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Werkheft 2013 - Zentrum für Berufungspastoral

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<strong>Zentrum</strong> für <strong>Berufungspastoral</strong>Wintererstraße 679104 FreiburgTelefon: 07 61/38906-60Telefax: 07 61/38906-69E-Mail: info@berufung.orgInternet: www.berufung.orgBerufungZur Pastoral dergeistlichen Berufe undkirchlichen Dienste<strong>2013</strong> Heft 51


4 Päpstliche BotschaftPäpstliche Botschaft 5Zum 50. Weltgebetstag um geistliche BerufungenBerufungen – Zeichen der Hoffnung aus dem GlaubenLiebe Brüder und Schwestern!Zum 50. Weltgebetstag für geistliche Berufungen,der am vierten Sonntag der Osterzeit,dem 21. April <strong>2013</strong>, begangen wird, möchte icheuch dazu einladen, das Thema „Berufungen –Zeichen der Hoffnung aus dem Glauben“ zubedenken, das sich gut in den Kontext des Jahresdes Glaubens und des 50. Jahrestags derEröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzilseinfügt. Der Diener Gottes Paul VI. hat währendder Konzilsversammlung diesen Tag dervereinten Anrufung Gottes, des Vaters, eingeführt,damit der Herr weiterhin Arbeiter fürseine Kirche sende (vgl. Mt 9,38). „Das Problemder ausreichenden Zahl von Priestern“, betontedamals der Papst, „geht alle Gläubigenunmittelbar an: nicht nur weil davon die religiöseZukunft der christlichen Gesellschaftabhängt, sondern auch weil dieses Problemder präzise und unerbittliche Indikator für dieVitalität des Glaubens und der Liebe der einzelnenPfarrgemeinden und Diözesen sowieZeugnis für die sittliche Gesundheit der christlichenFamilien ist. Wo Priester- und Ordensberufungenin großer Zahl erblühen, dort lebtman großherzig nach dem Evangelium“ (PaulVI., Radiobotschaft, 11. April 1964).In diesen Jahrzehnten haben sich die verschie -denen kirchlichen Gemeinschaften auf der ganzenWelt jedes Jahr am vierten Sonntag derOsterzeit geistlich miteinander verbunden,um von Gott die Gabe heiliger Berufungen zuerflehen und um erneut zu gemeinsamemNachdenken über die Dringlichkeit der Antwortauf den göttlichen Ruf anzuregen. Dieserbedeutsame jährliche Termin hat tatsächlichein starkes Engagement gefördert, die Wichtigkeitder Berufungen zum Priestertum undzum gottgeweihten Leben immer mehr in das<strong>Zentrum</strong> der Spiritualität, des seelsorglichenHandelns und des Gebetes der Gläubigen zurücken.Die Hoffnung besteht in der Erwartung vonetwas Positivem für die Zukunft, das aber zugleichunser nicht selten von Unzufriedenheitund Misserfolgen gekennzeichnetes Heutestützen soll. Worauf gründet sich unsere Hoffnung?Im Blick auf die Geschichte des VolkesIsrael, die im Alten Testament erzählt wird,sehen wir, dass selbst in Zeiten größter Not,wie etwa im Exil, ein bleibendes Element hervortritt,auf das vor allem die Propheten immerwieder hinweisen: die Erinnerung an die VerheißungenGottes an die Patriarchen; eineErinnerung, die dazu auffordert, das beispielhafteVerhalten Abrahams nachzuahmen,von dem der Apostel Paulus sagt: „Gegen alleHoffnung hat er voll Hoffnung geglaubt, dasser der Vater vieler Völker werde, nach demWort: So zahlreich werden deine Nachkommensein.“ (Röm 4,18). Eine tröstliche und erhellendeWahrheit, die aus der gesamten Heilsgeschichtehervorgeht, ist also die Treue Gotteszu dem Bund, den er eingegangen ist und dener jedes Mal erneuert hat, wenn der Menschihn durch Untreue, durch Sünde gebrochen hat,von der Zeit der Sintflut an (vgl. Gen 8,21–22)bis zur Zeit des Exodus und der Wanderungdurch die Wüste (vgl. Dtn 9,7); die Treue Gottes,die so weit ging, den neuen und ewigenBund mit dem Menschen durch das Blut seinesSohnes zu besiegeln,der zu unserem Heil gestorbenund auferstanden ist.In jedem Augenblick, vorallem in den schwierigsten,ist es immer die Treue desHerrn – die eigentliche treibendeKraft der Heils -geschichte –, welche dieHerzen der Männer undFrauen bewegt und sie inder Hoffnung stärkt, einesTages in das „gelobte Land“zu kommen. Hierin besteht das sichere Fundamentjeder Hoffnung: Gott lässt uns nie allein,und er ist seinem Wort treu, das er einmalgegeben hat. Aus diesem Grund können wirin jeder Situation, mag sie nun glücklich oderwidrig sein, eine verlässliche Hoffnung nährenund mit dem Psalmisten beten: „Bei Gott alleinkommt meine Seele zur Ruhe; denn von ihmkommt meine Hoffnung“ (Ps 62,6). Hoffnungzu haben bedeutet also, auf den treuen Gottzu vertrauen, der die Versprechen des Bundeseinhält. So sind Glaube und Hoffnung aufsEngste miteinander verbunden. „Hoffnung“ istin der Tat ein Zentralwort des biblischen Glaubens;so sehr, dass die Wörter Glaube undHoffnung an verschiedenen Stellen als austauschbarerscheinen. So verbindet der Briefan die Hebräer die „Fülle des Glaubens“ (10,22)und „das unwandelbare Bekenntnis der Hoffnung“(10,23) ganz eng mit einander. Auchwenn der Erste Petrus-Brief die Christen dazuauffordert, jederzeit zur Antwort bereit zu seinüber den Logos – den Sinn und Grund – ihrerHoffnung (vgl. 3,15), ist „Hoffnung“ gleichbedeutendmit „Glaube“ (Enzyklika Spe salvi, 2).Liebe Brüder und Schwestern, worin bestehtnun die Treue Gottes, der wir uns in festerHoffnung anvertrauen sollen? In seiner Liebe.Er, der der Vater ist, gießt durch den HeiligenGeist in unser tiefstes Ich seine Liebe ein (vgl.Röm 5,5). Und eben diese Liebe, die sich inihrer Fülle in Jesus Christusgezeigt hat, fragt unsereExis tenz an, verlangt eineAntwort darüber, was jedermit seinem Leben tun will,was er ins Spiel zu bringenbereit ist, um es vollkommenzu verwirklichen. Die LiebeGottes geht manchmal unerfindlicheWege, erreichtaber immer diejenigen, diesich finden lassen. Die Hoffnungnährt sich also aus dieserSicherheit: „Wir habendie Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt undgläubig angenommen“ (1 Joh 4,16). Diese anspruchsvolle,tiefe Liebe, die weiter reicht alsdie Oberflächlichkeit, macht uns Mut, stimmtuns zuversichtlich für den Lebensweg und dieZukunft, schenkt uns Selbstvertrauen wieauch Vertrauen in die Geschichte und gegenüberden anderen. Ich möchte mich besondersan euch Jugendliche wenden und euchnoch einmal sagen: „Was wäre euer Lebenohne diese Liebe? Gott sorgt für den Menschenvon der Schöpfung bis zum Ende derZeiten, wenn er seinen Heilsplan vollendenwird. Im auferstandenen Herrn haben wir dieGewissheit unserer Hoffnung” (Ansprache andie Jugendlichen der Diözese San Marino-Mon te feltro, 19. Juni 2011).Wie schon während seines Erdenlebens, sogeht Jesus, der Auferstandene, auch heute anden Wegen unseres Lebens entlang und sieht


6 Päpstliche BotschaftPäpstliche Botschaft 7uns, vertieft in unsere Aktivitäten, mit unserenSehnsüchten und unseren Nöten. Gerade imAlltag richtet er sein Wort an uns; er ruft uns,unser Leben zu verwirklichen mit ihm, der alleinfähig ist, unseren Durst nach Hoffnung zustillen. Er, der in der Gemeinschaft der Jünger,der Kirche, lebt, ruft auch heute, ihm zu folgen.Und dieser Aufruf kann jederzeit eintreffen.Auch heute wiederholt Jesus: „Komm,folge mir!“ (Mk 10,21). Um dieser Einladung zufolgen, ist es notwendig, nicht mehr selbst deneigenen Weg zu wählen. Nachfolge bedeutet,den eigenen Willen in den Willen Jesu einzusenken,ihm wirklich den Vorrang zu geben,ihm den ersten Platz einzuräumen gegenüberallem, was Teil unseres Lebens ist: gegenüberder Familie, der Arbeit, den persönlichen Interessenund gegenüber sich selbst. Es bedeutet,das eigene Leben ihm zu übergeben,in tiefer Vertrautheit mit ihm zu leben, durchihn im Heiligen Geist in die Gemeinschaft mitdem Vater einzutreten und – folglich – in diemit den Brüdern und Schwestern. Diese Lebensgemeinschaftmit Jesus ist der bevorzugte„Ort“, wo die Hoffnung zu erfahren istund wo das Leben frei und erfüllt sein wird!Die Priester- und Ordensberufungen gehenaus der Erfahrung einer persönlichen Begegnungmit Christus hervor, aus dem ehrlichenund vertrauten Gespräch mit ihm, um in seinenWillen einzutreten. Es ist also notwendig,in der Glaubenserfahrung zu wachsen, imSinne einer tiefen Beziehung zu Jesus, einesinneren Hörens auf seine Stimme, die in unserklingt. Dieser Weg, der zur Annahme desRufes Gottes fähig macht, kann innerhalbchristlicher Gemeinschaften geschehen, dieein intensives Glaubensklima leben, ein großzügigesZeugnis der Treue zum Evangeliumgeben und eine missionarische Leidenschaftbesitzen, die zur vollkommenen Selbsthingabefür das Reich Gottes anregt; die Nahrung fürdiesen Weg kommt aus der Teilnahme an denSakramenten, vor allem an der Eucharistie, undaus einem glühenden Gebetsleben. Letzteres„muss […] einerseits ganz persönlich sein,Konfrontation meines Ich mit Gott, dem leben -digen Gott. Es muss aber andererseits immerwieder geführt und erleuchtet werden vonden großen Gebetsworten der Kirche und derHeiligen, vom liturgischen Gebet, in dem derHerr uns immer wieder recht zu beten lehrt“(Enzyklika Spe salvi, 34).Das beständige und innige Gebet lässt denGlauben der christlichen Gemeinschaft wachsen,in der immer neuen Gewissheit, dass Gottsein Volk niemals verlässt und dass er es unter -stützt, indem er besondere Berufungen zumPriestertum und zum gottgeweihten Lebenerweckt, damit sie Zeichen der Hoffnung fürdie Welt seien. Die Priester und Ordensleutesind nämlich berufen, sich bedingungslos fürdas Volk Gottes hinzugeben, in einem Liebesdienstfür das Evangelium und für die Kirche, ineinem Dienst zugunsten jener festen Hoffnung,die nur das Sich-Öffnen für die Sichtweite Gotteszu geben vermag. Deshalb kön nen sie mitdem Zeugnis ihres Glaubens und mit ihremapostolischen Eifer besonders den jungenMenschen den lebhaften Wunsch übertragen,auf Christi Ruf in die engere Nachfolge großherzigund unverzüglich zu antworten.Wenn ein Jünger Jesu den göttlichen Ruf annimmt,sich dem priesterlichen Dienst oderdem gottgeweihten Leben zu widmen, zeigtsich darin eine der reifsten Früchte christlicherGemeinschaft, die hilft, mit besonderer Zuver -sicht und Hoffnung auf die Zukunft der Kircheund ihr Engagement der Evangelisierung zuschauen. Dieses braucht ja immer neue Arbeiterfür die Verkündigung des Evangeliums,für die Feier der Eucharistie und für das Sakramentder Versöhnung. Möge es darum nichtan eifrigen Priestern fehlen, die es verstehen,als „Weggefährten“ die Jugendlichen zu begleiten,um ihnen zu helfen, auf dem manchmalverschlungenen und dunklen LebenswegChristus, den Weg, die Wahrheit und das Lebenzu erkennen (vgl. Joh 14,6); um ihnen mit demMut, der aus dem Evangelium kommt, dieSchön heit des Dienstes für Gott, für die christlicheGemeinschaft und für die Brüder undSchwestern vor Augen zu führen – Priester,welche die Fruchtbarkeit eines begeistertenEinsatzes zeigen, der dem eigenen Leben einEmpfinden der Fülle verleiht, weil es auf denGlauben an den gründet, der uns zuerst geliebthat (vgl. 1 Joh 4,19). Ebenso hoffe ich, dass dieJugendlichen inmitten so vieler oberflächlicherund kurzlebiger Angebote die Anziehungskraftfür die Werte, die hohen Ziele, die radikalenEntscheidungen zu bewahren wissen,für einen Dienst an den anderen auf den SpurenJesu. Liebe junge Freunde, habt keineAngst, ihm nachzufolgen und die anspruchsvollenund mutigen Wege der Nächstenliebeund des großherzigen Einsatzes zu gehen! Sowerdet ihr glücklich sein im Dienen, Zeugenjener Freude, die die Welt nicht geben kann,werdet ihr lebendige Flammen einer unendlichenund ewigen Liebe sein und lernen, „jedemRede und Antwort zu stehen, der nach derHoffnung fragt, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15)!Aus dem Vatikan, am 6. Oktober 2012


