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Das Elektroauto juli

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Klaus-Dieter Moser - Techniklexikon vom 14.07.2008<br />

Kategorie: Technische Grundlagen<br />

Thema: <strong>Das</strong> <strong>Elektroauto</strong><br />

Autotechnik - Verständlich erklärt (Juli 2008)<br />

<strong>Das</strong> <strong>Elektroauto</strong><br />

Klaus-Dieter Moser erklärt Ihnen im Techniklexikon die technischen Grundlagen und die<br />

Funktionsweise des <strong>Elektroauto</strong>s - wie immer verständlich auf den Punkt gebracht.<br />

Ein Blick auf die Preistafeln der Tankstellen in den vergangenen Wochen reicht aus um<br />

festzustellen, dass die Ära der Mobilität mittels Verbrennungskraftmaschinen allmählich dem<br />

Ende zugeht. Unabhängig von politischen Einflüssen oder Börsenspekulationen, die<br />

sicherlich den Rohölpreis teilweise unangemessen in die Höhe treiben, lässt sich nicht mehr<br />

leugnen, dass die Energiequelle Erdöl langsam versiegt.<br />

Die derzeitige Preisexplosion wird sicherlich durch die weiterhin gestiegene Nachfrage durch<br />

„neue“ Industrieländer beschleunigt. Experten gehen davon aus, dass im September 2006<br />

das Fördermaximum von Erdöl erreicht war. Somit ist auf dem Weltmarkt ein Gleichgewicht<br />

zwischen Fördermenge und Verbrauch nur noch über einen weiteren Preisanstieg zu<br />

realisieren.<br />

Aufgrund des stetig ansteigenden Preises von Erdöl und des rasch voranschreitenden<br />

Klimawandels setzen die Fahrzeughersteller vermehrt auf alternative Antriebssysteme.<br />

Neben den schon in Serie gefertigten Hybridfahrzeugen erhält der reine Elektroantrieb immer<br />

mehr Aufmerksamkeit. Sicherlich ist die Antriebsvariante mittels Akku und Elektromotor<br />

keine neue Erfindung, aber durch die Energiepreissteigerung und die neueren Techniken ist<br />

es eine vernünftige und wirtschaftliche Alternative zu den konventionellen Antriebstechniken.<br />

Da bei mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeugen derzeit noch kein vertretbarer Wirkungsgrad<br />

erreicht wird und das sehr schadstoffarme Biodiesel nur mit hohem Aufwand erzeugt werden<br />

kann, ist Strom, gewonnen aus Sonnen-, Wind- und Wasserenergie, eine wirtschaftliche und<br />

umweltverträgliche Lösungsvariante.<br />

Sonnenenergie könnte in der Sahara oder in Südeuropäischen Ländern gewonnen und über<br />

spezielle Hochspannungsleitungen für ganz Europa zugänglich gemacht werden.<br />

Windenergie und Energie aus der Wasserbewegung des Meeres wären ebenfalls zusätzliche<br />

Quellen.<br />

Um nun die sicherlich auch weiterhin notwendige Mobilität zu gewährleisten kann diese<br />

Energie mit der heutigen Technik in <strong>Elektroauto</strong>s am effizientesten eingesetzt werden.<br />

Smart fortwo ev<br />

Tesla Roadster<br />

Klaus-Dieter Moser, Techniklexikon Seite 1 von 5 Deubner-Verlag GmbH & Co.KG


Klaus-Dieter Moser - Techniklexikon vom 14.07.2008<br />

Kategorie: Technische Grundlagen<br />

Thema: <strong>Das</strong> <strong>Elektroauto</strong><br />

Betrachtet man das Antriebskonzept „<strong>Elektroauto</strong>“ etwas näher, so ist es nicht mehr<br />

verwunderlich, dass dieses System älter ist als das mittels Verbrennungsmotor angetriebene<br />

Fahrzeug. Die Verbrennungskraftmaschinen hatten anfangs enorme technische Probleme<br />

und waren alles andere als zuverlässig. Schon 1839 baute Robert Anderson in Schottland<br />

ein <strong>Elektroauto</strong>.<br />

Porsche, Hansa-lloyd, Siemens und weitere Pioniere des Automobils bauten um 1900<br />

<strong>Elektroauto</strong>s. Leider waren die damals zur Verfügung stehenden Batterien/Akkus viel zu<br />

schwer und hatten nur eine sehr geringe Kapazität, was zu enormen Ladezeiten und sehr<br />

geringen Reichweiten der Elektrofahrzeuge führte und dem Verbrennungsmotor seinen<br />

historischen Einzug ebnete.<br />

Die Vorteile des Elektromotors konnten jedoch bei schienengebunden Fahrzeugen durch die<br />

Stromzufuhr mittels Oberleitung genutzt werden und haben sich bis heute durchgesetzt.<br />

Parallel zu den Benzin- und Dieselfahrzeugen wurden in Randbereichen die<br />

Elektrofahrzeuge weiterentwickelt und eingesetzt. Vom Golfwagen bis hin zum Elektro-<br />

