doch- etwas- bleibt. - Heinz-Westphal-Preis

Heinz | Westphal | Preis
2009

IMPRESSUM
Herausgeber Deutscher Bundesjugendring
Mühlendamm 3
10178 Berlin
Telefon: 030 | 400 40 -400
Fax: 030 | 400 40 -422
E-Mail: info@dbjr.de
Internet: www.dbjr.de
Verantwortlich für den Herausgeber: Daniel Grein
Projektleitung: Christian Weis
Realisation journalistenbüro röhr:wenzel | Berlin
Konzeption und Redaktion: Tiemo Rink
Fotos: Petra Berger, Tiemo Rink, BMFSFJ
Grafik O.de | Berlin
Druck Bonifatius-Druckerei GmbH | Paderborn
klimaneutral gedruckt auf Recyclingpapier (Zert.-Nr.: 846-53323-0510-1162)
Gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort Sven Frye · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 4
Vorwort Dr. Kristina Schröder · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 5
Heinz Westphal · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 6
Teilnahmebedingungen 2009 · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 8
Bilder Preisverleihung · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 9
1. Preis 2009
Rover Bundesunternehmen 2008 · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 10
2. Preis 2009
LesBiSchwulenTour · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 18
3. Preis 2009
www.doch-etwas-bleibt.de · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 24
Ehrenpreis 2009
Musik, die uns verbindet | łączy nas muzyka. · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 30
Sonderpreis der „Stiftung macht Demokratie“ 2009
Jugendbüro Freiburg · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 35
Was wurde aus den früheren Preisträgern? · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 42
Zusammensetzung der Jury · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 46
Film ab! · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 47

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VORWORT
Jugendarbeit bewegt – Jugendliche und andere.
Die mit dem Heinz|Westphal|Preis 2009 ausgezeichneten Projekte
stehen stellvertretend für das beeindruckende Spektrum der
Selbstorganisation von Kindern und Jugendlichen. Das ehrenamtliche
Engagement junger Menschen bewegt. Es beeindruckt durch
seine Vielfalt und Kreativität, durch den Mut und die Leidenschaft,
mit denen die jungen Menschen Projekte initiieren und umsetzen.
Und es beeindruckt durch den Ideenreichtum und das Durchhaltevermögen,
mit dem Kinder und Jugendliche Neues auf die Beine
stellen und dabei andere motivieren und mitreißen.
Gerade Jugendverbände und Jugendringe bieten Freiräume für die junge Generation:
Kinder und Jugendliche können ihre Ideen einbringen, selbst Verantwortung
übernehmen und damit die demokratische Idee mit Leben füllen. Sie leisten einen
wertvollen und unverzichtbaren Beitrag zum Gelingen einer demokratischen Gesellschaft.
Das war auch ein wichtiges Anliegen von Heinz Westphal. Den jungen Ehrenamtlichen
in der Jugendarbeit den Rücken zu stärken, ihr Engagement öffentlich zu
würdigen und sichtbar zu machen, dafür steht der Heinz|Westphal|Preis.
Doch so wichtig dieses Engagement ist: Es fällt nicht vom Himmel.
Es braucht stützende und stärkende Strukturen. Rahmenbedingungen,
die das Engagement stärken und nicht behindern. Freiräume,
die die Jugendlichen selbst füllen und gestalten können,
die nicht von Gesellschaft, Politik oder der älteren Generation
überreguliert werden. Es braucht diese Rahmenbedingungen, damit
junge Menschen lernen, eigene Entscheidungen zu treffen. Damit
sie selbstbestimmt ihre Interessen vertreten und sich frei entfalten
können.
Durch den Heinz|Westphal|Preis können wir begeistert sehen
und erleben, was Jugendliche in Verbänden anstoßen und welche
Kreise ihr Engagement zieht.
Sven Frye
Vorsitzender des Deutschen Bundesjugendrings

VORWORT
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich gratuliere den Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich zu
dieser besonderen Auszeichnung. Ihr Vorbild zeigt, mit welcher
Leidenschaft und Kraft junge Menschen bereit sind, sich für die
Menschen in ihrem Umfeld zu engagieren. Ihre kreativen und
begeisternden Ideen wiederum spiegeln die Vielfalt und den Erfolg
der Jugendverbandsarbeit in Deutschland. Deshalb hoffe ich sehr,
dass der Preis – nicht nur für die diesjährigen Preisträger, sondern
auch für alle, die es werden wollen – ein ermutigender Ansporn ist,
sich weiterhin für unsere Gesellschaft zu engagieren.
Mein besonderer Dank gilt der Jury, die die spannende, aber sicher
nicht einfache Aufgabe hatte, unter vielen geeigneten Kandidaten
die Preisträgerinnen und Preisträger auszuwählen. Es sind interessante
und vielversprechende Projekte, auf die die Jurorinnen und
Juroren sich geeinigt haben. Darüber hinaus ist es der Jury aber
auch gelungen, mit ihrer Auswahl die beeindruckende Bandbreite
der Jugendverbandsarbeit abzubilden. Damit das auch in den
nächsten Jahren so bleibt, appelliere ich an alle Teilnehmerinnen
und Teilnehmer, deren hervorragende Projektideen diesmal nicht
mit einem Preis bedacht werden konnten. Bleiben Sie am Ball, der
Heinz|Westphal|Preis 2011 kommt bestimmt!
Dr. Kristina Schröder
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
„Jugend braucht Demokratie – Demokratie braucht Jugend.“ Diesem
Credo folgte Heinz Westphal sein Leben lang. Geprägt von den
Schreckensjahren des Naziregimes setzte er sich dafür ein, Jugendliche
für Demokratie zu begeistern und zum Mitmachen zu bewegen.
In Erinnerung an Heinz Westphal wird seit vielen Jahren der
Heinz|Westphal|Preis für ehrenamtliches Engagement in der Kinder-
und Jugendhilfe vergeben. Der Preis unterstützt und fördert beispielhaftes
Engagement von ehrenamtlichen Jugendleiterinnen und
Jugendleitern im Rahmen der Jugendverbands- und Jugendringarbeit.
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HEINZWESTPHAL
Der Preis erinnert an den 1998 verstorbenen
Heinz Westphal, den viele noch als Bundestagsvizepräsident
in Erinnerung haben. Er hat die
Jugendpolitik in der Bundesrepublik entscheidend
mit geprägt.

Heinz Westphal wurde 1924 in Berlin geboren. Im Jahr 1942, Heinz Westphal beendete
gerade seine Lehre als Flugmotorenschlosser, starb sein Vater an den Folgen der
KZ-Haft. Nach dem 2. Weltkrieg engagierte sich Heinz Westphal in der Sozialistischen
Jugend Deutschlands – den Falken in Berlin. Er beteiligte sich bei der Gründung des
Deutschen Bundesjugendrings und bestimmte von 1955 bis 1965 maßgeblich dessen
Geschicke: zunächst als Vorsitzender und später als Geschäftsführer. 25 Jahre lang,
von 1965 bis 1990, war Heinz Westphal Mitglied des Deutschen Bundestages.
Ein historischer Moment für den jungen Abgeordneten war die
Debatte des 1. Jugendberichts im Oktober 1967.
„Nach einem interessanten und lebhaft mit vielen Zwischenfragen
diskutierten Bericht bekam ich das Wort. Ich nutzte es […], um
so etwas wie das „Hohe Lied“ des ehrenamtlichen Jugendleiters
vorzutragen. Ohne es genau nachgeprüft zu haben, bin ich ziemlich
sicher, dass dort vor mir niemand die Gelegenheit genutzt hat, vom
Rednerpult des Bundestages im Plenarsaal ausführlich darzulegen,
wie umfangreich und selbstlos die von einer großen Zahl junger
Menschen freiwillig und in ihrer Freizeit geleistete Arbeit des
Jugendleiters für seine Gruppe ist und dass diese Leistung eigentlich
verdient, von der Gesellschaft anerkannt und beachtet zu werden.“
(Zitat aus: Heinz Westphal „Jugend braucht Demokratie –
Demokratie braucht Jugend“ – Erinnerungen, Bonn 1994)
Es ist sicherlich ganz in seinem Sinne, wenn mit
dem Heinz|Westphal|Preis die Aufmerksamkeit
auf das ehrenamtliche Engagement junger
Menschen in der Jugendarbeit gelenkt wird.
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Teilnahmebedingungen 2009
H|W|P 2009 – Die Ausschreibung
Ziel und Zweck
Der Heinz|Westphal|Preis unterstützt und fördert beispielhaftes
Engagement von ehrenamtlichen Jugendleiterinnen und Jugendleitern
im Rahmen der Jugendverbands- und Jugendringarbeit. Mit
dem Preis sollen Organisationen, Institutionen oder Gruppen ausgezeichnet
werden, die sich in herausragender Weise ehrenamtlich
in der Jugendarbeit engagiert haben – oder die es geschafft haben,
außerordentliche Verbesserungen beim ehrenamtlichen Engagement
in der Jugendarbeit zu bewirken.
Das waren die Teilnahmebedingungen für den
Heinz | Westphal | Preis 2009
Die Bewerberinnen und Bewerber mussten einen schriftlichen
Bericht vorlegen, der beschreibt, worin das ehrenamtliche Engagement
besteht oder wodurch es verbessert wurde. Es musste deutlich
werden, wie diese Aktivität entstand, welche Auswirkungen sich
daraus ergeben haben und worin das Neuartige, Einzigartige oder
Modellhafte besteht.
Voraussetzung für eine Bewerbung um den Heinz|Westphal|Preis
war, ein vollständig ausgefülltes Anmeldeformular und einen
schriftlichen, aussagekräftigen Bericht von zwei bis vier Seiten über
die Aktivität, die prämiert werden sollte, einzureichen. Weitere
Dokumentationsmaterialien wie Broschüren, Bücher, Zeitungsausschnitte,
Plakate, Videos, CDs etc. konnten ebenfalls in die Bewerbung
einfließen.
Es konnten sich Gruppen aus Jugendverbänden, Jugendringen und
Institutionen der Jugendarbeit in Deutschland bewerben oder auch
von Dritten vorgeschlagen werden. Die Aktivitäten sollten im Zeitraum
Anfang 2008 bis Herbst 2009 liegen.
Bewerbungsschluss für die Einsendung war der 15. August 2009.