8 JahresthemaJahresthema 9werde, was du bistImpuls zur Arbeit mit dem JahresthemaIn einem Bergdorf erzählte man sich seit Generationendie Legende von einem weisenMann, der eines Tages in das Dorf kommenwerde. Dieser Mann werde ein großer Wohltätersein und unvergesslich Gutes tun. SeineGesichtszüge würden jenen Linien gleichen,die sich am Felshang oberhalb des Dorfes abzeichnen.In jenem Dorf lebte auch ein sechsjährigerJunge. Der war von der alten Legende so fasziniert,dass er oft am Fenster seines Zimmersstand und zum Felsengesicht im Berg hinaufblickte.Manchmal hielt er anscheinend unver -mittelt inne und betrachtete die vom Wettergemeißelten Gesichtszüge.Der Junge wuchs heran und war bei den Leutensehr beliebt, denn er war gütig und hatteein Herz für jeden. Eines Tages ging er – wie soviele Male und Jahre zuvor – über den Markt.An diesem Tag erkannten ihn die Dorfbewohnerwie sie ihn bis dahin nicht kannten. Glichenseine Gesichtszüge den Linien im Fels?Die Legende erzählt von einem Phänomen,das einem in alltäglichen Situationen begegnenkann. Auf dem Weg ins Büro gehe ich durchden Stadtgarten. Dort führen Hundehalter ihreVierbeiner aus. Gelegentlich suche ich nachÄhnlichkeiten zwischen beiden. Nicht seltenähneln sich die Frisur von Frauchen/Herrchenund die des Hundes.Die Beobachtung lässt sich aber nicht nur zwischenZwei- und Vierbeinern anstellen. Nochdeutlicher, aber auch ernsthafter wird es – wieich finde – im zwischenmenschlichen Bereich.Ist es nicht so, dass sich die Partner in einerlangjährigen und harmonischen Ehe manchmalungemein ähneln? Wer dabei wen prägte,ist schwer zu sagen. Und nicht selten geht dasüber das bloße Erscheinungsbild hinaus. Haltungenwerden ebenso geprägt.Es gibt gerade auch im Glauben weitreichen dePrägungen; sei es von Eltern und Großelternauf ihre Kinder und Enkel, sei es von einemPfarrer auf die Gemeinde, sei es von Freunden,die fest im Glauben stehen. Wie weit es gehenkann, wenn sich einer voll und ganz von Christusprägen lässt, lässt sich besonders an Franzvon Assisi ablesen. Er hat sich so innerlich mitChristus verbunden, dass er ein alter, ein andererChristus wurde.Religionskritiker werfen der Theologie vor, sieforme Gott aus menschlichen Vorstellungen.Wir bekennen: Das Gegenteil ist der Fall. Nichtwir erschaffen Gott nach unserem Bild. Gotthat den Menschen nach seinem Bild erschaffen(vgl. Gen 1,26f ). Der Apostel Paulus gehtnoch darüber hinaus. Im Brief an die Römerspricht er davon, dass die Glaubenden berufensind, „gleichgestaltet zu werden dem Bild(griech. eikon) seines Sohnes“ (Röm 8,29). Angesichtsder Erlösung durch Christus erhält dieGottebenbildlichkeit ein ganz eigenes Gesicht.Das Leitwort für berufungspastorale Angebotelautet <strong>2013</strong> „werde, was du bist“. Es istangelehnt an den bekannten Ausspruch vonAu gustinus: „Empfangt, was ihr seht, damit ihrwerdet, was ihr seid: Leib Christi.“ (serm. 272)Als Getaufte sind wir eingegliedert in den LeibChristi. Und wir sind Christus selbst ähnlichgeworden (vgl.Röm 6,3–11).Das Leitwort „werde, was du bist“ knüpft alsonicht nur am eucharistischen Bild des Augus -ti nus an, sondern auch – oder besser: damiteinhergehend – am grundlegenden Aktchristlicher Existenz: der Taufe. Wer getauft ist,hat Anteil an Christi priesterlichem, königlichenund prophetischen Amt (vgl. LG 31,1;AA 2,1; 10,1). Diese Teilhabe ist im christlichenLeben zu verwirklichen.Im ersten Korintherbrief ruft Paulus die Gemeindedazu auf, dass sie sich ihn zum Vorbildnehme, wie er sich Christus zum Vorbildnimmt (11,1). Und im Epheserbrief (5,1) ergehtder Aufruf: „Ahmt Gott nach als seine geliebtenKinder.“ Darum erinnert „werde, was du bist“daran, dass Christwerden mehr ist als die Vorbereitungauf die Taufe und deren Feier. Wirsind berufen, uns Christus immer enger zu verbinden.Als Christen sind wir berufen, im Laufunseres Lebens immer mehr ein Bild Christi zuwerden. Berufen zu sein, ist also zuerst keineFrage der Übernahme eines geistlichen Berufesoder kirchlichen Dienstes.Christen, die sich fragen, wie sie ihr Christ seinverwirklichen sollen bzw. auf welche ihnen eigeneWeise sie Christus nachfolgen (vgl. AA4,6f ), müssen gut begleitet sein. Nicht nur,aber vor allem auch für junge Christen sindRäume zu schaffen, in denen sie sich über Gottund die Welt und damit über ihre Lebensperspektiven austauschen können. Wer mit anderengemeinsam auf der Suche ist, wird beider Suche nach Antworten unterstützt.Dass das Leben erfüllt verlaufe, dass wir dieLebensfülle schlechthin finden, das ist die Sehnsucht.Die Sehnsucht, das Mehr zu finden, istder Anfang gerade auch jeder christlichenSuche. Doch dazu gilt es immer auch den Alltagstrottzu unterbrechen:


10JahresthemaJahresthema 11Eine Wand aus Nebelundurchdringlichgrau in graukein Durchblick mehrEtwas sticht hervoraus der Mitte gerücktver-rücktZwei BalkenDer Querbalkenblutrotda liegt etwas quer…Der Längsbalkenerdfarbenauf einem Sockel aus LichtBeide Balken schweben im Raum –verbunden durch einen Lichtstrahlbilden sie ein Kreuz„Ich weiß jetzt,auf dem Weg, auf dem ich laufbin ich an so vielen vorbeigerauscht.Auf dem Weg liegtwas ich such.Ich schau jetzt hin,ich lass es endlich zu“,heißt es etwa im Lied „Auf dem Weg“ von MarkFoster. Was da allgemein besungen wird, giltin besonderer Weise für Berufungswege:Das Markusevangelium überliefert Jesu Begegnungmit einem Mann, der wissenmöchte, was er tun muss, um das ewige Lebenzu gewinnen (Mk 10,17–22). Tagein, tagausrechtschaffend leben ist das eine. Dabei aberauch Christus nachzufolgen das andere, wennnicht gar das Entscheidende. Wer Christusernst nimmt, kann das Leben nicht vorbeirauschenlassen. Es kommt darauf an, das Lebenim Licht Christi zu deuten und sich an ChristiBild und Beispiel zu orientieren.Darum meint „werde, was du bist“: Sei Christ.Nicht nur dem Namen nach, sondern befassedich mit ihm, mit seiner Botschaft, mit seinemLeben, und du wirst auf deine Weise Bild undBeispiel Christi.Oliver Schmidt, Direktor des <strong>Zentrum</strong>sfür <strong>Berufungspastoral</strong>Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten:für Juden ein empörendes Ärgernis,für Heiden eine Torheit,für die Berufenen aber Gottes Kraft und Gottes Weisheit.(1 Kor 1,23)Das Kreuz als Mitte unseres GlaubensDas Kreuz als Zeichen von Gottes Kraft und WeisheitDas Kreuz als Zeichen der Liebe und ErlösungEin roter Flecksticht ins AugeSeitenwundeHerzwundeDer Rahmen rückt zurechtHerzmitteTabernakelKreuzWeisegeht das Lebenmitten durchs Herzgeht das LebenHerausforderung und VerheißungZumutung und ZuspruchIm Anschauen deines Bildeswerden wir verwandelt in dein Bild.Werde,was du bist!Sr. Birgit-Maria Krietemeyer SCSC


12 JahresthemaJahresthema 13Heinrich PompeyDas Motto des EucharistischenKongresses <strong>2013</strong> inKöln greift die Frage wie auchdie Antwort des Petrus auf:„Herr, zu wem sollen wir gehen?Du hast Worte des ewigen Lebens“(Joh 6,68). Frage undAnt wort formuliert der erschrockenePetrus angesichtsder Orientierungslosigkeit derJünger, als Jesus in seinersoge nannten Brotrede (Joh6,22–71) deutlich macht:„Amen, Amen, das sage ich euch: Wenn ihr dasFleisch des Menschensohnes nicht esst und seinBlut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hatdas ewige Leben, und ich werde ihn auferweckenam Letzten Tag. …Wie mich der lebendige Vatergesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, sowird jeder, der mich isst, durch mich leben.“ (Joh6, 53–57). „Daraufhin zogen sich viele Jünger zurückund wanderten nicht mehr mit ihm umher“(Joh 6,66). Eine gleiche Orientierungslosigkeitim Blick auf Glaube und Leben wie eine gleicheAbwendung von Christus und seiner Gemein -de charakterisieren die gegenwärtige Gesellschaft,so auch viele Mitchristen; denn nurdurch die „unio physica“ mit Christus, durcheine bewusste inkorporierte Einheit mit Ihm,kann Leben gelingen. „Wenn ihr das Fleisch desMenschensohnes nicht esst und sein Blut nichttrinkt, habt ihr das Leben nicht in euch“ (Joh6,54). Was bedeuten die Worte Jesu und dieFrage des Petrus heute?– „Geht, jetzt ist Aussendung!“Die faktische Communio mit Ihm, von demdas Leben ausgeht und seine Vollendung findet,schenkt Jesus in der aktiven Teilnahme ander Feier der Eucharistie, in der Verinnerlichungseines Wortes verbunden mit dem Essen seinesFleisches und Trinken seines Blutes unterden Gestalten von Brot und Wein. Das heißt:wir sind „durch Ihn, und mit Ihm und in Ihm“. 1Doch diese geistige wie zugleich physischeVerinnerlichung „in Ihm“ und die Gemeinschaft„mit Ihm“ besitzt nicht nur einen heilvollenSelbstzweck für den Empfänger, sondern fordertheraus. Denn durch die Communio mitChristus nimmt der Gläubige teil an seiner erlösendenHingabe für die Menschen, alsoauch am „durch Ihn“.Von der Eucharistie her erhellt sich das Chris tusseindes Gläubigen. Er wird verwurzelt in Gottund partizipiert an der Selbsthingabe Jesu fürdie Menschen, dem „pro nobis tradetur“ der Hl.Wandlung; denn Jesus ist gekommen, „damitsie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh10,10). Dies fordert den mit Jesus vereinigtenChristen zur Selbsthingabe des eigenen Lebensheraus, sei es in der Radikalität einer spezifischenBerufung zum geistlich-sozialen Engagementoder der Berufung aller Gläubigenzum Heilsdienst in der Welt. Mit der radikalenChrist-Werdung durch die eucharis tische Communiobetritt der Christ die „via sacra“ der allgemeinenwie der besonderen Berufung desChristen, das heißt der caritativ dienenden undschenkenden Nachfolge. Eu-Charistia undCharitas beschreiben nicht nur sprachlich eineWirk-Einheit. 2Mit der liturgischen „Be-Rufung“ des Diakonszum Ausklang einer Eucharistiefeier wird derGläubige gesandt, seiner eucharistischen Berufungzur Hingabe zu entsprechen. Seit über1000 Jahren sagt der Diakon zum Abschlusseiner in lateinischer Sprache gefeierten Hl.Messe: „Ite missa est!“ – „Geht, jetzt ist Aussendung!“Berufung als SendungMit dieser Be-Rufung verweist der Diakon aufdie zu beschreitende „via sacra“ der eucharistischsich hingebenden caritativen Sendungdes Christen. Als Zeuge der in den Lesungenvernommenen erlösenden Heilstaten Gottesund als Zeuge der im konsekrierten Brot undWein real präsenten erlösenden Hingabe Gottesin Jesus Christus, d. h. der Inkorporation(Einverleibung) seines Wortes und seines Leibes,wird der Christ zur Sendung in die schuldundleidbeladene Welt gerufen bzw. berufen.Die Einverleibung der Botschaft der Lesungenim Wortgottesdienst schenkt ihm die inspirierendeWeisheit, Wege des Lebens und desexistenziellen Helfens zu entdecken; denn „dieWorte, die ich zu euch gesprochen habe, sindGeist und sind Leben“ (Joh 6,63). Die Einverleibung,das heißt die Communio mit seiner hingebendenExistenz (seines Sterbens am Kreuz)im Mahlgottesdienst verleiht den Gläu bigenzudem die Kraft Gottes, in den leidvollen Herausforderungendes Lebens die in uns präsenteLiebe Gottes zu bezeugen. „Wer meinFleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir,und ich bleibe in ihm“ (Joh 6,56). Erlösungsbotschaftund Erlösungserfahrung bilden inder Eucharistiefeier eine lebensvolle Einheitund schenken Lebensperspektiven wie Lebenskraft;denn Lebenssinn und Lebens energiensind in ausweg-losen und macht-losenSituationen lebens-not-wendig.Mit dem abschließenden „Ite missa est“ derSendung der Eucharistiefeier ist die „Benedictio“(lat.), das „Eu-logein“ (gr.) des Priesters verbunden,das heißt die Zusage der helfendenGnade Gottes. Durch den Segen des Priestersdarf der Glaubende gewiss sein, dass GottesWeisheit und Gottes Kraft beim ausgesandtenChristen wie beim leid- und schuldbeladenenMenschen präsent sind; denn „Mein Vater istimmer am Werk, und auch ich bin am Werk“(Joh 5,17).Die „via sacra“, die heilige Straße der Berufung– ausgehend vom Ort des Wort- undMahlgottesdienstes – führt zum Beispiel imFreiburger Münster vorbei an den Apostel -figuren, den Säulen der Kirche, den ErstberufenenSeiner Sendung. Der Bilderzyklus desHauptausgangs verdeutlicht, wie der Bodender Berufung zu bereiten ist und welcher Flankierungender Weg des Berufenen bedarf. Sostehen als letztes Apostelpaar vor dem HauptausgangPetrus und Johannes: Petrus, der Fels


