ne jeden Spezialeffekt. Sie schimmerte und glänzte.MC Hammer verstand es, mit ein bisschen Stoff einegrosse Wirkung zu erzielen. Ähnlich wie es orientalischeTänzer längst tun. Etwas Schwingendes,etwas Goldenes und zack – die Show wird imposant.Zudem war MC Hammers Musik positiv, nochheute springen Krethi und Plethi aus ihren Stühlen,wenn es dröhnt: »U Can’t Touch This» – happy Musicbrauchte eine happy Pant, so lustig wie die einesClowns an der Kinderparty. Und in den 90er Jahrenbedeutete das, die düstere, zugedröhnte Grunge-Musikzu ignorieren.Betrachtet man die tanzende Clique des Rappers,wird klar: infantil verhielten sie sich nicht. TrainierteKörper, perfekt geformte Pos und primäre undsekundäre Geschlechtsmerkmale werden durch engeKleider betont, eindeutig zweideutige Moves sind Teilder Choreographie. Nur MC Hammer bewegtsich einmal mehr gegen den Trend. Der Schritt seinerHose reicht bis über die Knie. Was sich wohl darinverstecken mag? Selbst Sexualforscher wissen:Verhüllt ist spannender als enthüllt. Vielleicht warMC Hammer «The Master of Passion», wer weiss?Oder aber das Gegenteil war der Fall und derGrund, warum er die Riesenhose trug. Seine Geschichteund die Modegeschichte der 90er Jahre weiseneher in diese Richtung. Nach seiner Musikkarrierewar MC Hammer eine Weile christlicher Priester.Und ganz allgemein betrachtet lehnt sich die Modeder 90er Jahre gegen idealisierte Körperbilder auf,wie Susanne Gaensheimer weiss. Sie ist Direktorindes Museums für Moderne Kunst in Frankfurtam Main und ausgewiesene Kennerin der jüngerenModegeschichte.Heute scheint die MC Hammer-Hose ausserMode, kein Designer hat sie für 2013 in seinemProgramm. Noch vor vier Saisons entwarfen sieJean Paul Gaultier oder Gucci. Heute trägt sie nochdie Alternativszene, gekauft irgendwo in Indien. Siehalten nicht viel von Mode und tragen die Hammerhose«weil sie bequem ist.» Doch schillernd sind dieseExemplare nicht, eher fahl.Und in einer weiteren Subkultur ist die Hammerhoseangesagt und zwar so, wie die Skinny-Jeansbei den Hipstern. Musikerinnen verhelfen der Hosezu einem glamouröseren Revival. Rihanna, NickiMinaj, Leona Lewis oder Beyoncé tragen dieHammerhose mit High Heels und engem Top,denn wenigstens einer der weiblichen Reize sollbetont werden. Der Hip Hop-Einfluss ist neben denpoppigen Elementen in ihrer Musik ausschlaggebend,any special effects on stage. They shimmered andsparkled. MC Hammer understood how to make abig impression with a bit of fabric; as oriental dancershave for a long time. Something rocking, somethinggolden, and hey! – it’s going to be an impressive show.Furthermore, MC Hammer’s music wasposi-tive. Even today, every Tom Dick and Harryleaps from his chair as soon as “U Can’t Touch This”comes droning out of the speakers. Happy music callsfor happy <strong>pants</strong>, as funny as a pair of clown’s trousersat a children’s party. And in the 90s, that meantignoring the bleak, drugged-up music of grunge.It’s clear to anyone observing the rapper’sdancing clique that they don’t act in an infantile way.Well-trained bodies, perfectly formed buttocks andprimary and secondary sexual characteristics areall accentuated by their tight clothes; and both ambiguousand explicit moves are part of the choreography.Once again, only MC Hammer moves againstthe trend. The cut of the Hammer <strong>pants</strong> crotchreaches to above the knee. What could be hidden inthere? Even sex researchers know that concealed ismore tantalizing than revealed. Perhaps MCHammer was “The Master of Passion”, who knows?Or else the opposite was the case, and thatwas the reason he wore those huge trousers. Hishistory and the history of 90s fashion point more inthis direction. After his music career MC Hammerbecame a priest for a while. Very