BERATEN AM GANZEN KLINIKUM: DIE PFLEGExPERTEN WISSEN MAChT DIE ruNDE In der Krankenpflege wie auch in der Medizin verfügen alle über ein breites Erfahrungsspektrum, das jeden Tag zum Einsatz kommt. Doch was ist mit pflegerischen Aspekten, die nicht alltäglich sind? Dafür gibt es jetzt speziell ausgebildete Pflegende, die <strong>am</strong> ges<strong>am</strong>ten <strong>Klinikum</strong> <strong>aktiv</strong> sind: die Pflegeexperten. Wir stellen sie Ihnen vor. Susanne Swierkot ist Expertin im Ernährungste<strong>am</strong>. Sie und ihre zwei Kolleginnen sind für alle Patienten zuständig, die dauerhaft mit einer Sonde künstlich ernährt werden. Sie stellt zunächst den Ernährungszustand fest – denn auch schwergewichtige Patienten sind oft nicht gut ernährt. Patienten, die Schluckbeschwerden aufgrund verschiedener Halserkrankungen haben, sind häufig unterernährt und erst die Anlage einer Sonde kann das Gewicht erhöhen und so zur Sicherung der Gesundheit beitragen. Leider gibt es hier große Ängste, obwohl das Leben mit der Sonde größtenteils normal sein kann: man geht schwimmen, duschen, macht Urlaub. Alles ist möglich, wenn der Zugang gut versorgt wird. Hier schult Frau Swierkot die Patienten und ihre Angehörigen und Susanne Swierkot kümmert sich um alle Patienten mit Ernährungssonden. macht ihnen Mut. Einer ihrer Patienten lebt bereits seit zehn Jahren mit seiner Sonde und kommt gut d<strong>am</strong>it zurecht – sicherlich auch ein Erfolg der professionellen Beratung. Stefan Heckner ist einer von sechs Pflegeexperten für das Schmerzmanagement, auch Pain Nurses genannt. Der Fachkrankenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie hat sich auf diesem Gebiet weitergebildet und wird ab dem nächsten Jahr sein Wissen auch an der Akademie DO, der hauseigenen Fortbildungsinstitution des <strong>Klinikum</strong>s, weitergeben. Er berät die Patienten und das Te<strong>am</strong> bei der medik<strong>am</strong>entösen und nichtmedik<strong>am</strong>entösen Schmerztherapie innerhalb der ärztlich festgelegten Rah mentherapie. Für ihn ist Schmerz etwas sehr Persönliches. Deshalb werden heute häufig Schmerzmittel-Pumpen eingesetzt, mit denen die verordnete Menge vom Patienten selbst abgerufen werden kann. Eine gute Schmerztherapie begünstigt die Heilung, weil der Patient ohne Schmerzen schneller <strong>aktiv</strong> wird. Gefahren wie etwa eine Lungenentzündung nach großen Bauch operationen werden vermieden, wenn der Patient schneller wieder tief durchatmet. Viele der heutigen Mittel sind sehr gut verträglich. Wichtig ist, dass das Gehirn einen Schmerz nicht „lernt“, sonst kann er chronisch werden. Stefan Heckner kennt alle modernen Methoden der Schmerztherapie. Jürgen Wimmer ist einer von drei Wundmanagern <strong>am</strong> <strong>Klinikum</strong>. (Seine beiden Kollegen haben wir Ihnen schon einmal in Heft 01 vorgestellt.) Abwechselnd arbeitet er mit seinen Kollegen auch <strong>am</strong> Klinikzentrum Nord. Hier werden seit Jahren chronische Wunden behandelt, die als Folge eines Diabetes mellitus oder einer Gefäßerkrankung entstehen. Dank des professionellen Wundmanagements bietet das <strong>Klinikum</strong> heute ein umfassendes Konzept: » Ernährung und Wundheilung gehören zus<strong>am</strong>men. Ohne genug Eiweiß können Wunden nicht heilen.