14JahresthemaJahresthema 15des Glaubens, und Johannes, der liebendeJünger. In der Gemeinschaft der Apostel (Apostel= der Gesandte) sind Petrus und JohannesRepräsentanten des Glaubens und der Liebe.Vor dem Verlassen des Münsters grüßt überdiesMaria, die zuerst von Gott zum HeilsdienstBerufene. Ihre De-mut, das heißt ihr Dien-mut,verbunden mit ihrer schenkenden Liebe undihrem glaubenden Ja zur Verheißung Gotteshat der Menschheit die Erlösung gebracht. DieBotschaft dieser petrinischen, johannäischenund marianischen Verabschiedung zur Sendungist klar: die in der Eucharistiefeier empfangeneWeisheit und Kraft dien-mutig –getragen von Liebe und Glaube – nach demBeispiel dieser drei Prototypen der Nachfolgeden Menschen zu bezeugen, damit diese dasLeben haben (Joh 10,10), insbesondere denMenschen, die unter der schweren Last ihresLeids keinen Lebenssinn erkennen und keineLebenskraft mehr aufbringen können.Mit dem Verlassen des Freiburger Münstersverwandelt sich in der Vorhalle des FreiburgerMünsters der Gottes-Dienst zum Nächsten-Dienst. So fragt Jesus in der Gerichtsszene überdem Ausgangsportal nicht nach Kenntnissender Glaubenslehre, nach dem Empfang vonSakramenten, nach Bestärkungen durch geistlicheVeranstaltungen, sondern er fragt nachden Auswirkungen der sakramentalen Chris -tusvereinigung und der vernommenen Botschaft.Er schaut, ob der Glaubende ihmähnlich geworden ist, das heißt vom Christusseinim Leben und in den Begegnungen mitden Nächsten erfasst ist, und ob der Menscheine Willensgemeinschaft mit Jesus eingegangenist (vgl. DCE 17–18). Nicht der In-put, sondernder Out-put des Glaubens und der Liebesind letzt-endlich ent-scheidend, d. h. scheidenam Ende end-gültig die Menschen, dieseiner Be-Rufung gefolgt sind, und die, diedies nicht getan haben. Das schließt ein, denBoden dieser Sen dung spirituell bereitet zuhaben, z.B. durch eine „participatio actuosa“ 3 ,durch die bewusste Teilhabe an der Eucharis -tie.Sodann führt die „via sacra“ der Berufung vorbeian den klugen und törichten Jungfrauen.Sie mahnen in der Vorhalle, sich mit Öl zu versehen.Öl schenkt Licht und Energie und veranschaulichtso erleuchtende Lebens-Inspi rationenund Lebens-Kraft. Erleuchtende Weisheitund tragende Kraftressourcen, wie sie dieEucharistiefeier schenkt, sind spirituell-exis -tenziell erforderlich, um in der Lage zu sein,Christus entgegenzugehen, wenn er real ineinem Leidenden vor dem Christen steht.Der zur Christusnachfolge Gesendete wird inder Vorhalle ferner eingeladen, sich mit denWissenschaften, den Erkenntnissen der forschendenVernunft vertraut zu machen undsich darüber hinaus von Tugenden prägen zulassen. Der Bilderzyklus flankiert den Gottesdienstbesucherauf der linken Seite mit denpersonifizierten Wissenschaften (den im Mittelaltergepflegten sieben freien Künsten wiePädagogik, Rhetorik, Arithmetik etc.) undebenso mit den Tugenden auf der rechtenSeite (Glaube in Gestalt Abrahams, Liebe inGestalt der Hl. Magdalena und Hoffnung inGestalt Johannes des Täufers). Lebenswissenwie Lebenstugenden sind basale Garanteneiner gelingenden Sendung.Zwei Engel an der äußeren Öffnung der Vorhallegeben einen wichtigen Rat mit auf denWeg in die Welt. Der linke Engel sagt: „Noliteexire. …“ und der rechte: „Vigilate et orate“,also „Geh nicht hinaus ohne Wachsamkeit undGebet“. Sie legen damit nahe, wachsam undsensibel zu sein für die Leiden der Nächstenund für blockierende Bequemlichkeiten einesselbstbezogenen Lebens. Die Aufforderungzum Gebet weist auf die Chance des direktenKontaktes zu Gott hin, wenn die „Mächte derUnterwelt“ einen Menschen – sei er Helfer oderLeidender – zu überwältigen versuchen (vgl.Mt 16,18).Doch die „via sacra“ der Berufung endet nichtmit dem Verlassen des Gotteshauses. Gegenüberdem Hauptportal des Freiburger Müns -ters stand bis in die Neuzeit das Hospital zumHl. Geist, der Zielort der Sendung. Ähnlich wiedies in vielen anderen Städten Europas der Fallwar, und z.B. in Straßburg oder in Paris nochheute ist, wo der Kathedrale „Notre Dame“ das„Hôtel de Dieu“ gegenübersteht. Der Gottesdienstin der Kathedrale mündet im Nächs tendienstund wird so zum Gottesdienst imHospital; denn Christus ist im Armen und Krankengleichwesentlich wie im Wort und Sakramentpräsent. Seine Realpräsenz im Armenstellt Jesus beim Jüngsten Gericht eindeutigheraus. Die Hospitäler waren – unvergleichbarmit einem heutigen Krankenhaus – Orte fürAusgestoßene, Wohnungslose, Kranke, Armeund Verlassene; der normale Bürger wurde imMittelalter und der frühen Neuzeit von seinerFamilie versorgt.Gottesdienst und Nächstendienst sind in der„via sacra“ der Berufung miteinander verbunden,bilden somit eine Wirk-Einheit. Eine Berufungzum Gottesdienst ohne Offenheit fürden Nächstendienst oder eine Berufung zumNächstendienst ohne Verankerung im Gottesdienstist nicht christo-logisch. Liturgie undDiakonie gehören zusammen. 4 Ein Christ kannChristus, dem sich im konsekrierten Brot undWein existentiell – wie am Kreuz – Hingebenden,nicht verbunden sein, wenn er nichtgleichzeitig auch Christus den Gekreuzigtenim Armen und Kranken erkennt und begegnet(vgl. DCE 16). „Gottes- und Nächstenliebesind untrennbar: Es ist nur ein Gebot“, sagt BenediktXVI. (DCE 18).Diese immerwährende Ur-Berufung zumChris tussein in der Welt, zur christo-logischenHingabe an die Menschen, ist Grundlage jederbesonderen Berufung zum geweihten Dienstdes Priesters und Diakons wie einer Ordensschwesteroder eines Ordensbruders.Berufung ist Teilhabe an der InkarnationBerufung ist folglich Teilhabe an der Inkarnation,das heißt der Menschwerdung Gottes inJesus Christus, der gekommen ist, „damit siedas Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh10,10). Sie gründet in der erlösenden ZuwendungGottes zu den Menschen (vgl. DCE 1.Teil), die sich in Jesus Christus konkretisiert.Dies schließt Gottes radikale Solidarität mitein, seine Partizipation an der Lebenswelt derArmut (sei es die Armut im Stall zu Bethlehem)und der Migration (wie der Herbergssucheund der Flucht nach Ägypten), und umfasst


16 JahresthemaJahresthema 17am Ende seines irdischen Lebens das Erleidenund Erdulden der psycho-sozialen Verzweiflungund ausweglosen Betroffenheit (so dieVerlassenheit im Garten Getsemani und imGerichtshof und die Verspottung und Verleumdung)wie des physischen Leids (Geißelung,Dornenkrönung, Kreuzweg, Kreuzigungauf Golgota). Die Mit-leidenschaft Gottes (vgl.den 1. Teil von DCE) 5 ist maßgebendes Vorbildeiner christo-logischen Nachfolge.Unbestritten „die Rede ist hart, wer kann siehören“ (Joh 6,60), sagten seiner Zeit viele Jüngerund Zuhörer Jesu. Die Radikalität (radix,lat. = Wurzel) einer Berufung zur Christusnachfolgegeht an die Wurzeln einer Lebensentscheidung.Sie kann nur durchgetragenwerden, wenn sie in Wort und Sakrament verankert,verwurzelt ist und ihren Ur-Sprung hat.Die Ausweg- und Aussichtslosigkeit, die Leidenswucht,die Schmerzbeladenheit, die Betrübnis,die Resignation, die Verzweiflung, dieVerlassenheit etc. sind nur mit der Gnade Gottesmitzutragen.Eine Christusnachfolge ohne Inkarnation,ohne Begegnung mit leid- und schuldbeladenenMenschen, ist nicht möglich, sie ist conditiosine qua non. Sicher kann die Berufungzur Nachfolge hinsichtlich Intensität und Umfangverschieden sein. Einige sind berufen anOrte zu gehen, wo Menschen im „Schatten desTodes“ (Lk 1,79) leben, in einer depressiven„Finsternis sitzen“ (Lk 1,79), in Grabhöhlen – anOrten der totalen Ausgrenzung vom Leben –wohnen (Mk 5,2), oder in Weltregionen zu helfen,wo Menschen unter den Schrecken einesKrieges oder einer Naturkatastrophe leiden,„wo die Hölle los ist“ und die „Mächte der Unter -welt“ Menschen überwältigen (vgl. Mt 16,18).Doch neben der materiellen Hilfe muss esimmer auch darum gehen, aus der Kraft undWeisheit des Glaubens existenziell zu helfen,wie dies der Hl. Martin von Tour, der Sel. Gerhardusvon Jerusalem, der Hl. Vinzenz vonPaul, die Hl. Elisabeth von Thüringen, die Hl.Hedwig von Schlesien, die Hl. Agnes von Pragsowie Damian de Veuster bei den Leprakrankenund Mutter Theresa bei den Armen in Kalkuttataten (vgl. DCE 40). Sie alle wurden vomGlauben inspiriert, waren menschliche InkarnationenJesu, wurden ergriffen vom Leid derMenschen und wandten sich ihnen „b-armherzig“,d.h. mit Herzensgüte zu. Andere sindzum Dienst der spirituellen Zurüstung berufen,sei es zur Verkündigung der Botschaftoder um Heilssakramente zu spenden bzw. fürerfahrene und zugesagte göttliche Hilfe undErlösung zu danken. Doch Berufung und Nachfolgemüssen stets katholisch (kat-holon, gr.:alles umfassen) sein, Gottes-Dienst und Nächs -ten-Dienst verbinden.Berufung zur inneren Heilung durch dieDiakonie des Glaubens, des Hoffens undLiebensDie äußere materielle oder soziale Hilfe bzw.physische und psychologische Heilung einesLeids bedarf stets auch der inneren existenziellenHeilung. Dazu ist es in einer helfendenZuwendung erforderlich, stellvertretend füreinen Leidenden zu glauben, dass Gott trotzdes entstandenen Leids Gutes im Sinn hat,selbst wenn der Leidbeladene nicht mehr andas Gutsein seines Lebens und seiner Personglauben kann. Dieser Glaube an das Leben istin Grenzsituationen des Lebens nur möglich,weil Gott um des höchsten Gut-seins einesMenschen weiß und selbst an unser Gott-ähnlich-seinglaubt (und damit an unser „summum-bonum-sein“).So empfiehlt Jesus: „Habtden Glauben Gottes“ bzw. „Habt den Glaubenan Gott“ (Mk 11,22).Ferner gilt es stellvertretend zu hoffen, dasstrotz dieser Lebenslage dem Leidenden einelebbare, wenn auch oft begrenzte und ein geschränkteZukunft möglich ist und einstlebensvoll bevorsteht. Das bedeutet, in hoffnungslosenSituationen beseelt bzw. geprägtzu sein von einer Hoffnung „wider alle Hoffnung“(Röm 4,18), von einer Lebenszukunft,die von kleinen, beglückenden Erfahrungender nächsten Stunden und des nächsten Tagesbis zu einer Hoffnung auf die Erfüllung desirdischen Lebens bei Gott reicht.Zudem ist der Leidbeladene liebevoll anzunehmen,der sich und sein Leben nicht mehrlieben kann angesichts der Lieb-losigkeit seinerLebensumstände wie seiner Leiderfahrung.Caritative Diakonie trägt die Liebe ineine nicht mehr liebenswerte Lebenslage oderin eine lieb-lose Leidensexistenz hinein undnimmt den Leidenden mit Menschenfreundlichkeitan, auch wenn er sich selbst nichtmehr akzeptieren kann. In der caritativen Diakoniewird so der verbal verkündete Glaubekonkret, inkarniert in das Leben und wirdglaub-würdig für die Menschen, damit ihrLeben wieder liebens-würdig und hoffenswertwird. „Denn in Christus Jesus kommt esdarauf an, … den Glauben zu haben, der in derLiebe wirksam ist“ (Gal 5,6). Es kommt daraufan, einen Glauben zu haben, der sich in der caritativenZuwendung insbesondere zu leidendenMenschen ausdrückt.Zudem gilt es, dem Leidenden zu signalisieren:„Du bist nicht allein, ich bin dir nahe undtreu, ich bin bei dir und werde wieder da sein,wenn du es möchtest“, so wie Christus seinimmerwährendes Bei-uns-sein in jeder eucha -ristischen Feier präsent macht. Treue und Nähesind die soteriologischen Operationalisierungenbzw. Verdichtungen von Zeit (Treue) undRaum (Nähe). In der Wüste – dem Ort des begrenztenLebens – offenbarte sich Jahwe bereitsals der „Ich bin Euch nahe und bin Euchtreu“ (vgl. Ex 3,14). Darüber hinaus sind nachBenedikt XVI. Demut und Geduld (DCE 39) fürden basalen Dienst des inneren Heilens erforderlich.Die Diakonie des Glaubens, Hoffens und Liebens,in Treue und Nähe gelebt, verändert dieErfahrung und den Umgang mit einer schwerenKrankheit. Sie wandelt Leid und schenkt Kraft,die mit Weisheit bzw. Sinn verbunden ist, sowie es über die Liebe Gottes ausgesagt ist, diedas Leid verwandelt: „Auf dem Krankenbettwird der Herr ihn stärken; seine Krankheit verwandelstdu in Kraft.“ (Ps 31,4) Oder: „Er gibt denMüden Kraft, die auf den Herrn vertrauen,schöpfen neue Kraft.“ (Jes 40,28f ) Der wiedervon Glaube, Hoffnung und Liebe erfassteMensch geht mit seinem Leid anders um, denndie Erfahrung von konkreter Liebe und Hoffnungmacht Leben trotz Leid, Krankheit undNot wieder lebbar bzw. macht das Leben trotzseiner Endlichkeit und Begrenztheit wiederliebbar, glaubhaft und hoffnungsvoll.Die Diakonie des Glaubens, Hoffens und Liebens,in Treue und Nähe, kann dem Leidendenneue Lebenskraft schenken und Lebenswegeerschließen helfen, sprich das Lebens-Urvertrauenwieder revitalisieren. Demut und Geduldsind dabei unverzichtbare spirituelleGrundhaltungen, die dem Helfer aus der Weisheitund Kraft der Eucharistie erwachsen.Bethlehem, Flucht nach Ägypten, Getsemaniund Golgota sind Lebensorte, wo Glaube,Liebe und Hoffnung existenziell bezeugt werdenmüssen und zwar nicht mit Worten, sondernin der konkreten Zuwendung und imhelfenden Handeln (vgl. DCE 31c). Denn geradewenn es für Leidende weiterhin ein Kreuzzu tragen gilt, z.B. einen bleibenden irreversiblengesundheitlichen Schaden oder den unwiederbringlichenVerlust einer zwischenmenschlichenLebensbeziehung, ist es für den


