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4<br />

Von einem, der auszog, Filme zu<br />

Im Interview mit dem Greifswalder Thomas Frick - heute erf<br />

In den politischen Zwängen der 1980er Jahre begann<br />

Thomas Frick seine Künstlerkarriere als Liedermacher,<br />

Undergroundfilmer und Karikaturist. Später<br />

arbeitete er als Regisseur und Autor beim Fernsehen,<br />

drehte so bekannte Serien wie „Gute Zeiten - Schlechte<br />

Zeiten“ oder „Das Alpha Team“. Auch als Werbefilmer<br />

und mit Kurzfilmen machte er sich einen<br />

Namen, besuchte internationale Festivals, gewann<br />

Preise und drehte den Kinofilm „Lovelorn und die<br />

Rache des Pharao“, der auf der Berlinale seine<br />

Premiere hatte. Vor seiner Kamera standen bekannte<br />

Schauspieler wie Horst Buchholz, Udo Kier, Detlev<br />

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Matthias Ch. Ruchholz e.K.<br />

Versicherungsfachmann BWV<br />

Allianz Generalvertreter<br />

Gützkower Str. 30 • 17489 Greifswald<br />

Tel.: 03834 57900 • Fax: 03834 579013<br />

Mobil: 0173 2084954<br />

Matthias.Ruchholz@Allianz.de<br />

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Schwarz. 8 Jahre lang wohnte Frick in Greifswald,<br />

