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SOWIE WEITERE TEXTE UND AUFSÄTZE - Farben-Welten

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Wohl zu erwägenAls ich mit einem einsichtigen, meiner <strong>Farben</strong>lehre günstigen Manne über diese Angelegenheitsprach und auch des hartnäckigen Widerstandes erwähnte, den sie seit so vielen Jahrenerdulden müssen, eröffnete er mir folgendes: er habe seit langer Zeit mit Physikern darübergesprochen und gefunden, der Widerwille komme eigentlich daher, dass ich meine erstenkleinen Hefte Beiträge zur Optik genannt; denn da die Optik eine abgeschlossene, demMathematiker bisher ganz anheimgegebene Wissenschaft gewesen sei, so habe niemandbegreifen können noch wollen, wie man ohne Mathematik Beiträge zur Optik bringen oderwohl gar die Hauptlehrsätze derselben bezweifeln und bekämpfen dürfe. Und so überzeugtemich der treffliche Freund gar leicht, dass, wenn ich gleich anfangs Beiträge zur <strong>Farben</strong>lehreangekündigt und, wie ich nachher getan, den Vortrag dieser Erscheinungen in die allgemeineNaturwissenschaft gespielt, die Sache ein ganz anderes Ansehn gewonnen hätte.Es scheint mir dieser Fall merkwürdig genug, um aufmerksam zu machen, wie eine falscheBehandlung bei Einleitung eines wichtigen Gegenstandes das Geschäft so viele Jahre erschweren,wo nicht gar dessen Ausführung völlig hindern könne, eben wie durch eine verfehlteRechtsform die triftigste Rechtssache verloren werden kann. Ich musste lange leben,um zu sehen, dass jener Fehler sich nach und nach durch die Zeit verbessere.Wie ich jetzt die Stellung meiner <strong>Farben</strong>lehre gegen die wissenschaftliche Welt betrachte,will ich kürzlich aussprechen. Ich wünsche, dass ein auf geweckter, guter, besonders aberliberaler Kopf zur Sache greife. Liberal aber heiß ich: von beschränkendem Egoismus frei,von dem selbstsüchtigen Gefühl, das weder mit guter Art zu nehmen noch zu geben weiß.Beiträge zur Chromatik - Erstes StückEinleitung1 .Gegen die Reize der <strong>Farben</strong>, welche über die ganze sichtbare Natur ausgebreitet sind, werdennur wenige Menschen unempfindlich bleiben. Auch ohne Bezug auf Gestalt sind dieseErscheinungen dem Auge gefällig und machen an und für sich einen vergnügenden Eindruck.Wir sehen das einfache Grün einer frischgemähten Wiese mit Zufriedenheit, ob esgleich nur eine unbedeutende- Fläche ist, und ein Wald tut in einiger Entfernung schon alsgroße einförmige Masse unserm Auge wohl.2.Reizender als dieses allgemeine grüne Gewand, in welches sich die ganze vegetabilischeNatur gewöhnlich kleidet, sind jene entschiedenen <strong>Farben</strong>, womit sie sich in den Stundenihrer Hochzeitfeier schmückt. Sie tritt aus ihrer alltäglichen Gleichgültigkeit hervor und zeigtendlich, was sie lange vorbereitet, unserm Auge. Sie wirkt auf einmal, schnell, zu dem größtenZwecke. Die Dauer künftiger Geschlechter wird entschieden, und wir sehen in diesemAugenblicke die schönsten und muntersten Blumen und Blüten.3.4

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