18 JahresthemaJahresthema 19Leidenden unumgänglich, trotzdem wiederan sich zu glauben und das Leben liebevoll zubejahen und hoffnungsvoll in die Zukunft zuschauen.Oft sind auch Ver-fehlungen der von Gott zugedachtenguten Lebensmöglichkeiten zuerkennen und zu korrigieren. Sie können Lebensmöglichkeiten blockieren. So sagt Jesusbei seinen Heilungen: „Geh und sündige nichtmehr, damit Dir nicht noch was schlimmeres zustößt“(Joh 8,11). Das heißt: Ab-sonderungen(sündigen und sondern sind sprach lich verwandt)von den guten Möglichkeiten des Lebenssind zu annullieren und durch einelebens volle Selbsteffizienz, die das Wohl derPerson wie der Lebensgemeinschaft berücksichtigt,zu optimieren.Wird schließlich innere Heilung als Hilfe erfahren,empfinden Menschen vielfach einenatürliche Dankbarkeit. Oft möchten sie diesgegenüber Gott zum Ausdruck bringen. Siespüren, dass die innere existenzielle Heilungsich nur charitativ, schenkend ereignen konnteund keine Folge einer reklamierbaren Krankenversicherungsleistungist. So koppelt sicherlebter Nächsten-Dienst zurück an den Gottes-Dienstund wird zur Eucharistia. Eucharis -tia heißt Dankbarkeit. Danksagung für die vonGott gewirkte Hilfe wie für ein gelingendesLeben, sei es durch glück-volle Ereignisse oderoptimale Lebensbedingungen geschenkt.Heinrich PompeyRoter Punkt im Quadrat –(mein) Ort der Ruhe,des Ausruhens an SEINER Seite;im Mit – IHM – Seindas, was quer läuftund leiden macht,verletzt, niederdrückt, lähmt,die Seele „blutend“ macht,das alles in SEIN Herz legen,mit IHM teilen unddem Licht der Auferstehung überlassen,damit alles durchstrahlt wirdund in neuem Glanz erscheintMein LebenKreuzWeisegewandelt1 Vgl. Abschluss des Hochgebetes der Eucharistiefeier.2 Isidor von Sevilla (+636) soll das lateinische Wort carus (lieb und teuer) mit dem griechischen Wort charis (schenken) verbundenhaben, eine Schreibweise die noch heute im Französischen und Englischen üblich ist.3 Vgl. Liturgie-Konstitution des II. Vatikanischen Konzils.4 Die Liturgie präsentiert dies durch die Person des Priesters und des Diakons, vgl. Pompey, H., Caritas professionell jedoch„häretisch“ – Liturgie feierlich jedoch folgenlos? Zur inneren Verbundenheit von Diakonie und Eucharistie sowie von Glaubenund Liebe, in: Haslbeck, B., Günther, J. (Hg.), Wer hilft, wird ein anderer – Zur Provokation christlichen Helfens – Festschriftfür Isidor Baumgartner, Berlin 2006, 99–121.5 Vgl. Benedikt XVI., Deus Caritas est. [DCE] Enzyklika Rom 2005.Werde, was du bist!Sr. Brigitte Wahl osf


20 JahresthemaJahresthema 21Intimität und Fruchtbarkeit, Identität und TraumGeistliche Perspektiven für die <strong>Berufungspastoral</strong>In Apostolicam actuositatem,dem Dekret des II. Vatikanumszum Apostolat der Laien, wirddarauf hingewiesen, dasschrist liches Handeln mehrsein müsse als die Verwirklichungvon Gerechtigkeit.Immer müsse es darum ge -hen, Christus durchscheinenzu lassen (vgl. bes. AA 6–8).Der Glaube und die Christusbeziehungwerden durchP. Stefan Oster SDBVor bilder geprägt. Die Entscheidungfür einen geistlichen Beruf oderkirchlichen Dienst kann nur aus der persönlichenChristusbeziehung der Interessentenheraus reifen. Insofern beinhalten die folgendenÜberlegungen zu „Intimität und Fruchtbarkeit,Identität und Traum“ Fragen an dieChristus-Transparenz jedweden pastoralenHandelns. Der Autor plädiert dafür, gemeinsamGottes Gegenwart zu entdecken und ausder Gottesbeziehung heraus, persönliche Lebensträumeins Wort zu bringen. Sie gilt es,wie es die großen Träumer der Bibel tun, alsFingerzeige Gottes zu deuten und ihnen zufolgen.Intimität mit ChristusDer Jesus des Johannes-Evangeliums sprichtan entscheidenden Stellen immer wieder vonder Notwendigkeit des „Bleibens bei ihm“ unddes „Bleibens in ihm“. Zunächst einige vertiefendeHinweise dazu: Am Anfang „blieben“ dieersten Jünger um die zehnte Stunde bei ihm(Joh 1,39) – und erkennen und bekennen ihnanschließend als den Messias. In der eucharistischenBrotrede spricht er davon, dass diejenigen,die sein Fleisch essen und sein Blut trinken,„in ihm bleiben“ (Joh 6,56) und so dasewige Leben haben (Joh 6,58). In der Abschiedsrede vom Weinstock (Joh 15,5) ist „bleiben“der entscheidende Terminus für dieVerbindung mit ihm – und die einzig wichtigeVoraussetzung für das Fruchtbringen in seinemSinn: „Wer in mir bleibt und in wem ichbleibe, der bringt reiche Frucht. Denn getrenntvon mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nichtin mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen,und er verdorrt.“Das „Bleiben in und bei Jesus“ wird zugleich inVerbindung gebracht mit der Liebe. „Bleibt inmeiner Liebe“ (Joh 15,9). Ja, man kann sagen:Liebe zu Jesus ist die Form des Bleibens in ihmund bei ihm schlechthin. Petrus, der Verräter,wird nach der Auferstehung dreimal nach seinerLiebe zu Jesus gefragt. Er bekennt dieseLiebe dreimal und wird wieder ins Amt eingesetzt– ins Amt des Felsens und des Menschenfischers.Auch die Fruchtbarkeit des Amtsträgersist damit an das Bleiben in der Form der Liebezu Jesus rückgebunden.Wie aber sieht Johannes nun die Fruchtbarkeit,die aus dem Glauben an Jesus, aus demliebenden Bleiben in ihm erwächst? Ein starkesMotiv, das immer wiederkehrt, ist das dergeistlichen Geburt, des Neuwerdens im Geist.Auch dieses Motiv zieht sich durch das Evangelium:Schon der Prolog spricht davon, dass„alle, die ihn aufnahmen“, dazu bevollmächtigtwerden, Kind Gottes zu werden. Der Evangelistdeutet diese Aufnahme als Zeugungs- undGeburtsvorgang, der sich ausdrücklich nichtaus Fleisch und Blut oder dem Willen des Mannes,sondern eben aus Gott vollzieht (Joh 1,12f).Etwas später im Gespräch mit Nikodemus insistiertJesus auf die Notwendigkeit der Neugeburt,um das Reich Gottes sehen zu können.Er präzisiert noch einmal: Nicht aus demFleisch muss man geboren werden, sondernaus dem Wasser und dem Geist (Joh 3,3–7).Gegen Ende des Evangeliums ereignet sichgewissermaßen exemplarisch die angesprocheneNeugeburt hinein in die Kindschaft. DerJünger, den Jesus liebte, steht exemplarischunter dem Kreuz. Er ist aus Liebe zu ihm geblieben.Vom Kreuz her gibt der sterbende Jesusseinen Geist (Joh 19, 30) und aus seiner Seitefließen Wasser und Blut (19,34) – und eben injenem Augenblick des aushaltenden Bleibensstiftet Jesus neue „Familienverhältnisse“. In seinerMutter steht die Gestalt, der Typos der Kirche,die einen neuen Sohn bekommt: „Siehe,dein Sohn, siehe deine Mutter“. Wer bei Jesusbleibt – auch dann, wenn es um das Kreuzgeht – wird der „Jünger, den Jesus liebte“. Erwird aus Gott geboren und sieht das ReichGottes. Im Anschluss an diese Szene ist derLieblingsjünger auch schon der exemplarischGlaubende, der Neugeborene, derjenige, der –anders als der dafür noch blinde Petrus – imleeren Grab schon „sieht und glaubt“ (Joh20,8).Aus solchen – und vielen anderen – Hinweisendes Evangeliums waren sich die geistlichenLehrer der Kirche immer darüber klar,dass die Intimität mit Jesus die Voraussetzungist für die Fruchtbarkeit, die Jesus im Johannes-Evangelium meint. Wirkliche Zeugenschaftgeht einher mit Zeugungskraft. Das intimeKennen Jesu, das innere liebende Bleiben inseiner Gegenwart erzeugt (d.h. ER zeugt!) imBezeugen eine Wirkmächtigkeit seines Wortes,seiner Rede. Die Rede und das Handelndes echten Zeugen sind wirklichkeitsträchtig,erfüllt von der intimen Kenntnis des Herrn.Der in Jesus Bleibende bezeugt seine Kenntnisdes Herrn durch sein konkretes Sein mitund bei den Menschen. Ein solches Zeugniskann dann bei dem ein oder anderen derAdressaten zum Samen werden, der in derKraft und Gegenwart Jesu wiederum einWachsen, eine Neugeburt beginnen lässt.Fruchtbarkeit und <strong>Berufungspastoral</strong>Wenn diese Erfahrung stimmt, dann ist die Intimitätmit Jesus die entscheidende und wesentlicheVoraussetzung für jede Art von<strong>Berufungspastoral</strong>. Alles andere, alle Öffentlichkeitsarbeit,alle Prospekte, alle Kurse undandere Maßnahmen leben meines Erachtensaus dieser vorangehenden intimen Nähe undpersönlichen Kenntnis des Herrn. <strong>Berufungspastoral</strong>heute ist daher aus meiner Sicht un-


22JahresthemaJahresthema 23umgänglich zunächst und vor allem Einübungaller Mitwirkenden in den Vollzug eines intensivenpersönlichen Gebets- und Glaubenslebens.Die Schätze der geistlichen Tradition derKirche, besonders was das „innere Gebet“ angeht,können dafür im reichen Maß neu gehobenwerden. Papst Johannes Paul II. hat inseiner Enzyklika „Novo millenio ineunte“ dieGemeinden dazu aufgefordert in zweifacherHinsicht „Schulen“ zu werden, nämlich „Schulendes Gebetes“ (Nr 34) und „Schulen derGemeinschaft“ (Nr 43). Beide Dimensionengehören eng zusammen: Dort, wo Christus diereal erfahrene innere Mitte der Gläubigen ist,dort erwachsen Gemeinschaftsformen, die ausIhm erwachsen und nicht zuerst der menschlichenPlanung. Freilich fehlt es hier vielfachan Voraussetzungen: Schulen brauchen Lehrer.Und die Zahl geistlicher Lehrer scheint inder heutigen kirchlichen Landschaft – wenigstensvon außen gesehen – nicht allzu üppig.Zugleich gehört integral in solche Formengeistlicher Schule die Einweisung in einen persönlichenund gemeinschaftlichen Umgangmit dem Wort Gottes. Auch hier zeigen uns Erfahrungenaus anderen Kulturkreisen: Wo dasWort Gottes tatsächlich als lebendige Nahrunggeistlichen Lebens den Menschen erschlossenund gemeinschaftlich der Umgang damit eingeübtwird, dort ereignet sich etwas, wasChristian Hennecke Ekklesiogenese genannthat, das Werden von Kirche. Wenn ich michnicht täusche, dann geschieht – auch in unserenBreiten – vor allem dort noch Fruchtbarkeitund Wachstum in der Kirche, wo diese dreiDimensionen ineinandergreifen: vertiefte Einübungins Gebet als Form der Intimität mitChristus, lebendiger Umgang mit dem WortGottes und daraus erwachsende Formen vongeteiltem Leben als Gemeinschaft und Diakonie.Identität und LebenstraumSolche „Orte“ von werdender Kirche wärendann wohl auch Orte, in denen sich so etwaswie kirchliche Identität neu oder vertieft bildenkann – und zwar jenseits der Typologienzwischen progressiv und konservativ, zwischenpastoral und dogmatisch, zwischenamtlich und charismatisch. Wer nämlich hierlernt, Kirche von innen her vor allem als personalzu bestimmender und erfahrbarer„Wohnort Gottes“ in der Welt zu verstehen,und wem dieser Wohnort selbst innerlich wird,dem werden die Polarisierungstendenzen inder Kirche eher von nachrangiger Wichtigkeit,weil er sich selbst dankbar als Kind Gottes verstehenlernt – als Kind, das eben mitten in derKirche und nicht neben ihr, neu aus Gott geborenwurde.Das Einfinden in solche Wirklichkeitsräumekann dann auch dazu einladen, das Stichwortvom „Traum“ oder vom „Lebenstraum“ als einberufungspastorales Leitwort neu zu entdekken.Freilich gilt es, das, was hier gemeint ist,vom bloß ichhaften Wunschtraum oder vonbloßen Träumereien zu unterscheiden. EinTraum im hier gemeinten Sinne ist anschlussfähigan das vielfache biblische Zeugnis, dassGott den Menschen durch Träume ansprichtund berührt. Es ist aber auch im weiteren Sinnverstehbar als Vision vom eigenen Leben. Werals junger Mensch Träume hatte von der Zukunftdes eigenen Lebens, der weiß als Erwach -sener vielleicht, dass diese nicht alle wörtlicheErfüllung gefunden haben. Aber bei sensiblerWahrnehmung und Begleitung lässt sich vielleichtzeigen, dass es im heute verwirklichtenLeben durchaus oft Spuren der Kontinuität zuden Träumen der Kindheit oder Jugend gibt.Freilich erkennen wir im Rückblick, dass solcheTräume im Gehen des Weges eben korrigiertund gereinigt wurden. Aber es wäre aus meinerSicht ein gravierender geistlicher Verlust,wenn es in unserem persönlichen und imkirchlichen Leben keine Träume mehr gäbe imSinn einer Vision von meinem Leben in derKirche und von meiner Kirche als Gemeinschaftder Menschen, die aus Jesus leben.Bisweilen liegt hinter dem Fehlen von persönlichenTräu men und Visionen auch verkehrteDemut: „Ich darf nicht groß von mirdenken!“ – „Ja, es ist richtig, du sollst auchnicht selbst groß von dir denken. Aber dudarfst glauben, dass Gott groß von dir denktund dass er dich auf die Spur eines großen Lebenssetzen will!“ Es geht darum, aus der Einübungin die Intimität mit Jesus in uns selbstSpuren und rote Fäden seiner Gegenwart inunserem Leben zu entdecken, die sich vielleichtmehr und mehr zu einer Gestalt meinesLebens fügen, die ich wahrnehmen, von derich eine Vorstellung bekommen kann. DassGott und das Leben selbst daran Korrekturenvornehmen werden, ist selbstverständlich.Aber vielleicht lernen wir mit dem Wort vom„Traum“ oder von der „Vision“ unseres Lebensaus der Tiefe etwas einsehen, was mit GottesHilfe das Beste aus uns hervorwachsen lässt,was in uns liegt. Ich würde also – unter derVoraussetzung, dass wir uns in die Intimitätmit Gott einüben –, dafür plädieren, den Begriffdes „Traumes“ oder der „Vision“ von meinemLeben für die <strong>Berufungspastoral</strong> neu insSpiel zu bringen.P. Stefan Oster SDB