Bilder Preisverleihung
Roverinnen und Rover schaffen soziale Projekte –
und gleichzeitig Ausbildungsplätze. Wie das geht?
Mit einer Wette! (Mehr ab Seite 10)
Trauerarbeit – von Jugendlichen für Jugendliche.
In einem Chatroom vom Hospiz Bedburg-Bergheim.
(Mehr ab Seite 24)
Grenzenlos musikalisch: In der Fanfarengarde
Frankfurt / Oder musizieren Polen gemeinsam
mit Deutschen. (Mehr ab Seite 30)
Das Jugendnetzwerk Lambda wirbt in Brandenburg
für Toleranz und Akzeptanz gegenüber
anderssexuellen Jugendlichen. (Mehr ab Seite 18)
Stillhalten nicht erwünscht: Das Jugendbüro Freiburg
mischt sich ein in die Stadtpolitik.
(Mehr ab Seite 36)
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Daten und Fakten
Preisträger Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG)
Adresse Martinstraße 2
41472 Neuss
Tel.: 02131 | 469 90
E-Mail: info@dpsg.de
Internet: www.dpsg.de oder www.rbu08.de
Dauer 2008
ERSTERPREIS
Ort bundesweit
Abenteuer-Pfadfi nderlager
für geistig
Behinderte
Ca. tausend Bäume
pfl anzen und für jeden
Baum ca. 10 ct. von
einem Sponsor …
Einschätzung und Begründung der Jury
Begegnungsprojekt auf
dem Weltjugendtag
Wir bauen eine Roverhütte
Aufbau eines Biotops in
Augsburg oder Umgebung
unter Einbeziehung
der Öffentlichkeit.
Bau einer Sitzgruppe
zusammen mit Menschen
mit Behinderungen
…
Pfadfi nder helfen Behinderten
Alltag in eine psychiatrische
Außengruppe
bringen
Abenteuer-Pfadfi nderlager
für geistig
Behinderte
Mit dem Projekt „rbu08“ (Rover Bundesunternehmen 2008) ist es der Roverstufe der
Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg hervorragend gelungen, viele kleine soziale
Aktionen mit dem Thema der Ausbildungsplätze für junge Menschen zu verknüpfen.
Besonders originell ist aus Sicht der Jury die Idee, eine Wette mit Unternehmen
abzuschließen, die als Wetteinsatz Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen sollen.
Gleichzeitig war die Wette ein sehr guter Motor, die Motivation der Jugendlichen über
einen längeren Zeitraum zu erhalten.
Vorbildlich wurden im Projekt „rbu08“ die Lebenswelt, die Wünsche und das Potenzial
der Jugendlichen berücksichtigt. In den Gruppen vor Ort konnten die jungen
Menschen Spaß haben, konkret anpacken und in ihrem Umfeld etwas bewegen. Sie
renovierten beispielsweise Kindertagesstätten, organisierten Straßenfeste für Obdachlose,
entwickelten ein ökologisches Kochbuch, leisteten Hilfe bei Projekten in fernen
Ländern und setzten noch viele andere Projekte bundesweit um – insgesamt mehr als
120 kleine Projekte im Großen.
Mit dem Einsatz für Ausbildungsplätze zeigten die Roverinnen und Rover in der
Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg ihre Verantwortung für ein wichtiges gesellschaftliches
Thema. Besondere Anerkennung gilt auch der Tatsache, dass durch den
Erfolg des Projektes rund 40 zusätzliche Ausbildungsplätze entstanden sind.

mehr als 120 Projekte!
Navigationsgerät für
Blinde
Befragung alter Menschen
zu Erlebnissen
und Anekdoten, Zusammenfassung
als Buch
Unser Projekt ist ein
Multicache, der sich
über ca. 89 km hinzieht.
Der Cache …
Ein Wochenende mit
Behinderten und Nicht-
Behinderten Menschen,
an dem wir ihnen …
Bau einer Solar-
Kochstelle
Wir wollen afrikanischen
Pfadfi Pfadfi ndern
250m² Land spenden
um ihnen einen …
Kinderkunst aus aller
Welt wird zusammengetragen
und ausgestellt
Wir bauen eine funktionaleUnterstellmöglichkeit
für Kanus unter
ökologischen …
Gewässerreinigung
Wasserproben bei Flüssen
und Seen nehmen. nehmen.
Erlebniswochenende
mit Kindern des heilpädagogischen
Zenrums
Bayreuth
Bau von Sitzgelegenheiten
für den Schulhof
der Gustav-Heinemann
Schule
Lebenswelten von Men-
schen mit körperlicher
und geistiger Behinderung
in unserer Stadt
Grillfest für die Diözese
Freising
Projekte aus allen
Bereichen durchführen
und das eingenommene
Geld an verschiedene …
Infobroschüre über
Sexualität erstellen
Einladung unserer israelischen
Partnergruppe,
Jugendaustausch mit
katholisch-arabischen …
Ökologisch fortbewegen
Wir streben einen Austausch
mit Pfadfi ndern
eines schwedischen Verbandes
an. Dieser …
Gartenprojekt und
Generationenbegegnung
Abenteuer-Pfadfi nderlager
für geistig
Behinderte
Abenteuer-Pfadfi nderlager
für geistig
Behinderte
Wir bauen einen
Solarofen und einen
Sonnenkollektor und
dokumentieren dieses.
Wir bauen eine Solaranlage
in einem Selbstversorgerhaus
und könnt
euch weiter kreativ …
Benefi zfußballturnier,
wenn möglich im
Westfalenstadion mit
Profi beteiligung
Mit einem Restaurantpartner
wird ein Essen
angeboten, zu dem
Menu kann sich …
24-Stunden-Benefi z-
Rollstuhlrennen
Stärkung des Gruppenzusammenhalts
durch
Erstellung eines Films
über uns
Politische Weiterbildung
der Roverstufe
Ein Pfadfi nderartikel
reist um die Welt
Info-CD erstellen zu
Move-to-10 / Kulturhauptstadt
2010
Wettrennen zwischen
einem Auto, eines Fahrrads
und öffentlichen
Verkersmitteln …
Ein Vergleich von
konventioneller und
biologischer Landwirtschaft
Inhalt: Was hat wann
Saison, was schmeckt
tollig, auch im Lager,
Biosiegel was?!, …
Workshops, Lagerfeuer,
Atmosphäre für Behinderte
Be(come) Rover
Konsens: Erstellung
einer Homepage, auf
der die besten Nacktbadeseen
…
Erweiterung der Runde
um Mädels
Wir schieben ein Auto
durch mehrere Städte
– Sponsorenaktion für
Pfadfi nder in Südafrika
Wir werden uns mit
dem Leben von Immigranten
in Köln und
Umgebung …
Spieletag für Kinder
Bepfl anzung und
Verschönerung eines
Schulgartens
Übernahme einer
Patenschaft einer
Bepfl anzungsinsel im
Straßenverkehr /
Abenteuer-Pfadfi nderlager
für geistig
Behinderte
Lagerleben mit Behinderten
– Lagerleben
mal anders
Renovierung eines
Schulhofes
Rockbenefi zkonzert
gegen Vorurteile gegenüber
Pfadfi ndern
Wir wohnen während
der Schulzeit (So. - Do.)
auf einem Zeltplatz in
München …
Wir bauen im Rahmen
eines Workshops im
Sommerlager 2008 eine
Sauna bzw.
Ein Wochenende
zusammen blind sein,
Erfahrungen austauschen,
…
Ein Wochenende mit
behinderten Jugendlichen
Der breiten Masse
die Chance geben, das
Leben mit Behinderung
zu erfahren & …
Wir bauen einen Kicker
fürs Georgshaus
Raftingtour
Hike von Treuchtlingen
nach Rosstal
11

