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Der Einfluss eines alltagsbezogenen kognitiven Trainings auf die ...

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Z Gerontol Geriat 35:32–38 (2002)© Steinkopff Verlag 2002ORIGINALARBEITT. BernhardtK. MaurerL. Frölich<strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> <strong>eines</strong> <strong>alltagsbezogenen</strong><strong>kognitiven</strong> <strong>Trainings</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong>Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungvon Personen mit DemenzInfluence of a memory trainingprogram on attention and memoryperformance of patientswith dementian Zusammenfassung In der Literaturgibt es bisher wenige Ergebnisseaus kontrollierten Stu<strong>die</strong>nüber den Nutzen psychologischer<strong>Trainings</strong>maßnahmen bei dementiellenErkrankungen. In der Regelwerden sehr spezielle Gedächtnisstrategientrainiert, <strong>die</strong>nicht <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Alltagsprobleme derEingegangen: 10. März 2000Akzeptiert: 15. Mai 2001T. Bernhardt ()) · K. MaurerL. FrölichKlinik für Psychiatrieund Psychotherapie IKlinikumder Johann Wolfgang Goethe-UniversitätHeinrich-Hoffmann-Str. 1060528 Frankfurt, GermanyPatienten übertragbar sind. Aus<strong>die</strong>sem Grund haben wir ein <strong>Trainings</strong>programmentwickelt, dassversucht, <strong>die</strong> unterschiedlicheLeistungsfähigkeit der Teilnehmerzu berücksichtigen und einenhohen Alltagstransfer zu ermöglichen.Kurz- und Langzeitgedächtnissowie das Verrichten alltäglicherAktivitäten wurden übereinen Zeitraum von 6 Wochen in12 Stunden gezielt trainiert. UnsereErgebnisse zeigen eine signifikanteVerbesserung der Experimentalgruppein ihrer Aufmerksamkeits-und Gedächtnisleistungim Vergleich zur Kontrollgruppe.n SchlüsselwörterKognitives Training –Psychologische Intervention –Demenzn Summary There are few resultsof controlled stu<strong>die</strong>s about psychologicalinterventions, i.e.training of cognititve functions indementing illnesses. Most frequentlyvery specific memorystrategies are trained, (the effectsof) which cannot be generalized toactivities of daily living.Thus, a memory training programwas developed consideringthe different cognitive abilities ofthe participants and which wasmeant to be generalized to dailytasks.Short-term and long-termmemory were trained as well asactivities of daily living in 12 lessonsfor a period of 6 weeks. Wecan show significant improvementsof attention and memoryperformance in our experimentalgroup in comparison to the controlgroup.n Key words Cognitive training –psychological intervention –dementiaEinleitungÜber <strong>die</strong> Nützlichkeit psychologischer <strong>Trainings</strong>maßnahmenbei dementiellen Erkrankungen liegen bishernur wenige Ergebnisse vor, <strong>die</strong> in der Regel wederden Schweregrad der Erkrankung berücksichtigen,noch <strong>auf</strong> Alltags<strong>auf</strong>gaben transferiert werdenkönnen.Gedächtnistraining für ältere Menschen zielt inaller Regel <strong>auf</strong> eine Verbesserung des Lernens abund lässt sich in drei Bereiche unterteilen: mechanischesÜben von Merk<strong>auf</strong>gaben, Aneignung internalerGedächtnistechniken und den Gebrauch externalerGedächtnishilfen. Die Lern- und Gedächtnistechnikenorientieren sich an allgemeinpsychologischenLerntheorien. Externale Gedächtnishilfen, z.B.der Gebrauch von Kalendern oder Tagebüchern,ZGG 032