24JahresthemaLiturgie 25Gottesdienst zum Weltgebetstag um geistliche Berufungenam 4. Ostersonntag <strong>2013</strong>Thema: „werde, was du bist“ – Zeuge Christi seinDULichtstrahl von obenVerbindung von Himmel und ErdeLeuchtende HimmelstreppeTür zum LebenUnd dochDIR kam etwas in die QuereFormt den roten KreuzesbalkenDie Farbe des Blutes und der LiebeDas Kreuz durchkreuztBremst ausVerhindert MöglichkeitenStoppt glattes WeiterkommenDein ZeichenKommt in die QuereUnd wandeltVom Egoismus zur SolidaritätVon der Erfolgsgeschichte zur LiebesgeschichteVon der Vergänglichkeit zur EwigkeitDarum bist DULichtstrahl von obenVerbindung von Himmel und ErdeLeuchtende HimmelstreppeTür zum LebenBernhard ZottmannGL 635Ich bin getauft und Gott geweihtGL 220,1.3.4 Das ist der Tag, den Gott gemachtGL 208O Licht der wunderbaren NachtGL 222Nun freue dich, du ChristenheitGL 614Lehr mich den Weg zum LebenGL 640Gott ruft sein Volk zusammenAus: God for Youth(th) = GfYGfY, nr. 547 Aus der Liebe, HerrGfY, nr. 229 Du bist das LebenGfY, nr. 539 Du gibst das LebenTaizé-Gesang Laudate omnes gentesAlternativgesänge aus: Amt für Kirchenmusik Erzdiözese München u.a.(Hrsg.), Morgenlob – Abendlob. Mit der Gemeinde feiern: Fastenzeit –Osterzeit (=FO), Dienstebuch, pro multis-Verlag, 2004.FO 77Ihr Christen singet hocherfreut (nach GL 221, 2-stimmig)FO 83Exaltabo te, deus meusFO 93Im Jubel ernten, die mit Tränen säenFO 103Größer als alle Bedrängnis ist deine Liebe:Lobet Gott, HallelujaFO 150Friede und Licht auf dem verlornen GesichtFO 152Der Herr ist auferstanden (Kanon)FO 157Ich lobe meinen GottDer heutige 4. Sonntag der Osterzeit ist auch der Weltgebetstag um geistlicheBerufungen. Papst Benedikt XVI. erinnert in seiner Botschaft zumheutigen Weltgebetstag daran, Berufungen zum geistlichen Amt und zumgeweihten Leben zu fördern. Grundlage einer jeden geistlichen Berufungist die Taufe. Die Taufe hat uns in einen neuen Lebenszusammenhang gestellt:„Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es“ (1 Joh 3,1). Dass wir mehrund mehr erkennen, in welche Aufgabe und welchen Dienst Gott uns ruft,darum lasst uns heute beten. Lasst uns aber auch darum bitten, dass jungeMenschen hellhörig sind für Gottes Ruf in seinen Dienst.Sonntägliches TaufgedächtnisHerr Jesus Christus,du Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.Herr, erbarme dich unser.Du guter Hirt, der seine Herde nicht verlässt.Christus, erbarme dich unser.Du Rufer in das Reich deines Vaters.Herr, erbarme dich unser.Gesänge zur AuswahlEinführungKyrie-Rufe


26 LiturgieLiturgie 27Predigtbausteine„Ihr schuldet den Menschen das Evangelium!“ Madeleine Delbrêl hatdarauf bestanden: „Christen dürfen nicht nur lebendige, anonymeZeugen Jesu sein. Wir Christen schulden den Menschen das Evangelium!“Nicht nur mit unseren Worten, sondern mit unserem ganzenLeben sind wir Zeugen Christi – eine große Berufung und eine nochgrößere Herausforderung. Wann und wo wird uns das im Alltag bewusst?Als Zeugen Jesu ecken wir an; nicht nur durch den Gegenwind, denwir als Glaubende manchmal spüren. Es gilt das Wort Jesu: „Ich bin derWeg, die Wahrheit und das Leben.“ Das fordert mein Gegenüber heraus,Stellung zu beziehen, gemäß dem Motto: Wie hältst du es mit derReligion?Ein Zeuge Jesu muss entschieden sein, um glaubwürdig zu sein. Nurwer hinter dem steht, was er nach außen vertritt, dem schenkt manlänger Beachtung. Nur wenn Worte und Taten übereinstimmen, bestehtdie Möglichkeit, dass sich auch andere ernsthaft damit auseinandersetzen.Wie Johannes der Täufer tritt ein Zeuge Jesu einen Schritt zurück. Esgeht ihm nicht um sich, sondern um Jesu Botschaft. Um Zeuge Jesu zusein, um Zeuge Jesu zu werden, muss man nicht eine Mutter Theresawerden, kein Hl. Stephanus, kein Maximilian Kolbe. Man braucht keinJohannes der Täufer und keiner der Propheten zu sein, sondern sich„nur“ darum zu bemühen, mit seinem Leben und mit seinem Wort daszu bezeugen, wovon man im Innersten überzeugt ist.Wenn Gott ruft, dann ruft er einen Menschen persönlich. Gottes Rufen,seine Offenbarung, braucht das DU, braucht den Menschen, ja mehrnoch: Es braucht die Antwort eines einzelnen Menschen. Kein andererMensch nimmt mir meine Antwort auf Gottes Rufen ab. Kein andererMensch nimmt mein Lebenszeugnis auf sich. Die Menschen fragenmich persönlich danach: Was glaubst du? Was zeichnet dich als Christaus?Ganz gleich, ob jemand Priester wird oder in einem Orden leben möchte,ob jemand einen pastoralen Beruf ergreift oder seinen Mann bzw.seine Frau an jedem anderen Arbeitsplatz steht, als Getaufte sind wirnicht nur berufen, Kinder Gottes zu sein. Als Christen sind wir berufen,ein Ausrufezeichen dafür zu sein, dass Gott seinen Sohn nicht im Todgelassen, sondern dass er ihm das Leben geschenkt hat. Wer seine Berufungannimmt, trägt dazu bei, dass Gottes Reich lebendig wird, dassGottes Heil erfahren wird und Jesus selbst als Weg, Wahrheit undLeben erkannt wird.Herr Jesus Christus, du rufst uns zum Zeugnis für dich und deine Botschaft.Zu dir bringen wir die Bitten und Nöte von Kirche und Welt undunsere eigenen Anliegen.KantorIn: Herr Jesus, du guter Hirte.Alle: Wir bitten dich, erhöre uns.1. Für alle, die sich fragen, ob sie sich dir als Priester, in einem Orden oderin einer der vielen Formen des geweihten Lebens weihen sollen.2. Für alle Frauen und Männer, die durch ihre Lebensentscheidung undihren Beruf Zeugnis von deinem Evangelium geben.3. Für alle Menschen, die eine Scheinwelt aufgebaut haben und nichtden Mut finden, der Realität ihres Lebens ins Auge zu blicken.4. Für alle Menschen, die den Glauben an dich verloren haben.5. Für alle, die im Sterben liegen und für unsere Verstorbenen.Denn du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Dich loben und preisenwir, jetzt und alle Tage unseres Lebens. Amen.FürbittenManche, die sich ernsthaft fragen, wie sie auf Gottes Ruf antwortensollen, spielen mit dem Gedanken, Priester zu werden oder ihr Lebenin einer ganz eigenen Weise Gott zu weihen. Wir wissen um die Fragen,denen gerade ein junger Mensch in solch einem Entscheidungsprozessbegegnet. Warum wird jemand Arzt, Lehrer, Handwerksmeister?Bei ihnen scheint mehr oder weniger selbstverständlich zu sein, dasses sein oder ihr Weg ist.Pastor Dirk Meyer,Dr. Elisabeth Gladziwa,Pastor Dr. Andreas Rohde,DK Gerhard Auer,P. Markus Fischer OP


28 LiturgiePraxis 29Abi-OasenImpulse (nicht nur) für AbiturientenAus dem Grau meines Alltagslocken schwebende Stufen ins Lichtwo die Liebe sich bindetin seiner Herzwundean michmich verwandeltleiseKreuzWeisein sichPetra Stadtfeld„Was ist, wenn ich nichtmehr durchblicke?“ „Wo -hin mit meiner Aufregung?“„Ich weiß noch garnicht, wie es weitergehensoll.“Aussagen, in denen typischeSorgen und Ängstein der Situation unmittelbarvor einer Abiturprüfungzum Ausdruck kom -men. Am Gymnasium inRutesheim bei Stuttgartwerden die Abiturientendamit nicht alleingelassenund zu sogenanntenAbi-Oasen eingeladen,nicht zuletzt, um diesenBefürchtungen Raum zugeben und ihnen mitRuhe zu begegnen. Allesin Gottes Hand zu legenist nicht nur in Prüfungszeiteneine Stütze. Aber inPrüfungszeiten, sei es dasAbitur oder auch einewich tige Entscheidungfür die Zukunft, ist Gott für Glaubende ein besonderswichtiger Gesprächspartner. Wer sichin das Gespräch mit ihm einübt, lernt, ihm dieZukunft anzuvertrauen und mehr und mehrauf ihn zu hören.Leitmotiv der Impulse der Abi-Oasen ist dasVertrauen darauf, dass Gott immer mit uns aufdem Weg ist und uns nichts schrecken muss.Die Abi-Oase ist eine kurze Besinnung von ca.10–15 Minuten jeweils direkt vor den Terminenzum schriftlichen Abi. Die Schülerinnenund Schüler sollen vor Gott zur Ruhe kommenund das Ihre vor Gott zur Sprache bringenkönnen. Mit Plakaten im Schulhaus wird zurAbi-Oase eingeladen. Jeweils ein/e ReligionslehrerInleitet die Impulse. In welchem Raum derImpuls stattfindet, ist vor Ort zu entscheiden.Die Impulse haben einen festen Ablauf. MeditativeMusik soll den Schülern helfen, tatsächlichRuhe zu finden. Nach einer kurzen Be grüßungwerden Verse gebetet, die sich an Psalm 139anlehnen. Dann folgen ein Abschnitt aus derBibel und einige Gedanken dazu. Diese mündenin eine Zeichenhandlung.Eine Kopiervorlage zur Durchführung der Impulsesteht unter www.berufung.org zur Verfügung.


30 PraxisPraxis 31Texte und Ideen zur AnregungWichtig:ein religiöser Anhaltspunkt im Raum/gestalteteMitte (Kreuz, Kerze…)Schüler zur Ruhe bringen: ansagen, dassauch nach der Besinnungsphase Ruhe undKonzentration vorherrschen dürfen und siesich nicht gegenseitig „verrückt machen“müssen (eher Besinnung auf das, was mankann, als auf das, was man nicht zu könnenglaubt, alles in Gottes Hand legen…)leise Instrumental-Musik während der ganzenAndachtGen 32,25–27: Ich lasse dich nicht…Jakobs Kampf am Jabbok/Auch wir kämpfen:manchmal mit Gott, manchmal mitMenschen, manchmal mit dem Leben, mituns selbst, manchmal mit Abi-Aufgaben…/am frühen Morgen segnet Gott den, derihn darum bittet…Aktion: Teelichter anzünden lassen alsSymbol für aufgehendes LichtExodus 3,1–14: Ich bin daGott heißt JAHWE/Name ist Programm: Ichbin da – gestern, heute und morgen…Aktion: Visitenkarten mit „JAHWE – Ich binda/mit dir“ austeilenPsalm 121: Woher kommt mir Hilfe?Ich hebe meine Augen auf…woher kommtmir Hilfe?Aktion: Klagemauer: Zettel mit 1 Hauptsorgein Schale unters KreuzKohelet 3,1–14: Alles hat seine ZeitAlles hat seine Zeit/Schweres und Leichtes/Trauriges und Fröhliches/Aussage des Textesist nicht: Wiederkehr des immer Gleichen,sondern Trost, dass nichts immer nurschwer ist und nichts immer nur traurig,sondern auch Leichtes und Fröhliches wiederkommenwerden/Zuversicht: nach Abikommt Feier…Aktion: Lied: Birds: Turn, turn, turn; dazu:Steine (Symbol für das, was mir heuteschwerfällt/mich belastet) aus Korb nehmenund am Tisch um das Kerzenkreuz ablegenlassenMk 4,35–41: Jesus stillt den SeesturmJesus ist da in den Stürmen unseres Lebens/Machtauch uns ruhig/Können mitihm reden – auch in PrüfungenAktion: Gegenseitig mit Wasser ein Kreuzauf die Stirn zeichnenMt 6,25–34: Vom SorgenIch hebe meine Augen auf…woher kommtmir Hilfe?Aktion: Sorgen loslassen: Schüler erhalteneine kleine Feder, die sie in die Luft und vonsich wegblasen (müssen hinterher von denLehrern eingesammelt werden)Johannes 14,25–27: Euer Herz beunruhigesich nichtJesus tröstet seine Jünger. Er versprichtihnen seinen Frieden. Jetzt bei Jesus zur Ruhekommen. Sich an ihn halten, und er hält uns.Aktion: Kleiner Achterknoten als Erinnerungund Sinnbild für das GehaltenseinDen Rahmen füllenBildbetrachtungAus grauen Nebelschwaden leuchtet unsein goldener Balken entgegen. Strahlenderhebt er sich aus dem nicht sichtbarenGrund. Er verbindet die Erde mit demHimmel. In die Unsicherheit, wo ich nichtdurchblicke, spricht Gott sein Licht.Doch ein roter, dunkler Balken durchkreuztdie Verbindung. Kreuzweise wird die Verbindungzu Gott gestört von Blut, Leid,schrecklichen Erfahrungen in der Welt. Beigenauerem Hinsehen wird deutlich: Auchder goldene Längsbalken leuchtet nichtdurchgehend. In der Mitte ist ein orangebraunesStück eingefügt, als ob die goldene Oberfläche beschädigt, abgekratzt wäre, zerrissenwie der Vorhang im Tempel bei Jesu Tod.Ein roter Punkt greift die Farbe des Querbalkens wieder auf. Auch hier: Blut, Leid, schrecklicheErfahrungen. Ist er ein Platzhalter für die Herzwunde Jesu, betont durch einen gleichfarbigenRahmen? Jesus, der sich der Torheit des Kreuzes hingab, der – aufs Kreuz gelegt – der eigent -lich Weise war. Oder sehen wir die Form eines menschlichen Kopfes, andeutungsweise ineinen Bilderrahmen eingepasst, Abbild und Ikone Gottes – ein Rahmen, der bereit ist, gefülltzu werden – von mir?Jesus Christus hat den Rahmen in einzigartiger Weise ausgefüllt. Als Christen tragen wir seinenNamen. Wie kann ich den Rahmen füllen? Indem ich Jesus Christus betrachte, werde ich ihmimmer ähnlicher. Ich werde verwandelt, in sein Abbild, das ich schon bin, auf eine Art undWeise, wie nur ich es kann. Ich werde, was ich bin.Andreas Diller, Jürgen SchwarzSr. Luise Ziegler FdC