12
In 3 Tagen werden alle
Hauptstädte der Regierungsbezirke
Bayerns
mit Schilder mit …
Benefi zBezirksRover-
Party am 13.9.08
Bau eines Grillplatzes
in Neusäß (öffentlich)
Bau eines Fühlpfades
Wir wollen Hochsitze
für einen Förster bauen
Mosaik aus Fliesenscherben
zur
Verschönerung des
Lichtschachts bei …
Konzert in Vechta
Infoveranstaltung und
Spendensammlung zur
Aidsprävention
Aktion mit und für
benachteilligte Kinder
Wettkampf ohne Verlierer
Ein Baumhaus für den
„Kindergarten Regenbogen“
Wir wollen benachteiligten
Kindern ein bisschen
Freude schenken
Erkundung verschiedener
Lebensweisen
und Präsentation in der
Eifelfi lmbühne
Wir kochen vor Ort in
verschiedenen Städten
Essen und verteilen es
kostenlos an Passanten
Überwindung diverser
Grenzen z.B. Grenzen
der Generationen, persönliche
Grenzen …
Unterstützung des
DRK-Ortsverbandes
Aufklärung über die
Problematik Rechtsextremismus
Gemeinsame Aktion von
Jung und Alt
Spielzeugsammlung für
Bedürftige
Wer eine Wette abschließt, will sie in der Regel auch gewinnen. Ganz anders Volker
Westedt.
Gut gelaunt steht der Leiter der Personalentwicklung bei der Deutschen Bahn im
Erdgeschoss des Bahntowers am Potsdamer Platz in Berlin. „Wir haben unsere Wette
verloren“, sagt er fröhlich. Ein glücklicher Verlierer? Eine seltene Erscheinung. Was ist
los mit dem Mann?
Kulturführer für die
Umgebung unseres
Zeltplatzes
Wir (Stamm Wikiger
Esslingen) führen ein
Wochenende mit sozial
benachteiligten …
Die Runde sammelt
Geld für die Hattinger
Tafel
Baumhaus für Kinderheim
„Villa Südsee“
Wir wollen einen Kindergarten
renovieren
Pfadfi nderarbeit in
Behindertenwerksatt
vorstellen
Mit Volker Westedt ist alles in Ordnung. Außergewöhnlich ist eher die Wette, die er
so bereitwillig verloren hat. Herausforderer waren Roverinnen und Rover, die 16- bis
21-Jährigen in der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG). Ihre Wette: Sie
schaffen es, mindestens 101 soziale Projekte zu realisieren. Der Einsatz der Deutschen
Bahn und weiterer namhafter Unternehmen, wenn das den Herausforderern tatsächlich
gelingen sollte: im Gegenzug zusätzliche Ausbildungsplätze schaffen. Von Mai bis
Oktober 2008 beteiligten sich Tausende Jugendliche in insgesamt 150 Gruppen im
ganzen Bundesgebiet. Ein großes Projekt, bestehend aus vielen einzelnen kleinen. Am
Ende gewannen die Herausforderer ihre Wette deutlich: 120 soziale Projekte setzen die
jugendlichen Pfadfinderinnen und Pfadfinder um und leisten so einen kleinen Beitrag
zur Verbesserung der Gesellschaft. Zum Beispiel bei einem Fest für Obdachlose. Oder
bei der Entwicklung eines ökologischen Kochbuchs. Oder bei der Renovierung eines
Schulhofes. Und auch die Unternehmen halten Wort und lösen ihre Wettschuld ein:
Bei der Otto Group, der Deutschen Kreditbank, dem Druck Center Meckenheim, der
Pax Bank, dem Softwarepartner Obermain und bei der Deutschen Bahn AG entstehen
40 zusätzliche Ausbildungsplätze, die mit hoch motivierten jungen Menschen besetzt
werden. Es sieht so aus, als gäbe es nur Gewinner. Und zwar übers ganze Land verteilt.

Planung und Durchführung
eines Sommerfestes
für Obdachlose
und Schwache in …
Unterstützung eines
SOS-Kinderdorfes um
das „gewisse Etwas“
Pfadfi nderei
Wir schreiben ein Theaterstück
und führen es
in Kindergärten auf
„Abenteuer“ von den
Pfadfi ndern für das
Betreute Wohnen der
Werkstätten für …
Wir wollen mit Jugendlichen
anderer sozialen
und kulturellen Hintergründe
in den …
Abschluss einer Wette
mit einer Firma/ einem
Landkreis/ einer Stadt
Bau einer Behindertenwerkstatt
in Ibagué,
Kolumbien
Wir bauen für Kinder
in einem Wiesbadener
Schwimmbad ein riesiges
Klettergerüst …
Bau eines beheizten
Pools, Beobachtung der
örtlichen Vögelwelt
Renovierung der Räume
im Kinderhaus Christkönig
Göppingen
Eine Hütte in Mönchengladbach
Planung und Bau eines
Abenteuer-Waldspielplatzes
mit Waldbad
Wir möchten mehr
Mitbestimmung
Jugendlicher in Höxter
erreichen
Schlafsäcke/Kleidung/
Geschirr für Obdachlosenheim
für Jugendliche
sammeln
Veranstaltung des
Eröfnungsfestes für das
neue Behindertenheim
Errichtung und
Instandhaltung eines
Spiel- und Sportplatzes.
Ein Benefi zkonzert mit
Jurten und Feuer, der
Erlös geht an die karitative
Einrichtung …
Kostenlose Arbeit in
einem Golfclub, dafür
kostenloser Tag zum
Golfen für ein SOS …
Wir verschönern eine
Grundschule zusammen
mit Viertklässlern
Spendenlauf,
24 Stunden nach
Untermachtal
Wiederaufbau eines
vernachlässigten
Trimm-dich Pfads
Mister X Spiel,
Spielplatzausbesserung,
Abschlussfest
Einblicke in das Leben
Behinderter gewinnen
Wandern, um Geld zu
sammeln zugunsten
von SOS-Kinderdörfern
Eine Gewinnerin ist Beate Reiners. Denn im Garten ihres Kindergartens steht seit
einigen Monaten eine neue Hütte. Die Leiterin eines multikulturellen Kindergartens
in Mönchengladbach-Rheydt suchte schon lange nach einer Möglichkeit, mit den
Kindern im Garten der Einrichtung gemütlich picknicken zu können. „Das Problem
war immer, dass sich Vögel sehr stark für unser Frühstück interessierten und ihre
Geschäfte dort hinterließen, wo wir eigentlich sitzen wollten“, sagt Reiners. Erste
Lösungsversuche für solch unappetitliche Probleme blieben provisorisch: Ein Pavillon
aus Plastik flog den Kleinen buchstäblich um die Ohren und löste sich in seine
ursprünglichen Bestandteile auf. Schnell wurde klar: Der Kindergarten braucht eine
Gartenhütte. Aber wie bezahlen? Dass die Mönchengladbacher Pfadfinderinnen und
Pfadfinder vom Stamm Schollburg zu diesem Zeitpunkt auf der Suche nach einem
sozialen Projekt ausgerechnet bei Beate Reiners anklopften – im Nachhinein ein
Glücksfall.
Wir erbringen entgeltliche
Dienstleistungen
und werden den Erlös
für …
Behindertengerechter
Umbau eines Bauwagens
Ein Tag
Niedrigseilgarten mit
Kindern
Ein Boot aus Tetrapacks
bauen und damit
über den Fluß fahren
Mit unserem Projekt
wollen wir die Eigendarstellung
unseres
Stammes und der …
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Und zwar einer, der den Jugendlichen jede Menge Spaß machte.
„Das war kein Stress, sondern eine Party mit guten Freunden“,
erinnert sich der Pfadfinder Willy Schillberg an die mehrwöchige
Bauphase. Mit leuchtenden Augen steht der 18-Jährige in der selbst
gebauten Hütte, etwa auf Kniehöhe tummeln sich spielende Kinder.
„Uns ging es darum, etwas für die Kinder hier vor Ort zu machen.
Wir wollen keine Bescheinigungen und Zeugnisse für einen aufgehübschten
Lebenslauf, sondern anderen Menschen helfen“, sagt
er. Den Großteil der Arbeit erledigten Willy und seine neun Pfadfinderfreunde
am Wochenende und an den Nachmittagen. Zum
Richtfest trafen dann Eltern, Kinder sowie andere Pfadfinderinnen
und Pfadfinder erstmalig aufeinander. „Für die Eltern war es etwas
Neues, dass Jugendliche sich engagieren, ohne dafür eine Gegenleistung
zu verlangen“, erinnert sich Willy an die Reaktion der
Erwachsenen.

Für Esther Schmitz, Leiterin der Mönchengladbacher Gruppe,
steht die Wette um mehr Ausbildungsplätze im Vordergrund: „Wir
wollten der Wirtschaft beweisen, dass Jugendliche zu mehr in der
Lage sind, als faul auf der Couch zu liegen.“
So profitierten in Mönchengladbach am Ende alle Beteiligten. Auch
Kindergartenchefin Reimers, deren Überraschung über die endgültige
Größe der Hütte sich schnell legte. „Als ich den ersten Entwurf
auf dem Reißbrett gesehen habe, war ich schon ziemlich erstaunt“,
erinnert sich die Pädagogin, „das ging doch stark in Richtung Carport“.
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Ein Oscar für eine Rollstuhlrallye
Wer viel arbeitet, kann auch viel feiern. Zunächst trafen sich weit über 1000
Roverinnen und Rover an Pfingsten 2008 im stillgelegten Tagebauwerk Ferropolis.
Vor der stimmungsvollen Kulisse alter Braunkohlebagger fiel der Startschuss zur
Wette. Projekte planen und organisieren, Kontakte knüpfen und sich gegenseitig
motivieren – das Motto “Start-up” war durchaus wörtlich zu nehmen. Sechs Monate
später – nach der Projektphase – dann die große Abschlussfeier auf dem Gelände
der DPSG in Westernohe. Bei der Abschlussveranstaltung “Chill-out” ließen rund
1300 Jugendliche ihre über 101 erfolgreichen Projekte hochleben und Revue passieren.
Für besonders beispielhafte Projekte verliehen die Organisatoren “Oscars” an die
jeweiligen Gruppen.
Einer dieser Oscarpreisträger sitzt im Kreis Göppingen, in der Nähe von Stuttgart. Die
Pfadfindergruppe vom Bezirk Hohenstaufen organisierte im August 2008 ein 24-Stunden-Rollstuhlrennen
im örtlichen Sportstadion. Für zusätzliche Ausbildungsplätze und
behinderte Menschen drehten die schwäbischen Pfadfinderinnen und Pfadfinder einen
Tag und eine Nacht lang am Rad. „Uns war es wichtig, in einem integrativen Projekt die
Grenzen zwischen Behinderten und Nichtbehinderten wenigstens für 24 Stunden einmal
aufzuheben“, sagt Dominik Kunze, Gruppenleiter der Pfadfinder Göppingen. Für
jeden jeden gerollten Kilometer der mehrheitlich mehrheitlich nicht behinderten Teilnehmenden spendespendeten regionale Unternehmen zugunsten des Göppinger Behindertenvereines. Insgesamt
1200 Kilometer wurden von den den gut gut 60 Teilnehmern am Ende „erfahren“ – – für den
Verein „Leben mit Behinderung“ bedeutete das eine Spende von exakt 3088 3088 Euro und und
41 41 Cent. Und für Dominic Kunze einen kleinen Einblick in die Schwierigkeiten, mit mit
denen Menschen im Rollstuhl oft zu kämpfen haben. „Man wird sensibler.
Nicht abgesenkte Bordsteine in der Innenstadt sehe ich mittlerweile mit
ganz anderen Augen“, sagt er.

