten Bewusstseins,als »Meer des unendlichen Bewusstseins«interpretiert wird (20). So wenigdieser Ansatz dem Leser plausibel seinmag, so muss doch (selbstkritisch) anerkanntwerden, dass hier zumindest derVersuch einer Reintegration dieser inder Moderne ausdifferenzierten Wirklichkeitsbereicheunternommen wird,während es Theologie <strong>und</strong> Kirche bishernicht geschafft haben, ein vergleichbaresAnliegen ähnlich breitenwirksam zubearbeiten.Schache nimmt die Leserin mit auf eine»Reise« <strong>und</strong> offenbart ihr insgesamtzehn »Schöpfungsgeheimnisse« (so dieKapitelüberschriften). Da erfährt manetwa im Kapitel über die »Wahrheit allerReligionen«: »Es sind alles nur scheinbarverschiedene Wege zum selben Ziel.Es sind alles ›richtige‹ Wege, um überdie Grenzen des materiell denkendenVerstandes hinauszugehen ...« (86). AlsNachweis dient etwa eine ausführliche(immerhin 22 Seiten lange) Auslegungder biblischen Schöpfungsgeschichte,die erkennbar dem Zweck dient, dieKompatibilität der Genesis-Erzählungmit der kosmologischen Lehre des Verfassersnachzuweisen. Die äußerst komplexeAuslegungstradition, in die dieserbiblische Text eingebettet ist, wird dabeivom Verfasser größtenteils außer Achtgelassen. In religionswissenschaftlicherSicht überwiegen dann insgesamtdoch eher die eklektizistischen Anleihenam hinduistisch-buddhistischenTraditionsstrom, sei es die Vorstellungder Reinkarnation (hier allerdings ihresSchreckens entledigt, der ihr im Hinduismusbzw. Buddhismus innewohnt),die Vorstellung der Nicht-Getrenntheitalles Seienden (sog. Advaita-Vedanta)oder die zahlreichen Zitate indischerProvenienz (von Sri Ramakrishna, SriAurobindo u.a.). Hinzu kommen Motive,die denen einer frühchristlichen Gnosisähneln (göttlicher Ursprung der Seele,ihr Abstieg in die Welt der Materie <strong>und</strong>ihre Rückkehr zum Göttlichen usw.)Jedes literarische Werk verdient es, zunächstanhand derjenigen Kriterien beurteiltzu werden, die es sich selbst zumMaßstab setzt. In diesem Fall formuliertder Verfasser im Einleitungskapitel:»Wenn unsere Reise zur Wahrheit richtigverläuft, dürfte es danach in keinerheiligen Überlieferung <strong>und</strong> in keinemBericht eines großen Wissenden derWelt einen Widerspruch oder eine Ungereimtheitgeben. Wenn wir die letzteWahrheit gef<strong>und</strong>en haben, müsstenjede Aussage über Gott, jede Religion,jede wissenschaftliche Erkenntnis, jedespirituelle Sichtweise <strong>und</strong> jedes persönlicheErlebnis ihren Platz finden. Sobalddas große Bild stimmt, gibt es keinen›Fehler‹ mehr ...« (9f.) Eine solche absoluteWiderspruchsfreiheit ist ein hoherSelbstanspruch, der meiner Ansichtnach nicht erfüllt wird. So wird etwabehauptet, die Seele sei »Teil der feinstofflichenWelt« (40); diese wiederumwird mit physikalischer Energie (Licht)gleichgesetzt (32). Dann aber müsstedie Seele wie jede andere Form vonphysikalischer Energie messbar sein <strong>und</strong>sich in jede andere Form von Energieüberführen lassen können (sog. Energieerhaltungssatz).Ein entsprechenderempirischer Nachweis steht meinesWissens noch aus. Oder der Verfasserspricht in Metaphern, ohne dies fürmich hinreichend kenntlich zu machen.Aus theologischer Sicht ist es nichtnotwendig, an erster Stelle die (deutlicherkennbaren) Unterschiede im hierpräsentierten Gottes-, Menschen- <strong>und</strong>Weltbild in Relation zur christlichenTradition zu kritisieren, denn schon einflüchtiger Blick auf die zahlreichen <strong>und</strong>weltweiten Christentümer (in synchroner<strong>und</strong> diachroner Hinsicht) führt zurErkenntnis, dass es schon christlicherseitsmehr als eine Möglichkeit gibt, inuneigentlicher Weise (<strong>und</strong> die Theologiehat immer um dieses Spezifikumihrer Gottesrede gewusst) von Gott zusprechen <strong>und</strong> das Verhältnis von Gott,Mensch <strong>und</strong> Welt auch entsprechendkultureller Prägungen zu bestimmen.Gravierender fällt m.E. der Umstand insGewicht, dass dieses sich selbst offenk<strong>und</strong>igals Offenbarung eines »Geheimnisses«verstehende Buch keinerlei Hinweisauf seine Offenbarungsquelle(n)enthält. Damit wird die Möglichkeiteiner kritischen, zumindest intersubjektivenRelationierung des Präsentiertenerschwert, obwohl gerade diese – hierkann sich das Christentum auf eine langeErfahrungsgeschichte berufen – demGlauben gut ansteht (<strong>und</strong> der Wissenschaftebenfalls).Neben jenen Passagen, die bei mir kritischeFragen aufwerfen, finden sich im»Gottes-Geheimnis« schließlich aberauch solche, die mich beim Lesen positivangesprochen haben. So etwa, wenndas Verhältnis von Körper <strong>und</strong> Seele amBeispiel eines Lichtstrahls verdeutlichtwird, der durch Wasser hindurchleuchtet:»So wie ein Lichtstrahl gleichzeitigam selben Ort sein kann, wo auchWasser ist. Licht kann ›im Wasser« sein<strong>und</strong> nimmt ihm dennoch keinen Platzweg. […] Wenn Sie irgendwann sterben,stirbt vor allem Ihr materieller Körper.Doch nur weil ein See austrocknet, verschwindetnicht auch das Licht, das ihnzuvor erhellt hat.« (40).Es bleibt abzuwarten, ob der Verfassermit diesem Buch an frühere Erfolgeanknüpfen können wird. Da es aber imBlick auf Format, Layout <strong>und</strong> Aufmachungstark dem Bestseller »The Secret– Das Geheimnis« von Rhonda Byrne(ebenfalls Arkana Verlag) ähnelt, istes durchaus denkbar, dass es auch denWeg in die Bücherregale so mancherGemeindeglieder <strong>und</strong> Kirchenvorsteherinnenfinden wird.Dr. Haringke Fugmann, Beauftragterfür religiöse <strong>und</strong> geistige Strömungenunserer Zeit, Bayreuth


Aussprache...<strong>und</strong> heute?zu: Hexengedenken in Frankenin Nr. 4/11Dieser Artikel von Traudl Kleefeld istnicht falsch, aber m. E. einseitig <strong>und</strong>daher dem Thema nicht angemessen.Nach einer narrativen Einleitung (Erinnerungin Sugenheim) finde ich da fastLiebe Leserin, lieber Leser!Kürzlich bin ich ziemlich erschrocken,wie ungebremst ernsthafte Christenmenschenunser Bekenntnis mitder Behauptung von Tatsachen, vonWahrheiten, gleichgesetzt haben.Vielleicht ist das eine Gegenbewegunggegen das »anything goes« der allgemeinenMeinung (wobei die allgemeineMeinung durchaus nicht ist, dass»alles« geht – die Frage ist viel mehr,bei welchen Themen Gleichgültigkeitherrscht <strong>und</strong> bei welchen ein Verstoßgegen den Comment Aufregung verursacht– wer sich über das Leben imPfarrhaus nicht aufregt, kann diesdurchaus im Blick auf genveränderteKartoffeln im Pfarrgarten tun - übrigensauch umgekehrt…).Aber: Bekenntnis als Ansammlungvon Wahrheiten macht uns auf eineArt sprachunfähig, die mich beunruhigt.Ein Streit um Wahrheiten (oderdie Wahrheit) führt selten zu Einigung,hinterlässt meist W<strong>und</strong>en <strong>und</strong>Menschen, die sich in ihrer jeweiligenWahrheit verfestigt haben. Gut fühlensich meist nur die Verteidiger derWahrheit, wenn sie siegreich warenoder wenigstens »bekannt« haben –missionarische Kirche sieht andersaus.nur aufgeführte Statistik: Wann, wo<strong>und</strong> wie viele Personen wegen angeblicherHexerei verurteilt wurden, <strong>und</strong> wobisher dieser Verurteilten (mit Veranstaltungenoder Gedenktafeln) gedachtworden ist. In diese zweite Aufzählungsind unterschwellig leise Anklagen eingefügt.Genügt das?Hexen- <strong>und</strong> Ketzerverbrennungen beschäftigen<strong>und</strong> quälen mich immerwieder – <strong>und</strong> immer aufs Neue quältes mich, dass so etwas geschehen ist– <strong>und</strong> noch geschieht. Und immer wiederstellt sich mir dann die Frage: Wiekonnte das geschehen? Dabei wächstin mir die Überzeugung: Nur wenn wirdieser Frage nachgehen, können wir etwasdagegen tun, dass derartiges nichtmehr geschieht.Sicher kamen damals verschiedeneGründe zusammen. Die stärkste Ursachefür diese Grausamkeiten dürfte Angstgewesen sein. Der Mensch begegnetein seinem damaligen Weltbild einerMacht, der er völlig hilflos gegenüberstand – er fühlte sich der satanischenWelt völlig wehrlos ausgeliefert.»Aber da steht es doch!