32PraxisPraxis 33ausgezeichnet und begnadetGeistliche Impulse für Gremien und GruppenChristen sind ausgezeichnet! Der Ritus der Taufe ist voller Zeichen, die die neue Würde der Getauftenausdrücken. Doch wie steht es um das Bewusstsein, als Christ zu einem Leben berufen zu sein, daswesentlich anders ist? In „Lumen gentium“ heißt es, dass die Getauften Gott geweiht sind (vgl. LG 44).Und im Dekret über das Apostolat der Laien betonen die Väter des II. Vatikanischen Konzils, dass dieGetauften nicht nur die Pflicht, sondern auch „das Recht zum Apostolat“ besitzen (AA 3,1).Viele bringen sich mit ihren Begabungen in das Leben und den (Heils-)Dienst der Kirche ein. Dafürgibt es viele Motive. Doch wie steht es um das wesentliche Motiv der Mitwirkung, nämlich vonGott gerufen, getauft und gesandt zu sein?Im Folgenden werden vier Impulse zur Tauferinnerung angeboten. Bezugspunkte sind die ausdeutendenRiten bei der Feier der Taufe. Die Impulse können einen Klausurtag mit Gremien undGruppierungen der Gemeinden begleitend durchziehen. Sie können aber auch als geistliche Impulsevor Sitzungen oder zu Beginn von Gruppentreffen verwendet werden.Mit Fürbitten, Vaterunser und Segensgebet sind sie ohne Weiteres zu kleinen Andachten erweiterbar. Die verwendeten Bibelstellen und weiteren Texte sollten auf zwei SprecherInnen/Leser Innenverteilt werden. Hinsichtlich der Segensgebete in den beiden letzten Impulsen wird davon ausgegangen,dass ein Priester bzw. Diakon anwesend ist.Gesänge zur Auswahl:GL 268 (Singt dem Herrn ein neues Lied)GL 635 (Ich bin getauft und Gott geweiht)GL 638 (Lasst uns loben)God for You(th), nr. 661 (Alle meine Quellenentspringen in dir)God for You(th), nr. 97 (Herr du bist mein Leben)Gebet zur SalbungDer allmächtige Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus,hat dich von der Schuld Adams befreit und dir aus dem Wasserund dem Heiligen Geist neues Leben geschenkt.Aufgenommen in das Volk Gottes bist du mit dem heiligen Chrisam gesalbt,damit du für immer ein Glied Christi bleibst,der Priester, König und Prophet ist in Ewigkeit.aus der Feier der Kindertaufe(im Original: … wirst du nun mit heiligem Chrisam …)Christen sind ausgezeichnet!1. Das Gefäß mit Chrisam wird geöffnet undnach dem Gesang wieder geschlossen.2. Die TeilnehmerInnen erhalten unkommentierteine Karte mit dem Gebet zurSalbung. Es wird nicht vorgelesen. DieKarten dürfen mitgenommen werden.Download unter www.berufung.org3. Schriftstelle: Lk 4,16–214. Impuls: Im alten Israel wurden Männer zuPriestern, Königen und Propheten gesalbt.In der soeben gehörten Stelle aus demLukasevangelium liest Jesus in der Synagogeaus dem Buch Jesaja vor: „…derHerr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt…“Und Jesus fügt hinzu: „…heutehat sich das Schriftwort erfüllt.“ Damitmacht er deutlich, dass er der Gesalbteschlechthin ist (hebr.: Messias, gr.: Chris -tus; vgl. Joh 1,41). Das heißt: Er ist derPriester, König und Prophet par excellence.Er ist Priester: Denn er bringt sichselbst Gott dar und schlägt durch seinenTod und seine Auferstehung die Brückezu Gott über die Täler hinweg, die dieMenschen von Gott getrennt hatten.Er ist König: Denn er sammelt seine Jüngerin der Kirche zu einem neuen Volk. Erist Prophet: Denn sein Leben und seineBotschaft sind ein Ruf gegen Gottvergessenheitund Sünde und Verweis aufdie Herrlichkeit des Vaters.Bei unserer Taufe haben wir, Männer wieFrauen, Anteil erhalten an Christi Pries -tertum, seinem Königtum und seinemProphetenamt. Zum Zeichen dafür wurdenwir mit Chrisam gesalbt. Wir sindausgezeichnet!5. Instrumentalmusik zur kurzen Meditation;zum Abschluss Gesang.Ich trage Christus1. Ein Taufkleid, ein Erstkommuniongewandoder eine Albe werden gut sichtbarim Raum platziert. Zur Erinnerungan den vormaligen Impuls sollte dasGefäß mit Chrisam wieder dabei sein.2. Impuls: „Kleider machen Leute“, heißt es.In Gottfried Kellers Novelle mit demgleichnamigen Titel wird der SchneidergeselleWenzel Strapinski seiner vornehmenKleidung wegen in die Rolle alsEdelmann gedrängt. Doch statt demTreiben um seine Person Einhalt zu gebieten,freundet er sich mit seiner neuenRolle an. Als das Ganze auffliegt, kommtes zum großen Reinemachen. Die Novelle„Kleider machen Leute“ lässt sichals Gleichnis über Schein und Sein lesen.Und man kommt zu dem Ergebnis: Daist mehr Schein als Sein. Heutzutage verwendetman für das Verhältnis von Scheinund Sein eher das Wort „Authentizität“.Jeder von uns hat so seine Vorlieben fürden Kleiderkauf. Manche leisten sich was.Die einen tragen [Marke A], die anderen[Marke B] und wieder andere [Marke C].Die Wirkung von Kleidermarken ist nichtvon der Hand zu weisen.


34 PraxisPraxis 35Bei unserer Taufe sind wir „eine neueSchöpfung geworden und … [haben] –wie die Schrift sagt – Christus angezogen“(aus der Feier der Kindertaufe). Wirtragen Christus! Aber wir tragen Christusnicht nur wie ein Gewand. Wir sindChristen. Mehr Sein geht nicht. Und dennochmüssen wir uns fragen, wie wirdem im Alltag entsprechen, wie es sichbei uns als Christen mit Sein und Scheinverhält. Durch die Taufe sind wir GottesKinder geworden, königlich und pries -terlich zugleich.3. In der Bibel heißt es: Ihr seid alle durchden Glauben Söhne Gottes in ChristusJesus (Gal 3,26). Er hat uns zu Königengemacht und zu Priestern vor Gott, seinemVater (Offb 1,6). Bekleidet euch mitaufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut,Milde, Geduld (Kol 3,12)! Niemandnäht ein Stück neuen Stoff auf ein altesKleid, denn der neue Stoff reißt doch vomalten Kleid ab (Mk 2,21). Legt (als neuesGewand) den Herrn Jesus Christus an…(Röm 13,14).4. Kurze Stille, Gesang und frei formuliertesGebet zum Abschluss.Du bist das Licht der Welt1. Chrisam und Taufkleid, deren Bedeutungin den beiden vorherigen Impulsen entfaltetwurde, sollten wieder im Raumsein; für diesen dritten Impuls auch einebrennende Osterkerze, darüber hinausfür jeden Teilnehmer eine kleine (Oster-)Kerze zur Tauferinnerung. Die Kerzenwerden am Ende des Impulses gesegnet.2. Jesus sagt von sich: „Ich bin das Licht derWelt“ (Joh 8,12). Dass die Ausstrahlungder Getauften, dass unsere Ausstrahlungauf ihn verweist, klingt selbstverständlich.Wer aber würde von sich behaupten:„Ich bin das Licht der Welt.“ Anstößigklingt das. Nach Anmaßung klingt das.Aber wir sind Licht geworden. Er selbstsagt:3. „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt,die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgenbleiben. Man zündet auch nichtein Licht an und stülpt ein Gefäß da -rüber, sondern man stellt es auf denLeuchter; dann leuchtet es allen imHaus. So soll euer Licht vor den Menschenleuchten, damit sie eure guten Werkesehen und euren Vater im Himmelloben.“ (Mt 5,14–16)4. Nach der Salbung mit Chrisam und demAnlegen des Taufgewandes ist die Übergabeder brennenden Taufkerze ein weiteresausdeutendes Zeichen bei derFeier der Taufe. Wurde ein Erwachsenergetauft, heißt es dazu:Du bist Licht geworden in Christus.Lebe als Kind des Lichtes,bewähre dich im Glaubenund gehe mit allen Heiligendem Herrn entgegen,wenn er kommt in Herrlichkeit.Ganz gleich, wann wir getauft wurden,ob als Kleinkind, Jugendlicher, Erwachsener:Die Zusage gilt uns allen: „Ihr seiddas Licht der Welt. Du bist Licht gewordenin Christus.“5. Segensgebet über die Kerzen wie imBenediktionale, dort u. a. Fürbitten (S.223–227).Täglich neu ist seine Gnad1. Chrisam, Taufkleid und Kerzen, derenBedeutung in den vorherigen Impulsenentfaltet wurde, sollten wieder im Raumsein; für diesen vierten Impuls auch einGefäß mit Wasser für das Taufgedächtnis.Es sollte herumgereicht werden können,damit sich jeder mit dem dann gesegnetenWasser bekreuzigen kann. Findetder Impuls in einer Kirche statt, versammeltman sich am Taufstein. Dort entzündetjeder seine Kerze an der Osterkerze.Außerdem wird dort das Wasser gesegnet.2. Chrisam, Taufkleid und Kerzen verdeutlichen,was uns in der Taufe geschenktwurde. Wir sind Kinder Gottes geworden.Wir haben Teil an Christi Leben und Sendung,an seinem Priestertum, seinemKönigtum und seinem Prophetenamt.Chrisam verströmt einen wohligen Duft.Der Duft ist ein Zeichen dafür, dass wirChristen den Wohlgeruch des Himmelsverbreiten sollen. Das Taufkleid erinnertdaran, dass wir – wie die Schrift sagt –Christus als Gewand angelegt haben.Die Kerzen, die wir nun entzünden, zeigen:Er ist das Licht der Welt. Und wirsind Licht geworden in Christus, gesandtals Zeugen Gottes.3. Instrumentalmusik oder ein passenderGesang zum Entzünden der Kerzen;dazu nimmt jeder Teilnehmer seine Kerzeund entzündet sie an der Osterkerze.4. 1 Kor 12,4–135. Segensgebet über das Wasser wie imBenediktionale, dort u.a. Kyrie-Rufe undFürbitten (S. 193–199).6. Gesang, dazu Kreuzzeichen mit Weihwasser7. Vaterunser8. Segensbitte: Der Herr segne euch undbehüte euch. Der Herr lasse sein Angesichtüber euch leuchten und sei euchgnädig. Der Herr wende sein Angesichteuch zu und schenke euch Heil. (Num6,24–26)


36 PraxisPraxis 37Anregungen für die Arbeit mit MinistrantInnen sich gemeinsam mit ihrem Glauben zu beschäf -tigen. Sie erwarten, dass sie in ihrem Suchen,Fragen, Zweifeln und Hoffen ernst genommenMit MinistrantInnen am Thema „Berufung“ arbeiten.Geht das? Wollen die das? Ist das nichteher abschreckend?Von wegen! Jugendliche haben sogar große„Lust“ darauf, in die Tiefe zu gehen, an ihrenLebensträumen und Visionen zu arbeiten undwerden. Wenn der Glaube an Jesus einen praktischenBezug zum eigenen Lebensweg hat,ist er interessant. Dann aber umso mehr!Das Ziel der <strong>Berufungspastoral</strong> in der Minis -tran tenarbeit muss also sein, gemeinsam mitden Jugendlichen auf die Suche zu gehen, dieNeugier zu wecken, keine Ergebnisse vorzugeben,sondern offen und empathisch auf dieFragen der jungen Menschen zu hören undsie bei ihrer Wegsuche – und auch Berufungssuche– zu begleiten. Dazu gehört die Bereitschaft,gemeinsam zu experimentieren, unge -wöhnliche Wege zu gehen, Zweifel zuzulassen.Die passende innere Einstellung für die Arbeitder <strong>Berufungspastoral</strong> mit MessdienerInnenund anderen Jugendlichen lässt sich an Jesusablesen: „Was soll ich dir tun?“ (Mk 10,51)Während der Jahreskonferenz Berufungspas -toral ist ein Portfolio mit kreativen Vorschlägenfür die Arbeit mit MinistrantInnen zusammen -getragen worden.Das dabei entworfene Material gibt keine fertigenKonzepte an die Hand, sondern einzelneBausteine, die in Gruppenstunden, Besinnungstagenoder Freizeiten miteinander kombiniertwerden können. Die Bausteine laden ein, siewei terzuentwickeln und an die eigene Gruppeanzupassen. Und selbstverständlich sind sienicht nur für die Arbeit mit MinistrantInnengeeignet.Warm-ups bieten gute Einstiege ins Thema.Für Gruppenstunden stehen unter derÜberschrift „Da steckt mehr drin, als mandenkt“ und „Mein Profil“ zwei Gruppenstundenentwürfemit Begleitmaterial zumAusdrucken zur Verfügung.In der Methodenkiste finden sich jede Mengebunt durcheinandergewürfelte, kreativeIdeen für die Arbeit am Jahresthema.Und die Impulskiste gibt Anregungen fürGeistliches zum Ausklang einer Einheit. DieImpulse lassen sich auch bei Jugendgottesdiensten,Veranstaltungen oder Freizeitennutzen.Alle Anregungen und Vorlagen können unterwww.berufung.org heruntergeladen werden.Sr. Marika Wippenbeck,Johannes Schäfers,Pfarrer Gerhard Pöpperl,Sr. Rut-Maria Rolke FdC,Pfarrer Carsten Leinhäuser


38 PraxisPraxis 39All Hallow’s EveEine lange Nacht nicht nur vor Allerheiligen1. Struktur:ca. 18.00 UhrAnkommen und Gepäck abladen18.30 Uhr Gemeinsames Abendlob19.00 Uhr Abendessen vorbereitenPizza belegen und backen20.00 Uhr Abendessen20.30 Uhr Schnitzeljagd22.00 Uhr Filmanschl.00.30 Uhr NachtgebetNachtlager richten, Nachtspaziergang1.00 Uhr NachtruheNachtsegen durch Priester/Diakon7.30 Uhr Aufwecken8.00 Uhr Frühstückgegen 9.00 UhrAbschluss gegen10.00 UhrEucharistiefeier(in der Gruppe oder an Sonn- und Feiertagen mit der Gemeinde)2. Allgemeine Informationen– Diese ursprünglich für den Vorabend von Allerheiligen („All Hallow’s Eve“) konzipierteNacht kann prinzipiell an allen Tagen durchgeführtwerden. Eine entsprechende Einladungan Kinder und/oder Jugendliche (mitAblauf des Abends) und Anmeldung sindnotwendig. Bei der Auswahl des Filmes mussdie Altersgruppe berücksichtigt werden.– Im Team der Leiterrunde sollten v.a. die geistlichenImpulse und die Eucharistiefeier, dieFilmauswahl und die Schnitzeljagd recht zeitigin der Planung angegangen werden.– Für die Durchführung benötigte Materialiensind an den entsprechenden Stellen angegeben.Unter www.berufung.org steht zu vielen dergegebenen Anregungen weiterführendesMaterial zur Verfügung (Kennzeichnung imFolgenden mit „***“).3. Näheres zum Ablaufa) Gemeinsames AbendlobDie TeilnehmerInnen der „langen Nacht“ sammelnsich in der Kirche oder in einem eigenenRaum. Vorzubereiten sind: ein Stuhlkreis, Schriftstelle,Liedblatt, Text des Sonnengesanges,Materialien zu FranziskusLied zu Beginn: Wir sind hier zusammen inJesu Namen (God for You(th), Nr. 6)Schriftstelle: Gen 1,26-2,4 (Schöpfung desMenschen): ein Jugendlicher als LektorInSonnengesang des Heiligen Franziskus: gesungenoder gelesen (***; Höchster, allmächtigerund guter Herr (God for You(th),Nr. 622))Hl. Franziskus: Lebensgeschichte mit Legematerialentfalten und Vorbildcharakter desFranziskus herausarbeiten (Texte und Materialien:***)Gemeinsames Lied: Dieses Leben habenund es weiter tragen (God for You(th), Nr.621)VaterunserSegen (***)Schlusslied: In deinem Namen wollen wir(God for You(th), Nr. 274)b) Abendessen vorbereitenVorzubereiten sind: Pizzateig, Zutaten zumBelegen der Pizzen, Besteck und Teller, Getränkeund Gläser. Eine Gruppe von TeilnehmerInnenbereitet den Teig, eine andere denBelag vor und eine dritte deckt den Tisch.c) AbendessenDas Abendessen beginnt mit einem Tischgebetund endet mit einem Gebet (anschließendspülen und aufräumen).d) SchnitzeljagdFür die Schnitzeljagd werden mehrere Gruppenmit einer maximalen Größe von 3–5 Kindernbzw. Jugendlichen gebildet.Ziel der Schnitzeljagd ist es, ein Lösungswortzu erraten. Dieses Lösungswort ist der Titeldes Filmes, der im Anschluss gezeigt werdensoll. Entsprechend der Anzahl von Buchstabenwerden etwa im Pfarrgarten Zettel mit Buchstabenversteckt, beispielsweise durch die Jugendlichenund Erwachsenen aus derLeiterrunde.Die Gruppen suchen diese Zettel, notieren dieBuchstaben und erraten anschließend das Lösungswort.Vorgegeben wird, wie viele verschiedene Wörterdas Lösungswort enthält (richtet sich nachFilmtitel, bspw.: Prinz von Ägypten = drei Wörter),und wie viele Buchstaben insgesamt gesuchtwerden müssen. Die Suche nach derLösung sollte nicht länger als 60 Min. dauern.Süßigkeiten zu verteilen, kann helfen, die Kinderund Jugendlichen zum Weitersuchen zumotivieren (Bsp: Süßigkeit für die Gruppe,wenn 5, 10, 15 etc. Buchstaben gefunden sind).Sollte sich abzeichnen, dass es den Gruppennicht gelingt, selbstständig das Lösungswort


