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Der Pflegebrief - Ausgabe 01/2006 (Nr. 92) - Pflegen-online.de

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NachrichtenMusterdokumentation für<strong>de</strong>n ambulanten BereichMit einer Musterdokumentationfür die ambulante Pflegewill die Sozialministerin vonRheinland-Pfalz, Malu Dreyer,Pflegekräfte in <strong>de</strong>r Dokumentationsarbeitunterstützenund sie von überflüssiger Bürokratieentlasten. Sie wur<strong>de</strong>von einer Arbeitsgruppe entwickelt,die die Ministerin imRahmen ihrer Initiative‚Menschen pflegen‘ eingerichtethatte. Die Arbeitsgruppehatte bereits vor eineinhalbJahren eine Musterdokumentationfür die stationärePflege erarbeitet, die bereitsin vielen Einrichtungenmit Erfolg verwen<strong>de</strong>t wird.Mit <strong>de</strong>r ambulanten Musterdokumentationwur<strong>de</strong> eineLösung für eine vereinfachteDokumentation entwickelt,die aktuelle pflegewissenschaftlichenErkenntnisse undgesetzliche Richtlinien berücksichtigtund gleichzeitig<strong>de</strong>n Aufwand für die täglicheDokumentationsarbeit reduziert.Ziel ist es, dass je<strong>de</strong>rpflegebedürftige Mensch eineindividuelle Betreuung undVersorgung erhalte, die aufseine jeweilige Situation abgestimmtsei, und dassgleichzeitig nur das nötigeMaß an Dokumentationsarbeitanfalle, damit weitereSpielräume für die eigentlichePflege und Betreuung eröffnetwer<strong>de</strong>n.Mit Hilfe einer Checklistekann je<strong>de</strong>r ambulante Pflegedienstsein bisheriges Dokumentationssystemüberprüfenund entschei<strong>de</strong>n, ob die <strong>de</strong>rzeitgenutzte Dokumentation<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen genügt.Kernstück <strong>de</strong>r Dokumentationist die Pflegeanamnese,also eine ganzheitliche Erfassung<strong>de</strong>r Pflegebedürftigkeitmit ihrer Vorgeschichte. <strong>Der</strong>Pflegebedürftige und seineAngehörigen wer<strong>de</strong>n aktiv indie Erhebung <strong>de</strong>r Informationenmit einbezogen. Ein individuellerAblaufplan bietetPflegekräften eine guteStruktur für die Dokumentationihres Einsatzes.[mehr auf pflegen-<strong>online</strong>.<strong>de</strong>]<strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/<strong>2006</strong> - <strong>Nr</strong>. <strong>92</strong> - 24. Februar <strong>2006</strong>Keine Zeit, kein Geld – Pflegeheimbewohner im Nachteilvon Maria Penzlien unter Mitarbeit von Nathalie Röseler [c/o redaktion@pflegen-<strong>online</strong>.<strong>de</strong>][Fortsetzung]bis zu 20 Prozent in <strong>de</strong>n Pflegestufen 2 und 3.Qualitätsansprüche im Wi<strong>de</strong>rspruch zurRealitätGemäß einem Bericht <strong>de</strong>s MedizinischenDienstes <strong>de</strong>r Spitzenverbän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Krankenkassene.V. (MDS) ist die Pflegequalität in <strong>de</strong>rstationären Pflege in vielen Bereichen unzureichend.Bei <strong>de</strong>r Ernährung- und Flüssigkeitsversorgungwur<strong>de</strong>n bei 41 % <strong>de</strong>r untersuchtenPersonen Mängel festgestellt. Bei20 % <strong>de</strong>r untersuchten Personen bestan<strong>de</strong>nQualitäts<strong>de</strong>fizite bei <strong>de</strong>r Inkontinenzversorgung.Bei 43 % <strong>de</strong>r untersuchten Personenwar eine <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen entsprechen<strong>de</strong>Dekubitusprophylaxe und -therapie nicht erkennbar.Hinzu kommt <strong>de</strong>r Aufwand für die Pflegedokumentation:Mittels einer Analyse <strong>de</strong>r Pflegedokumentationwird untersucht, ob dieSchritte <strong>de</strong>s Pflegeprozesses nachvollziehbarsind. Bei Nichterfüllung dieser vom MDKfestgelegten Kriterien können Informationsverluste,unregelmäßige Leistungserbringung,passive Pflege, und ein nicht Erkennen vonmöglichen Risiken auftreten. Bei 28% <strong>de</strong>r untersuchtenAkten lag keine adäquate Pflegeanamnesevor. In 38% <strong>de</strong>r Fälle waren dieAngaben zur Biografie nicht ausreichend. Bei49 % <strong>de</strong>r Personen fehlten die Informationenzu Fähigkeiten und Problemen, die die wichtigstenGrundlagen für eine zielgerichtete