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Beiträge der Hymenopterologen-Tagung in Stuttgart (6 ... - DGaaE

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Beiträge <strong>der</strong><strong>Hymenopterologen</strong>-<strong>Tagung</strong> <strong>in</strong> <strong>Stuttgart</strong>(6.-8.10.2000)Herausgeber: Dr. Till OSTEN, <strong>Stuttgart</strong>


Beiträge <strong>der</strong> <strong>Hymenopterologen</strong>-<strong>Tagung</strong> <strong>in</strong> <strong>Stuttgart</strong> (6.-8.10.2000)Zitiervorschlag: Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)ISBN 3-00-006786-8Herausgeber:© Dr. Till OSTENStaatliches Museum für NaturkundeRosenste<strong>in</strong> 1, D-70191 <strong>Stuttgart</strong>Telefon: 0711/8936219, Fax: 0711/8936100E-mail: tiosten@gmx.deRedaktion:Stephan M. BLANKDeutsches Entomologisches Institut (ZALF)Schicklerstraße 5, D-16225 EberswaldeTelefon: 03334/589818, Fax: 03334/212379E-mail: blank@dei-eberswalde.deTitelseite: Heterogyna spec, d" (Hymenoptera, Apoidea), Oman. Heierogyna ist möglicherweise die Schwestergruppe»Her Grabwespen und Bienen zusammen. Bislang s<strong>in</strong>d nur sieben Arten von Rhodos und aus Turkmenistan, Israel,Botswana und Madagaskar bekannt, e<strong>in</strong>e weitere aus dem Oman wird gerade von Michael Ow. beschrieben. DieWeibchen s<strong>in</strong>d ungeflügelt o<strong>der</strong> kurzflügelig, und man kann annehmen, dass sie e<strong>in</strong>e parasitische Lebensweise besitzen.(Zeichnung: Atilim Aynacioglu, Orig<strong>in</strong>al).


Beiträge <strong>der</strong> <strong>Hymenopterologen</strong>-<strong>Tagung</strong><strong>in</strong> <strong>Stuttgart</strong> (6.-8.10.2000)Kurzfassungen <strong>der</strong> Vorträge und PosterInhaltAYASSE, M. & SCHIESTL, F.: Chemische Mimikry bei Sexualtäuschblumen <strong>der</strong> GattungOphrys: Maximierung des reproduktiven Erfolgs durch Variation <strong>der</strong> Duftbouquets beibestäubten Blüten 19BISCHOFF, I.: Untersuchungen zur Nisthabitatwahl von Andrena vaga und Colletés cunicularius(Apidae) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahner Heide (Rhe<strong>in</strong>land) 31BOTTA, C. & MAUSS, V.: Biogeographie und Populationsstruktur <strong>der</strong> poly typischen PollenwespenartCeramiusfonscolombü (Vespidae) 40DUBITZKY, A.: Das Nistverhalten <strong>der</strong> Blattschnei<strong>der</strong>biene Megachile nigriventris 41DUBITZKY, A. & SCHÖNITZER, K.: Interessante Hymenopterenfunde bei Dachau im Nordenvon München 44FLÜGEL, H.-J.: Kalkmagerrasen <strong>in</strong> Nordhessen: über aculeate Wespenfunde am Halbergbei Neumorschen als Beispiel für die Artenarmut <strong>der</strong> nordhessischen Insektenfauna . 45FREHN, E. & SCHWAMMBERGER, K.-H.: Psithyrus vestalis <strong>in</strong> Völkern von Bambusterrestris (Apidae): Volksentwicklung, Reproduktionserfolg und Verhalten <strong>der</strong> beidenArten unter kontrollierten Bed<strong>in</strong>gungen im Freiland 38GLAVENDEKIC, M.: The Nocturnal Ichneumonidae <strong>in</strong> Serbia and Monte Negro 48HOWER, E.; MELZER, R.; SCHÖNITZER, K. & DILLER, E.: Abgrenzung <strong>der</strong> GattungenAethecerus, Diadromus, Dirophanes, Phaeogenes und Tycherus (Ichneumonidae, Ichneumon<strong>in</strong>ae,Alomy<strong>in</strong>i) 48KÖHLER, A.; PlETSCH, C. & ENGELS, W.: Außergewöhnliche Neststandorte von Augochloropsiscaerulans (Apidae, Halict<strong>in</strong>ae) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er feuchten Senke im südbrasilianischenAraukarienwald 51KÖHLER, A.; PlETSCH, C. & ENGELS, W.: Bestäubergilden an Gehölzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em südbrasilianischenAraukarienwald 52KÖPPLER, K.; KOENIGER, N. & VORWOHL, G.: Vergleich des Pollene<strong>in</strong>trags vier verschiedenerUnterarten <strong>der</strong> Honigbiene (Apis mellifera) 22MADER, D.: Biogeographie <strong>der</strong> Delta-Lehmwespe Delta unguiculatum (Eumenidae) <strong>in</strong>Deutschland außerhalb des Oberrhe<strong>in</strong>grabens 52MADER, D.: Nistökologie <strong>der</strong> Delta-Lehmwespe Delta unguiculatum (Eumenidae) und <strong>der</strong>Mörtelbiene Megachile (Chalicodo<strong>in</strong>a) pariet<strong>in</strong>a (Megachilidae) 33MAUSS, V.; CASTRO, L. & MÜLLER, A.: Bionomie und Biogeographie <strong>der</strong> für die IberischeHalb<strong>in</strong>sel endemischen Pollenwespe Ceramius hispanicus (Vespidae) 26NlEHUlS, O.: Ergebnisse molekular-systematischer Untersuchungen an Chrysididen .... 14OEHLKE J.: Leit- und Zielarten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Naturschutzarbeit Brandenburgs 5OHL, M.: Das phylogenetische System <strong>der</strong> aculeaten Hymenopteren sensu stricto — Stand<strong>der</strong> Forschung, Probleme, Perspektiven 10OSTEN, T.: Scoliiden-Weibchen werben aktiv um ihre Männchen 15


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Kurzfassungen <strong>der</strong> VorträgeLeit- und Zielarten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Naturschutzarbeit BrandenburgsJoachim OEHLKEFachhochschule Eberswalde, Fachbereich Landschaftsniitzung und NaturschutzSchicklerstraße 5, D-16225 EberswaldeIn e<strong>in</strong>igen Bundeslän<strong>der</strong>n und im Ausland wird mit unterschiedlichem Aufwand an Systemenvon Leit- und Zielarten für Tiere gearbeitet. Diese sollen zur Bewertung von Biotopen dienen,um regionsspezifische landschaftliche Leitbil<strong>der</strong> und Naturschutz-Qualitätsziele, sowie Maßnahmenzum Schutz <strong>der</strong> Biodiversität allgeme<strong>in</strong> und zum speziellen Artenschutz festzulegen.Methodisch könnten dann, im Rahmen e<strong>in</strong>er ökologischen Langzeitforschung (Monitor<strong>in</strong>g),naturschutzgerechte Handlungsweisen festgelegt werden.1994 erhielt unsere Projektgruppe am Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz <strong>der</strong>Fachhochschule Eberswalde vom M<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Natur und Raumordnung den Auftrag,Grundlagen und e<strong>in</strong>e Artenauswahl wirbelloser Tierarten zu erarbeiten. Dabei wurden unsdurch das Landesumweltamt, an e<strong>in</strong>em nach diesem erarbeiteten anwendungsorientiertenWirkungsschema (Network), bestimmte Vorgaben gemacht. Das betraf nicht nur die Begriffe„Leitart" als „biosoziologisches" und „Zielart" als „naturschutzpolitisches" Instrument, son<strong>der</strong>nauch bestimmte tax onomische Gruppen Wirbelloser, und vor allem die Nutzung des Schlüssels<strong>der</strong> Biotopkartierung des Landes Brandenburg. Während die Festlegung zu verwenden<strong>der</strong> Begriffewie Leit- und Zielart uns <strong>in</strong> dem Wirrwarr von ähnlichen Bezeichnungen nur entgegenkam,stellte uns die Verwendung des pflanzensoziologisch orientierten Kartierungsschlüssel vorgrundsätzliche Probleme. Nach vielen Überlegungen und bis heute noch nicht abgeschlossenenDiskussionen haben wir uns für e<strong>in</strong>e anwendungsorientierte und e<strong>in</strong>ige Biotope zusammenfassendeVariante entschieden.Bereits Ende <strong>der</strong> 60er Jahre hatten wir unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung von G. FRIESE e<strong>in</strong>en Habitatschlüsselerarbeitet, <strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest für den entomologischen Bereich e<strong>in</strong>e Grundlage zurSystematisierung von Wohn- und Lebensstätten von Tieren darstellen sollte (FRIESE et. al.1973). Auch nach den Arbeiten von BLAB & RlECKEN (1989), z. B. die „Biotope <strong>der</strong> Tiere <strong>in</strong>Mitteleuropa", werden bis heute die wissenschaftsmethodischen Fragen heftig diskutiert, undich schließe mich ihrer Aussage an „[...], dass es e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> je<strong>der</strong> H<strong>in</strong>sicht befriedigende Glie<strong>der</strong>ungvon Biotopen (- geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d Habitate -) nicht gibt und auch vermutlich <strong>in</strong> naherZukunft nicht geben wird". Es sche<strong>in</strong>t mir daher müßig, im Zusammenhang dr<strong>in</strong>gend notwendigerSchutz- und Pflegemaßnahmen <strong>in</strong> Landschaftsbestandsteilen zu diskutieren, welche Glie<strong>der</strong>ungwir vornehmen. Entscheidend ist, dass <strong>in</strong> Brandenburg mit dem Biotopschliissel weitgehendgearbeitet wurde und wird (Luftbild, Biotopkartierung, Roten Listen, Art-dat.). In ersterL<strong>in</strong>ie galt es also, durch Leitarten Bewertungen vorzunehmen und durch Zielarten Naturschutzzielezu formulieren und Langzeitbeobachtungen zu ermöglichen.Def<strong>in</strong>ition „Leitart": E<strong>in</strong>e Art, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Biotoptyp mit hoher Stetigkeit anzutreffenist. Leitarten können stenotop o<strong>der</strong> eurytop se<strong>in</strong>; entscheidend ist, dass sie <strong>in</strong> dem fürsie benannten Lebensraum mit großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit nachweisbar s<strong>in</strong>d. Leitarten s<strong>in</strong>d zurFlächenbewertung e<strong>in</strong>setzbar.Def<strong>in</strong>ition „Zielart": E<strong>in</strong>e Art, die aufgrund ihrer ger<strong>in</strong>gen ökologischen Toleranze<strong>in</strong>en optimal ausgestatteten Biotop verlangt und nicht wie viele stenotope Leitarten <strong>in</strong> sub-


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)optimale Lebensräume ausweichen kann. Im Regelfall handelt es sich um Besiedler gefährdeterLebensräume, d. h. um Rote-Liste-Arten. Verschiedene Zielarten kommen aber auch alsLeitarten <strong>in</strong> Frage, wenn sie mit entsprechen<strong>der</strong> Regelmäßigkeit im Vorzugsbiotop auftreten.Zielarten eignen sich zum Monitor<strong>in</strong>g natürlicher o<strong>der</strong> anthropogener Sukzessionsprozesse, vorallem zur Überwachung des Verlaufs von Landschaftsgestaltungsmaßnahmen.Die Frage nach e<strong>in</strong>er naturschutzfachlichen Bewertung - e<strong>in</strong>er Bewertungsmatrix -, die mitHilfe wirbelloser Leitarten im Komplex uns durchaus auch <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er sog. „Schnellansprache"realistisch ersche<strong>in</strong>t, s<strong>in</strong>d praktische Ergebnisse durch Gutachter e<strong>in</strong>geholt worden.Im Rahmen e<strong>in</strong>es Biomonitor<strong>in</strong>gs werden Verän<strong>der</strong>ungen des Naturhaushaltes e<strong>in</strong>schließlich<strong>der</strong> Tier- und Pflanzenwelt <strong>in</strong> Abhängigkeit von Umweltverän<strong>der</strong>ungen und Umweltbelastungendurch Dauerbeobachtungen erfaßt, und die Ergebnisse dokumentiert. Zweifellos kann dasnicht auf <strong>der</strong> Grundlage nur e<strong>in</strong>er Art erfolgen. Das ist für wirbellose Tiere auch nicht nötig,denn uns stehen aus <strong>der</strong> spezifischen Biozönose meist mehrere Arten zur Verfügung. Mitunterist jedoch, soweit nicht Spezialisten zur Verfügung stehen, e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>arbeitung <strong>in</strong> die Taxonomie<strong>der</strong> Imag<strong>in</strong>ai- o<strong>der</strong> Larvalstadien erfor<strong>der</strong>lich. Von uns wurden folgende Gruppen wirbelloserTiere ausgewählt und bearbeitet:InsektenSp<strong>in</strong>nenKrebseMolluskenE<strong>in</strong>tagsfliegen (Ephemeroptera) - geeignete FamilienSte<strong>in</strong>fliegen (Plecoptera) - geeignete FamilienLibellen (Odonata) - alle FamilienHeuschrecken (Saltatoria) - alle FamilienWasserwanzen (Hydrocorisae) - geeignete FamilienLandwanzen (Geocorisae) - geeignete FamilienKäfer (Coleoptera) - Carabidae, Dytiscidae, Gyr<strong>in</strong>idae, Hydraenidae,Hydrophilidae, Elmidae,. Staphyl<strong>in</strong>idae, Scarabaeidae, Lucanidae,Cerambycidae, Elateridae, Buprestidae, Cocc<strong>in</strong>ellidae, Chrysomelidae(<strong>in</strong>cl. Altic<strong>in</strong>ae), Scolytidae, CurculionoideaHautflügler (Hymenoptera) - Apoidea, Chrysididae, Pompilidae, Scolioidea,SphecidaeKöcherfliegen (Trichoptera) - geeignete FamilienSchmettterl<strong>in</strong>ge (Lepidoptera) - TagfalterZweiflügler (Diptera) - Syrphidaealle FamilienBlattfußkrebse (Phyllopoda) - geeignete TaxaSchnecken (Gastropoda) - geeignete FamilienMuscheln (Bivalvia) - geeignete FamilienTabelle 1 (auf <strong>der</strong> folgenden Seite): Ausgewählte Hymenopteren, die als Leit- und Zielarten verwendet werden. Erklärung<strong>der</strong> Abkürzungen siehe Text.


L/Z Subtyp Grp. Fam.Gattung, ArtStratum, NischeFundzeitMethodeStadiumstenotypeurytopnFBKRLBemerkungenBiotoptyp 12: Feuchtwesen arm & reichZ051040510505106HymeAnthEpeoloides(FABRICIUS)coeculiensbes. <strong>in</strong> Seggengesa, u. Feuchtwiesenmit Lysimachia vulgaris Beständen,gern auf Lythrum (TL: NS)VII. VillKescherImagopolylektischsja3Wirte: Macropis labiata (HW),M. fulvipes (NW)L0510205103HymeMeliMacropis(FABRICIUS)labiatan Seggenges, u. Feuchtwiesen mitLysimachia vulgaris <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ationmit Trockenhängen (Tl.: PP)VII-IXKescherImagooligolektischnsne<strong>in</strong>4oligol. auf Lysimachia.Nektarblüten angrenzend nötigBiotoptyp 13: Feuchtw eiden,FlutrasenZ 051040510505106HymeAnthTetralonia salkariae(LEPELETIER)bes. <strong>in</strong> Seggenges, u. Feuchtvviesenn. tv/Aron-Beständen <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ationmit Trockenhang (TL: PP. NS)VII, VillKescherImagooligolektischsne<strong>in</strong>1oligolektisch auf LythrumsalicariaBiotyp 17: Fei dg eh ol 7. e, LaubgebüscheLHymeMegaAnthidium(PANZER)strigatumfür Komb<strong>in</strong>ation vom Magerrasenzu Koniferen durchsetzten Waldrandu.a. (TL: NP. NM)VI-VIIIKeschermagopolylektisch.schwachhermophilnsja3beson<strong>der</strong>s auf FabaceaeLHymeSapySapyga clavicornis(LINNÉ)an besonnten Stämmen und Ästen,selten auf BiUtenIII-VillKescherImagoarboricolnsne<strong>in</strong>2Wirte: Chelostomaselten Osmiaflorisomne,Biotoptyp 15: TrockenrasenL0512005121HymeTiphTiphia femorataFABRICIUSOffenflächen u. auf UmbelliferenVI-IXKescherImagoxerothermophilnsne<strong>in</strong>Wirte: Scarabaeiden-LarvenL05120HymeSpheCrabro peltarius(SCHREBER)warmer schütter bewachsener Sand,auf BlütenVI-IXKescherImagothermophilhne<strong>in</strong>Wirte: FliegenZ05120HymePompCryptocheilus fabricii(VAN DER LINDEN)warme, schütter bewachseneTrockenrasen, auf Wegen undDoldenVI-VIIIKescherImagoxerothermophilsa 1Wirte: Sp<strong>in</strong>nenBiotoptyp 26: ÄckerZHymeMegaOsmiti(LATREILLE)papaverisf. Komb<strong>in</strong>ation von Ackerbrachen u.Ru<strong>der</strong>alflur mit Beständen von P,rhoeas u. Centaurea cyanus mit bes.blUtenr. Magerrasen (TL: PP. NM)V-V1II Kescher Imago polylektisch.hermophils ne<strong>in</strong> 0 blau und rot? austapezierteBrutzelle auf vegetationsarmerFläche suchen (Fotobeleg wärehier akzeptabel)!


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)In <strong>der</strong> Tabelle 1 werden e<strong>in</strong>ige Biotoptypen ausgewählt und durch Hautflügler von Leit- undZielarten untersetzt, wobei die Abkürzungen folgen<strong>der</strong> Erläuterungen bedürfen:L/ZLeitart o<strong>der</strong> ZielartSubtyp Biotop-Untertyp gemäß <strong>der</strong> Biotopkartierung BrandenburgGrp. Farn. Zoologische Ordnung bzw. Familie, z. B.: Hyme = Hymenoptera; Anth = Anthophoridae; Mega =Megachilidae; Meli = Melittidae; Pomp = Pompilidae; Sapy = Sapygidae; Sphe = Sphecidae; Tiph= TiphiidaeGattung, Art Name <strong>der</strong> Art, AutorStratum, Nische Suchgebiet zur Artf<strong>in</strong>dungFundzeit günstigste Zeil <strong>der</strong> Beobachtung (römische Ziffern für Monate)Methode wichtigste Sammel- o<strong>der</strong> BeobachtungsmethodeStadium Entwicklungsstadium zur Anerkennungstenotop, eurytop Art <strong>der</strong> ökologischen, mehr o<strong>der</strong> weniger strengen B<strong>in</strong>dungnIndividuendichte, hier: ns = nicht selten; s = selten; h = häufigFBKFeldbestimmbarkeitBemerkungen Zusätzliche Information zur Sammelmethodik, ökologischer Nische, zu Wirtsangaben bei Schmarotzernund Parasitoiden u. a.In <strong>der</strong> Tabelle ist beim Biotoptyp 12 (Feuchtwiesen) ersichtlich, dass Schmarotzer und Wirt alsZiel- bzw. Leitart unterschiedlichen Stellenwert besitzen, wobei natürlich e<strong>in</strong>e Abhängigkeitbesteht. An<strong>der</strong>erseits besteht, wie auch bei Biotoptyp 13 <strong>der</strong> Bienen e<strong>in</strong>e Abhängigkeit von <strong>der</strong>Komb<strong>in</strong>ation zwischen Feuchtgebiet (Nahrungspflanze) und Trockenhang (Nistplätze). Hierzeigt sich die Problematik von Habitatstruktur und Biotopschlüssel unter pflanzensoziologischemGesichtspunkt. Das hat aber nach unserer Auffassung für den Zeigerwert e<strong>in</strong>er Art ke<strong>in</strong>egrundsätzliche Bedeutung.Die Feststellung <strong>der</strong> Leitartenausstattung e<strong>in</strong>es Habitats <strong>in</strong> ihrer gebietsspezifischen Zusammensetzung(oft, wie dargestellt, mehrere Biotoptypen!) bietet e<strong>in</strong>e Möglichkeit zur Beurteilung vonUntersuchungsflächen mit vertretbarem Aufwand. Dabei ist für die Arealbewertung anhandwirbelloser Tiere nicht nur <strong>der</strong> Nachweis möglichst vieler <strong>der</strong> e<strong>in</strong>schlägigen Leitarten entscheidend,son<strong>der</strong>n auch die Analyse <strong>der</strong> qualitativen und quantitativen Zusammensetzung <strong>der</strong>Leitartenzönose. Für die objektive Bewertung e<strong>in</strong>er Fläche ist z. B. die Nachweisdichte (etwadie mit Malaisefallen feststellbare Aktivitätsabundanz) und die Dom<strong>in</strong>anzstruktur des Artenspektrumswesentlich aussagekräftiger als <strong>der</strong> bloße Nachweis <strong>der</strong> Leitarten. Letzterer reichtallenfalls für die grobe E<strong>in</strong>ordnung e<strong>in</strong>es Standorts <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ökologische Werteskala aus. Indiesem Falle kann die Zahl nachgewiesener Leitarten e<strong>in</strong>er Tiergruppe (Ist-Wert) zur Gesamtzahl<strong>der</strong> def<strong>in</strong>ierten Leitarten dieser Gruppe (Sollwert) für den betreffenden Biotoptyp <strong>in</strong>Beziehung gesetzt werden. Der Erfolg des Vorgehens wird jedoch <strong>in</strong> allen Fällen von <strong>der</strong>speziellen Erfahrung des Bearbeiters abhängen. Für komplexe (vor allem flächengreifende)Planungsvorhaben sollten feldökologisch versierte Spezialisten unbed<strong>in</strong>gt zu Rate gezogenwerden.Obwohl es selbstverständlich ist, soll betont werden, dass die taxonomische Breite des Leitartenverzeichnisseses zulässt, für das konkrete E<strong>in</strong>zelprojekt nach Maßgabe <strong>der</strong> Zielstellung unddes Biotops die jeweils bestgeeigneten Arthropodengruppen auszuwählen. Die Erfassung undAnalyse aller verfügbaren Leitarten bzw. Leitartengruppen dürfte sich vielfach aus wirtschaftlichenGründen verbieten.Während Leitarten das Grundmuster zur Wertbestimmung e<strong>in</strong>es Biotops anhand se<strong>in</strong>er zoologischenAusstattung darstellen, s<strong>in</strong>d die Zielarten e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Kontroll<strong>in</strong>strument z. B. fürnatürliche Zustandsän<strong>der</strong>ungen (Sukzessionsvorgänge) o<strong>der</strong> anthropologische E<strong>in</strong>griffe bzw.den Verlauf und Erfolg von Naturschutz- und Landschaftspflegemaßnahmen. Die Zuordnungvon Zielarten zu den <strong>in</strong> Frage kommenden Biotoptypen erfolgte zunächst mit Vorbehalt, d. h.im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Arbeitshypothese. Das hat se<strong>in</strong>e Ursache dar<strong>in</strong>, dass unsere Kenntnisse über dasVerbreitungsmuster vieler dieser Arten <strong>in</strong> Brandenburg noch unzureichend s<strong>in</strong>d, obwohl rezente


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Nachweise ihr Vorkommen belegen. E<strong>in</strong>e Son<strong>der</strong>stellung nehmen Arten mit geographischerRestriktion e<strong>in</strong>, die ohneh<strong>in</strong> Gegenstand gezielter Untersuchungen se<strong>in</strong> müssen. Grundvoraussetzungfür den Umgang mit Zielarten ist die möglichst genaue Kenntnis ihres ökologischenAnspruchsmusters und ihrer Biologie. Das zw<strong>in</strong>gt bei <strong>der</strong> Zielartenzuordnung zu sorgfältigerErwägung und Synopsis aller biologischen Kenngrößen. Deshalb wurden als Zielarten nur mitVorbehalt hochgradig gefährdete Spezies <strong>der</strong> Roten-Liste-Kategorien 0 und 1 herangezogen, daüber diese oft nur lückenhafte Kenntnisse vorliegen. Als Auswahlkriterium wurde neben Größeund leichter Erkennbarkeit <strong>der</strong> Arten beson<strong>der</strong>s die enge E<strong>in</strong>nischung <strong>in</strong> den gefährdetenLebensraum herangezogen. Zur Auswahl von Zielarten bei Wirbellosen ist es kaum möglich,den Daten-For<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er Gefährdungsgradanalyse bzw. Populationsgefährdungsanalyse zuentsprechen. Selbstverständlich ist aber zu beachten, dass sie hier nicht am Rande ihres Verbreitungsgebietesleben. Zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d ferner natürliche Populationsschwankungen,die endogen, durch Parasitoide, Fe<strong>in</strong>de, verr<strong>in</strong>gertes Nahrungsangebot o<strong>der</strong> durch abiotischeFaktoren bed<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong> können. Der sogenannte „Mitnahmeeffekt", bei dem durch Schutz <strong>der</strong>Zielart e<strong>in</strong>e große Zahl weiterer Arten profitieren, ist bei Wirbellosen schon deshalb gegeben,da sie <strong>in</strong> Nahrungsketten und an<strong>der</strong>e biozönotische Konnexe vielseitig e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d.Alle mit e<strong>in</strong>er solchen Auswahl befaßten Spezialisten haben diese For<strong>der</strong>ungen aufgrund ihrerJahrzehnte langen faunistischen Erfahrungen fast automatisch getan. Interessanterweise hat essich herausgestellt, dass es sich häufig um Rote-Liste-Arten handelt. Bei e<strong>in</strong>em Monitor<strong>in</strong>gstellt die Überwachung solcher Arten e<strong>in</strong>en wertvollen Nebeneffekt dar.Zoozönosen def<strong>in</strong>ierter Biotope haben <strong>in</strong> Norddeutschland <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>e ganz an<strong>der</strong>eZusammensetzung als <strong>in</strong> Süddeutschland o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Polen, schon aufgrund abiotischer Faktoren.Deshalb fällt oft die Entscheidung schwer, Aussagen über die Größe <strong>der</strong> Region, für die dieZielartengruppen Gültigkeit haben, zu machen. Selbst im Land Brandenburg werden solcheUnterschiede z.B. zwischen dem Nordosten und dem Südwesten o<strong>der</strong> Südosten des Landesdeutlich. Deshalb wurde es erfor<strong>der</strong>lich, unter <strong>der</strong> Spalte „Bemerkungen" H<strong>in</strong>weise zu geben,die Zielarten <strong>in</strong> ihrer Eignung e<strong>in</strong>schränken. Dieser Effekt <strong>der</strong> regionalen Wirksamkeit ist auchfür Wirbeltiere längst erkannt und diskutiert worden.Zielarten werden neben Langzeit-Kontrollen vorrangig e<strong>in</strong>gesetzt, um bestimmte Naturschutzzielezu erreichen. Das entspricht mehr o<strong>der</strong> weniger statischen und „gewollt" dynamischenBiozönosen. Ihre Bedeutung als Zielart kann sich än<strong>der</strong>n, deshalb s<strong>in</strong>d aus verschiedenen Taxazusammengesetzte Gruppen s<strong>in</strong>nvoll, z. T. unerlässlich. Dann werden auch Arten darunter zuf<strong>in</strong>den se<strong>in</strong>, die populistischen Charakter wie z. B. Hirschkäfer o<strong>der</strong> Schillerfalter haben. Neben<strong>der</strong> leichten Erkennbarkeit kann e<strong>in</strong>e Akzeptanz solcher Arten auch bei NichtSpezialisten <strong>der</strong>Sache nur nutzen.Zahlreiche Spezialisten, vor allem Entomologen die bei <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> Leit- und Zielartenzusammengearbeitet haben, überprüften mit Erfolg ihre gemachten E<strong>in</strong>stufungen und Aussagen.Ihre Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 2. Teil zusammengefaßt.In zunehmenden Maße <strong>in</strong>teressieren sich vor allem Gutachterbüros für unsere Arbeiten. Beson<strong>der</strong>sim Zusammenhang mit Aufträgen des Landesumweltamtes ist unsere Bewertungsmatrixmit Erfolg angewandt worden. In e<strong>in</strong>en großangelegten Biomonitor<strong>in</strong>g-Projekt im LandeBrandenburg ist die Fachhochschule maßgeblich beteiligt. Auf Grund <strong>der</strong> verwendeten pflanzensoziologischenGrundlagen (Kartierungsanleitung) ersche<strong>in</strong>t die Anwendung unseresSchlüssels als Untersuchungsmethodik beson<strong>der</strong>s geeignet.


10 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)LiteraturDHCKHRT, I. & Hoi'i'MANN, H. J. 1993: Bewertungsschema zur Eignung e<strong>in</strong>er Insektengruppe (Wanzen) als Biodeskriptor(Indikator, Zielgnippe) für Landschaftsplanung und UVP <strong>in</strong> Deutschland. — Insecta, Berl<strong>in</strong> 1(2): 141-146FRIKSI;, G. et al. 1973: Habitatkatalog für das Gebiet <strong>der</strong> DDR (Entwurf). — Ent. Nachr., Berl<strong>in</strong> 17: 41-77KRATOCHWIL, A. 1989: Grundsätzliche Überlegungen zu e<strong>in</strong>er Roten Liste von Biotopen. — Schriftenr. Landschaftspfl.Natursch., Bonn-Bad Godesberg 29: 136-150LANDJ.;SUMWI;I.TAMT BRANDENBURG 1993: Biotopkartierung Brandenburg. — Unze-Verlag, Potsdam, 128 S.MÜHUiNBiiRG, M. & Hovi'STADT, H. 1992: Das Zielartenkonzept. — NNA-Ber. 5(1): 36-41OHHI.KI;, J. 1998: Biomonitor<strong>in</strong>g auf <strong>der</strong> Grundlage von Leit- und Zielarten wirbelloser Tiere. — Eberswal<strong>der</strong> wiss.Sehr. 2: 53-57Oi'iHi.Ki;, J.; VON ßROHN, B.; BURGI-R, F.; STAHL, U. 1996: Zoologische Leit- und Zielarten <strong>der</strong> bedeutsamsten Biotoptypendes Bundeslandes Brandenburg. Teil Wirbellose. — Endbericht, Eberswalde, 220 S. (unveröffentlicht)OiiHLKi;, J.; VON BROUN, B.; BURGiiR, F. 1997: Praxiserprobung des Leit- und Zielartenschliissels wirbelloser Tiere fürdie naturschutzfachliche Bewertung ausgewählter Standorte (Biotope) Brandenburgs (und Berl<strong>in</strong>s). —Endbericht, Eberswalde, 188 S. (unveröffentlicht)Pt.ACHThR, H. 1989: Zur biologischen Schnellansprache und Bewertung von Gebieten. — Schriftenr. Landschaftspfl.Natursch., Bonn-Bad Godesberg 29: 107-135Pi.ACHTüR, H. 1994: Zum Stellenwert <strong>der</strong> Entomologie im Naturschutz. — Insecta, Berl<strong>in</strong> 3: 5-18RUCK, H. 1993: Spezieller Artenschutz und Biotopschutz: Zielarten als Naturschutzstrategie und ihre Bedeutung alsIndikatoren bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Gefährdung von Biotopen. — Schriftenr. Landschaftspfl. Natursch., Bonn-Bad Godesberg 38: 159-178RiLCKliN, U. 1992: Planungsbezogene Bio<strong>in</strong>dikatoren durch Tierarten und Tiergruppen. — Schriftenr. Landschaftspfl.Natursch., Bonn-Bad Godesberg 36: 187 S.RliiCKf-N, U. & Blab, J. 1989: Biotope <strong>der</strong> Tiere <strong>in</strong> Mitteleuropa. — Naturschutz aktuell, Greven Nr. 7SCHULT/-, W. & FINCH, O.-D. O. 1966: Biotoptypenbezogene Verteilung <strong>der</strong> Sp<strong>in</strong>nenfauna <strong>der</strong> nordwestlichenKüstenregion - Charakterarten, typische Arten und Gefährdung. — Cuvillier, Gött<strong>in</strong>gen, 91 S.STUMI'I-, T. 1997: Neue Wege <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bio<strong>in</strong>dikation. — LÖBF-Mitt., Reckl<strong>in</strong>ghausen 2: 53-58Wiiiss, J. 1996: Landesweite Effizienzkontrollen <strong>in</strong> Naturschutz und Landschaftspflege. — LÖBF-Mitt. 2: 11-16VOGiiL, K. et al. 1996: E<strong>in</strong>satz von Zielarten im Naturschutz. — Natursch. Landschaftspfl. 28(6): 179-184Das phylogenetische System <strong>der</strong> aculeaten Hymenopteren sensustricto — Stand <strong>der</strong> Forschung, Probleme, PerspektivenMichael OHLMuseum für Naturkunde, Institut für Systematische ZoologieInvalidenstr. 43, D-10099 Berl<strong>in</strong>, michael.ohl@rz.hu-berl<strong>in</strong>.deDie Annahme e<strong>in</strong>er grundsätzlichen Dreiteilung <strong>der</strong> aculeaten Hymenopteren sensu lato <strong>in</strong> diejeweils monophyletischen Taxa Chrysidoidea, Vespoidea und Apoidea geht auf BROTHERS(1975) zurück. Dessen Ergebnisse wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge vielfach aufgegriffen und anfänglich„mental" auf Plausibilität untersucht (KÖNIGSMANN 1978). Weiterh<strong>in</strong> dienten sie wie<strong>der</strong>holt alsGrundlage für e<strong>in</strong>e ganze Reihe von phylogenetisehen Untersuchungen (z. B. BROTHERS &CARPENTER 1993, BROTHERS 1999). E<strong>in</strong>zelne Merkmale und Merkmalszustände s<strong>in</strong>d seitdemneu <strong>in</strong>terpretiert worden, neu h<strong>in</strong>zugekommen o<strong>der</strong> weggefallen. Für e<strong>in</strong>e ganze Reihe vonTaxa konnten im Rahmen umfassen<strong>der</strong> Analysen detaillierte Vorstellungen zu den verwandtschaftlichenBeziehungen und den jeweiligen Grundmustern subord<strong>in</strong>ierter Gruppen rekonstruiertwerden (z. B. DAY 1984, MELO 1999).