«, sagen sie<strong>und</strong> gebrauchen das Neue Testamentals Sammlung von Wahrheiten. Als obTheologInnen nicht wüssten, dass dieEvangelien Schriften von Begeistertensind, die Menschen begeistern wollen<strong>und</strong> die deswegen nicht den historischenJesus, sondern den Christus desGlaubens erzählen.Warum kann man Bekenntnis nichtals eine Liebeserklärung sehen: »Dubist die Schönste auf der Welt!« Daskeine objektive Wahrheit. Erwartetwird nur, dass ich entsprechend lebe.»Jesus ist der Messias«: Auch das isteine Liebeserklärung, die nicht durchobjektive Tatsachen gedeckt wird – wirhaben uns für ihn entschieden <strong>und</strong> damitzugleich anderen abgesagt. Jetztkönnen wir versuchen, andere mit dieserLiebe anzustecken – zwingen, beweisenkönnen wir nicht. Zeugen könnenwir sein <strong>und</strong> über-zeugen wollen<strong>und</strong> müssen mit dieser Grenze leben.Manchmal sind es die eignen Kinder,die (scheinbar?) nicht zu überzeugensind. Das ist dann traurig, nicht Anlasszum Zorn. Nur so unterscheidenwir uns von Gotteskriegern - <strong>und</strong> daswollen wir doch, oder?IhrMartin OstUrlaub ander Ostsee —kirchlichesFeriendorf inLubminIn idyllischer Lage, 2 Minuten vomSandstrand entfernt, liegt das kirchlicheFeriendorf Lubmin. 5 Finnhütten<strong>und</strong> ein Gemeinschaftshaus bildenauf einem mit Bäumen bewachsenenGr<strong>und</strong>stück das Feriendorf. EinSandkasten, Spielgeräte <strong>und</strong> eineSauna kompletieren die Anlage, einFernseher steht im Gemeinschaftshaus.Jede Finnhütte besteht aus einemWohnraum, einem Schlafraum unterdem Dach, Bad mit WC <strong>und</strong> Dusche<strong>und</strong> einer Küche, die für Selbstversorgungausgestattet ist. Es könnenbequem 4 Personen untergebrachtwerden. Zu jeder Finnhütte gehörtaußerdem eine Terrasse.Lubmin liegt in der Nähe von Greifswald(ca. 15 km) direkt an der Ostsee,am Greifswalder Bodden. Die InselnUsedom (20 km) <strong>und</strong> Rügen (40 km)sind leicht erreichbar, nach Stettin(Polen) sind es ca. 150 km.Information <strong>und</strong> Belegung:Deutscher Pfarrverband,Frau Hormozi,Postfach 222676010 KarlsruheTel.: 07 21 - 85 89 17von 8.00 — 12.00 UhrFax: 84 43 36.Eine Finnhütte kostet pro Tag in derNebensaison (21.04. — 31.05. <strong>und</strong>16.09. 02.11.) für Mitglieder einesPfarrvereins 30,00 €, in der Hauptsaison(01.06. — 15.09.) 35,00 €.An- <strong>und</strong> Abreisetag zählen als einTag. Dazu kommen jeweils 65,00 €für die Endreinigung. Die Anreiseerfolgt donnerstags, Abreise mittwochs.Die Hütten werden wochenweisevermietet (in der Nebensaisonsind Ausnahmen möglich).Derzeit sind zu folgendenTerminen noch Hütten frei:05.05. — 15.06.<strong>2011</strong>23.06. — 06.07.<strong>2011</strong>21.07. — 02.11.<strong>2011</strong>Korrespondenzblatt S. 93Nr. 5 Mai <strong>2011</strong>


Dazu sollten wir bedenken: so sehr langeist das noch gar nicht her. Ich habez. B. in meiner Kinderzeit in einem Dorfnoch schreckliche Teufelsängste erlebt.»Die Frau müsste man mit brennendenReisigbesen aus dem Dorf jagen.