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Nie allein gelassen - Frau zu Frau

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<strong>Nie</strong> <strong>allein</strong><br />

<strong>gelassen</strong><br />

In wenigen Sekunden kann sich das Leben komplett<br />

ändern. Durch<br />

Verwundung und Tod. Für die Kameradinnen und<br />

Kameraden heißt es sensibel sein, helfen, die<br />

Einzigartigkeit jedes Falles erkennen.<br />

Mittwoch. Morgens. Irgendwo in Köln. Edelgard R.* steht unter der Dusche; das Radio dudelt. „Zuerst hörte ich: Anschlag auf<br />

die Bundeswehr in Kabul. Eine halbe Stunde später war es Kunduz. Da hatte ich diese Intuition – mach' schnell“, schildert die<br />

Journalistin ihre Erinnerungen an diesen bis dahin normalen Tag.<br />

„Irgendwann klingelte es, und ich sah das rote Barett durch den Türspion. Mir blieben nur zwei Möglichkeiten. Tür aufmachen<br />

oder nicht“, erinnert sich die Mutter von Mischa M.* Ihr 29-jähriger Sohn starb am 27. August in der Nähe des nordafghanischen<br />

Kunduz an den Folgen seiner schweren Verlet<strong>zu</strong>ngen. Der Hauptfeldwebel vom Fallschirmjägerbataillon 263 aus Zweibrücken<br />

war auf Patrouille, als sein gepanzerter Wolf auf eine Sprengstofffalle der Taliban fuhr. In Köln öffnet Edelgard R. zögernd die<br />

Tür. An die Reaktion des Oberstleutnants, Militärdekans und des Truppenpsychologen erinnert sie sich bis heute genau: „Sie<br />

haben mit mir geredet, meine Hände genommen, sind einfach bei mir gewesen. Das hilft.“<br />

Selbstlos geholfen hat auch Hauptfeldwebel Hans-Jürgen Natter. Der 35-Jährige kommt aus der selben Kompanie wie Mischa<br />

M. „Wir kannten uns gut. Ich sah mich da einfach in der Pflicht, das Bestmögliche für die Familie <strong>zu</strong> tun“, blickt Natter <strong>zu</strong>rück.<br />

Er überbrachte der Freundin die schockierende Todesbotschaft. Es gab keinen anderen, der das so schnell machen konnte.<br />

Innerhalb einer Viertelstunde saß er im Auto. Danach fuhr der Vertreter des Kompaniefeldwebels nach Köln und kümmerte sich<br />

um Mischas Familie. „Er war permanent an meiner rechten Seite, mein Mann an meiner linken. Das hat mir unheimlich<br />

geholfen“, beschreibt Edelgard R. die Hilfe.<br />

Vom ersten tröstenden Gespräch, über die Ankunft des Sarges in Köln-Wahn, die Trauerfeier in Zweibrücken bis hin <strong>zu</strong>r<br />

Beiset<strong>zu</strong>ng in Köln – Natter war immer da. „Ich bin Trauernder, Organisator und Seelsorger in einer Person, das belastet<br />

natürlich. Zumal der Tod Mischas auch an mir nicht spurlos vorbei ging.“<br />

„Wer sein Leben und seine Gesundheit für die Sicherheit dieses Staates einsetzt, den dürfen wir nicht in Hinblick auf die<br />

Versorgung vertrösten, sondern dem müssen wir eine berufliche Perspektive bieten“, stellt Verteidigungsminister Franz Josef<br />

Jung klar. Für Zeitsoldaten bedeutet dies, dass sie beispielsweise Berufssoldaten werden können. Vorausgesetzt sie sind – wenn<br />

auch mit gesundheitlichen Einschränkungen – dienstfähig.<br />

„Vielen hilft das Gefühl, gebraucht <strong>zu</strong> werden und weiterhin einer befriedigenden Arbeit nachgehen <strong>zu</strong> können“, erklärt<br />

Regierungsamtsrätin Kirsten Wicke (40). Manchmal sei dies jedoch nicht möglich. „Aktive Soldaten erhalten im Falle einer<br />