Keine Selbstverständlichkeit
40 zusätzliche Ausbildungsplätze sind auf den ersten Blick nicht viel
in einem Land, in dem jedes Jahr Zigtausende Jugendliche keine
Lehrstelle finden. Aber für 40 Jugendliche, die durch das Handeln
der Pfadfinderinnen und Pfadfinder eine Chance bekommen
haben, ist es eine ganze Menge. „Es ist nicht selbstverständlich, dass
sich Jugendliche über einen so langen Zeitraum ehrenamtlich engagieren“,
sagt Olaf Scholz, der als ehemaliger Bundesarbeitsminister
und Schirmherr der Wette weiß, wovon er spricht: „Hier wurde viel
soziales Engagement und Einsatz bewiesen. Etwas, worauf ein Staat
dringend angewiesen ist.“
Gewinner – so weit das Auge reicht? Es scheint tatsächlich so. Und
der Trick ist ganz einfach. Alles, was es dazu braucht, ist eine Wette,
bei der man nur gewinnen kann. So wie bei den Roverinnen und
Rovern der DPSG und dem gut gelaunten Mann im Bahntower.
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Daten und Fakten
ZWEITERPREIS
Preisträger Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg e.V.
Adresse Manteuffelstraße 19
10997 Berlin
Tel.: 030 | 282 79 90
E-Mail: info@lambda-bb.de
Internet: www. lambda-bb.de
Dauer seit 2007
Ort Berlin-Brandenburg
Einschätzung und Begründung der Jury
Mit der „LesBiSchwule Tour“ macht das Jugendnetzwerk Lambda einen mutigen
Schritt in die Regionen, in denen lesbische, schwule, bisexuelle und transgender
Lebensweisen junger Menschen noch wenig oder gar nicht akzeptiert sind. Die engagierten
jungen Menschen stellen sich der Diskussion in der Öffentlichkeit, sie werben
originell für Toleranz und Akzeptanz. Und sie bieten Beratung für junge Menschen,
die Ängste wegen ihrer Coming Outs plagen.
Beispielhaft ist die Bereitschaft, in Schulen und Jugendclubs gegen Klischees anzugehen
und für die Situation junger Menschen zu sensibilisieren, die lesbisch, schwul,
bisexuell und transgender leben. Die Aufklärung trägt dazu bei, dass junge Menschen
wegen ihrer sexuellen Identität und Orientierung nicht ihr Lebensumfeld verlassen
und in die Anonymität der Großstadt flüchten müssen. Für die Jury hat das Projekt
deswegen Modellcharakter.

LesBi
Tour
Schwule
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20
Die Fortschritts-Feuerwehr
Mitten in Berlin-Kreuzberg steht ein bunt lackiertes Feuerwehrauto – wie aus der
Augsburger Puppenkiste herausgepurzelt. Wulstige Reifen, abgerundete Scheinwerfer,
Autoscooter-Stoßstangen und ein Tacho wie ein Bullauge. Im Kofferraum eine Regenbogenfahne
und kistenweise Flugblätter, an der Seite des Autos ein schmusendes
Frauenpärchen und die Aufschrift „Ich liebe mein Geschlecht“.
Als Dino Schreiber den Zündschlüssel dreht, passiert erstmal nichts. „Baujahr 67“,
murmelt der Maschinenbaustudent, „was willste machen.“ Mit einem Lebenszeichen,
das jede Automechanikerin zu Tränen rühren würde, erbarmt sich der Motor nach
mehreren Versuchen doch noch, hustet eine prächtige Abgaswolke in den Berliner
Himmel – und tuckert vom Hof.
Dass auch ein 43 Jahre alter Bus noch funktioniert, ist für Dino und die anderen
Mitglieder des schwul-lesbischen Jugendnetzwerks Lambda wichtig. Denn bei ihrer
„LesBiSchwulen“ Tour spielt der Bus die Hauptrolle: als rollendes Beratungszimmer
für junge Schwule und Lesben rund um Berlin. Unter dem Motto „Queer Feld ein –
Anders ankommen in Brandenburg“ setzen die Berliner seit mittlerweile vier Jahren
ein Zeichen für Toleranz gegenüber lesbischen, schwulen, transgender und bisexuellen
Lebensweisen. Eine Woche fuhren sie im September 2009 mehrere Hundert Kilometer
durch die Ostprignitz, waren in Potsdam, Wittenberge und Wittstock, machten
Halt in Zehdenick und Perleberg, besuchten Kyritz sowie Rheinsberg. Prominente
Unterstützung kam dabei unter anderem von der damaligen brandenburgischen Sozialministerin
Dagmar Ziegler und dem schwulen TV-Moderator Thomas Hermanns.
... weil Lesben nicht immer Holz hacken ...
Das Fahrtziel Brandenburg ist wohlüberlegt. Denn anders als in Berlin haben junge
Homosexuelle dort wesentlich häufiger mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Feindseligkeit,
Ausgrenzung und Missachtung sind oft Alltag. Für Lars Bergmann, Geschäftsführer
im Berliner Lambda-Büro, ist die Tour auch eine Aufklärungskampagne: „Die
Leute sollen merken, dass Schwule nicht immer in Röcken rumlaufen und Lesben
nicht immer so aussehen, als würden sie gerade vom Holzhacken kommen.“ Und
genauso wichtig ist, der eigenen Zielgruppe auf dem platten Land Mut zu machen.
„Die Landflucht hilft niemandem“, sagt der 25-Jährige, „wir finden es sinnvoller, wenn
anderssexuelle Jugendliche in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Die eigene
Heimat wegen ständiger Ausgrenzung zu verlassen, kann immer nur der letzte Schritt
sein.“

Schwuppe, Powerlesbe, Gendernaut …
Du hast die Wahl,
(aber wir haben nur ein Klo.)
Heimat und Geschäftsstelle der Berliner Lambda-Gruppe ist ein
Haus in der Kreuzberger Manteuffelstraße. Hier in der Nähe der
U-Bahn-Station Görlitzer Park ist Berlin besonders bunt und
vielfältig. Ein Umfeld wie geschaffen für Lambda. Auf zwei Etagen
treffen sich Schwule, beraten Lesben, arbeiten Transgender
und feiern Bisexuelle. Oder machen alles durcheinander. „Bis zu
170 Menschen kommen durchschnittlich pro Woche in die Manteuffelstraße“,
sagt Lars Bergmann. Da kann es schon mal Gedränge
geben, insbesondere vor der einzigen Toilette. Was die Jugendlichen
aber mit Humor nehmen: „Schwuppe, Powerlesbe, Gendernauten:
Du hast die Wahl – aber wir haben nur ein Klo“, steht an der Toilettentür.
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Wittenberge
Perleberg
Regenbogenfahne am Rathaus
Der Besuch in den einzelnen Tourstädten folgt immer einem ähnlichen Muster: Vormittags
fährt der Bus auf den Rathausplatz, die Lambda-Jugendlichen bauen ihren
Infostand auf und hissen – gemeinsam mit Verantwortlichen in der Stadt – die Regenbogenfahne
am Rathaus. Meistens reicht das schon aus, um erste Blicke zu erregen.
Den Rest erledigt zu Discoklängen und schrillem Outfit der „Sonnenschein“ – so
heißt die schwul-lesbische Tanzgruppe, die auf der Tour mit dabei ist. Nachmittags
gibt es Infoveranstaltungen in Schulen, Jugendzentren oder bei Vereinen. Für Diana
Rychlik, 22-jähriges Lambda-Mitglied, sind das oft die wichtigsten Termine: „Wir
haben sonst kaum die Möglichkeit, mit Jugendlichen direkt ins Gespräch zu kommen.
Das ist eine Riesenchance für uns und homosexuelle Jugendliche in den Tourstädten.“
Diana weiß, wovon sie spricht. Mit 14 Jahren merkte sie, dass sie sich mehr für Frauen
als für Männer interessiert. Eine verständnisvolle Atmosphäre in der Schule? Für sie
damals Fehlanzeige.
Priegnitz
Wittstock
Kyritz
Rheinsberg
Sieben Städte haben die Aktivisten im September 2009 besucht –
und nicht immer wurden sie freundlich empfangen. „In Senftenberg
kam ein Mann, spuckte vor uns aus und schimpfte, wir würden eine
‚Aussterbungskampagne’ betreiben“, sagt Diana. Abweichungen von
der Norm – für einige Menschen eine offenbar nicht zu ertragende
Provokation. Ob das auch für den Bürgermeister der Stadt Rheinsberg
gilt, der die Lambda-Aktivisten kurzerhand versetzte? „Dabei
hatten wir unser Kommen angekündigt und waren verabredet“,
sagt Geschäftsführer Lars Bergmann, „das war schon sehr enttäuschend“.
Und pure Ignoranz ist nicht unbedingt das Schlimmste.
Immer wieder kommen auch Neonazis an den Infostand, beleidigen
und drohen. „Leider ist das teilweise Brandenburger Realität –
umso wichtiger, dass wir dagegenhalten“, berichtet Lars Bergmann
vom mitunter zähen Kampf um Akzeptanz.