generally speaking,90s fashion revolted against idealized images of thebody, as Susanne Gaensheimer knows. She is thedirector of the Museum of Modern Art in Frankfurtam Main and a renowned authority on recent fashionhistory.Today, MC Hammer <strong>pants</strong> seem to be out offashion, with no designers including them in their2013 collections. Only four seasons ago Jean PaulGaultier or Gucci were designing them. Nowadaysthey are still worn in the alternative scene, andbought somewhere in India. These people don’t carevery much about fashion and wear Hammer <strong>pants</strong>“because they’re comfortable”. But the versions of thetrousers they wear are more dull than shimmering.Hammer <strong>pants</strong> are hip in another subculturetoo—as skinny jeans are with the hipsters. Musiciansare helping to spark a glamorous revival of Hammer<strong>pants</strong>. Rihanna, Nicki Minaj, Leona Lewis andBeyoncé all wear Hammer <strong>pants</strong> with high heels andtight tops—because at least one of the femininecharms ought to be emphasized. For them the hiphopinfluence, in addition to pop, is crucial, aswie damals bei MC Hammer. Hat der Soft-Rapper22 Jahre nach dem Tragen der Hammerhosenoch immer Einfluss auf die aktuelle Popkultur?Es scheint so. Doch lustigerweise sind es nurFrauen, die sich an die Hammerhose trauen, für dieMänner aus dem Musikzirkus ist sie keine Option.Viel zu lächerlich – heute verstärkter als je zuvor,zeigen sie ihre Männlichkeit durch stählerne Muskelnund coole Distanziertheit. Leute zum Lachen zubringen ist nicht ihr Ziel.Doch die weiblichen Popdiven verstehen es ihreReize zu enthüllen und verhüllen, spielen damit undnehmen sich selbst und ihre Outfits nicht allzu ernst.Und ob sie nun die Hammerhose tragen, um ihreRundungen zu verhüllen oder die Fantasien anzuregen,ihr Spiel steht ganz in der Tradition der Hosenikone.Dazu würde MC Hammer wie in «U Can’tTouch This» singen: «It’s Hammer, go Hammer, MCHammer, yo, Hammer... and the rest can go andplay» – Ziemlich cool.1Das Goldvreneli ist die bekannteste Goldmünze der Schweiz.it had been for MC Hammer. So is the soft rapper stillinfluencing pop culture 22 years after he first donnedhis Hammer <strong>pants</strong>?That seems to be the case. Yet funnily enough,only women dare to wear the Hammer <strong>pants</strong>; It’snot an option for the men of the music circus,who find them far too ridiculous. Nowadays, morethan ever before, men have to demonstrate theirmasculinity with muscles of steel and an air of cooldetachment. Making people laugh isn’t an aim.However, the female pop divas know how toreveal and conceal their charms – they play with this,and don’t take themselves or their outfits too seriously.And whether they wear Hammer <strong>pants</strong> to hidetheir curves or to arouse fantasies, their gamesare firmly in the tradition of the <strong>pants</strong> icon. If MCHammer were around, he’d sing like he does on“U Can’t Touch This”: “It’s Hammer, go Hammer,MC Hammer, yo, Hammer ... and the rest cango and play”—pretty cool.1Name for the most popluar gold coin produced in Switzerland: 2 : 3
egenjacken: STILVOLL TROCKEN BLEIBENDer Urtyp aller Regenjacken ist der traditionelleFriesennerz – schwer, sperrig und wenigatmungsaktiv. Doch trotz dieser Defizitelieben Kenner die PVC-Regenjacke.Text: Kathrin Eckhardtolivgrüner 3∕4 Kurzmantel zumGürten, aus Polyamid, leichtwattiert, von STRELLSON,Strickjacke mit Schalkragenvon BARBOURDer Schwede Alexander Stutterheimhat sich ganz dem Revival der guten altenRegenkleidung verschrieben.Er ist schwer wie ein Sack Kartoffeln und dicht wie tonigerBoden. Man schwitzt oder friert darin, manchmal beides zugleich.Die Rede ist vom klassischen «Friesennerz» – der Kunststoffjackeim