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Not just pants - kathrin eckhardt

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egenjacken: STILVOLL TROCKEN BLEIBENDer Urtyp aller Regenjacken ist der traditionelleFriesennerz – schwer, sperrig und wenigatmungsaktiv. Doch trotz dieser Defizitelieben Kenner die PVC-Regenjacke.Text: Kathrin Eckhardtolivgrüner 3∕4 Kurzmantel zumGürten, aus Polyamid, leichtwattiert, von STRELLSON,Strickjacke mit Schalkragenvon BARBOURDer Schwede Alexander Stutterheimhat sich ganz dem Revival der guten altenRegenkleidung verschrieben.Er ist schwer wie ein Sack Kartoffeln und dicht wie tonigerBoden. Man schwitzt oder friert darin, manchmal beides zugleich.Die Rede ist vom klassischen «Friesennerz» – der Kunststoffjackeim geschlechtsneutralen Schnitt, die sich seit den sechziger Jahrenzäh auf dem Markt behauptet. Der Friesennerz hat wenig, was demheutigen High-Tech-Anspruch an Regenjacken und -mäntel gerechtwird. Trotzdem gibt es für viele keinen schöneren und zuverlässigerenRegenschutz als die schwere Kunststoffjacke mit der Kapuze.Besonders im hohen Norden ist der Friesennerz so unabkömmlichwie hierzulande ein Paar solider Wanderschuhe. Dabeikommt die Jacke nicht, wie ihr spassiger Name vermuten lässt,aus Friesland, sondern aus Dänemark. Ende der fünfziger Jahrebestrichen Berufsfischer ihre Baumwolljacken mit gelblichem Öl,um sich vor der Nässe besser zu schützen. Der dänische SportgeschäftbesitzerJan E. Ansteen Nielsson erkannte das Problem undbegann, für seine Segelfreunde robuste und dichte Regenanzügeherzustellen. Die Firma Jeantex war geboren.Die Jeantex-Jacke erlebte in den sechziger und siebzigerJahren einen regelrechten Boom – nichts schützte vergleichbar gutvor kalter Nässe. Hinzu kam, dass die Regenjacke preiswert war– für knapp 20 deutsche Mark konnte sich praktisch jeder diesenrobusten Mantel leisten. Besonders populär war die Jacke im NordenDeutschlands, und von dort kommt auch ihr heutiger Spitzname:die Regenjacke, so ein damals populärer Ostfriesenwitz, sei inFriesland das, was in schickeren Gegenden der Nerz sei.MODE 49Der Friesennerz avancierte in den siebziger und achtzigerJahren zum Massenprodukt – Kinder liebten die PVC-Jackewohl nichtzuletzt dank Bär Paddington (dessen Jacke blau war). DerFriesen-nerz kommt in unzähligen Filmen vor, etwa im Teenie-Streifen «Dirty Dancing», in dem «Baby» einen grauen Friesennerzmit rotem Futter trägt, als Johnny im strömenden Regen das Autoaufbricht, um sein «Baby» ins Trockene zu retten. Die wohl glamourösesteFriesennerzträgerin war aber Brigit Bardot: In «L’ourset la Poupée» versteckt sich Bardot im signalgelben Mantel in denBüschen vor ihrer Bekanntschaft – um den Kerl am Ende danndoch zu küssen.In den neunziger Jahren und zu Beginn des neuen Jahrtausendshatte der Friesennerz jedoch ein schweres Formtief durchzustehen.Technische Softshells und leichte Nylons machten demKlassiker das Leben schwer. Das sperrige Teil verblasste im Keller.Werner Stampfli, der die Jeantex-Jacken in der Schweiz jahrelangvertrieb, erinnert sich: «In den 23 Jahren, in denen ich den Friesennerzin Gelb im Angebot hatte, wurde er zunehmend unpopulärer.In der Kinderabteilung verkauften wir ihn aber stets ordentlich.»Heute erlebt der Friesennerz ein Comeback. Karsten Knorrvon Preuss & Knorr vertreibt verschiedene Modelle des Friesennerzesauf seiner Internetseite Friesennerze.com und erzählt vomQuartier Prenzlauerberg in Berlin, wo die Jacke schon fast zumtypischen Merkmal der Bewohner geworden ist. «Den Friesennerzverbinden viele Deutsche mit Kindheitserinnerungen, wahrscheinlichist er deshalb so beliebt», erklärt sich Knorr die Popularität desKlassikers. Ausserdem sagt Knorr: «Es gibt keine robustere Jacke alsden originalen Friesennerz.»Eine ganze Reihe von Herstellern arbeiten heute am Friesennerz-Revivalmit. Stutterheim in Stockholm produziert wunderbareExemplare in Handarbeit. Marken wie Norse Projectsproduzieren ihre Friesennerze in Zusammenarbeit mit Elka, einemRegenjackenspezialisten aus Dänemark. X-Pro und Modas verkaufenModelle, die dem Original zum Verwechseln ähnlich sehen.Und in der Hafenstadt Hamburg ist die Firma Derbe zu Hause. DerenGeschäftsführer Thomas Köhlert schwärmt von den konstantenAbsatzzahlen, weist aber auch darauf hin, dass das ursprünglichrecht weite Original heute zunehmend in schmaleren Schnittenund neuen Farben nachgefragt wird. «Die kastige Original-Ausführungin Gelb tragen heute vor allem noch die Hafenarbeiter»,weiss der Kenner.www.gentlemensreport.com/mode

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