Zehdenick
Bildungstour für Politiker und Politikerinnen
Am Ende überwiegen aber die positiven Erfahrungen, neue Freundschaften und
spannende Gespräche. Und Politikerinnen und Politiker, die nach der Abfahrt der
Lambda-Jugendlichen ein kleines bisschen klüger zurückbleiben. Denn oft ist den
Stadtvätern und -müttern nicht klar, mit welchen Problemen schwule oder lesbische
Jugendliche in ihren Städten zu kämpfen haben. „Das schönste Erlebnis auf der Tour
war eine Fortbildungsveranstaltung mit Lehrkräften, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern
und dem Jugendamt in Perleberg“, sagt Karoline Börner, ehrenamtliche Mitarbeiterin
bei Lambda. „Die haben sich richtig gefreut, dass wir da waren – und das
freut einen selbst dann auch.“ Auch für anderssexuelle Jugendliche rund um Berlin ist
der Besuch der Lambda-Leute eine sehr willkommene Unterstützung. „Anfangs sind
die meist etwas schüchtern“, sagt Sven Klemke, der 2009 das erste Mal mit auf Tour
war. „Wenn sie sich dann aber einmal an den Stand getraut haben, sind sie meist umso
aufgeweckter. Viele von ihnen sehen dann das erste Mal, dass sie nicht alleine sind.“
Und wenn der Bus durchhält, wird Lambda auch im nächsten Jahr
wieder aufbrechen. Fahrer Dino ist zuversichtlich. Zwar sei vor drei
Jahren auf der Autobahn der Keilriemen gerissen, seitdem ist aber
nichts mehr passiert. „Das Auto ist gefahren wie ein junger Hüpfer“,
sagt Dino. Ein Hüpfer mit einer Spitzengeschwindigkeit von
Tempo 70. Das ist zwar nicht besonders schnell – aber völlig egal.
Denn der Fortschritt ist eine altersmilde Schnecke. Die trotzdem ihr
Ziel erreicht. Früher oder später. Aber irgendwann immer.
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Daten und Fakten DRITTERPREIS
Preisträger Hospiz Bedburg-Bergheim e.V.
Adresse Klosterstraße 2
50126 Bergheim
Tel.: 02271 | 453 03
E-Mail: info@doch-etwas-bleibt.de
Internet: www.doch-etwas-bleibt.de
Dauer seit 2009
Ort Bedburg-Bergheim
Einschätzung und Bewertung der Jury
www.
Mit dem Chatroom „www.doch-etwas-bleibt.de“ bieten junge Menschen im Hospiz
Bedburg-Bergheim e.V. Jugendlichen eine Möglichkeit, Trauer zu teilen. Herausragend
an dem Projekt ist, dass junge Menschen mit Trauererfahrung Gleichaltrige
begleiten und beraten. Das Angebot bietet damit den Raum, schwere und schmerzhafte
Erfahrungen von Verlust in der Familie und im Freundeskreis zu teilen – mit
Menschen, die gleiche Erfahrungen gesammelt haben.
Die Jury findet bemerkenswert, dass sich junge Menschen dem Thema Tod und Trauer
zuwenden. Die Jugendlichen im Projekt nehmen immer wieder schmerzliche und
traurige Gefühle in Kauf, wenn sie ihre eigenen Erfahrungen mitteilen, um anderen
jungen Menschen zu helfen. Eine solche Beratung im Internet anzubieten ist wegweisend,
zumal Jugendliche dieses Medium zur Kommunikation nutzen.

dochetwasbleibt.de
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Das, was bleibt
Auf den ersten Blick ist das Krankenhaus in der Bergheimer Klosterstraße
wie jedes andere auch: Vor dem Haupteingang stehen die
Raucher, hinter ihm liegt die Rezeption. Lange, weiß gestrichene
Flure, PVC-Böden und der Geruch von Desinfektionsmittel. Steril,
nüchtern, die Stimmung gedämpft. Links am Empfangstresen vorbei
führt der Weg ins Treppenhaus, vorbei an Fahrstühlen, vorbei
an Fenstern zum Hof und Milchglasscheiben. Er endet vor einer
Tür mit der Aufschrift „Hospizbüro“. Wer diese Tür öffnet, erlebt
eine Überraschung: Er sieht ein gutes Dutzend Jugendliche, die alle
einen Freund, eine Freundin oder einen Familienangehörigen verloren
haben. Die aber fröhlich sind, zuversichtlich und lebensfroh.
Junge Erwachsene, die ihre eigenen Erfahrungen nun nutzen, um
anderen Jugendlichen in derselben Situation zur Seite zu stehen. In
einem Trauerchat – von Jugendlichen für Jugendliche.
Die Idee dazu kam Romy Kohler, als ihr 15-jähriger Sohn vor sechs
Jahren überraschend starb. „Seine Freunde wussten einfach nicht,
wohin mit ihrem Kummer. Wirkliche Anlaufstellen für Jugendliche
gibt es kaum“, sagt sie. Als Mitarbeiterin des Hospiz-Vereins
Bedburg-Bergheim weiß Kohler, wovon sie spricht – schließlich
ist die Begleitung von Sterbenden und ihren Angehörigen
für sie Alltag. Mit dem Chatangebot für trauernde Jugendliche
(www.doch-etwas-bleibt.de) ist diese Lücke geschlossen worden.
Jeden Montag zwischen 20 und 22 Uhr stehen drei jugendliche
Trauerbegleiter ehrenamtlich bereit, um im Internet anderen trauernden
Jugendlichen zu helfen.

Gegen die Wand des Schweigens
Eine Trauerbegleiterin ist Lena Rönspies. Als ihr Freund starb, war sie erst 14 Jahre
alt – und lief mit ihrem Leid gegen eine Wand des Schweigens. Um diesem Schweigen
etwas entgegenzusetzen, engagiert sie sich heute im Trauerchat. „Wir richten uns an
die Altersgruppe der Zwölf- bis 25-Jährigen. Trauer passt dort nicht ins Lebensgefühl.
Jugendliche wollen lieber Spaß haben und sich amüsieren“, sagt die 21-jährige
Psychologie-Studentin. Das Gefühl, von einem Tag auf den anderen plötzlich alleine
dazustehen – Lena Rönspies kennt es genau. Und davon profitieren nun andere. „Ich
kannmeineneigenenErfahrungeneinenPlatzgebenundanderendamithelfen“,sagtsie.
Wenn ein Mensch stirbt, stoßen Freunde und Familie eines Trauernden
schnell an die eigenen Grenzen. Ratlosigkeit macht sich
breit. Ungeschickte Redensarten, von „Das Leben geht weiter“ über
„Kopf hoch“ bis hin zu „Die Zeit heilt alle Wunden“, sind da selten
mehr als ein Ausdruck der eigenen Hilflosigkeit.
Nicht so bei Lena Rönspies und den anderen Trauerbegleiterinnen
und -begleitern. Sie können sich mit ihrer Authentizität einbringen.
„Mein Gegenüber merkt, dass ich weiß, wovon ich spreche“, sagt die
angehende Psychologin. Oft geht es darum, dass Schule, Freunde
und Familie das Leid des Trauernden nicht in der Form berücksichtigen,
wie von Trauernden erhofft. Erfahrungen, die die 21-Jährige
selbst zur Genüge kennt. Dabei folgt der Chat meist einer eigenen
Dramaturgie. „Die Chatter sind am Anfang etwas verhalten, wollen
schauen, was passiert. Im Laufe des Abends fassen sie meist mehr
Vertrauen, und es ergeben sich richtige Gespräche“, erklärt sie.
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„Schön, dass es euch gibt“
Gespräche, von denen auch die Trauerbegleiterin Tanja Wiechert
profitiert. Vor zwei Jahren starb ihre Mutter an Krebs, die heute
19-Jährige ist die Jüngste in der Gruppe. „Es stimmt einfach nicht,
dass die Zeit alle Wunden heilt“, sagt sie mit fester Stimme und
lächelt. Gespräche mit anderen Trauernden schon eher. „Ich kann
beim Chat auch meine eigenen Gedanken ordnen, mir selbst klarer
werden“, erzählt sie. Die ehrenamtliche Hilfe ist so immer auch ein
Stück Selbsthilfe. Dennoch steht für die 19-Jährige fest: „Man muss
die eigenen Probleme schon im Griff haben, um anderen wirklich
helfen zu können.“
Und das Feedback bleibt nicht aus. „Schön, dass es euch gibt“,
bekommt Tanja Wiechert schon öfter mal zu hören. „Seit ich hierherkommen
kann, geht es mir viel besser. Ich freu mich immer
schon auf den Montag – so in etwa sind die Reaktionen der User“,
erzählt die 19-Jährige. Über die Ziele des Chats macht sie sich
jedoch keine Illusionen: „Ein Happy End gibt es bei uns nicht. Es
geht eigentlich nur darum, den Alltag etwas besser zu gestalten.“