geschlechtsneutralen Schnitt, die sich seit den sechziger Jahrenzäh auf dem Markt behauptet. Der Friesennerz hat wenig, was demheutigen High-Tech-Anspruch an Regenjacken und -mäntel gerechtwird. Trotzdem gibt es für viele keinen schöneren und zuverlässigerenRegenschutz als die schwere Kunststoffjacke mit der Kapuze.Besonders im hohen Norden ist der Friesennerz so unabkömmlichwie hierzulande ein Paar solider Wanderschuhe. Dabeikommt die Jacke nicht, wie ihr spassiger Name vermuten lässt,aus Friesland, sondern aus Dänemark. Ende der fünfziger Jahrebestrichen Berufsfischer ihre Baumwolljacken mit gelblichem Öl,um sich vor der Nässe besser zu schützen. Der dänische SportgeschäftbesitzerJan E. Ansteen Nielsson erkannte das Problem undbegann, für seine Segelfreunde robuste und dichte Regenanzügeherzustellen. Die Firma Jeantex war geboren.Die Jeantex-Jacke erlebte in den sechziger und siebzigerJahren einen regelrechten Boom – nichts schützte vergleichbar gutvor kalter Nässe. Hinzu kam, dass die Regenjacke preiswert war– für knapp 20 deutsche Mark konnte sich praktisch jeder diesenrobusten Mantel leisten. Besonders populär war die Jacke im NordenDeutschlands, und von dort kommt auch ihr heutiger Spitzname:die Regenjacke, so ein damals populärer Ostfriesenwitz, sei inFriesland das, was in schickeren Gegenden der Nerz sei.MODE 49Der Friesennerz avancierte in den siebziger und achtzigerJahren zum Massenprodukt – Kinder liebten die PVC-Jackewohl nichtzuletzt dank Bär Paddington (dessen Jacke blau war). DerFriesen-nerz kommt in unzähligen Filmen vor, etwa im Teenie-Streifen «Dirty Dancing», in dem «Baby» einen grauen Friesennerzmit rotem Futter trägt, als Johnny im strömenden Regen das Autoaufbricht, um sein «Baby» ins Trockene zu retten. Die wohl glamourösesteFriesennerzträgerin war aber Brigit Bardot: In «L’ourset la Poupée» versteckt sich Bardot im signalgelben Mantel in denBüschen vor ihrer Bekanntschaft – um den Kerl am Ende danndoch zu küssen.In den neunziger Jahren und zu Beginn des neuen Jahrtausendshatte der Friesennerz jedoch ein schweres Formtief durchzustehen.Technische Softshells und leichte Nylons machten demKlassiker das Leben schwer. Das sperrige Teil verblasste im Keller.Werner Stampfli, der die Jeantex-Jacken in der Schweiz jahrelangvertrieb, erinnert sich: «In den 23 Jahren, in denen ich den Friesennerzin Gelb im Angebot hatte, wurde er zunehmend unpopulärer.In der Kinderabteilung verkauften wir ihn aber stets ordentlich.»Heute erlebt der Friesennerz ein Comeback. Karsten Knorrvon Preuss & Knorr vertreibt verschiedene Modelle des Friesennerzesauf seiner Internetseite Friesennerze.com und erzählt vomQuartier Prenzlauerberg in Berlin, wo die Jacke schon fast zumtypischen Merkmal der Bewohner geworden ist. «Den Friesennerzverbinden viele Deutsche mit Kindheitserinnerungen, wahrscheinlichist er deshalb so beliebt», erklärt sich Knorr die Popularität desKlassikers. Ausserdem sagt Knorr: «Es gibt keine robustere Jacke alsden originalen Friesennerz.»Eine ganze Reihe von Herstellern arbeiten heute am Friesennerz-Revivalmit. Stutterheim in Stockholm produziert wunderbareExemplare in Handarbeit. Marken wie Norse Projectsproduzieren ihre Friesennerze in Zusammenarbeit mit Elka, einemRegenjackenspezialisten aus Dänemark. X-Pro und Modas verkaufenModelle, die dem Original zum Verwechseln ähnlich sehen.Und in der Hafenstadt Hamburg ist die Firma Derbe zu Hause. DerenGeschäftsführer Thomas Köhlert schwärmt von den konstantenAbsatzzahlen, weist aber auch darauf hin, dass das ursprünglichrecht weite Original heute zunehmend in schmaleren Schnittenund neuen Farben nachgefragt wird. «Die kastige Original-Ausführungin Gelb tragen heute vor allem noch die Hafenarbeiter»,weiss der Kenner.www.gentlemensreport.com/mode