40 PraxisPraxis 41zu finden, sollten die Gruppen sich gegenseitighelfen dürfen.Während des Spiels bereiten die Jugendlichenund Erwachsenen aus der Leiterrunde alles fürdie Filmvorführung Notwendige vor (Getränke,Knabbersachen, Aufbauten etc.).Für die Vorbereitung der Schnitzeljagd werdenStifte und Zettel für die einzelnen Gruppensowie die Buchstaben des Lösungswortesbenötigt, die einzeln auf etwa 3 x 5 cm großeZettel geschrieben werden (außerdem Tesafilmfür das Befestigen der Zettel).e) FilmDer Film sollte je nach Alter gewählt sein unddie Thematik „Menschen, die von Gott gerufenwerden“ in den Blick nehmen, bspw.: „DerPrinz von Ägypten“ (***). Vor dem Film kanneine kurze Einführung gegeben werden (***,dort weitere Filmvorschläge).f) Nachtspaziergang15–20 Min. gemeinsames Laufen um den Blockoder in die nähere Umgebung als Form desDurchatmens. Davor: richten des Nachtlagers.g) NachtgebetAm Ort des Abendlobs oder an einer anderengeeigneten Stelle soll ein kleines Nachtgebetgehalten werden.Dabei wird die Geschichte eines Heiligen thematisiert.Ziel ist es, zu vermitteln, dass HeiligeMenschen waren/sind, die Gottes Liebe zu unsMenschen besonders spürbar werden lassen.Die Struktur des Nachtgebets kann sein:Lied: Mache dich auf und werde Licht(Kanon)Evangelium: Seligpreisungen(evtl. in Auszügen lesen, LektorIn)Kurze AuslegungLied: Mache dich auf und werde Licht(Kanon)SegensgebetMaterialien zu einem Nachtgebet: ***h) Nachtruhei) FrühstückDas Frühstück soll gemeinsam vorbereitetwerden. Anschließend sind gemeinsames Aufräumen(auch des Schlafsaales) sowie die Vorbereitungder Eucharistiefeier vorgesehen.j) EucharistiefeierDie gemeinsame Eucharistiefeier soll den Abschlussbilden. In der Auslegung des Evangeliumssoll deutlich werden, dass jeder einHeiliger sein kann und es in gewisser Hinsichtauch schon ist. Lieder und Textvorschläge fürdie Eucharistiefeier: ***P. Markus Fischer OPEin paar Stufen aus LichtEine einladende TürDer Blick durchs Fensterhinein ins Innerstemitten ins Herzmöglich und erwünschtsogar notwendigDer Blick aufs KreuzEinblick in Gottes HerzDer Vorhang im Tempel zerrissenNichts trennt mehrDie Herz-Tür ist weit offenEintritt ersehntFür alleEinladungBernhard Zottmann


42 PraxisPraxis 43Unterrichtsentwurf zum Jahresthema „werde, was du bist“Themenbereiche: Sakramente/christliche Identität/Christen, Juden, MuslimeDie Taufe verleiht Christen die Teilhabe am Priestertum, Königtum und Prophetenamt Christi.Diese Teilhabe ist nicht nur eine Auszeichnung. Sie soll sich im Alltag der Christen zeigen, ist Berufungund Auftrag (vgl. etwa: Lumen gentium 31; Apostolicam Actuositatem 2,1). Auch wenn sichdie drei Dimensionen christlichen Handelns gegenseitig durchdringen, wird am Ende der Unterrichtsstundeder Versuch unternommen, priesterliche, königliche und prophetische Handlungsweisenjeweils zuzuordnen, damit sich die Schüler Konkreteres darunter vorstellen können.Stundenvorlage (auch als Gruppenstunde verwendbar)StundenzielTeilzieleMaterialDie Schüler haben beispielhaft erarbeitet, wie Christen die Teilhabe am Pries tertum, Königtumund Prophetenamt Christi verwirklichen können.TZ 1: Den Schülern ist bekannt, dass die Taufe für Christen etwas Besonderes ist.TZ 2: Die Schüler kennen einen Teil des religionsgeschichtlichen Hintergrunds der Salbungbei einer Taufe.TZ 3: Die Schüler können beschreiben, welche Grundhaltungen Christen auszeichnen sollen.– Arbeitsblätter für jeden Schüler– Bibeln; im Idealfall in Klassenstärke– Wenn möglich: Chrisam, um den Schülern zu erklären, woraus es besteht, und bei welchenGottesdiensten Chrisam verwendet wird.Lernschritte Lerninhalte Methoden MedienEinstiegL: Was wisst ihr von einer Taufe?Sch: Kirche, Wasser, untertauchen, übergießen, Taufkerze,Taufkleid, Pate, Pfarrer, macht zu Christen, …LSchGVertiefung L: Die Taufe macht Menschen zu Christen. Jeder erhältein Arbeitsblatt. Der Text enthält Hinweise darauf,was die Taufe für einzelne Christen bedeutet. DieLeitfragen sind: Wie alt war der/die TaufbewerberInbei seiner Taufe? Warum wollte er/sie getauft werden?Notiert die Antworten auf dem Arbeitsblatt.Jeder arbeitet für sich.EinzelarbeitTZ 1 L bittet Sch, Ergebnisse mitzuteilen. LSchGVertiefungL: Die Taufe wird mit Wasser gespendet. Danach werdendie Neugetauften mit Chrisam gesalbt. Die Salbungim Namen Gottes macht eine Auszeichnungdeutlich. Schlagt in der Bibel nach, wer gesalbtwurde. Dazu sind auf eurem Arbeitsblatt einige Bibelstellenangegeben. Jeder erhält eine Bibel. Arbeitetzu zweit, und kontrolliert euch gegenseitig.PartnerarbeitAB in verschiedenenTextversionen unter:www.berufung.orgABBibelnEvtl. Chrisam, um zuerklären, was das istLernschritte Lerninhalte Methoden MedienTZ 2L: Notiert die Lösungen in euer ArbeitsblattTransfer L: Im alten Israel wurden Könige, Priester und Prophetenmit Öl gesalbt. Dadurch wurde deutlich: Siehaben von Gott einen besonderen Auftrag erhalten.Durch das Neue Testament wird verkündet, dassJesus von Nazareth der Messias ist. Christus ist Priester,König und Prophet in einer Person.LVTAVorschlag zumTA untenTZ 3Ergebnis -sicherungTafelanschriebChristusistPriesterKönigProphetL: Christen werden bei der Taufe gesalbt. Christensind berufen (sie sollen), priesterlich, königlich,prophetisch zu handeln. Wie zeigt sich das? Was tutein guter Priester, ein guter König, ein guter Prophet?Sch machen Vorschläge und werden angeregt zusystematisieren: Gott dienen…/für Frieden sorgen…/Unrechtanprangern…Christsein im AlltagChristensindpriesterlichköniglichprophetischLSchGTALSchGTADie Schüler sichern das AB und den TA in ihrem Heft Hefteintrag ABTAHeftBeispiele für entsprechendesHandelnOliver Schmidt, zusammengestellt aus Anregungen der Jahreskonferenz <strong>Berufungspastoral</strong>Vorlagen für Arbeitsblätter können unter www.berufung.org heruntergeladen werden.


44 BerichtBericht 45Hochseilgarten: Wage es! Es gibt einen, der dich hält!Ein Bericht vom Katholikentag„Einfach nur toll” oder „Da war ich mir ganz sicher” lauten zwei von zahlreichenbegeisterten Kommentaren. Sie stammen von Jugendlichen, die im Hochseilgartendes <strong>Zentrum</strong>s für <strong>Berufungspastoral</strong> (ZfB) erleben durften, dass eseinen gibt, der sie hält. Hunderte Jugendliche konnten beim Angebot des ZfBim Jugendzentrum des 98. Deutschen Katholikentags solch eine Erfahrungmachen. Das Angebot hat dabei bewiesen, dass <strong>Berufungspastoral</strong> geradeauch jugendpastoral Akzente setzt.Acht Tonnen schwer und acht Meter hoch. Die Dimensionendes mobilen Hochseilgartens sind beeindruckend. Mit diesemspektakulären Gerät ermöglichte das ZfB den Jugend lichenGrenzerfahrungen zwischen Himmel und Erde. An zwölfverschiedenen, aber stets schwindelerregenden Stationenging es darum, „den auf dem Hochseilgarten erlebten Aufbruchauf das eigene Leben und auf die eigene Berufung zureflektieren“, fasst Bernhard Waltner, Diözesanstelle Berufeder Kirche Augsburg, die pastorale Dimen sion des Angeboteszusammen, das Spiritualität und Erlebnispädagogik in einerganz besonderen Weise miteinander verbindet. Davon überzeugtesich auch der Freiburger Erzbischof Robert Zollitschbei seinem persönlichen Besuch am Hochseilgarten der <strong>Berufungspastoral</strong>.Mit seiner Einschätzung liegt Bernhard Waltner auf einer Linie mit dem Bochumer PastoraltheologenMatthias Sellmann. Der Lehrstuhlinhaber weist im Kontext derartiger Angebote darauf hin, dass „diemenschliche Existenz eingespannt ist zwischen die Höhe geistlicher Berufungen und die Tiefe desnie ganz vermeidbaren Scheiterns“. Um dieses Scheitern jedoch so gut wie möglich zu vermeiden,begleitete das ZfB zusammen mit zahlreichen Helferinnen und Helfern aus der <strong>Berufungspastoral</strong> dieJugendlichen vor und nach ihrem Klettererlebnis. Um das Erlebte zu vertiefen, waren darüber hinausam Boden und im Hochseilgarten selbst Bibelzitate angebracht, die zum weiteren Nachdenken anregten.Zu sämtlichen Stationen gab es geistliche Impulse. An der Seilbrücke des mit 13 mal 13 MeterGrundfläche imposanten Gerätes war beispielsweise zu lesen: „Er lässt mich schreiten auf den Höhen.“(Hab 3,19) An der Kletterwand war der Satz aus dem ersten Buch Samuel angebracht: „Die Wankendenaber gürten sich mit Kraft.“ (1 Sam 2,4)Mithilfe des mobilen Hochseilgartens gelang es, die Jugendlichen mit allen Sinnen anzusprechen.Sie konnten die Konsequenzen aus ihrem Handeln unmittelbar und auf spannende, aber dennochgänzlich ungefährliche Art und Weise erfahren. Sie wurden sich ihrer Fähigkeiten undGrenzen, ihrer Stärken und Schwächen bewusst. Ein besonderes Element stellten außerdem einigeder Hochseilgartenhindernisse dar, die gemeinschaftlich überwunden werden mussten.Durch diese erlebnispädagogischen Erfahrungen wurde insbesondere auch ein positives Klimafür das Erkennen und Reflektieren der eigenen Berufung geschaffen, was in zahlreichen Gesprä -chen mit MitarbeiterInnen aus den Diözesanstellen Berufe der Kirche sowie mit Ordensleutenvertieft wurde.Der Hochseilgarten bot darüber hinaus eine Möglichkeit, in – aus Jugendsicht – „angesagter“ Weiseals institutionalisierte <strong>Berufungspastoral</strong> im Jugendzentrum des Katholikentags wahrgenommen zuwerden. Szene- und milieugerecht gelang dies durch und durch. Unterstützt wurde diese ebenfallswichtige Funktion des Angebots durch die Medienarbeit während der gesamten Veranstaltung. Nichtzuletzt dank Carsten Leinhäuser, Diözesanstelle Berufe der Kirche Speyer, konnten beispielsweisespannende und schnell geschnittene Kurzclips produziert werden, die im Internet (Home page desZfB sowie YouTube) abrufbar sind und während der Veranstaltung bereits auf Bildschirm und Leinwandim Jugendzentrum sowie am Kirchenmeilenstand des ZfB gezeigt werden konnten. An beidenOrten lag außerdem Infomaterial über die geistlichen Berufe und kirchlichen Dienste aus.SWR3, das Privatradio RPR1, der Fernsehsender RTL mit Br. Paulus Terwittesowie das katholische Institut für publizistischen Nachwuchs (IfP)stellten genauso wie zahlreiche Printmedien Beiträge her, die das Hochseilgartenangebotdes ZfB thematisierten. So konnten zusätzlich zu denneugierigen Zuschauern am Hochseilgarten im Jugendzentrum nochviele weitere Menschen vom Thema <strong>Berufungspastoral</strong> erfahren.Den jugendlichen Kletterern wird all das reichlich egal sein – anders als die unvergesslichenMomente im Klettergarten, die beim ein oder anderen auch das Erkennen der persönlichen Berufunggefördert haben.Alexander Preker