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 11Chrysidoidea Vespoidea ApoideaAculeata s.LAbbildung 1. Die phylogenetischen Beziehungen <strong>der</strong> höherrangigen Teilgruppen <strong>der</strong> Aculeata s.l. Komb<strong>in</strong>iert undverän<strong>der</strong>t nach verschiedenen Autoren. Erläuterung im Text.E<strong>in</strong>e grundsätzliche Schwierigkeit bei <strong>der</strong> Aufdeckung <strong>der</strong> Phylogenie <strong>der</strong> Aculeata ist immerschon die mangelnde Kenntnis des Grundmusters und <strong>der</strong> Phylogenie ihrer mutmaßlichenSchwestergruppe o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>er geeigneten Außengruppe zu sehen, die sich auf jedenFall aus den übrigen Apocrita rekrutieren sollte. Molekularsystematische Methoden haben <strong>in</strong>den letzten Jahren verstärkt den Blick auf die phylogenetischen Beziehungen dieser parasitischenHymenopteren gelenkt, und es stehen heute tatsächlich e<strong>in</strong>e Reihe von Hypothesen zurVerfügung, die Grundvoraussetzung für e<strong>in</strong>e detaillierte Grundmusterrekonstruktion <strong>der</strong>Aculeata s<strong>in</strong>d (z.B. CAMERON et al. 1992; D0WT0N& AUSTIN 1994; QUICKE et al. 1999). Aberauch neue morphologische Untersuchungen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e ursprünglicher Hymenopteren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><strong>der</strong> letzten Zeit gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend durchgeführt worden (z. B. VlLHELMSEN 2000).An dieser Stelle soll nun <strong>der</strong> aktuelle Forschungsstand zur Phylogenie <strong>der</strong> Aculeata sensustricto, also unter Ausschluss <strong>der</strong> Chrysidoidea, zusammengefasst werden. Die für die Annahme<strong>der</strong> Monophylie <strong>der</strong> Aculeata s. str. sprechenden Apomorphien s<strong>in</strong>d von ger<strong>in</strong>ger Zahl, sche<strong>in</strong>enaber diese Hypothese h<strong>in</strong>reichend verlässlich zu stützen (BROTHERS 1975, KÖNIGSMANN 1978,BROTHERS & CARPENTER 1993).Vespoidea. Auch wenn ke<strong>in</strong>e sogenannten exklusiven Autapomorphien <strong>der</strong> Vespoideabekannt s<strong>in</strong>d, ist die Monophylie <strong>der</strong> Vespoidea die zur Zeit am besten begründete Annahme(BROTHERS & CARPENTER 1993). E<strong>in</strong> zentrales Problem bei <strong>der</strong> Rekonstruktion <strong>der</strong> phylogene-


12 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)tischen Beziehungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Vespoidea ist die mangelnde Kenntnis e<strong>in</strong>iger Taxa. So s<strong>in</strong>ddie Sierolomorphidae und Rhopalosomatidae artenarme und nicht häufig gefangene Gruppen,die <strong>in</strong> jeweils kritischer Position stehen. Die Sierolomorphidae s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Gruppe vonWespen mit unbekannter Lebensweise, die aus <strong>der</strong> Holarktis und von Hawaii bekannt s<strong>in</strong>d.Während BROTHERS (1975, 1999) und BROTHERS & CARPENTER (1993) <strong>in</strong> ihnen die Schwestergruppealler übrigen Aculeata s.str. sehen, hält KÖNIGSMANN (1978) diese Annahme für äußerstschwach begründet. In den Rhopalosomatidae wird traditionell <strong>der</strong> nächste Verwandte <strong>der</strong>Pompilidae gesehen (z. B. KÖNIGSMANN 1978, ), während BROTHERS & CARPENTER (1993) <strong>in</strong>ihnen die Schwestergruppe <strong>der</strong> (Bradynobaenidae + (Formicidae + (Scoliidae + Vespidae)))sehen. Im Kontrast zu den gravierenden Kenntnislücken bei diesen Taxa stehen an<strong>der</strong>e, <strong>der</strong>enphylogenetische Aff<strong>in</strong>itäten relativ gut untersucht s<strong>in</strong>d, z. B. Mutillidae (BROTHERS 1975) undVespidae (CARPENTER 1981).A p o i d e a. Die Annahme, Grabwespen und Bienen würden geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>e monophyletischeE<strong>in</strong>heit bilden, geht auf BROTHERS (1975) zurück (auch wenn aus taxonomischer Sicht schonviel länger bekannt ist, dass Grabwespen und Bienen relevante, diagnostische Merkmale teilen,ohne dass diese Ähnlichkeiten konsequent-phylogenetisch <strong>in</strong>terpretiert wurden). Die mutmaßlicheMonophylie <strong>der</strong> Bienen wird ebenfalls seit längerer Zeit nicht mehr <strong>in</strong> Frage gestellt. Es istseit BROTHERS Arbeit wahrsche<strong>in</strong>lich geworden, dass die „Sphecidae" e<strong>in</strong>e paraphyletischeGruppierung s<strong>in</strong>d. Mit an<strong>der</strong>en Worten, e<strong>in</strong>e Teilgruppe <strong>der</strong> Grabwespen muss die Schwestergruppe<strong>der</strong> Bienen se<strong>in</strong>. Welche dies se<strong>in</strong> könnte, ist Gegenstand kontroverser Diskussionen.Die erste <strong>in</strong> diese Richtung weisende Untersuchung ist die von LOMHOLDT (1982), <strong>der</strong> allerd<strong>in</strong>gsvorwiegend wenig gut belegte Larvalmerkmale für die Hypothese (Ampulic<strong>in</strong>ae +Sphec<strong>in</strong>ae) + (Larridae + Apidae s. 1.) anführte. ALEXANDER (1992) dagegen nahm an, diePhilanth<strong>in</strong>ae seien die Schwestergruppe <strong>der</strong> Bienen, was OIIL (1995) wi<strong>der</strong>legen konnte. E<strong>in</strong>ejüngst durchgeführte und bislang umfassendste Analyse <strong>der</strong> Beziehungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Apoideakam zu dem <strong>in</strong> Abb. 1 dargestellten Verwandtschaftsdiagramm, das sich mit dem von LOM-HOLDT (1982) <strong>in</strong> <strong>der</strong> wesentlichen Annahme deckt, alle Grabwespen ohne Ampulic<strong>in</strong>ae undSphec<strong>in</strong>ae (und die LOMHOLDT noch unbekannten Heterogynaidae) seien die Schwestergruppe<strong>der</strong> Bienen. Dieses Taxon heißt nach MELO Crabronidae, was den Larridae sensu LOMHOLDTentspricht. E<strong>in</strong>e zentrale Frage ist dabei die nach <strong>der</strong> phylogenetischen Position <strong>der</strong> Heterogynaidae,die von BROTHERS & CARPENTER (1993) und an<strong>der</strong>en Autoren zum<strong>in</strong>dest an <strong>der</strong> Basis<strong>der</strong> Apoidea vermutet werden (siehe auch NAGY 1969, DAY 1984). Lei<strong>der</strong> ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dieLebensweise aber auch die Morphologie und Phylogenie dieser stark m<strong>in</strong>iaturisierten und imweiblichen Geschlecht apteren o<strong>der</strong> brachypteren Wespen weitgehend unbekannt, so dass zurZeit jede Hypothese mit Vorsicht behandeln werden sollte.LiteraturALEXANDER, B. A. 1992: An exploratory analysis of cladistic relationships with<strong>in</strong> the supeifamily Apoidea, with specialreference to sphecid wasps (Hymenoptera). —J. Hym. Res. 1: 25-61BROTHERS, D. J. 1975: Phylogeny and classification of the aculeate Hymenoptera, with special reference to Mutillidae.— Univ. Kansas Sei. Bull. 50: 483-648BROTHERS, D. J. 1999. Phylogeny and evolution of wasps, ants and bees (Hymenoptera, Chrysidoidea, Vespoidea andApoidea). — Zoologica Scripta 28: 233-249BROTHERS, D. J. & CARPENTER, J. M. 1993: Phylogeny of Aculeata: Chrysidoidea and Vespoidea. — J. Hym. Res. 2:227-304CAMERON, S. A.; DERR, J. N.; AUSTIN, A. D.; WOOU.EY, J. B. & WHARTON, R. A. 1992: The application of nucleotidesequence data to phylogeny of the Hymenoptera: a review. — J. Hym. Res. 1: 63-79


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 13DAY, M. C. 1984: The enigmatic genus Heterogyna NAGY (Hymenoptera: Sphecidae , Heterogyn<strong>in</strong>ae). — Syst. Ent. 9:293-307DOWTON, M. & AUSTIN, A. D. 1994: Molecular phylogeny of the <strong>in</strong>sect or<strong>der</strong> Hymenoptera: Apocrilan relationships.— Proc. Natl. Acad. Sei. USA 91: 9911-9915KÖNIGSMANN, E. 1978: Das phylogenetische System <strong>der</strong> Hymenoptera. Teil 4: Aculeata (Unterordnung Apocrita). —Dtsch. Ent. Z., N.F. 25: 365-435LOMHOI.DT, O. 1982: On the orig<strong>in</strong> of the bees (Hymenoptera: Apidae, Sphecidae). — Ent. Scand. 13: 185-190MKI.O, G. A. R. 1999: Phylogenetic relationships and classification of the major l<strong>in</strong>eages of Apodea (Hymenoptera),with emphasis on the crabronid wasps. — Sei. Pap. Nat. Hist. Mus. Univ. Kansas 14: !-55NAGY, C. G. 1969: A new taxon of the family Heterogynidae LATRl-HJj; (Hym., Aculeata). — Ent. Mitt. Zool.Staats<strong>in</strong>st. Zool. Mus. Hamburg 64: 299-303OHL, M. 1995: Die phylogenetischen Beziehungen von Grabwespen und Bienen: Stand <strong>der</strong> Forschung, Probleme,Perspektiven. — Mitt. Dtsch. Ges. Allg. Angew. Ent. 10: 629-632QUICKH, D. L. J.; BASIIHJYUK, H. H.; FITTON, M. G. & RASNITSYN, A. P. 1999: Morphological, palaeontological andmolecular aspects of ichneumonoid phylogeny (Hymenoptera, Insecta). — Zoologica Scripta 28: 175-202VILHI-I.MSHN, L. 2000: Before the wasp-waist: comparative anatomy and phylogenetic implications of the skeletomusculatureof the thoraco-abdom<strong>in</strong>al boundary region <strong>in</strong> basal Hymenoptera (Insecta). - Zoomorphology 119:185-221E<strong>in</strong>e kladistische Analyse <strong>der</strong> Bienenanhand <strong>der</strong> Adult-Morphologie (Apoidea)John PLANTInstitut für Zoologie, Universität Wien,Althanstrasse 14, A-1090 Wien, ÖsterreichDie Entschlüsselung <strong>der</strong> Phylogenie <strong>der</strong> höheren Taxa <strong>der</strong> Bienen ist nur langsam vorangeschritten.Seit KIRBY (1802) werden <strong>in</strong> nahezu allen vorgeschlagenen phylogenetischen Systemenund Klassifikationen <strong>der</strong> Bienen die Colletiden als die ursprünglichste Gruppe angesehen.Zudem ist es möglich, die Bienen zwei großen Gruppen zuzuordnen, die <strong>in</strong>zwischen als diekurz-rüsseligen (Colletidae, Stenotritidae, Andrenidae, Oxaeidae, Halictidae, Melittidae) unddie lang-rüsseligen Bienen (Megachilidae und Apidae) bekannt s<strong>in</strong>d (Familien-Klassifikationnach ROIG-ALSINA & MiCHENER 1993).Zum<strong>in</strong>dest seit MiCHENER (1944) werden die kurz-riisseligen Bienen als e<strong>in</strong>e paraphyletischeGruppe und die Melittidae als Schwestergruppe <strong>der</strong> lang-rüsseligen Bienen angesehen. Mcc.lN-LEY (1980) konnte zeigen, daß die zwei-lappige Glossa <strong>der</strong> Colletidae, die früher für spheciden-ähnlichgehalten wurde, e<strong>in</strong>e Autapomorphie dieser Familie darstellt. In <strong>der</strong> ersten umfassendenkladistischen Analyse, bei <strong>der</strong> Merkmale <strong>der</strong> Adult-Morphologie verwendet wurden,kamen ALEXANDER & MiCHENER (1995) zu dem Schluß, daß die Melittidae im Bezug zu denlang-rüsseligen Bienen paraphyletisch s<strong>in</strong>d, während jedoch die Verwandtschaft <strong>der</strong> Colletidaezu den an<strong>der</strong>en kurz-rüsseligen Bienen nicht geklärt werden konnte.Zur Klärung <strong>der</strong> höheren Phylogenie <strong>der</strong> Bienen wurde e<strong>in</strong>e kladistische Studie auf <strong>der</strong> Grundlagemorphologischer Merkmale <strong>der</strong> Adulten sowie e<strong>in</strong>iger biologischer Merkmale durchgeführt.Als Innengruppe dienten Arten aus 40 kurz-rüsseligen und aus 55 lang-rüsseligenBienengattungen. Die Außengruppe enthielt exemplarische Arten <strong>der</strong> Sphecid-Wespen:Pe<strong>in</strong>phredon, Psenulus, Cerceris, Philanthus und Aphilanthops.Die umstrittenen Verwandtschaftsbeziehungen, wie die basale Position und <strong>der</strong> Status <strong>der</strong>Colletidae sowie die Monophylie <strong>der</strong> Melittidae, werden im H<strong>in</strong>blick auf die Resultate diskutiert.Danach bilden, im Gegensatz zu den Schlußfolgerungen von ALEXANDER & MiCHENER


14 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)(1995), die Melittidae e<strong>in</strong> Monophylum während die als paraphyletisch angesehene Gruppe <strong>der</strong>kurz-rüsseligen Bienen als die monophyletische Schwestergruppe zu den lang-rüsseligenBienen gestellt wird.LiteraturAi.iiXANOi-R, B. & MiCHiiNüR, C. 1995: Phylogenetic Studies of the families of Short-Tongued Bees (Hymenoptera:Apoidea). — Univ. Kansas Sei. Bull., Lawrence 55: 377-424KIRISY, W. 1802: Monographia Apum Angliae. — Vol I, IpswichMcGiNUiY, R. 1980: Glossal morphology of the Colletidae and recognition of the Stenotritidae at the family level. —J. Kansas Ent. Soc, Lawrence 53: 539-552MiCHENKR, C. 1944: Comparative External Morphology, Phylogeny, and a Classification of the Bees (Hymenoplera).— Bull. Amer. Mus. Nat. Hist., New York 82: 157-326ROIG-ALSINA, A. & MiCHiiNiiR, C. 1993: Studies of the Phylogeny and Classification of Long-Tongued Bees (Hymenoptera:Apoidea). —.I. Kansas Sei. Bull. 55: 123-173Ergebnisse molekular-systematischer Untersuchungenan ChrysididenOliver NlEHUlSIm Vor<strong>der</strong>en Großthal 5, D-76857 Albersweiler,oliver.niehuis@ruhr-uni-bochum.deDas Ziel me<strong>in</strong>er Untersuchungen war es, die bisherigen Vorstellungen über die verwandtschaftlichenBeziehungen <strong>in</strong>nerhalb des Taxons Chrysididae (siehe hierzu KlMSEY & BOHART1991) anhand molekularer Daten zu überprüfen. Zu diesem Zweck wurde versucht, von 39Chrysididen-Taxa, welche sich auf die Großgruppen Clept<strong>in</strong>ae, Loboscelidi<strong>in</strong>ae, Elamp<strong>in</strong>i,Parnop<strong>in</strong>i und Chrysid<strong>in</strong>i verteilen, e<strong>in</strong>en etwa 600 Bp langen Bereich des mitochondrialenCOI-Gens und e<strong>in</strong> etwa 500 Bp langes Fragment des motichondrialen 162 rRNA-Cens zusequenzieren. Zusätzlich wurden die entsprechenden Sequenzen e<strong>in</strong>es Vertreters <strong>der</strong> FamilieBethylidae - <strong>der</strong> mutmaßlichen Schwestergruppe <strong>der</strong> Chrysididen - ermittelt.Insgesamt wurden 81 Sequenzen von je e<strong>in</strong>er Länge zwischen 442 und 618 Bp erstmals doppelsträngigbestimmt. Alle Sequenzen weisen e<strong>in</strong>e ausgeprägte strangspezifische Nukleotidfrequenz-Verschiebungauf. Als ausgesprochen hoch ist mit 73% (COI) bzw. 78,9% (162 rDNA)<strong>der</strong> durchschnittliche AT-Gehalt zu bezeichnen. Die Untersuchung <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerartlichen Variation<strong>der</strong> analysierten Sequenzbereiche verdeutlicht, dass m<strong>in</strong>destens 11 % <strong>der</strong> Sequenzpositionen desCOI-Gens von e<strong>in</strong>em Polymorphismus betroffen s<strong>in</strong>d. Davon fallen 92% auf die 3. Codon-Position, weswegen diese aus den phylogenetischen Analysen ausgeschlossen wurde.Zur Abschätzung des phylogenetischen Informationsgehaltes <strong>der</strong> Sequenzen wurde das Spektrumpotentieller Autapomorphien untersucht. Die Herleitung <strong>der</strong> Stammbäume erfolgte unterden Optimalitätskriterien Maximum Parsymony und Maximum Likelihood. Schließlich wurdenvon mir die Variation <strong>der</strong> Substitutionsraten sowie die Sättigung <strong>der</strong> Sequenzen durch Mehrfachsubstitutionenuntersucht.Die Analysen zeigen, dass <strong>der</strong> Informationsgehalt <strong>in</strong> den Sequenzen sehr begrenzt ist und diesedurch Mehrfachsubstitutionen bereits Sättigungsersche<strong>in</strong>ungen aufweisen. Durch die simultaneAnalyse bei<strong>der</strong> Sequenzbereiche war es jedoch möglich, das Signal : Rauschen-Verhältnisdeutlich zu verbessern; somit wurde e<strong>in</strong>e höhere Gesamtauflösung <strong>der</strong> Stammbäume erzielt.Die molekularen Daten verdeutlichen, dass die Clept<strong>in</strong>ae sehr ursprüngliche Chrysididen undmolekular durch zahlreiche Autapomorphien gekennzeichnet s<strong>in</strong>d. Die Chrysid<strong>in</strong>ae s<strong>in</strong>d mit


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 15Hilfe von Sequenzdaten als Monophylum zu charakterisieren; dies gilt auch für die untersuchtenVertreter des subord<strong>in</strong>ierten Taxons Elamp<strong>in</strong>i, für welche <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Arbeiterstmals auch e<strong>in</strong>e Reduktion des H<strong>in</strong>terleibs im männlichen Geschlecht auf drei äußerlichsichtbare Segmente als morphologische Autapomorphie nahe gelegt wird. Schließlich könnendie Parnop<strong>in</strong>i als Adelphotaxon <strong>der</strong> Chrysid<strong>in</strong>i <strong>in</strong>terpretiert werden. Diese Vorstellungen stehen<strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang mit den bisherigen Verwandtschaftshypothesen. E<strong>in</strong>e Klärung <strong>der</strong> systematischenStellung <strong>der</strong> Loboscelidi<strong>in</strong>ae gelang nicht.Innerhalb <strong>der</strong> Elamp<strong>in</strong>i wurde das aus den Gattungen Elampus, Phlloctetes, Pseudomalus undOrnatus bestehende Monophylum bestätigt. Darüber h<strong>in</strong>ausgehende Aussagen ließen sich nichttreffen.Die molekular hergeleiteten Verwandtschaftsbeziehungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Chrysid<strong>in</strong>i stehenweitgehend im Wi<strong>der</strong>spruch zu den bisherigen Vorstellungen. Es ersche<strong>in</strong>t wahrsche<strong>in</strong>lich, dasse<strong>in</strong>e Fehl<strong>in</strong>terpretation morphologischer Merkmale für die Inkongruenz <strong>der</strong> Topologien verantwortlichist. Die Gattungen Sp<strong>in</strong>olia, Pseudosp<strong>in</strong>olia und Stilbum s<strong>in</strong>d nach den Ergebnissenme<strong>in</strong>er Untersuchungen an die Basis <strong>der</strong> Chrysid<strong>in</strong>i zu stellen. Dafür wurden auch morphologischeIndizien gefunden. Es wird darüber h<strong>in</strong>aus wahrsche<strong>in</strong>lich gemacht, dass die GattungChrysis polyphyletischen Ursprungs ist. Die molekularen Daten legen zudem nahe, dasszum<strong>in</strong>dest die von mir untersuchten, bei Apiden schmarotzenden Chrysid<strong>in</strong>i e<strong>in</strong>en nur ihnengeme<strong>in</strong>samen Vorfahren haben.Schließlich ergab die Untersuchungen von Individuen <strong>der</strong> Arten Hedychridium roseum und H.valesiense, dass sympatrisch vorkommende Individuen bei<strong>der</strong> Arten e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ähnlicher s<strong>in</strong>d alssolche, welche zwar dem gleichen Taxon zugeordnet werden, aber an entfernt vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>liegenden Orten gefangen wurden. Dies stützt die Hypothese, dass H. valesiense nur e<strong>in</strong>e immännlichen Geschlecht auftretende Farbvariante von H. roseum, darstellt.LiteraturKIMSF.Y, L. S. & R. M. BOHART 1991: The Chrysidid Wasps of (he World. — Oxford Press. Oxford, New York,Toronto, 652 S.[ 1990]Scoliiden-Weibchen werben aktiv um ihre MännchenTill OSTENStaatliches Museum für NaturkundeRosenste<strong>in</strong> 1, D-70191 <strong>Stuttgart</strong>, tiosten@gmx.deScoliiden zeigen oftmals e<strong>in</strong>en starken Sexualdimorphismus, was unter an<strong>der</strong>em dazu geführthat, dass sie mit den Mutilliden, Sapygiden und Tiphiiden zum paraphyletischen Taxon„Heterogyna" zusammengefasst wurden (z. B. CLAUS 1876). Beson<strong>der</strong>s ausgeprägt ist dieserSexualdimorphismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> als ursprünglich angesehenen Gruppe <strong>der</strong> Campsomer<strong>in</strong>i (Scoliidae:Proscoli<strong>in</strong>ae + Scoli<strong>in</strong>ae; Scoli<strong>in</strong>ae: Campsomer<strong>in</strong>i + Scoli<strong>in</strong>i). Neben an<strong>der</strong>en, auffälligenmorphologischen Unterschieden treten bei vielen Arten auch Farbunterschiede bei den Flügelnauf. Generell s<strong>in</strong>d die Flügel <strong>der</strong> Männchen hell und blaß durchsche<strong>in</strong>end (hyal<strong>in</strong>), wogegen die<strong>der</strong> Weibchen dunkel bzw. dunkelblau, blauviolett o<strong>der</strong> blaugrün schillern. In jedem Fall habendie durch Pigmente und Ultrastrukturen hervorgebrachten Lichteffekte sowohl im Flug als auch<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ruhelage deutliche Signalwirkung. Natürlich gibt es auch e<strong>in</strong>e Reihe von Arten, diediesen speziellen Sexualdimorphismus nicht besitzen, wie etwa die Proscoli<strong>in</strong>ae. Bei <strong>der</strong>


_16 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)ebenfalls sehr ursprünglichen Gattung Trisciloa GRIBODO (Campsomer<strong>in</strong>i) hat die Art saussureiGRIBODO <strong>in</strong> beiden Geschlechtern dunkelblau schillernde Flügel, die Art ferrug<strong>in</strong>ea (FABRICI-US) dagegen gelbhyal<strong>in</strong>e. Auch bei den Gattungen Pseudotrielis BETREM o<strong>der</strong> Dielis SAUSSURE& SICHEL (Campsomer<strong>in</strong>i), ansonsten durch extremen Sexualdomorphismus gekennzeichnet,unterscheiden sich die Geschlechter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Färbung <strong>der</strong> Flügel nicht. Dies gilt auch für dieetwas abgeleiteten Scoli<strong>in</strong>i {Megascolia BETREM, Scolia FABRICIUS) bei denen Männchen undWeibchen generell nur wenig verschieden s<strong>in</strong>d. Bei den Gattungen Colpa DUFOUR und CampsomeriellaBETREM (Campsomer<strong>in</strong>i) s<strong>in</strong>d dagegen die unterschiedlichen Flügelfärbungen beiden Geschlechtern sehr auffällig. Freilandbeobachtungen an diesen Tieren haben mich dannauch zu den im Folgenden dargestellten Gedanken über die mögliche Funktion dieser Geschlechtsspezifitätangestiftet:Gedanklicher Ausgangspunkt me<strong>in</strong>er Überlegungen war <strong>der</strong> ebenso geistreiche wie amüsanteVortrag von Herrn PETER PEISL (Effretikon): „Beobachtungen und Gedanken zum Verhaltenvon Bienen-Männchen" (bembiX 12: 21-25, 1999). Dort wird zum Vergleich e<strong>in</strong> Zitat zumPaarungsverhalten (von Drosophila) herangezogen: „[...] Männchen von unkritischem Eifer,Weibchen von wählerische Passivität [...]". Für die Hymenopteren wird hier e<strong>in</strong> Überangebotan männlichen Leistungen postuliert, demzufolge die Männchen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> um die Weibchenkonkurrieren würden. Diese müßten sich deshalb nicht aktiv um e<strong>in</strong>en Partner bemühen,son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>fach <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge harren wie sie eben kommen.Hierbei stellt sich die generelle Frage: Nämlich, warum o<strong>der</strong> nach welchen Kriterien dasWeibchen e<strong>in</strong>en Partner wählen soll o<strong>der</strong> kann, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> späteren Aufzucht des Nachwuchseske<strong>in</strong>erlei Hilfe leisten wird. Für e<strong>in</strong>e Beantwortung dieser Frage ist <strong>in</strong> unserem Fall auch zuberücksichtigen, dass bei den Hymenopteren die Männchen haploid s<strong>in</strong>d.Es gibt zahlreiche Untersuchungen über das Paarungsverhalten, Revierbildung, Tanzplätze,Duftmarkierung, Duftsammeie<strong>in</strong>richtungen etc. <strong>der</strong> Männchen bei Apiden wie etwa Bo<strong>in</strong>bus,Megachile,Apis, Euglossa o<strong>der</strong> (OSTEN 1989). Von den an<strong>der</strong>en Hymenopterengruppen wissenwir diesbezüglich vergleichsweise wenig. Vor zwei Jahren habe ich an dieser Stelle über daskomplizierte Paarungsverhalten südamerikanischer Thynniiden (Tiphiidae) und den damitverbundenen Effekt auf ihr Ökosystem berichtet (OSTEN 1999a).Die folgenden Beobachtungen an Scoliiden (Scoli<strong>in</strong>i), <strong>der</strong>en Verhalten ich seit Jahren studiere,stammen aus Zypern (OSTEN 1994): die Männchen von Scolia orientalis SAUSSURE, (<strong>in</strong> me<strong>in</strong>erArbeit fälschlich als Scolia cypria SAUSSURE angesprochen) - bei dieser Art tragen beideGeschlechter gelb-hyal<strong>in</strong>e Flügel - unternehmen Suchflüge flach über dem Boden. Dabei ortensie olfaktorisch die im Erdreich frisch schlüpfenden Weibchen und begatten diese überfallartig,sobald sie an <strong>der</strong> Erdoberfläche ersche<strong>in</strong>en. Hierbei kommt es zu Kämpfen zwischen mehrerenangelockten Männchen. Die Paarung selbst gleicht e<strong>in</strong>er Vergewaltigung. We<strong>der</strong> sche<strong>in</strong>t dasWeibchen <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form se<strong>in</strong>e Paarungsbereitschaft zu signalisieren, noch irgend e<strong>in</strong>enE<strong>in</strong>fluß darauf zu haben, welches <strong>der</strong> angelockten Männchen die Paarung schließlich vollzieht.Mehlfachpaarungen kommen nicht vor. Bei <strong>der</strong> Paarung wird offensichtlich e<strong>in</strong> Duftstoff(„repellent") auf das Weibchen übertragen, <strong>der</strong> dieses dann für an<strong>der</strong>e Männchen unattraktivmacht.An<strong>der</strong>e Beobachtungen an Colpa sexmaculata (FABRICIUS) und Campso<strong>in</strong>eriella thoracica(FABRICIUS), beide zu den Campsomer<strong>in</strong>i gehörig, stammen aus <strong>der</strong> Türkei (OSTEN 1999b). BeiC. thoracica s<strong>in</strong>d die Flügelfarben <strong>der</strong> Geschlechter verschieden: Die Flügel <strong>der</strong> Männchen s<strong>in</strong>dganzflächig hell-hyal<strong>in</strong>, wogegen die Vor<strong>der</strong>flügel <strong>der</strong> Weibchen am apikalen Ende deutlichdunkelblau schillern. (Alle Scoliiden besitzen im apikalen Bereich des Vor<strong>der</strong>flügels fe<strong>in</strong>e,riefige (striata) Strukturen, die den Schillereffekt noch verstärken können.) Bei dieser Artsche<strong>in</strong>t die Begattung hauptsächlich auf Blüten stattzuf<strong>in</strong>den. Und zwar auch während <strong>der</strong>


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 17Nahrungsaufnahme des Weibchens. Diese bewegt dabei die Flügel ruckartig zuckend auf undab, wodurch es zu auffälligen Lichreflex-Signalen kommt.Bei <strong>der</strong> zweiten beobachteten Art C. sexmaculata treten die Weibchen <strong>in</strong> zwei unterschiedlichenFlügelfarbvarianten auf, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gelb-hyal<strong>in</strong>en und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dunkkelblauen, wogegen dieFlügel <strong>der</strong> dazugehörigen Männchen stets nur hell-hyal<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d. Obwohl beide Weibchen-Variantennebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> im selben Areal anzutreffen waren, konnte ich ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong>termediärenFormen beobachten. Auch die Weibchen von Colpa bewegen ihre Flügel ruckartig wenn sieauf Blüten sitzen, wobei mir die Signale <strong>der</strong> blauflügligen Weibchen erheblich auffälligererschienen als die ihrer Geschlechtsgenoss<strong>in</strong>nen mit gelb-hyal<strong>in</strong>en Flügeln. Sowohl bei Campsomeriellaals auch bei Colpa werden die Weibchen von den Männchen kurz angeflogen; dieBegattung dauert nur etwa 2 Sekunden. Mehrfachbegattungen ersche<strong>in</strong>en mir wahrsche<strong>in</strong>lich,wenngleich auch Abwehrbewegungen <strong>der</strong> Weibchen mit ihren H<strong>in</strong>terbe<strong>in</strong>en zu beobachtenwaren. Die naheliegende Frage, ob die Männchen zwischen den beiden Weibchenformenunterscheiden, zum Beispiel im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er sexuellen Zuchtwahl durch die Bevorzugung e<strong>in</strong>er<strong>der</strong> beiden Formen, muß im Augenblick noch unbeantwortet bleiben. Weiterh<strong>in</strong> bleibt zuklären, ob es sich bei den unterschiedlichen Flügelfärbungen bei den Weibchen <strong>der</strong>selben Artum Mutationen o<strong>der</strong> um Modifikationen handelt. Da sich Scoliiden als Ektoparasiten anverschiedenen Scarabaeiden-Larven entwickeln, ist auch an e<strong>in</strong>en modifikatorischen E<strong>in</strong>flussdurch die parasitierte Wirts-Larve zu denken, o<strong>der</strong> <strong>in</strong> dem Fall von Colpa gar an e<strong>in</strong>e sympatrischeSpeziation über den Wirt.Zu Beg<strong>in</strong>n des Jahres hatte ich die Gelegenheit, <strong>in</strong> Thailand Scoliiden detailliert beobachten zukönnen. In e<strong>in</strong>em ehemaligen Mangrovengebiet mit e<strong>in</strong>er Fläche von etwa 100 x 300 m, <strong>in</strong> demjetzt Teiche zur Zucht von Shrimps (Palae<strong>in</strong>on) angelegt s<strong>in</strong>d, kamen etwa 10 Scoliidenartenvor, von denen Campsomenella collaris quadrifasciata (FABRICIUS) die häufigste war. Sie ist<strong>der</strong> vorhergehenden erwähnten paläarktischen C. thoracica sehr ähnlich, doch s<strong>in</strong>d die Flügel<strong>der</strong> Weibchen e<strong>in</strong>heitlich dunkelblau, schillernd, die <strong>der</strong> Männchen ebenfalls hell-hyal<strong>in</strong>. DerBoden des Untersuchungsgebietes war sandig bis lehmig und spärlich mit Gräsern bewachsen.Von <strong>der</strong>en Wurzeln ernähren sich die Larven (Engerl<strong>in</strong>ge) von Anomala cupripes (HOPE)(Rutilidae) und Clyster itys (OLIVIER) (Dynastiden), die wie<strong>der</strong>um als Wirte für Scoliidenfungieren. An den Rän<strong>der</strong>n des Areals bef<strong>in</strong>den sich reichlich blühende Kräuter, Büsche undBäume (P luehea spec, Pittospora spec., Clematis! spec).Etwa ab 9.00 flogen die Weibchen von Ca<strong>in</strong>psomeriella flach zwischen den Grasbüscheln h<strong>in</strong>und her. Abrupt auf dem Boden gelandet, begannen sie sofort sich e<strong>in</strong>zugraben bzw. verschwanden<strong>in</strong> bereits vorhandenen Löchern. Die Tiere waren ganz offensichtlich auf <strong>der</strong> Suchenach ihren Wirten. Etwa e<strong>in</strong>e Stunde später und mit zunehmen<strong>der</strong> Hitze waren die Tiere dannbevorzugt auf Blüten anzutreffen. Dabei konnte ich mehrfach beobachten, dass noch sehrfrische Weibchen mit völlig <strong>in</strong>takten, beson<strong>der</strong>s farbkräftigen, irisierenden Flügeln <strong>in</strong> ungewöhnlicherKörperhaltung auf e<strong>in</strong>er Blüte verharrten: Kopf und Thorax erhoben, das Abdomenauf die Unterlage gedrückt und ohne Nahrung aufzunehmen vollführen die Tiere rhythmische,signalartige Bewegungen mit den schillernden Flügeln. In e<strong>in</strong>igen Fällen war es mir dann auchmöglich, den prompten Anflug e<strong>in</strong>es Männchens und die kurze Begattung zu beobachten. DieWeibchen von Campsomeriella machen offensichtlich ganz aktiv auf sich und ihre Paarungsbereitschaftaufmerksam. Doch sche<strong>in</strong>t das fehlen solcher Signale die Männchen nicht <strong>in</strong> jedemFall von Paarungsversuchen abzuhalten. War das auf e<strong>in</strong>er Blüte sitzende Weibchen jedoch mit<strong>der</strong> Nahrungsaufnahme beschäftigt, wurden anfliegende Männchen meist mit den H<strong>in</strong>terbe<strong>in</strong>enabgewehrt.Warum sich die Männchen durch das Fehlen <strong>der</strong> entsprechenden optischen Signale von Seiten<strong>der</strong> Weibchen nicht <strong>in</strong> jedem Fall von ihren Paarungsversuchen abhalten lassen, läßt sich


28 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)eventuell durch die folgenden, weiteren Beobachtungen erklären: Ort des Geschehens war e<strong>in</strong>kle<strong>in</strong>es sonnenbeschienenes und buschbestandenes Areal von etwa 3 x 3m Größe, <strong>in</strong> dem außere<strong>in</strong>igen Zipfelfaltern {Hypolycaena erylus teams FRUHSTORFER) ke<strong>in</strong>e weiteren Insekten undauch ke<strong>in</strong>e Campsomeriella-Männchen zu sehen waren. Mehrere Male konnte ich beobachten,wie e<strong>in</strong> sehr frisches Weibchen e<strong>in</strong>flog, ziemlich unruhig und hastig von Blatt zu Blatt o<strong>der</strong> aufe<strong>in</strong>e Blüte flog und, ohne Nahrung aufzunehmen, immer wie<strong>der</strong> kurzfristig die beschriebeneSignalhaltung e<strong>in</strong>nahm. Nach e<strong>in</strong>igen M<strong>in</strong>uten erschienen dann auch e<strong>in</strong>zelne Männchen, diesehr schnell <strong>in</strong> Zick-Zack-Flügen zwischen den Blüten und Blättern h<strong>in</strong>- und herschossen. Eskam zur Begattung, nach <strong>der</strong> sich das Weibchen regelmäßig entfernte. Doch die Männchenblieben und flogen noch etwa 30 weitere M<strong>in</strong>uten lang auffällig unruhig zwischen den Blätternumher. Ich erkläre dies so: Die Weibchen von CampsomerieUa schaffen sich bei ihrem unruhigenFlug von Blatt zu Blatt durch Verteilen von Duftmarken auf den Blättern o<strong>der</strong> auch Blütenaktiv e<strong>in</strong> „Duft-Revier", das die Männchen zunächst anlockt und <strong>in</strong> dem die Weibchen dannihre Paarungsbereitschaft zusätzlich durch die beschriebene Signalhaltung kundtun. Diese Duftmarkierungbleibt dann noch für etwa 30 M<strong>in</strong>uten bestehen, auch nachdem die Weibchen ihrRevier schon längst verlassen haben. Die Beobachtungen zeigen jedenfalls, dass zum<strong>in</strong>dest beiden Weibchen von CampsomerieUa von „wählerischer Passivität" ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong> kann.(Welche Drüsen dieses postulierte Pheromon produzieren, ist mir noch nicht bekannt. Jedenfallszeigen von mir grob zerschnittene Weibchen ke<strong>in</strong>erlei Lockwirkung.)Herrn Dr. Hartmut MliYi-R (Augsburg) danke ich sehr herzlich für die kritische Durchsicht me<strong>in</strong>es Manuskriptes.LiteraturCLAUS, C. 1876: Grundzüge <strong>der</strong> Zoologie. — S. 733-734; Marburg, LeipzigOS'i'iiN, T. 1989: Vergleichend-funktionsmorphologische Untersuchungen des Paarungsverhaltens von Platynopoda undMesotrichia (Hymenoptera: Xylocop<strong>in</strong>i). — <strong>Stuttgart</strong>er Beitr. Naturk. Ser. A , 433: 1-18OSTI-N, T. 1994: Beobachtungen zum Paarungsverhalten von Scolia cypria SAUSSURI; 1855 (Hym. Scoliidae). — L<strong>in</strong>zerbiol. Beitr. 26(1): 335-341OSTKN, T. 1999a: The Phoretic Copulation of Thynn<strong>in</strong>ae <strong>in</strong> an Ecological and Evolutionary Perspective (Hymenoptera,Tiphiidae). — L<strong>in</strong>zer biol. Beitr. 31(2): 755-762OSTHN, T. 1999b: Beobachtungen an Scoliiden (Hymenopiera) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Türkei. — L<strong>in</strong>zer biol. Beitr. 31(1): 449-457PiiiSL, P. 1999: Beobachtungen und Gedanken zum Verhalten von Bienen-Männchen. — bembiX, Bielefeld 12: 21-25


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 19Chemische Mimikry bei Sexualtäuschblumen <strong>der</strong> Gattung Ophrys:Maximierung des reproduktiven Erfolgs durch Variation<strong>der</strong> Duftbouquets bei bestäubten BlütenManfred AYASSE und Florian SCHIESTLInstitut für ZoologieAlthanstraße 14, A-1090 Wien, Österreich, Manfred.Ayasse@univie.ac.atOrchideen <strong>der</strong> Gattung Ophrys s<strong>in</strong>d sogenannte Sexualtäuschblumen. Die Blüten imitieren <strong>in</strong>Form, Farbe und im Duft e<strong>in</strong> Weibchen ihrer Bestäuberarten und veranlassen so die Männchenzum Landen auf <strong>der</strong> Blüte und zu „Pseudokopulationen", d. h. Versuchen mit <strong>der</strong> Blüte zukopulieren. Während <strong>der</strong> Pseudokopulationen entnehmen die Männchen Poll<strong>in</strong>ien und übertragensie beim Besuch e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Blüte <strong>in</strong> die Narbe, wodurch die Bestäubung erfolgt. Beiden Bestäubern handelt es sich <strong>in</strong> den meisten Fällen um Bienen. Der wichtigste Stimulus fürdas Auslösen von Kopulationsverhalten ist <strong>der</strong> Duft. Jede Ophrys-Art wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nurdurch die Männchen e<strong>in</strong>er Bestäuberart besucht. Dadurch wird e<strong>in</strong>erseits Hybridisierung undPollenverlust verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, an<strong>der</strong>erseits hat dies zur Folge, dass die Anzahl an bestäubten Blütenger<strong>in</strong>ger ist als bei den meisten Blütenpflanzen. Zusätzlich führt Habituation, d. h. das Lernenvon Blütendüften zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen Anzahl an Blütenbesuchen. Durch blütenspezifische Variation<strong>der</strong> Bestäuber-anlockenden Duftbouquets werden die Lernleistungen <strong>der</strong> Bestäuberausgenutzt, um die Anzahl an bestäubten Blüten und damit den Reproduktionserfolg e<strong>in</strong>erPflanze zu erhöhen (AYASSE et al. 2000). E<strong>in</strong>e weitere Strategie zur Erhöhung des reproduktivenErfolgs e<strong>in</strong>er Pflanze könnte dar<strong>in</strong> bestehen, Bestäuber auf unbestäubte Blüten e<strong>in</strong>esBlütenstandes zu lenken. Tatsächlich weisen Orchideenblütenhäufig nach <strong>der</strong> BestäubungVerän<strong>der</strong>ungen wie Verblassen <strong>der</strong> Farben und/o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Attraktivität auf. Letzteresist unter an<strong>der</strong>em auf e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bestäuber anlockenden Düfte zurückzuführen,was allerd<strong>in</strong>gs mittels chemischen Analysen bislang bei Sexualtäuschorchideen nie gezeigtwerden konnte.Bei verschiedenen Ophrys-Arten wurden mittels chemischen Analysen und elektrophysiologischenUntersuchungen die Duftstoffe von unbestäubten und bestäubten Blüten verglichen. BeiO. sphegodes-Blüten kam es bereits e<strong>in</strong>en Tag nach <strong>der</strong> Bestäubung zur Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Duftbouquets.Farnesylhexanoat wurde <strong>in</strong> signifikant größeren Mengen produziert. In Verhaltensexperimentenwaren bestäubte Blüten signifikant weniger attraktiv für Männchen von Andrenanigroaenea als unbestäubte Blüten desselben Blütenstands. Farnesylhexanoat hatte hierbei e<strong>in</strong>eSchlüsselfunktion. Da diese Verb<strong>in</strong>dung als Erkennungssignal für bereits gepaarte, brutaktiveWeibchen dient, imitieren bestäubte Blüten offensichtlich den Duft von brutaktiven Weibchen.Die Bestäuber werden dadurch zu unbestäubten Blüten e<strong>in</strong>es Blütenstandes gelenkt, was dieAnzahl an bestäubten Blüten bzw. die Anzahl an entnommenen Poll<strong>in</strong>ien und damit denreproduktiven Erfolg e<strong>in</strong>er Pflanze erhöht. Weist e<strong>in</strong> Blütenstand selbstbestäubte Blüten auf, sos<strong>in</strong>d diese für die Bestäuber weiterh<strong>in</strong> attraktiv, und die Menge an produziertem Farnesylhexanoatist kle<strong>in</strong>er als bei fremdbestäubten Blüten. Da Selbstbestäubung häufig zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gerenFertilität <strong>der</strong> Samen führt, sollten selbstbestäubte Blüten weiterh<strong>in</strong> für Bestäuber attraktivbleiben. Vergleichbare Ergebnisse liegen auch bei an<strong>der</strong>en untersuchten Ophrys-Arten wie z. B.O. speculum vor. E<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Anzahl an Bestäuberbesuchen führte bei Orchideen <strong>der</strong> GattungOphrys zur Evolution von Strategien zur Erhöhung des reproduktiven Erfolgs. Durch blütenspezifischeVariation <strong>der</strong> Duftbouquets bee<strong>in</strong>flussen die Pflanzen das Verhalten ihrer Bestäuberdah<strong>in</strong>gehend, dass die Anzahl an bestäubten Blüten und damit die Anzahl an produziertenSamen und <strong>der</strong> reproduktive Erfolg erhöht werden.


