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Streitschlichter-Jugendliche vermitteln bei Konflikten - Regionalpoint ...

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Das <strong>Streitschlichter</strong>programm<strong>Jugendliche</strong> <strong>vermitteln</strong> <strong>bei</strong> <strong>Konflikten</strong>Schule/InstitutionLudmilla Realschule BogenAnsprechpartner: Hermann Mayer, BRe-mail: beratung@ludmilla-realschule.deInternet: www.ludmilla-realschule.comZiele:• Mitbeteiligung und Mitverantwortung von Schülern innerhalb derKommunikations- und Konfliktkultur der Schule• Selbstlerneffekte sozialer und kommunikativer Fähigkeiten hinsichtlich derSozialkompetenz und der Selbstkompetenz der ausgebildeten Mediatoren• Nutzen <strong>bei</strong> Bewerbungen und für den späteren Beruf• Altruismusfaktor <strong>bei</strong> <strong>Jugendliche</strong>nDie Konzeption des <strong>Streitschlichter</strong>programms an Schulen ist in Deutschland seitBeginn der 90er Jahre hauptsächlich unter dem Aspekt der Vermittlung (Mediation)<strong>bei</strong> <strong>Konflikten</strong> zwischen Schülern bzw. der Gewaltprävention angelegt. Die imRahmen der Initiative „Werte machen stark“ durchgeführten wissenschaftlichenErhebungen der Universität Eichstätt zeigen aber, dass für die ausgebildeten<strong>Streitschlichter</strong> die Gründe wie: Selbstlerneffekt, Altruismus, der Nutzen für denspäteren Beruf sowie das Lernen von Neuem die höchste Priorität besitzen. AusSicht der Konfliktlotsen ergibt sich erstens ein „Interessen- und Altruismusfaktor“,zweitens ein „Eigennutzfaktor“. Das Projekt bringt somit, laut der Erhebung,besonders den Teilnehmenden große Vorteile. Wesentliche Kompetenzgewinne imBereich der sozialen und persönlichen Stärken sowie im fachlichen undmethodischen Wissen gehen mit der Ausbildung einher.Kosten für die Umsetzung der MaßnahmeJe nach Aufwand des Projekts können unterschiedlich hohe Kosten anfallen. Für dieGrundausstattung (Literatur, Übungsmaterial, Video, Flip-Chart) sollten ca. 100 Euroeingeplant werden.Leitfaden für die konkrete Umsetzung des ProgrammsZu Beginn des Projekts muss die Schule in einer Art „Bedarfsanalyse“ einebewusste Entscheidung für oder gegen die Einführung eines solchen Modells treffen.Nur wenn das Projekt ein fester, bedeutungsvoller und gelebter Bestandteil desSchulprofils ist, hat es Aussicht auf Erfolg und Nachhaltigkeit.Ablaufschema zur Umsetzung des KonfliktlotsenprojektsVorphase:Kontakt herstellen zu / Information an:Kollegium Schulleitung Lehrerkonferenz Eltern<strong>bei</strong>ratAbstimmung über das Projekt


