KALKSANDSTEIN
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<strong>KALKSANDSTEIN</strong> – Industrie- und Gewerbebau: Energieeffi zienz und Energieeinsparung *<br />
* Dipl.-Ing. (FH) Steffen Czychi, München<br />
1. EINFÜHRUNG<br />
Die nach Energieeinsparverordnung (EnEV)<br />
2002/2004 anzuwendenden Rechenverfahren<br />
zur Bewertung der Energieeffi zienz<br />
von Gebäuden wurden im Wesentlichen<br />
für neu zu errichtende Wohngebäude entwickelt,<br />
jedoch auch zur energetischen<br />
Bewertung von Nicht wohngebäuden eingesetzt.<br />
Im Vergleich zum Wohnungsbau ist<br />
die Anlagentechnik bei Nichtwohngebäuden<br />
i.d.R. sehr viel komplexer; sie konnte<br />
durch die vorhandenen Rechenverfahren<br />
nicht abgebildet werden.<br />
Das vorliegende Bewertungssystem<br />
ent sprach somit nicht den Anforderungen<br />
der EU-Richtlinie 2002/91/EG zur<br />
Gesamt energieeffi zienz von Gebäuden.<br />
Die DIN V 18599 ist seit Einführung der<br />
EnEV 2007 das zur energetischen Bewertung<br />
von Nichtwohngebäuden zugrunde<br />
zu legende Berechnungsverfahren. Damit<br />
können auch abweichende Randbedingungen<br />
und eine komplexere Anlagentechnik<br />
bei Industrie- und Gewerbegebäuden<br />
mit einer ausreichenden Genauigkeit berücksichtigt<br />
werden.<br />
2. EnEV-ANFORDERUNGEN AN<br />
NICHTWOHNGEBÄUDE<br />
Gemäß Energieeinsparverordnung muss<br />
ein neu zu errichtendes Gebäude sowohl<br />
Anforderungen an die wärmeschutztechnische<br />
Qualität der Gebäudehülle als<br />
auch Anforderungen an den Primärenergiebedarf<br />
einhalten. Der spezifi sche Primärenergiebedarf<br />
zeigt an, wie viel Primärenergie<br />
– bezogen auf die Nutzfl äche pro Jahr<br />
– ein Gebäude unter Normrandbedingungen<br />
zur Beheizung, Kühlung, Beleuchtung, Belüftung<br />
und für Trinkwarmwasser benötigt.<br />
Die Anforderungen an die wärmeschutztechnische<br />
Qualität der Gebäudehülle sind<br />
in der EnEV als ein über die gesamte Hülle<br />
gemittelter Wert festgelegt. Der Grenzwert<br />
des Primärenergiebedarfs wird über das<br />
so genannte Referenzgebäude ermittelt.<br />
Das Referenzgebäude ist ein fi ktives Gebäude<br />
mit gleicher Geometrie und Nutzung<br />
wie das zu errichtenden Gebäude. Im Gegensatz<br />
zum tatsächlich zu errichtenden<br />
Gebäude entsprechen Qualität der thermischen<br />
Gebäudehülle und Anlagenausstattung<br />
des Referenzgebäudes den im<br />
Anhang der EnEV festgelegten Werten und<br />
Komponenten.<br />
Ist beispielsweise die Qualität der thermischen<br />
Gebäudehülle des zu errichtenden<br />
Gebäudes besser als die des Refe-<br />
8<br />
renzgebäudes, so kann die Anlagentechnik<br />
geringer dimensioniert werden. Da im<br />
Regelfall die jährlichen Betriebskosten<br />
(Klimatisierung, Reinigung etc.) die Herstellkosten<br />
bereits in kurzer Zeit überschreiten,<br />
ist dieses Vorgehen besonders<br />
wirtschaftlich.<br />
3. BESTANDTEILE DER BILANZIERUNG<br />
NACH DIN V 18599<br />
Die DIN V 18599 umfasst gemäß den Anforderungen<br />
der EU-Richtli nie 2002/91/EG<br />
sämtliche für die Raumkonditionierung<br />
relevanten Energieverbraucher in einem<br />
Gebäude, d.h., es werden neben dem<br />
Heizwärmebedarf und der Energieaufwendung<br />
für Warmwasser auch die Energieaufwendungen<br />
für Raumklimatisierung<br />
und Beleuchtung sowie RLT-Technik berücksichtigt.<br />
Die DIN V 18599 berücksichtigt in der<br />
Bilanz eines Gebäudes nicht nur separat<br />
einen einzelnen Energiestrom, sondern<br />
auch die Wechselwirkungen der Bilanzierungsteile.<br />
Aufgrund der umfassenden<br />
Bilanzierung sowie der daraus entstehenden<br />
Verknüpfungen zur Berücksichtigung<br />
der Wechselwirkung einzelner Bilanzanteile<br />
kann die energetische Bewertung<br />
von einem Nichtwohngebäude mit einem<br />
realistischen Aufwand nur noch rechnergestützt<br />
erfolgen.<br />
Gesamtbilanz<br />
Teil 1<br />
Randbedingungen<br />
Teil 10<br />
BHKW<br />
Teil 9<br />
RLT und Kälte<br />
Teil 7<br />
Raumbilanz<br />
Teil 2<br />
Bild 1: Übersicht über die Teile der DIN V 18599<br />
4. ABSCHNITTE DER BILANZIERUNG<br />
Die Bilanzierung eines Gebäudes erfolgt<br />
unter Normrandbedingungen, wie z.B. Klima<br />
und Standardnutzungsprofi len. Energetisch<br />
betrachtet ist die Bilanzierung eines<br />
Gebäudes in drei Abschnitte zu unterteilen.<br />
Beginnend bei der benötigten Energie<br />
zur Aufrechterhaltung der festgelegten<br />
Raumkonditionen, Beleuchtungsqualität<br />
etc. bis hin zur Energiemenge bei der die<br />
Gewinnung, Umwandlung sowie Bereitstellung<br />
der jeweiligen Energieträger berücksichtigt<br />
wird. Im Einzelnen wird bei der Gebäudebilanz<br />
wie folgt unterschieden:<br />
1. Nutzenergie<br />
Der Nutzenergiebedarf eines Gebäudes<br />
bzw. einer Gebäudezone ist der rechnerisch<br />
ermittelte Energiebedarf, der zur<br />
Aufrechterhaltung der festgelegten thermischen<br />
Raumkondition, Beleuchtungsqualität<br />
etc. von der Anlagentechnik und<br />
Gebäudeausstattung (ohne Verluste) aufgewendet<br />
werden muss.<br />
2. Endenergie<br />
Der Endenergiebedarf eines Gebäudes<br />
bzw. einer Gebäudezone ist die berechnete<br />
Nutzenergie zuzüglich der Verluste, die bei<br />
der Erzeugung, Verteilung und Übergabe<br />
eines Systems anfallen. Die Hilfsenergien<br />
für Steuerung, Pumpen etc. werden bei der<br />
Endenergie ebenfalls berücksichtigt.<br />
Beleuchtung<br />
Teil 4<br />
Wohnungslüftung<br />
Teil 6<br />
Nutzenergie RLT<br />
Teil 3<br />
Heizung<br />
Teil 5<br />
Trinkwarmwasser<br />
Teil 8