Lastkraftwagen im Bergbau fanden verschiedene Konzepte ihren Einsatzzweck. Allerdings<br />

wurden nur geringe Mittel in die Weiterentwicklung investiert und somit nur wenig Fortschritt<br />

erzielt. Erst in den Zeiten der Ölkrisen (1970 und 1990) erinnerte sich die Automobilindustrie<br />

an die <strong>Elektroauto</strong>s und begann serienreife Fahrzeuge zu entwickeln.<br />

General Motors baute den EV1 (130 km/h, 140 PS, Reichweite 180 km, Bauzeit: 1996-1999).<br />

Volkswagen den Golf CitySTROMer (Bauzeit: 1992-1996). Auch andere namhafte Hersteller<br />

bauten vergleichbare Fahrzeuge, stellten die Produktion aber wegen mangelnder Nachfrage<br />

wieder ein.<br />

<strong>Das</strong> bekannteste <strong>Elektroauto</strong> unserer Zeit ist sicherlich der Tesla Roadster. Die Firma Tesla<br />

Motors baute dieses Serienfahrzeug 2006. Es wird seit dem 17.03.2008 in einer Kleinserie<br />

produziert.<br />

Technische Daten Tesla Roadster:<br />

Höchstgeschwindigkeit: 201 km/h<br />

Leistung: 185 KW (250 PS)<br />

Beschleunigung: 4 sek. von 0 auf 100 km/h<br />

Reichweite: 380 km<br />

Ladezeit: 3,5 Stunden<br />

Akkus: über 6000 handelsübliche Handy/Laptopakkus<br />

Dieses Fahrzeug zeigt, das schon heute ein Serienfahrzeug realisierbar ist, das alle<br />

Anforderungen, selbst von Pendlern, mehr als zufriedenstellend erfüllt.<br />

Neben vielen kleineren Produktionsstätten, die so genannte „leichte“ Elektrofahrzeuge<br />

produzieren, sind nun die namhaften Automobilhersteller wieder in die Entwicklung und<br />

Produktion von <strong>Elektroauto</strong>s eingestiegen. DaimlerChrysler präsentierte 2006 den Smart<br />

fortwo ev (electric vehicle), der vorerst in einer Losgröße von 100 Einheiten produziert wird<br />

und als Feldversuch in der Londoner Innenstadt eingesetzt wird.<br />

Klaus-Dieter Moser, Techniklexikon Seite 2 von 5 Deubner-Verlag GmbH & Co.KG


Klaus-Dieter Moser - Techniklexikon vom 14.07.2008<br />

Kategorie: Technische Grundlagen<br />

Thema: <strong>Das</strong> <strong>Elektroauto</strong><br />

Technische Daten Smart fortwo ev<br />

Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h<br />

Leistung: 30 KW (41 PS)<br />

Beschleunigung: vergleichbar mit der Benzinvariante<br />

Reichweite: 110 km<br />

Ladezeit: 8 Stunden<br />

Akkus: Li-Ionen<br />

Volvo, Volkswagen, Peugeot, Renault, Nissan und andere Hersteller haben schon für 2009<br />

bzw. für 2010 die Serienfertigung von umweltfreundlichen <strong>Elektroauto</strong>s angekündigt. Die<br />

Zusammenarbeit der Fahrzeughersteller mit NEC und Sony soll weitere Erfolge in der<br />

Effizienz der Batterien/Akkus herbeiführen.<br />

Die Technik:<br />

Der Elektroantrieb ist dem Antrieb mittels Verbrennungsmotor in vielen Eigenschaften<br />

überlegen.<br />

Der Elektromotor hat ein gleichbleibendes Drehmoment über den gesamten<br />

Drehzahlbereich. Somit lassen sich Getriebe und Drehmomentwandler stark reduzieren bzw.<br />

sind nicht mehr notwendig.<br />

Auch zum Rückwärtsfahren wird kein Getriebe benötigt.<br />

Elektromotoren laufen selbstständig an und benötigen weder einen Anlasser, noch einen<br />

Generator/Lichtmaschine.<br />

Meist sind die Elektromotoren luftgekühlt und somit fällt der gesamte Kühlkreislauf mit<br />

Wasserpumpe und Kühler ebenfalls weg.<br />

Der einfache Aufbau und die im Gegensatz zum Verbrennungsmotor nur wenigen<br />

beweglichen Teile machen den Elektromotor sehr wartungsarm. Öl als Schmiermittel wird<br />

ebenfalls nicht mehr benötigt.<br />

Auch auf den gesamten Abgasstrang, den ein Verbrennungsmotor benötigt, kann beim<br />

Elektromotor verzichtet werden.<br />

Beim Bremsen wird die Bremsenergie direkt in elektrische Energie umgewandelt und in den<br />

Akkus gespeichert.<br />

Die Elektromotoren werden grundsätzlich in der Nähe der Drehachsen verbaut, wo sie die<br />

Antriebsräder direkt, über ein Getriebe oder als Radnabenmotor ausgelegt antreiben.<br />

