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Perspektive Oktober 2009 - Zentralverein der Wiener Lehrerschaft

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von Wolfgang WilhelmAn <strong>der</strong> diskriminierendenVerwendung des Wortes än<strong>der</strong>tsich wenig, wenn dieJugendlichen seine eigentlicheBedeutung kennenlernen. Denn auch wennes längst wissenschaftlichabgesichert ist, dassHomosexualität eine <strong>der</strong>Heterosexualität gleichwertigeVariante sexuellerOrientierung ist, eine <strong>der</strong>Möglichkeiten, wie sichnormalerweise menschlichesSexualverhaltenausformt, ist in unsererGesellschaft Homophobie,also die unbegründete,irrationale Ablehnung vonHomosexualität und homosexuellenMenschen, dieoft mit Angst, Hass o<strong>der</strong>Ekel verbunden ist, weitverbreitet. Homophobiereicht von irritierten Blicken,simpler Ablehnungüber abschätzige Witze,Benachteiligungen, Beschimpfungenbis hin zuaggressiven Verhaltensweisenund verbaler sowiekörperlicher Gewalt.Für Jugendliche ist dieDefinition <strong>der</strong> eigenenIdentität ein zentralesThema. Die Frage <strong>der</strong> sexuellenIdentität spielt hiereine beson<strong>der</strong>s wichtigeRolle: Welche Gefühle habeich? Wer bin ich als geschlechtlichesWesen? Wiewill und wie soll ich sein?Wie nehme ich mich selbstwahr? Wie will ich von an<strong>der</strong>enwahrgenommen werden?Aufgrund <strong>der</strong> allgegenwärtigenHomophobieund <strong>der</strong> unterschiedlichenBewertung von Heterosexualitätund Homosexualitätin allen Bereichen unsererGesellschaft, fällt es Jugendlichennicht leicht,eigene homosexuelle Anteilewahrzunehmen undzu akzeptieren. Sie fühlensich beson<strong>der</strong>s verletzlichund brauchen sorgfältigeund kompetente Unterstützung.Statt dessen sind siein <strong>der</strong> Schule aber oft mitAblehnung konfrontiert,die sogar zu Bullying führenkann.Als Bullying wird die wie<strong>der</strong>holtepsychische, verbaleo<strong>der</strong> körperliche Unterdrückungeiner Person o<strong>der</strong>auch einer Gruppe, die alsschwächer erlebt wird undsich nicht wehren kann,bezeichnet. TäterIn istentwe<strong>der</strong> eine Einzelpersono<strong>der</strong> eine Gruppe, diestärker, sozial angesehener,einflussreicher o<strong>der</strong> mächtigerist o<strong>der</strong> so empfundenwird als das/die Opfer.Das Phänomen Bullyingwird meist zu wenig beachtet,weil es mit alltäglichenKonflikten und MeinungsverschiedenheitenunterJugendlichen verwechseltwird. Bullying unterscheidetsich von diesen jedochganz wesentlich, denn beiBullying steht die Absicht,das Opfer zu schädigen, imVor<strong>der</strong>grund. Als „Begründung“nennen die TäterInnenmeist eine Eigenschaftdes Opfers, zum Beispiel diesexuelle Orientierung, dieHerkunft, den ethnischenHintergrund, das körperlicheErscheinungsbild, etc.Vielfalt in SchuleSexuelle Orientierungund Schule:Vielfalt zwischenNormalität und Bullying„Du schwule Sau“ ist bei Jugendlichen eines <strong>der</strong> beliebtesten Schimpfworte, abernicht nur Mitschüler, nein, fast alles, was als schlecht o<strong>der</strong> ekelig bezeichnetwerden soll, wird von Jugendlichen, und oft auch schon von Kin<strong>der</strong>n, „schwul“genannt. Freilich, manchmal wissen sie selbst gar nicht um die eigentlicheBedeutung dieses Wortes, aber die Botschaft ist dennoch klar: „schwul“ ist soziemlich das schlimmste, was etwas o<strong>der</strong> jemand sein kann.Mögliche Auswirkungenvon Bullying sind <strong>der</strong> Verlustvon Selbstsicherheitund Selbstwertgefühl, Nervositätund Verstörtheit,Konzentrationsstörungenund Leistungsabfall, Rückzugund Isolation, Schulabbruch,das Meiden speziellerSituationen aus Angst vorGewalt sowie Ausschlussund Isolation, aber auchAggressionen, psychosomatischeErkrankungen,Angststörungen und Panikattacken,Depressionen,selbstverletzendes Verhaltenund Suizid(versuche).Im Rahmen des EU-Projektes„Schoolmates“ führtedie <strong>Wiener</strong> Antidiskriminierungsstellefür gleichgeschlechtlicheLebensweisen(WASt) gemeinsam mitihren ProjektpartnerInnenaus Italien, Spanien undPolen eine internationaleVergleichstudie zur Verbreitungvon homophobmotiviertem Bullying durchund erarbeitete Handbücherfür LehrerInnen undfür SchülerInnen, um Bullyingzu erfassen und zubekämpfen.Um das Thema umfassendin den Schuldiskurs einzubringen,um Bewusstseinzu schaffen, und um LehrerInnen,PädagogInnen undan<strong>der</strong>en Berufsgruppen, diemit Jugendlichen arbeiten,auch konkrete Interventionsmöglichkeitenzu vermitteln,veranstaltet dieWASt in Zusammenarbeitmit den <strong>Wiener</strong> Volkshochschulenam 19. November<strong>2009</strong> eine eintägige Fachkonferenzin <strong>der</strong> <strong>Wiener</strong>Urania. International renommierteExpertInnenwie z.B. Univ.Prof.in BeateSchuster (München), Univ.Prof. Udo Rauchfleisch<strong>Perspektive</strong> | 10-09 19

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