Dezember 2010
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Von einem, der auszog, Filme zu<br />
Im Interview mit dem Greifswalder Thomas Frick - heute erf<br />
In den politischen Zwängen der 1980er Jahre begann<br />
Thomas Frick seine Künstlerkarriere als Liedermacher,<br />
Undergroundfilmer und Karikaturist. Später<br />
arbeitete er als Regisseur und Autor beim Fernsehen,<br />
drehte so bekannte Serien wie „Gute Zeiten - Schlechte<br />
Zeiten“ oder „Das Alpha Team“. Auch als Werbefilmer<br />
und mit Kurzfilmen machte er sich einen<br />
Namen, besuchte internationale Festivals, gewann<br />
Preise und drehte den Kinofilm „Lovelorn und die<br />
Rache des Pharao“, der auf der Berlinale seine<br />
Premiere hatte. Vor seiner Kamera standen bekannte<br />
Schauspieler wie Horst Buchholz, Udo Kier, Detlev<br />
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Schwarz. 8 Jahre lang wohnte Frick in Greifswald,<br />
bevor er nach Berlin und schließlich nach Potsdam<br />
ging, wo er heute lebt. Wir sprachen mit ihm über<br />
seine Zeit in der Hansestadt.<br />
1979 zogen Deine Eltern mit Dir nach<br />
Greifswald. Welche Erinnerungen hast<br />
Du an deinen Umzug und die Anfangszeit<br />
in unserer Hansestadt?<br />
„Genau entsinnen kann ich mich noch an den starken<br />
Winter während unseres Umzuges von Rostock<br />
hierher. Mitten in einer Schneekatastrophe fuhr unser<br />
Möbelwagen durch fünf Meter hohe Schneewehen<br />
Richtung Schönwalde 2, wo wir anfangs wohnten.<br />
Damals war ich 16 und kannte hier niemanden. Fand<br />
aber schnell Anschluss und Freunde. Einer der<br />
Wichtigsten war Robert Conrad, mit ihm drehte ich<br />
meine ersten Filme, wir sind auch heute noch gut<br />
befreundet. Auch Thomas Putensen, der schon damals<br />
sagenhafte Partys veranstaltete, Klaviere durch die<br />
Gegend trug und dann Beethoven drauf spielte, besuche<br />
ich heute noch gern. Übrigens wohnt meine Mutter<br />
nach wie vor in Eldena, weshalb ich oft hier bin.“<br />
In Greifswald besuchtest du die Jahn<br />
EOS und wurdest dort rausgeworfen,<br />
wie kam es dazu?<br />
„Ich habe die Schule gemocht, wurde aber schon<br />
nach der 10. Klasse “gefeuert”. Weil mein Onkel der<br />
dienstälteste Pilot der NVA war, hielten sie mich vermutlich<br />
für einen brauchbaren „Kader“ und ich<br />
wurde regelrecht bedrängt, Offizier zu werden. Aber<br />
ich befand mich gerade in einer christlichen<br />
Selbstfindungsphase, war überzeugter Pazifist und<br />
äußerte das auf dem Wehrkreiskommando sehr drastisch.<br />
Ich wollte nicht Offizier werden, sondern Arzt.<br />
Natürlich habe ich sehr darum gekämpft, weiter in<br />
die Schule gehen zu dürfen. Meine Eltern besuchten<br />
den Bezirksschulrat und schrieben mehrere Eingaben.<br />
Es änderte aber nichts. Mein Abitur durfte ich<br />
nicht zu Ende machen.<br />
Ich begann eine Ausbildung zum Krankenpfleger an<br />
der MediFa (Medizinische Fachschule Greifswald),<br />
um auf diese Weise zu einem Studienplatz zu kommen.<br />
Die Situation in den 80er Jahren machte mich<br />
depressiv, es war bedrückend, nicht studieren zu können.<br />
Überall gab es Einschränkungen durch den<br />
Staat und die Überwachung durch die Staatssicherheit.<br />
Natürlich hatten wir auch viel Spaß, legendär<br />
waren unsere Strandpartys zur Sonnenwende in<br />
Wampen. Eine Episode weiß ich noch wie heute. Ich<br />
besetzte eine Wohnung in einem Abrisshaus in der<br />
Kuhstraße. Einmal gegen die Tür getreten, schon war<br />
sie auf, und ich richtete es mir gemütlich ein, hatte<br />
ein paar eigene Wände - als Schüler, Räume, die sonst<br />
niemand mehr haben wollte. Immerhin waren die<br />
Haubesetzer in dieser Zeit diejenigen, die eine Menge<br />
der alten Häuser am Leben erhielten, indem sie z.B.<br />
Eimer und Töpfe hinstellten wenn es durch die maroden<br />
Dächer regnete. Aber als ich eines Tages von der<br />
Schule nach Hause kam - war das ganze Haus verschwunden!<br />
Abgerissen!<br />
Nach deinem Fachschulstudium hast<br />
du als Psychiatriepfleger in Greifswald<br />
gearbeitet und begannst Filme zu produzieren,<br />
gingst später zum Theater.<br />
Was waren politisch prägende Erlebnisse<br />
in dieser Zeit?<br />
Meinen Beruf mochte ich sehr. Die Psychiatrie war<br />
immer eine Art "weißer Fleck" in der Medizin, denn<br />
vieles war noch nicht erforscht. Ich arbeitete auf der<br />
geschlossenen Männerstation, was durchaus auch<br />
abenteuerlich sein konnte. So kam es vor, dass ein<br />
tobender Patient von 6 Polizisten in die Station<br />
geschoben wurde, die Polizisten dann einfach gingen<br />
und ich allein mit dem Mann da stand.<br />
Aber ich hatte auch gute Freunde unter den<br />
Patienten, wie zum Beispiel einen bekannten Maler,<br />
der mir im Nachtdienst beibrachte, in Öl zu malen.<br />
So kam ich auch auf die Idee, mit Patienten eine<br />
Maltherapie zu machen, in Eigeninitiative, etwas<br />
Kreatives halt. Den Patienten bereitete es Freude und<br />
sie begannen mit mir zu reden, wie mit sonst niemandem,<br />
da die eigenen Zeichnungen sie in ihre<br />
Kindheit zurück versetzten. Aber dann wurde mir das<br />
Malen untersagt - es sei eine "bürgerliche Therapieform"<br />
und damit nicht erwünscht. Möglicherweise<br />
waren gewissen Ärzten einfach meine Erfolge<br />
unheimlich. Mir wurde mit der Zeit bewusst, dass<br />
Medizin vielleicht doch nicht mein Weg werden<br />
würde - obwohl ich gern in die Fußstapfen meiner<br />
Eltern getreten wäre, welche beide Ärzte sind.<br />
Verschiedene Erlebnisse brachten mich immer mehr<br />
davon ab. So versuchte<br />
man beispielsweise jeden,<br />
der Medizin studieren<br />
wollte, zu erpressen,<br />
Reserveoffizier zu werden.<br />
Die Chefs meines<br />
Vaters, der nicht in der<br />
Partei war, fuhren mit<br />
seinen Forschungsergebnissen<br />
in den Westen. All<br />
das entfernte mich vom<br />
Medizinstudium und<br />
führte mich hin zur<br />
künstlerischen Auseinandersetzung<br />
mit der Welt<br />
um mich herum. Ich<br />
sang im Domchor, dich-