Planungsphase:Bildung einer Projektgruppe(z. B. Lehrer, Beratungslehrer, Schulleitung, Personalrat, externeTrainer usw.)• Zielklärung• Zeitplanung (evtl. Fortbildung für kommende Trainer)• Information der Eltern und der Schüler• Auswahl der Mediatoren• Planung einer SchiLFTrainingsphase: Ausbildung der Mediatoren (Zeitbedarf ca. 10 - 15Doppelstunden)z. B. durch Beratungslehrer, Schulpsychologen, Sozial –pädagogen, Kollegen usw.gleichzeitig: Werbung und Sensibilisierung für das Projekt inallen Klassen und Aufgreifen der Thematik „Peer-Mediation“im UnterrichtUmsetzungsphase: Durchführung• Raum bereitstellen und gestalten• Bekanntmachung (z. B. Elternbrief, Presse)• Einsatzplan erstellen fürKonfliktlotsen AGLehrer als CoachAuswahl der <strong>Streitschlichter</strong>Die Auswahl der <strong>Streitschlichter</strong> kann nach unterschiedlichen Modellen erfolgen, dieauch die Unterschiede der verschiedenen Schularten berücksichtigen. Denkbar sindFragebögen, die über die Einstellungen und die Erwartungen zukünftiger<strong>Streitschlichter</strong> Auskunft geben. Bewährt hat sich auch ein Auswahlverfahren durchdie Mitschüler, vergleichbar der Klassensprecherwahl. SMV, Verbindungslehrer undbereits ausgebildete <strong>Streitschlichter</strong> können <strong>bei</strong> der Werbung miteinbezogen werden.Jedenfalls sollte die Auswahl geeigneter Teilnehmer immer in Kooperation mit denKlassenlehrern erfolgen, da diese ihre Schüler hinsichtlich der Eignung, ihrersozialen Kompetenz und ihres Durchhaltevermögens besser kennen. Zudemgewährleistet diese Einbeziehung eher, dass das Projekt von der Lehrerschaftmitgeplant und mitgetragen wird. Interessierte Schüler füllen ein Anmeldeformularaus, das von ihren Eltern (evtl. Klassenleiter) abgezeichnet werden muss. Die Fragenach dem Alter der Schüler wird zwischenzeitlich sehr flexibel (je nach Vorgabe derSchulart) gehandhabt. Selbstverständlich können jüngere Schüler nicht <strong>bei</strong> <strong>Konflikten</strong>älterer Schüler eingesetzt werden.Ausbildung der <strong>Streitschlichter</strong>Alle Trainingsprogramme (siehe Literatur) richten ihre Ausbildungsbausteine mehroder weniger am Phasenmodell des Mediationsgespräches aus. Am Ende derAusbildung sollen die Konfliktlotsen eine Schlichtung vornehmen können. DieAusbildung setzt sich in aller Regel aus folgenden Bausteinen zusammen:• Baustein 1: Gruppenbildung, Kooperation, Grundregeln für die Gruppe• Baustein 2: Gefühle erkennen und ausdrücken, Sprache-Mimik-Gestik• Baustein 3: Vorurteile, Toleranz und Einfühlung (Empathie)• Baustein 4: Konflikte erkennen ( z. B. an unserer Schule, Konfliktherde,Lösungsstrategien), Konfliktstrukturen, Konfliktanalyse


• Baustein 5: Gesprächstechniken, aktives Zuhören, Ich-Botschaften, Du-Botschaften• Baustein 6: Das Schlichtungsgespräch (Vorbereitung und Einleitung,Sichtweisen der Konfliktparteien, Hintergründe des Konflikts, Lösungensuchen, Abkommen suchen)Ablauf der Streitschlichtung• Einleitung des Gesprächs, Ziel der Schlichtung, Zusicherung derVertraulichkeit, Erläuterung des Verfahrens• Konfliktparteien formulieren ihre unterschiedlichen Standpunkte undSichtweisen, <strong>Streitschlichter</strong> fassen zusammen• Konflikt auf den Punkt bringen, zugrunde liegende Gefühle erklären• Problemlösung erar<strong>bei</strong>ten, unterschiedliche Lösungsansätze besprechen undbewerten• Vereinbarung treffen• vereinbarten Lösungsweg definieren, schriftlich festhalten, FolgetreffenverabredenEinsatz der <strong>Streitschlichter</strong>Die erste Grundvoraussetzung für das Gelingen des Projekts ist ein gemütlicheingerichtetes <strong>Streitschlichter</strong>büro. Dem Projekt muss ein Raum gegeben werden,der den Schülern, den Eltern und dem Lehrerkollegium als Anlaufstelle bekannt seinmuss.Zu Schuljahresbeginn stellen sich die ausgebildeten <strong>Streitschlichter</strong> persönlich in denKlassen (evtl. eigener Flyer) vor. Im Schulgebäude und am <strong>Streitschlichter</strong>büro wirdein Dienstplan ausgehängt, aus dem ersichtlich ist, wer wann als Ansprechpartnerzuständig ist. Die Kontaktaufnahme und die Vereinbarung eines Schlichtungsterminskann über verschiedene Wege erfolgen. Sowohl eine persönliche Anmeldung alsauch die Vermittlung über Lehrer oder Mitschüler ist denkbar. Als sinnvoll hat sich eineigener Briefkasten (Kummerkasten) erwiesen, in den man eine schriftlicheAnmeldung zu einem Schlichtungstermin einwerfen kann.Um die Bedeutung des Projekts zu dokumentieren, ist es wichtig, die Ar<strong>bei</strong>t derKonfliktlotsen auch an die Öffentlichkeit zu bringen. Bei Lehrerkonferenzen, am Tagder offenen Tür, <strong>bei</strong> Elternversammlungen und schulischen Veranstaltungen können<strong>Streitschlichter</strong> den praktischen Ablauf einer Schlichtung in Form eines Rollenspielsdemonstrieren.Betreuung der GruppeDie Ar<strong>bei</strong>t mit den <strong>Streitschlichter</strong>n ist mit der Ausbildung nicht abgeschlossen. Umdem Projekt Qualität und im Besonderen Nachhaltigkeit zu verleihen, brauchen die<strong>Streitschlichter</strong> betreuende Lehrkräfte. Wichtig erscheint ein regelmäßiger Austauschder <strong>Streitschlichter</strong>-Gruppe, um z. B. Fallbesprechungen durchzuführen,organisatorische Probleme und zusätzliche Fortbildungen zu besprechen und zuplanen. In Zeiten, in denen <strong>Streitschlichter</strong> nicht so sehr beschäftigt werden, istMotivationsar<strong>bei</strong>t durch den Coach sehr wichtig.Fachliche und pädagogische Auswirkungen• Chancen und VorteileSchüler-Streitschlichtung ist eine überaus effektive Maßnahme der Erziehungund der Gewaltprävention. Der häufige Erfolg liegt im Gefühl, dass alleBeteiligten, die an einer gemeinsamen Sache ar<strong>bei</strong>ten, „in einem Boot sitzen“.