Klaus-Dieter Moser, Techniklexikon Seite 3 von 5 Deubner-Verlag GmbH & Co.KG


Klaus-Dieter Moser - Techniklexikon vom 14.07.2008<br />

Kategorie: Technische Grundlagen<br />

Thema: <strong>Das</strong> <strong>Elektroauto</strong><br />

Man unterscheidet grundsätzlich 4 Bautypen:<br />

1. Zentralmotor<br />

Konventioneller Aufbau, Verteilergetriebe/Differentialgetriebe zu den Antriebsrädern<br />

ist notwendig.<br />

2. Radnabenmotor<br />

Der Elektromotor sitzt direkt auf der Radnabe, keine Getriebe notwendig.<br />

3. Tandemmotor<br />

Zwei Elektromotoren hintereinander angeordnet. Vorteil: geringerer Durchmesser,<br />

kleinere Massen.<br />

4. Hybridsystem mit Elektromotor (Generator)<br />

Hier werden zwei Grundtypen unterschieden:<br />

1. Der Elektromotor unterstützt den Verbrennungsmotor<br />

2. Der Verbrennungsmotor dient lediglich zum Aufladen der Akkus.<br />

An die Elektromotoren werden folgende Anforderungen gestellt:<br />

• hoher Wirkungsgrad,<br />

• hohe mechanische Schockfestigkeit,<br />

• gutes Verhältnis von Leistung zu Gewicht,<br />

• rasche Umschaltung von Motor- auf Generatorbetrieb.<br />

Durch die Drive-by-Wire-Technologie wird eine exakte Steuerung der Radnabenmotoren<br />

und aller bekannten Sicherheitssysteme bei relativ geringem Gewicht realisierbar.<br />

Die Gewichtseinsparung durch den einfachen Aufbau des Elektroantriebs und der damit<br />

wegfallenden Bauteile gegenüber dem Verbrennungsmotorantrieb wird allerdings durch das<br />

enorme Gewicht der Batterie/Akkus aufgezehrt.<br />

Klaus-Dieter Moser, Techniklexikon Seite 4 von 5 Deubner-Verlag GmbH & Co.KG


Klaus-Dieter Moser - Techniklexikon vom 14.07.2008<br />

Kategorie: Technische Grundlagen<br />

Thema: <strong>Das</strong> <strong>Elektroauto</strong><br />

Vorteile des Elektroantriebs:<br />

• wartungsarm<br />

• geringe Reparaturkosten<br />

• hoher Wirkungsgrad (Energieumsetzung von der Steckdose zum Motor 86%)<br />

• geringe Geräuschentwicklung<br />

• keine Abgase (verwendeter Strom stammt aus alternativen Energiequellen)<br />

• geringe Betriebskosten<br />

Nachteile des Elektroantriebs:<br />

• geringe Wärmeentwicklung des Elektromotors (elektrische Heizung/Klimaanlage für<br />

Fahrgastzelle)<br />

• geringere Reichweite (abhängig von der Akkuleistung)<br />

• lange „Tankzeiten“ (Ladezeiten)<br />

• fehlendes „Tankstellennetz“<br />

• temperaturabhängige Leistungsfähigkeit der Akkus<br />

• Anschaffungskosten / Kosten für Akkus/Batterien<br />

• Lebensdauer der Akkus/Batterien<br />

Fazit:<br />

In der Zukunft des Automobils wird der Elektroantrieb eine tragende Rolle spielen, da ein<br />

Elektrofahrzeug einen hohen Wirkungsgrad aufweist und der Strom aus alternativen Quellen<br />

in den nächsten Jahren günstiger erzeugt werden kann als konventioneller Strom.<br />

Der steigende Mineralölpreis und die rasch voranschreitende Klimaerwärmung drängen alle<br />

Hersteller und Politiker zum Handeln.<br />

<strong>Das</strong> erklärte Ziel fast aller namhaften Fahrzeughersteller ist eine abgasfreie, sichere und<br />

bezahlbare Großserienfertigung von <strong>Elektroauto</strong>s. Die enormen Fortschritte in der<br />

Entwicklung von bezahlbaren Hochleistungsakkus und die ständige Weiterentwicklung der<br />

Brennstoffzelle werden den Einzug des Elektroantriebs in die Alltagsmobilität beschleunigen.<br />

Neben dem Akku werden die Herstellungskosten, die Reichweite, das Fahrzeuggewicht und<br />

das flächendeckende „Tankstellennetz“ die Herausforderungen der Zukunft sein.<br />

„Langfristig erwarten wir jedoch die Elektrifizierung der Antriebe“, so Winterkorn. Neben den<br />

bekannten Hybriden umfasst das reine Elektroantriebe bis hin zur Brennstoffzelle. Eine<br />

praktikable Lösung für die preiswerte und umweltgerechte Wasserstoffherstellung in großen<br />

Mengen sei derzeit allerdings nicht in Sicht, erklärte der VW-Chef. Quelle: DiePresse.com<br />

Klaus-Dieter Moser, Techniklexikon Seite 5 von 5 Deubner-Verlag GmbH & Co.KG

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