Wehrdienstbeschädigung die Leistungen der Beschädigtenversorgung allerdings erst, wenn diese dauerhaft über sechs Monate<br />

vorliegt.“ Dabei werde abhängig von der Beeinträchtigung ein Ausgleich mindestens in Höhe der Grundrente nach dem<br />

Bundesversorgungsgesetz gezahlt.<br />

Hauptfeldwebel Boris Schmuda ist so ein Fall. Der 33-jährige Feldjäger wurde im vergangenen Jahr Opfer eines Anschlages im<br />

afghanischen Kunduz. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich im Mai 2007 auf einem Basar in die Luft und tötete dabei drei<br />

Bundeswehrangehörige. Schmuda wurde schwer verletzt nach Deutschland ausgeflogen. Die Narben an seinen Beinen zeugen bis<br />

heute von der Brutalität des Terroraktes. Nachdem feststand, dass sein Gehör nicht mehr vollständig hergestellt werden konnte,<br />

erhielt er den Nachweis, <strong>zu</strong> 30 Prozent wehrdienstbeschädigt <strong>zu</strong> sein: „Das Antragsverfahren ging völlig unproblematisch und vor<br />

allem schnell über die Bühne.“<br />

Heute sitzt der Berufssoldat wieder an seinem alten Arbeitsplatz als Rechnungsführer beim Feldjägerbataillon 152 in<br />

Hannover. Er habe in vielerlei Hinsicht Glück gehabt, meint Schmuda und strahlt seine <strong>Frau</strong> Dorothee an. Sie saß an seiner Seite,


als er fünf Tage nach dem Anschlag im Koblenzer Bundeswehrzentralkrankenhaus aus dem Koma erwachte. Und noch jemand<br />

war da: „Meine Kameraden.“ Sie waren es, die die Stellung hielten, wenn Schmudas Familie Kraft tanken musste. Auch Seth<br />

Kirsch war sofort <strong>zu</strong>r Stelle. „Er hat sich über alle Maßen um uns gekümmert“, lobt Schmuda den Stabsfeldwebel dankbar. Der<br />

48-Jährige ist der stellvertretende Leiter des Familienbetreuungszentrums (FBZ) Lahnstein und baute das psychosoziale Netzwerk<br />

am Hospital vor vier Jahren mit auf. Seine Aufgabe ist es, für das Wohlergehen der Familien in einer solchen Lebenslage <strong>zu</strong><br />

sorgen: „Aber da die Bataillonsangehörigen ebenfalls über Wochen da waren, wurden sie selbstverständlich auch betreut.“ Sein<br />

Fazit: „Die Kameradschaft hat eine neue Qualität bekommen.“<br />

„Wenn einem etwas passiert, merkt man plötzlich, dass die Bundeswehr tatsächlich eine große Familie ist. Jeder setzt sich für<br />

den anderen ein“, freut sich Boris Schmuda. Frank Schüssl (48) vom Sozialdienst der Bundeswehr formuliert es so: „Gesetze sind<br />

eine Sache, menschliche Betreuung ist eine andere.“ Der Regierungsamtmann vom Bundeswehr-Dienstleistungszentrum<br />

Homberg/Efze ist Sozialberater.<br />

Der Sozialdienst bietet den Angehörigen der Bundeswehr sowie deren Familien Beratung und Unterstüt<strong>zu</strong>ng in allen sozialen<br />

Angelegenheiten an. Auch Versorgungsempfänger, Rentner und Hinterbliebene können diesen Service nutzen. „Der Sozialdienst<br />

war schon immer eine wichtige Einrichtung, aber speziell für die Auslandseinsätze sind wir unverzichtbar“, berichtet der 48-<br />

Jährige. Er und sein Team sind Experten in allen Fragen rund um die soziale und finanzielle Absicherung. Der Sozialdienst bietet<br />

daher auch Unterricht im Rahmen der Einsatzvorbereitung an. Nicht müde werden die Mitarbeiter des Sozialdienstes, die<br />

Soldaten immer darauf hin<strong>zu</strong>weisen, vor dem Einsatz Ordnung in ihre Unterlagen <strong>zu</strong> bringen – von der Kontovollmacht für den<br />