36 Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, Band 35, Heft 1 (2002)© Steinkopff Verlag 2002n ExplorationElf Teilnehmer der Experimentalgruppe füllten imRahmen der Nachuntersuchung den Explorationsfragebogenaus. Die Ergebnisse der Exploration zeigtenein sehr positives Resümee. Allen befragten Teilnehmernhatte das kognitive Training Spaß gemacht, allewaren mit der Themenauswahl zufrieden, hattensich in ihrer <strong>Trainings</strong>gruppe wohlgefühlt undwürden jederzeit wieder an einem Training teilnehmen(siehe Tabelle 2).n Zusammenhang der Effekte mit dem LebensalterEin Zusammenhang der dargestellten Testergebnissemit dem Alter war nicht nachweisbar. Alle berechnetenKorrelationskoeffizienten waren nicht signifikant(Spearman-Rangkorrelation: r s (SKT) =–0,217;r s (BCRS) = 0,111).n Zusammenhang von Ausgangswertmit TestzugewinnFür Experimental- und Kontrollgruppe wurden Korrelationskoeffizientenzwischen den Ausgangswertenund den Testzugewinnen in der BCRS und im SKTberechnet.Im SKT fanden sich weder für <strong>die</strong> Experimentalnochfür <strong>die</strong> Kontrollgruppe signifikante Korrelationenzwischen Ausgangswerten und Testzugewinnen.In der BCRS zeigt sich nur in der Kontrollgruppeein signifikantes Ergebnis von p=0,041 (*) zwischenAusgangswert und Testzugewinn, d.h. Personen mitguten Ausgangswerten verschlechtern sich nach Teilnahmean der Kontrollbedingung mehr als Teilnehmermit ungünstigen Ausgangswerten.n Zusammenhang von Ausgangstestwertmit EndtestwertFür Experimental- und Kontrollgruppe wurden <strong>die</strong>Korrelationen von Vorher- und Nachher-Messung imSKT und in der BCRS berechnet. Die Ergebnisse sindin Tabelle 2 dargestellt. In beiden Testverfahrenkonnten sowohl innerhalb der Experimentalgruppeals auch in der Kontrollgruppe hochsignifikante Korrelationen(**) festgestellt werden, d.h. je besserbzw. schlechter <strong>die</strong> Ergebnisse in der Vorher-Messung,desto besser bzw. schlechter sind <strong>die</strong> Testwertein der Nachher-Messung.DiskussionÜber den Nutzen psychologischer <strong>Trainings</strong>maßnahmenbei dementiellen Erkrankungen liegen nur wenigeErgebnisse aus kontrollierten Stu<strong>die</strong>n vor. EinigeStu<strong>die</strong>n konnten bei Personen mit der DiagnoseDemenz innerhalb der <strong>Trainings</strong>phase kurzfristigeLeistungsverbesserungen feststellen, <strong>die</strong> nach demTraining wieder verschwanden (22, 23). Ein kombiniertesTraining aus Aufmerksamkeits-, Gedächtnis-und Konzentrations<strong>auf</strong>gaben bei einer Gruppevon Personen mit Demenzen vom Alzheimer- undvom vaskulären Typ zeigte größtenteils keine Verbesserungder <strong>kognitiven</strong> Leistungsfähigkeit (4). Mit derFace-Name-Methode, bei der eine Verbindung desNamens einer Person und prägnanten Merkmalens<strong>eines</strong> Gesichtes hergestellt wird, konnten in einerStu<strong>die</strong> mit acht Demenzpatienten nur bei einer PersonLeistungsverbesserungen festgestellt werden (3).Andere Untersuchungsbefunde sprechen dafür, dasskognitive Techniken nur bei leichten DemenzerkrankungenLeistungsverbesserungen bewirken können(20, 21). Bei fortschreitender Demenzerkrankung istder Einsatz von Mnemotechniken durch <strong>die</strong> Verlangsamungkognitiver Verarbeitungsprozesse und <strong>die</strong>Beeinträchtigung aktiver Informationsverarbeitungbegrenzt (vgl. (9, 15)). Um möglichst signifikanteLeistungssteigerungen zu erzielen, empfiehlt Wilson(19), ein individuelles <strong>Trainings</strong>programm <strong>auf</strong>zustellen,das abhängig vom Schweregrad der Erkrankungund der Art des <strong>kognitiven</strong> Ausfallmusters für denPatienten geeignete Mnemotechniken trainiert.In späteren Sta<strong>die</strong>n einer Demenzerkrankung,wenn der Einsatz internaler Strategien nicht mehrmöglich ist, ist es sinnvoll, den Patienten durch externeGedächtnishilfen zu unterstützen, um Gedächtnisproblemezu kompensieren und Orientierungshilfenzu geben. Resultate aus kontrollierten Stu<strong>die</strong>nzum Realitätsorientierungstraining deuten dar<strong>auf</strong>hin, dass <strong>die</strong> Verbesserung der <strong>kognitiven</strong> Leistungsfähigkeitnur dann <strong>auf</strong>rechterhalten werden kann,wenn auch das Training beibehalten wird (1, 13).Im Unterschied zu den zuvor berichteten <strong>Trainings</strong>maßnahmenversuchte <strong>die</strong> vorliegende Arbeit,Personen mit unterschiedlichem Schweregrad derDemenzsymptomatik intensiv zu fördern. Mit alltagsnahenGedächtnis<strong>auf</strong>gaben wurden Kurz- undLangzeitgedächtnis sowie <strong>die</strong> Verrichtung täglicherAufgaben über einen Zeitraum von sechs Wochen inzwölf Gruppensitzungen trainiert.Die Experimentalgruppe verbesserte sich in denbeiden durchgeführten Testverfahren SKT und BCRSinnerhalb von kurzer Zeit hochsignifikant (p


T. Bernhardt et al.Wirkung von kognitivem Training bei Demenz37Tab. 3 Zeigt <strong>die</strong> Korrelation zwischen den Ausgangstestwerten und Testzugewinnenfür Experimental- und Kontrollgruppe im Syndrom-Kurz-Test und derBrief-Cognitive-Rating-ScaleSKTExperimentalgruppe r s =0,060p =0,834Kontrollgruppe r s =–0,125p =0,669BCRSr s =0,203p =0,493r s =–0,564p =0,041*r s Spearman-Rangkorrelationskoeffizient, p WahrscheinlichkeitTab. 4 Zeigt <strong>die</strong> Korrelation zwischen den Ausgangstestwerten und Endtestwertenfür Experimental- und Kontrollgruppe im Syndrom-Kurz-Test und derBrief-Cognitive-Rating-ScaleSKTExperimentalgruppe r s =0,849p