20 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Geför<strong>der</strong>t durch den FWF Austria (P12275-BIO).LiteraturAYASSii, M.; SCHIHSTI., F.; PAULUS, H. F.; Löfstedt, C; Hansson, B.; Erdmann, F.; Ibarra; FRANCKI;, W. 2000:Evolution of reproductive strategies <strong>in</strong> the sexually deceptive orchid Ophrys sphegodes: How does flower-specificvariation of odor signals <strong>in</strong>fluence fitness? — Evolution (zur Publikation angenommen)Sociobiological secrets of Lasioglossum malachurum,a common sweat beeRobert PAXTON und Nicole NESCHZoologisches Institut <strong>der</strong> Universität Tüb<strong>in</strong>genAuf <strong>der</strong> Morgenstelle 28, D-72076 Tüb<strong>in</strong>gen, robert.paxton@uni.tueb<strong>in</strong>gen.deThe primitively eusocial sweat bee, Lasioglossum malachurum, is common <strong>in</strong> southern Germanyand has been the focus of much research at Tüb<strong>in</strong>gen, particularly <strong>in</strong> relation to its chemicalecology (e.g. PhD Theses from M. AYASSE, 1991, and M. SlCK, 1993; AYASSE et al. 1999).Nest found<strong>in</strong>g by L. malachurum takes place <strong>in</strong> spr<strong>in</strong>g; a s<strong>in</strong>gle queen digs a tunnel un<strong>der</strong>groundand provisions up to 8 brood cells from which workers develop. The populations aroundTüb<strong>in</strong>gen have but one worker generation per year (populations from the south of Europe canhave three worker generations per nest<strong>in</strong>g cycle). When the workers emerge, they guard the nestentrance or collect pollen and nectar to provision the sexual brood cells whilst the queenrema<strong>in</strong>s un<strong>der</strong>ground <strong>in</strong> the nest, presumably monopolis<strong>in</strong>g egg production. In mid-summer, thesexuals, males and new queens (gynes), emerge, mate, and then the fertilised new queens go<strong>in</strong>to hibernation. All other <strong>in</strong>dividuals, the workers, mother queens and males, die.It has long been suspected that a L. malachurum queen mates with a s<strong>in</strong>gle male before enter<strong>in</strong>ghibernation, and thus that all of her offspr<strong>in</strong>g workers are full sisters, with important sociobiologicalconsequences. To exam<strong>in</strong>e this hypothesis, we excavated a number of nests just beforeworker emergence, collected their occupants and analysed them with highly variable (microsatelliteDNA) markers. Exam<strong>in</strong>ation of queen and worker genotypes suggested that some queenshad mated once whereas others had mated with several males (polyandry); <strong>in</strong> the latter situation,we detected several patril<strong>in</strong>es amongst a colony's workers. We could also detect workersbelong<strong>in</strong>g to other matril<strong>in</strong>es, suggest<strong>in</strong>g that a colony usurpation had occurred, that is, that onequeen had taken over the colony from another. Observations of <strong>in</strong>dividually marked queensconfirmed that they regularly attempt colony usurpation. It has also been suggested that workerstake part <strong>in</strong> egg-lay<strong>in</strong>g, <strong>in</strong> particular that they can and do lay a substantial proportion of themale-dest<strong>in</strong>ed eggs (e.g. WESTRICH 1989). To exam<strong>in</strong>e this hypothesis, we genetically analysedsexual brood, reveal<strong>in</strong>g that, <strong>in</strong>deed, worker-laid eggs are the source of much of the sexualbrood. The results will be discussed <strong>in</strong> the light of recent k<strong>in</strong> selection models describ<strong>in</strong>g thepotential evolutionary conflicts of <strong>in</strong>terest that exist with<strong>in</strong> Hymenopteran societies.ReferencesAYASSti, M; ENGi-t.s, W.; LUBKI;, G.; TAGHIZADI;H, T.; FRANCKI:, W. 1999: Mat<strong>in</strong>g expenditures reduced via iemalesex pheromone modulation <strong>in</strong> the primitively eusocial halict<strong>in</strong>e bee, Lasioglossum (Evylaeus) malachurum(Hymenoptera: Halictidae). — Behavioral Ecology and Sociobiology 45: 95-106WESTRICH, P. 1989: Die Wildbienen Baden Württembergs. — Eugen Ulmer, <strong>Stuttgart</strong>


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 21_Ökologische Grundlagen und Plastizität<strong>der</strong> Paarungssysteme solitärer Wildbienen (Apoidea)Karsten SEIDELMANNMart<strong>in</strong>-LutherUniversität Halle, Institut für ZoologieDomplatz 4, D-06099 Halle (S.), seidelmann@zoologie.uni-halle.dePaarungssysteme können nach unterschiedlichsten Kriterien und Aspekten e<strong>in</strong>geteilt werden.E<strong>in</strong> sehr erfolgreiches Konzept, welches auch die Ursachen für die Ausbildung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnenSysteme zu erklären vermag, wurde von EMLEN & ORING ( 1997) entwickelt. Diese Theorie legtdie ökologische Nische e<strong>in</strong>er Art unter Beachtung historischer Aspekte zugrunde. Die Strukturund die Verteilung <strong>der</strong> Ressourcen, von denen das stärker <strong>in</strong> die Nachkommen <strong>in</strong>vestierendeGeschlecht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Reproduktion abhängt bzw. limitiert wird, sowie die zeitliche Verfügbarkeitkopulationsbereiter Partner dieses Geschlechtes bestimmen danach die Ausbildung desPaaru ngssystems.Bei den aculeaten Hymenopteren übernehmen die Weibchen die Brutvorsorge alle<strong>in</strong> und dieMännchen konkurrieren daher um Kopulationen. Das Ausmaß, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> Männchen unterdiesen Bed<strong>in</strong>gungen durch die Monopolisierung von Weibchen se<strong>in</strong>en eigenen Reproduktionserfolgzu Lasten se<strong>in</strong>er Mitkonkurrenten zu steigern vermag, hängt vom operativenGeschlechterverhältnis (und damit <strong>der</strong> Kopulationshäufigkeit und dem Kopulationszeitpunkt<strong>der</strong> Weibchen), <strong>der</strong> Populationsdichte, <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Nistorte, sowie <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong>Nahrungsressourcen für die Verproviantierung <strong>der</strong> Brutzellen ab. Diese Faktoren bestimmen,wo und wann e<strong>in</strong> Männchen auf begattungsbereite Weibchen treffen kann und ob es nachGeschlechtspartnern suchen o<strong>der</strong> auf diese warten sollte.Auf dieser Grundlage können sich entsprechend <strong>der</strong> realen Nischendifferenzierung verschiedenerArten so unterschiedliche Paarungssysteme wie z. B. e<strong>in</strong>e opportunistische Polygynie, e<strong>in</strong>eWeibchenverteidigungs-Polygynie, e<strong>in</strong>e Lek-Polygynie o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>e opportunistische Polyandrieherausbilden. Die e<strong>in</strong>zelnen Paarungssysteme bieten unterschiedlichen Raum für e<strong>in</strong>ePlastizität <strong>in</strong> den Reproduktionsstrategien <strong>der</strong> Männchen. Vor allem <strong>in</strong> territorialen Systemenhängen die Kosten für die Verteidigung e<strong>in</strong>er Ressource von <strong>der</strong> jeweiligen Intensität <strong>der</strong><strong>in</strong>trasexuellen Konkurrenz ab und können die Männchen zu alternativen Strategien zw<strong>in</strong>gen.Am Beispiel <strong>der</strong> Roten Mauerbiene Os<strong>in</strong>ia rufa (Megachilidae) und <strong>der</strong> Wollbiene Anthidiummanicatum (Megachilidae) wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluß <strong>der</strong> ökologischen Faktoren auf das Paarungssystemund den Reproduktionserfolg <strong>der</strong> Männchen erläutert. Die Polylektie <strong>der</strong> monandrischen Weibchenführt bei O. rufa zur Ausbildung e<strong>in</strong>er opportunistischen Polygynie. Bei A. manicatum bildetesich h<strong>in</strong>gegen durch e<strong>in</strong>e oligolektische Wirtspflanzenwahl <strong>der</strong> polyandrischen Weibchene<strong>in</strong>e opportunistische Polygynie mit e<strong>in</strong>er großen <strong>in</strong>traspezifischen Diversität <strong>der</strong> Partnerf<strong>in</strong>dungsstrategien<strong>der</strong> Männchen heraus.LiteraturEMU-N & ORING 1977: Ecology, sexual selection and the evolution of mat<strong>in</strong>g systems. — Science 197: 215 - 223.


22 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Vergleich des Pollene<strong>in</strong>trags vier verschiedener Unterarten<strong>der</strong> Honigbiene (Apis melli fera)Kirsten KÖPPLER 1 , Nikolaus KOENIGER 1 , Günther VORWOHL 21 Institut für BienenkundeKarl-von-Frisch-Weg 2, D-61440 Oberursel, koeppler@em.uni-frankfurt.de2 Landesanstalt für Bienenkunde <strong>der</strong> Universität Hohenheim,Augusl-von-Harlmann-Straße 13, D-70593 <strong>Stuttgart</strong>Die Völker <strong>der</strong> Honigbiene Apis mellifera gehören zu den größten Insektensozietäten. IhrBedarf an Nahrung ist erheblich und während <strong>der</strong> aktiven Periode werden meist täglich großeMengen Nektar und Pollen e<strong>in</strong>getragen. Derartig hohe Nahrungsbedürfnisse machen e<strong>in</strong>eeffektive Nutzung <strong>der</strong> vorhandenen Ressourcen erfor<strong>der</strong>lich.Dabei wird oft übersehen, daß <strong>in</strong> Europa verschiedene Unterarten von Apis mellifera gehaltenwerden, die <strong>in</strong> geographisch o<strong>der</strong> ökologisch vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> isolierten Gebieten entstanden s<strong>in</strong>d.Untersuchungen <strong>der</strong> verschiedenen' Unterarten <strong>der</strong> Honigbiene zeigten bereits zahlreicheUnterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Biologie (z. B. Brut<strong>in</strong>tensität, Brutzeitraum) und <strong>der</strong> Ausprägung morphometrischerMerkmale. Auch im Verhalten (z. B. Orientierung, Lernfähigkeit, Tanzsprache)konnten rassenspezifische Unterschiede ermittelt werden. Das wirft die Frage auf, ob auch dasSammelverhalten und die Ressourcennutzung differieren. Dieser Frage soll <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit mitdem Thema „Sammelverhalten und Ressourcennutzung verschiedener Subspecies <strong>der</strong> Honigbiene(Apis mellifera)" nachgegangen werden. Ziel ist es, über den Pollene<strong>in</strong>trag das Trachtpflanzenspektrumausgewählter Unterarten <strong>der</strong> Honigbiene im gleichen Lebensraum am Südranddes Taunus zu ermitteln und zu klären, <strong>in</strong>wieweit das Sammelverhalten von Unterschiedenzwischen den Rassen geprägt wird.Der Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeit liegt bei <strong>der</strong> Untersuchung von drei europäischen Honigbienenrassen,Apis mellifera mellifera, A. mellifera carnica und A. mellifera ligustica. A. m. melliferastellt die für Mitteleuropa ursprüngliche und <strong>in</strong>zwischen durch Bienenimporte und züchterischeMaßnahmen <strong>der</strong> Imker verdrängte Rasse dar. Das Ursprungsgebiet von A. <strong>in</strong>. carnica liegt <strong>in</strong>Südosteuropa und von A. <strong>in</strong>. ligustica <strong>in</strong> Italien. Daneben wurde zusätzlich e<strong>in</strong>e südafrikanischeUnterart <strong>in</strong> die Untersuchungen (A. mellifera capensis) e<strong>in</strong>bezogen, die <strong>in</strong> ihrer natürlichenVerbreitung auf die Kapregion Südafrikas beschränkt ist.Für die Untersuchungen wurden 5 Plätze ausgewählt, die e<strong>in</strong> reiches und diverses Spektrumnutzbarer Blütenpflanzen bieten. Auf den Standplätzen wurden jeweils vier Völker, e<strong>in</strong>s proUnterart, aufgestellt. Die Pollenabnahme erfolgte mittels Pollenfallen am Flugloch <strong>der</strong> Bienenstöckeca. alle 10 Tage (jeweils ganztägig). Die Pollenladungen wurden nach <strong>der</strong> Entnahme proVolk nach Farben sortiert und getrocknet. Danach wurden die e<strong>in</strong>zelnen Farbfraktionen gewogenund von je<strong>der</strong> mikroskopische Präparate angefertigt. Handelte es sich um Präparate mit nure<strong>in</strong>er Pollenart, konnte diese dem entsprechenden Gewicht zugeordnet werden. Bei Mischpräparatenwurden die Pollenarten ausgezählt und prozentual unter Berücksichtigung desPollenvolumens auf das Gewicht <strong>der</strong> Farbfraktion bezogen. Die Bestimmung <strong>der</strong> Pollen erfolgteso weit wie möglich bis zur Pflanzenart, Pflanzengruppe (entsprechend <strong>der</strong> Pollentypen) o<strong>der</strong>Pflanzenfamilie. Zur Auswertung wurden die E<strong>in</strong>zeldaten pro Leerung, d. h. pro Unterart,Standplatz und Leerungstag herangezogen.Im gesamten Untersuchungszeitraum wurde Pollen von 157 verschiedenen Pflanzenarten bzw.-gruppen e<strong>in</strong>getragen. Die wichtigsten Pollen (während Blühperiode durchschnittlicher Anteil>5%) waren von Asteraceae (T-Typ), Castanea, Colchicum, Plantago, Rosaceae, Filipendula


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 23sowie Phacelia. Sie hatten teilweise e<strong>in</strong>en Anteil von mehr als 90 % <strong>in</strong> den Proben. Weiterehäufige Pollen (während Bliihperiode durchschnittlicher Anteil >2%) waren von Brassicaceae,Parthenocissus, Epilobium., Trifolium repens, Vicia faba, Asteraceae (Aster-Typ), Asparagus,Asteraceae (A-Typ) o<strong>der</strong> Zea mays. Der Großteil <strong>der</strong> Pollentypen war nur mit e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>genAnteil (während Blühperiode durchschnittlicher Anteil < 2%) am E<strong>in</strong>trag beteiligt. Mit <strong>der</strong>Rangvarianzanalyse nach KRUSKAL-WALLIS konnten sowohl bei den häufigen (Phacelia,Asteraceae (T-Typ), Trifolium repens) als auch bei den selteneren Pollen (z.B. Succisa, Oenothera,Buddleja, Lonicera, Ericaceae, He<strong>der</strong>a, Datura) signifikante Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Häufigkeitzwischen den Unterarten nachgewiesen werden.Die Dom<strong>in</strong>anzstruktur <strong>der</strong> e<strong>in</strong>getragenen Pollen pro Leerung war bei den Unterarten im wesentlichenmit durchschnittlich e<strong>in</strong>em Leitpollen (proz. Anteil >45%), e<strong>in</strong>em Begleitpollen ( 16% bis45%) und 3 wichtigen E<strong>in</strong>zelpollen (größer 3%) und 11 E<strong>in</strong>zelpollen (


24 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (200Q)Die Bedeutung blütenbesuchen<strong>der</strong> Insekten(Bienen, Schwebfliegen, Pflanzenwespen) für den Pollentransfervon transgenem Raps auf verwandte KreuzblütlerChristoph SAUREPfliigerstraße 72, D-12047 Berl<strong>in</strong>, chris.saure@t-onl<strong>in</strong>e.deIm Frühjahr und Frühsommer 1998 und 1999 wurden auf <strong>der</strong> Versuchsfeldanlage <strong>der</strong> BiologischenBundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft bei Dahnsdorf im Bundesland Brandenburg48 Schwebfliegen-, 94 Bienen- und 95 Pflanzenwespenarten nachgewiesen. Die Artenzahlens<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>sichtlich des e<strong>in</strong>geschränkten Strukturangebotes <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>tensiv genutzten Agrarlandschaftund angesichts des kurzen Untersuchungszeitraumes überraschend groß. Unter den nachgewiesenenArten s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Anzahl ökologisch anspruchsvoller und faunistisch bemerkenswerterFunde, z. B. die Sandbienen Andreita chrysopyga, A. niveata und A. suer<strong>in</strong>ensis, letztere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er auffallend hohen Populationsdichte. Auch die Mauerbiene Osmia brevicornis und dieHummeln Bambus dist<strong>in</strong>guendus, B. ru<strong>der</strong>atus und B. musconun konnten nachgewiesen werden.E<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> faunistischen Ähnlichkeiten <strong>der</strong> untersuchten Teilhabitate nach den Artenidentitäten(SOERENSEN-Index) ergibt e<strong>in</strong>e hohe Ähnlichkeit zwischen dem transgenen, herbizidresistentenRaps und dem konventionellen Raps e<strong>in</strong>er umgebenden Mantelsaat. Die Blütenbesuchergeme<strong>in</strong>schaft<strong>in</strong> diesen Habitatstrukturen ist <strong>der</strong>jenigen <strong>in</strong> künstlich angelegtenHabitat<strong>in</strong>seln (mit Sareptasenf, Schwarzem Senf und He<strong>der</strong>ich) sehr ähnlich. Große Unterschiede<strong>in</strong> den Artenidentitäten lassen sich zu e<strong>in</strong>em angrenzenden Waldrand (Fallen- undKescherfang) sowie zu e<strong>in</strong>er benachbarten Raps-Produktionsfläche (nur Fallen) erkennen. DieTatsache, dass auf dem Versuchsfeld zum großen Teil dieselben Insektenarten an Rapsblütenund an Blüten an<strong>der</strong>er Brassicaceae anzutreffen s<strong>in</strong>d, erhöht die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>erPollenübertragung vom transgenen Raps auf verwandte Arten. Auch die Dom<strong>in</strong>anzspektren <strong>der</strong>blütenbesuchenden Bienen stimmen beim transgenen und konventionellen Raps (Mantelsaat)weitgehend übere<strong>in</strong>. Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dom<strong>in</strong>anzfolge bestehen jedoch zu den Habitat<strong>in</strong>seln.Das läßt sich auf die frühere Blütezeit des Rapses im Vergleich zu Sareptasenf, SchwarzemSenf und He<strong>der</strong>ich zurückführen.Anhand von Markierungsversuchen an Bienen konnte gezeigt werden, dass dieselben IndividuenBlüten des iransgenen Rapses und später Blüten an<strong>der</strong>er Brassicaceae anfliegen. Die Analysevon Pollenladungen e<strong>in</strong>er Hummel bestätigte, dass transgener Rapspollen transportiert wird. Alswichtigste Pollenüberträger vom Raps auf verwandte Pflanzenarten fungieren Bienen, und zwarneben Erdhummeln {Bambus terrestris, B. lucorum, B. cryptarum) vor allem Andrena nigraaeneaund weitere Andrena-Arlen. Aufgrund <strong>der</strong> ausgeprägten Blütenstetigkeit <strong>der</strong> Honigbiene(Apis <strong>in</strong>elUfera) wird <strong>der</strong>en Potential für den Pollentransfer vom Raps auf Wildkräuter trotzhoher Individuendichten als ger<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>gestuft. Neben Bienen wurden auch Vertreter an<strong>der</strong>erInsektengruppen als rege Blütenbesucher und Pollenüberträger beobachtet, und zwar Arten vonSchwebfliegen, Pflanzenwespen, Haarmücken, Florfliegen, Glanz- und Rüsselkäfern sowieTagfaltern.Neben <strong>der</strong> <strong>in</strong>sektenbed<strong>in</strong>gten spielt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim anemophilen Raps auch die w<strong>in</strong>dbed<strong>in</strong>gteBestäubung e<strong>in</strong>e Rolle. Die Auswertung von Pollenfallen zeigt e<strong>in</strong>en Zusammenhangzwischen <strong>der</strong> Witterung und den von Rapsschlägen emittierten Pollenmengen. Die Konzentrationvon Rapspollen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft nimmt mit zunehmen<strong>der</strong> Entfernung vom Feld rasch ab und


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 25beträgt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abstand von 10 m nur noch 4,5% bis 37% <strong>der</strong> am Feldrand gemessenen Werte,<strong>in</strong> Abhängigkeit von Temperatur und Nie<strong>der</strong>schlag.Ausgekeimte Samen aus den Habitat<strong>in</strong>seln (Brassica juncea, B. nigra, Raphanus raphanistrum)und aus <strong>der</strong> Umgebung des Versuchsfeldes (S<strong>in</strong>apis alba, Capsella bursa-pastoris, Thlaspiarvense) wurden <strong>in</strong> Biotests auf Herbizidresistenz getestet. Nur beim Sareptasenf gab es überlebendePflanzen, die sich auch molekulargenetisch als echte Hybride erwiesen (64 Pflanzen).Die Auskreuzungsrate vom transgenen Raps <strong>in</strong> Sareptasenf liegt mit 0,26% über <strong>der</strong>jenigenvom transgenen <strong>in</strong> konventionellen Raps (0,09%). E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Fl -Hybriden wurde bis zur Samenreifungim Gewächshaus kultiviert. Die 19 geernteten Samen waren <strong>in</strong> Größe, Farbe undOberflächenstruktur sehr heterogen. Aus ihnen entwickelten sich sechs Pflanzen <strong>der</strong>F2-Generation, von denen zwei das Herbizidresistenz-Gen tragen. Das Auflaufen e<strong>in</strong>erF2-Generation belegt, dass die aus <strong>der</strong> Kreuzung von transgenem Raps und Sareptasenf hervorgegangenenHybride wenigstens zum Teil fertil s<strong>in</strong>d.Hazeva Research and Development Center:Study<strong>in</strong>g Hymenoptera <strong>in</strong> the Israeli Rift Valley DesertIlan YAROMHazeva Research and Development Center, Ben-Gurion University of the Negev, Blaiiste<strong>in</strong> Institute for Desert Researchc/o Hazeva Field School, Mobile Post Office Ha'Arava 86815, Israel, iyarom@bgumail.bgu.ac.ilThe Arava Rift Valley, home to some of the prist<strong>in</strong>e desert habitats <strong>in</strong> Israel, which offerss<strong>in</strong>gular opportunities for research, is located between the Dead Sea and Elat. There is anextraord<strong>in</strong>ary confluence of natural ecosystems <strong>in</strong> the area with a beautiful and fragile mixtureof plants and animals orig<strong>in</strong>at<strong>in</strong>g from different biogeographical zones (Palaearctic, Afrotropical,and Oriental). Many plants and animals are unique to this area and cannot be found elsewhere<strong>in</strong> Israel. The Hazeva Research and Development Center is affiliated with the JacobBlauste<strong>in</strong> Institute for Desert Research of Ben-Gurion University of the Negev, and keeps closerelationships with the National Collection of Insects at Tel Aviv University. The nearby ShezafNature Reserve is about 9,500 acres and serves as a natural laboratory for scientific research.The research at the Hazeva Research and Development Center focuses on studies of dry landecosystems: biodiversity, conservation of natural resources, ecological-tourism, susta<strong>in</strong>ableagriculture, regional development, etc. Depend<strong>in</strong>g on the ra<strong>in</strong>fall, there are many opportunitiesfor Hymenoptera collect<strong>in</strong>g <strong>in</strong> the region. Visits to the Hazeva Research and DevelopmentCenter, for research and collect<strong>in</strong>g purposes (need<strong>in</strong>g the proper collect<strong>in</strong>g permit), can bearranged.


26 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Bionomie und Biogeographie <strong>der</strong> für die Iberische Halb<strong>in</strong>selendemischen Pollenwespe Ceramius hispanicus (Vespidae)Volker MAUSS 1 , Leopoldo CASTRO 2 und Andreas MÜLLER 31 Rhe<strong>in</strong>ische Friedrich-Wilheims-Universität, Institut für Landwirtschaftliche Zoologie und BienenkundeMelbweg42, D-53127 Bonn, ULT402@uni-bonn.de2 Sanz Gadea 9, E-44002 Teruel, Spanien3 Eidgenössische Technische Hochschule, Institut für Pflanzenwissenschaften, Angewandte EntomologieClausiusstrasse 25/NW, CH-8092 Zürich, Schweiz, andreas.mueller@ipw.agrl.ethz.chZur Verbreitung <strong>der</strong> Pollenwespe Ceramius hispanicus DUSMET, 1909 lagen bisher nur 9publizierte Fundortangaben aus Spanien vor (CEBALLOS 1956, 1959, 1964; vgl. RICHARDS1962). Über die Lebensweise <strong>der</strong> Art war nichts bekannt.Die Verbreitung von C. hispanicus wurde anhand des Materials von 72 öffentlichen Sammlungenund mehrerer privater Sammler (225 Weibchen, 36 Männchen) untersucht (MAUSS &CASTRO submitted). C. hispanicus wurde an 32 Fundorten nachgewiesen, die überwiegend <strong>in</strong>Zentral- und Nordostspanien liegen (Abb. 1). Das besiedelte Areal ist etwa 20,5x104 km 2 groß.Die Höhenverbreitung erstreckt sich von 150-1300 m NN (Z = 715 mNN). Alle Fundorte liegen<strong>in</strong> <strong>der</strong> supra- o<strong>der</strong> mesomediterranen Vegetationsstufe. C. hispanicus wurde <strong>in</strong> 13 verschiedenenVegetationsserien festgestellt (basierend auf den Vegetationskalten von RIVAS-MARTINEZ1987). 65 % <strong>der</strong> Fundorte liegen <strong>in</strong> basophilen Vegetationsserien, mehr als 75 % <strong>der</strong> besiedeltenVegetationsserien s<strong>in</strong>d mit Quercus rotundifolia LAM. assoziiert (vgl. RIVAS-MARTINEZ 1987).Die Flugzeit <strong>der</strong> Imag<strong>in</strong>es erstreckt sich <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Höhenlage von Anfang Maibis Ende Juli.Die Bionomie von C. hispanicus wurde vom 19.-26.6.1998 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sierra de Albarracfn amBarranco de Zorita (W 01 °26,402 N 40°27,334; 1200 m NN) untersucht (MAUSS & MÜLLER2000). Am oberen Ende des tief e<strong>in</strong>geschnittenen Barrancos bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e Quelle, dieganzjährig Wasser führt und e<strong>in</strong>e Viehtränke speist. Unterhalb <strong>der</strong> Tränke bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>kle<strong>in</strong>er Bach, <strong>der</strong> nach ca. 100 m austrocknet. Die Vegetation des Gebietes besteht aus e<strong>in</strong>emspärlichen, von Schafen und Ziegen <strong>in</strong> Hütehaltung beweideten Bergwald, <strong>der</strong> überwiegend vonBäumen und Sträuchern verschiedener Wachol<strong>der</strong>arten (Juniperus sp., Cupressaceae) aufgebautwird.E<strong>in</strong>e Nestaggregation mit fünf Nestern befand sich auf e<strong>in</strong>er am Rande des Barrancos abgelagertenBank aus hartem, lehmigen Boden mit etwas Kies. Der Deckungsgrad <strong>der</strong> Vegetation imNistbereich betrug 40-50 %. Die M<strong>in</strong>imaldistanz zwischen den Nestern betrug 0,4 bis 1,2 m (Z= 0,7 m; n = 4). Alle Neste<strong>in</strong>gänge waren zum<strong>in</strong>dest teilweise unter den Blättern von Pflanzenverborgen.Die Nester werden <strong>in</strong> den Boden gegrabenen. Dabei weichen die Weibchen das harte Substratmit e<strong>in</strong>er Flüssigkeit auf, die sie ansche<strong>in</strong>end regurgitieren. Vermutlich handelt es sich dabeium Wasser. Gleichzeitig formen sie mit den Mandibeln e<strong>in</strong> Lehmkügelchen, das sie anschließendrückwärts laufend aus dem Nest transportieren. Unmittelbar nach Verlassen des Neste<strong>in</strong>gangsfliegen sie mit dem Kügelchen zu e<strong>in</strong>er eng begrenzten „pellet-dropp<strong>in</strong>g area", werfendas Kügelchen ab und fliegen unmittelbar zum Nest zurück. Die „pellet-dropp<strong>in</strong>g area" liegt0,3-0,7 m vom Neste<strong>in</strong>gang entfernt <strong>in</strong> <strong>der</strong> unmittelbaren Nähe e<strong>in</strong>er Pflanze und wurdem<strong>in</strong>destens an fünf aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgenden Tagen genutzt. Am Neste<strong>in</strong>gang errichten die Weibchenaus feuchtem Lehm e<strong>in</strong>en Vorbau, <strong>der</strong> wahrsche<strong>in</strong>lich dem „turret" (sensu GESS & GESS1988) an<strong>der</strong>er Ceramius-Arten homolog ist. Se<strong>in</strong>e Form ist bei C. hispanicus stark abgeleitet:Er besteht aus e<strong>in</strong>em niedrigen basalen R<strong>in</strong>g mit drei distal konvergierenden Fortsätzen, die den


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 27E<strong>in</strong>gang teilweise überdecken. Der Hauptgang des Nestes ist ca. 70 mm lang (n=4). E<strong>in</strong>eTerm<strong>in</strong>alzelle und sekundäre Gänge fehlen. Die Brutzellen s<strong>in</strong>d „constructed mud-cells" (sensuGESS & GESS 1988). Die Zellbaurate beträgt 0,3-0,9 Zellen/Tag (Z = 0,5; n=9).C. hispanicus ist polylektisch. Analysen des Pollenspektrums (nach WESTRICH & SCHMIDT1986) des Zellproviantes von 9 Brutzellen und des Darm<strong>in</strong>haltes von 10 Imag<strong>in</strong>es (5 Weibchen,5 Männchen) ergaben, dass Helianthemum. (Cistaceae), Coris (Primulaceae), mehrere Lamiaceaeund Lotus (Fabaceae) wichtige Pollenquellen s<strong>in</strong>d. Auch die Männchen nehmen Pollenwahrsche<strong>in</strong>lich aktiv auf.Abbildung T. Fundorte von Ceramius hispanicus DiiSM<strong>in</strong>r auf <strong>der</strong> Iberischen Halb<strong>in</strong>sel (nach MAUSS & CASTRO,e<strong>in</strong>gereicht).Die tagesperiodische Aktivität erstreckt sich über e<strong>in</strong>en Zeitraum von 10 Stunden von 8.00 bis18.00 Uhr (Greenwich Zeit). Die Weibchen ersche<strong>in</strong>en regelmäßig an Wasserstellen. Während<strong>der</strong> Wasseraufnahme sitzen sie am Gewässerrand o<strong>der</strong> auf nassem Boden. Männchen patrouillierenentlang von Wasserstellen, <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Maße auch an Blüten. Gelegentlich lassen siesich kurz auf Sitzwarten nie<strong>der</strong>. An Wasserstellen ist die Männchen-Aktivität sowie die Anzahlvon Kopulationsversuchen am Vormittag signifikant höher als am Nachmittag, während dieWeibchen-Aktivität vormittags signifikant niedriger ist als nachmittags (Chi-Quadrat Test;jeweils p


28 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)LiteraturCl'BAi.i.OS, G. 1956: Catälogo de los Himenopteros de Espana. — Trab. Inst. Espan. Ent., Madrid, 553 S.CiiUAiJ.OS, G. 1959: Primer suplemento al Catälogo de los himenopteros de Espana. — EOS, Madrid 35: 215-242CKISAI.I.O.S, G. 1964: Segundo suplemento al Catälogo de los himenopteros de Espana. — EOS, Madrid 40: 43-97GiiSS, F.W. & GUSS, S.K. 1988: A further contribution of the ethology of the genus Ceramius LATRHII.U; (Hymenoptera:Masaridae) <strong>in</strong> the southern and western Cape Prov<strong>in</strong>ce of South Africa. — Ann. Cape Prov. Mus. Nat.Hist., Grahamstown 18: 1-30MAUSS, V. & CASTRO, L.: The geographical and altitud<strong>in</strong>al distribution of the pollen wasp Ceramius hispanicus(Hymenoptera, Vespidae), endemic on the Iberian Pen<strong>in</strong>sula. — (e<strong>in</strong>gereicht)MAUSS, V. & MÜI.IJBR, A. 2000: Notes on the bionomy of the pollen wasp Ceramius hispanicus DUSMI-T (Hymenoptera,Vespidae, Masar<strong>in</strong>ae): nest<strong>in</strong>g, mat<strong>in</strong>g, flower association. — J. Hym. Res., Wash<strong>in</strong>gton 9: 1-17RICHARDS, O.W. 1962: A revisional study of the masarid wasps (Hymenoptera, Vespoidea). — Brit. Mus. (Nat. Hist.),London, 294 S.RIVAS-MARTI'NHZ, S. 1987: Mapa de Series de vegetacion de Espana 1:400.000 y Memoria. lCONA (Hrsg.): Publicacionesdel M<strong>in</strong>isterio de Agriculture, Pesca y Alimentation. — Serie Técnica, MadridWESTRICH, P. & SCHMIDT, K. (1986): Methoden und Anwendungsgebiete <strong>der</strong> Pollenanalyse bei Wildbienen (Hymenoptera,Apoidea). — L<strong>in</strong>zer biol. Beitr. 18: 341-360Untersuchungen zum Neststandort <strong>der</strong> FurchenbienenHal ictus quadric<strong>in</strong>ctus und H. sexc<strong>in</strong>ctusChristof PlETSCHBitzenstraße 36, D-35410 Hungen, cystock@aol.comDie Bed<strong>in</strong>gungen des Neststandortes s<strong>in</strong>d für die Reproduktion von Bienen von existentiellerBedeutung, da die immobile Brut auf ungünstige E<strong>in</strong>flüsse nicht durch aktive Ortsverän<strong>der</strong>ungreagieren kann. Temperatur- und Feuchteregime s<strong>in</strong>d die wesentlichen Parameter, die die Gütedes Nistplatzes bestimmen. Obwohl über Neststandorte e<strong>in</strong>zelner Bienenarten detaillierte Publikationenvorliegen (z. B. SAKAGAMI & HAYASHIDA 1961, CANE 1991, POTTS & WILLMER 1997und 1998, MADER 1998), fehlen Untersuchungen weitgehend zu gemischten Nestaggregationenvon Arten mit überschneidenden Lebensraumansprüchen.Aus diesem Grund wurden die Furchenbienen Hcdictus quadric<strong>in</strong>ctus (FABRICIUS, 1776) und H.sexc<strong>in</strong>ctus (FABRICIUS, 1775) für e<strong>in</strong>e Untersuchung syntoper Neststandorte ausgewählt. Sies<strong>in</strong>d die größten Vertreter <strong>der</strong> Furchenbienen <strong>in</strong> Mitteleuropa und erreichen ungefährHonigbienengröße. Für diese Arten ist bekannt, daß sie <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samen Aggregationen nistenkönnen, jedoch divergi<strong>der</strong>ende Nistplatzpräferenzen zeigen (WESTRICH 1991, MlOTK 1979). H.quadric<strong>in</strong>ctus legt die Nester bevorzugt <strong>in</strong> Steilwänden aus festem Substrat wie Löß o<strong>der</strong>Lößlehm an, da ansche<strong>in</strong>end zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Nestarchitektur e<strong>in</strong>e bestimmte Substrathärtebenötigt wird. Die Zellen von H. quadric<strong>in</strong>ctus s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sogenannten Grabwabeangeordnet, die senkrecht ausgerichtet ist und durch kle<strong>in</strong>e Erdsäulchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em faustgroßenHohlraum befestigt ist. Zu dieser Kammer führt e<strong>in</strong> ca. 10-12 cm langer Gang, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Wabevorbeizieht und ca. 20 cm unterhalb des Hohlraums bl<strong>in</strong>d endet. H. sexc<strong>in</strong>ctus h<strong>in</strong>gegen nutztzur Anlage <strong>der</strong> Nester eher sandige Substrate <strong>in</strong> Anschüttungen von Steilwänden o<strong>der</strong> ebenenFlächen. Das Nest von H. sexc<strong>in</strong>ctus besteht aus e<strong>in</strong>em teilweise gewundenem Gang, von dembis <strong>in</strong> ca. 15 cm Tiefe lateral die Brutzellen abzweigen.Die Nistplatzpräferenz <strong>der</strong> beiden Furchenbienenarten wurden 1996 im BiosphärenreservatSchorfheide-Chor<strong>in</strong> (Brandenburg, ca. 70 km NO von Berl<strong>in</strong>) untersucht. An sieben Nestaggregationenwurden bodenkundliche Parameter wie Bodenart und m<strong>in</strong>imale Wasserkapazität erhoben.Zusätzlich wurde an zwei standörtlich unterschiedlichen Aggregationen, die von beiden