Ehepartner bis hin <strong>zu</strong>m Testament.<br />

Im Ernstfall werden es ihnen die Hinterbliebenen danken. Denn man kann nicht gleichzeitig organisieren und trauern. Mehr als<br />

einmal haben sie die Mitarbeiter des Sozialdienstes in diesen schweren Stunden begleitet. Im Rahmen der Fürsorge übernimmt die<br />

Bundeswehr die Kosten der Bestattung. Der Sozialdienst unterstützt die militärischen Einheiten bei der Organisation der<br />

Trauerfeiern. Wenn eine Familie <strong>zu</strong>r offiziellen Trauerfeier weit anreisen muss, fahren auch manchmal Mitarbeiter des<br />

Sozialdienstes mit.<br />

Hausbesuche, Gespräche am Krankenbett sowie stets ein offenes Ohr stehen auf der Tagesordnung. Frank Schüssl spricht in<br />

diesem Zusammenhang gerne vom „kommunikativen Netzwerk der Hilfe“. Gemeint sind die kurzen Wege <strong>zu</strong> anderen<br />

Dienststellen, das Vorspracherecht bei den Vorgesetzten und vor allem, dass alle <strong>zu</strong>m Wohle der Soldaten und ihrer Angehörigen<br />

an einem Strang ziehen. Wie ein roter Faden zieht sich diese Arbeitsphilosophie durch alle Bereiche der Bundeswehr.<br />

„Wir sind“, erklärt Udo Nawratil, „keine Krämerseelen. Im Gegenteil. Wir versuchen, auch in Grenzfällen die bestmögliche<br />

finanzielle Versorgung der Soldaten und ihrer Familien <strong>zu</strong> gewährleisten“. Der 64-Jährige ist auf der Hardthöhe innerhalb der<br />

Abteilung Personal, Soziales und Zentrale Angelegenheiten (PSZ) im Referat für Soldaten- und Beamtenversorgung (PSZ III 3)<br />

mit einigen anderen Kollegen für dieses Sachgebiet <strong>zu</strong>ständig. Verantwortung tragen, informieren und helfen ist in jedem Fall die<br />

Marschrichtung. „Natürlich kann nichts einen geliebten Menschen ersetzen, aber es ist für die Soldaten immens wichtig <strong>zu</strong><br />

wissen, dass ihre Familien im Notfall ausreichend versorgt sind“, bekräftigt Nawratil. Er verweist auf eine Broschüre des<br />

Verteidigungsministeriums mit dem Titel „Wichtige Hinweise <strong>zu</strong>r finanziellen und sozialen Absicherung bei besonderen<br />

Auslandsverwendungen“. „Dort wird alles haarklein erklärt. Jeder Soldat bekommt sie, bevor er in den Einsatz geht“, betont der<br />

Beamte.<br />

Beim Durchblättern des rund 70 Seiten starken Info-Blattes wird schnell klar, dass der Gesetzgeber auf die Risiken einer<br />

Armee im weltweiten Einsatz umfassend reagiert hat. So verweist der Oberamtsrat auf das am 18. Dezember 2007 in Kraft<br />

getretene Einsatz-Weiterverwendungsgesetz.<br />

Nicht nur <strong>zu</strong> Hause stehen Experten den Soldaten <strong>zu</strong>r Seite. Vor dem Hintergrund steigender Einsatzbelastung sind im Ausland<br />

vor allem Truppenpsychologen und Militärseelsorger sowie Vorgesetzte gefordert. „Ihr seid nicht <strong>allein</strong>“, immer und immer<br />

wieder sagt Regierungsrätin Sibylle Dunker den Soldaten diesen Satz. Die 32-Jährige ist Truppenpsychologin. 2005 war sie in<br />

Bosnien, vergangenes Jahr in Afghanistan: „Von Mazar-e-Sharif habe ich ein gutes Dutzend Dienstreisen durch das Land<br />

gemacht.“ „Ich biete sofort nach einem belastenden Ereignis Hilfe an“, betont die Truppenpsychologin. Wichtig sei, den<br />

Betroffenen nahe <strong>zu</strong> bringen, was in ihrem Inneren vorgehen könne, ohne dabei Angst <strong>zu</strong> machen. Der größte Fehler wäre es,<br />

persönliche Probleme tot<strong>zu</strong>schweigen. In Gruppengesprächen lernen die Betroffenen, dass ihre Reaktion auf das Geschehene<br />

normal sei. Thema sind auch mögliche posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) nach dem Einsatz sowie weitere<br />