« DiesenSatz habe ich 1944 wörtlich gehört.Und vor wenigen Jahren behauptete ineinem Fernsehinterview eine Frau allenErnstes, ihre Nachbarin habe ihr eineKrankheit angehext. Was tut man nichtalles um solchem Übel zu begegnen,wenn man in einem entsprechendenWeltbild lebt! Und wie kann es gelingen,aus so einem Weltbild auszusteigen?Am Anfang müssen da wohl Menschenstehen, die über ihr eigenes Weltbildhinauswachsen. Das ist bedeutendschwerer als es klingt. Mir fehlt da indem Artikel von Traudl Kleefeld, dasssie Leute wie Friedrich Spee wenigstensdem Namen nach erwähnt. Aber selbstsolche Menschen hatten es schwer,denn jedes Weltbild schafft sich seinSystem. Wer dem widerspricht, der riskiert,selbst dem System geopfert zuwerden!Wir leben heute nach der Aufklärung<strong>und</strong> haben es leicht, über damalige Zeitenzu reden. Schwieriger wird es, wennwir nicht mehr von »Hexenverfolgung«sprechen, sondern von »weltanschaulichbegründeten Grausamkeiten«. Mir fälltdann viel ein, was in unserer Zeit nochlaufend geschieht. Auch hier wir ausÜberzeugung <strong>und</strong> mit bestem Gewissengehandelt: »Es dient ja der Verbesserungder Welt!« Auch heute noch machensich selbständige Denker verdächtig <strong>und</strong>werden – oft auf sehr grausame Weise– ausgeschaltet.Wie kann man also denen helfen, diesich in einem bestimmten Weltbild zuHause fühlen <strong>und</strong> sich gar nicht bewusstsind, das sie einen Weg gehen,an dessen Ende man zu Grausamkeitengelangt?Tilmann Steinert, <strong>Pfarrer</strong> i.R.,OberstdorfRuhig geleg. EFHmit CarportNeustadt a. d. Aisch, Hasengründlein;Bj. 2003; 5 Zi; Wfl. 105 qm;Hobbyr. 30 qm, Keller 35 qm; Grdst.261 qm; EBK; Terrasse; EG behindertengerecht;frei ab 01.09.<strong>2011</strong>VK: 239.000 € VHB bzw. Miete: 1150€/Monat (kalt)Kontakt: 09161/662802,lennertrainer@aol.comAnkündigungenEvangelischesBildungszentrumHesselbergn Bayerischer Evangelischer Kirchentagauf dem Hesselberg»Wenn sich alles ändert: Woher kommt mirHilfe?«Mit Feier des Jubiläums 60 Jahre BildungszentrumHesselberg13.06.11, 10.00 – 17.00 UhrPrediger: Landesbischof Dr. Johannes Friedrich;Referent der Hauptversammlung: Alois Glück,Vorsitzender des Zentralkomitees der deutschenKatholikenLeitung: Dekanat Wassertrüdingenn Sebastian Kneipp – Entspannung– Meditation17.06.11 (18.00 Uhr) – 19.06.11 (13.00 Uhr)Das ganzheitliche Ges<strong>und</strong>heitskonzept von SebastianKneipp.Leitung: Gisela Butz, Joachim Butzn Gut gesprochen: VertiefungskursStimmbildung für Fortgeschrittene24.06.11 (18.00 Uhr) – 26.06.11 (13.00 Uhr)Leitung: Sigrid Mosern Mütter in der Bibel <strong>und</strong> heute08.07.11 (18.00 Uhr) – 10.07.11 (13.00 Uhr)Die Geschichten der biblischen Mütter machendeutlich, dass es nicht darum geht, einem Idealzu entsprechen, sondern den ganz eigenen Wegals Mutter zu entdecken.Leitung: Pfrin. Beatrix KempeAusblick:n Die Schöpfung getanzt: Kreistänze& Harmonien-Meditation der Gebärde& Stille-MeditationChoreographie Nanni Kloke15.07.11 (16.00 Uhr) – 17.07.11 (13.00 Uhr)Leitung: Ingeborg Lenz-Schikoren Den richtigen Ton findenEPL-Gesprächstraining15.07.11 (18.00 Uhr) – 17.07.11 (15.00 Uhr)Anmeldung <strong>und</strong> Kosten über: Amt für Gemeindedienst,Tel.: 09 11 - 4 31 62 24Leitung: ausgebildete EPL-KursleiterInnenn Kraft aus der StilleRückzug, Wahrnehmung, Kraft schöpfen22.07.11 (18.00 Uhr) – 24.07.11 (13.00 Uhr)Leitung: Pfrin. Beatrix Kempen»Grünkraft«, Heilmittel & Ges<strong>und</strong>heitsvorsorgenach Hildegard vonBingen– Mit praktischer Herstellung von Rezepturen –22.07.11 (18.00 Uhr) – 24.07.11 (13.00 Uhr)Leitung: Monika Ströben Meditation <strong>und</strong> Schweigen amHesselberg25.07.11 (12.00 Uhr) – 29.07.11 (13.00 Uhr)Leitung: Pfr. Bernd ReutherAnmeldung: Evangelisches BildungszentrumHesselberg, Hesselbergstr. 26, 91726 Gerolfingen;Tel.: 0 98 54 - 10-0; Fax: -10-50; E-Mail:info@ebz-hesselberg.de;die gemeinde–akademien Weiterbildung Gemeindeberatung/OrganisationsentwicklungIm Jahr 2012 beginnt eine neue berufsbegleitendeWeiterbildung in Gemeindeberatung/Organisationsentwicklung.Sie erstreckt sich überdie Jahre 2012 – 2014.Die Weiterbildung genießt innerhalb <strong>und</strong> außerhalbunserer Kirche hohes Ansehen. Sie istBerufsgruppen übergreifend <strong>und</strong> steht auchqualifizierten Ehrenamtlichen offen.Informationen: Gemeindakademie, Tel.: 0 91 28- 91 22 -0, E-Mail: gemeindeakdemie@elkb.deLeitung: Gudrun Scheiner-Petry, Herta Singer,Eckehard RoßbergEKD-Aussiedlerseelsorgen Tagung für junge Aussiedlerinnen<strong>und</strong> Aussiedler11.