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 29Arten besiedelt wurden, die Nest- und Vegetationsverteilung erhoben. Hierfür wurden 1 mbreite und 6-12 m lange Transekte durch die Aggregationen gelegt. Die Lage <strong>der</strong> Nester und <strong>der</strong>Vegetation wurden mit Hilfe e<strong>in</strong>es skalierten Rahmens genau e<strong>in</strong>gemessen. Zur Bestimmung<strong>der</strong> Artzugehörigkeit <strong>der</strong> Nester wurden <strong>in</strong> jedem Transektabschnitt (Im 2 ) vier 0,0625 m 2Probeflächen ausgewählt, <strong>in</strong> denen die Nester mit Gips ausgegossen und präpariert wurden.Beide Aggregationen befanden sich an Abhängen mit e<strong>in</strong>em Gefälle von ca. 20°. Die Vegetationsbedeckungnahm von <strong>der</strong> Ober- bis zur Unterkante von 0-100 % zu. Der südöstlichexponierte Standort 2 weist e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>imale Wasserkapazität des Bodens zwischen 16-23 Gew.%auf. Die Bodentemperatur <strong>in</strong> 2 cm Tiefe lag hier um durchschnittlich 2 °C höher als am Standort1. Der kühlere, südwestlich exponierte, Standort 1 ist wesentlich schlechter dra<strong>in</strong>iert. DerBoden kann hier mit 41-54 Gew.% mehr als doppelt soviel Wasser gegen die Schwerkrafthalten als am Standort 2.Tabelle 1. Nesterdichte von H. quadric<strong>in</strong>ctus und H. sexc<strong>in</strong>ctus <strong>in</strong> den untersuchten Transekten. In den Zeilen 1-3 s<strong>in</strong>ddie berechneten Werte für Nester pro m 2 aus den präparierten Probefla'chen wie<strong>der</strong>gegeben, <strong>in</strong> Zeile 4 die relativeMenge bedsiedelter Probeflächen pro Transekt.Standort 1H. quadric<strong>in</strong>ctus H. sexc<strong>in</strong>ctusMaximale Nesterzahl 122 96M<strong>in</strong>imale Nesterzahl 7 7Mittelere Nesterzahl 60 39besiedleite Probeflächen [%] 100 36H. quadric<strong>in</strong>ctus138136063Standort 2H. sexc<strong>in</strong>ctus1706010156Syntope Vorkommen von H. quadric<strong>in</strong>ctus und H. sexc<strong>in</strong>ctus nutzen im Untersuchungsgebietdas gleiche Nistsubstrat und besiedeln teilweise <strong>in</strong> gemischten Aggregationen den gleichenStandort. Das Spektrum <strong>der</strong> Bodenarten umfasst im Untersuchungsgebiet Sande bis mittelsandigeSchluffe. Makroskopisch betrachtet weisen H. quadric<strong>in</strong>ctus und H. sexc<strong>in</strong>ctus die gleichenNistplatzpräferenzen auf. Die detaillierte Untersuchung <strong>der</strong> Besiedlungsstruktur <strong>in</strong> den gemischtenAggregationen ergab jedoch unterschiedliche Toleranzen von H. quadric<strong>in</strong>ctus und H.sexc<strong>in</strong>ctus gegenüber Standortsfaktoren (mikroskopische Betrachtung). In <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Aggregationenist die Nestdichte am höchsten und fällt zu den Rän<strong>der</strong>n sche<strong>in</strong>bar unabhängig vonStandortsfaktoren wie Vegetationsbedeckung ab. Die höchsten Nestdichten werden von beidenArten auf vegetationsfreien Flächen erreicht. Bei Zunahme von Vegetation nimmt die Anzahlvon Nestern ab. H. sexc<strong>in</strong>ctus toleriert e<strong>in</strong>e Vegetationsbedeckung des Neststandortes bis maximal30%, während H. quadric<strong>in</strong>ctus bis zu e<strong>in</strong>er Vegetationsbedecklung von 80% Nesteranlegt. Aufgrund <strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> Vegetation hangabwärts nistet H. sexc<strong>in</strong>ctus vornehmlich imoberen Bereich, während H. quadric<strong>in</strong>ctus auch Nester im unteren Hangbereich anlegt. Derkühlere und feuchtere Standort 1 wird von Nestern von H. quadric<strong>in</strong>ctus dom<strong>in</strong>iert. Nester vonH. sexc<strong>in</strong>ctus kommen nur sporadisch vor, erreichen dann jedoch hohe Dichten. Das Besiedlungsverhältnisvon H. quadric<strong>in</strong>ctus und H. sexc<strong>in</strong>ctus liegt bei 1 : 0,36. Der wärmere Standort2 wird mit e<strong>in</strong>em Verhältnis von 1 : 0,8 von beiden Arten ausgeglichener besiedelt. Bei kühlerenund feuchteren Bed<strong>in</strong>gungen werden von H. sexc<strong>in</strong>ctus signifikant weniger Nesterangelegt (Exakter Test von FlSHER; p = 0,026, N = 18, a < 0,05, e<strong>in</strong>seitig). Dies drückt sichauch <strong>in</strong> <strong>der</strong> signifikant höheren Nestdichte auf wärmeren Standorten als bei kühleren Standortenbei gleicher Vegetationsbedeckung aus (WlLCOXON-Test für abhängige Stichproben; T = 2, N= 7, a < 0,05, e<strong>in</strong>seitig). Die Nestdichte von H. quadric<strong>in</strong>ctus h<strong>in</strong>gegen weist ke<strong>in</strong>e signifikantenUnterschiede auf (Mediantest, % 2 = 0,14166, Fg = 1, N = 34, a > 0,05,zweiseitig) bzw.(WiLCOXON-Vorzeichenrang-Test für abhängige Paare, T = 15,5, N = 10, a > 0,05). Die


30 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)ausgeglichene Besiedlung des wärmeren Neststandortes und die Etablierung hoher Nestdichtenweist auf e<strong>in</strong>e günstige Komb<strong>in</strong>ation von Standortfaktoren für beide Bienenarten h<strong>in</strong>.Die Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Nestdichte bei zunehmen<strong>der</strong> Vegetationsbedeckung könnte zum e<strong>in</strong>en mite<strong>in</strong>er Abnahme geeigneter Nistplätze o<strong>der</strong> mit den physiologischen Bedürfnissen <strong>der</strong> Bienenartenzusammenhängen, da die Vegetation den Boden vor direkter Sonnene<strong>in</strong>strahlung schützt.Die spezifische Nestarchitektur von H. quadric<strong>in</strong>ctus sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Voraussetzung für e<strong>in</strong>egrößeren Toleranz gegenüber feuchteren und kühleren Bed<strong>in</strong>gungen zu se<strong>in</strong>. Durch den Hohlraumist die Brut <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grabwabe vor direkter Bodenfeuchte geschützt. Zusätzlich ist <strong>der</strong>Brutraum <strong>in</strong> gewissem Umfang belüftet. Der Gang, <strong>der</strong> unterhalb des Hohlraums nach untenzieht, könnte möglicherwiese e<strong>in</strong>e Dra<strong>in</strong>agefunktion besitzen (SAKAGAMI & MlCHENER 1962).Die Nestarchitektur und die relativ konstante Tiefe <strong>der</strong> Grabwabe von 12 cm sche<strong>in</strong>en Temperatur-und Feuchteamplituden abzupuffern. Aufgrund <strong>der</strong> konstanten Tiefe des zu <strong>der</strong> Grabwabeführenden Ganges erreichen selbst Regenereignisse von über 10 1/ m 2 nicht den Brutraum.Darüber h<strong>in</strong>aus kommt es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bodentiefe von ca. 10 cm während des Tages zu ke<strong>in</strong>ennennenswerten Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bodenfeuchte und Temperatur (WILLMER 1982). Möglicherweisebenötigen die Larven zur Entwicklung gleichbleibende Feuchte- und Temperaturbed<strong>in</strong>gungen.VERHOEFF (1891) vermutete, daß das Weibchen von H. quadric<strong>in</strong>ctus durch freien Zugang zurGrabwabe die Zellen bebrüten kann. Im Gegensatz dazu ist die Brut von H. sexc<strong>in</strong>ctus gößerenTemperatur- und Feuchteschwankungen ausgesetzt, da die Zellen <strong>in</strong> unterschidlicher Tiefedirekt im Erdreich angelegt werden. Diese s<strong>in</strong>d umso größer je näher die Zellen an <strong>der</strong> Bodenoberflächeliegen. Dieser Umstand könnte die Präferenz von gut dra<strong>in</strong>ierten und wärmerenStandorten erklären.LiteraturCANK, J. H. 1991 : Soils of grond-nesi<strong>in</strong>g bees (Hymenoptera: Apoidea): texture, moisture, cell depth and climate. — J.Kansas Ent. Soc, Lawrence 64(4): 406-413MAUI:R, D. 1998: Geologie, Substralformationen, Substratprov<strong>in</strong>zen und lanfristige Populationsdynamik <strong>der</strong> Niststandorte<strong>der</strong> rezenten Seidenbiene Colletés daviesanu.s <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eitel. — Dendrocopus 25: 143-186MIOTK, P 1979: Das Lößwandökosystem im Kaiserstuhl. — Veröff. Natursch. Landschaftspfl. Bad.-Württ., Karlsruhe49/50: 159-198 [zitiert <strong>in</strong> WliSTRiCH 1991]PoiTS, S. G. & P. WII.I.MI;R 1997: Abiotic and biotic factors <strong>in</strong>fluenc<strong>in</strong>g nest-site selection by Halictu.s rubicundus, aground-nest<strong>in</strong>g halict<strong>in</strong>e bee. — Ecol. Ent., Oxford, London u.a. 22: 319-328POTTS, S. G.-& P. Wn.i.MiiR 1998: Compact hous<strong>in</strong>g <strong>in</strong> built-up areas: spatial pattern<strong>in</strong>g of nests <strong>in</strong> aggregations of aground-nest<strong>in</strong>g bee. — Ecol. Ent., Oxford, London u.a. 23: 427-432SAKAGAMI, S. F. & K. HAYASHIDA 1961 : Biology of the primitive social bee, Hatictus duplex DAI.I.A TORRI;, III.Activities <strong>in</strong> spr<strong>in</strong>g solitary phase. — J. Fac. Sei. Hokkaido Univ. Ser. VI Zoology 14: 639-682SAKAGAMI, S. F. & C. D. MtCHiiNHR 1962: The nest architecture of the sweat bees (Halict<strong>in</strong>ae): A comparative studyof behavior. — Univ. Kansas Press, LawrenceVI;KHOI;I : I ; , C. 1891 : Biologische Aphorismen über e<strong>in</strong>ige Hymenopteren, Dipteren und Coleopteren. — Verh. naturh.Ver. preuss. Rhe<strong>in</strong>l., Bonn 48: 1-86WiiSTRiCH, P. 1991: Die Wildbienen Baden-Württembergs. — Ulmer, <strong>Stuttgart</strong>, 2. Aufl.Wiu.MHR, P.G. 1982: Microclimate and the environmental physiology of <strong>in</strong>sects. — Advances Ins. Physiol. 16: 1-57


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 31_Untersuchungen zur Nisthabitatwahl von Andrena vaga undColletés cunicularius (Apidae) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahner Heide (Rhe<strong>in</strong>land)Inge BISCHOFFZoologisches Forschungs<strong>in</strong>stitut und Museum A. KoenigAdenauerallee 160, D-53113 Bonn, i.bischoff.zfmk@uni-bonn.deDie Nisthabitatwahl <strong>der</strong> Wildbienenarten Andrena vaga (PANZER, 1799) und Colletés cunicularius(LINNAEUS, 1761) wurde von 1997 bis 1999 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahner Heide vergleichend untersucht.In Form von Transektbegehungen wurden verschiedene abiotische Parameter an 684 zufälligverteilten Probenpunkten erfaßt. Dazu wurde notiert, ob Nester <strong>der</strong> beiden Arten vorkamen o<strong>der</strong>nicht. Zusätzlich wurden 54 Nistaggregationen im Untersuchungsgebiet anhand <strong>der</strong>selben Parameterkartiert. Die beiden so entstandenen Daten-Matrizes wurden mit Hilfe von multivariatenVerfahren bearbeitet. Es wurde e<strong>in</strong>e Faktorenanalyse zur Gruppierung <strong>der</strong> Umweltvariablenund e<strong>in</strong>e Diskrim<strong>in</strong>anzanalyse zur Auftrennung <strong>der</strong> beiden Arten angewendet. Nach diesenVerfahren ergab sich e<strong>in</strong>e Trennung <strong>der</strong> beiden Arten nach dem Grad <strong>der</strong> Pflanzenbedeckung,<strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Vegetation, <strong>der</strong> Neigung und <strong>der</strong> Bodenfestigkeit (Abb. 1). 82,1 % <strong>der</strong> ursprünglichgruppierten Fälle wurden korrekt klassifiziert. Von den 64 tatsächlich zur ersten Gruppe (A.vaga) gehörenden Werten wurden 60 Fälle, d. h. 94 % auch dieser Gruppe zugeordnet. Dementsprechendwurden nur 4 Fälle (6 %) falsch zugeordnet. Bei C. cunicularius wurden 18 von 31Fällen, d.h. 58 % korrekt zugeordnet.Tabelle 1. Ergebnisse des Chi-Quadrat-Testes (x 2 ) bei nom<strong>in</strong>alen, erklärenden Variablen für die Verteilung <strong>der</strong> Nesterbei<strong>der</strong> Arten. Es wurde <strong>der</strong> kritische x 2 - Wert auf dem 5 % Niveau angegeben. V = Freiheitsgrad.ParameterNeigungPflanzenbedeckungHöhe <strong>der</strong> VegetationBodenfestigkeitBodenartBeschattungX 232,2670,8323,102,3686,8112,06t (0,05)7,815,999,493,843,845,99V3241I2Tabelle 2. Bodendichte (db <strong>in</strong> g/cm 3 ) von jeweils 10 Bodenproben von Andrena vaga- und Colletés cuniculariusAggregationen (MW).Probe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 MWA.vaga 1,69 1,62 1,86 1,68 1,52 1,78 1,37 1,71 1,64 1,70 1,66C. cunicularius 1,48 1,53 1,65 1,46 1,68 1,43 1,63 1,54 1,49 1,53 1,54Tabelle 3. C / N-Verhältnis und Humusgehalt (organ. Substanz <strong>in</strong> %) <strong>der</strong> Bodenproben <strong>der</strong> Nistaggregationen vonAndrena vaga und Colletés cunicularius <strong>der</strong> Jahre 1996 und 1999. Es wurden die Mittelwerte <strong>der</strong> beiden Vergleichsprobenangegeben, da diese nicht stark vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abwichen.ArtAndrena vagaJahr19961999MWC / N-Verhältnis1917,17Humusgehalt4,02,93,1stark humoshumoshumosColletés cunicularius19961999MW1620191,5U1,2humushaltighumushaltighumushaltig


32 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)26242220~ 1 8Kanonische Diskrim<strong>in</strong>anzfunktion 1• A vaga O C. cunicularius• O Gruppen-Zentroide.


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 33Die Ergebnisse <strong>der</strong> multivariaten Verfahren wurden durch quantitative Bodenanalysen abgesichert.Dafür wurden Bodenproben von 10 Nistaggregationen je<strong>der</strong> Art entnommen. Es wurdee<strong>in</strong> signifikanter Unterschied h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Bodenart (Korngrößenverteilung, siehe Abb. 2),<strong>der</strong> Bodendichte (Tab. 2), dem pH-Wert und dem Humusgehalt (Tab. 3) festgestellt. C. cuniculariusnistet eher <strong>in</strong> fe<strong>in</strong>sandigen Mittelsandböden, die e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Bodendichte, e<strong>in</strong>enger<strong>in</strong>gen Pflanzenbewuchs sowie e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Humusgehalt aufweisen. Weiterh<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>densich ihre Aggregationen eher an geneigteren Flächen als die von A. vaga.Aus den vorgestellten Ergebnissen folgt, dass sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e C. cunicularius als Indikatorartfür sonnige, schütter bewachsene, lockere und nährstoffarme Sandböden eignet.Nistökologie <strong>der</strong> Delta-LehmwespeDelta unguiculatum (Eumenidae) und <strong>der</strong>Mörtelbiene Megachile (Chalicodoma) pariet<strong>in</strong>a (Megachilidae)Detlef MADERHebelstraße 12, D-69I90 Walldorf/BadenDie Freibautennester <strong>der</strong> Delta-Lehmwespe Delta unguiculatum (VILLERS 1789) (Eumenidae)und <strong>der</strong> Mörtelbiene Megachile (Chalicodoma) pariet<strong>in</strong>a (GEOFFROY <strong>in</strong> FOURCROY 1785)(Megachilidae) s<strong>in</strong>d aktiv durch Aufmörtelung auf das Substrat primär angelegte Nestbauten,woh<strong>in</strong>gegen die Nistweise <strong>der</strong> meisten an<strong>der</strong>en Wildbienen und Wespen aktiv durch Graben imSubstrat primär angelegte Nestbauten o<strong>der</strong> passiv durch E<strong>in</strong>mietung sekundär übernommenebereits vorhandene Nestbauten umfaßt. Die Brutzellen von D. unguiculatum s<strong>in</strong>d nahezukugelige bis breitellipsoidale Töpfe, woh<strong>in</strong>gegen die Nistkammern von M. pariet<strong>in</strong>a schmalelüpsoidalebis manchmal fast zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>artige Tönnchen darstellen, im Gegensatz zu dentypischen patronenförmigen Tönnchen <strong>der</strong> Mauerwespe Sceliphron destillatorium (ILLIGER1807) (Sphecidae) aber stets e<strong>in</strong>e ellipsoidale Wölbung <strong>der</strong> Wände aufweisen. Die mononidalenFreibautennester von D. unguiculatum und M. pariet<strong>in</strong>a enthalten unter dem durchgehendenäußeren Verputz etwa 2-10 Brutzellen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zeiliger o<strong>der</strong> mehrzelliger Anordnung, und s<strong>in</strong>dschwächer o<strong>der</strong> stärker gewölbte Aggregate von <strong>der</strong> Form und Größe zwischen e<strong>in</strong>er halbenWalnuß, e<strong>in</strong>em halben Hühnerei und e<strong>in</strong>er halben Orange o<strong>der</strong> Zitrone. Mehrere mononidaleFreibautennester von D. unguiculatum und M. pariet<strong>in</strong>a werden häufig zu vertikalen o<strong>der</strong>horizontalen Ketten sowie lateralen Gruppen ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gebaut, welche oligonidale Aggregatedarstellen, woh<strong>in</strong>gegen weitergehende polynidale Komplexe analog den von M. pariet<strong>in</strong>amanchmal angelegten flächendeckenden Krusten bei D. unguiculatum nicht vorkommen.Entsprechend <strong>der</strong> Verfügbarkeit des Baumaterials ist <strong>der</strong> sandige Lehm o<strong>der</strong> lehmige Sand,welcher zur Errichtung <strong>der</strong> Freibautennester von D. unguiculatum und M. pariet<strong>in</strong>a verwendetwird, lehmbraun, lößgelb, rotbraun, dunkelrot, mittelrot, ziegelrot, orange, ockergelb, gelbgrau,grüngrau, blaugrau, schwarzgrau, aschengrau, beigegrau o<strong>der</strong> grauweiß gefärbt. Zum Abschluß<strong>der</strong> Nestbautätigkeit werden die aus gröberem Mörtel aufgebauten Gruppen von ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gereihtenNistzellen von D. unguiculatum und M. pariet<strong>in</strong>a mit e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Umhüllungaus fe<strong>in</strong>erem Mörtel überzogen, so daß an den Substratwänden häufig nur die durchgehendeAußenschicht aus fe<strong>in</strong>erem Mörtel zu sehen ist, welche von offenliegenden Nistzellen o<strong>der</strong>Fluglöchern perforiert wird. In <strong>der</strong> nächsten Generation werden häufig alte verlassene Freibautennesterwie<strong>der</strong>verwendet, wobei die beim Ausflug <strong>der</strong> Imag<strong>in</strong>es <strong>der</strong> vorhergehenden Generationentstandenen Fluglöcher mit gleichfarbigem o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>sfarbigem Mörtel verschlossen


34 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)werden. In oligonidalen Aggregaten werden die e<strong>in</strong>zelnen mononidalen Freibaulennester,welche <strong>in</strong> Gruppen o<strong>der</strong> Ketten ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gefügt s<strong>in</strong>d, entwe<strong>der</strong> aus gleichfarbigem o<strong>der</strong>verschiedenfarbigem Baumaterial hergestellt.Der wichtigste Unterschied zwischen den Freibautennestern von D. unguiculatum und M. pariet<strong>in</strong>asowie denen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en freibauenden Wildbienen und Wespen ist die ausgeprägte Synanthropievon D. unguiculatum und M. pariet<strong>in</strong>a aufgrund des vorzugsweisen o<strong>der</strong> sogarnahezu exklusiven Vorkommens von Niststandorten an Gebäudewänden <strong>in</strong> Dörfern und Städten,woh<strong>in</strong>gegen die an<strong>der</strong>en freibauenden Wildbienen und Wespen zwar <strong>in</strong> unterschiedlicherHäufigkeit auch an Gebäudewänden <strong>in</strong> Siedlungen, aber ebenfalls verbreitet o<strong>der</strong> manchmalsogar überwiegend bis fast ausschließlich an Felswänden und Geste<strong>in</strong>sblöcken <strong>in</strong> Aufschlüssenim Gelände nisten. Während die Mörtelbiene M. pariet<strong>in</strong>a ebenso wie auch die MörtelwespeAncistwcerus oviventris (WESMAEL 1836) (Eumenidae), e<strong>in</strong>ige an<strong>der</strong>e Lehmwespen und dieMauerwespe Sceliphron destillatorlum zwar oftmals an Gebäudewänden <strong>in</strong> Dörfern und Städten,daneben jedoch wie<strong>der</strong>holt o<strong>der</strong> sogar häufig auch an Felswänden und Geste<strong>in</strong>sblöcken <strong>in</strong>Aufschlüssen im Gelände nistet, hat sich D. unguiculatum auf Gebäudewände <strong>in</strong> Siedlungen alsNiststandorte spezialisiert und wird nur gelegentlich an Nistplätzen an Felswänden und Geste<strong>in</strong>sblöcken<strong>in</strong> Aufschlüssen im Gelände außerhalb <strong>der</strong> Dörfer und Städte gefunden. Dagegennisten die Mörtelbiene Megachile (Chalicodomii) slcula (ROSSI 1792), die Mauerbienen Osmlaanlhocopoldes SCHENCK 1853, O. lepeletieri PÉREZ 1879, O. ravouxl PÉREZ 1902 und O. lotiMORAWITZ 1867, etliche an<strong>der</strong>e Lehmwespen und die Honigwespe Celonltes abbreviatus(VILLERS 1789) (Masaridae) hauptsächlich bis nahezu exklusiv an Felswänden und Geste<strong>in</strong>sblöcken<strong>in</strong> Aufschlüssen im Gelände und nur zuweilen auch an Gebäudewänden <strong>in</strong> Dörfern undStädten.Von D. unguiculatum werden nicht nur vertikale Wände als Niststandorte ausgewählt, son<strong>der</strong>ndie Freibautennester werden manchmal auch an ebenen, geneigten o<strong>der</strong> gewölbten überhängendenUnterflächen von Fenstersimsen, Türbögen, Wandaufsätzen, Dachvorsprüngen und Vorbautenangebracht. Im Gegensatz zu M. pariet<strong>in</strong>a hat jedoch bei D. unguiculatum diese Besiedlungvon <strong>in</strong>versen Horizontalflächen an den Unterseiten von hervorstehenden Teilen <strong>der</strong> Außenwändevon Gebäuden nach den bisher vorliegenden Beobachtungen noch nicht zum E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen<strong>in</strong> die Innenräume von Gebäuden und Felshöhlen geführt, wo M. pariet<strong>in</strong>a <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Gebietengelegentlich auch an Decken und Wänden, <strong>in</strong> Ecken und W<strong>in</strong>keln, und <strong>in</strong> Kuppeln undSchornste<strong>in</strong>en nistet, welche von <strong>der</strong> Sonnene<strong>in</strong>strahlung abgeschirmt s<strong>in</strong>d und teilweise sogarnur e<strong>in</strong>geschränkt o<strong>der</strong> fast gar nicht vom Tageslicht erhellt werden. D. unguiculatum istoffensichtlich noch erheblich wärmelieben<strong>der</strong> als M. pariet<strong>in</strong>a, wie sich beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong>ausgeprägten Bevorzugung <strong>der</strong> bereits am frühen Morgen von <strong>der</strong> Sonne beschienenen Ostseiten<strong>der</strong> Gebäude als Niststandorte wi<strong>der</strong>spiegelt, und hat sich daher bisher vorwiegend aufdie nach Osten gerichteten Außenseiten <strong>der</strong> Gebäude konzentriert und sowohl die an<strong>der</strong>se<strong>in</strong>fallenden Außenseiten <strong>der</strong> Gebäude nur untergeordnet o<strong>der</strong> akzessorisch berücksichtigt alsauch die Innenräume <strong>der</strong> Gebäude als potentielle Niststandorte ignoriert. Im Gegensatz zu M.pariet<strong>in</strong>a und M. slcula, welche neben Vertikalflächen verbreitet auch normale Horizontalflächenauf ebenem o<strong>der</strong> wenig geneigtem Substrat sowie schräge Hangflächen besiedeln, wurdenFreibautennester von D. unguiculatum bisher nicht auf normalen Horizontalflächen mit fehlen<strong>der</strong>o<strong>der</strong> ger<strong>in</strong>ger Neigung sowie auf Abschrägungen beobachtet.Die Freibautennester von D. unguiculatum und M. pariet<strong>in</strong>a s<strong>in</strong>d überwiegend an vertikalenWänden auf Ste<strong>in</strong>substrate aufgesetzt, welche <strong>in</strong> den meisten Fällen Sandste<strong>in</strong>e und Kalkste<strong>in</strong>eund daneben auch an<strong>der</strong>e verfestigte Naturbauste<strong>in</strong>e sowie Kunstbauste<strong>in</strong>e be<strong>in</strong>halten. Freibautennestervon D. unguiculatum und M. pariet<strong>in</strong>a wurden gelegentlich auch auf Metallsubstratenbeobachtet, wurden aber bisher nicht auf Holzsubstraten nachgewiesen, welche sowohl lebende


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 35Stämme und dicke Äste von Bäumen und Büschen als auch tote Holzbalken und Holzbretterbe<strong>in</strong>halten. Pflanzliche Substrate werden von D. unguiculatum, M. parieüna und M. sicula nur<strong>in</strong> Südeuropa und Nordafrika manchmal als Nistplatz ausgewählt, und die Freibautennester s<strong>in</strong>d<strong>in</strong> diesen Fällen nicht auf Stämme und dicke Äste von Bäumen und Büschen aufgesetzt,son<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d um dünne Zweige von Büschen und Bäumen herumgebaut, wobei die Zweige alsAchsen durch die Freibautennester verlaufen.Während die Freibautennester von M. parieüna an Außenseiten von Gebäuden fast ausschließlichan unverputzten Wänden auf Naturbauste<strong>in</strong>en und Kunstbauste<strong>in</strong>en vorkommen, woh<strong>in</strong>gegensie an verputzten Wänden nur gelegentlich o<strong>der</strong> gar nicht auftreten, akzeptiert D. unguiculatuman Außenseiten von Gebäuden verbreitet auch verputzte und gestrichene Wände, obwohlsie wahrsche<strong>in</strong>lich unverputzte Wände aus Naturbauste<strong>in</strong>en bevorzugt. H<strong>in</strong>sichtlich desUntergrundes des Verputzes br<strong>in</strong>gt D. unguiculatum ihre Freibautennester auf verputztenNaturbauste<strong>in</strong>en, Kunstbauste<strong>in</strong>en, Betonmassen und Lehmfüllungen von Fachwerkfel<strong>der</strong>n an.Bezüglich <strong>der</strong> Farben des Verputzes o<strong>der</strong> Anstriches, auf den die Freibautennester aufgemörteltwerden, wählt D. unguiculatum beson<strong>der</strong>s gelbe, grüne, graue und braune Wände aus, nimmtaber untergeordnet auch rote, orange, weiße, blaue, violette, goldene und silberne Wände an.Auf Naturbauste<strong>in</strong>en br<strong>in</strong>gt D. unguiculatum ihre Freibautennester beson<strong>der</strong>s auf roten, gelbenund grauen Sandste<strong>in</strong>en aus Buntsandste<strong>in</strong> und Rotliegend; roten, gelben, braunen, grünen undgrauen Sandste<strong>in</strong>en aus dem Keuper; gelben und braunen Sandste<strong>in</strong>en aus dem Dogger; gelben,braunen, grünen und grauen Sandste<strong>in</strong>en aus dem Tertiär; und grauen, gelbgrauen und blaugrauenKalkste<strong>in</strong>en aus Muschelkalk, Malm und Tertiär an. Die gleichen Geste<strong>in</strong>e an Gebäudewänden,Felsen und Ste<strong>in</strong>brüchen waren auch die bevorzugten Nistsubstrate von M. parieünavor dem drastischen Rückgang ihrer Verbreitung nach etwa 1960 und ihrem Aussterben <strong>in</strong>vielen Gebieten <strong>in</strong> Deutschland. Im Gegensatz zu dem verbreiteten Vorkommen von Freibautennesternvon D. unguiculatum auf Naturbauste<strong>in</strong>en sowie auf Verputz und Anstrichen f<strong>in</strong>densich diese nur manchmal auf unverputzten Kunstbauste<strong>in</strong>en.Die Freibautennester von M. parieüna f<strong>in</strong>den sich an Außenseiten von Gebäuden dagegen fastausschließlich an unverputzten Wänden auf Naturbauste<strong>in</strong>en und Kunstbauste<strong>in</strong>en, woh<strong>in</strong>gegensie an verputzten Wänden nur manchmal o<strong>der</strong> gar nicht vorkommen. M. parieüna hat sichweitgehend auf unbeschichtete Ste<strong>in</strong>wände spezialisiert, weil <strong>der</strong>en Oberflächen standfest s<strong>in</strong>dund nicht abbröckeln o<strong>der</strong> abblättern, woh<strong>in</strong>gegen an beschichteten Ste<strong>in</strong>wänden o<strong>der</strong> Lehmwänden<strong>der</strong> aufgetragene Verputz abfallen kann und dann die daran angehefteten Freibautennestervernichtet würden. An unbeschichteten Lehmwänden können die Lehmfüllungen <strong>der</strong>Fachwerkfel<strong>der</strong> von dem darunterliegenden Gerüst aus Ästen, Latten, Drahtgeflechten o<strong>der</strong>Blechsieben abfallen, wodurch daran angeklebte Freibautennester ebenfalls zerstört würden. InInnenräumen von Gebäuden akzeptiert M. parieüna dagegen auch verputzte, gestrichene undbemalte Wände als Niststandorte. D. unguiculatum hat sich deshalb durch die verbreiteteAkzeptanz sowohl von unbeschichteten Gebäudewänden als auch von verputzten und gestrichenenGebäudewänden e<strong>in</strong> wesentlich breiteres Spektrum von Nistsubstraten im urbanenBereich erschlossen als M. parieüna.Die Ansammlungen <strong>der</strong> Freibautennester <strong>der</strong> expansiven Delta-Lehmwespe s<strong>in</strong>d aufgrund <strong>der</strong>Kompensation <strong>der</strong> Abtragung und Zerstörung von alten aufgegebenen Freibautennestern <strong>in</strong>folge<strong>der</strong> Verwitterung durch die Anlage von neuen Freibautennestern <strong>in</strong> den aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgendenGenerationen <strong>der</strong> Populationen im Gleichgewicht, woh<strong>in</strong>gegen die Anhäufungen <strong>der</strong> Freibautennester<strong>der</strong> rückläufigen o<strong>der</strong> gebietsweise bereits verschwundenen Mörtelbiene M. parieünabeson<strong>der</strong>s an ausgestorbenen Niststandorten zunehmend durch die Verwitterung entferntwerden, weil die Vernichtung von alten verlassenen Freibautennestern nach dem Erlöschen <strong>der</strong>Populationen nicht mehr durch die Errichtung von neuen Freibautennestern ausgeglichen wird


36 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)und deshalb die Abtragung und Zerstörung <strong>der</strong> alten aufgegebenen Freibautennester durch dieVerwitterung irgendwann mit <strong>der</strong> vollständigen Beseitigung enden wird. Die Abtragung undZerstörung von alten aufgegebenen Freibautennestern von D. unguiculatiun und M. pariet<strong>in</strong>awird beson<strong>der</strong>s im Falle ihrer Wie<strong>der</strong>verwendung <strong>in</strong> den nachfolgenden Generationen aufgehalten,denn bei <strong>der</strong> erneuten Benutzung von alten Freibautennestern <strong>der</strong> vorhergehenden Generation,<strong>in</strong> denen die dar<strong>in</strong> entwickelten Imag<strong>in</strong>es die Brutzellen durch Fluglöcher perforiert undverlassen haben, werden die Wände <strong>der</strong> Nistkammern ausgebessert und die Fluglöcher wie<strong>der</strong>verschlossen, und dadurch werden auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zwischenzeit bereits durch die Verwitterungerfolgte Beschädigungen repariert. An ausgestorbenen Niststandorten f<strong>in</strong>det dagegen nach demErlöschen <strong>der</strong> Populationen ke<strong>in</strong>e Renovierung <strong>der</strong> aufgegebenen Freibautennester mehr statt,und die zurückgelassenen Freibautennester s<strong>in</strong>d damit dem fortschreitenden Verfall durch dieVerwitterung preisgegeben. Ebenso werden diejenigen Freibautennester <strong>in</strong> aktiven Populationen,welche <strong>in</strong> den nächsten Generationen nicht wie<strong>der</strong>verwendet werden, zunehmend von <strong>der</strong>Verwitterung abgetragen und schließlich entfernt. Weil nicht alle alten Freibautennester <strong>in</strong> dennächsten Generationen wie<strong>der</strong>benutzt werden, son<strong>der</strong>n verbreitet auch neue Freibautennesterangefertigt weiden, f<strong>in</strong>den sich an zahlreichen Niststandorten von D. unguiculatum und M.pariet<strong>in</strong>a nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> alte verwitterte Freibautennester und neue frische Freibautennester.An etlichen Aufschlüssen und Gebäudewänden bezeugen Ru<strong>in</strong>en von ehemaligen Freibautennesternvon M. pariet<strong>in</strong>a o<strong>der</strong> D. unguiculatum, bei denen die Brutkammern offenliegen, <strong>der</strong>frühere Überzug aus durchgehendem Außenputz partiell o<strong>der</strong> ganz verschwunden ist und nurnoch Teile <strong>der</strong> Scheidewände zwischen den benachbarten Nistzellen vorhanden s<strong>in</strong>d, dienatürliche Zerstörung <strong>der</strong> Freibautennester durch Verwitterung nach dem Ausfliegen <strong>der</strong>Imag<strong>in</strong>es <strong>der</strong> letzten dar<strong>in</strong> entwickelten Generation. Die Abtragung <strong>der</strong> Freibautennester von M.pariet<strong>in</strong>a o<strong>der</strong> D. unguiculatum bis auf e<strong>in</strong>gerumpfte Reste erfolgte durch die Verwitterung,wobei beson<strong>der</strong>s Frostsprengung durch abwechselndes Gefrieren und Auftauen <strong>der</strong> vom Regendurchtränkten sandiglehmigen Matrix <strong>der</strong> Freibautennester die fortschreitende natürliche Zerstörung<strong>der</strong> auf Sandste<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Kalkste<strong>in</strong> aufgemörtelten Gruppen von Nistzellen bewirkt hat.Nach <strong>der</strong> Aufgabe <strong>der</strong> Freibautennester werden zunächst die schmalen Fluglöcher, durchwelche die Imag<strong>in</strong>es von M. pariet<strong>in</strong>a o<strong>der</strong> D. unguiculatum nach dem Schlüpfen die Brutkammernverlassen haben, durch Frostsprengung und Regenabwasch zu breiten Öffnungen bis andie Trennwände <strong>der</strong> Nistzellen erweitert, und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fortgeschrittenen Stadium werden diefreiliegenden Seitenwände <strong>der</strong> Brutkammern zunehmend e<strong>in</strong>gerumplt, bis nur noch <strong>der</strong> Grundriß<strong>der</strong> Anordnung <strong>der</strong> Nistzellen mit niedrigen Resten <strong>der</strong> Trennwände <strong>der</strong> Brutkammern übrigist. Nach <strong>der</strong> Beseitigung des Grundrisses durch Zerstörung <strong>der</strong> Relikte <strong>der</strong> Seitenwände <strong>der</strong>Nistzellen bleiben auf <strong>der</strong> Substratoberfläche lediglich Ablösungsmarken o<strong>der</strong> Abdruckspurendes Freibautennestes von M. pariet<strong>in</strong>a o<strong>der</strong> D. unguiculatum zurück, welche später ihrerseitsdurch fortgesetzten Regenabwasch verschw<strong>in</strong>den. Die zunehmende natürliche Entfernung durchVerwitterung, wobei beson<strong>der</strong>s Frostsprengung und anhaltende Regenfälle die Erosion vorantreiben,hat auch dazu geführt, daß im Laufe <strong>der</strong> Jahrzehnte an etlichen Gebäudewändensogar früher ausgedehnte Aggregationen von Freibautennestern von M. pariet<strong>in</strong>a heute spurlosverschwunden s<strong>in</strong>d, ohne daß anthropogene E<strong>in</strong>griffe durch Renovierung <strong>der</strong> Gebäudewändestattgefunden haben.