Stressfolgeerkrankungen.<br />

Zwar sei sich jeder, der in den Einsatz gehe darüber im Klaren, dass ein Risiko bestehe, körperlich wie auch seelisch verwundet<br />

<strong>zu</strong> werden, so Dunker. Doch erst wenn dieser Fall wirklich eintritt, liegen die Nerven blank. Das sind Angriffe auf die Seele.<br />

Diese direkte Konfrontation mit Verwundung und Tod stellt die Psyche auf eine harte Probe.<br />

Generell gingen die Truppenpsychologen zeitgleich mit der Führung ins Einsatzland und blieben dort bis <strong>zu</strong>m<br />

Kontingentwechsel, erklärt Oberstleutnant der Reserve Claudia Stade. Als Truppenpsychologin war sie zweimal in Afghanistan<br />

und bereitet sich gerade auf ihre vierte Auslandsmission vor. „Es ist ungeheuer wichtig, dass wir die komplette Zeit mit von der


Partie sind. Sonst bekommt man nicht die Chance, sich mit den Menschen vertraut <strong>zu</strong> machen und sie richtig kennen <strong>zu</strong> lernen“,<br />

betont die 48-Jährige.<br />

Inzwischen gibt es für die Soldaten eine weitreichende psychologische Betreuung. „Um das <strong>zu</strong> gewährleisten, arbeiten<br />

Sanitätsdienst, Psychologischer Dienst der Bundeswehr, Sozialdienst der Bundeswehr, Militärseelsorge sowie die Truppe in<br />

einem psychosozialen Netzwerk <strong>zu</strong>sammen“, fügt Sibylle Dunker hin<strong>zu</strong>. Wie gut das funktioniert, bestätigt Boris Schmuda. Der<br />

Hauptfeldwebel erinnert sich noch gut, wie es war, als er aus dem Koma erwachte und erfahren konnte, dass er nicht <strong>allein</strong>e mit<br />

der Situation fertig werden musste.<br />

Während der Feldjäger in Koblenz behandelt wurde, versuchten seine Kameraden in Kunduz mit dem Trauma fertig <strong>zu</strong><br />

werden. „Wir waren anfangs wie gelähmt“, räumt Zbigniew Mlak ein. Der 38-jährige Pfarrer war <strong>zu</strong> dem Zeitpunkt des<br />

Anschlags als katholischer Militärseelsorger vor Ort. Gemeinsam mit dem Chef des Stabes musste er den Angehörigen die<br />

Nachricht vom Tod der Kameraden überbringen: „Ich glaube, ich habe das ganz professionell gemacht, aber danach war ich selbst<br />

wie ausgebrannt.“ Tränen seien geflossen. Keiner habe sich ihrer geschämt: „Wir sind alle näher <strong>zu</strong>sammengerückt.“ Der Anblick<br />

der drei Särge vor der Kulisse des Hindukuschs – nie wird Mlak ihn vergessen. „Aus meinem Glauben heraus weiß ich, dass ich<br />

diese drei Männer wiedersehen werde.“<br />

Seine festgefügte Werteordnung und der darin verankerte Glaube helfen auch Rudolf Schirmer beim Verarbeiten dieses<br />

Anschlages. Als Reserveoffizier gehörte der Regierungsoberinspektor <strong>zu</strong>r Einsatzwehrverwaltung: „Ich habe die<br />

Truppenverwaltung geleitet.“ Einer der drei getöteten Soldaten gehörte <strong>zu</strong> seinem Team. Ein anderer der getöteten Kameraden<br />

war ein Studienkollege. Der schwer verletzte Hauptfeldwebel Schmuda war an diesem Tag für den 44-Jährigen eingesprungen,<br />

weil er selbst überraschend krank geworden war.<br />

Was dann geschah, wird er nie mehr vergessen: „Plötzlich Alarm. Schnell war klar, es ist keine Übung. Ein Blick ins Gesicht<br />

des Kompaniechefs: ,Rudi, ich muss dir etwas sagen.‘ Im Büro erfuhr ich, wen es getroffen hatte – meine Männer. In diesem<br />