-13.11.<strong>2011</strong>Ort: LudwigshafenBiographie ist immer beides: Chance <strong>und</strong> Schicksal– <strong>und</strong> sie ist wesentlich für die Ausbildungeiner authentischen Theologie. Die Gelegenheit,sich darüber, über Erfahrungen mit Kirche <strong>und</strong>Diakonie in Deutschland <strong>und</strong> die jeweiligenBerufsbilder auszutauschen, bietet sich relativselten.Zum vierten Mal lädt die EKD-AussiedlerseelsorgeStudierende, deren Familien in den vergangenenJahrzehnten nach Deutschland ausgesiedeltsind, zu einer Wochenendtagung ein.Tagungsleitung: Reinhard Schott, Ausländer<strong>und</strong>Aussiedlerbeauftragter der Evang. Kircheder Pfalz, Speyer, <strong>und</strong> PD Dr. Christian Eyselein,Augustana-Hochschule <strong>und</strong> Pastoralkolleg Neuendettelsau,Informationen <strong>und</strong> Anmeldeunterlagen: http://www.migration.evpfalz.de/index.php?id=2323S. 94 KorrespondenzblattNr. 5 Mai <strong>2011</strong>


Mission EineWeltn Kommunikation des Evangeliums– durch Predigt, Funk, Fernsehen, sozialeNetzwerkeSommerstudienkurs für <strong>Pfarrer</strong>innen <strong>und</strong> <strong>Pfarrer</strong>aus lutherischen Kirchen weltweit4. – 15. Juli <strong>2011</strong>Ort: Tagungsstätte Mission EineWeltVerantwortlich: Dr. Claudia Jahnel, ManfredKurth, Prof. Dr. Andreas NehringWelche Formen braucht die Kommunikationdes christlichen Glaubens heute, in einer Zeit,in der die Vielfalt der Medien im größer wird?Wie lassen sich Predigt, Fernsehen, Radio <strong>und</strong>die Möglichkeiten, die das Internet bietet, für dieKommunikation des Evangeliums nutzen? Wannsetze ich welches Medium ein? Aber auch: Welche»Folgen« hat der Einsatz neuerer Medien fürdas Evangelium selbst?Die Summer School ist ein Studienkurs für<strong>Pfarrer</strong>Innen <strong>und</strong> kirchliche MitarbeiterInnenaus lutherischen Kirchen weltweit, zu deminsbesondere auch haupt- <strong>und</strong> ehrenamtlicheMitarbeitende aus dem Raum der Evang.-Luth.Kirche in Bayern eingeladen sind. Der Kurs istals Fortbildung der ELKB anerkannt. Er kannganz oder, nach Absprache, auch für nur einigeTage besucht werden. Englischkenntnisse sindVoraussetzung.Programm: On Communication: InterculturalComparison or Intercultural Encounter, Prof.Dr. Andreas Nehring, Erlangen, Communicationin Mission and the »New Culture« – TheAfrican Challenge Dr. Brenda Akpan, Nigeria/Basel- Communicating the Gospel via Preaching– Intercultural Study Work, Dr. Hans-HelmuthSchneider, Neuendettelsau, Communicatingthrough Radio, Christoph Lefherz, Nuremberg,- Communicating the gospel and social mediaDaniel Wagner, Nuremberg, Communicating theGospel in Malaysia, Rev. Sivin Kit, Malaysia- TheChurch in the Secular and in the Church OwnedPress, Dr. Daniel Meier, Erlangen/Helmuth Frank,Munich, Church and Internet, Miklos Geyer, Munich,Communio and Communication. Dynamicsof the internet on the Gospel? Dr. ThomasZeilinger - The Role of Publishing Houses in theCommunication of the Gospel, Gabriele Schneider,Gütersloher Verlag (Publishing House), TheHistory and Development of the Erlanger Verlag(Publishing House), Prof. Dr. Johannes Triebel,Erlanger Verlag, Luther and Communication, Dr.Rainer Oechslen (angefragt)Anmeldung bis 31. Mai <strong>2011</strong> bei: Dr. ClaudiaJahnel, Referat Mission Interkulturell, Tel.: 0 9874 - 9 15 00,E-Mail: claudia.jahnel@mission-einewelt.den 125-Jahr-Feier Mission in Papua-NeuguineaEin abendlicher Festakt8. Juli <strong>2011</strong>Ort: Tagungsstätte Mission EineWeltn Fest