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Entwurf Brief an die Kultusministerin - Schulfrei für die Bundeswehr

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In der Praxis sieht das allerdings <strong>an</strong>ders aus. Hier wird der <strong>Bundeswehr</strong> durch <strong>die</strong>Kooperationsvereinbarung eine unserer Meinung nach unzulässige Privilegierungeingeräumt, <strong>die</strong> eindeutig dem " Beutelsbacher Konsens" aus dem Jahre 1976 widerspricht.Im Beutelsbacher Konsens wird in der politischen Bildung einerseits einÜberwältigungsverbot ausgesprochen sowie <strong>an</strong>dererseits ein Kontroversitätsgeboteingefordert. Beides sehen wir durch <strong>die</strong> Kooperationsvereinbarung nicht gewährleistet.Die einseitige Bevorzugung der <strong>Bundeswehr</strong>/der Jugendoffiziere im Unterricht wird u.a.dar<strong>an</strong> deutlich, dass viele Schulleiter schon Monate im Voraus Termine für Vorträge undVer<strong>an</strong>staltungen mit den Wehr<strong>die</strong>nstberatern ausmachen, ohne das Kollegium vorab zuinformieren oder zu fragen.Ein weiteres Beispiel der einseitigen Bevorzugung der <strong>Bundeswehr</strong>/der Jugendoffiziere zeigtsich in der Ausbildung von Lehramts<strong>an</strong>wärtern. Aus der Antwort des Kultusministeriums vom22. März 2011 auf <strong>die</strong> Kleine Anfrage des Abgeordneten Christoph Bayer, SPD, geht hervor,dass <strong>die</strong> Jugendoffiziere der <strong>Bundeswehr</strong> in den Jahren 2007 bis 2010 vieleAusbildungsver<strong>an</strong>staltungen <strong>an</strong> den Staatlichen Seminaren für Didaktik und Lehrerbildungdurchgeführt haben. Die Mehrzahl der Ver<strong>an</strong>staltungen war für <strong>die</strong> Lehramts<strong>an</strong>wärterverpflichtend.In dem gleichen Zeitraum hat keine Fortbildungsver<strong>an</strong>staltung mit Friedensorg<strong>an</strong>isationenstattgefunden (siehe Schreiben vom 22.3.2011).Durch <strong>die</strong> Aussetzung der Wehrpflicht muss <strong>die</strong> <strong>Bundeswehr</strong> verstärkt um Freiwilligewerben, um <strong>die</strong> aus dem Dienst scheidenden Zeit- und Berufssoldaten zu ersetzen. Für<strong>die</strong>se Werbung ist <strong>die</strong> Schule das ideale Betätigungsfeld der Wehr<strong>die</strong>nstberater, <strong>die</strong> bereitsheute <strong>die</strong>se Aufgaben übernehmen und im Unterricht für den Dienst in der <strong>Bundeswehr</strong>werben. Die Jugendoffiziere werben indirekt für den Dienst in den Streitkräften, da sie inUniform vor <strong>die</strong> Klasse treten und den Dienst in der Armee positiv darstellen. Aus unsererErfahrung heraus werden dabei <strong>die</strong> tatsächlichen Kriegserlebnisse, wie das Töten vonMenschen im Krieg, außer Acht gelassen. Auch <strong>die</strong> posttraumatischen Belastungsstörungen,mit denen viele deutsche Soldaten aus den Ausl<strong>an</strong>dseinsätzen zurückkehren, werden imUnterricht nicht thematisiert. Damit wird den Schülerinnen und Schülern ein idealisiertes Bildvom Dienst in der Armee gespiegelt, das nicht der Realität entspricht.Das Thema Friedenserziehung ist im Koalitionsvertrag festgehalten, aber bisl<strong>an</strong>g noch nichtmit Inhalt unterfüttert. Es gehört zum Kern des Bildungsauftrags des L<strong>an</strong>des Baden-Württemberg, dass <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler in einer solch existentiellen Frage wie dernach Krieg und Frieden nicht nur <strong>die</strong> Anschauung derer kennen lernen, <strong>die</strong> in Uniform vorihnen stehen. Die Friedensbewegung hat eine <strong>an</strong>dere Auffassung von Friedenssicherungund Konfliktbewältigung. Sie hat Konzepte zur gewaltlosen Konfliktbearbeitung und -lösungerarbeitet, <strong>die</strong> von einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung geteilt werden und <strong>die</strong> imUnterricht dargestellt werden sollten.Die Friedensorg<strong>an</strong>isationen in Baden-Württemberg wollen auch keine eigeneKooperationsvereinbarung. Das hat einen einfachen Grund. Wir haben nicht <strong>die</strong> personelle,materielle fin<strong>an</strong>zielle Ausstattung, um ein Gegengewicht zu den Jugendoffizieren bilden zukönnen. Allein der Etat für <strong>die</strong> Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Bundeswehr</strong> wurde <strong>die</strong>ses Jahr von12 auf 27 Millionen Euro erhöht.Vor der L<strong>an</strong>dtagswahl in Baden-Württemberg am 27. März 2011 haben wir mit denBildungspolitikern von Bündnis90/Die Grünen und der SPD Gespräche über <strong>die</strong> Kündigungder Kooperationsvereinbarung im Falle eines Wahlsieges geführt. In <strong>die</strong>sen Gesprächenwurde uns sehr klar signalisiert, dass im Falle eines Wahlsieges <strong>die</strong> Kündigung derKooperationsvereinbarung erfolgen soll.Der ehemalige Spitzenk<strong>an</strong>didat der SPD und heutige Fin<strong>an</strong>zminister Nils Schmidveröffentlichte <strong>die</strong>se Sichtweise in einer Stellungnahme am 04.02.2011: "Zwar ist der

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