46BerichtBericht 4761 offene Türen – Tag der Klöster im Bistum Münster„Wie schaffen wir es, junge Menschen in Kontakt mit Ordenschristen zu bringen?“Darum ging es bei einem Treffen des Arbeitskreises „Jugend und Orden“ im BistumMünster. In dieser Runde kommen, auf Einladung der Diözesanstelle Berufe der Kirche,Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Ordensgemeinschaften zusammen, umsich über Themen der <strong>Berufungspastoral</strong> auszutauschen und gemeinsame Aktionenzu planen. Das Durchschnittsalter der Ordensmitglieder in Deutschland steigt stetig.Die Zahl der Mitglieder sinkt. Immer mehr Niederlassungen und Konvente werden geschlossen.Waren sie bislang noch häufig in kirchlichen Krankenhäusern und Schulen,in Pfarrgemeinden oder einfach auf der Straße präsent, sieht man sie heute vielerortsnicht mehr. Die Angebote und Einladungen der Gemeinschaften werden oft als sehrspeziell wahrgenommen. Es kostet junge Menschen Mut, sich als Einzelne zum Beispielfür eine Wochenendveranstaltung in einem Kloster anzumelden.Unser Ziel war es daher, ein niederschwelliges Angebot zu schaffen, das einen Einblick indas Leben der bewussten Jesus-Nachfolge ermöglicht. Aufgrund der positiven Resonanz,die Veranstaltungen wie der Tag der offenen Museen oder die Nacht der offenen Kircheerreichen, kam die Idee auf, bistumsweit einen Tag der offenen Klöster durchzuführen.Und warum sich dabei auf Jugendliche und junge Erwachsene beschränken? Sicherhaben auch Menschen aus anderen Altersgruppen Informationsbedarf und Lust, maleinen Blick hinter Klostermauern zu tun. In der Diözese Aachen hatte es einen solchenTag schon zwei Mal gegeben, sodass wir in der Planung auf Erfahrungen und Vorlagenzurückgreifen konnten.Vonseiten der Bistumsleitung und des Ordensrates bekamen wir volle Unterstützungfür unser Vorhaben. In Zusammenarbeit mit dem Ordensreferat konntenwir in die Planung und Umsetzung einsteigen. Da diese Stelle im Bistum Münsterauch für die Säkularinstitute und Neuen geistlichen Gemeinschaften zuständigist, wurden diese ebenfalls einbezogen – wohlwissend, dass die Bezeichnung„Kloster“ für ihre Lebensform nicht die treffendste ist.Insgesamt haben schätzungsweiserund 2000 Menschen am Tag deroffenen Klöster teilgenommen, unterihnen Personen aus unterschiedlichsten Altersgruppen. Zahl reiche Familienund Jugendliche kamen andie sem Tag in die Klös ter. Einige Besucherhatten sich mithilfe des Programmhefteseine regelrechte Kloster -tour aus gearbeitet, für die sie auchweitere Autofahrten in Kauf nahmen.Manche Klöster konnten mehrere HundertPersonen begrüßen. Generell warfestzustellen, dass die großen Klös ter undOrdensgemeinschaften über eine stärkereAnziehungskraft als kleine Konventeverfügen. Den noch waren auch die wenigerstark besuchten überwiegend zufrieden,weil sie in einer guten Atmosphä reihr Ordensleben vorstellen konnten und eszu einem geistlichen Austausch kam.Häufig wurde mit den Gästen außerdem auch überdie Außen wahrnehmung der Gemeinschaften gesprochen. Dabeimussten einige feststellen, dass sie – entgegen ihrer eigenen Annahme – dochrecht verschlossen wirken. Unter den Besuchern waren auch einige, die sich mit dem Gedankendes Eintritts in eine Ordensgemeinschaft tragen und diesen Tag zur persönlichen Information nutzten.So sind während des Tages der offenen Klös ter Kontakte entstanden, aus denen sich tiefergehendeGesprächsprozesse ergeben haben. Auch baten Jugendliche im Nachhinein darum, einige Tage inGemein schaften mitleben zu dürfen, um Klarheit darüber zu gewinnen, welcher Orden der Richtigefür sie ist.Insgesamt 61 Gemeinschaften folgten schließlich unserem Aufruf und waren bereit, sich miteinem von ihnen frei gewählten Angebot an der Premiere zu beteiligen. Einige Gemeinschaftenluden schon frühmorgens zur Teilnahme am Morgenlob oder einem meditativen Spaziergangdurch den Klos tergarten ein. Viele boten tagsüber Kirchen- und Klosterführungen, Gesprächskreiseund gemein same Mahlzeiten an. Bis spät in der Nacht gab es die Möglichkeit, den Tag miteinem gemein schaft lichen Gebet zu beenden. Alle Programmpunkte wurden außerdem ineinem Heft zusammengefasst, in dem die teilnehmenden Ordensgemeinschaften nach Bistumsregionensortiert aufgeführt waren.Die Lokalpresse und einige überregionale Zeitungen haben sehr umfangreich über dieVeranstaltung und die einzelnen Gemeinschaften berichtet. Schon im Vorfeld hattensie uns mit Artikeln geholfen, den Tag bekannt zu machen und zur Teilnahme einzuladen.Auch das WDR-Fernsehen, Radio Kiepenkerl und das Internetportal Kirchensitehaben dem Tag einen großzügigen Platz eingeräumt. Es ist ein Erfolg, dass das Themades geistlichen Lebens so in der Öffentlichkeit platziert werden konnte.Michael Rupieper


48 BerichtBericht49<strong>Berufungspastoral</strong> mittendrinMinistrantenwallfahrt der Nordwest-BistümerDein KreuzÄrgernis, Torheit, Wahnsinn…Und trotzdem…Leuchtturm im NebelSignalfeuer, das Richtung weistOrientierung im SturmLichtstrahl in der FinsternisWarnung vor KlippenWegweiser zum ZielLeuchtfeuer der LiebeBernhard Zottmann„Gemeinsam zu singen,zu beten und so denGlauben teilen zu können,macht mir Spaß.“Jugendliche und Kirche: „Geht gar nicht.“ OderJugendliche und Kirche: „Passt das heutzutagenoch zusammen?“ Jugendliche und Kirchemüs sen sich keineswegs widersprechen. Dasbewiesen 10.000 TeilnehmerInnen der zweitenNordwestdeutschen Ministrantenwallfahrtnach Keve laer am 16. Juni 2012, die damit zumgröß ten Messdienertreffen nördlich der Alpenavancierte. Die MinistrantInnen kamen auszehn Bistümern, darunter u.a. aus zwei nieder -ländischen Bistümern, und konnten auf dieseWeise die Erfahrung machen, als MinistrantenTeil einer Massenbewegung zu sein. „Dankefür euren Dienst, ihr seid nicht ‚Mini‘, ihr seid‚Maxi‘!“, rief Bischof Bode den MessdienerInnenbeim Abschlussgottesdienst auf dem KevelaererRathausplatz zu, der trotz heftigemRegen dennoch zu einem großen Glaubensfestwurde. Auch Bischof Felix Genn war unterden Zelebranten der Heiligen Messe.Programmschwerpunkte waren Spiritualitätund Begegnung. „Ich freue mich darauf, andiesem Tag meinen Glauben mit Gleichaltrigenzu teilen. Gemeinsam zu singen, zu beten undso den Glauben teilen zu können, macht mirSpaß“, so die 17-jährige Lisa. Damit drückt sieaus, was für viele an diesem Tag wichtig war.Die Wallfahrt stand unter dem Motto „Ichglaub an dich!“: eine Botschaft, die Vertrauen


50BerichtBericht 51schaffe, wie Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück,der ebenfalls unter den Teilnehmernwar, die Wahl des Slogans begründete.Bereits am Morgen kamen die MinistrantInnenin den Vororten Kevelaers zusammen und pilgertenvon dort in einer Sternwallfahrt in denOrt. Nach der Ankunft in Kevelaer versammeltensich die MinistrantInnen zunächst zumMittagsgebet. Anschließend erwarteten dieTeilnehmerInnen verschiedenste Angebote:Entdeckungstouren, Gesprächsrunden, Musikusw.Am gut besuchten Informationsstand „Berufeder Kirche“ konnte man sich u.a. neben einemlebensgroßen Bild von Papst Benedikt fotografierenlassen oder auch Bibelworte ziehenund sich durch diese anregen lassen. Im Pries -terhaus des Wallfahrtsortes boten Verantwort -liche der <strong>Berufungspastoral</strong> der NRW-Diözesenund der Orden Workshops rund um das ThemaBerufung an: Berufung: Entschieden oder unentschieden– wofür lebe ich?/Klarer sehenmit Klara von Assisi/„Schock Deine Eltern, werd’Priester! – Ein scheinbar verrückter Weg/Lebenswirklichkeitenvon Jugendlichen undKontrapunkte mit der Kirche: Wo stehst Du imStreckennetz deines Lebens? Was bewegtDich? Wohin soll die Reise gehen?/Die Feierder Eucharistie: Messe – wie langweilig! Wasfeiern wir da eigentlich?/Ordensleben: Als jungerMann im Ordensgewand – Wie lebt es sichin einem Kloster?/Let’s DanKCe. – Beten mitLeib und Seele.Im Workshop „Schock Deine Eltern, werd’ Priester!Ein scheinbar verrückter Weg“ konntenPriesterbilder und das Priestersein in der heutigenZeit diskutiert werden. Obwohl der Workshopim Keller des Priesterhauses stattfand,sprach er eine große Teilnehmerzahl an underhielt den insgesamt größten Zuspruch unterallen Workshop-Angeboten der <strong>Berufungspastoral</strong>.Er sprach dabei sehr unterschiedlichePersonen an, vom 13-jährigen Jungen mit seinerMutter, über einen Jugendlichen mit seinerFreundin bis hin zur Abiturientin, vom Pries terkandidatenbis hin zur Pfarrsekretärin. Vielleichtlag das ja am Plakat: der Titel des Workshopsgeht auf die Werbekampagne „Schockdeine Eltern – Studier Theologie!“ zurück, einSlogan, der basierend auf eigener Erfahrungin der AG Öffentlichkeitsarbeit des Bonner Mentoratsfür Theologiestudierende entwickeltwurde. Er ist im positiven Sinn Pro-Vocation:ganz schnell ist man sowohl mit Befürworternals auch Ablehnenden im Gespräch über dasEigentliche, über Theologie, Kirche, Priesterwerden,geistliche Berufungen.Die Gesprächsgrundlage bildeten die Berufungder ersten Jünger (Mt 4,18–22) und die darauf aufbauende Frage: Was muss ein Menschmitbringen, der sich für einen pastoralen Berufin der Kirche entscheidet? Unter Charaktereigenschaftenwie AUTHENTISCH, FÜHRUNGSSTARK,TEAMFÄHIG, BIBELFEST, HUMORVOLL, FROMM wurdengerade die beiden letzten als wichtig eingestuft.Intensiv wurden in den jeweils 45-minütigenWorkshops die Evangelischen Rätebesprochen: wer heute mit jungen Menschendas Thema Priesterwerden und Priesterseindiskutiert, wird fast immer auch mit Fragen zuden Zulassungsbedingungen konfrontiert.Im Rückblick auf die Kevelaerer Ministrantenwallfahrtzeigen gerade auch die Erfahrungenaus dem Workshop zum Thema der Berufungzum priesterlichen Dienst, dass wir uns durchaustrauen dürfen, an Ministrantentagen undvergleichbaren Aktionen mit dem Thema„Priesterwerden“ und „geistliche Berufung“ offensivumzugehen sowie informativ und werbendpräsent zu sein.Ministrantenwallfahrt ohne Berufungsthematik?Geht gar nicht!Pfarrer Ludwig Kröger, David Grzeschik


52 Eucharistischer KongressMaterialien 53Sie finden die <strong>Berufungspastoral</strong> im Bildungszentrum anGroß St. Martin. Neben diversen Programmangeboten gibtes auch ein Stehcafé. Außerdem wird der Kurzfilm „Ausreißer“regelmä ßig zu sehen sein, der 2005 mit dem Student AcademyAward® („Studentenoscar“) ausgezeich net wurde.Am Freitag, den 7. Juni, treffen sich an Groß St. Martin diePWB-Gemeinschaften aus Bistümern, Regionen und Gemeinden.Jeder kann beten lernen,nicht von heute auf morgen,aber mit Neugier, Übungund ein wenig Geduld.NEUAUFLAGEZeig mir den WegGebete für jeden TagNeuauflage, ca. 130 Seiten,gebundenNr. 520 3,50 €ab 50 Stück: 3,25 €ab 100 Stück 3,00 €ab 150 Stück 2,75 €


54 MaterialienMaterialien 55MinistrantenpastoralGebetsgemeinschaft für geistliche Berufe (PWB) AltarkerzeGröße 600/60 mmNr. 3044 25,00 € StumpenkerzeGröße 225/70 mmNr. 3042 6,50 €Stola mit aufgesticktemPWB-EmblemNr. 3046 150,00 €Mini+. Neue Handreichungfür die Ministranten57 Seiten mit zahlreichen Bildernund Zeichnungen, geheftetNr. 604 1,90 €Jeweils zuzüglich Versandkosten. AnsteckerGröße 25 mm x 15 mmNr. 3040 0,40 €Bronzeplakettevon Egino WeinertVorderseite: BrotvermehrungRückseite: PfingstenNr. 4500 6,10 €Aufnahmefeierfür Ministrantinnenund Ministranten36 SeitenNr. 642 2,30 €MinistrantenausweisStrapazierfähiges Material4 SeitenNr. 506 0,35 €Angebot im Paket:Plakette, Ausweis und Mini+zusammen, Nr. 500 7,50 €Kerzen, Stolen und Anstecker mit dem farbigen PWB-Emblem sollen an das Anliegen des monatlichenGebetstags um geistliche Berufungen erinnern.Alle Materialien können Sie bei Ihrer Diözesanstelle Berufe der Kirche bestellen oder unterwww.berufung.org oder per Post beim <strong>Zentrum</strong> für <strong>Berufungspastoral</strong>.ImpressumHerausgeber:<strong>Zentrum</strong> für <strong>Berufungspastoral</strong>Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz für diePastoral der geistlichen Berufe und kirchlichen DiensteWintererstraße 6, 79104 FreiburgTelefon: 07 61/38906-60,Telefax: 07 61/38906-69E-Mail: info@berufung.orgInternet: www.berufung.orgDirektor: Oliver SchmidtRedaktion: Anselm John, P. Markus Fischer OPLayout und Satz: müllerpluszwo, DüsseldorfHerstellung: Dinner Druck GmbH, SchwanauISSN: 1616-3389Bildnachweis:Titelbild „Kreuzweise“, CorneliaPatschorkeStefan Gruber S. 4Dr. Paulus Decker S. 6, 7, 10, 21, 23,34, 35, 44, 45© istockphoto.com: northlightimagesS. 9, damircudic S. 29, Tina RenceljS. 32, studiocasper S. 33,Erzbischöfliches Ordinariat Freiburgi. Br., Bildarchiv, Aufnahme Chr.Hoppe S. 13, 14, 17© Gerhard Seybert Fotografie S. 36,49, 50, 51© fotolia: ehrenberg-bilder S. 37,shootingankauf S. 38Peter Sauer, Westfälische NachrichtenS. 47

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