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Ludwig Mies van der Rohe, Brünn \(Tschechei\), Villa ... - home

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Fritz Tugendhat sagt über sein Haus: „ [...] Die einzelnen Plätze des Hauptraumes sind durch schwere Vorhänge<br />

hinreichend in geschlossene Räume zu verwandeln. [...] Einzelne Gesellschaftsgruppen stören sich nicht mehr<br />

als in den zimmergeteilten alten Häusern.“ 29<br />

Mo<strong>der</strong>ne Kritiker sind zu einer sehr positiven Einschätzung <strong>der</strong> <strong>Villa</strong> Tugendhat gekommen. Beispielsweise<br />

äußerte G. Grassi: „Das Haus Tugendhat ist ein Meisterwerk <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nen Bewegung, eine großartige Synthese,<br />

eine Arbeit <strong>der</strong> Kunst“. 30 Wie schon erwähnt besteht eine starke Ähnlichkeit zwischen den Gartenfassaden <strong>der</strong><br />

<strong>Villa</strong> Tugendhat und <strong>der</strong> <strong>Villa</strong> Stein in Garches von Le Corbusier. Doch auch im Konzept lassen sich weitere<br />

Gemeinsamkeiten entdecken.<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Villa</strong> Stein kann Le Corbusier endlich mit verhältnismäßig reichen Mitteln und einem geräumigen<br />

Grundstück arbeiten. Wie immer dient das Gebäude dazu, ein allgemeines Konzept zu demonstrieren, in diesem<br />

Fall die Fünf- Punkte-Theorie (Konstruktion aus Einzelpfeilern, <strong>der</strong> Dachgarten, freier Grundriß, freie Fassade,<br />

Fensterband im Querformat). 31 Allerdings treten die Fünf-Punkte in einer neuen Version auf: Pilotis (Stützen<br />

o<strong>der</strong> Pfeiler) gibt es nur im Inneren, wo sie einen Rhythmus schaffen. 32 Alle Punkte, die Le Corbusier in <strong>der</strong><br />

<strong>Villa</strong> in Garches verwirklichte, treffen grundsätzlich auch auf <strong>Mies</strong> <strong>van</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohe</strong>s <strong>Villa</strong> in <strong>Brünn</strong> zu.<br />

Gekurvten Trennwände umschließen Badewannen, Vestibüle und Spiraltreppen und kontrastieren mit <strong>der</strong> abs-<br />

trakten Mathematik des Rasters <strong>der</strong> Fassadenflächen, außerdem bestimmen sie den Weg durch das Haus. 33<br />

Hervorstechend ist die ähnliche Raumkompositionen <strong>der</strong> beiden Häuser, jedoch ist die Anordnung <strong>der</strong> Zimmer<br />

innerhalb <strong>der</strong> verschiedenen Geschosse abgewandelt, denn das Haus Tugenhat wird aufgrund seiner Hanglage<br />

von oben betreten, während sich die <strong>Villa</strong> Stein auf flachem Gelände befindet.<br />

In Garches sind Garage und Gärtnerwohnung im Erdgeschoß untergebracht, Küche, Salon und Speisezimmer mit<br />

Terrasse im ersten Geschoß, die Privaträume im zweiten Geschoß zu beiden Seiten <strong>der</strong> Achse und darüber eine<br />

Dachterrasse mit Mädchenzimmern. Zum Garten hinaus sind die Räume ebenfalls offen. Der Dienstbotenflügel<br />

tritt aus dem Hauptblock hervor, <strong>der</strong> über eine Anfahrt zu erreichen war. 34 Das Haus kombiniert die Symmetrie<br />

und Formalität eines klaren, dem Goldenen Schnitt entsprechenden Blocks mit einer kurvigen räumlichen Bewe-<br />

gung und Asymmetrie. Das Konstruktionsraster hat den Rhythmus 2:1:2:1:2, gerechnet von einer seitlichen<br />

Giebelwand zur an<strong>der</strong>en.<br />

29 Wolf Tegethoff, S. 98<br />

30 Dusan Riedl, The <strong>Villa</strong> of the Tugendhats created by <strong>Ludwig</strong> <strong>Mies</strong> <strong>van</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohe</strong> in Brno, Brno City Museum,<br />

1997, 2. Auflage, S. 41<br />

31 Leonardo Benevolo, Geschichte <strong>der</strong> Architektur des 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts, 2. Band, Verlag Georg D. W.<br />

Callwey, München, 1964, S. 88<br />

32 William J. R. Curtis, Le Corbusier Ideen und Formen, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1987, S. 96<br />

33 William J. R. Curtis, S. 96<br />

34 William J. R. Curtis, S. 93<br />

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