bevor er nach Berlin und schließlich nach Potsdam<br />

ging, wo er heute lebt. Wir sprachen mit ihm über<br />

seine Zeit in der Hansestadt.<br />

1979 zogen Deine Eltern mit Dir nach<br />

Greifswald. Welche Erinnerungen hast<br />

Du an deinen Umzug und die Anfangszeit<br />

in unserer Hansestadt?<br />

„Genau entsinnen kann ich mich noch an den starken<br />

Winter während unseres Umzuges von Rostock<br />

hierher. Mitten in einer Schneekatastrophe fuhr unser<br />

Möbelwagen durch fünf Meter hohe Schneewehen<br />

Richtung Schönwalde 2, wo wir anfangs wohnten.<br />

Damals war ich 16 und kannte hier niemanden. Fand<br />

aber schnell Anschluss und Freunde. Einer der<br />

Wichtigsten war Robert Conrad, mit ihm drehte ich<br />

meine ersten Filme, wir sind auch heute noch gut<br />

befreundet. Auch Thomas Putensen, der schon damals<br />

sagenhafte Partys veranstaltete, Klaviere durch die<br />

Gegend trug und dann Beethoven drauf spielte, besuche<br />

ich heute noch gern. Übrigens wohnt meine Mutter<br />

nach wie vor in Eldena, weshalb ich oft hier bin.“<br />

In Greifswald besuchtest du die Jahn<br />

EOS und wurdest dort rausgeworfen,<br />

wie kam es dazu?<br />

„Ich habe die Schule gemocht, wurde aber schon<br />

nach der 10. Klasse “gefeuert”. Weil mein Onkel der<br />

dienstälteste Pilot der NVA war, hielten sie mich vermutlich<br />

für einen brauchbaren „Kader“ und ich<br />

wurde regelrecht bedrängt, Offizier zu werden. Aber<br />

ich befand mich gerade in einer christlichen<br />

Selbstfindungsphase, war überzeugter Pazifist und<br />

äußerte das auf dem Wehrkreiskommando sehr drastisch.<br />

Ich wollte nicht Offizier werden, sondern Arzt.<br />

Natürlich habe ich sehr darum gekämpft, weiter in<br />

die Schule gehen zu dürfen. Meine Eltern besuchten<br />

den Bezirksschulrat und schrieben mehrere Eingaben.<br />

Es änderte aber nichts. Mein Abitur durfte ich<br />

nicht zu Ende machen.<br />

Ich begann eine Ausbildung zum Krankenpfleger an<br />

der MediFa (Medizinische Fachschule Greifswald),<br />

um auf diese Weise zu einem Studienplatz zu kommen.<br />

Die Situation in den 80er Jahren machte mich<br />

depressiv, es war bedrückend, nicht studieren zu können.<br />

Überall gab es Einschränkungen durch den<br />

Staat und die Überwachung durch die Staatssicherheit.<br />

Natürlich hatten wir auch viel Spaß, legendär<br />

waren unsere Strandpartys zur Sonnenwende in<br />

Wampen. Eine Episode weiß ich noch wie heute. Ich<br />

besetzte eine Wohnung in einem Abrisshaus in der<br />

Kuhstraße. Einmal gegen die Tür getreten, schon war<br />

sie auf, und ich richtete es mir gemütlich ein, hatte<br />

ein paar eigene Wände - als Schüler, Räume, die sonst<br />

niemand mehr haben wollte. Immerhin waren die<br />

Haubesetzer in dieser Zeit diejenigen, die eine Menge<br />

der alten Häuser am Leben erhielten, indem sie z.B.<br />

Eimer und Töpfe hinstellten wenn es durch die maroden<br />

Dächer regnete. Aber als ich eines Tages von der<br />

Schule nach Hause kam - war das ganze Haus verschwunden!<br />

Abgerissen!<br />

Nach deinem Fachschulstudium hast<br />

du als Psychiatriepfleger in Greifswald<br />

gearbeitet und begannst Filme zu produzieren,<br />

gingst später zum Theater.<br />

Was waren politisch prägende Erlebnisse<br />

in dieser Zeit?<br />

Meinen Beruf mochte ich sehr. Die Psychiatrie war<br />

immer eine Art "weißer Fleck" in der Medizin, denn<br />

vieles war noch nicht erforscht. Ich arbeitete auf der<br />

geschlossenen Männerstation, was durchaus auch<br />

abenteuerlich sein konnte. So kam es vor, dass ein<br />

tobender Patient von 6 Polizisten in die Station<br />

geschoben wurde, die Polizisten dann einfach gingen<br />

und ich allein mit dem Mann da stand.<br />

Aber ich hatte auch gute Freunde unter den<br />

Patienten, wie zum Beispiel einen bekannten Maler,<br />

der mir im Nachtdienst beibrachte, in Öl zu malen.<br />

So kam ich auch auf die Idee, mit Patienten eine<br />

Maltherapie zu machen, in Eigeninitiative, etwas<br />

Kreatives halt. Den Patienten bereitete es Freude und<br />

sie begannen mit mir zu reden, wie mit sonst niemandem,<br />

da die eigenen Zeichnungen sie in ihre<br />

Kindheit zurück versetzten. Aber dann wurde mir das<br />

Malen untersagt - es sei eine "bürgerliche Therapieform"<br />

und damit nicht erwünscht. Möglicherweise<br />

waren gewissen Ärzten einfach meine Erfolge<br />

unheimlich. Mir wurde mit der Zeit bewusst, dass<br />

Medizin vielleicht doch nicht mein Weg werden<br />

würde - obwohl ich gern in die Fußstapfen meiner<br />

Eltern getreten wäre, welche beide Ärzte sind.<br />

Verschiedene Erlebnisse brachten mich immer mehr<br />

davon ab. So versuchte<br />

man beispielsweise jeden,<br />

der Medizin studieren<br />

wollte, zu erpressen,<br />

Reserveoffizier zu werden.<br />

Die Chefs meines<br />

Vaters, der nicht in der<br />

Partei war, fuhren mit<br />

seinen Forschungsergebnissen<br />

in den Westen. All<br />

das entfernte mich vom<br />

Medizinstudium und<br />

führte mich hin zur<br />

künstlerischen Auseinandersetzung<br />

mit der Welt<br />

um mich herum. Ich<br />

sang im Domchor, dich-

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