Nach Einsatz von <strong>Streitschlichter</strong>n gingen die Interventionen der Lehrkräfteund die der Schulleitungen stark zurück. Nicht nur für die Konflikt<strong>bei</strong>legungerweisen sich <strong>Streitschlichter</strong>programme als günstig, vielmehr profitieren dieKonfliktlotsen selbst nachhaltig von ihrer Ausbildung (siehe wissenschaftlicheEvaluation). Durch das Erlernen grundsätzlicher sozialer und kommunikativerFähigkeiten werden die Schülerinnen und Schüler reifer und selbstbewusster.• Grenzen der StreitschlichtungDas <strong>Streitschlichter</strong>modell wirkt als eine Art Delegationsprinzip, das Problemeauf der jeweils niedrigsten Ebene zu lösen versucht. Lehrer können da<strong>bei</strong> vonschulischen Alltagskonflikten zum Teil entlastet werden. Die Kompetenz undVerantwortung der Lehrkraft kann hier<strong>bei</strong> allerdings nicht voll ersetzt werdenund es gibt auch Grenzen für die Streitschlichtung durch Schüler.Beispielsweise sollen, gemäß Expertenmeinung, Schüler <strong>bei</strong>Mobbingprozessen nicht eingesetzt werden, weil sie mit dieser Aufgabeschnell überfordert wären.LiteraturJefferys, Noack: Streiten, <strong>vermitteln</strong>, lösen, AOL Verlag Lichtenau 1995Faller, Kerntke, Wackmann: Konflikte selber lösen, Mediation für Schule undJugendar<strong>bei</strong>t, Verlag an der Ruhr, Mühlheim 1996Faller K.: Mediation in der pädagogischen Ar<strong>bei</strong>t: Ein Handbuch für denKindergarten, Schule und Jugendar<strong>bei</strong>t, Mühlheim a. d. Ruhr 1998Edling, Lars: Schüler/innen lösen ihre Konflikte – eine einfache Methode. AOLVerlag, Lichtenau 2004C. Kopietz, R. Schäfer: Fit für die Streitschlichtung, Ausbildung in 7 Baussteinen,aol-verlag.deBildungsteam Berlin-Brandenburg e.V.: Alltagskonflikte durchspielen, Rollenspiele fürden Mediationsprozess, Verlag an der Ruhr, Mühlheim 2001aj Aktion Jugendschutz: Mediatoren statt Gladiatoren, Landesar<strong>bei</strong>tsstelle Bayerne.V, Fasaneriestr. 17, 80636 MünchenOlweus, D.: Gewalt in der Schule Bern 1995Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen: <strong>Jugendliche</strong><strong>vermitteln</strong> <strong>bei</strong> <strong>Konflikten</strong>, Akademiebericht Nr. 342 (plus Video)Prävention im Team, PIT-OrdnerInternet-Adressenwww.klasse-schulmediation.dewww.schulpsychologie.dewww.bildungsserver.dewww.sich-vertragen.deFilmAkademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen: Wenn zwei sichstreiten, .... VHS-VideokassetteSchnatmann, R. (2001). Streitschlichtung – Mediation. Tätigkeit und Ausbildung.VHS-Videokassette, München: focus film

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