Trauerarbeit mit Flipchart
Ein gemeinsamer Austausch der Trauerbegleiterinnen und -begleiter untereinander
ist da umso wichtiger. Deshalb trifft sich die Projektgruppe einmal monatlich zu einer
Supervision in den Räumen des Hospizbüros im Krankenhaus. Die Arbeit als Trauerbegleiter
oder Trauerbegleiterin leisten die Jugendlichen meist am eigenen PC zu
Hause; die Supervision ist so – neben einem Ausbildungswochenende zu Beginn des
Projektes – der einzige regelmäßige Gruppentermin. Bei Kaffee und Keksen ist Zeit
für Gespräche und die Auswertung des letzten Monats. Seit Ende Juni 2009 gibt es
den Chatroom, im Laufe der Zeit sind zu einigen Trauernden beinahe schon Freundschaften
entstanden. Man kennt sich halt – auch wenn die Trauerbegleitung außerhalb
der Supervision einer strengen Schweigepflicht unterliegt.
Die hohe Kunst
Hermann-Josef Klein hat als Supervisor bisher hauptsächlich mit
Erwachsenen gearbeitet. „Die Erfahrungen mit den Jugendlichen
sind für mich neu – aber umso schöner“, sagt er, „junge Menschen
gehen viel offener mit ihrer Trauer um. Davon profitieren auch
die Jugendlichen, die in den Chatroom kommen“. Einen Filzstift
griffbereit, sitzt Klein neben einer Flipchart und moderiert. Was
war besonders im letzten Monat, mit welchen Problemen haben die
Trauerbegleiter zu kämpfen, wo müssen Gruppenentscheidungen
getroffen werden?
Der offene Umgang mit Trauer und Tod liegt für die Jugendlichen auch am Medium
Internet. Für Initiatorin Romy Kohler ist klar: „Wir müssen die Jugendlichen dort
abholen, wo sie sind.“ Und das ist nun mal das Internet.
„Hier ist die Anonymität der Chatter gesichert“, sagt Claudia Hassler, auch sie Trauerbegleiterin.
„Im Internet ist die Hemmschwelle geringer. Wenn ich jemandem gegenübersitze
und in die Augen schaue, wird es schon schwieriger“.
Als sie 14 Jahre alt war, starben binnen sechs Monaten beide Großmütter. Um nicht
den Boden unter den Füßen zu verlieren, hätte ihr ein Projekt wie der Trauerchat
damals durchaus geholfen. Zwölf Jahre später arbeitet Claudia Hassler heute als Kinderkrankenschwester.
Oft ein aufgeschlagenes Knie vom Spielen, häufiger ein gebrochener
Arm. Fast immer trösten und Ängste nehmen. Und manchmal Leben retten.
So schließt sich der Kreis.
Das, was bleibt, ist die hohe Kunst: Niemals ausweichen, Trauer zulassen, die ganze
Portion Elend nehmen – und wieder aufstehen.
Das, was bleibt, hat einen Namen. Leben.

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Daten und Fakten
EHRENPREIS
Preisträger Fanfarengarde Frankfurt a. d. Oder e. V.
Adresse Robert-Havemann-Straße 5
15236 Frankfurt / Oder
Tel.: 0335 | 32 20 96
E-Mail: info@fanfarengarde.de
Internet: www.fanfarengarde.de
Dauer seit 2007
Ort Frankfurt / Oder
Bewertung und Einschätzung der Jury
Die Jury würdigt an diesem Projekt, dass Kinder aus Deutschland und Polen über die
Musik erfahren, wie Europa durch das Miteinander der Nationen lebendig wird. Sie
erleben bei den Proben und Auftritten regelmäßig, dass sie zwar eine andere Sprache
sprechen, sich aber trotzdem gut verstehen. Und sie erfahren durch ihre Auftritte
Anerkennung, die sie in ihrer Persönlichkeit stärkt.
Die Idee der Europa-Fanfaren ist langfristig gedacht. Junge Menschen sorgen dafür,
dass immer wieder Nachwuchs für die Idee der Europa-Fanfaren entsteht. Mit ihrer
Begeisterung und ihrem Einsatz stecken sie andere Leute an und bringen Menschen
aus Völkern, die Feindschaft und dunkle Zeiten erlebt haben, über schöne Erlebnisse
zusammen. Beispielhaft ist das Projekt durch seine Langfristigkeit aus Sicht der Jury
für alle Gruppen in Grenznähe, die ebenfalls Europa erfahrbar machen können.

Musik, die uns
ł ączy nas
verbindet.
muzyka.
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Sprachkurs mit Fanfaren
Die Brücke am Fluss
Musik kann eine Brücke sein. Wenn Maziej jeden Dienstag zur Orchesterprobe
fährt, ist diese Brücke exakt 251 Meter lang und verbindet Slubice mit Frankfurt.
Dazwischen liegen die Oder, eine Uferpromenade und eine Grenze: die zwischen
Polen und Deutschland. Maziej ist Mitglied der „Europa-Fanfaren“, seit drei Jahren
spielt er Marsch- und Blasmusik. Gemeinsam mit Polen und Deutschen – in einem
internationalen Orchester. Dass auf dem Weg zur Probe eine Grenze passiert werden
muss – Maziej hat es längst vergessen.
Seitdem die Europa-Fanfaren im Februar 2006 gegründet wurden,
treffen sich die rund 60 jungen Musiker und Musikerinnen
zweimal wöchentlich zur Probe – entweder auf deutscher oder auf
polnischer Seite. Viel Aufwand für eine so junge Truppe, deren
ältestes Mitglied gerade einmal 16 Jahre alt ist. Ein Aufwand, der
sich aber auszahlt. Wer das Probenzentrum in Frankfurt betritt,
steht zunächst einmal vor einer beeindruckenden Wand aus Urkunden
und Auszeichnungen. Über die Jahre ist so einiges angefallen.
„Anfangs haben wir auch noch die zweiten und dritten Preise an
die Wand gehängt“, sagt Orchesterleiter Hans-Jörg Laurisch, „mehr
als hundert sind es aber noch nicht“. Der Ausgangspunkt für das
grenzüberschreitende Musizieren war ein Konzert in Frankfurt:
Mehrere deutsche und polnische Orchester gaben ein Gastspiel, das
Publikum war begeistert – die Musikerinnen und Musiker ohnehin.
„Das war so schön, dass wir gedacht haben, lasst uns die Ausnahme
zur Regel machen“, erinnert sich Laurisch an die Gründung.
Gemeinsam Musik machen ist das eine – als Pole einen deutschen Dirigenten zu
verstehen das andere. Ein Fall für den Dolmetscher Maciej Orlowski. Der angehende
Rechtsanwalt war ursprünglich nur zum Studium nach Frankfurt gekommen.
Auf der Suche nach einem wirklich sinnvollen Nebenjob landete er schnell bei den
Europa-Fanfaren. „Natürlich gibt es auf beiden Seiten oft Vorbehalte gegen die jeweils
andere Nation“, sagt der 21-Jährige, dessen Großmutter einst in Frankfurt an der Oder
aufwuchs: „Die Menschen kennen sich nicht und gehen sich aus dem Weg.“ Seine
Mitarbeit als Dolmetscher – für Orlowski ein kleiner Beitrag fürs polnisch-deutsche
Zusammenleben. „Die Europafanfaren sind ein idealer Ort, um weitverbreiteten Klischees
etwas entgegenzusetzen. Statt übereinander reden wir hier miteinander – und
noch muss ich dabei übersetzen.“

Aber immer mehr Kinder verstehen die Sprache ihrer Nachbarn von der anderen
Seite der Oder. Maziej Witkowski beispielsweise lernt seit sechs Jahren Deutsch in
der Schule – wirkliche Sprachpraxis hat er aber erst, seitdem er vor drei Jahren zu den
Europa-Fanfaren kam. „Mir macht es mehr Spaß, mit Deutschen zusammen Musik
zu machen“, sagt der Zwölfjährige. Den Dolmetscher braucht er eigentlich kaum noch;
die Anweisungen von Orchesterleiter Laurisch versteht er meistens genauso gut wie
die Witze seiner deutschen Mitmusizierenden. So weit ist Martin Wentzke noch nicht,
wenn einmal pro Woche auf polnischer Seite in Slubice geprobt wird. Aber auch der
Trommler versteht mittlerweile einige Brocken polnisch – und kann zur Not immer
auf Englisch zurückgreifen. „‚Musik verbindet‘ ist unser Motto – das stimmt auch“,
sagt Martin, der mit seinen 16 Jahren das älteste Mitglied der Europa-Fanfaren ist. 33

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„Acht Takte Schlagwerk!“
Diese Verbundenheit – sie wird auch bei der Probe deutlich: auf der Bühne gut 20
wild entschlossene Jugendliche mit Trommeln und Trompeten, vor der Bühne ein
knappes Dutzend polnischer und deutscher Väter und Mütter mit Kaffee, Kuchen und
jeder Menge Klatsch und Tratsch. Irgendwo dazwischen: ein Trio aus Orchesterleiter,
Dirigentin und Dolmetscher, das sich schnell anstecken lässt von der guten Laune.
„Wenn ihr fehlerfrei durchkommt, gibt Maciej einen aus“, ruft Hans-Jörg Laurisch
in den Raum. Der Der Trick funktioniert, schnell nimmt das Orchester Fahrt auf. Trommelstöcke
wirbeln wirbeln durch die Luft, Luft, Füße wippen wippen im Takt. Mit lila Hemd, Jeans
und graumelierten Haaren steht steht Orchesterleiter Laurisch am Bühnenrand
und gibt den James Last von der Oder. „Acht Takte Schlagwerk!“, brüllt
Dirigentin Ulrike Ast in den Lärm, schreiend übersetzt Maciej. „Und
jetzt die Fanfaren!“ Fanfaren!“ – die nächste Order, Maciej tut, was ein Dolmetscher
tun muss. Schwer mit dem dem Fuß stampfend stampfend schreitet schreitet Orchesterleiter
Laurisch Laurisch zur Tat, Fanfare in der der linken linken Hand, Hand, Swing in der Hüfte. Das
Ende vom vom Lied: Lied: klatschende Eltern, glückliche glückliche Kinder Kinder und ein ein heiserer
Mitarbeiterstab.
Mitarbeiterstab.

