uns völlig gefärbt erscheint und dass wir die Ursache dieses Phänomens nirgends anders zusuchen haben.67.Es muss uns bei der weißen, nach dem Schema Nr. 3 durchs Prisma veränderten undzugleich sehr in die Länge gezogenen runden Figur das Spektrum Solis des Newton einfallen,und wir glauben einen Augenblick die Wirkung eines durch ein Loch im Fensterladengespaltenen Lichtstrahls zu erblicken; wenn wir aber gleich daneben einen Strahl der Finsternisannehmen und denselben so gut als das Licht in fünf oder sieben <strong>Farben</strong> spaltenmüssen, so sehen wir leicht, dass wir auf dem Wege sind, in große Verwirrungen zu geraten.68.Ich habe noch einen weiten Weg zu machen, eh ich an das Experiment gelange, wo eindurch einen Fensterladen in eine dunkle Kammer geworfener Lichtstrahl ein Phänomenzeigt, dem ähnlich, das wir auf unserer Karte erblicken. So viel aber leidet die Reihe derDemonstration hier anzuführen.69.Man bringe eine zirkelrunde weiße Fläche, von welcher Größe man will, auf eine schwarzeTafel: man wird in einer ihrer Größe proportionierten Entfernung erst die Ränder farbig unddann den Kreis ganz gefärbt sehen. Wären Tafel und Kreis sehr groß, so sähe man dieselbenerst in einer großen Ferne ganz gefärbt, teils weil sich die Strahlung durch Entfernungvermehrt, teils weil der Gegenstand im Auge kleiner erscheint. Genauere Bestimmung vonallen diesen und, ich kann hoffen, sogar bis auf einen gewissen Grad Maß und Berechnungwird das Kapitel liefern, das eigens von der Strahlung handeln soll.70.Man sehe nun also an dem reinen Himmel nach Sternen, nach dem Monde, ja nach derSonne, wenn man vorher ihre mächtigen Strahlen durch eine angerauhte Scheibe gemäßigthat, man sehe jedes Loch in einem Fensterladen, in einem Schirm, der gegen das Licht gestelltist, durch das Prisma an: man wird alle diese Gegenstände nach dem Schema Nr. 3gefärbt erblicken, und wir werden aus dem Vorigen die Ursache leicht angeben können, warumleuchtende Körper oder helle Öffnungen, die entweder durch Entfernung sehr verkleinertwerden oder an sich klein sind, ganz und gar gefärbt erscheinen und die Strahlungen anihren Rändern sich ineinander verlieren müssen, da weiße Flächen, die nur schwache Repräsentantensind, schon jene Wirkung hervorbringen.71.Da ich nunmehr alles gesagt habe, was für den Anfang zu sagen war, so würde ich mich nurselbst wiederholen müssen, wenn ich das Vorgetragene weiter auslegen wollte. Ich überlassedaher dem Nachdenken meiner Leser, das hinzuzutun, was der Methode meines Vortragswider meinen Willen an Klarheit abgehen mag; denn ich habe bemerken können, wieschwer es schon mündlich und mit allen Gerätschaften versehen sei, den Vortrag dieser inmehr als einem Sinne befremdenden Versuche durchzuführen. Soviel bin ich überzeugt,dass es jedem denkenden Menschen Freude machen wird, sich mit diesen Anfängen bekanntzumachen,besonders wenn er die Folgerungen, die sich daraus ziehen lassen, entwederahnet oder entdeckt.22
IV. Rekapitulation72.Ich wiederhole nunmehr kürzlich teils die Erfahrungen selbst, teils diejenigen Sätze, welcheunmittelbar daraus folgen. Die Ordnung, wie sie hier hintereinander stehen, ist mehr oderweniger willkürlich, und es wird mir angenehm sein, wenn meine Leser die Paragraphen diesesKapitels genau prüfen, sie mit dem Vorhergehenden vergleichen und sie alsdann nacheigner Methode aneinanderreihen. Erst künftig, wenn wir diese Lehre auf mehr als eine Weisebearbeitet haben, können wir hoffen, dieselbe rein und natürlich zu entwickeln.1) Schwarze, weiße und einförmige reine Flächen zeigen durchs Prisma keine <strong>Farben</strong>. §41.2) An allen Rändern zeigen sich <strong>Farben</strong>. §37, 40, 42, 43.3) Die Ränder zeigen <strong>Farben</strong>, weil Licht und Schatten an denselben aneinandergrenzen.§44, 54.4) Wenn farbige Flächen aneinanderstoßen, unterwerfen auch sie sich diesem Gesetze undzeigen <strong>Farben</strong>, insofern eine heller oder dunkler ist als die andere. §54.5) Die <strong>Farben</strong> erscheinen uns strahlend an den Rändern. §37, 45, 46.6) Sie erscheinen strahlend nach dem Schwarzen wie nach dem Weißen, nach dem Dunkelnwie nach dem Hellen zu.7) Die Strahlungen geschehen nach dem Perpendikel, der auf die Achse des Prismas fällt.§45, 46, 47, 48.8) Kein Rand, der mit der Achse des Prismas perpendikular steht, erscheint gefärbt. §49.9) Alle Ränder, die mit der Achse des Prismas parallel gehen, erscheinen gefärbt.10) Alle schmalen Körper, die mit der Achse des Prismas eine parallele Richtung haben,erscheinen ganz gefärbt und verbreitert. §37.11) Ein runder Körper erscheint elliptisch, dergestalt, dass sein größter Diameter auf derAchse des Prismas perpendikular steht. §65, 66, 67.12) Alle Linien, die mit der Achse des Prismas parallel gehen, erscheinen gebogen. §4013) Alle Parallellinien, die auf der Achse des Prismas vertikal stehen, scheinen sich gegenden brechenden Winkel zu ein wenig zusammenzuneigen. §40.14) Je schärfer und stärker Licht und Schatten am Rande miteinander grenzt, desto stärkererscheinen die <strong>Farben</strong>.15) Die farbigen Ränder zeigen sich im Gegensatz. Es stehen zwei Pole unveränderlich einandergegenüber. §48, 49, 50, 55.23
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ge, indem alsdann das nächste r be
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Zwölfte TafelDer fromme Wunsch, da
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weiterem Fortgang ein Grün hervorg