der weltweiten Kirche16. – 17. Juli <strong>2011</strong>Ort: Mission EineWelt, NeuendettelsauDas Jahresfest von Mission EineWelt, seinerFre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Förderer beginnt am 16. Juli um20 Uhr mit einem Open-Air-Konzert. Am 17. Juliwird um 9.30 Uhr ein Gottesdienst in der St.Nikolai-Kirche gefeiert. Ab 11 Uhr beginnt einbuntes Festprogramm mit Arbeitsgruppen aufdem Gelände r<strong>und</strong> um Mission EineWelt. Nebenden beiden Jubiläen, 125 Jahre Neuguinea-Mission(1886-<strong>2011</strong>) <strong>und</strong> 50 Jahre UnabhängigkeitTanganjika (1961-<strong>2011</strong>), wird es eine Vielzahlunterschiedlicher Aktivitäten geben.Tel.: 0 98 74 9- 14 01,E-Mail: nathalie.rother@mission-einewelt.den Gedenkveranstaltung zum Hiroshima-Tag6. August <strong>2011</strong>Ort: Hauptportal der Kirche St. Lorenz, NürnbergAlljährlich am 6. August gedenken Friedens- <strong>und</strong>Anti-Atomkraft-Aktivisten auf der ganzen Weltder verheerenden Atombombenabwürfe auf diejapanischen Städte Hiroshima <strong>und</strong> Nagasaki mith<strong>und</strong>erttausenden Toten. In Nürnberg veranstaltetdazu ein breites Bündnis von Organisationeneinen Schweigemarsch samt Lesungen an ausgewähltenOrten in der Innenstadt.Tel.: 0 98 74 9 – 12 20E-Mail: julia.ratzmann@mission-einewelt.deDiakoniekollegn Sei, der du bist! Wege <strong>und</strong> Abwegespiritueller Lebenshilfe5. bis 7. OktoberOrt: HesselbergEin neuer Leitbegriff: die »spirituelle Lebenshilfe«.Neue Lebenshelfer <strong>und</strong> Berater erhebeneinen umfassenden spirituellen Anspruch. MitGlücksprogrammen, Engelssprechst<strong>und</strong>en, Bestellungenbeim Universum <strong>und</strong> Heilungsenergienverheißen sie Wege zu sich selbst <strong>und</strong> in einglückliches, spirituelles Leben im Einklang mitdem Göttlichen. Wie spirituell ist die „spirituelleLebenshilfe“? Welche tatsächlichen Hilfen stelltsie bereit?Zielgruppe: Mitarbeitende aus Kirche <strong>und</strong> Diakonie,am Thema Interessierte in Pflegediensten,Gemeinde, Unterricht, Erwachsenenbildung oderdiakonischen Einrichtungen.Kosten: Kursgebühr: 105 € zzgl. Unterkunft/Verpflegung (ca. 130 €) für Mitarbeiter/innenin der Evang. Kirche <strong>und</strong> Diakonie, für andereTeilnehmer/innen: 210 € zzgl. Unterkunft/Verpflegung(ca. 130 €)Anmeldung Tel 0911 9354-412 Eva Ortwein,Diakonie.Kolleg. Bayern Fax 0911 9354-416ortwein@diakonie-bayern.de www.diakoniekolleg.den Qualifizierungskurs für Altersarbeit<strong>und</strong> Generationsarbeit6 ModuleStart: 1.-3. Dezember <strong>2011</strong>, Ende: März 2013Ort: Stein bei Nürnberg <strong>und</strong> PappenheimKooperation Amt für Gemeindedienst (afg),Diakonie.Kolleg., Diakonische Bildung der Rummelsberger<strong>und</strong> der Landvolkshochschule PappenheimDie demographische Entwicklung in Deutschlandwird dazu führen, dass die Gesellschaft in einigenJahren mehr älteren Menschen als jüngerengerecht werden muss. Dies fordert auch Kirche<strong>und</strong> Diakonie heraus, die unterschiedlichen Bedürfnisseeiner sehr heterogenen Zielgruppe zuberücksichtigen. Prinzipien sollten dabei größtmöglicheAutonomie, Selbstbestimmung, Erhaltder Lebensqualität <strong>und</strong> Teilhabe sein.Der Kurs befähigt, die diakonische <strong>und</strong> gemeindlichePraxis zukunftsweisend zu gestalten.Kosten Kursgebühr: 1200 € zzgl. Unterkunft/Verpflegung (ca. 900 €) für Mitarbeiter/innen inKirche u. Diakonie ELKB, f. andere: 2400 € zzgl.Unterkunft/Verpflegung (ca. 900 €). Zuschussmöglichkeitenbei der Landeskirche bzw. beimdiakonischen Träger.Anmeldung Tel 0911/9354-412 Eva Ortwein,Diakonie.Kolleg, Bayern (Organisation) Tel0911/9354-410 Dorothea Eichhorn, Diakonie.Kolleg., Bayern (Inhalt) Fax 0911/9354-416ortwein@diakonie-bayern.de www.diakoniekolleg.deFachbeiratEhrenamtmit dem Amt für Jugendarbeit <strong>und</strong> der AEEBn Ehrenamtliches Engagement fördern:wertschätzend, systematisch,nachhaltig(Fortbildung in 5 Modulen – nur zusammenhängendbuchbar)Termine: 23.