„So muss das sein, es soll doch auch Spaß machen“, sagt Laurisch. Und natürlich geht es
auch darum, Grenzen in den Köpfen niederzureißen. „Man kann ein Zusammenleben
nicht verordnen, das muss von unten wachsen“, kommentiert er. Auch deshalb richten
sich die Europa-Fanfaren vor allem an ein junges Publikum. „Das ist die Generation,
die miteinander leben wird, nicht die Generation der heute 50- bis 60-Jährigen“, glaubt
der Orchesterleiter. Doch auch der 51-jährige Laurisch lernt stetig dazu: „Es passiert
durchaus, dass meine polnische Kollegin vorbeikommt und mir erzählt,
dass wir in drei Tagen irgendwo ein Konzert haben. Am Anfang Anfang haben
wir da auf deutscher Seite Seite ganz schön geschnauft; mittlerweile sind
wir aber etwas lockerer geworden.“
Musik kann eine Brücke sein. Für den Dolmetscher Maciej ist die
Brücke über die Oder aber vor allem eine Brücke, die er gerne beim
Joggen passiert. Eine Grenze? Der 21-Jährige lacht. „Für mich gibt
es nicht Slubice und Frankfurt“, sagt er, „sondern eine gemeinsame
Stadt mit einer Brücke in der Mitte“. Zwei Dinge sind wichtig an
einer Brücke: Sie muss stabil sein. Und es muss Menschen geben,
die sie benutzen wollen.
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SONDERPREIS ...
… der Stiftung „Jugend macht Demokratie“
Das ehrenamtliche Engagement von Jugendgruppenleitern und Jugendgruppenleiterinnen
zu fördern – dies ist das Ziel der Stiftung „Jugend macht Demokratie“. Heinz
Westphal (1924 bis 1998), ehemaliger Vizepräsident des Deutschen Bundestages
sowie Geschäftsführer und Vorsitzender des Deutschen Bundesjugendrings, hat mit
seinem Nachlass dafür die Grundlage geschaffen.
Am 1. Oktober 2005 wurde die Stiftung gegründet. Jetzt suchen wir nach mehr Menschen,
die Ideen und Projekte junger Menschen finanziell unterstützen. Im Vordergrund
steht dabei die Aus- und Fortbildung von Jugendlichen, die als ehrenamtliche
Gruppenleiter und Gruppenleiterinnen Verantwortung für Kinder und Jugendliche
übernehmen.
Setzen Sie mit uns auf die Jugend und unterstützen Sie die Stiftung!
Konto: 1414
BLZ: 100 500 00
Berliner Sparkasse
Stiftung „Jugend macht Demokratie“
c/o Deutscher Bundesjugendring
Mühlendamm 3
10178 Berlin
Tel.: 030 | 400 404 -00
Internet: www.dbjr.de

Sonderpreis der Stiftung
Preisträger Jugendbüro Freiburg
Adresse Uhlandstraße 2
79102 Freiburg
Tel.: 0761 | 79 19 79 90
E-Mail: info@jugendbuero.net
Internet: www.jugendbuero.net
Dauer 2008
Ort Freiburg
Einschätzung und Bewertung der Jury
Mit dem Projekt „Jugend im Haushalt – mit uns ist zu rechnen“ ist es gelungen, junge
Menschen an ein Thema heranzuführen, das selbst für Erwachsene und kommunalpolitisch
Interessierte schwerer Stoff ist. Die Initiatoren haben sich die Mühe gemacht,
junge Menschen adäquat zu informieren, in politische Strukturen einzuführen und
damit vorbildlich zu beteiligen. Außerdem haben sie denen eine Stimme gegeben, die
gerne bei der Entwicklung einer Stadt vergessen werden – Kindern und Jugendlichen.
Dem Jugendbüro ist es gelungen, viele Akteure in das Projekt einzubinden und damit
ein breites Netzwerk der Organisationen zu schaffen, die sich für die Belange von
Kindern und Jugendlichen einsetzen, zum Beispiel Jugendverbände, Jugendorganisationen
der Parteien, Schülervertretungen und Jugendzentren. Die Jury sieht das
Modellhafte darin, dass in jeder Kommune die Idee, junge Menschen an städtischen
Haushaltsentscheidungen und damit nachhaltig an der Stadtentwicklung zu beteiligen,
umgesetzt werden kann.
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Die Mitmachmaschine
Eigentlich klang es ganz gut: „Uns ist wichtig, dass alle Bevölkerungsgruppen gehört
werden“, sagte der Oberbürgermeister, „Männer und Frauen unterschiedlichen Alters
und aus verschiedenen Lebenslagen.“ Freiburg im Breisgau, Frühjahr 2008. Der
Bürgermeister lädt die Bevölkerung zum Mitmachen ein – beim Beteiligungshaushalt.
Die Bürgerinnen und Bürger können vorschlagen, wo und wie Geld durch die
Kommune investiert wird. Basisdemokratie an der Dreisam? Weit gefehlt. Bei einer
Gruppe von gut 15 Freiburger Jugendlichen herrscht Enttäuschung und Wut. Schnell
mussten sie lernen: An der Mitarbeit junger Menschen beim Beteiligungshaushalt war
in der Freiburger Stadtverwaltung eigentlich niemand so richtig interessiert.
„Wir waren ziemlich entsetzt“, sagt Gerald Greschel vom Stadtjugendring.
„Wenn es darum geht, die Bürgerinnen und Bürger zur
Mitbestimmung zu ermutigen, ermutigen, dürfen Jugendliche nicht einfach
übergangen werden. werden. Wir sind uns schnell einig geworden, geworden, dass dass wir
hier hier was was tun tun müssen“, sagt Greschel. Wir – das waren waren in dem Fall Fall
mehr als zehn Jugendorganisationen. Von der ver.di-Jugend über
DGB und Jusos, weiter weiter über Schülerrat und Stadtjugendring bis
hin zur Grünen Jugend und den Jung-Liberalen. Sie Sie alle zogen
gemeinsam an einem einem Strang und wollten sich partout nicht nicht
damit abfinden, einfach so übergangen zu werden. Und
sie stellten stellten deshalb kurzerhand ein eigenes Projekt auf die
Beine: „Jugend im Haushalt – mit mit uns uns ist zu rechnen.“

Drei Kilo Mitspracherecht
Ein Beteiligungshaushalt – es ist ein noch selten gehörter Begriff in
der Kommunalpolitik. Der führt aber mitten hinein ins Dickicht
städtischer Ausgaben. Es geht – knapp gesagt – um eine Menge
Geld, über dessen Verwendung die Bürgerinnen und Bürger mitentscheiden
können. Wer bekommt wie viel Geld und warum?
Welche Straße wird ausgebaut, welche verkehrsberuhigt? Lieber
ein Schwimmbad oder mehr Geld fürs Theater? Jeder Mensch hat
schließlich eigene Vorstellungen und Prioritäten. Was also tun? Die
Bevölkerung einfach fragen! So war es auch in Freiburg vorgesehen.
Im Beteiligungshaushalt stand vieles, aber nicht alles zur Diskussion.
Was am Ende herauskam, hatte rund 900 Seiten, 700 Millionen
Euro Gesamtvolumen und ein Gewicht von drei Kilo – und den
sportlichen Anspruch, den Abstand von Einnahmen und Ausgaben
nicht zu groß werden zu lassen.
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Nur an Jugendliche hatte niemand gedacht. „Die Stadt hat eine Umfrage zur Geldverwendung
gemacht, die sich nur an Erwachsene richtete“, erzählt Gerald Greschel, „die
haben wir so umgeschrieben, dass auch Jugendliche etwas damit anfangen konnten.“
Mit diesen Fragebögen liefen sie dann in die Innenstadt, standen in Schulen und auf
Gruppentreffen. Immer im Visier: Jugendliche und ihre Ideen, wie städtische Gelder
sinnvoll eingesetzt werden können. Und die Resonanz war überwältigend: „Am
Anfang haben wir uns gedacht, wenn wir 100 Fragebögen zurückbekommen, ist das
schon ein Erfolg“, sagt Gerald Greschel, „am Ende waren es dann über 700.“