Moment hält man sich fest an Familie, Glaube und Kameradschaft.“ Die Angehörigen seiner Einheit mussten informiert werden.<br />

Nichts und niemand könne einen darauf vorbereiten. Rudolf Schirmer entscheidet sich für das dienstliche Prozedere. Feste Rituale<br />

als Quelle der Kraft in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist: „Ich habe antreten lassen und die Namen bekannt gegeben.“<br />

Anschließend hätten sie die Stühle im Halbkreis aufgestellt und gebetet. Keiner sollte <strong>allein</strong> sein. Schirmer machte sich viele<br />

Vorwürfe. In der Heimat muss Boris Schmuda das damals gespürt haben: „Boris hat mich vom Krankenhausbett aus angerufen<br />

und gesagt: ,Ich bin wieder da‘.“<br />

Jeder geht anders mit einem Schicksalsschlag um. Wichtig sei jedoch, dass jemand da ist, der <strong>zu</strong>hört, erzählt Jürgen Peter<br />

Stahlhut (44). Der evangelische Militärseelsorger weiß, dass Soldaten in solchen Situationen reden müssen: „Man muss ihnen<br />

dabei die Chance geben, sagen <strong>zu</strong> können, was für sie persönlich das Allerschlimmste gewesen ist.“ Nur so könnten sie das<br />

Erlebte langsam verarbeiten. Gruppengespräche würden <strong>zu</strong>dem dafür sorgen, dass sich im Kopf der Betroffenen keine falschen<br />

Bilder festsetzten.<br />

Die Seele kann schlimmer verletzt werden als der Körper, hat Oberstleutnant Peter Gorski (51) mehr als einmal festgestellt.<br />

Seit über sechs Jahren arbeitet der Diplom-Pädagoge als Dozent im Bereich „Menschenführung, Betreuung und Fürsorge“ beim<br />

Zentrum Innere Führung in Koblenz: „Wir bilden hier die Vorgesetzten im Stress- und Belastungsmanagement aus, die in den<br />

Einsatz gehen sollen.“ Also: Wer sich bereits in der Einsatzvorbereitung mit den schweren möglichen Belastungen<br />

auseinandersetzt, die beispielsweise bei Anschlägen aber auch bei Verwundung und Verlust eines Kameraden auftreten, wird<br />

sensibilisiert und kann im Einsatz eher mit diesen umgehen. „Die wohl schwierigste Aufgabe ist das Überbringen einer<br />

Todesnachricht“, meint Gorski. Er selbst musste schon einmal Angehörigen diese traurige Botschaft übermitteln. Dies sollte nie<br />

ohne die Begleitung eines Seelsorgers stattfinden. Für die meisten sei das eine große Stütze.<br />

„Vorgesetzte leiden darunter, einen Soldaten verloren <strong>zu</strong> haben. Sie fühlen sich hilflos, schließlich wollen sie die Hand<br />

schützend über alle Untergebenen halten“, erklärt Psychologin Ulrike Beckmann (52). Daher solle, „auch wenn die Überbringung<br />

einer Todesnachricht immer Vorrang vor allen Aufgaben hat“, immer noch Zeit für die persönliche Vorbereitung und Absprachen<br />

zwischen den beiden Übermittlern bleiben.<br />

Edelgard R. gibt der Bundeswehr keine Schuld an dem Tod ihres Sohns. „Mischa war ein Soldat aus Leidenschaft“, betont die<br />

Mutter. Zudem spricht sie offen ihr Lob aus: „Die Bundeswehr hat sich bisher wirklich großartig um mich gekümmert. Allein die<br />

Tatsache, dass mir in meinem Fall Herr Natter an die Seite gestellt wurde, Spieß und Mutter der Kompanie, ist toll.“ Nach einer<br />

Pause fügt sie selbstsicher hin<strong>zu</strong>: „Ich bin zwar eine ganz kleine <strong>Frau</strong>, aber ich bin auch eine ganz starke <strong>Frau</strong>. Das Leben muss<br />

weiter gehen.“<br />

Colla Schmitz<br />

Björn Jüttner<br />

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