38 Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, Band 35, Heft 1 (2002)© Steinkopff Verlag 2002Literatur1. Baines S, Saxby P, Ehlert K (1987)Reality orientation and reminiscencetherapy: A controlled cross-overstudy of elderly confused people. Br JPsychiatry 151:222–2312. Baltes M, Kindermann T, TeisenzeinR (1986) Die Beobachtung von unselbständigemund selbständigemVerhalten in einem deutschen Altenheim:Die soziale Umwelt als <strong>Einfluss</strong>größe.Z Gerontol 19:14–243. Bäckman L, Josephsson S, Herlitz A,Stigsdotter A, Viitanen M (1991) Thegeneralizability of training gains indementia: Effects of an imagerybasedmnemonic on face-name retentionduration. Psychol Aging 3:489–4924. Beck C, Heacock P, Mercer S (1988)The impact of cognitive skills remediationtraining on persons with Alzheimer’sdisease and mixed dementia.J Geriatr Psychiatry 21:73–885. Cornoldi C (1988) Why study mnemonics?In: Gruneberg M, Morris P,Sykes, R (eds) Practical aspects ofmemory: Current research and issues.Vol. 2: Clinical and educationalimplications. John Wiley & Sons, Chichester,pp 397–4026. Denney N (1989) Everyday problemsolving: Methodological issues, researchfindings, and a model. In:Poon L, Rubin D, Wilson B (eds)Everyday cognition in adulthood andlate life. Cambridge University Press,New York, pp 330–3517. Erzigkeit H (1989) <strong>Der</strong> SKT – EinKurztest zur Erfassung von Gedächtnis-und Aufmerksamkeitsstörungen.Beltz, Weinheim8. Folstein M, Folstein S, McHugh P(1975) Mini mental state: A practicalmethod for grading the cognitivestate of patients for the clinician. JPsychiatr Res 12:189–1989. Jorm A (1986) Controlled and automaticinformation processing in seniledementia: A review. Psychol Med16:77–8810. Klampfl-Lehmann I (1986) <strong>Der</strong>Schlüssel zum besseren Gedächtnis.Gustav-Lübbe, Bergisch-Gladbach11. Oswald W, Rödel G (1995) DasSIMA-Projekt. Gedächtnistraining.Ein Programm für Seniorengruppen.Hogrefe, Göttingen Bern TorontoSeattle12. Poon L (1984) Memory training forolder adults. In: Abrams J, Crooks V(eds) Geriatric mental health. NewYork, Grunet Stratton, New York, pp136–15013. Reeve W, Ivison D (1985) Use of environmentalmanipulation and classroomand modified informal realityorientation with institutionalized,confused elderly patients. Age Ageing15:119–12114. Reisberg B, Ferris S (1988) Brief CognitiveRating Scale (BCRS). PsychopharmacolBull 24:629–63615. Salthouse T (1980) Age and memory:Strategies for localizing the loss. In:Poon L, Fozard J, Cermak L, ArenbergD, Thompson L (Eds) New directionsin memory and aging: Proceedingsof the George A. TallandMemorial Conference. Lawrence ErlbaumAssociates Publishers, Hillsdale16. Stengel F (1984) Heitere Gedächtnisspiele2. Training zur geistigen Konzentration.Spielleiterband. Klett,Stuttgart17. Stengel F (1993) Heitere Gedächtnisspiele1. Training zur geistigen Konzentration.Hörübungen. Memo-Verlag,Stuttgart18. Stigsdotter A, Bäckman L (1989)Comparisons of different forms ofmemory training in old age. In:Luzcz M, Nettelbeck T, Nettelbeck T(eds) Psychological development: Perspectivesacross the life span. Elsevier,Amsterdam, pp 397–40819. Wilson B (1989) Designing memorytherapy programs. In: Poon L, RubinD, Wilson B (eds) Everyday cognitionin adulthood and late life. CambridgeUniversity Press, Cambridge, pp 615–63820. Yesavage J (1982) Degree of dementiaand improvement with memorytraining. Clin Gerontol 1:77–8121. Yesavage J, Westphal J, Rush L (1981)Senile dementia: Combined pharmacologicand psychologic treatment. JAm Geriatr Soc 29:164–17122. Zarit S, Cole K, Guider R (1996)Memory training stu<strong>die</strong>s and subjectivecomplaints in the aged. Gerontologist21:158–16423. Zarit S, Zarit J, Reever K (1982)Memory training for severe memoryloss: Effects of senile dementia patientsand their families. Gerontologist22:373–377

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