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 37Consi<strong>der</strong>ations on the oriental Camptopoeum biogeography(Andrenidae, Panurg<strong>in</strong>ae)Sébastien PATINYUnité de Zoologie générale et appliqué, Faculté universitaire des Sciences Agronomiques de GemblouxPassage des déportés 2, B-5030 Gembloux, Belgien, pat<strong>in</strong>y.s@fsagx.ac.beBefore present paper, biogeographic <strong>in</strong>formation concern<strong>in</strong>g Camptopoeum SPINOLA, 1843 wasonly available as data published <strong>in</strong> the general littérature deal<strong>in</strong>g with old-world Panurg<strong>in</strong>ae. Onbase of the <strong>in</strong>formation used <strong>in</strong> the frame of the genus revision (PATINY 1999a,b), we proposehere a first approach of the Camptopoeum distribution. We def<strong>in</strong>e the generic, subgeneric andsome markable specific ranges. Of course, the historic po<strong>in</strong>t of view is also <strong>in</strong>cluded <strong>in</strong> thestudy scope and an hypothesis is proposed to expla<strong>in</strong> the very high genus diversity <strong>in</strong> theturco-persian area. A generalisation of the Camptopoeum, dispersal mode is envisaged toexpla<strong>in</strong> more globaly the old world Panurg<strong>in</strong>ae dispersion and diversification.ReferencesPATINY, S. 1999a: Révision des Panurg<strong>in</strong>ae ouest-paléarctiques n'appartenant pas à la tribu des Melitturg<strong>in</strong>i MICHI'INIÏR,1944 (Hymenoptera, Andrenidae) - Partie 1 : Panurgus PANZI-R et Camptopoeum SPINOLA. — Entomofauna,Ansfelden 20(19): 309-328PATINY, S. 1999b: Etude phylogénétique des Panurg<strong>in</strong>ae de l'ancien monde (Hymenoptera, Andrenidae). — L<strong>in</strong>zerBiol. Beitr. 31(1): 249-275


38 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Psithyrus vestalis <strong>in</strong> Völkern von Bombus terrestris (Apidae):Volksentwicklung, Reproduktionserfolg und Verhalten <strong>der</strong> beidenArten unter kontrollierten Bed<strong>in</strong>gungen im FreilandErika FREHN & Karl-He<strong>in</strong>zSCHWAMMBERGERRuhr-Universität Bochum, Fakultät für Biologie, Lehrstuhl für spezielle Zoologie, Arbeitsgruppe Entwicklungsphysiologie<strong>der</strong> TiereGebäude NCDF 05/496-98, D-44780 Bochumeiika.frehn@ruhr-uni-bochum.de, karl-he<strong>in</strong>z.schwammberger@ruhr-uni-bochum.deObwohl Bombus terrestris (LINNÉ) e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> häufigsten und am besten untersuchten e<strong>in</strong>heimischenHummelarten ist, gibt es jedoch kaum Freilanduntersuchungen über das Verhältnis zuse<strong>in</strong>em Parasiten Psithyrus vestalis (FOURCROY). In <strong>der</strong> vorgestellten Arbeit wurde daherversucht, die Wirtsvölker unter möglichst natürlichen Bed<strong>in</strong>gungen im Freiland zu halten.Zur Untersuchung des Zusammenlebens des Sozialparasiten Ps. vestalis und se<strong>in</strong>es Wirtes B.terrestris unter kontrollierten Bed<strong>in</strong>gungen im Freiland wurden im Frühjahr / Sommer 1999 <strong>in</strong>fünf/?. terrestris-Völker Ps. vestalis- Weibchen e<strong>in</strong>gesetzt. Die Völker bestanden zum Zeitpunktdes E<strong>in</strong>satzes aus drei bis neun Arbeiter<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> ersten Brut. Zwei <strong>der</strong> Völker waren zumZeitpunkt des E<strong>in</strong>satzes <strong>der</strong> Schmarotzerhummel bereits weisellos. Bei den drei weiselrechtenVölkern konnte <strong>in</strong>sgesamt achtmal <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es Psithyrus-Weibchens beobachtet werden.Die Untersuchungen zur Volksentwicklung, zum Reproduktionserfolg und zum Verhalten <strong>der</strong>beiden Hummelarten ergaben folgende Ergebnisse:Von den acht Psithyrus-Weibchen, die <strong>in</strong> die weiselrechten Völker e<strong>in</strong>gesetzt wurden, bliebenvier länger als 24 Stunden im Nest. Mit e<strong>in</strong>er Ausnahme handelt es sich dabei um die zuerste<strong>in</strong>gesetzte Kuckuckshummel.Die beiden <strong>in</strong> die weisellosen Völker e<strong>in</strong>gesetzten Kuckuckshummeln blieben 20 bzw. 29 Tageim Nest, erzielten jedoch ke<strong>in</strong>en Reproduktionserfolg.Aus den parasitierten Völkern entwickelten sich mit <strong>in</strong>sgesamt vier bis 48 Arbeiter<strong>in</strong>nen nursehr kle<strong>in</strong>e B. terrestris-Kolon'ien.In den zunächst weiselrechten Völkern wurde die B. terrestris-Kömgm früh im Verlauf <strong>der</strong>Volksentwicklung, spätestens sechs Tage nach E<strong>in</strong>satz des Ps. vestalis-Weibchens, tot aufgefunden.Die Parasitierung durch e<strong>in</strong>e Ps. vestalis sche<strong>in</strong>t also, wie schon frühere Untersuchungenzeigten (SLADEN 1912, VAN HONK et al. 1981), für die Wirtskönig<strong>in</strong> tödlich zu se<strong>in</strong>.In zwei <strong>der</strong> zunächst weiselrechten Völkern erzielte B. terrestris e<strong>in</strong>en Reproduktionserfolg. Esschlüpften zehn bzw. acht B. terrestris-Drohnen, die sich aus Eiern, die von den Arbeiter<strong>in</strong>nengelegt worden waren entwickelten. In e<strong>in</strong>em dieser Völker entwickelte sich zwischen den B.terrestris-Drohnen e<strong>in</strong> junges Psithyrus-Weïbchen bis kurz vor dem Schlupf. Die gesamteEntwicklungsdauer betrug etwa 36 Tage. Das alte Psithyrus-Weibchen starb schon, bevor dieLarve geschlüpft war. Dies zeigt, dass die Anwesenheit des alten Psithyrus-Weibchens für dieAufzucht ihrer Nachkommen nicht zw<strong>in</strong>gend notwendig ist.In dem Volk, <strong>in</strong> dem das Psithyrus- Wei behen sich mit 32 Tagen am längsten aufhielt, schlüpftendrei Ps. vestalis-Drohnen. Erstmalig wurden Entwicklungszeiten <strong>der</strong> Ps. vestalis-Dwhnenermittelt: die Eientwicklung dauerte etwa sechs Tage, die Larvalentwicklung zwischen zehnund zwölf Tagen und die Entwicklung <strong>der</strong> Puppe 14 bis 16 Tage. Die Gesamtentwicklungszeitbetrug somit 30 bis 33 Tage.Im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Volksentwicklung zeigten die Psithyrus-Weibchen verschiedeneFormen des Dom<strong>in</strong>anzverhaltens gegenüber den Arbeiter<strong>in</strong>nen. Neben aggressiven Formen wie


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 39„maul<strong>in</strong>g behaviour" (FISHER 1988) und Kopfstoßen (FlSHER 1983) wurde zum e<strong>in</strong>en dasBetasten <strong>der</strong> Arbeiter<strong>in</strong>nen mit den Fühlern und zum an<strong>der</strong>en das Kopfreiben an den Arbeiter<strong>in</strong>nenbeobachtet. E<strong>in</strong> immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> den unterschiedlichsten Situation (Kopfstoßen, Zerstörungvon Brut, Bau e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>apfes, Eiablage) beobachtetes Verhalten <strong>der</strong> Pslthyrus war dieErzeugung von Summtönen durch Flügelvibration („buzz<strong>in</strong>g", FISHER & WEARY 1988). Dieunterschiedlichen Formen des Dom<strong>in</strong>anzverhaltens <strong>der</strong> Psithyrus gegenüber den Arbeiter<strong>in</strong>nenweisen darauf h<strong>in</strong>, dass die Kontrolle über die Arbeiter<strong>in</strong>nen über agonistisches Verhaltenerfolgt. H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e pheromonale Kontrolle ergeben sich nicht.Für den Zeitraum nach dem Tod <strong>der</strong> Bombus-Yyöm'gm wurde die Anzahl <strong>der</strong> Kontakte zu dene<strong>in</strong>zelnen Arbeiter<strong>in</strong>nen ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass das Psithyrus-Weibchen <strong>in</strong> denVölkern, bei denen später auch Arbeiter<strong>in</strong>nen bei <strong>der</strong> Eiablage beobachtet werden konnten,signifikant häufiger den Kontakt zu den Arbeiter<strong>in</strong>nen suchte, die im Verlauf <strong>der</strong> Volksentwicklungselber Eier legten. Dies gibt e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis darauf, dass die Psithyrus-Weibchen denphysiologischen Zustand <strong>der</strong> Arbeiter<strong>in</strong>nen erkennen können.Es sche<strong>in</strong>t dem Psithyrus-Weibchen jedoch nicht über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum gelungen zuse<strong>in</strong>, die Arbeiter<strong>in</strong>nen zu dom<strong>in</strong>ieren. In e<strong>in</strong>em dieser Völker überlebte sie dieBombus-Kömgm nur um sechs Tage. Zwei Tage nach ihrem Tod wurde die erste Arbeiter<strong>in</strong> bei<strong>der</strong> Eiablage beobachtet. In den an<strong>der</strong>en Volk begannen die Arbeiter<strong>in</strong>nen drei Tage nach demTod <strong>der</strong> Bombus-Kömgm mit dem Bau von E<strong>in</strong>äpfen, zwei Tage später wurden sie bei <strong>der</strong>Eiablage beobachtet. Ab diesem Zeitpunkt zeigten die Arbeiter<strong>in</strong>nen immer wie<strong>der</strong> Aggressionengegenüber <strong>der</strong> Kuckuckshummel und auch untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.In dem dritten, zunächst weiselrechten Volk sche<strong>in</strong>t es dem Psithyrus-Weibchen gelungen zuse<strong>in</strong>, die Ovarienentwicklung <strong>der</strong> Arbeiter<strong>in</strong>nen über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum zu unterdrücken.Hier wurden erst 14 Tage nach dem Tod <strong>der</strong> Bombus-Kömg<strong>in</strong> die ersten Aggressionen <strong>der</strong>Arbeiter<strong>in</strong>nen gegenüber <strong>der</strong> Kuckuckshummel gesehen. Nie konnte <strong>der</strong> Bau e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>apfeso<strong>der</strong> die Eiablage durch e<strong>in</strong>e Arbeiter<strong>in</strong> beobachtet werden. In diesem Volk gelang <strong>der</strong> Psithyrusdie Aufzucht von drei Drohnen.LiteraturFiSHiiR, R. M. 1983: Behavioural <strong>in</strong>teractions between a social parasite Psithyrus citr<strong>in</strong>us (Hymenoptera, Apidae), andits bumble bee host. — Proc. Ent. Soc. Ontario, Guelph 114: 55-60FiSHiiK, R. M 1988: Observations on the behaviours of three Européen bumble bee species (Psithyrus). — Ins. sociaux,Paris 35(4): 341-354FlSHl-R, R. M. & Wi-ARY, D. M. 1988: Buzz<strong>in</strong>g Bees: Communication between Bumble Bee Social Parasites (Hymenoptera:Apidae) and their Hosts. — Bioacustics 1: 3-12HONK, C. G. J. VAN; ROSHU'R, P. F.; Viii.THUiS, H. H. W.; MAI.OTAUX, M. E. 1981: The Conquest of a Bambusterrestris Colony by a Psithyrus vestalis female. — Apidologie 12(1): 57-67SI.ADBN, F. W. L. 1912: The humble-bee, its life history and how to domesticate it. — MacMillan, London [Nachdruck:1989: Logaston Press, Herefordshire, 273 pp]


40 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Kurzfassungen <strong>der</strong> PosterBiogeographie und Populationsstruktur <strong>der</strong> polytypischenPollenwespenart Ceramius fonscolombii (Vespidae)Christiane BOTTA und Volker MAUSSRhe<strong>in</strong>ische Friedrich-Wilhelms-Universität, Institut für Landwirtschaftliche Zoologie und BienenkundeMelbweg 42, D-53127 Bonn, ULT402@uni-bonn.deDas Verbreitungsareal von Ceramius fonscolombii umfaßt weite Teile des westlichen Mittelmeergebietesund ist damit im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Arten <strong>der</strong> Gattung Ceramius ungewöhnlichgroß. Bisher wurden drei nom<strong>in</strong>elle Taxa beschrieben: C. fonscolombii LATREILLE, 1810 ausSüdfrankreich und von <strong>der</strong> Iberischen Halb<strong>in</strong>sel und C. oraniensis LEPELETIER, 1841 und C.doursii ANDRÉ, 1884 (= C. oraniensis SAUSSURE, 1855 nee LEPELETIER) aus Nordwest-Afrika.Nach Auffassung von RICHARDS (1962) gehören diese zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen polytypischen Art mitzwei Subspezies, nämlich C. f. fonscolombii und C. f. oraniensis (= C. doursii), währendGlORDANl SOIKA (1957) C. fonscolombii und C. oraniensis für eigenständige Spezies hält. Ziel<strong>der</strong> Untersuchungen war es, die Populationsstruktur von C. fonscolombii sensu lato auf <strong>der</strong>Basis morphologischer Merkmale zu untersuchen und die Verbreitung <strong>der</strong> Taxa zu analysieren.Auf <strong>der</strong> Grundlage dieser Untersuchungen, soll <strong>der</strong> Status <strong>der</strong> Taxa neu bewertet werden.Insgesamt wurden 456 Exemplare (258 Männchen, 198 Weibchen) aus 72 öffentlichen europäischenSammlungen und weiteren Privatsammlungen untersucht. Alle Männchen wurdengenitalisiert. Das Zeichnungsmuster von acht verschiedenen Körperregionen wurde für alleIndividuen auf <strong>der</strong> Basis von zuvor festgelegten Färbungsklassen erfaßt. Die Höhenlage <strong>der</strong>Fundorte wurde mit Hilfe topographischer Karten rekonstruiert, sofern sie nicht auf dem Etikettvermerkt war. Die Zuordnung <strong>der</strong> Fundorte zu e<strong>in</strong>er Vegetationsserie bzw. phytoklimatischenRegion erfolgt nach RIVAS-MARTINEZ (1987) bzw. ALLUÉ ANDRADE (1990).Anhand <strong>der</strong> männlichen Genitalien lassen sich zwei deutlich abgrenzbare Gruppen unterscheiden,von denen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Nordafrika und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Spanien auftritt. Unterschiede zwischendiesen Gruppen bestehen im Bau des Aedoeagus und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form von Stipes und Harpide.Die nordafrikanischen Populationen unterscheiden sich im Zeichnungsmusters deutlich von deneuropäischen. Innerhalb Nordafrikas existieren Unterschiede zwischen den östlichen und denwestlichen Populationen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Anteile verschiedener Färbungstypen. Die Variationdes Zeichnungsmusters ist <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> europäischen Populationen relativ e<strong>in</strong>heitlich.Auf <strong>der</strong> Iberischen Halb<strong>in</strong>sel besiedelt C. fonscolombii alle mediterranen Vegetationsstufen von<strong>der</strong> thermo- bis zur oromediterranen Stufe. Er wurde darüber h<strong>in</strong>aus auch vere<strong>in</strong>zelt <strong>in</strong> <strong>der</strong> eurosibirischenZone gefunden. Die Existenz <strong>der</strong> Art <strong>in</strong> vielen verschiedenen phytoklimatischenRegionen und Vegetationse<strong>in</strong>heiten weist darauf h<strong>in</strong>, dass C. fonscolombii im Vergleich zuan<strong>der</strong>en Vertretern <strong>der</strong> Gattung Ceramius e<strong>in</strong>e höhere ökologische Valenz h<strong>in</strong>sichtlich klimatischerFaktoren besitzt.LiteraturAlJLUß ANDRADF., J.L. 1990: Atlas Fitoclimatico de Espana. — M<strong>in</strong>isterio de Agricultura Üesca y Alimentation, Madrid222 S., lOTaf.GlORDANl SOIKA, A. 1957: Hyménoptères récoltés par une mission suisse au Maroc (1947). Vespidae, Masaridae. —Bull. Soc. Sei. nat. Maroc 37: 167-174, 12 Abb.RICHARDS, O.W. 1962: A revisional study of the masarid wasps (Hymenoptera, Vespoidea). — Brit. Mus. (Nat. Hist).,London, 294 S.RlVAS-MARTfNEZ, S. 1987: Mapa de Series de vegetacion de Espana 1:400.000 y Memoria. ICON A (Hrsg.): Publicacionesdel M<strong>in</strong>isterio de Agricultura, Pesca y Alimentation. — Serie Técnica, Madrid


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 41_Das Nistverhalten <strong>der</strong> Blattschnei<strong>der</strong>biene Megachile nigriventrisAndreas DUBITZKYZoologische Staatssammlung München, Münchhausenstr. 21, D-81247 München, andreas_dubitzky@yahoo.deDie Blattschnei<strong>der</strong>biene Megachile nigriventris SCHENCK, 1868 konnte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Garten bei Hebertshausen,nördlich von Dachau beobachtet werden, wo die Weibchen dieser boreoalp<strong>in</strong>en,kommunal nistenden Bienenart seit e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>in</strong> Schneefangbalken ihre selbstgenagtenNistgänge anlegen. Für die Verhaltensbeobachtungen wurden 20 Weibchen gefangen und aufdem Thorax mit farbigem Schellack nach dem Farbcode von v. FRISCH (1923) markiert undanschließend wie<strong>der</strong> freigelassen.Die im Untersuchungsgebiet beobachteten Weibchen von M. nigriventris verwenden zum Bauihrer Brutzellen Blätter fünf verschiedener Pflanzenarten und -familien des Gartengeländes.Neben jungen zarten Rhododendronblättern (Rhododendron spec, Ericaceae) schneiden dieBienen auch an Blättern von Pf<strong>in</strong>gstrose (Paeonia spec, Paeoniaceae), Ha<strong>in</strong>buche (Carp<strong>in</strong>usbetulus, Corylaceae), Birke (Betula pendula, Betulaceae) und Rose (Rosa spec, Rosaceae).Die e<strong>in</strong>zelnen Phasen des Blattschneidevorgangs wurden fotografisch dokumentiert. Hierbeikonnte gezeigt werden, daß die ovale Form des ausgeschnittenen Blattstücks aufgrund e<strong>in</strong>er180°-Drehung <strong>der</strong> Biene gegen den Uhrzeigers<strong>in</strong>n auf dem immer größer werdenden Blattstückzustande kommt. Hierdurch verschiebt sich fortlaufend <strong>der</strong> Drehpunkt des von den Mandibelnerarbeiteten, ursprünglich kreisförmigen Blattauschnitts, wodurch letztendlich e<strong>in</strong> elliptischbzw. oval geformtes Blattstück erzeugt wird. Die Beobachtungen bestätigen und ergänzen dieBeschreibungen zur Nistbiologie von Megachile bei ALTEVOGT (1955) und SlEBER (1926).Außerdem wurden die Zeiten für Blattsuche, -schneiden und -transport, sowie für die Verweildauerim Nest nach erfolgtem Blatte<strong>in</strong>trag ermittelt (siehe Diagramme mit 3D-Balken). Sobenötigen die Weibchen von M. nigriventris im Durchschnitt die 2 m<strong>in</strong> 31 sec vom Abflug ihresNestes bis zur Rückkehr zum Nest mit e<strong>in</strong>em neuen Blattausschnitt, während sie sich nach demE<strong>in</strong>tragen e<strong>in</strong>es neuen Blattstücks durchscnittlich 1 m<strong>in</strong> 49 sec im Nest aufhielten. Dabeikonnten allerd<strong>in</strong>gs deutliche <strong>in</strong>dividuelle Unterschiede bei den e<strong>in</strong>zelnen Bienen festgestelltwerden (siehe Diagramme, Durchschnittswerte mit Angabe <strong>der</strong> Maximal- und M<strong>in</strong>imalwerte).Zudem fiel auf, daß die Bienen, welche im Durchschnitt am wenigsten Zeit für Blattsuche,-schneiden und -transport benötigen auch die kürzeste durchschnittliche Verweildauer im Nestnach erfolgtem Blatte<strong>in</strong>trag aufweisen und umgekehrt. Die e<strong>in</strong>zige Ausnahme stellt Biene Nr.1 dar, welche trotz zweitkürzestem Zeitaufwand für Blattsuche, -schneiden und -transport dielängste durchschnittliche Verweildauer im Nest nach erfolgtem Blatte<strong>in</strong>trag aufwies. Es lassensich somit zwei verschiedene Strategien <strong>der</strong> M. nigriventris-Weibchen unterscheiden: Schnellarbeitende Weibchen, welche pro Zeite<strong>in</strong>heit mehr Brutzellen anlegen (die möglicherweisequalitativ schlechter s<strong>in</strong>d) und langsame, „gründlich" arbeitende Weibchen, welche pro Zeite<strong>in</strong>heitweniger Brutzellen anlegen, die aber möglicherweise qualitativ besser s<strong>in</strong>d.Ich danke Herrn Prof. Dr. Klaus SCHÖN riYJfiR (Zoologische Staatssammlung München) für se<strong>in</strong>e Unterstützungen undAnregungen.LiteraturAl.THVOGT, R. 1955: Zur Technik <strong>der</strong> Blattschnei<strong>der</strong>bienen Megachile bicolor F. und M. maritima SCHK. — Beitr. Ent.,Berl<strong>in</strong> 5: 153-165FRISCH, K. VON 1923: Über die Sprache <strong>der</strong> Bienen. — Zool. Jahrb., Abt. allg. Zool. Physiologie, Jena 40: 1-187Siiilii'R, M. 1926: Über die Verbreitung und Lebensweise <strong>der</strong> Blattschnei<strong>der</strong>biene Megachile nigriventris SCHK. —Sitzungsber. Abh. naturw. Ges. ISIS, Dresden [1925]: 1-23


42 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Zeit für Blattsuche, -schneiden u. -transporto o o o o o o oS S S S S S f e So o o ö ö ö ö örbrauclite Zeit (m<strong>in</strong>)<strong>in</strong>dividueller, durchschnitt!. Zeitaufwand fürBlattsuche, -schneiden und -transport00:09:30-"00:09:00-00:08:30-00:08:00-00:07:30-00:07:00-00:06:30-00:06:00-00:05:30-00:05:00-00:04:30-00:04:00-00:03:30 •00:03:00-00:02.30-00:02:00-00:01:30-00:01:00-00:00:30-00:00:00--Ï


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 43Verweildauer von Megachile nigriventris im Nest Bach Biatteiutragj y io o g o o o o oVerweildauer (m<strong>in</strong>)Dtirchsciuuttiichc <strong>in</strong>dividuelle Verweildauer im Nest nach Blatte<strong>in</strong>trag01:3001:0000:3000:001 2 6 19 20 unmarkiert 5 8 11-


44 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Interessante Hymenopterenfunde bei Dachauim Norden von MünchenAndreas DUBITZKY und Klaus SCHÖNITZERZoologische Staatssammlung MünchenMünchhausenstr. 2!, D-81247 München, schoenitzer@zsm.mwn.deIn zwei Gebieten im Norden von Dachau (Leitenberg bei Etzenhausen, ehemaliger Schießplatzbei Hebertshausen) wurde 1999 die Hymenopterenfauna (Symphyta, Chrysididae, Tiphiidae,Vespidae, Sphecidae und Apidae) erfaßt. Die beiden Untersuchungsgebiete ca. 20 km nordöstlich<strong>der</strong> Münchner Innenstadt stellen geologisch <strong>in</strong>teressante Strukturen dar, da <strong>in</strong> ihnen diebeiden Naturräume Münchner Schotterebene und das Donau-Isar-Hügelland unmittelbar ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>grenzen.Außerdem wurden zwei zusätzliche, stärker anthropogen bee<strong>in</strong>flußte Gebiete(Garten, Bahnweg) aus <strong>der</strong> unmittelbaren Umgebung <strong>in</strong> die Untersuchung mite<strong>in</strong>bezogen.Insgesamt konnten für die o. g. Untersuchungsgebiete 219 verschiedene Hymenopterenartenermittelt werden. Neben 118 Bienenarten wurden 43 Pflanzenwespenarten, 34 Grabwespenarten,15 Faltenwespenarten sowie 6 Goldwespenarten für das gesamte Untersuchungsgebietnachgewiesen. E<strong>in</strong>e höchst bemerkenswerte Artendiversität weist dabei das Schießplatzgeländemit <strong>in</strong>sgesamt 185 Hymenopterenarten (151 Apocrita-, 34 Symphyta-Arten) auf. Insbeson<strong>der</strong>edie Apidae s<strong>in</strong>d mit alle<strong>in</strong> 102 verschiedenen Arten am Schießplatz vertreten und weisen hierebenso wie die an<strong>der</strong>en untersuchten Hymenopterengruppen ihr größtes Artenspektrum auf.Die überregionale Bedeutung des gesamten Untersuchungsgebiets wird vor allem aufgrund deshohen Anteils an Rote Liste-Arten deutlich. Insgesamt wurden 57 auf <strong>der</strong> Roten Liste Bayern<strong>in</strong>dizierte Hymenopterenarten (46 Bienenarten, sechs Pflanzenwespenarten, jeweils zwei GrabundFaltenwespenarten und e<strong>in</strong>e Goldwespenart) für das gesamte Untersuchungsgebiet nachgewiesen.Bei den Bienen entspricht dies e<strong>in</strong>em Anteil von 39 % aller <strong>in</strong>sgesamt nachgewiesenenArten. Während <strong>der</strong> Schießplatz 45 gefährdete Hymenopterenarten aufweist s<strong>in</strong>d es amLeitenberg lediglich 13. Am benachbartem Bahnweg wurden 12 und im Garten nördlich desSchießplatzes 10 auf <strong>der</strong> Roten Liste auffgeführte Arten ermittelt. Fünf Apocrita-Arten des gesamtenUntersuchungsgebiets gelten dabei nach <strong>der</strong> Roten Liste Bayern als vom Aussterbenbedroht (Rote Liste 1): Chrysis sybarita, Andrena alßenella, Andrena nyctlremera, Melittatric<strong>in</strong>cta und Nomada posthuma.Das Artenspektrum <strong>der</strong> Bienenfauna des Untersuchungsgebiets wurde mit dem aus früherenUntersuchungen (WARNCKE 1962-1988) verglichen. Danach ließ sich e<strong>in</strong>e 77%ige Übere<strong>in</strong>stimmung<strong>der</strong> Wildbienenfauna mit früheren Erhebungen ableiten. 45 Arten konnten nicht mehrund 26 Arten neu für das Untersuchungsgebiet nachgewiesen werden. E<strong>in</strong> Vergleich mitan<strong>der</strong>en hymenopterologisehen Untersuchungen im Norden von München verdeutlicht zusätzlichdie überregionale Bedeutung des gesamten Untersuchungsgebiets.


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 45Kalkmagerrasen <strong>in</strong> Nordhessen:über aculeate Wespenfunde am Halberg bei Neumorschenals Beispiel für die Artenarmut <strong>der</strong> nordhessischen InsektenfaunaHans-Joachim FLÜGELBeiseförther Straße 12, D-34593 KnüllwaldSeit 1999 wird vom NABU, Kreisverband Schwalm-E<strong>der</strong>, e<strong>in</strong> Projekt zur Erfassung <strong>der</strong>Magerrasen des Kreises betrieben. Neben Dipl. Biol. Torsten CLOOS (Schwerpunkt Botanik undZikaden) sowie Dipl. Forstwirt Rolf ANGERSBACH (Schwerpunkt Tagfalter) arbeitet <strong>der</strong> AutorABM-f<strong>in</strong>anziert <strong>in</strong> diesem Projekt. Dabei stellt die Erfassung und Bewertung <strong>der</strong> noch vorhandenenMagerrasen nur e<strong>in</strong>en Schwerpunkt dar. Darüber h<strong>in</strong>aus wird beispielhaft am Halberg beiNeumorschen e<strong>in</strong> Pflege- bzw. Nutzungskonzept erarbeitet, <strong>in</strong> das die örtliche Bevölkerung undunter diesen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Landwirte sowie das Tourismusbüro mit e<strong>in</strong>gebunden werdensollen.Insgesamt konnten im Schwalm-E<strong>der</strong>-Kreis 1999 ca. 250 Flächen aufgesucht werden, vondenen aus alten Landschaftsplänen, Biotopkartierungen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Quellen gemeldet wurde,dass sie Magerrasen aufweisen sollen. Ca. 200 Flächen, also vier Fünftel <strong>der</strong> <strong>in</strong>sgesamt bekanntenFlächen, waren <strong>in</strong>zwischen vollständig verbuscht bzw. bereits im Waldstadium angelangto<strong>der</strong> an<strong>der</strong>weitig genutzt. Etwa 50 Flächen zeigten wenigstens noch Magerrasen-Reste. DieseMagenasen-Reste sollen <strong>in</strong> diesem Jahr <strong>in</strong>tensiver faunistisch und floristisch kartiert werden.Anhand e<strong>in</strong>er zu erstellenden Prioritätsliste f<strong>in</strong>den sie dann Aufnahme <strong>in</strong> verschiedene landwirtschaftlichebzw. Naturschutz-För<strong>der</strong>töpfe, aus denen die Erstentbuschung sowie die Folgenutzung,<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel mit Schafen und Ziegen, geför<strong>der</strong>t werden soll.Der Halberg ist e<strong>in</strong> langgestreckter Muschelkalkhang westlich von Neumorschen. Das Projektgebietumfaßt den gesamten Höhenzug und ist damit etwa 4 bis 5 ha groß. Davon können ca.50% als Magerrasen bzw Magerrasen-Sukzessionsfläche angesprochen werden. Der Rest setztsich aus geschlossenen Gebüschbereichen, Wald und verschieden <strong>in</strong>tensiv genutzten Wiesenund Weiden zusammen.Am Fuße <strong>der</strong> Südflanke wurden mehrere nicht genehmigte Wochenendhäuschen errichtet, diezum Teil lei<strong>der</strong> mit verschiedenen Koniferen umstanden s<strong>in</strong>d. Silberweiden, die am Fuß diesesHanges den Wichtebach säumen, waren früher als Kopfbäume gepflegt, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen aberausgewachsen und beschatten zusätzlich das untere Drittel des Hanges. Im mittleren Drittelhaben sich aus <strong>in</strong> Streuobstweise gepflanzten Pflaumen dichte Wurzelausschläge gebildet, diee<strong>in</strong> ähnlich dichtes Gestrüpp formen, wie dies sonst von Schlehen bekannt ist.E<strong>in</strong>e Nutzung f<strong>in</strong>det nur im südwestlichen Teil des Südhanges statt, wo zwei Koppeln wechselweisemit Schafen beweidet werden. Hier f<strong>in</strong>den sich auch die meisten Blütenpflanzenarten,darunter Saxifraga tridactylites und Alyssum alyssoides. Von den vier Orchideenarten, die imübrigen Bereich vorkommen, ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Bienenragwurz, Ophrys apifera von Bedeutung.Hauptsächlich erfolgte <strong>der</strong> Nachweis <strong>der</strong> aculeaten Wespen durch Netzfang. Daneben wurdenzur Erfassung von Laufkäfern Barberfallen e<strong>in</strong>gesetzt, wobei weiße Tr<strong>in</strong>kbecher zum E<strong>in</strong>satzkamen. Hierdurch erhofften wir uns e<strong>in</strong>e gewisse Lockwirkung auf blütenbesuchende Insekten.Durch e<strong>in</strong> Gemisch aus Spiritus, Wasser und Essigsäure im Verhältnis 4:4:1 blieben dieWespen weich und damit leicht präparierbar. Gegen e<strong>in</strong>e vorzeitige Verdunstung <strong>der</strong> Fangflüssigkeitwurde noch Glycer<strong>in</strong>, ebenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Teil, zugesetzt. Dieses mußte aber vor <strong>der</strong>


46 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Präparation durch Wasser mit Spülmittelzusatz wie<strong>der</strong> abgewaschen werden, da ansonsten dieHaare stark verklebt blieben.An zwei Tagen (im Frühjahr und Sommer) fanden <strong>in</strong> 1998 erste Voruntersuchungen statt. 1999wurde <strong>der</strong> Kalkrücken <strong>in</strong>sgesamt 20 Mal zum Fang von Insekten mit dem Insekten-Kescheraufgesucht. Dabei gelangen <strong>in</strong>sgesamt an 11 Tagen auch Nachweise von aculeaten Wespen. DieBarberfallen kamen Anfang Mai 1999 zum E<strong>in</strong>satz und wurden <strong>in</strong> ca. 3-wöchigem Abstand<strong>in</strong>sgesamt sechs Mal geleert.Insgesamt konnten durch die <strong>in</strong>tensive e<strong>in</strong>jährige Untersuchung am Halberg 29 aculeateWespenarten nachgewiesen werden (Tabelle 1). In den Barberfallen (an zehn Probeflächen mitje fünf Bechern und sechsmaliger Leerung; aufgestellt am 4.5.; letztmalige Leerung: 6.10.1999)fanden sich folgende Arten ausschließlich: Vespula rufa, Dolichovespula sylvestris sowie diee<strong>in</strong>zige Goldwespe Chrysis cyanea und die Wegwespenart Priocnemis m<strong>in</strong>uta. Weiter fandensich <strong>in</strong> den Barberfallen e<strong>in</strong>e Hornissen-Arbeiter<strong>in</strong> und e<strong>in</strong>e Arbeiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschen Wespe.Insgesamt blieb <strong>der</strong> Anteil an blütenbesuchenden Insekten <strong>in</strong> den Barberfallen auffallendniedrig.Tabelle 1 : In 1999 am Halberg bei Neumorschen (Fuldatal) nachgewiesene aculeate WespenartenSphecidae1 Cerceris rybyensis (LlNNAHUS, 1771)2 Cmssocerus elongatulus (VAN DUR LINDEN, 1829)3 Cmssocerus ovalis LEPELETIER & BRUU A 18354 Cmssocerus podagricus (VAN DER LINDEN, I829)5 Ectemnius dives (LEPELETIER & BRULEE, 1834)6 Ectemnius lapidarius (PANZER, 1804)7 Ectemnius rubicola (DUPOUR & PERRIS, 1840)8 Entomognatlms brevis VAN DER LINDEN, 18299 Lestica clypeata (SCHREBER, 1759)10 L<strong>in</strong>denius albilabris (FABRICIUS, 1793)11 Miscophus bicolor JURINE, 180712 Passaloecus s<strong>in</strong>gularis DAHLBOM, 184413 Pemphredon lethifer (SHUCKARD, 1837)14 Psenulus concolor (DAHLBOM, 1843)15 Psenulus pallipes (PANZER, 1797)16 Trypoxylon figulus (LINNAEUS, 1758)17 Trypoxylon m<strong>in</strong>us DE BEAUMONT, 1945Pompilidae18 Priocnemis m<strong>in</strong>uta (VAN DER LINDEN, 1827)Vespidae19 Ancistrocerus gazetta (PANZER, 1798)20 Ancistrocerus nigricornis (CURTIS, 1826)21 Ancistrocerus oviventris (WESMAEL, 1836)22 Dolichovespula sylvestris (SCOPOLI, 1763)23 Eumenes papillarius (CHRIST, 1791 )24 Polistes dom<strong>in</strong>ulus (CHRIST, 1791 )25 Vespa crabro LINNAEUS, 175826 Vespula germanica (FABRICIUS, 1793)27 Vespula rufa (LINNAEUS, 1758)Tiphiidae28 Tiphia femorata FABRICIUS, 1775Chrysididae29 Chrysis cyanea (LINNAEUS, 1758)Von den nachgewiesenen 17 Grabwespenarten s<strong>in</strong>d bestenfalls zwei Arten dem LebensraumMagerrasen zuzuordnen: Cmssocerus ovalis und Miscophus bicolor (Angaben zur Biologie ausWOYDAK 1996). Während erstere <strong>in</strong> Sandböden bzw. Kalkmergel nistet und Tanzfliegen(Empididae) zur Bruternährung nutzt, baut Miscophus bicolor ihre Nester <strong>in</strong> Abbruchen bzw.offenen Sand-, Lehm- o<strong>der</strong> Lößböden; als Beute dienen ihr Sp<strong>in</strong>nen. Letztere ist <strong>in</strong> Westfalenseit 1893 verschollen, gilt aber im übrigen Bundesgebiet als verbreitet (WOYDAK 1996).Bei den Faltenwespen kann noch Ancistrocerus oviventris angeführt werden, die ihre Nester angut besonnte Ste<strong>in</strong>e mörtelt. Alle übrigen brutpflegenden aculeaten Wespenarten zählen zu denGehölzsäume bevorzugenden Arten, sei es, dass sie morsches bzw. von Käferfraßgängendurchsetztes Holz o<strong>der</strong> markhaltige Stengel benötigen, sei es, dass sie ihre Beute an Bäumenund Sträuchern f<strong>in</strong>den.Insgesamt hätten im Gebiet des Halberg, wozu neben den Bereichen mit Magerrasen undGehölzsäumen auch die Bachaue, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Waldabschnitt mit e<strong>in</strong>zelnen älteren Hutebäumensowie <strong>der</strong> Siedlungsbereich zählt, erheblich mehr aculeate Stechimmen erwartet werden