-24. Sept. <strong>2011</strong> Modul 1 / 11.-12.Nov. <strong>2011</strong> Modul 2 / 3.-4. Febr. 2012 Modul 3 /27.-28. April 2012 Modul 4 / 29.-30. Juni 2012Modul 5 / freitags jeweils 9:30–18:00 Uhr, samstagsjeweils 9:00-17:00 Uhr.Orte: Amt für Jugendarbeit, (Module 1-2), Amtfür Gemeindedienst (Module 3-5)In 5 zweitägigen Modulen führt Sie diese Fortbildungin die professionelle Förderung ehrenamtlichenEngagements ein <strong>und</strong> ist eng aufdie Praxis bezogen. Zur Fortbildung gehört dieEntwicklung <strong>und</strong> Präsentation eines eigenenProjekts.Zielgruppe: Hauptberuflich <strong>und</strong> ehrenamtlichMitarbeitende der KircheReferentInnen: Prof. Beate Hofmann, ChristinaFrey-Scholz, Dr. Susanne Henninger, Heinz Janning,Prof. Joachim König, Georg TautorKosten: 500.- € für Ehren- <strong>und</strong> Hauptamtlicheder ELKB, 1.000.- € für alle anderen Interessierten.Im Preis inbegriffen sind Kursgebühr <strong>und</strong>Seminarverpflegung mit jeweils 2 Mittagessen.Anfahrt <strong>und</strong> Übernachtung müssen selbst organisiertwerden.Anmeldung bis 15. Juli: AfG, FB Ehrenamt,Sperberstr. 70, 90461 Nürnberg, Tel.: 09 11 - 4316 -219, Fax: 4316 - 222,E-Mail: manuela.froehlich@afg-elkb.deStudienzentrumJosefstaln Vielfalt gestalten - InterkulturelleTrainerIn / BeraterInJanuar 2012 bis Juni 2013Kostenlose Infotage: 1.7.<strong>2011</strong>, München <strong>und</strong>12.7.<strong>2011</strong>, Leipzig, je 11:30 -17:00 UhrDie berufsbegleitende Weiterbildung befähigt,interkulturelle Trainings <strong>und</strong> Beratungsprojektedurchzuführen <strong>und</strong> zur interkulturelle/r ExpertInim eigenen Verband, Organisation zu werden.Die Weiterbildung wendet sich an Fachkräfteder Jugend(sozial)arbeit <strong>und</strong> Sozialen Arbeit,der beruflichen Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung, Verwaltung,der Personal- <strong>und</strong> Organisations–entwicklung sowie sonstige Interessierte.Kursleitung: Marina Khanide, Stephan Schack,ReferentInnen: Austen Peter Brandt (Phoenixe.V., Duisburg), Sabine Handschuck (IQM München),Silke Riesner (Riesner&Braun Consulting,Berlin), Franziska Szoldatits (Stadt München)u.a.Korrespondenzblatt S. 95Nr. 5 Mai <strong>2011</strong>


PostvertriebsstückDt. Post AGEntgelt bezahlt<strong>Pfarrer</strong>- <strong>und</strong><strong>Pfarrer</strong>innenvereinMainbrücke 16,96264 AltenkunstadtFreud & Leidaus unseren PfarrhäusernGeboren:Benjamin Melzl, 1. Kind von Andrea<strong>und</strong> Thomas Melzl, am 27.10. in Fürth(Fürth)Gestorben sind:Reinhold Spengler, 75 Jahre, zuletzt inNürnberg – Lichtenhof, am 4.3. in Nürnberg(Witwe: Johanna)Friedrich Jurkat, 52 Jahre, <strong>Pfarrer</strong> inNürnberg – Ziegelstein, am 6.3. in NürnbergHelmut Walz, 74 Jahre, zuletzt <strong>Pfarrer</strong>in Marktbreit, am 17.3. in Ellwangen(Witwe: Helga)Anmeldung: Studienzentrum für evangelischeJugendarbeit Tel.: 0 80 26 - 97 56 – 24, FrauHirsch per Mail Studienzentrum@josefstal.den ...weil jede/r etwas zu sagen hatBibliolog-AufbaukursEncounter – Begegnungen bibliologisch gestalten26. – 28.09.Im Kurs wird Encounter gezeigt <strong>und</strong> reflektiert,aber auch praktisch ausprobiert <strong>und</strong> geübt.Voraussetzung für die Teilnahme ist ein erfolgreicherAbschluss des Gr<strong>und</strong>kurses (mit Zertifikat)<strong>und</strong> Erfahrungen mit dem Bibliolog in dereigenen Praxis.Leitung: Rainer Brandt, Gerborg DrescherKosten: 194,00 € incl. VP im EZDetail-Info online: http://www.josefstal.de/theologie/<strong>2011</strong>-09-26.htmAnmeldung: www.josefstal.de bzw per eMail:Studienzentrum@josefstal.den Emotional instabile <strong>und</strong> aggressiveJugendlicheWas ist mit diesen Jugendlichen los? Wie mitIhnen umgehen?17. – 20.10.