« Susanne Swierkot, Pflegeexpertin für künstliche Ernährung Jürgen Wimmer sorgt für die bestmögliche Versorgung von Wunden. Beratung von Menschen mit chronischen Wunden zu Wundheilung, Wundursachen und vorbeugenden Maßnahmen. Ein eigenes Praxishandbuch schult die Pflegenden bei der Anwendung der richtigen Wundauflage, je nach Heilungsstadium. Jede kritische Wunde wird mit Fotos dokumentiert, die allen Ärzten und anderen Fachexperten über die elektronische Patientenakte zur Verfügung stehen. So kann die Entwicklung beobachtet werden, ohne die Wunde unnötig abdecken zu müssen. Obendrein wurde in den letzten fünf Jahren durch Wundschulungen und Arbeitsgruppentreffen ein Netzwerk mit Pflegediensten in <strong>Dortmund</strong> geschaffen, die selbst Wundexperten beschäftigen, um die Fortführung der Therapie zu Hause zu gewährleisten. Martina Hüppler setzte als eine der ersten Wundexpertinnen Standards. 6 7 KLINIKUM Do 04 PFLeGe ExPErTEN IN DEr PfLEGE – KoNzEPT uND uMSETzuNG Andrea Besendorfer ist Pflegewissenschaftlerin und leitet die neuen Pflegeexperten-Te<strong>am</strong>s. Sie erläutert das Konzept, das dahintersteckt. Frau Besendorfer, wie wird man Pflege experte und welche aufgaben gehören dazu? Die Pflegeexperten sind erfahrene Pflegende, die sich mit einer besonderen Weiterbildung auf einen Teilbereich der Pflege konzentrieren, an dem sie selbst ein besonderes fachliches Interesse haben. Die Weiterbildung bringt ihnen das absolut neueste Wissen in dem Bereich nahe. So sind sie kompetente Ansprechpartner für die Ärzte und Pflegenden – sie werden systematisch in die Versorgung der Patienten einbezogen. Welche Fälle sind das zum Beispiel? Etwa wenn ein Patient mit mehreren schlecht heilenden Wunden zu uns kommt oder wenn für einen Patienten eine künstliche Ernährung notwendig wird. Jeder Patient hat nach einer Operation Schmerzen, aber bei bestimmten Eingriffen ist mit besonders schweren Schmerzen zu rechnen. In solchen Fällen kommen jeweils die entsprechenden Pflegeexperten ins Spiel. Sie dokumentieren den Fall, planen gemeins<strong>am</strong> mit den Ärzten und Pflegenden die optimale Therapie für diesen Patienten oder schlagen Änderungen einer Therapie vor, falls der Erfolg auf sich war ten lässt. Sie bleiben kontinuierlich <strong>am</strong> Ball, überwachen den Erfolg und helfen bei der Entlassung nach Hause. Wie gehen die Ärzte d<strong>am</strong>it um? Sonst verordnen sie doch alle Maßnahmen ... Das tun die Ärzte auch weiterhin und sie müssen immer ihre Zustimmung bzw. die Anordnung geben. Aber die spezialisierten Pflegeexperten können fachspezifische Zusatzinformationen geben und vorschlagen. Die Zus<strong>am</strong>menarbeit zwischen allen Beteiligten funktioniert wunderbar. Über- haupt sind ja die Berufsgruppen heute mehr denn je an Zus<strong>am</strong>menarbeit interessiert und praktizieren sie auch, zum Beispiel sieht man das an den medizinischen Zentren. Die Qualifizierung zum Pflegeexperten bietet Pflegenden die Chance, sich beruflich erheblich weiterzuentwickeln. Andrea Besendorfer übernimmt die fachliche Begleitung <strong>am</strong> Haus. Welche Gründe sprechen dafür, bestimmte Bereiche mit experten abzudecken? Wir sehen in dem Konzept eine enorme Steigerung der Qualität in der Pflege. Niemand kann alle neuen Entwicklungen in Medizin und Pflege verfolgen. Wir <strong>am</strong> <strong>Klinikum</strong> profitieren davon, wenn wir Pflegeexperten haben, die sich um genau diejenigen Bereiche kümmern, die ein spezielles pflegefachliches Wissen erfordern und die für die individuelle Gesundheit und Zufriedenheit entscheidend sind. Deshalb planen wir, hier noch weitere Felder abzustecken, zum Beispiel für die Pflege von Schmerzpatienten mit Tumorerkrankungen oder für die Schulung von Angehörigen von Patienten mit Demenzerkrankungen.