Beitr, Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 47können. Ähnliche Erfahrungen machte Dr. MALEC, Leiter des Naturkundemuseums Kassel, beise<strong>in</strong>en Untersuchungen im NSG Dörnberg bei Kassel: „Aus neun (Hautflügler-)Familien liegen31 bestimmte Arten vor [...]. Selbst die ganztägige Suche (28. Juli 1983) bei optimalem Wettervon e<strong>in</strong>em beson<strong>der</strong>s erfahrenen Bienenspezialisten (Dr. P. WESTRICH) brachte ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weiseauf seltene o<strong>der</strong> charakteristische Arten" (MALEC 1986).Während im Verlaufe von zwei Vegetationsperioden im Unteren O<strong>der</strong>tal durch den Autor 176aculeate Wespenarten nachgewiesen werden konnten (FLÜGEL, im Druck), gelangen ihm ausdem gesamten Gebiet des Schwalm-E<strong>der</strong>-Kreises <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vergleichbaren Zeitraum nur 121Artnachweise (unveröffentlicht). Dabei stammt e<strong>in</strong> Großteil dieser Nachweise von Nisthilfenund angelegten Nistplätzen im unmittelbaren Wohnumfeld des Autors.Insgesamt kann festgestellt werden, dass im gesamten Kreisgebiet und darüber h<strong>in</strong>aus zum<strong>in</strong>destauch im Kasseler Bereich e<strong>in</strong>e ausgesprochene Individuenarmut bei den Stechimmenherrscht, so dass <strong>der</strong>en Nachweis außerordentlich erschwert ist. Als Hauptursachen für diesefaunistische Verarmung muß neben <strong>der</strong> Verkehrs- und Siedlungsentwicklung, <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>tenLandnutzung sowie <strong>der</strong> flächigen Grunddüngung <strong>der</strong> Landschaft über die Luftverschmutzungauch <strong>der</strong> behördliche Naturschutz angeführt werden.Durch unverständliche Restriktionen gegenüber faunistisch o<strong>der</strong> botanisch arbeitenden Spezialistenbei <strong>der</strong> Erteilung von Ausnahme- (für beson<strong>der</strong>s geschützte Arten) und Betretungsgenehmigungen(für Naturschutzgebiete) wird die Arbeit <strong>der</strong> überwiegend ehrenamtlich tätigenAntragsteller an <strong>der</strong> - für e<strong>in</strong>en effektiven Natur- und Artenschutz essentiell notwendigen -Grundlagenerhebung massiv beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Als Leitbild für die Entwicklung <strong>der</strong> Landschaft geltenimmer noch die Vorstellungen <strong>der</strong> traditionellen Landschaftsplaner und Gewasserbauer, dieStörzonen und vegetationsarme, trockenwarme Bereiche- ausschließlicher o<strong>der</strong> überwiegen<strong>der</strong>Lebensraum vieler bedrohter Tier- und Pflanzenarten - durch Nivellierung, dichte Gehölzpflanzungenund Mutterbodenauftrag zu „renaturieren" suchen.LiteraturFl.ÜQiL, H.-J.: Stechimmen des Unteren O<strong>der</strong>tales: 1. Aculeate Wespen. — Tierwelt <strong>der</strong> Mark, Potsdam (im Druck)HOFMANN, A. 1991: Schwalm-E<strong>der</strong>-Kreis. — S. 77-79. In: NZH / NATURSCHUTZZENTRUM HI;SSHN li.V. (Hrsg.):Lebensraum Magerrasen. — Wetzlar, 104 S.KRUMIS, E. 1988: Magerrasenkataster des Gebiets <strong>der</strong> Zechste<strong>in</strong>vorkommenn zwischen Sontra und Rotenburg a.d.Fulda. — i. A. des RP Kassel, Abt. Forsten u. Naturschutz, Gießen, 550 S.MAI.HC, F. 1986: Auffällige Gross<strong>in</strong>sekten als Indikator-Arten für nordhessische Halbtrockenrasen. — Natursch.Nordhessen, Kassel 9: 73-91WOYDAK, H. 1996: Hymenoptera Aculeata Westfalica. Familia: Sphecidae (Grabwespen). — Abh. Westfäl. Mus.Naturk., Münster 58(3): 1-135


48 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)The Nocturnal lchneumonidae <strong>in</strong> Serbia and Monte NegroMilkaGLAVENDEKICFaculty of Forestry, Belgrade UniversityKneza Viseslava, YU-11030 Belgrade, gmilka@eunet.yuA similar way of life and behaviour often makes more or less distant biosystematic unitsapproximate and morphologically uniform. This phenomenon is sometimes so much developedthat at first sight it seems that they are groups of closely related animals (<strong>in</strong>sects). It is especiallyfrequent <strong>in</strong> some groups of parasitoid <strong>in</strong>sects <strong>in</strong> the superfamily Ichneumonoidea (lchneumonidaeand Braconidae). The characters result<strong>in</strong>g from identical life habit can be detectedand analysed on numerous examples of morphological uniformity and it can be evaluated ifthey are valid <strong>in</strong> the differentiation of close taxa, especially genera and species. This paper is amodest contribution to this issue, on the example of some taxonomic groups <strong>in</strong> the familylchneumonidae.Parasitic Hymenoptera, the photophilous species, are collected <strong>in</strong> Serbia und Montenegro. Thispaper deals with the representatives of lchneumonidae which belong to the follow<strong>in</strong>g subfamilies:Tryphon<strong>in</strong>ae (tribus Phytodiet<strong>in</strong>i, genus Netelia GRAY), Ctenopelmat<strong>in</strong>ae (tribusPerilissa<strong>in</strong>i, genus Opheltes HOLMGREN), Ophion<strong>in</strong>ae (tribus Ophiononi: genera OphionFABRICIUS and Eremotylus FÖRSTER; tribus Enicospil<strong>in</strong>i: genera Stauropoctonus BRAUNS andEnicospilus STEPHENS), Mesochor<strong>in</strong>ae (tribus Mesochor<strong>in</strong>i, genus Cidaphus FÖRSTER)The list of collected species will be followed by a short analysis of common characteristics,which ren<strong>der</strong> a very similar habit to all the representatives of the above four subfamilies and thetribes which belong to them.Abgrenzung <strong>der</strong> Gattungen Aethecerus, Diadromus, Dirophanes,Phaeogenes und Tycherus(lchneumonidae, lchneumon<strong>in</strong>ae, Alomy<strong>in</strong>i)Estelle HOWER 1 , Roland MELZER 2 , Klaus SCHÖNITZER 1 und Erich DILLER 11 Zoologische Staatssammlung MünchenMünchhausenstr. 21, D-81247 München, schoenitzer@zsm.mwn.de2 Ludwig-Maximilians-Universität, Zoologisches InstitutLuisenstraße 21, D-80333 München, melzer@zi.biologie.uni-muenchen.deInnerhalb <strong>der</strong> Tibus Alomy<strong>in</strong>i (= Phaeogen<strong>in</strong>i auct., DILLER & SCHÖNITZER 1999) werdenfolgende acht Subtriben unterschieden: Alomyi<strong>in</strong>a, Heterischn<strong>in</strong>a, Stenodont<strong>in</strong>a, Dicaelodont<strong>in</strong>a,Notosem<strong>in</strong>a, Phaeogen<strong>in</strong>a, Chauv<strong>in</strong>i<strong>in</strong>a und Dicaelot<strong>in</strong>a (DlLLER 1981). Davon hat dieSubtribus Phaeogen<strong>in</strong>a die größte Anzahl an Arten und die folgenden Gattungen: Aethecerus,Auberteterus, Centeterichneumon, Cornupwcerus, Diadromus, Diaschisaspis, Dirophanes,Epitomus, Eriplatys, Hemichneumon, Herpestomus, Mevesia, Oiorh<strong>in</strong>us, Oronotus, Orotylus,Paraethecerus, Phaeogenes, Saltagenes, Terebraella, Trachyarus, Tycherus (DILLER 1981, Yu,& HORSTMANN 1997). Von diesen dürften die Gattungen Aethecerus WESMAEL, [1845],Diadromus WESMAEL, [1845], Dirophanes FOERSTER, 1869, Phaeogenes WESMAEL, [1845],und Tycherhus FOERSTER, 1869 (im folgenden ADDPT-Gruppe genannt) e<strong>in</strong> Monophylum se<strong>in</strong>.


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 49Für diese Auffassung spricht <strong>der</strong> ähnliche Bau des Clypeus mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Fovea und großee<strong>in</strong>geprägte Thyridia sowie die Anlage zu Leisten und Zahnbildungen an den H<strong>in</strong>tercoxae, dieals synapomorphe Merkmale gedeutet werden. Die große Ähnlichkeit <strong>der</strong> Arten <strong>der</strong> ADDPT-Gruppe wird auch dadurch deutlich, dass sie im Bestimmungsschlüßel von SELFA & DILLER(1994) geme<strong>in</strong>sam am Ende des Schlüssels stehen, also sich <strong>in</strong> allen Merkmalen bis zur Alternative29 gleichen. Lediglich Diadromus wird auf Grund <strong>der</strong> auffälligen, doppelten Begrenzungdes Clypeus schon etwas früher ausgeglie<strong>der</strong>t (Alternative 22). Die fünf Gattungen <strong>der</strong> ADDPT-Gruppe haben e<strong>in</strong>e holarktische Verbreitung.In <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wurden jeweils e<strong>in</strong>ige Arten <strong>der</strong> ADDPT-Gruppe rasterelektronenmikroskopischuntersucht und die Merkmale, die die Gattungen unterscheiden, <strong>in</strong> Forme<strong>in</strong>es Bestimmungsschlüssels zusammengestellt. Es ersche<strong>in</strong>t uns allerd<strong>in</strong>gs nicht s<strong>in</strong>nvoldiesen Bestimmungsschlüssel <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Cladogramm zu übersetzen, da es bisher noch vollkommenunklar ist, welche Gattung o<strong>der</strong> Gattungsgruppe zur ADDPT-Gruppe e<strong>in</strong>e Schwestergruppe se<strong>in</strong>könnte. Dadurch ist die Lesrichtung <strong>der</strong> meisten Merkmalspaare noch unklar.Die Abbildungsh<strong>in</strong>weise beziehen sich auf die rasterelektronenmikroskopischen Abbildungendes ausgestellten Posters, die nicht <strong>in</strong> dem <strong>Tagung</strong>sband reproduziert werden können. Sie s<strong>in</strong>djedoch als Datei (auf CD-Rom, Tiff-Format, jeweils ca. 6 MB, gegen Unkostenerstattung) beiden Autoren zu bestellen.Bestimmungsschlüssel <strong>der</strong> Gattungen Aethecerus, Diadromus,Phaeo genes und Ty eher usDirophanes,1 Clypeus nicht auffällig o<strong>der</strong> maximal mit e<strong>in</strong>er undeutlichen Impression von <strong>der</strong>schwach ausgeprägten Supraclypealarea getrennt (Tafel 3/A). Basis des 2.Abdom<strong>in</strong>altergits e<strong>in</strong>gedrückt. Spitze des Clypeus mit auffälliger doppelterBegrenzung, wobei <strong>der</strong> obere Rand zentral meist e<strong>in</strong>e schmale, deutliche Aussparungaufweist (Tafel 3/B). Flagellum bei den meisten Arten lang, Postanelluslänger als das 3. Glied. Vertex breit, h<strong>in</strong>ter den Augen nicht o<strong>der</strong> nur wenigverschmälert (Tafel 21k). Kopf <strong>in</strong> frontaler Ansicht rundlich (Tafel 3/A). Mandibelnschmal (Tafel 3/B)Diadromus- Clypeus normalerweise durch e<strong>in</strong>e deutliche Furche von <strong>der</strong> Supraclypealareagetrennt. Gesicht und Clypeus auffällig kurz und falls <strong>der</strong> Clypeus apikal e<strong>in</strong>gesenktist, dann normalerweise mit e<strong>in</strong>er apikalen Kante, die H<strong>in</strong>terwärts und zuden lateralen W<strong>in</strong>keln weist. Basis des 2. Abdom<strong>in</strong>altergits niemals e<strong>in</strong>gedrücktClypeusspitze stark e<strong>in</strong>gedrückt, darüber mit e<strong>in</strong>er +/- ausgeprägten Leiste,welche zentral stark e<strong>in</strong>gedrückt o<strong>der</strong> unterbrochen ist (Tafel 3/G + H). Clypeusvon <strong>der</strong> Supraclypealarea durch e<strong>in</strong>e scharfe Rille getrennt (Tafel 3/H). Hypostomalcar<strong>in</strong>astark ausgezogen und h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Mandibelbasis ausgehöhlt(Tafel 4/D). Oberseite des Scapus an <strong>der</strong> Basis und <strong>der</strong> Spitze +/- geschwollen.Profil <strong>der</strong> oberen Kante des Scapus etwas konkav (Tafel 4/G). H<strong>in</strong>tercoxae <strong>der</strong>? ? manchmal mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en ventralen Knoten o<strong>der</strong> Dorn (Tafel 5/E + F).Kopf <strong>in</strong> frontaler Ansicht queroval (Tafel 3/G). Stirn mit glatten und glänzendenScrobes (Tafel 2/H). Flagellum kurz und relativ schlankAethecerusSpitze des Clypeus nicht o<strong>der</strong> nur schwach e<strong>in</strong>gedrückt und teilweise wie poliert(bei <strong>der</strong>


50 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)3 Apikale Kante des Clypeus dick. Hypostomalcar<strong>in</strong>a ausgehöhlt. Mandibeln breitund gerade ausgerichtet 4- Apikale Clypeuskante dünn, deutlich chagr<strong>in</strong>iert und uneben, die Skulpturierunggreift meist auf die Clypeusoberfläche über (Tafel 1/C). Mandibeln schmal und<strong>in</strong> <strong>der</strong> basalen Hälfte <strong>der</strong> Unterkante konkav, oft nach ventral gebogen. Hypostomalcar<strong>in</strong>anicht ausgebuchtet. H<strong>in</strong>tercoxae <strong>der</strong> Weibchen mit ventralem Fortsatz,welcher meist mit e<strong>in</strong>er Leiste beg<strong>in</strong>nt und median mit e<strong>in</strong>em Sporn an <strong>der</strong>H<strong>in</strong>terkante <strong>der</strong> Coxa endet (Tafel l/G). Der Sporn sendet meist noch e<strong>in</strong>e kurzeLeiste aus, so dass <strong>der</strong> Fortsatz e<strong>in</strong> w<strong>in</strong>keliges Aussehen bekommt Dirophanes4 Apikale Clypeuskante sehr dick und rauh punktiert (Tafel 3/F). Weibchen mitventralem Sporn an <strong>der</strong> H<strong>in</strong>tercoxa, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> distalen Kante beg<strong>in</strong>nt (Tafel 5/A+ B). Hypostomalcar<strong>in</strong>a auffällig kurz (Tafel 3/E). Antennen dick und nichtbeson<strong>der</strong>s lang. Kopf <strong>in</strong> frontaler Ansicht leicht queroval (Tafel 3/E) .. . Phaeogenes- Apikale Clypeuskante dick und glatt o<strong>der</strong> fast glatt, aber nicht rauh (Tafel 3/D).Falls vorhanden, beg<strong>in</strong>nt <strong>der</strong> ventrale Sporn und/o<strong>der</strong> Kiel an <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternenFläche, nie am h<strong>in</strong>teren Rand <strong>der</strong> H<strong>in</strong>tercoxae (Tafel 5/C + D). Kopf <strong>in</strong> frontalerAnsicht rundlich (Tafel 3/C). Antennen dick und kurz. Fläche zwischen <strong>der</strong>Mandibelbasis und <strong>der</strong> Genalcar<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>gedrückt und glatt (Tafel 4/C) TycherusLiteraturDil.LER, E. 1981 : Bemerkungen zur .Systematik <strong>der</strong> Phaeogen<strong>in</strong>i mit e<strong>in</strong>em vorläufigen Katalog <strong>der</strong> Gattungen (Hymenoptera,Ichneumonidae). — Entomofauna, Ansfelden 2: 93-109DiLLBR, E. & SCHONITZRR, K. 1999: Beschreibung neuer Arten und Unterarten e<strong>in</strong>er neuen Gattung <strong>der</strong> SubtribiisDicaelodont<strong>in</strong>a (Hymenoptera, Ichneumonidae, Ichneumon<strong>in</strong>ae, Alomy<strong>in</strong>i). — Mitt. Münchner Ent. Ges. 69:59-70Sru.FA, J. & Diuj-R, E. 1994: Illustrated key to the Western Palaearctic Genera of Phgaeogen<strong>in</strong>i (Hymenoptera,Ichneumonidae, Ichneumon<strong>in</strong>ae). — Entomofauna, Ansfelden 15: 237-252Yu, D. S. & K. HORSTMANN 1997: A catalogue of World Ichneumonidae (Hymenoptera). - Mem. Amer. Ent. Inst.,Ga<strong>in</strong>esville 58(1-2): 1-1558


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 52Außergewöhnliche Neststandortevon Augochloropsis caerulans (Apidae, Halict<strong>in</strong>ae)<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er feuchten Senke im südbrasilianischen AraukarienwaldAndreas KÖHLER 12 , Christof PIETSCH 1 und Wolf ENGELS 1' Universität Tüb<strong>in</strong>gen, Zoologisches InstitutAuf <strong>der</strong> Morgenstelie 28, D-72076 Tüb<strong>in</strong>gen, wolf.engels@uni-tueb<strong>in</strong>gen.de2 Pontiffca Universidade Catölica do Rio Grande do Sul, Laboratörio de Pesquisas BiolögicasAvenida Ipiranga6681, 90619-900 Porto Alegre, Brasilien, andreas@pucrs.brIm Boden nistende Hymenopteren bevorzugen meist gut dra<strong>in</strong>ierte, <strong>der</strong> Sonne zugewandteStandorte, was die mikrobielle Zersetzung des Zellen<strong>in</strong>haltes verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t und die Entwicklungim Frühjahr för<strong>der</strong>t. Jedoch s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Bienen aus <strong>der</strong> Familie Halictidae <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, auch anbeschatteten und feuchten Standorten Nester zu bauen. Untersuchungen existieren hierzu bereitsvon Megommation <strong>in</strong>signe (Halictidae), die <strong>in</strong> sehr feuchten Böden ihre Nester baut (JÖRGEN-SEN 1912, MICHENER & LANGE 1958, SAKAGAMI & MOURE 1967).Unser Untersuchungsgebiet liegt im südlichsten Bundesstaat Brasiliens (29° S) auf den westlichenAusläufern <strong>der</strong> Serra Geral auf e<strong>in</strong>er Höhe von ca. 900 m. In dieser Gegend müssenbodenbewohnende Insekten mehr als 2000 mm Jahresnie<strong>der</strong>schlag ertragen.Die Nester von Augochloropsis caerulans wurden <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Hügeln <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er feuchtenSenke von ca. 100 m 2 Größe gefunden. Diese kle<strong>in</strong>en Hügel weisen e<strong>in</strong>e Höhe von max. 15 cmüber <strong>der</strong> mittleren Wasserl<strong>in</strong>ie auf und bestehen hauptsächlich aus organischem Material. DieBienen graben e<strong>in</strong>en senkrechten Gang von <strong>der</strong> Oberfläche des Hügels bis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Tiefe von ca.10 cm. Am Ende dieses Ganges bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Hohlraum, <strong>in</strong> dem sich e<strong>in</strong>e waagerechteWabe mit senkrecht angeordneten Zellen bef<strong>in</strong>det. Aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Größe und Gestalt<strong>der</strong> Hügel bef<strong>in</strong>det sich die Grabwabe oft nur wenige Zentimeter über <strong>der</strong> Wasserl<strong>in</strong>ie.Beim Bau <strong>der</strong> Nestkammer gräbt A. caerulans um die Wabe herum den Boden aus, so dass dieWabe letztlich auf kle<strong>in</strong>en Säulen <strong>in</strong>nerhalb des Hohlraumes steht. Dieses könnte zur besserenVentilation und Dra<strong>in</strong>age <strong>der</strong> Zellen <strong>in</strong> dem feuchten Boden dienen. An<strong>der</strong>seits f<strong>in</strong>det durch dieumgebenden Wassermengen e<strong>in</strong>e Temperaturregulierung statt, d. h. maximale und m<strong>in</strong>imaleLufttemperaturen werden abgepuffert. Der Fund weiterer Neststandorte am Ufer e<strong>in</strong>es Bachlaufes<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em benachbarten Araukarienwaldbestand unterstreicht die Annahmen über dieVorzüge dieses eher amphibischen Neststandortes für A. caerulans.LiteraturJÖRGI-NSI'N, P. 1912: Beiträge zur Biologie e<strong>in</strong>iger südamerikanischer Bienen. — Z. Wiss. lnsektenbiol., Husum 8:268-272MiCHl'NiiR, C. D. & LANCJÜ, R. B. 1958: Observations on the behaviour of Brasilian halictid bees, III. — Univ. Kans.Sei. Bull., Lawrence 39: 473-505SAKAGAMI, S. F. & MOURI;, J. S. 1967: Additional observations on the nest<strong>in</strong>g habits of some Braszilian halict<strong>in</strong>e bees(Hymenoptera, Apoidea). — Mushi, Fukuoka 40: 119-138


52 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Bestäubergilden an Gehölzen<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em südbrasilianischen AraukarienwaldAndreas KÖHLER 1 - 2 , Christof PlETSCH 1 und Wolf ENGELS 11 Universität Tüb<strong>in</strong>gen, Zoologisches InstitutAuf <strong>der</strong> Morgenstelle 28, D-72076 Tüb<strong>in</strong>gen, wolf.engels@uni-tueb<strong>in</strong>gen.de2 Pontiffca Universidade Catôïica do Rio Grande do Sul, Laboratörio de Pesquisas BiolögicasAvenida Ipiranga 6681, 90619-900 Porto Alegre, Brasilien, andreas@pucrs.brAraukarienwäl<strong>der</strong> stellen den südlichsten Regenwaldtyp Brasiliens dar. Neben <strong>der</strong> dom<strong>in</strong>ierendenKonifere Araucaria angustifolia bestehen sie aus e<strong>in</strong>er Vielzahl immergrüner Bäume undBüsche. An<strong>der</strong>s als <strong>in</strong> den gemäßigten Breiten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Tropen die meisten Bäume zoogam,mit Insekten als Bestäuber. In <strong>der</strong> Neotropis s<strong>in</strong>d dies vor allem Bienen. Die Mehrzahl <strong>der</strong>vorkommenden Gehölze weist e<strong>in</strong>e Massenblütigkeit auf, wobei sie, während ihrer nur wenigeTage andauernden Anthesephase, vor allem soziale Bienen <strong>in</strong> großen Mengen anlocken. Diesess<strong>in</strong>d neben <strong>der</strong> Afrikanisierten Honigbiene (Apis <strong>in</strong>ellifera) vor allem Bienen <strong>der</strong> UnterfamilieMelipon<strong>in</strong>ae.Wir s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Frage nachgegangen, welche Merkmale die Blüten massenblütiger Bäume fürsammelnde Arbeiter<strong>in</strong>nen attraktiv machen. Gemessen wurden dabei die Nektargehalte imTagesgang, das Pollenangebot wurde abgeschätzt sowie die Blütenmenge bestimmt und diephänologische Entwicklung <strong>der</strong> Blütenmenge protokolliert. Die Abundanz <strong>der</strong> Blütenbesucherwurde durch Kescherfänge zu unterschiedlichen Tageszeiten erfaßt und <strong>in</strong> Beziehung zu denBlütenparametern gesetzt. Blütendüfte wurden als Areate gesammelt.Neben <strong>der</strong> Anlockung von Blütenbesuchern durch allgeme<strong>in</strong>e Merkmale des Baumes spielenGröße und Morphologie <strong>der</strong> Blüten e<strong>in</strong>e große Rolle, vor allem aber die Blütendüfte. DieBlütenbesucher werden offensichtlich über längere Distanzen von Blütendüften, im Nahbereichwahrsche<strong>in</strong>lich durch das Gesamtbild e<strong>in</strong>er mit massenhaft Blüten bedeckten Kronengestaltangelockt. Dargestellt werden die Ergebnisse von Untersuchungen aus zwei Vegetationsperiodenan Myrceugenia myrcioides (Myrtaceae) und Miconia c<strong>in</strong>erascens (Melastomataceae),zwei Gehölze mit hoher Abundanz im südbrasilianischen Araukarienwald.Biogeographie <strong>der</strong> Delta-Lehmwespe Delta unguiculatum (Eumenidae)<strong>in</strong> Deutschland außerhalb des Oberrhe<strong>in</strong>grabensDetlef MADERHebelstraße 12, D-69190 Walldorf/BadenAnläßlich <strong>der</strong> Überprüfung von früheren Fundorten <strong>der</strong> Mörtelbiene Megachile (Chalicodo<strong>in</strong>a)pariet<strong>in</strong>a (GEOFFROY <strong>in</strong> FOURCROY, 1785) (Megachilidae) habe ich an mehreren LokalitätenFreibautennester <strong>der</strong> Delta-Lehmwespe Delta unguiculatum (VILLERS, 1789) (Eumenidae) <strong>in</strong>Seitentälern <strong>in</strong> erheblicher Entfernung vom Oberrhe<strong>in</strong>graben festgestellt. Aufgrund dieserResultate habe ich e<strong>in</strong>e systematische Absuche <strong>der</strong> Seitentäler des Rhe<strong>in</strong>s und se<strong>in</strong>er Nebenflüsseauf Vorkommen von Freibautennestern von D. unguiculatum durchgeführt. Bei me<strong>in</strong>ergroßräumigen Kartierung von Niststandorten von D. unguiculatum außerhalb des Oberrhe<strong>in</strong>grabenshabe ich auch Erstnachweise <strong>in</strong> Bayern erzielt, woh<strong>in</strong>gegen zahlreiche Vorkommenvon D. unguiculatum <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg <strong>in</strong> Deutschland


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 53sowie im Elsaß <strong>in</strong> Frankreich <strong>in</strong>nerhalb des Oberrhe<strong>in</strong>grabens von Basel und Mulhouse imSüden bis Ma<strong>in</strong>z und B<strong>in</strong>gen im Norden schon lange bekannt s<strong>in</strong>d. Me<strong>in</strong>e Kartierung <strong>der</strong>Niststandorte von D. unguiculatum außerhalb des Oberrhe<strong>in</strong>grabens umfaßt etwa 900 Lokalitätenmit Freibautennestern an Gebäudewänden <strong>in</strong> etwa 140 Seitentälern, wobei <strong>in</strong> dem bearbeitetenGebiet auch Hochrhe<strong>in</strong>tal, Bodenseeumrandung und e<strong>in</strong>ige Großräume außerhalb <strong>der</strong>Flußtäler enthalten s<strong>in</strong>d. Weitere e<strong>in</strong>gehende biologische und faunistische Abhandlungen überD. unguiculatum s<strong>in</strong>d durch FORSTER (<strong>in</strong> Vorbereitung), MEZGER (<strong>in</strong> Vorbereitung) und REDER(<strong>in</strong> Vorbereitung) <strong>in</strong> Bearbeitung. Trotz ihrer auffallenden Nistweise und ihrer hornissenartigenGröße wurde D. unguiculatum bisher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur meist nur am Rande erwähnt. In <strong>der</strong>überwiegenden Zahl <strong>der</strong> bisher vorliegenden Veröffentlichungen beschränken sich die Angabenzu D. unguiculatum auf kurze faunistische Mitteilungen von Fundorten und Fundumständen.Ich schließe aus me<strong>in</strong>en Resultaten, daß D. unguiculatum aus dem Oberrhe<strong>in</strong>graben <strong>in</strong> dieSeitentäler des Rhe<strong>in</strong>s und se<strong>in</strong>er Nebenflüsse flußaufwärts migriert und sich <strong>der</strong>zeit weiterausbreitet, und nehme aufgrund me<strong>in</strong>er Ergebnisse e<strong>in</strong>e expansive Populationsdynamik von D.unguiculatum an. Me<strong>in</strong>e Nachweise von Niststandorten von D. unguiculatum beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>Ma<strong>in</strong>tal, Taubertal, Neckartal, Kochertal, Jagsttal und Enztal bestätigen auch die Prognose vonKLINGER (1992), welcher e<strong>in</strong>e zukünftige Ausdehnung <strong>der</strong> Verbreitung von D. unguiculatumunter an<strong>der</strong>em nach Franken <strong>in</strong> Bayern vorhergesagt hatte. Wegen <strong>der</strong> aktuellen Expansion <strong>der</strong>Verbreitung von D. unguiculatum, welche entlang des Rhe<strong>in</strong>s flußabwärts bisher nicht überB<strong>in</strong>gen h<strong>in</strong>aus vorgedrungen ist (REDER, <strong>in</strong> Vorbereitung), erwarte ich daher auch, daß D.unguiculatum aus dem Oberrhe<strong>in</strong>graben heraus weiter rhe<strong>in</strong>abwärts wan<strong>der</strong>n wird und dieStrecke zwischen B<strong>in</strong>gen und Koblenz überbrücken wird, und dann von Koblenz aus <strong>in</strong> dasMoseltal e<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>n wird und schrittweise bis nach Trier und weiter vordr<strong>in</strong>gen wird. KLINGER(1992) hatte ebenfalls angenommen, daß D. unguiculatum <strong>in</strong> Zukunft auch das Moseltalerreichen wird.Wegen ihrer fast ausschließlichen Nistweise an Gebäudewänden <strong>in</strong> Dörfern und Städten undihrer vermutlich weitgehenden Beschränkung auf <strong>in</strong>nerörtliche Gärten, Parks, Wiesen, Ru<strong>der</strong>alflächenund Brachgrundstücke zum Sammeln von Lehm, Raupen und Nektar wurde D. unguiculatum.möglicherweise <strong>in</strong> etlichen <strong>der</strong> bisherigen entomolaunistischen Bestandsaufnahmennicht erfaßt. Die meisten <strong>der</strong> üblicherweise für entomofaunistische Übersichten ausgewähltenFangplätze liegen außerhalb <strong>der</strong> Ortschaften, und diese Biotope werden nicht zwangsläufigauch von <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Dörfern und Städten nistenden, sammelnden und e<strong>in</strong>tragenden D. unguiculatumangeflogen, so daß sich D. unguiculatum wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>in</strong> vielen Fällen <strong>der</strong>artigenentomofaunistischen Erfassungen entzogen hat. Dies ist auch dadurch bed<strong>in</strong>gt, daß D. unguiculatumim Gegensatz zu an<strong>der</strong>en Wildbienen und Wespen nicht durch markantes Summen,Kreisen, Schwärmen o<strong>der</strong> sogar Attackieren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe des Nestes auffällt, son<strong>der</strong>n schnell,direkt und nahezu lautlos m<strong>in</strong>destens mehrere Meter über dem Boden das Freibautennestanfliegt, dort sofort absitzt und mit <strong>der</strong> Arbeit beg<strong>in</strong>nt, und nach Beendigung <strong>der</strong> Tätigkeitsetappeam Freibautennest ebenso rasch, geradl<strong>in</strong>ig und leise wie<strong>der</strong> abfliegt. D. unguiculatumersche<strong>in</strong>t be<strong>in</strong>ahe plötzlich an dem Freibautennest und sitzt dort wenig auffällig, und verschw<strong>in</strong>detebenso abrupt wie<strong>der</strong>, sobald sie den für e<strong>in</strong>en Anflug vorgesehenen Bauabschnittabgeschlossen hat. Lehm, Raupen und Nektar sammelt D. unguiculatum meist nicht <strong>in</strong> unmittelbarerNähe des Nistplatzes, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>iger Entfernung davon, und von den Materialquellenfliegt sie schnell und ohne Umwege zum Niststandort und ebenso wie<strong>der</strong> zurück. Diebetonte Unauffälligkeit des Verhaltens von D. unguiculatum dient vermutlich <strong>der</strong> Abwehr vonKleptoparasiten, denen sie durch die rasche Überbrückung <strong>der</strong> Distanzen zwischen Sammelstellenund Nistplätzen die Verfolgung erschweren o<strong>der</strong> sogar verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n will. Aufgrund diesesdiskreten und quasi versteckten Verhaltens haben sogar an vielen Wohnhäusern, an <strong>der</strong>en


54 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Wänden Freibautennester angeheftet s<strong>in</strong>d, die Bewohner D. unguiculatum und ihre Aktivitätoftmals gar nicht bemerkt, vor allem weil D. unguiculatum im Gegensatz zu manchen Papierwespennicht um die Häuser herum o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Fenster, Türen, Balkone und Dachluken h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>fliegt,son<strong>der</strong>n ausschließlich die auf den Wänden befestigten Freibautennester ansteuert, versorgt unddanach meist unverzüglich wie<strong>der</strong> abfliegt. Weil D. unguiculatum zwar <strong>in</strong> unmittelbarer Nähedes Menschen nistet, jedoch den Kontakt mit dem Menschen vermeidet, sich von den Tätigkeitendes Menschen nicht anziehen o<strong>der</strong> ablenken läßt und sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> engeren Umgebung desMenschen bestrebt unauffällig verhält, lebt sie <strong>in</strong> direkter Nachbarschaft des Menschen, ohnedabei von vielen Menschen bemerkt zu werden.Die mediterrane D. unguiculatum ist vermutlich vom Mittelmeerraum durch das Rhônetal nachNorden vorgedrungen, ist durch die Burgundische Pforte <strong>in</strong> den Oberrhe<strong>in</strong>graben e<strong>in</strong>gewan<strong>der</strong>t(KLINGER 1992, KLINGER & REDER 1995) und hat sich dann im Oberrhe<strong>in</strong>graben zunehmendweiter nach Norden ausgebreitet. Die hier durch neue Niststandorte belegte nächste Etappe <strong>der</strong>Expansion von D. unguiculatum umfaßt die E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Seitentäler des Rhe<strong>in</strong>s und se<strong>in</strong>erNebenflüsse vor allem nach Osten. Dieser Trend wurde bereits von KLINGER (1992) vermutetund wird hier beson<strong>der</strong>s durch die Erstnachweise <strong>der</strong> Freibautennester von D. unguiculatum <strong>in</strong>Ma<strong>in</strong>tal, Taubertal, Jagsttal, Kochertal, Remstal und Murrtal bestätigt, wodurch auch dieBedeutung des Neckartales und des Ma<strong>in</strong>tales als bedeutende Migrationsstraßen außerhalb desOberrhe<strong>in</strong>grabens unterstrichen wird. E<strong>in</strong>e weitere wichtige Wan<strong>der</strong>ungsbahn umfaßt dasRhe<strong>in</strong>tal vom Südende des Oberrhe<strong>in</strong>grabens bei Basel flußaufwärts bis zum Bodensee unddann um den Bodensee herum <strong>in</strong> Richtung Quellflüsse des Rhe<strong>in</strong>s, und e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e potentielleAusbreitungsl<strong>in</strong>ie ist zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Abschnitten das Donautal. Die Migration von D.unguiculatum. <strong>in</strong> Seitentälern des Rhe<strong>in</strong>s und se<strong>in</strong>er Nebenflüsse vor allem nach Osten wirdvermutlich durch die häufig o<strong>der</strong> überwiegend aus Südwesten wehenden W<strong>in</strong>de begünstigt, wasauch schon von KLINGER (1992) angenommen wurde.Die Freibautennester <strong>der</strong> D. unguiculatum ähneln denjenigen <strong>der</strong> Mörtelbiene M. pariet<strong>in</strong>a,welche früher <strong>in</strong> Deutschland weit verbreitet war, heute jedoch nur noch an wenigen Stellenvorkommt und ansonsten fast flächendeckend ausgestorben ist. E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> letzten stabilenNiststandorte von M. pariet<strong>in</strong>a <strong>in</strong> Deutschland bef<strong>in</strong>det sich im Nördl<strong>in</strong>ger Ries. Der drastischeRückgang von M. pariet<strong>in</strong>a nach etwa 1960 und ihr Aussterben <strong>in</strong> vielen Gebieten <strong>in</strong> Deutschlandwurde wahrsche<strong>in</strong>lich durch die Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft verursacht, welchebeson<strong>der</strong>s den massiven E<strong>in</strong>satz von chemischen Vernichtungsmitteln gegen Unkräuter undSchädl<strong>in</strong>ge be<strong>in</strong>halten. Da <strong>in</strong>zwischen die Anwendung von giftigen Bekämpfungsmitteln imAckerbau erheblich e<strong>in</strong>geschränkt wurde und auch die Flora von Feldra<strong>in</strong>en und Brachwiesenwie<strong>der</strong> reichhaltiger wird, ist es durchaus möglich, daß analog <strong>der</strong> Immigration von D. unguiculatumauch M. pariet<strong>in</strong>a <strong>in</strong> Zukunft erneut aus dem Mittelmeergebiet durch das Rhônetal unddie Burgundische Pforte <strong>in</strong> den Oberrhe<strong>in</strong>graben e<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>t und sich dar<strong>in</strong> fortschreitend nachNorden sowie <strong>in</strong> die Seitentäler des Rhe<strong>in</strong>s und se<strong>in</strong>er Nebenflüsse vor allem nach Ostenausbreitet.Die Verbreitung <strong>der</strong> Niststandorte spiegelt die Ausdehnung von D. unguiculatum aus demOberrhe<strong>in</strong>graben <strong>in</strong> die Seitentäler nach Osten und Westen wi<strong>der</strong>. Die Auswan<strong>der</strong>ung aus demOberrhe<strong>in</strong>graben erfolgt hauptsächlich über das Ma<strong>in</strong>tal und das Neckartal und von dort <strong>in</strong> dieSeitentäler dieser Nebenflüsse des Rhe<strong>in</strong>s. Während die Expansion von D. unguiculatum imOberrhe<strong>in</strong>graben flußabwärts von Süden nach Norden verlaufen ist, f<strong>in</strong>det die Immigration <strong>in</strong>die Seitentäler des Rhe<strong>in</strong>s und se<strong>in</strong>er Nebenflüsse flußaufwärts statt und verläuft östlich desOberrhe<strong>in</strong>grabens vorwiegend von Westen nach Osten und Südosten sowie westlich desOberrhe<strong>in</strong>grabens hauptsächlich von Osten nach Westen und Nordwesten o<strong>der</strong> Südwesten.Ma<strong>in</strong>tal und Neckartal mit ihren Seitentälern bilden e<strong>in</strong> zunehmend verzweigtes Migrations-