<strong>2011</strong>In unterschiedlichsten Arbeitsalltagen (Schule,Jugendverbandsarbeit, offene Jugendarbeitusw.) begegnen uns Jugendliche, die emotionalinstabil sind <strong>und</strong>/oder unangemessen aggressivesVerhalten zeigen. Welche Reaktionen sindsinnvoll, um aufgeladene Situationen zu deeskalieren<strong>und</strong> einen Kontakt herzustellen? Zuspontane emotionale Erwiderungen sind meistensnicht zielführend.In dieser Fortbildung werden die psychischenHintergründe dieser Jugendlichen erläutert <strong>und</strong>Handlungsstrategien auf der Basis der SET-Kommunikation erarbeitet. Methoden der Psychotherapiewerden für die Sozialarbeit nutzbargemacht. Das Seminar nimmt die konkreten Problemstellungender TeilnehmerInnen (Fallarbeit)auf <strong>und</strong> entwickelt realisierbare Strategien.Leitung: Dorothea Jüngst, Dr. Jürgen KillusKosten: 285,– € incl. VP im EZDetail-Info online: http://www.josefstal.de/methoden/<strong>2011</strong>-10-17.htmAnmeldung: www.josefstal.de bzw per eMail:Studienzentrum@josefstal.deBayerischePfarrbruderschaftPfingsttagungn»…<strong>und</strong> Gerechtigkeit wie ein nieversiegender Bach«Soziale Fragen – evangelische Orientierungen13. 6., 18:00 Uhr – 15. 6. nach dem MittagessenOrt: RPZ HeilsbronnReferent: Prof. Dr. Heinrich Bedford-StrohmVerleihung des Karl-Steinbauer-Zeichens fürZivilcourage an Prof. Dr. Mathias RoheLetzte Meldung»Reihenweise Eier unterm Hammer«Ankündigung einer Ostereier-Auktionim »Nordbayerischen Kurier«Kinderbetreuung bieten wir während der Arbeitseinheitenan.Tagungsbeitrag: (Vollpension) Einzelperson:46,- €, Paare: 79,- €, Ein Erw. mit Kind(ern):64,- € ; Familien: 94,- €; Studierende: 25,- €,Tagesgast Di. 25,- € (mit 3 Essen <strong>und</strong> Kaffee);Fahrtkostenzuschüsse können wir leider nichtgewährenAnmeldung bis 08.06. an: Dr. Bernd Busch: Nelkenstr.27, 91564 Neuendettelsau,Fax: 0 98 74 - 50 43 91e-mail: DrBerndBusch@t-online.deBitteUm einen guten Mitgliederservice zugewährleisten, bitten wir alle Mitglieder,Adressänderungen sowie ÄnderungenIhres Dienstverhältnissesmöglichst rasch weiter zu gebenan:<strong>Pfarrer</strong>- <strong>und</strong> <strong>Pfarrer</strong>innenvereinin der Evang.-Luth. Kirche in BayernMainbrücke 1696264 AltenkunstadtTel.: 09572 / 79 05 00Fax: 09572 / 79 05 01hofmann@pfarrerverein.deImpressumSchriftleitung: Martin Ost, Kirchplatz 3, 97348 Markt Einersheim,Tel. 0 93 26/9 99 80, Fax 9 99 82, eMail: Martin.Ost@t-online.dein Gemeinschaft mit Karin Deter (Erlangen), Monika Siebert-Vogt(Schwanstetten), Bernd Seufert (Nürnberg).Erscheint 11mal im Jahr (außer September) jeweils zum Monatsanfang.Den Text finden Sie auch auf der Internetseitewww.pfarrverein-bayern.deRedaktionsschluss ist der 15. des Vormonats.Anzeigen <strong>und</strong> Druck: Freim<strong>und</strong> Druck <strong>und</strong> Medien GmbH Neuendettelsau,Ringstr. 15, 91 564 Neuendettelsau, Tel. 0 9874 / 6 89 39-0, Telefax - 29.Bezug: Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 4,60 Euro einschließlich Postzustellgebühr.Bestellung über den <strong>Pfarrer</strong>- <strong>und</strong> <strong>Pfarrer</strong>innenverein in Bayern.Änderungen der ständigen Anschrift (bei Wechsel der Wohnung) – auch vonMitgliedern des <strong>Pfarrer</strong>- <strong>und</strong> <strong>Pfarrer</strong>innenvereins – sind zu richten an denHerausgeber: <strong>Pfarrer</strong>/innenverein in der Evang.-Luth. Kirche in Bayern e.V., <strong>Pfarrer</strong>Klaus Weber, Mainbrücke 16, 96 264 Altenkunstadt,Telefon 0 95 72/79 05 00, Fax 79 05 01, e-Mail: info@pfarrerverein.deS. 96 KorrespondenzblattNr. 5 Mai <strong>2011</strong>

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