Das Jugendbüro? „Lauter kluge Menschen“
Entscheidungen über die eigenen Köpfe hinweg – damit waren die Jugendlichen nicht
einverstanden. Nach ihrem deutlichen Protest und der Ankündigung, eine eigene
Befragung zu starten, reagierte die „erwachsene“ Politik: Bei den entscheidenden
Sitzungen im Kinder- und Jugendhilfeausschuss waren Mitglieder der Projektgruppe
anwesend, präsentierten ihre Umfrageergebnisse und wurden endlich ernst genommen.
Der zuständige Sozialbürgermeister ist plötzlich voll des Lobes: „Mir war schon
immer klar, dass im Jugendbüro lauter kluge Menschen sitzen. Das tatsächliche Engagement
war aber noch viel größer als zunächst angenommen. Meine Erwartungen
sind deutlich übertroffen worden.“
„Nicht dümmer als Erwachsene“
Dabei war die Arbeit des Jugendbüros alles andere als immer
harmonisch. Insbesondere die die Zusammenarbeit unterschiedlicher
unterschiedlicher
Parteigruppen Parteigruppen führte anfangs zu zu Konflikten. Konflikten. „Das war kein Selbstläufer“,
erinnert sich sich Jonas Harzer. „Unsere erste erste Sitzung war sehr
lebhaft. Danach Danach sind ein paar Gruppen nicht nicht mehr gekommen,
weil sie keine Lust auf überparteiliche Arbeit hatten. hatten. Die anderen anderen
aber haben haben sich in der Zeit sehr gut kennengelernt und halten auch
heute noch Kontakt.“ Neben neuen Freunden hat der 17-Jährige
aber noch noch mehr gewonnen: „Ich weiß jetzt, wen von der Stadt ich ich
bei welchen Fragen anrufen muss.“
Erstaunlich hingegen ist das Ergebnis der Jugendbefragung. Denn
Freiburgs Freiburgs junge junge Bürgerinnen und Bürger wollen in erster Linie Linie dasselbe
wie die älteren. „Klima- und Umweltschutz sind den Befragten Befragten
am wichtigsten gewesen“, sagt Jonas Harzer. Klassische jugendpolitische
Forderungen wie wie mehr Skateanlagen oder oder Bolzplätze Bolzplätze landetenten
erst erst auf auf dem dem zweiten Platz. Für die Aktivisten des des Jugendbüros
wenig überraschend: „Ich denke, junge junge Menschen wissen genau,
was in Zukunft wichtig wichtig ist – nämlich eine intakte Umwelt“, meint
Jonas Harzer. Seine Seine Begründung Begründung macht macht Lust auf den nächsten
Beteiligungshaushalt: „Jugendliche sind schließlich nicht nicht dümmer
als Erwachsene.“
Erwachsene.“
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Was wurde aus den früheren Preisträgern?
1. Sprachstube auf Expansionskurs
Der erste Platz beim Heinz|Westphal|Preis 2007 – für die ausländischen Jugendlichen
der „Sprachstube Deutsch“ war es der Startschuss für einen strammen Expansionskurs.
„Nach der Preisverleihung ging’s bei uns so richtig los“, erinnert sich Regina
Kahl vom Berliner Jugendhilfeträger casablanca. Sogar im Ausland wurde man auf die
preisgekrönten Berliner und Berlinerinnen aufmerksam: Bei einer Reise nach Österreich
stellten die Sprachförderer ihr Projekt in Wien vor. „So eine Sprachstube kannte
man rund um den Stephansdom noch nicht“, wundert sich Kahl.
Die „Sprachstube“ – eine Art „Abrissunternehmen in Sachen
Sprachbarrieren“. Die Idee: Ausländische Jugendliche besuchen
Migrantenkinder im Vorschulalter. Dabei leisten sie Hilfe zur
Selbsthilfe – und verwandeln Kinderzimmer in Klassenzimmer. Ein
Projekt, das ankommt. Die Sprachstube im Berliner Wedding reicht
längst nicht mehr aus: Eine Außenstelle in Spandau hat vor Kurzem
die Arbeit aufgenommen. Fast 60 Sprachförderer betreuen nun
rund 80 Familien – und das Interesse bleibt immens. „Man kennt
und schätzt unsere Arbeit“, sagt Kahl. „Diese Anerkennung bestärkt
vor allem die jugendlichen Sprachlehrer und -lehrerinnen.“
So geht auch die Sponsorensuche etwas leichter von der Hand. Denn
die Finanzierung der Sprachstube steht in Zeiten knapper Kassen
auf wackligen Beinen. „Wir müssen uns schon nach der Decke
strecken“, weiß Regina Kahl. „Mit dem Heinz|Westphal|Preis als
Referenz geht das besser als je zuvor.“

2. Cremetörtchen im Schloss Bellevue
Manchmal wird der Heinz|Westphal|Preis zur Eintrittskarte für die edelsten
Kaffeekränzchen der Republik. So wie bei der Evangelischen Jugend der Gemeinde
Hünxe-Drevenack. 2007 belegten sie den zweiten Platz – kurz darauf klingelte das
Telefon: Bundespräsident Horst Köhler lud ein – zu Kaffee, Kuchen und zum „Dialog
der Generationen“ ins Schloss Bellevue. Das traf sich gut, denn in Sachen „Jung
trifft Alt“ sind die rund 40 Jugendlichen aus Hünxe-Drevenack echte Experten und
Expertinnen.
Ihr Projekt: ein Kaffeeklatsch der Generationen.
Alle drei Monate setzen sich Jugendliche und
Senioren im Gemeindehaus an einen Tisch – das
ist das einfache Rezept vom Café Cremetörtchen.
„Die Einladung ins Schloss Bellevue war
eine Riesenehre für unser Projekt“, betont Dieter
Bückmann, Jugendleiter der Hünxer Gemeinde.
Aber auch vor Ort ist die Jugendgruppe durch
den Heinz|Westphal|Preis mittlerweile schon
fast berühmt. „Wir bekommen Sachspenden, die
Kommune unterstützt uns – alle ziehen an einem
Strang“, freut sich Bückmann.
Und das Preisgeld? „Das verbraten wir momentan
gemeinsam mit unseren Senioren“, sagt Bückmann
und lacht. Zum Beispiel auf einem Charles-
Dickens-Fest im holländischen Arcen, das die
Senioren und Jugendlichen zusammen besucht
haben. Zwar ohne den Bundespräsidenten. Aber
dafür mit holländischen Cremetörtchen.
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3. Coaching für alle
„Unser Coaching hilft beiden Geschlechtern, nicht nur den Frauen“, findet Alexandra
Kunz. Seit acht Jahren coacht die Sozialpädagogin vom BDJK im Bistum Mainz junge
Frauen und Mädchen, die sich ehrenamtlich engagieren. Eine „Tuning-Werkstatt fürs
Ehrenamt“ – und der dritte Platz beim Heinz|Westphal|Preis 2007. Klarer Fall also,
wohin das Preisgeld fließen sollte: in eine Coaching-Abteilung für junge Männer im
Ehrenamt.
„Die Nachfrage bei den Männern war riesig“, erinnert sich Kunz. „Wir haben fitte
Männer und Frauen, die sich ehrenamtlich engagieren. Mit dem Coaching-Programm
wollen wir schließlich beiden was bieten.“ Gut anderthalb Jahre lief das Förderprogramm
für männliche Ehrenamtler, seit Ende 2009 ist jedoch erstmal Schluss. Der
Grund: Geldmangel. Immerhin: Die Gelder fürs Frauencoaching sind auf absehbare
Zeit gesichert. „Jetzt sind wir in reiner Männersache auf der Suche nach neuen Sponsoren“,
sagt die Sozialpädagogin.
Dabei könnte der Heinz |Westphal |Preis
zum Türöffner werden. „Durch den Preis sind
wir in Mainz bekannter geworden“, freut sich
Kunz. „Viele Leute – und nicht nur die aus der
Kirche – haben uns auf die Schulter geklopft und
gratuliert.“

4. Unser Bach soll schöner werden
Der Staersbach im Moisburg – lange ging es ihm nicht gut. Bis die Jugendfeuerwehr
Hollenstedt eine Bachpatenschaft übernahm und den Fluss wieder zum Leben
erweckte. Dafür gab’s den Heinz|Westphal|Ehrenpreis 2007. Und auch drei Jahre
nach der Auszeichnung buddeln und baggern die jungen Naturschützer fleißig weiter.
Sie versenken Steine im Flussbett, schaufeln Kies und freuen sich über das Comeback
der Natur. Auf einer Länge von 300 Metern ist das ehemals eingepferchte Rinnsal
schon wieder zum Naturparadies geworden. Und das Team um Jugendbetreuerin Ute
Czaschke hat noch lange nicht genug. „Wir wollen die 600 Meter packen! Die Genehmigung
von der Gemeinde ist da, das schaffen wir schon“, ist Czaschke zuversichtlich.
Mit dem Heinz|Westphal|Ehrenpreis kam auch
das Medieninteresse. ZDF und NDR schickten
Fernsehteams – und irgendwann entstand ein
Netzwerk. „Wir haben viele Nachahmer im Landkreis
gefunden“, freut sich Czaschke. Dem Staersbach
kann es nur recht sein. Denn seit der
Preisverleihung scheint er richtig beliebt zu sein.
Und das nicht nur bei der Jugendfeuerwehr in
Hollenstedt. „In zwei Jahren wollen wir alles
geschafft haben“, plant Czaschke. „Dann ist
wohl Schluss. Und wir suchen uns einen neuen
Bach.“ Nicht etwa, weil die jungen Naturschützer
nicht mehr wollen. Der Grund ist ein anderer:
Nach 600 Metern beginnt der Nachbarort. Und
dort buddeln seit einiger Zeit andere Bachpaten
herum – natürlich auch am Staersbach.
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Zusammensetzung der Jury
Joana Berger Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in
Deutschland e.V. (aej)
Ursula Fehling Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ)
Ralf Harnisch Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Kathrin Moosdorf stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings
Marcel Päßler Solijugend
Vertreter der Stiftung „Jugend macht Demokratie“
Dr. Heinz Reinders Professor am Lehrstuhl Empirische Bildungsforschung der
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Film ab!
Heinz | Westphal | Preis in Bild und Ton
Bewegende Projekte in bewegten Bildern: Wer sehen möchte, was Jugendliche ehrenamtlich
so alles auf die Beine gestellt haben, ist auf der Homepage des Heinz|Westphal|Preises
genau richtig. Zum ersten Mal gibt’s hier den Blick hinter die Kulissen der
preisgekrönten Initiativen – per Videoclip.
Kamerateams besuchten die Preisträger und rückten die H|W|P-Gewinner
ins rechte Licht. Und das in ganz Deutschland: Von Berlin bis
Mönchengladbach, von Freiburg bis Bedburg-Bergheim waren die
Videoredakteure unterwegs. Wer sind die Jugendlichen? Was
treibt sie an? Wie sehen ihre Projekte in der Praxis aus? Interviews
und Filmsequenzen geben ein Bild von der Vielfalt
jugendlichen Engagements.
Alle Clips – und vieles mehr rund um den
Heinz|Westphal|Preis – gibt’s im Netz:
www.heinz-westphal-preis.de
Heinz|Westphal|Preis
bewegt – jetzt auch auf dem
Bildschirm.
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www.heinz-westphal-preis.de