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 55netzwerk, entlang dessen D. unguicidatum sich immer weiter nach Osten ausbreitet. DasVordr<strong>in</strong>gen von D. unguicidatum nach Osten ist über die Magistrale des Neckartales h<strong>in</strong>ausbisher nur begrenzt fortgeschritten, wie sich beson<strong>der</strong>s im Kochertal und im Jagsttal unddaneben auch im Remstal und im Murrtal aufzeigen läßt. Zusätzlich zur flußaufwärtigenMigration im Neckartal von Heidelberg bis Essl<strong>in</strong>gen ist D. unguicidatum vermutlich auch überdas verzweigte Gewässernetz des flachwelligen Hügellandes des Kraichgaues <strong>in</strong> das Neckartalzwischen Heilbronn und <strong>Stuttgart</strong> e<strong>in</strong>gewan<strong>der</strong>t, <strong>in</strong> dem sie aus dem Obenhe<strong>in</strong>graben nachOsten <strong>in</strong> alle Täler <strong>der</strong> aus dem Kraichgau e<strong>in</strong>mündenden Zuflüsse stromaufwärts e<strong>in</strong>gedrungenist, dar<strong>in</strong> häufig bis <strong>in</strong> die Quellregionen vorgestoßen ist, und dann die schmalen und flachenWasserscheiden überwunden hat und die Täler <strong>der</strong> jeweils im Osten folgenden nächsten Wasserläufeerreicht hat, bis sie schließlich die Grenze zwischen den nach Westen entwässernden undden nach Osten entwässernden Flüssen und Bächen im Kraichgau passiert hat und durchweitere flußabwärtige Migration entlang <strong>der</strong> sukzessiven Seitentäler nach Osten im Neckartalangekommen ist. Die zusätzliche Expansion von D. unguiculatum aus dem Oberrhe<strong>in</strong>grabennach Osten über das verzweigte Gewässernetz des flachwelligen Hügellandes des Kraichgaueswird durch die fast flächendeckende Verbreitung von Niststandorten im Kraichgau und dasVorkommen von Freibautennestern im Neckartal zwischen Heilbronn und <strong>Stuttgart</strong> <strong>in</strong> fast je<strong>der</strong>Ortschaft unterstrichen, woh<strong>in</strong>gegen zwischen Heidelberg und Heilbronn D. unguicidatum zwarebenfalls bereits <strong>in</strong> vielen Ortschaften Nistplätze e<strong>in</strong>gerichtet hat, jedoch <strong>in</strong> etlichen Ortschaftenausweislich me<strong>in</strong>er vergeblichen Suche nach Freibautennestern offensichtlich bisher nichtvorhanden ist.Das Migrationspotential von D. unguiculatum <strong>in</strong> den Seitentälern läßt sich aus <strong>der</strong> imObenhe<strong>in</strong>graben bereits zurückgelegten Strecke abschätzen. Von Basel im Süden bis Ma<strong>in</strong>zund B<strong>in</strong>gen im Norden hat D. unguiculatum im Obenhe<strong>in</strong>graben e<strong>in</strong>e Entfernung von etwa 280km überwunden. Nimmt man die Hälfte dieser Distanz als mögliche Wan<strong>der</strong>ungsstrecke <strong>in</strong> denSeitentälern an, beträgt das Migrationspotential von D. unguiculatum außerhalb des Oberrhe<strong>in</strong>grabensetwa 140 km. Diese Entfernung liegt auch <strong>in</strong> Luftl<strong>in</strong>ie zwischen dem bisher östlichstenNiststandort von D. unguiculatum außerhalb des Oberrhe<strong>in</strong>grabens <strong>in</strong> Birkhausen im Nördl<strong>in</strong>gerRies und <strong>der</strong> östlichen Randstörung des Oberrhe<strong>in</strong>grabens. Im Ma<strong>in</strong>tal hat D. unguiculatumvon Frankfurt bis Würzburg bisher e<strong>in</strong>e Strecke von etwa 170 km überbrückt, wobei dieseDistanz <strong>in</strong> Luftl<strong>in</strong>ie nur etwa 100 km mißt. Im Neckartal wurde die Verbreitung von D. unguiculatumbisher von Heidelberg bis Essl<strong>in</strong>gen über e<strong>in</strong>e Entfernung von etwa 165 km nachgewiesen,wobei diese Strecke <strong>in</strong> Luftl<strong>in</strong>ie nur etwa 85 km beträgt. Bei e<strong>in</strong>em angenommenenMigrationspotential von etwa 140 km kann D. unguiculatum problemlos von B<strong>in</strong>gen und Ma<strong>in</strong>zaus nach Koblenz vordr<strong>in</strong>gen und von dort aus e<strong>in</strong>e erhebliche Strecke <strong>in</strong> das Moseltal e<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>n.Die bisherigen Ergebnisse <strong>der</strong> Kartierung zeigen, daß D. unguiculatum breite flacheSeitentäler bevorzugt und <strong>in</strong> diese wesentlich weiter e<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>t als <strong>in</strong> schmale tiefe Seitentäler,<strong>in</strong> welche sie meist nur über kurze Abschnitte e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gt o<strong>der</strong> welche sie meidet. In beson<strong>der</strong>enFällen ist die Migration von D. unguicidatum jedoch bereits soweit fortgeschritten, daß sie überdie breiten unter- und mittelstromigen Bereiche h<strong>in</strong>aus auch schon <strong>in</strong> die schmalen oberstromigenBereiche mancher Seitentäler vorgedrungen ist, wie sich vor allem im Renchtal unddaneben auch im Nördlichen Z<strong>in</strong>seltal und im Südlichen Z<strong>in</strong>seltal wi<strong>der</strong>spiegelt.Die Auswertung <strong>der</strong> Angaben von Funden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur und <strong>der</strong> <strong>in</strong> Sammlungen <strong>in</strong> Museenaufbewahrten Belegexemplare hat ergeben, daß D. unguiculatum <strong>in</strong> weiten Teilen ihres heutigenVerbreitungsgebietes nicht erst <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten e<strong>in</strong>gewan<strong>der</strong>t ist, son<strong>der</strong>n schonseit m<strong>in</strong>destens 70-100 Jahren vorhanden ist. Die Migration von D. unguiculatum durch dieBurgundische Pforte <strong>in</strong> den Oberrhe<strong>in</strong>graben und von dort aus weiter <strong>in</strong> etliche Seitentäler istdaher vermutlich <strong>in</strong> erheblichen Abschnitten bereits vor mehr als 100 Jahren erfolgt. Ich gehe


56 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)deshalb davon aus, daß e<strong>in</strong> beträchtlicher Teil <strong>der</strong> aktuellen Verbreitung von D. unguiculatumbereits vor mehr als 70 Jahren bestanden hat, wegen des diskreten Verhaltens von D. unguiculatumjedoch bisher nicht aufgefallen und bekanntgeworden ist. Weil D. unguiculatum schon <strong>in</strong>1933 <strong>in</strong> Worms gefangen wurde, hat sie vermutlich auch den nur wenig weiter nördlich gelegenenRhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Raum bereits zu dieser Zeit erreicht und ist entgegen <strong>der</strong> Annahme vonKLINGER (1992) nicht erst <strong>in</strong> den achtziger Jahren <strong>in</strong> den Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Raum vorgedrungen,son<strong>der</strong>n ist schon wesentlich früher dorth<strong>in</strong> vorgestoßen.LiteraturFORSTER, J.: Die Töpferwespe Delta unguiculatus (Eumenes unguiculatus) (Hymenoptera, Eumenidae). — (<strong>in</strong> Vorbereitung)KüNGER, R. 1992: Zur Entomofauna <strong>der</strong> Großstädte. Delta unguiculata (Vlu.ERS) (Hymenoptera : Eumenidae),Calamobiusfilum (ROSSI) (Coleoptera: Cerambycidae) und Otiorhynchus dieckmanni MAGNANO (Coleoptera:Curculionidae), drei markante Arten des Frankfurter Stadtgebietes. — Ent. Z., Essen 102: 413-421KUNGF.R, R. & REDER, G. 1995: Die größte heimische Töpferwespe, Delta unguiculatum (VH.UÏRS), <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>hessen-Pfalz.— Mi«. Rhe<strong>in</strong>. Naturf. Ges., Ma<strong>in</strong>z 16: 35-38MEZGER, R.: Inventar <strong>der</strong> Töpferwespe Delta unguiculatum <strong>in</strong> Mitteleuropa. — (<strong>in</strong> Vorbereitung)REDER, G.: Zur nördlichen Verbreitung und zur Biologie <strong>der</strong> synanthropen Töpferwespe - Delta unguiculatum (Vii.-I.ERS, 1789) - <strong>in</strong> Deutschland (Hymenoptera : Eumenidae). — (<strong>in</strong> Vorbereitung)Phasaeolus vulgaris x cocc<strong>in</strong>eus var 'poll<strong>in</strong>ators assemblage<strong>in</strong> high mounta<strong>in</strong> of North PeruSébastien PATINYUnité de Zoologie générale et appliqué, Faculté universitaire des Sciences Agronomiques de GemblouxPassage des déportés 2, B-5030 Gembloux, Belgien, pat<strong>in</strong>y.s@fsagx.ac.bePeruvian bees fauna is very poorly known. Only some notable species were described orsignaled (MICHENER, 1986; ROZEN, 2000), but no general approach was lead s<strong>in</strong>ce today tocharacterize one or else Apoidea assemblage. We studied here the assemblage of a widelycultivated beans <strong>in</strong> the Ancash mounta<strong>in</strong> (Peru, North). Primary results of the study are hereperformed; they exhibit numerous po<strong>in</strong>ts of <strong>in</strong>terest: systematic, biogeographic and écologie.ReferencesMICHENER, C. D. 1986: New Peruvian Genus and a Generic Review of Andren<strong>in</strong>ae (Hymenoptera: Apoidea: Andrenidae).— Ann. Ent. Soc. America, College Park/Maryland 79(l):62-72ROZEN , J. G. jr. & UGARTE-PENA A. 2000: Notes on the Seasonality, Geographic Distribution and Floral Preferencesof the Bee Alocandrena porteri (Hymenoptera: Andrenidae). —J. Kansas Ent. Soc, Lawrence 72(3): 335-338


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 57Sensillentypen und Tyloide an den Antennen <strong>der</strong> GattungDirophanes (lchneumonidae, lchneumon<strong>in</strong>ae, Alomy<strong>in</strong>i)Klaus SCHÖNITZER 1 , Estelle HOWER 1 , Roland MELZER 2 und Erich DlLLER 11 Zoologische Staatssammlung MünchenMünchhausenstr. 21, D-81247 München, schoenitzer@zsm.mwn.de2 Ludwig-Maximilians-Universität, Zoologisches InstitutLuisenstraße 21, D-80333 München, melzer@zi.biologie.uni-muenchen.deBei e<strong>in</strong>er Untersuchung von Hymenopteren im Rasterelektronenmikroskop (REM) stellt diegenauere Betrachtung <strong>der</strong> Antennen mit ihren verschiedenen Sensillentypen e<strong>in</strong>e wissenschaftlicheHerausfor<strong>der</strong>ung dar. Von verschiedenen Autoren wurde betont, dass Sensillenmusterbei Hymenopteren phylogenetisch wertvolle Merkmale darstellen (z.B. WALTHER 1981 und1983, SCHÖNITZER & SCHMID 1990, ISIDORO et al. 1996). Es ist zudem s<strong>in</strong>nvoll, immer beideGeschlechter getrennt zu untersuchen, da sie sehr starke Unterschiede im Sensillenmusteraufweisen. Das Männchen soll laut WALTHER (1983) die ursprünglichere Ausprägung repräsentieren.Die Antennen <strong>der</strong> Hymenopteren weisen gewöhnlich 6-8 verschiedene Sensillentypen auf(WALTHER 1981). Bei beiden Geschlechtern s<strong>in</strong>d die gesamten Antennen rundherum dicht mitmechanosensitiven, gefurchten Haare besetzt. Alle übrigen Sensillentypen variieren von Art zuArt <strong>in</strong> ihrer Anzahl, ihrer Zusammensetzung und <strong>in</strong> den beiden Geschlechtern, s<strong>in</strong>d aber stetsseltener als die taktile Grundbehaarung. Bei Dirophanes ist die <strong>in</strong>homogene Verteilung <strong>der</strong>Sensillentypen über die Antennen auffällig. Ihre Häufigkeit nimmt deutlich von proximal nachdistal zu. Diese Tatsache wurde auch bei an<strong>der</strong>en Hymenoptera festgestellt (WALTHER 1983).Traditionell werden die Antennen als re<strong>in</strong> sensorische Organe verstanden. Neuere Untersuchungenan parasitischen Hymenoptera lassen aber viele, vorher als Sensillen bezeichneteStrukturen, als Drüse o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Verband von Sensille und Drüse erkennen (sieheSensilla basiconica). Dies sche<strong>in</strong>t viel weiter bei den Antennen von Hymenopteren verbreitet zuse<strong>in</strong>, als man bisher annahm.Sensillentypen:o Sensillum coelonicum: Das Sensillum ist hygro- und thermosensitiv (WALTHER 1983) undf<strong>in</strong>det sich vere<strong>in</strong>zelt ventrolateral, manchmal auch <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Gruppen.o Sensillum chaeticum: E<strong>in</strong> regelmäßig <strong>in</strong> verschiedenen Richtungen von den e<strong>in</strong>zelnenAntennenglie<strong>der</strong>n gerade hervorstehendes, großes Sensillum. Nach ISIDORO et al. (1996) dürftedieses gefurchte Sensillum chaeticum, aus vier Chemorezeptoren und e<strong>in</strong>em Mechanorezeptorbestehen. Als Geschmackssensille mit zusätzlicher Mechanorezeption ist es an Orten <strong>der</strong> Substrat-,Wirt- und Partnerberührung lokalisiert (ISIDORO et al. 1996).o Sensillum placodeum: Die nach den taktilen Setae zweithäufigste und <strong>in</strong> beiden Geschlechterngefundene S<strong>in</strong>nesstruktur ist das Sensillum placodeum. Es ist gekennzeichnet durch e<strong>in</strong>elanggestreckte, elliptische Porenplatte, verläuft longitud<strong>in</strong>al <strong>in</strong> mehreren Reihen rund um dieAntennen. Darüber h<strong>in</strong>aus wurden auch kle<strong>in</strong>ere, runde Sensilla placodea gefunden. Dielanggestreckte und die runde Form kommen teilweise <strong>in</strong> unmittelbarer Nachbarschaft vor.Sensilla placodea gelten allgeme<strong>in</strong> als olfaktorische Sensillen.o Sensilla trichodea: Diese häufigen Sensillen gelten allgeme<strong>in</strong> als typische olfaktorischeSensillen. Ebenfalls olfaktorisch tätig s<strong>in</strong>d die dicht stehenden, e<strong>in</strong>fach geschlitzten Sensillatrichodea auf <strong>der</strong> Ventralseite <strong>der</strong> Antennen aller Weibchen. Auch bei den Sensillen auf denTyloidae <strong>der</strong> Männchen (s. u.) handelt es sich um Sensilla trichodea.


58 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)o Sensilla basionica: Auf <strong>der</strong> Ventralseite aller Weibchen f<strong>in</strong>den sich stämmige und mittelgroßeSensilla basiconica. Laut ISIDORO et al. (1996) stellen sie Geschmackssensillen dar, diemeist mit Schleim aus akzessorischen Drüsen bedeckt s<strong>in</strong>d. Daher ist die Porenplatte als solcheoft erst nach e<strong>in</strong>er Proteasebehandlung zu erkennen, welche das Sekret entfernt (BIN & VlNSON1986, ISIDORO et al. 1996). Sensillen des gleichen Typus bef<strong>in</strong>den sich lateral an den Antennen<strong>der</strong> Männchen von D. callopus.Ty1o i dae :Bei den Tyloidae <strong>der</strong> Hymenoptera (von gr. Tylus = Wulst, Schwiele) handelt es sich um leichterhöhte elliptische Areale auf den Antennen <strong>der</strong> Männchen bei verschiedenen Unterfamilien <strong>der</strong>Ichneumonidae. Sie variieren <strong>in</strong> Form, Größe und Anzahl, was als taxonomisch wichtigeMerkmalsausprägung gilt. Bei Dirophanes bef<strong>in</strong>den sich meist 5-6 Tyloidae lateral etwa <strong>in</strong> <strong>der</strong>Mitte <strong>der</strong> Antennen. Die Tyloidae können auch sehr kle<strong>in</strong> ausgebildet se<strong>in</strong>, was meist nur beimersten o<strong>der</strong> letzten Geißelglied mit Tyloiden <strong>der</strong> Fall ist. Diese elliptischen Fel<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d dicht mit- olfaktorischen - Sensilla trichodea besetzt. Ansonsten s<strong>in</strong>d auf dem Feld ke<strong>in</strong>e weiterenS<strong>in</strong>neszellen zu f<strong>in</strong>den.Traditionell wurden die Tyloide meist als „Sensillenfel<strong>der</strong>" o<strong>der</strong> „sensory area" bezeichnet, unddamit e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> sensorische Funktion unterstellt (z. B. TOWNES 1969). Im REM fiel aber auf,dass e<strong>in</strong>ige Tyloidae dicht mit e<strong>in</strong>em Sekret bedeckt waren, was auf e<strong>in</strong>e Drüsenfunktionh<strong>in</strong>weist. Die übrige Antenne erwies sich als sauber, wodurch e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Verschmutzung<strong>der</strong> Antennen ausgeschlossen werden kann. Es wurde im folgenden versucht, e<strong>in</strong>e Antenne <strong>der</strong>gleichen Art im Ultraschallbad zu re<strong>in</strong>igen und nach Trocknung im REM zu untersuchen. DasSekret haftete auch nach <strong>der</strong> Ultraschallre<strong>in</strong>igung auf den Tyloidae, woh<strong>in</strong>gegen die Sensillengrößtenteils abgebrochen waren, da sie sehr fragil s<strong>in</strong>d. Es ließen sich entgegen den Erwartungenauf den gere<strong>in</strong>igten Flagellenglie<strong>der</strong>n ke<strong>in</strong>e Poren f<strong>in</strong>den, wie man sie von kutikulärenDrüsen kennt. Interessanterweise konnten jedoch <strong>in</strong> solchen Fällen, <strong>in</strong> denen das Sekret nur e<strong>in</strong>eHälfte <strong>der</strong> Tyloidae bedeckt, Spalten und Poren im REM nachgewiesen werden. Auch ISIDOROet al. (1996) fanden Poren auf den Tyloidae an<strong>der</strong>er Arten von Ichneumonidae und diskutierendas Vorhandense<strong>in</strong> von Drüsen an den Tyloidae. Für weitere, genauere Untersuchungen solltedas Sekret durch Enzymbehandlung schonend entfernt werden.Bei e<strong>in</strong>igen Exemplaren wurde ke<strong>in</strong> Sekret auf den Tyloidae festgestellt. E<strong>in</strong>ige untersuchteArten (Dirophanes maculicornis, D. mell<strong>in</strong>us, D. rusticatus) wiesen vollkommen saubereFel<strong>der</strong> auf. Dass e<strong>in</strong>ige Arten ke<strong>in</strong>e Sekrete produzieren und an<strong>der</strong>e schon, ist jedoch nichtanzunehmen, denn bei <strong>der</strong> Untersuchung von mehreren Exemplaren e<strong>in</strong>er Art (D. <strong>in</strong>visor)wurden beide Zustände festgestellt. Dies läßt vermuten, dass die Sekretexkretion aus Drüsenphasenweise stattf<strong>in</strong>det, also beispielsweise das Sekret bei <strong>der</strong> Partnerf<strong>in</strong>dung o<strong>der</strong> Kopulatione<strong>in</strong>e Rolle spielt. Dafür spricht ebenfalls die Beschreibung des Paarungsgeschehen bei an<strong>der</strong>enparasitären Hymenoptera durch BIN et al. (1988) und ISIDORO et al. (1996). Danach wirdbeispielsweise bei Trissolcus basalis (Scelionidae) (BIN et al. 1988) die Kopulation durchkreisförmiges Reiben <strong>der</strong> Lateralseiten <strong>der</strong> Antennen <strong>der</strong> Männchen von <strong>in</strong>nen an denen <strong>der</strong>Weibchen e<strong>in</strong>geleitet. Dabei könnte das Sekret <strong>der</strong> Tyloidae zu Rezeptoren <strong>der</strong> weiblichenAntennen übertragen werden. Nach Entfernung <strong>der</strong> Antennen bei den Weibchen o<strong>der</strong> auch beiden Männchen f<strong>in</strong>det jedenfalls ke<strong>in</strong>e Kopulation statt (BIN et al. 1988). Dies spricht ebenfallsfür e<strong>in</strong>e Beteiligung <strong>der</strong> Antennen mit ihren Sensillen und Drüsensekreten bei <strong>der</strong> Paarung.


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 59LiteraturBIN, F., & ViNSON, S. B. 1988: Morphology of the antennal sex-gland <strong>in</strong> male Trissolcus basalis (Woix.) (Hymenoptera:Scelionidae), an egg parasitoid of the green st<strong>in</strong>k bug.BIN, F.; STRAND, M. R. & VINSON, S. B. 1988: Antennal structures and mat<strong>in</strong>g behavior <strong>in</strong> Trissolcus basalis (WOI.L.)(Hym.: Scelionidae), egg parasitoid of the Green St<strong>in</strong>k Bug. In: Trichogramma and other egg parasites. l<strong>in</strong>d.International Symposium, Guangzhou (Ch<strong>in</strong>a) 10.-15.Nov. 1986. — Les Colloques de l'INRA, Paris 43: 143 -151ISIDORO, N.; BIN, F.; COI.AZZA, S. & VINSON, S. B. 1996: Morphology of antennal gustatory sensillaand glands <strong>in</strong>some parasitoid Hymenoptera with hypothesis on their role <strong>in</strong> sex and host recognition. — J. Hym. Res.,Wash<strong>in</strong>gton 5: 206 - 239SCHüNiTZiiR, K. & S. SCHMID 1990: Antennales Sensillenmusterbei verschiedenen Arten von Andrena (Hymenoptera,Andrenidae). — Mitt, dtsch. Ges. allg. angew. Ent. 7: 475-478TowNliS, H. 1969: The genera of Ichneumonidae. Part 1. — Mem. Amer. Ent. Inst., Ann Arbor (11): 1-300WALTHI'R, J. R. 1981: Cuticular sense organs as characters <strong>in</strong> phylogenetic research. — Mitt. Dtsch. Ges. allg. angew.Ent. 3: 146-150WAI. Till;R, J. R. 1983: Antennal patterns of sensillaof the Hymenoptera. A complex character of phylogenetic reconstruction.— Verh. naturw. Ver. Hamburg (N.F.) 26: 373-392Beitrag zur Erfassung <strong>der</strong> Wildbienen <strong>in</strong> München:Botanischer Garten (Apidae)Johannes SCHUBERTH 1 , Benjam<strong>in</strong> BEMBÉ', Günter GERLACH 2 und Klaus SCHÖNITZER 11 Zoologische Staatssammlung MünchenMünchhausenstr. 21, D-81247 München, schuberth@zsm.mwn.de2 Botanischer Garten München-NymphenburgMenz<strong>in</strong>ger Str. 65, D-80638 München, gerlach@bolanik.biologie.uni-tnuenchen.deDer Botanische Garten München-Nymphenburg (Gesamtfläche 22 ha) liegt im Westen <strong>der</strong>Stadt, sieben Kilometer vom Zentrum entfernt. Er grenzt im Süden und Westen unmittelbar anden Nymphenburger Schlosspark, e<strong>in</strong>e Parkanlage mit altem Baumbestand, Wiesen undnaturnahen Kle<strong>in</strong>biotopen. Im Nordwesten wird er durch e<strong>in</strong>e vierspurige Straße von e<strong>in</strong>emkle<strong>in</strong>en Lohwaldrest, dem Kapuz<strong>in</strong>erhölzl, getrennt. Der Garten besteht seit 1914 und weistdaher <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Grobstrukturen wie Wiesen und Baumbestand des „Arboretums" o<strong>der</strong> des„Alp<strong>in</strong>ums" e<strong>in</strong>e langjährige Kont<strong>in</strong>uität auf.Das Artenspektrum <strong>der</strong> Bienen wurde ausschließlich durch Sichtfänge erfasst, wobei dieSammlungsgänge dem jahreszeitlichen Blühaspekt folgten. Die dieser Arbeit zugrundeliegendenUntersuchungen wurden 1998 im Rahmen e<strong>in</strong>er Diplomarbeit durchgeführt (BEMBÉ 1999).Weitere Aufsammlungen aus den Sommern 1997 und 1999 wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Auswertung mite<strong>in</strong>bezogen. Neben <strong>der</strong> Faunistik wurde auch die Ökologie berücksichtigt. Hierzu wurden fünfaufklappbare Nistkästen mit Akrylglasröhrchen und drei Nisthilfen mit Nistmöglichkeiten <strong>in</strong>Holz, Ton und Pflanzenstengeln im Botanischen Garten aufgestellt und regelmäßig beobachtet.Auf etwa 60 Rundgängen wurden im Botanischen Garten München über 550 Bienen gefangen.Die Auswertung <strong>der</strong> Fänge ergab 78 Arten. 36 <strong>der</strong> vorgefundenen Arten waren bisher nicht fürdas Gebiet des Botanischen Gartens bekannt. Andrena flavago und A. <strong>in</strong>termedia wurden neufür das Münchner Stadtgebiet nachgewiesen. Unter den 78 Wildbienenarten bef<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d 13parasitische Arten (17%). Von den übrigen pollensammelnden und nestbauenden Arten s<strong>in</strong>d 18oligolektisch auf e<strong>in</strong>e Pflanzenfamilie o<strong>der</strong> -gattung spezialisiert. Nach WESTRICH (1989) s<strong>in</strong>dvon den 380 nestbauenden Bienenarten <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland 116 oligolektisch


60 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)(30%). Im Botanischen Garten liegt <strong>der</strong> Anteil an oligolektischen Arten mit 26% nur ger<strong>in</strong>gfügigunter diesem Durchschnittswert.In Bezug auf die Nistweise wurden im Botanischen Garten 34 endogäisch und 25 hypergäischnistende Arten (jeweils ohne Bambus) festgestellt. Zwei <strong>der</strong> nachgewiesenen Bienenarten(Anthophora) nisten natürlicherweise <strong>in</strong> Steilwänden. Von den hypergäischen Arten nisten neun<strong>in</strong> Totholzstrukturen und elf fakultativ o<strong>der</strong> obligatorisch <strong>in</strong> hohlen Pflanzenstengeln. Zwei <strong>der</strong>Osmia-Arten s<strong>in</strong>d für ihren Nestbau auf leere Schneckenhäuser angewiesen. Zusätzlich zuspeziellen Nistplätzen und Futterpflanzen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Arten auch auf Harze (Herkules) undPflanzenhaare (Anthidium) angewiesen. Anthidium. manicatum konnte beim Wollesammeln aufStachys byzant<strong>in</strong>a und/4, oblongatum auf Anaphalis margaritacea beobachtet werden.Zwölf <strong>der</strong> Bienenarten, die im Botanischen Garten München nachgewiesen werden konnten,s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur als seltenere o<strong>der</strong> sehr seltene Arten angegeben (WESTRICH 1989). MitAusnahme von Anthophora quadrimaculata konnten sie auch im Botanischen Garten nur seltenbeobachtet werden. Die besagten Arten werden im Folgenden kurz dargestellt und mit demaktuellen Bestand im Münchner Stadtgebiet (SCHUBERTH 2000) verglichen:Andrena barbilabris wird als bivolt<strong>in</strong>e Art diskutiert, wobei die morphologischen Unterschiede<strong>der</strong> Tiere bei<strong>der</strong> Generationen bzw. Arten nicht sicher geklärt s<strong>in</strong>d (VEGTER 1994). Die Frühjahrsgeneration(April und Mai) tritt wesentlich häufiger auf als die Sommergeneration (Juniund Juli) (WESTRICH 1989). Im Botanischen Garten konnte am 13.5.1998 e<strong>in</strong> 9 dieser polylektischenArt gefangen werden. A. barbilabris steht als potentiell gefährdete Art <strong>in</strong> Kategorie 4<strong>der</strong> Bayerischen Roten Liste. Aus dem Münchner Stadtgebiet liegen aktuell nur drei weitereNachweis vor.Andrena dorsata ist mit acht besuchten Pflanzenfamilien ausgesprochen polylektisch undbevorzugt Magerrasen, Waldrän<strong>der</strong> und Hochwasserdämme als Lebensraum (WESTRICH 1989).Von verschiedenen Autoren wird A. prop<strong>in</strong>qua m\iA. dorsata synonymisiert. SCHMID-EGGER& SCHEUCHL (1997) betrachten beide als eigenständige Arten; nach ihrem Schlüssel war dasExemplar e<strong>in</strong>deutig A. dorsata zuzuordnen. Die Art steht als stark gefährdet (Kategorie 2) <strong>der</strong>Bayerischen Roten Liste. Aktuell liegt nur e<strong>in</strong> weiterer Nachweis aus dem Münchner Stadtgebietvor.Andrena flavago ist e<strong>in</strong>e oligolektische, auf Asteraceen (vor allem Cichorien und Cynareen)spezialisierte Art, die von Mitte Mai bis Ende Juni fliegt (WESTRICH 1989). Das e<strong>in</strong>zige ? ausdem Botanischen Garten wurde am 10.6.1997 auf e<strong>in</strong>er Blüte von Leontodon hispidus (RauherLöwenzahn) <strong>in</strong> den blühenden Wiesen <strong>der</strong> Abteilung für Laubgehölze des Arboretums gefangen.Für das Münchner Stadtgebiet ist es <strong>der</strong> erste und bislang e<strong>in</strong>zige Nachweis dieser Art.In Bayern steht sie <strong>in</strong> Kategorie 3 <strong>der</strong> Roten Liste.Über Andrena <strong>in</strong>termedia ist, wegen ihrer Seltenheit und da die Weibchen kaum von A. similiszu unterscheiden s<strong>in</strong>d, bisher nur wenig bekannt. Die Art ist univolt<strong>in</strong> und vermutlich oligolektischauf Fabaceen spezialisiert. Das o* aus dem Botanischen Garten wurde am 21.6.1998 imGebiet des Alp<strong>in</strong>ums gefangen. In Bayern steht A. <strong>in</strong>termedia als gefährdete Art <strong>in</strong> Kategorie3 <strong>der</strong> Roten Liste. In Baden-Württemberg wurde sie auf Grund mangeln<strong>der</strong> Angaben nicht <strong>in</strong>die Rote Liste aufgenommen. Weitere aktuelle Münchner Nachweise liegen nur von zweiFundorten im Osten <strong>der</strong> Stadt vor.Anthophora quadrimaculata war im Botanischen Garten ab dem 21.6.1998 sehr zahlreich anihren Futterpflanzen anzutreffen. Die sehr schnellen Flieger wurden ausschließlich an Lamiaceen,vor allem an den Gattungen Stachys (Ziest), Nepeta (Katzenm<strong>in</strong>ze), Salvia (Salbei) undTeucrium (Gaman<strong>der</strong>), beobachtet. Die Art (Kategorie 2 <strong>der</strong> Bayerischen Roten Liste) istmittlerweile <strong>in</strong> mehreren Botanischen Gärten nachgewiesen worden (BISCHOFF 1996, PÂDR1990, BERNASCONI 1993, WESTRICH 1989). Sie ist im Münchner Stadtgebiet sonst nur histo-


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)risch aus dem Nymphenburger Schlosspark (1858) und dem Alten Botanischen Garten (1940)bekannt (Bayerisches Landesamt für Umweltschutz [LfU], unveröffentlicht). E<strong>in</strong> aktuellerNachweis liegt vom Gelände des städtischen Versuchsgut Obergrashof vor, das aber e<strong>in</strong>igeKilometer nördlich <strong>der</strong> Stadtgrenze liegt (SCHUBERTH & BLANK 1997).Hytaeus cornutus konnte im Botanischen Garten von Ende Juni bis Anfang August beobachtetund auf Daucus carota (Wilde Möhre) gefangen werden. In Bayern steht H. cornutus alsgefährdete Art <strong>in</strong> Kategorie 3 <strong>der</strong> Roten Liste, während WESTRICH (1989b) sie nicht für gefährdethält, da sie sich <strong>in</strong> Baden-Württemberg auszubreiten sche<strong>in</strong>t. In München ist sie von vierweiteren Fundorten bekannt.Hylaeus punctulaüssimus ist deutschlandweit, meist <strong>in</strong> Lagen unter 500 m, verbreitet. Dieoligolektisch auf Allium. (Lauch) spezialisiert Art fliegt univolt<strong>in</strong> von Mitte Juni bis Ende Juli(WESTRICH 1989b). Im Botanischen Garten wurde sehr spät im Jahr (am 1.9.1998) e<strong>in</strong> ? anAllium spec. (Zierlauch) zwischen <strong>der</strong> Nutzpflanzenabteilung und dem System gefangen. InBayern steht die Art als vom Aussterben bedroht <strong>in</strong> Kategorie 1 <strong>der</strong> Roten Liste. Das Anpflanzenverschiedener Zierlauch-Arten <strong>in</strong> Hausgärten, das <strong>in</strong> jüngerer Zeit <strong>in</strong> Mode gekommenist, mag <strong>der</strong> Art zugute kommen (WESTRICH 1989). Von den zwei weiteren aktuellen MünchnerNachweisen stammt e<strong>in</strong>er aus e<strong>in</strong>em Privatgarten (SCHUBERTH 2000).Megachile ligniseca, europaweit verbreitet, tritt <strong>in</strong> Deutschland nur vere<strong>in</strong>zelt auf. Die kälteliebendeBiene fliegt vermutlich <strong>in</strong> Waldgebieten <strong>der</strong> montanen Stufe sowie im Siedlungsbereichund ist polylektisch (5 Pflanzenfamilien, WESTRICH 1989). Im Botanischen Garten wurde am19.6.1998 e<strong>in</strong>