aktivieren<strong>de</strong>Pflege bil<strong>de</strong>n. Bei 49% <strong>de</strong>r untersuchtenAkten wur<strong>de</strong>n keine individuellenMaßnahmen geplant. <strong>Der</strong> beschriebene Pflegeverlaufund das situationsgerechte Han<strong>de</strong>lnin <strong>de</strong>n Pflegeberichten waren bei 25% <strong>de</strong>r Aktennicht vorhan<strong>de</strong>n.Die aufgezeigten Qualitäts<strong>de</strong>fizite belegen,dass eine angemessene und aktivieren<strong>de</strong> Pflegeflächen<strong>de</strong>ckend in Deutschland nicht stattfin<strong>de</strong>t.Für eine aktivieren<strong>de</strong> Pflege ist die individuelleErfassung <strong>de</strong>r Probleme und Fähigkeiten<strong>de</strong>s Bewohners in <strong>de</strong>r Pflegeplanung erfor<strong>de</strong>rlich.Die Qualitätsprüfungen ergaben,dass bei 49 % <strong>de</strong>r untersuchten Personen in<strong>de</strong>r Pflegeplanung eine nur mangelhafte Erfassungvon Problemen und Fähigkeiten <strong>de</strong>r Personvorlag. Durch die fehlen<strong>de</strong>n Angaben zurBiografie <strong>de</strong>r Bewohner fehlt es an <strong>de</strong>n wesentlichenGrundlagen für eine zielgerichteteaktivieren<strong>de</strong> Pflege.Den Pflegekräften fehlt offensichtlich die Zeit,<strong>de</strong>n Dokumentationspflichten nachzukommen.Das be<strong>de</strong>utet aber auch, dass die fehlen<strong>de</strong>nAngaben dazu führen, dass die Mitarbeiter <strong>de</strong>rstationären Einrichtungen nicht erkennenkönnen, welche Vorlieben, Gewohnheiten,Beson<strong>de</strong>rheiten beim Bewohner vorhan<strong>de</strong>nsind und welche Fähigkeiten in die aktivieren<strong>de</strong>Pflege einbezogen wer<strong>de</strong>n sollten.<strong>Der</strong> Gesetzgeber muss eingreifen1. <strong>Der</strong> Gesetzgeber sollte bun<strong>de</strong>seinheitlichePersonalrichtwerte vorgeben, die auch <strong>de</strong>nzusätzlichen Aufwand bei <strong>de</strong>r Pflege psychischKranker und geistig Behin<strong>de</strong>rterberücksichtigen. Denn zurzeit besteht fürdie Versicherten eine verfassungsrechtlichfragwürdige Situation, da ihre gesetzlichenSachleistungsansprüche nach § 43SGB XI auch bezüglich <strong>de</strong>r ermitteltenPflegezeit (§15 SGB XI Abs. 3) nicht erfülltwer<strong>de</strong>n.2. Die Personalanhaltszahlen in <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rnmüssen unabhängig von <strong>de</strong>r Größeund <strong>de</strong>r Bevölkerungszahl <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>rangepasst wer<strong>de</strong>n. Nur bei bun<strong>de</strong>seinheitlichenPersonalanhaltszahlen kann eineeinheitliche Pflegequalität sichergestelltwer<strong>de</strong>n.3. Die medizinische Behandlungspflege beistationären Einrichtungen sollte künftignicht mehr aus <strong>de</strong>r Pflegeversicherung geleistet,son<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>n gesetzlichenKrankenkassen getragen wer<strong>de</strong>n – wie bei<strong>de</strong>r ambulanten Pflege auch. Den Pflegekräftenstün<strong>de</strong> damit mehr Zeit – und damitauch mehr Geld – für die Grundpflegezur Verfügung, auf die die Pflegebedürftigenein Anrecht haben.Die von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung gefor<strong>de</strong>rtePflegequalität kann nur dann umgesetztwer<strong>de</strong>n, wenn die Anhaltszahlen <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>rzumin<strong>de</strong>st auf das Niveau <strong>de</strong>r Pflegezeiten<strong>de</strong>s MDK`s gesenkt, die medizinische Behandlungspflegeund die soziale Betreuungaus <strong>de</strong>n allgemeinen Pflegeleistungen wie<strong>de</strong>rausgeglie<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Erst dann habendie Pflegekräfte auch wirklich Zeit, eine aktivieren<strong>de</strong>und för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Pflege durchzuführen.________________Maria Penzlien führt ein Sachverständigenbüroin Hamburg.Anschrift: Am Ree 13, 22459 Hamburg(www.penzlien.<strong>de</strong>)Die Studie ist kostenlos erhältlich unter:www.penzlien.<strong>de</strong>/aktuelles.html- 3 -

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