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Ausgabe 2011 - Pfarrer- und Pfarrerinnenverein

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h<strong>und</strong>erts. Mission stand in der Kritik,war anrüchig, wurde gleich gesetzt mitKolonialismus <strong>und</strong> Kulturzerstörung.Missionarische Kirche war nicht mehrerwünscht. An ihre Stelle sollten Dialog,Entwicklung <strong>und</strong> Solidarität treten.Aus diesem fragwürdigen Ansatz herausentwickelte sich eine Rückzugsbewegungaus der Weltmission. So spielt fürdie EKD Mission keine Rolle mehr. In derJahresstatistik 2009 fehlt jeder Hinweisauf die Personalentsendungen der landeskirchlichenMissionswerke.Das auf diesem Hintergr<strong>und</strong> bedeutendeBeiträge aus Theologie <strong>und</strong> Kirche internationalnicht mehr wahrgenommenwerden ist mehr als bedauerlich. »Werist Jüngel?« fragte mich ein Student.Gut, man muss ihn nicht kennen, aber erhätte viel zu sagen, zu Theologie, Kirche,Glauben, auch zu den ethischen Werten,die Afrikas Kirchen den wirtschaftlichenInteressen Chinas <strong>und</strong> anderer »globalplayers« entgegenstellen könnte!Möge Gott missionarische Aufbrücheschenken in unseren Breitengraden.Alois Schwarz,<strong>Pfarrer</strong> in NördlingenZu kurz gegriffenEine ekklesiologische Metakritik am »Aufbruch Gemeinde«wird bei der derzeitigen Kirchenleitungdie »Unbekümmertheit« beklagt, »mitder die theologische Frage nach Wesen<strong>und</strong> Auftrag der Kirche […] verabschiedetwird«. 4 Solcher Ekklesiologievergessenheitwerden in den einschlägigenVerlautbarungen Gedanken entgegengehalten,die zum Kernbestand derprotestantischen Auffassung von Kirchegehören. Die Protagonisten von »AufbruchGemeinde« wollen »Ernst machenmit den ur-evangelischen Gr<strong>und</strong>lagendes Kirchenverständnisses: Die Kirchedes Wortes ist die Gemeinschaftder Glaubenden, das Priestertum allerGläubigen. Wo sich dieses ereignet – inVerkündigung, Taufe <strong>und</strong> Abendmahl –,da ist die Basis der Kirche; theologischgesprochen: Jesus Christus, der einzigeGr<strong>und</strong>, der gelegt ist.« 5Allgemeines PriestertumFünf Jahre ist es her, dass der Rat derEKD mit dem Impulspapier »Kirche derFreiheit« angesichts drohender Zukunftsentwicklungenzu einem umfassenden»Aufbruch« der evangelischenKirchen in Deutschland aufgerufen hat.Der Mobilisierungseffekt des Papierswar enorm, lag allerdings nicht durchwegin der beabsichtigten Richtung. Alseine bayerische Fernwirkung der Programmschrift(<strong>und</strong> korrespondierenderReformbestrebungen in der ELKB) darfdie Gründung des »Forums AufbruchGemeinde« gewertet werden. In derInitiative haben sich seit 2008 einenamhafte Zahl von <strong>Pfarrer</strong>Innen <strong>und</strong>KirchenvorsteherInnen zusammengeschlossen,um den »von oben« initiiertenReformen eine Basisbewegung »vonunten« entgegenzusetzen.Die Forderungen des Forums sind bekannt.Es geht den Beteiligten darum,ein bestimmtes Kirchenbild zu (re-)etablieren <strong>und</strong> entsprechende kirchlicheStrukturreformen durchzusetzen:Statt von der Großkirche aus zu denken<strong>und</strong> die Ortsgemeinden als untergeordneteAusführungsorgane der von obenvorgegebenen Ziele der Gesamtorganisationanzusehen, soll insbesonderedie Kirchenleitung die Parochie wiederals die eigentliche Substanz der Kirchebegreifen, dergegenüber die übergeordnetenInstanzen (überparochiale Werke<strong>und</strong> Dienste, Kirchenleitung) lediglichDienstleistungsfunktionen wahrnehmen.Kurz: »Die Ortsgemeinde ist zustärken gegenüber dem organisatorischenÜberbau der Kirche.