62 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Buphthalmum salicifolium (Weidenblättriges Ochsenauge) und an Calendula offic<strong>in</strong>alis(R<strong>in</strong>gelblume) Pollen, die dV patrouillierten an verschiedenen blühenden Asteraceen. Die Art(Kategorie 2 <strong>der</strong> Bayerischen Roten Liste) kommt aktuell noch an fünf weiteren Standorten <strong>in</strong>München vor.In den Listen des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> 25 Bienenartenaufgeführt, die nicht mehr im Botanischen Garten München nachgewiesen werden konnten. Danur elf dieser Bienenarten nach 1950 beobachtet wurden, kann davon ausgegangen werden, dassmanche Art schon seit längerer Zeit verschwunden ist. Daher ersche<strong>in</strong>t uns Erhaltung undSchutz <strong>der</strong> noch existierenden Wildbienenarten — durch e<strong>in</strong> ausreichendes Angebot an Niststrukturenund Futterpflanzen sowie konsequenten Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel— heute beson<strong>der</strong>s wichtig.LiteraturBEMBE, B. 1999: Die Wildbienen (Hymenoptera, Apidae) im Botanischen Garten München; Arten<strong>in</strong>ventar, Ökologieund Beobachtungen an künstlichen Nistmöglichkeiten. — Diplomarbeit, Ludwigs-Maximilians-UniversitätMünchenBERNASCONI, M. 1993: Faunistisch-ökologische Untersuchung über die Wildbienen (Hymenoptera, Apidae) <strong>der</strong> StadtZürich. — Diplomarbeit, Entomologisches Institut <strong>der</strong> ETH ZürichBISCHOFF, I. 1996: Die Bedeutung städtischer Grünflächen für Wildbienen (Hymenoptera, Apidae) untersucht amBeispiel des Botanischen Gartens und weiteren Grünflächen im Bonner Stadtgebiet. — Decheniana, Bonn149: 162-178DORN, M. 1988: Die Luzerne-Blattschnei<strong>der</strong>biene und ihre Verwandten <strong>in</strong> Mitteleuropa. — A. Ziemsen Vlg., WittenbergLutherstadtPADR, Z. 1990: Solitäre Bienen und Hummeln des Botanischen Gartens <strong>der</strong> Karls-Universität <strong>in</strong> Prag (Hymenoptera,Apoidea). — Acta Univ. Carol., Biol., Praha 34: 173-181SCHMID-EGGKR, Ch. & SCHliUCHL, E. 1997: Illustrierte Bestimmungstabellen <strong>der</strong> Wildbienen Deutschlands undÖsterreichs, Bd. III: Andrenidae. — Velden/VilsSCHUBERTH, J. 2000: Kartierung <strong>der</strong> Wildbienen im Stadtgebiet München. — Unveröffentl. Gutachten im Auftrag <strong>der</strong>Stadt München und des Landesamtes für UmweltschutzSCHUBER, J. & S. M. BLANK 1997: Wissenschaftliche Begleituntersuchung zum Landschaftspflegekonzept Obergrashof,Hautfliigler (Inserta: Hymenoptera: Symphyta und Aculeata) — Unveröffentl. Gutachten im Auftrag<strong>der</strong> Stadt MünchenVEGTER, K. 1994: Verbergt Andrena barbilarbris (Hymenoptera: Apidae) een tweel<strong>in</strong>gsoort? — Ent. Ben, Amsterdam54(7): 135-137WARNCKE, K. 1982: Die Trockenrasen vor dem Südrand des Allacher Forstes (München), e<strong>in</strong> ausgefallener Biotop fürseltene Wildbienenarten. — Nachr.bl. Bayer. Ent., München 31(1): 1-3WESTRICH, P. 1989: Die Wildbienen Baden-Württembergs. — Eugen Ulmer, <strong>Stuttgart</strong>, Bd. I und II. (2. Aufl., 1990)


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 63Die Überw<strong>in</strong>terungsplätze <strong>der</strong> Schlupfwespen <strong>in</strong> BayernHelmut SEBALD, Klaus SCHÖNITZER und Erich DlLLERZoologische Staatssammlung MünchenMünchhausenstrasse 21 D-81247 München, schoenitzer@zsm.mwn.deAlle Insekten <strong>in</strong> unseren Breiten haben Strategien entwickelt um die kalte Jahreszeit zu überleben.Die meisten überw<strong>in</strong>tern im Ei- Larven- o<strong>der</strong> Puppenstadium, e<strong>in</strong>ige als Imag<strong>in</strong>es. Zudiesen letzteren gehören auch viele Ichneumoniden ? ?. Soweit heute bekannt, hauptsächlichArten <strong>der</strong> Unterfamilie Ichneumon<strong>in</strong>ae sowie e<strong>in</strong>ige Arten <strong>der</strong> Unterfamilien Crypt<strong>in</strong>ae,Mesolei<strong>in</strong>ae, Orthocentr<strong>in</strong>ae, Pimpl<strong>in</strong>ae und Tryphon<strong>in</strong>ae. Der Fang zur Untersuchung dieserTiere <strong>in</strong> den Überw<strong>in</strong>terungsverstecken ist e<strong>in</strong>e gute Alternative bzw. Ergänzung zu Netzfängen(sehr zeitaufwendig) und Lufteklektoren (viele Beifänge) im Sommer.Von Dezember 96 bis April 97 wurden <strong>in</strong>sgesamt 1077 dieser Parasitoide <strong>in</strong> W<strong>in</strong>terquartierengefunden. Sie verteilten sich auf 2 Unterfamilien, 4 Tribus, 11 Gattungen und 37 Arten. 20Suchgebiete <strong>in</strong> Ober- und Nie<strong>der</strong>bayern wurden untersucht. In 14 Gebieten wurden Schlupfwespengefunden. 6 Suchgebiete wurden im Verlauf dieser Arbeit aufgegeben, da bei vertretbaremZeitaufwand ke<strong>in</strong>e Schlupfwespen gefunden wurden. Die Größe <strong>der</strong> gefundenen Ichneumonidenschwankte von 3 mm, z.B. Plecüscus impurator bis zu 25 mm Ichneumon primatorius.Die Überw<strong>in</strong>terungsplätze ließen sich <strong>in</strong> 8 Kategorien e<strong>in</strong>teilen: Im Faulholz, unter R<strong>in</strong>deam liegenden Stamm, unter Moos am liegenden Stamm, unter R<strong>in</strong>de an Stubben, unter Moos anStubben, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erde von Wurzeltellern, unter Moos an Wurzeltellern und <strong>in</strong> hohlen Pflanzenstengeln(Tab. 1). Oft überw<strong>in</strong>tern mehrere Individuen, auch verschiedener Arten, geme<strong>in</strong>sam.Insgesamt 45% aller gefundener Ichneumoniden waren <strong>in</strong> 26 „Nestern" aggregiert. Die größtegefundene Aggregation bestand aus 62 Tieren und 7 Arten, die unter <strong>der</strong> R<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>es Fichtenstubbengefunden wurden. Warum sich oft mehrere Ichneumoniden an e<strong>in</strong>em Überw<strong>in</strong>terungsplatzzusammenf<strong>in</strong>den ist nicht bekannt. Mit Sicherheit ist das Mikroklima e<strong>in</strong> wichtigerFaktor. DASH ( 1971 ) vermutet, dass dabei auch e<strong>in</strong>e Pheromonsekretion <strong>der</strong> ersten Okkupantendes Überw<strong>in</strong>terungsplatzes e<strong>in</strong>e Rolle spielen könnte, <strong>in</strong>dem diese so das Versteck für nachfolgendeTiere markieren.Alle gefundenen Schlupfwespen des Tribus Phaeogen<strong>in</strong>i überw<strong>in</strong>terten <strong>in</strong> hohlen Pflanzenstengeln.Betrachtet man alle an<strong>der</strong>en gesammelten Arten und berücksichtigt dabei die Anzahl<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Überw<strong>in</strong>terungsplätze <strong>in</strong> den untersuchten Gebieten, so ergab sich e<strong>in</strong>e Bevorzugung<strong>der</strong> Überw<strong>in</strong>terungsplätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> folgende Reihenfolge:Wurzelteller war beliebter als -+ StubbenStubben war beliebter als -• liegen<strong>der</strong> Stammliegen<strong>der</strong> Stamm war beliebter als -> unter Moosunter Moos war beliebter als -• FaulholzAllen Überw<strong>in</strong>terungsplätzen geme<strong>in</strong>sam war e<strong>in</strong>e hohe Feuchtigkeit, bed<strong>in</strong>gt durch beschatteteStandorte und klimapuffernd wirkende Strukturen wie z. B. Moospolster. In ausgetrocknetenWurzeitel lern und Stubben mit nur noch locker sitzen<strong>der</strong> R<strong>in</strong>de wurden ke<strong>in</strong>e Tiere gefunden.Auch verpilzte Strukturen wurden nicht als Überw<strong>in</strong>terungsplätze angenommen. Gute Fundstellenwaren h<strong>in</strong>gegen nur wenige Jahre alte Wurzelteller, sowie Stubben, <strong>der</strong>en R<strong>in</strong>de sich erst3-4 mm gelockert hatte, und zwar jeweils im Schatten <strong>in</strong>nerer und äußerer Waldrän<strong>der</strong>.


64 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Tabelle 1. Verteilung <strong>der</strong> gefundenen Arten auf die Überw<strong>in</strong>terungsplätze. Legende: FH = Faulholz; LSM = liegen<strong>der</strong>Stamm unter Moos; LSR = liegen<strong>der</strong> Stamm unter R<strong>in</strong>de; PS = Pflanzenstengel; SM = unter Moos an Stubben; SR =unter R<strong>in</strong>de an Stubben; WT = Wurzelteller; WTM = unter Moos an Wurzelteller. Anmerkungen zu e<strong>in</strong>zelnen Arten:1 Ichneumon albiger WESMAEL: Farbvariante mit gelben Tibien; 2 Ichneumon simulans TISCHBEIN: Farbvariante mitschwarzen Petiolus, Tergiten und Coxen.ArtAoplus defraudator (WESMAEL, 1845)Asthenolabus Daemon (WESMAEL, 1845)Chasmias lugens (GRAVENHORST, 1829)Chasmias motatorius (GRAVENHORST, 1775)Chasmias paludicola (WESMAEL, 1857)Ichneumon albiger WESMAEL, 1845Ichneumon albiger WESMAEL, 1845 - gelb 1Ichneumon amphibolus KRIECHBAUMER, 1888Ichneumon bucculentus WESMAEL, 1845Ichneumon cessator MÜLLER, 1776Ichneumon confusor GRAVENHORST, 1820Ichneumon crassifemur THOMSON, 1886Ichneumon extensoria LINNAEUS, 1758/. formosus formosus GRAVENHORST, 1829Ichneumon gracilentus WESMAEL, 1845Ichneumon <strong>in</strong>qu<strong>in</strong>atus WESMAEL, 1845Ichneumon <strong>in</strong>sidiosus WESMAEL, 1845Ichneumon melanotis HOLMGREN, 1864Ichneumon memorator WESMAEL, 1845Ichneumon m<strong>in</strong>utorius DESVIGBNS, 1856Ichneumon molitorius LINNAEUS, 1761Ichneumon primatorius FORSTER, 1771Ichneumon proletarius WESMAEL, 1848Ichneumon simulans TISCHBEIN, 1873Ichneumon .simulans TISCHBEIN, 1873 - sw. 2Ichneumon stramentor RASNITSYN, 1981Ichneumon stramentarius GRAVENHORST, 1820Ichneumon tuberculipes WESMAEL, 1848Lymantrichneumon disparis (PODA, 1761)Orthocentrus frontator (ZETTERSTEDT, 1838)Orthocentrus radialis THOMSON, 1897Stenichneumon culpator (SCHRANK, 1802)Stenichneumon militarius (THUNBERG, 1822)Plectiscus impuratorGRAVENHORST, 1829Tycherus bellicornis (WESMAEL, 1845)Tycherus fuscicornis (WESMAEL, 1845)fhyrateles camel<strong>in</strong>us (WESMAEL, 1845)Ulesta perspicua (WHSMAEL, 1857)Zanthojoppa lutea (GRAVENHORST, 1829)GesamtergebnisFH43126-52---5----LSM LSR PS SM SR WT WTM Tiere6--21I81127142719423 1130 33 50FH LSMLSR-------562--13PS1---2--12SM11717117612-921351156563102_83125-172----4-650SR2232152-7839-49.4319-113912116--41--2-225---2--1-1-2_72--_49---------64WT WTM71192232091642311197122751403521167143118552335622411077LiteraturDASCH, C. E. 1971: Hibernat<strong>in</strong>g Ichneumonidae of Ohio. — Ohio J. Sei. 71: 270-283


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 65Chemische und biologische Untersuchungen zur Wirkungvon Ozon auf Spurpheromone von AmeisenUwe VEIT, Andreas KLUMPP und Anette FOMINUniversität Hohenheim, Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie (320)D-70593 <strong>Stuttgart</strong>, uweveit@uni-hohenheim.de, aklumpp@uni-hohenheim.de, fom<strong>in</strong>@uni-hohenheim.deBei zahlreichen Ameisenarten werden die Wege zu Futterquelle o<strong>der</strong> Nest mit Pheromonenmarkiert (HÖLLDOBLER & WILSON 1990). Dabei wird das Pheromon, zumeist e<strong>in</strong> Gemischmehrerer Substanzen mit e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> zwei Hauptkomponenten, auf das Substrat abgegeben, vondem dieses über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum abdampft. Solange e<strong>in</strong> bestimmter Schwellenwert <strong>der</strong>Pheromonkonzentration <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft überschritten wird, bewirkt <strong>der</strong> mit Pheromon markierteWeg Spurfolgeverhalten.Seit mehreren Jahren treten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e während <strong>der</strong> Sommermonate z. T. stark erhöhtetroposphärische Ozonkonzentrationen auf. Obwohl <strong>in</strong> den letzten Jahren die absoluten Spitzenkonzentrationenabnahmen, ist auch weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> deutlicher Anstieg <strong>der</strong> H<strong>in</strong>tergrundbelastungerkennbar, die <strong>der</strong>zeit bei etwa 80-100 |Jg/m 3 liegt (BEILKE 2000). Ozon ist äußerst reaktiv undkann zahlreiche chemische Substanzen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e solche mit Doppelb<strong>in</strong>dungen, oxidieren.Dabei werden diese chemisch verän<strong>der</strong>t. In verschiedenen Versuchen konnte <strong>in</strong>zwischengezeigt werden, dass auch verschiedene Pheromonkomponenten durch Ozon transformiertwerden können (LORENZ 1998, VEIT et al. 2000). Dies kann sich auf die chemische Kommunikationzwischen den e<strong>in</strong>zelnen Individuen e<strong>in</strong>er Art auswirken.Im Folgenden werden e<strong>in</strong>ige Ergebnisse <strong>der</strong> chemischen Untersuchungen zweier Spurpheromon-Komponentenvon Ameisen vorgestellt. Dabei handelt es sich um Melle<strong>in</strong> (8-Hydroxy--3,4-Dihydro-3-Methylisocumar<strong>in</strong>), das <strong>in</strong> Spurpheromonen verschiedener Formic<strong>in</strong>ae-Artenvorkommt, sowie um 2,5-Dimethylpyraz<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>em Vertreter strukturell ähnlicher Substanzen <strong>in</strong>Spurpheromonen e<strong>in</strong>iger Myrmic<strong>in</strong>ae-Arten. Außerdem werden erste Ergebnisse <strong>der</strong> biologischenUntersuchungen diskutiert.Chemische Untersuchungen. In zahlreichen chemisch-analytischen Versuchen wurdedie Wirkung von Ozon auf die beiden Spurpheromon-Komponenten untersucht. DieSubstanzen wurden dazu auf Glasfaser-Filter zusammen mit verschiedenen Vergleichssubstanzenadsorbiert und <strong>in</strong> Begasungskammern unter kontrollierten Versuchsbed<strong>in</strong>gungendef<strong>in</strong>ierten Ozon-Konzentrationen bzw. aktivkohlegefilterter Luft ('Re<strong>in</strong>luft') ausgesetzt. InZeitreihen wurden die auf den Filtern verbliebenen Pheromonmengen gaschromatographischanalysiert. Die verstärkte Abnahme <strong>der</strong> Pheromonmengen bei Ozon-Begasung wurde unterBerücksichtigung <strong>der</strong> Desorption des Pheromons vom Substrat unter 'Re<strong>in</strong>luft'-Bed<strong>in</strong>gungenbestimmt. Mit Methoden <strong>der</strong> Reaktionsk<strong>in</strong>etik wurden für beide Prozesse, Desorption undOxidation, Geschw<strong>in</strong>digkeitskoeffizienten berechnet (zur Methodik <strong>der</strong> reaktionsk<strong>in</strong>etischenAuswertungen siehe VEIT et al. 2000).Es zeigte sich, dass bereits bei im Freiland vorkommenden Ozon-Konzentrationen e<strong>in</strong> ozonbed<strong>in</strong>gterPheromonabbau beobachtbar ist. Dieser Abbau ist den bisherigen Ergebnisse zufolgeproportional zur Ozon-Konzentration. Aufgrund e<strong>in</strong>er mitgeführten Vergleichssubstanz (L<strong>in</strong>alool)war erkennbar, dass die Geschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> Oxidationsreaktion am Substrat <strong>in</strong> etwa <strong>der</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> Gasphase entspricht. Außerdem konnte gezeigt werden, dass verschiedene Standortfaktorenwie Temperatur und relative Luftfeuchte sowohl auf die Desorption als auch auf dieOxidationsreaktion E<strong>in</strong>fluss haben.


66 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Ozonkonz. Temp.ëëi8888888888888888888888888888888SS888888888888S8SSSSSSSSSS3SSSSS3SSSSSSSSSSSSSSSS8SSSä Re<strong>in</strong>luft - Ozon-Konz. - - - - Temp.Abbildung 1. Anteil <strong>der</strong> Ameisen an e<strong>in</strong>er ozonbegasten bzw. e<strong>in</strong>er 'Re<strong>in</strong>luft'-Futlerquelle (Zähldauer: je 5 m<strong>in</strong>). Deruntere Teil <strong>der</strong> Säulen gibt die Verhältnisse <strong>in</strong> Exsikkator I wie<strong>der</strong>, <strong>der</strong> obere die <strong>in</strong> Exsikkator II. Zusätzlich e<strong>in</strong>gezeichnetwurden die Tagesmittelwerte <strong>der</strong> im Exsikkator herrschenden Ozon-Konzentration sowie die Tagesmitteltemperatur(Daten <strong>der</strong> Wetterstation Hohenheim).Biologische Untersuchungen. In ersten biologischen Versuchen wurde die Wirkungvon Ozon auf aktive Pheiomonspuren und das Verhalten <strong>der</strong> Ameisen untersucht. Dazuwurden im Frühjahr 2000 an e<strong>in</strong>er stark frequentierten Ameisenstraße <strong>der</strong> Art Lasius fulig<strong>in</strong>osuszwei Futterquellen mit Honigwasser <strong>in</strong> zwei Exsikkatoren angeboten. In e<strong>in</strong>en Exsikkatorwurde Aktivkohle-gefilterte Luft geleitet, <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en ozonhaltige Luft mit e<strong>in</strong>er bestimmtenOzon-Konzentration. Aufgrund <strong>der</strong> Belaufstärke <strong>der</strong> Wege zu den Futterquellen wurde auf dieAttraktivität <strong>der</strong> Pheromonspuren unter 'Re<strong>in</strong>luft' bzw. Ozon-Bed<strong>in</strong>gungen geschlossen.Die Ergebnisse zeigen e<strong>in</strong>en klaren E<strong>in</strong>fluss von Ozon auf die Belaufstärke <strong>der</strong> Pheromonspuren,die von den Ameisen gelegt und kont<strong>in</strong>uierlich erneuert wurden. Unabhängig vomStandort des Exsikkators konnte jeweils an <strong>der</strong> mit Ozon begasten Futterquelle e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gererBesuch verzeichnet werden (siehe Abb. 1). Teilweise waren diese Effekte erst nach e<strong>in</strong>igenTagen beobachtbar. Obwohl die Ozon-Konzentrationen <strong>in</strong> diesem Versuch noch sehr hochgewählt wurden (vgl. dazu auch VEIT & HENNING-MÜLLER 2000), zeigen diese Ergebnisse,dass über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum erhöhte Ozon-Konzentrationen durchaus zu e<strong>in</strong>er Verhaltensän<strong>der</strong>ungund damit zu e<strong>in</strong>er Än<strong>der</strong>ung des Fouragier-Verhaltens bei Ameisen führen können.Diese ersten Ergebnisse sollen <strong>in</strong> weiteren, detailierten Tierversuchen präzisiert werden.LiteraturBEILKE, S. 2000: Langzeitentwicklung <strong>der</strong> Ozonbelastung im globalen, nationalen und regionalen Maßstab. —Schriftenreihe KRdL 32: 55-81HöUJDOBLER, B. & WILSON, E. O. 2000: The Ants. — Spr<strong>in</strong>ger-Verlag, Berl<strong>in</strong>, 732 S.LORENZ, S. 1998: Wirkungen von Luftverunre<strong>in</strong>igungen auf Pheromone von Insekten. — Shaker-Vlg., Aachen, 192 S.


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 67VEIT, U.; FRANK, R.; KEUMPP, A. & FOMIN, A. 2000: Wirkungen von Ozon auf die chemische Kommunikation vonInsekten. — SchrR. KRdL 32: 419-424VEIT, U. & HI-NNING-MÜÜ.ER, I. 2000: E<strong>in</strong>fluss verschiedener meteorologischer Parameter auf die Ausbildung e<strong>in</strong>esOzon-Gradienten zwischen <strong>der</strong> Bodenoberfläche und 250 cm Höhe. — <strong>Tagung</strong>sband Mettools 4: 129-131Abbildung 1. Weidefläche mit ger<strong>in</strong>gem Baum- und Buschbestand.Artenvielfalt von Eugloss<strong>in</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Regenwald-Fragmentund angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen<strong>in</strong> Pernambuco, BrasilienDieter WITTMANN 1 , André HAMM 1 , Isabelle Crist<strong>in</strong>a MACHADO 2 , Dirk SCHIFFLER 1 undClemens SCHLINDWEIN 2' Rhe<strong>in</strong>ische Friedrich-Wilhelms-Universität, Institut für Landwirtschaftliche Zoologie und BienenkundeMelbweg 42, D-53127 Bonn2 Universidade Fe<strong>der</strong>al de Pernambuco (UFPE), Centro de Ciências Biolögicas, Departamento de BotanicaRua Prof. Nelson Chaves s/n Cidade Universitâria, 50.372-970 Recife - PE, BrasilienWeltweit wird <strong>der</strong>zeit auf die Notwendigkeit des Schutzes und <strong>der</strong> nachhaltigen Nutzung vonBestäubern aufmerksam gemacht. Am deutlichsten wird dies an <strong>der</strong> demnächst <strong>in</strong> Kraft tretendenSao Paulo Konvention zum Schutz <strong>der</strong> Bestäuber, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Bienen. Die meistenNationen können sich ke<strong>in</strong>en technisch und f<strong>in</strong>anziell so aufwendigen Naturschutz leisten wiedie BRD. In diesen Nationen wird es daher hauptsächlich Aufgabe e<strong>in</strong>er ökologisch vertretbarenLandwirtschaft se<strong>in</strong>, die Artenvielfalt aufrechtzuerhalten und für e<strong>in</strong>e hohe Diversität anAgrarökosystemen zu sorgen.


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Abbildung 2. Übergangszone am WaldrandAbbildung 3. Agroforestry-Region.


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 69Neben den ca. 300 Arten von neotropischen Ölbienen s<strong>in</strong>d es vor allem die ca. 180 Arten vonPrachtbienen, die sehr dist<strong>in</strong>kte Anfor<strong>der</strong>ungen an die Vegetation <strong>in</strong> ihren Habitaten stellen. DieWeibchen <strong>der</strong> Prachtbienen s<strong>in</strong>d außerordentlich gute Bestäuber e<strong>in</strong>iger Nutzpflanzen und zahlreicherWildpflanzen. Die Männchen sammeln Duftstoffe an Orchideen und s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zigenBestäuber von ca. 600 Orchideenarten, die als Zierpflanzen regional von großer f<strong>in</strong>anziellerBedeutung s<strong>in</strong>d. Unsere Untersuchungen sollten klären, wie sich unterschiedliche agrarischenLandnutzungsysteme im Umkreis von Restbeständen des Atlantischen Regenwaldes auf dieAktionsradien und die Aktivitätsdichte von Eugloss<strong>in</strong>en-Männchen auswirken.Die Untersuchungen wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region um das Naturschutzgebiet „Brejo dos Cavavlos",Pernambuco, NO-Brasilien, durchgeführt. Eugloss<strong>in</strong>en oV wurden an 7 Stellen auf e<strong>in</strong>emNord-Süd Transekt mit 6 synthetischen Duftstoffen angelockt (Eucalyptol, Scatol, Vanil<strong>in</strong>,ß-Ionon, Benzylsalicylat und Methylacetat). Drei dieser Stellen lagen nördlich und drei südliche<strong>in</strong>es Regenwaldfragmentes, <strong>in</strong> dessen Mitte sich e<strong>in</strong> weiterer Messpunkt befand. Von Nordennach Süden führt <strong>der</strong> Transekt durch 5 Vegetationstypen. Dies s<strong>in</strong>d 1. extensiv genutzte Weideflächenmit ger<strong>in</strong>gem Baum- und Buschbestand (Abb. 1), 2. e<strong>in</strong>e Übergangszone am Waldrand(Abb. 2), 3. das Zentrum des Regenwaldfragmentes, 4. südlich davon e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>bäuerlichgenutzte Agroforestry-Region (Abb. 3) mit Bananen, Urucum, Avocado, Maracuja, Mango,Cashew, Kakao, Citrusfrüchte, Chuchu, Süßkartoffel, Maniok und Kaffee. Der Transekt endet<strong>in</strong> 5. e<strong>in</strong>er extensiv genutzten Weidelandschaft, vergleichbar <strong>der</strong> Vegetation im Norden. DieUntersuchungen wurden an drei Tagen im Februar 2000 durchgeführt. An den 7 Beobachtungspunktenwurden im Abstand von 20 m<strong>in</strong> von 8:00 - 14:00 Uhr die duftstoffsammelnden Bienenabgesammelt.Tabelle 1. Männchen von Eugloss<strong>in</strong>enarten, die an Duftstoffkö<strong>der</strong>n im Atlantischen Regenwald bei Cariiaru nachgewiesenwurden.Euglossa (Euglossa) ioprosopa DRLiSSLHR, 1982Euglossa (E.) cordata (LINNAEUS, 1758)Euglossa (E.)fimbriata RfiDlil.O & MoURii, 1995Euglossa (E.) leucotricha Rf-BHI.0 & MOURH, 1995Euglossa (E.) securigera DRIiSSI.HR, 1982Euglo. :sa (E.) sp. n.Euglo. .va (E.) truncata RÛîlil.O & MOURE, 1995Euglc sa (Clossura) imperialis COCKHRHU., 1922Euglo. ;sa (Glossurella) car<strong>in</strong>ilabris DRliSSLHR, 1982Eulaei tu bombiformis (PACKARD, 1869)Eulae, ta c<strong>in</strong>gulata (FABRICIUS, 1804)Eulae na flavescens (FRUiSH, 1899)Eulae na nigrita (LHPIïLETIHR, 1841)Insgesamt wurden 597 Eugloss<strong>in</strong>en-Männchen aus 13 Arten nachgewiesen. (Tab. 1). Diemeisten Tiere wurden im Inneren des Waldes gefangen (Abb. 4). An den beiden Messpunkten3 und 5 am Waldrand war die Individuenzahl ähnlich hoch; rund zwei Drittel aller Tiere wurdenim Wald o<strong>der</strong> am Waldrand nachgewiesen. Im offenen Weideland betrug die Zahl <strong>der</strong> Männchennur 23% <strong>der</strong> im Wald gezählten Tiere.Im Waldes<strong>in</strong>nern wurde die größte Artendiversität festgestellt (Abb. 5). 11 <strong>der</strong> 13 Eugloss<strong>in</strong>en-Artenwurden dort nachgewiesen, davon 4 ausschließlich im Inneren des Regenwaldfragments.Im offenen Gelände konnten nur noch 2 bzw. 4 Arten festgestellt werden. Auffälligist, dass am Waldrand/Übergang Weide (Messpunkt 3) zwar sehr viele Individuen festgestelltwurden, diese sich aber zu 95% auf Eulaema nigrita, Euglossa cordata und e<strong>in</strong>e noch unbeschriebeneEuglossa-Art beschränkten. Männchen dieser 3 Arten wurden, ausgenommen von


70 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Messpunkt 1, an allen Messpunkten nachgewiesen. Die beiden Euglossa-Arten waren im Waldsogar mit auffällig wenigen Individuen vertreten. Vermutlich handelt es sich bei ihnen nicht umausgesprochene Waldbienen. Tiere <strong>der</strong> unbeschriebenen Art wurden auch <strong>in</strong> Gebieten mitausschließlich Caat<strong>in</strong>gavegetation nachgewiesen. Eulaema nigrita kann als Kulturfolgerbezeichnet werden, da sie häufig nahe menschlicher Behausungen nistet.Ausgesprochene Waldbienen h<strong>in</strong>gegen dürften se<strong>in</strong>: Euglossa car<strong>in</strong>ilabris, E. imperialis, E.ioprosopa, E. securigera, E. truncata, Eulaema bombiformis, E. flavescens und E. c<strong>in</strong>gulata.Geschlossene Regenwaldgebiete bzw. -fragmente s<strong>in</strong>d daher Voraussetzung für die Aufrechterhaltung<strong>der</strong> meisten Eugloss<strong>in</strong>en-Arten.Es zeigt sich, dass die Landnutzungsweise e<strong>in</strong>en starken E<strong>in</strong>fluss auf die Eugloss<strong>in</strong>enfaunanimmt. Im Mischkulturanbau stellten wir sowohl e<strong>in</strong>e höhere Artendiversität als auch Individuenanzahlfest, verglichen mit dem offenen Weideland. Hier dürfte die Landschaft bessereNistmöglickeiten für die Prachtbienen liefern, und zudem liefern e<strong>in</strong>ige Nutzpflanzen Futterressourcenfür Eugloss<strong>in</strong>en


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 71IndexAculeata 46Aethecerus 48Alomy<strong>in</strong>i 48Ampulic<strong>in</strong>ae 12Ancistracerus oviventris 46Andrena alfkenella 44Andrena barbilabrix 60Andrena chrysapyga 24Andrena dorsata 60Andrena flavago 59, 60Andrena <strong>in</strong>termedia 59, 60Andrena nigroaeneci 19, 24Andrena niveata 24Andrena nycthemera 44Andrena prop<strong>in</strong>qua 60Andrena suer<strong>in</strong>ensis 24Andrena vaga 31Andrenidae 13Anomala cupripes 17Anthidium muricatum 21, 60Anthidium oblongatum 60Anthidium strigatum 7Anthophora quadrimaculata 60Aphilanthops 13Apidae .... 7,12,13,15,24,28,44,50,56,59,67Apis 16Apis meilifera 22, 24, 52Apis meilifera capensis 22Apis meilifera carnica 22Apis meilifera ligustica 22Apis meilifera meilifera 22Apoidea / Phylogenie 2, 6, 10, 13, 21Arava Rift Valley 25Augochloropsis caerulans 50Bestäuber 52, 56, 67Bethylidae 14blütenbesuchende Insekten 24Bambus 16Bambus cryptarum 24Bambus dist<strong>in</strong>guendus 24Bambus lucorum 24Bambus muscorum 24Bambus ru<strong>der</strong>atus 24Bambus terrestris 24, 38Bradynobaenidae 12Brandenburg 5Brassica juncea 25Brassica napus 24Brassica nigra 25Campsomeriella 16, 18Campsameriella collaris quadrifasciata 17Campsomeriella thoracica 17Campsomer<strong>in</strong>i 15Camptopoeum 37Capsella bursa-pastoris 25Ceramius fonscolombü 40Ceramiusfonscolombii fonscolombü 40Ceramius fonscalombii oraniensis 40Ceramius hispanicus 26Ceramius oraniensis 40Ceramius oraniensis auct 40Cerceris 13Charakterart 9Chrysididae 6, 12, 14, 44, 46Chrysid<strong>in</strong>i 14, 15Chrysidoidea 10Chrysis 15Chrysis sybarita 44Cidaphus 48Clept<strong>in</strong>ae 14, 15Clyster itys 17Coleoptera 6Colletés cunicularius 31Colletidae 13Colpa 16Colpa sexmaculata 17Crabro peltarius 7Crossocerus ovalis 46Crypt<strong>in</strong>ae 63Cryptocheilus fabricii 7Ctenopelmat<strong>in</strong>ae 48Delta unguiculatum 33, 52Diadromus 48Dielis 16Diptera 6Dirophunes 48Diraphanes <strong>in</strong>visor 58Diraphanes maculicornis 58Diraphanes mell<strong>in</strong>us 58Diraphanes rusticatus 58Dynastiden 17Elamp<strong>in</strong>i 14, 15Elampus 15Enicospil<strong>in</strong>i 48Enicospilus 48Epealaides coecutiens 7Ephemeroptera 6Eremotylus 48Euglossa 16, 69Euglassa car<strong>in</strong>ilabris 70Euglossa cordata 69Euglassa imperialis 70Euglassa ioprasopa 70Euglassa securigera 70Euglassa truncata 70Eugloss<strong>in</strong>ae 67Eulaema 69Eulaema bombiformis 70


72 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)Eulaema c<strong>in</strong>gulata 70Eulaema flavescens 70Eulaema nigrita 69Faunistik / VerbreitungArava Rift Valley 25Ausnahmegenehmigung 47Betretungsgenehmigungen 47Botanischer Garten 59Brandenburg 5, 24Brasilien 67Dachau 44Deutschland 22, 33, 52Europa 22Iberischen Halb<strong>in</strong>sel 40Israel 25Jordangraben 25Monte Negro 48München 59Neumorschen 45Nord Peru 56Nordhessen 45Nordwest-Afrika 40Oman 2Orientalis 37Pernambuco 67Rhe<strong>in</strong>land 31Serbia 48Spanien 26, 40Siidbrasilien 50-52Siiddeutschland 20Südfrankreich 40Thailand 17Türkei 17Wahner Heide 31Zypern 16Formicidae 12, 65Halictidae 13Halictus quadric<strong>in</strong>ctus 28Halictus sexc<strong>in</strong>ctus 28Hedychridium roseum 15Hedychridium valesiense 15Heterogyna 2, 15Heterogynaidae 12Heteroptera 6Hylaeus cornutus 61Hylaeus punctulatissimus 61Ichneumon albiger 64Ichneumon primatorius 63Ichneumon simulans 64Ichneumonidae 48, 63Ichneumon<strong>in</strong>ae 63Jordangraben 25Krebse 6Larridae 12Lasioglossum malachurum 20Lasius fulig<strong>in</strong>osus 66Leitart 5Lepidoptera 6Loboscelidi<strong>in</strong>ae 14, 15Macropis fulvipes 7Macropus labiata 7Megachile 16Megachile ligniseca 61Megachile nigriventris 41,61Megachile pariet<strong>in</strong>a 33, 52Megachilidae 13Megascolia 16Melitta tric<strong>in</strong>cta 44Melittidae 13Mesochor<strong>in</strong>ae 48Mesolei<strong>in</strong>ae 63Miconia c<strong>in</strong>erascens 52Miscophus bicolor 46Molekularsystematik 11, 14Mollusken 6Mutillidae 12Myrceugenia myrcioides 52Naturschutzarbeit 5Netelia 48Nomada posthuma 44Odonata 6Ornatus 15Opheltes 48Ophion 48Ophion<strong>in</strong>ae 48Ophrys 19Ophrys speculum 19Ophrys sphegodes 19Orchideen 69Orthocentr<strong>in</strong>ae 63Osmia brevicornis 24Osmia leaiana 61Osmia mitis 61Osmia papaveris 7Osmia rufa 21Osmia sp<strong>in</strong>ulosa 62Oxaeidae 13Ozon 65Parnop<strong>in</strong>i 14, 15Pemphredon 13Perilissa<strong>in</strong>i 48Phaeogenes 48Phasaeolus vulgaris x cocc<strong>in</strong>eus 56Philanthus 13Philoctetes 15Phylogenie / Kladistik 13Phytodiet<strong>in</strong>i 48Pimpl<strong>in</strong>ae 63Plecoptera 6Plectiscus impurator 63Pollenanalyse 22, 27Pollentransfer 24Pompilidae 6, 7, 12, 46Proscoli<strong>in</strong>ae 15


Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000) 73Psenulus 13Pseudomalus 15Pseudosp<strong>in</strong>olia 15Pseudotrielis 16Psilhyrus vestalis 37Raphanus raphanistrum 25Raps 24Reproduktionserfolg 19Rhopalosomatidae 12Rutilidae 17Saltatoria 6Sapyga clavicornis 7Sapygidae 7Sceliphron destiIlatorium 33Scolia 16Scolia cypria 16Scolia orientalis 16Scoliidae 12, 15Scoli<strong>in</strong>ae 15Scoli<strong>in</strong>i 15Scolioidea 6Sensillenmuster 57Sensillentypen 57Sierolomorphidae 12S<strong>in</strong>apis alba 25Sphecidae 6, 7, 12, 44, 46Sphec<strong>in</strong>ae 12Sp<strong>in</strong>nen 6Sp<strong>in</strong>olia 15Stauropoctonus 48Stenotritidae 13Stilbum 15Symphyta 24, 44Syrphidae 24Tetralonia salicariae 7Thlaspi arvense 25Tiphia femorata 7Tiphiidae 7, 44, 46transgene Pflanze 24Trichoptera 6Trisciloa 16Triscolia ferrug<strong>in</strong>ea 16Triscolia saussurei 16Tryphon<strong>in</strong>ae 48, 63Tycherus 48Tyloidae 58VerhaltenBesiedlungsstruktur 29chemische Ökologie 65nachtaktive Ichneumonidae 48Nestbau 26,28,31,33,41,50,60Nislverhalten 41Ozon 65Paarung 15, 16,21Plastizität 21Pollene<strong>in</strong>trag 22, 27Polyandrie 20Reproduktionserfolg 38Sexualdimorphismus 15Sexualtäuschblumen 19Sociobiologie 20Spurpheromone 65Überw<strong>in</strong>terung 63Volksentwicklung 38Vespidae 12, 44, 46Vespoidea 10,11Xylocopa 16Zielart 5


74 Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (2000)


ISBN 3-00-006786-8

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