« 11 M. Hoffmann: Falsche Therapie, in:S. 86 KorrespondenzblattNr. 5 Mai <strong>2011</strong>Konkret soll sich die geforderte Neuausrichtungder Kirche an der Parochiein der Übertragung der Verwaltungsverantwortungan die Ortsgemeindenmanifestieren. Vor allem wird für dieGemeinden Finanzhoheit gefordert,d.h. die Entscheidungskompetenz übersämtliche von den jeweiligen Gemeindegliederngezahlten Kirchensteuern,außerdem die volle Selbstbestimmungder Gemeinden bezüglich Personal, Gebäudenetc.Über das skizzierte Programm ist schonviel gestritten worden, so auch jüngstauf der Jahrestagung des »Konventsder <strong>Pfarrer</strong>innen <strong>und</strong> <strong>Pfarrer</strong> in derWissenschaft« 2 zum Thema »Episkopalisierungoder Demokratisierung – Wieleitet sich die Kirche der Zukunft?« 3 Infreier Anknüpfung an die Diskussion imKonvent, die sich an einen Vortrag vonDr. Martin Hoffmann, einem der Initiatoren<strong>und</strong> Sprecher des »Forums AufbruchGemeinde«, anschloss, will ichim Folgenden einige Einwände gegendie mehrfach vorgebrachten ekklesiologischenArgumente des Forums formulieren.Denn, wie bereits angedeutet, beschränktsich das Forum nicht aufpraktische Vorschläge zur Umkehrungder innerkirchlichen Finanzflüsse. Vielmehrerhebt es zugleich den Anspruch,Fehlentwicklungen auf dem Feld desKirchenverständnisses zu korrigieren. SoPublik-Forum Nr. 9/2009, 36ff, hier 37(auch unter http://aufbruch-gemeinde.de/wordpress/?p=102).2 Siehe http://www.pfarrwiss-elkb.de.3 Die Jahrestagung fand am 3./4. März <strong>2011</strong> inStein bei Nürnberg statt.Ich greife zunächst die Wendung vom»Priestertum aller Gläubigen« auf, welcherin der Argumentation des Forumseine Schlüsselrolle zukommt. Die Formeldient zur theologischen Begründung desf<strong>und</strong>amentalen »Gemeindeprinzips«,wonach die Gemeinde vor Ort Basis <strong>und</strong>Zweck der Gesamtkirche ist. »AllgemeinesPriestertum« (respektive Verwerfungeines sakralen Priesterstandes) stehthier offenbar für den Einspruch gegenjegliche innerkirchliche Hierarchie, dieden einfachen Gemeindechristen vor<strong>und</strong>übergeordnet wird. In noch allgemeinererBedeutung fungiert jene »urevangelische«Formel als Chiffre für diegenerelle Mündigkeit der Gemeinden, 6die jede Gängelung durch eine übergeordneteLeitungsebene verbietet. Sie solldenn auch die theologische Begründungkonkreter Maßnahmen zur Stärkung dergemeindlichen Selbstverantwortungliefern. So ist nach M. Hoffmann dieNeuregelung der Finanzflüsse in der Kirchenicht zuletzt deshalb »wichtig, weildie Rede vom ›Allgemeinen Priestertum‹sonst zum schönen Etikett verkommenwird« 7 .Man kann sich dem Charme solcherSätze nicht ohne weiteres entziehen.Gleichwohl regt sich Unbehagen, sobaldman sich klar macht, dass die fragliche4 M. Hoffmann: Falsche Therapie (wie Anm.1), 36.5 A.a.O. 37.6 Vgl. z.B. M. Hoffmann/G. Schoenauer/H.-U.Pschierer/D. Schlee: Von der Betreuungskirchezur Beteiligungskirche, in: KorrespondenzblattNr. 12/2008, 185f, hier 185.7 M. Hoffmann: Forum Aufbruch Gemeinde, in:Korrespondenzblatt Nr. 12/2008, 179.

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