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Der Automotive-Sektor schafft die Trendwende - KSPG AG

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Fortschritt: Seit 2003 verbindet der Transrapid das Zentrum Shanghais mit dem Flughafen Pudong International; für <strong>die</strong> rund 30 Kilometer lange Strecke benötigt <strong>die</strong> Magnetschwebebahn gut sieben Minuten.<br />

„Wie alle Automobilzulieferer<br />

in China haben<br />

wir <strong>die</strong> Krise deutlich<br />

gespürt. Vor allem<br />

<strong>die</strong> vom Export<br />

abhängigen Geschäf<br />

tsbereiche<br />

waren mit Ums<br />

at zr ück g ängen<br />

von bis zu 40 Prozent<br />

stark betroffen.<br />

Trotzdem sprechen wir hier von einem<br />

relativ kurzen Zeitraum von zwei bis<br />

drei Monaten. Zum Glück konnten wir<br />

zu Beginn des Jahres aus der Talsohle<br />

herauskommen und sind umsatzmäßig<br />

mittlerweile wieder auf dem gleichen<br />

Niveau wie 2008“, sagt Lothar<br />

Schneider. Im ersten Halbjahr 2009<br />

konnte <strong>die</strong> Kolbenschmidt-Pierburg-<br />

Firmengruppe in China einen Gesamtumsatz<br />

von fast 75 Millionen ¤ erzielen.<br />

Zwar sei das Geschäft mit Kunden<br />

in Europa und den USA noch rückläufi<br />

g, könne aber durch Umsatzzuwächse<br />

mit lokalen Kunden aufgefangen<br />

werden.<br />

<strong>Der</strong> General Manager von KPSNC<br />

führt das positive Ergebnis der Firmengruppe<br />

im ersten Halbjahr unter anderem<br />

auf <strong>die</strong> gute Marktentwicklung in<br />

der Volksrepublik China zurück: „Weil<br />

ein großer Anteil unserer Produkte in<br />

Kleinmotoren eingesetzt wird, profi tie-<br />

ren wir auch von dem Konjunkturprogramm<br />

der chinesischen Regierung.“<br />

Ob <strong>die</strong>ses Konjunkturprogramm nur<br />

kurzfristig wirkt, dazu kann im Moment<br />

niemand eine sichere Aussage treffen.<br />

Langfristig setzt Kolbenschmidt Pierburg<br />

auf <strong>die</strong> ureigenen Erfolgsfaktoren,<br />

<strong>die</strong> in den zurückliegenden acht<br />

Jahren zu jährlichen Steigerungsraten<br />

von sieben bis zehn Prozent geführt<br />

haben. „Ob im Bereich Zylinderköpfe,<br />

Motorblöcke, Pumpen oder Kolben –<br />

wir zählen in allen Produktbereichen<br />

zu den führenden Unternehmen“, sagt<br />

der 51-jährige General Manager.<br />

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist <strong>die</strong> Marke<br />

Kolbenschmidt Pierburg an sich:<br />

„Wir sind in China sehr bekannt und<br />

anerkannt. Mit unserem Namen verbinden<br />

unsere Marktpartner ausgezeichnete<br />

Technologie und Qualität“,<br />

sagt Wei Zhao, der als Vertriebsmanager<br />

für Gleitlager ständig bei Kunden<br />

vor Ort ist: „Wir liefern zum Beispiel<br />

an VW hochwertige bleifreie Materialien,<br />

<strong>die</strong> unter anderem im Motor, in<br />

Steuerungs- oder Bremssystemen zur<br />

Anwendung kommen; hierfür sind wir<br />

Hauptlieferant.“<br />

Bei der Produktauswahl nicht am<br />

falschen Ende zu sparen, davon überzeugt<br />

der 33-Jährige seine Kunden:<br />

„Das Gleitlager ist eines der Herzstücke<br />

im Motor. Versagt es, versagt<br />

der komplette Motor. Ich erkläre den<br />

Kunden, dass Autos mit unserem Qualitätsprodukt<br />

bei entsprechend sorgfältiger<br />

Nutzung 20 Jahre fahren, ohne<br />

dass <strong>die</strong>sbezüglich in <strong>die</strong> Instandhaltung<br />

investiert werden muss. „Preisbewusste<br />

Kunden wie Ford, Fiat oder<br />

auch große chinesische Automobilhersteller,<br />

zum Beispiel Great Wall, <strong>die</strong><br />

wir als Kunden gewinnen wollen, legen<br />

darauf Wert.“<br />

Auch Manja Hies von der MS Motor<br />

Service Asia Pacifi c Co., Ltd. hat <strong>die</strong><br />

Erfahrung gemacht, dass Produkte mit<br />

der Aufschrift „Made in Germany“ sehr<br />

gefragt sind: „Unsere Kunden sind bereit,<br />

für ein gutes Produkt Geld auszugeben,<br />

wenn Qualität und Beratung<br />

stimmen. Und genau das ist bei uns<br />

gewährleistet.“<br />

Um Qualitätsstandards einzuführen,<br />

kam Produktionsmanager Christian<br />

Kühne (40) vom Geschäftsbereich<br />

KS Kolbenschmidt in 2007 als<br />

einer von insgesamt zwölf E xpatriates<br />

(das sind vom deutschen Mutterhaus<br />

ins Ausland entsandte Mitarbeiter)<br />

zur Kolbenschmidt-Pierburg-Gruppe<br />

nach China: „Als Kolbenhersteller<br />

Nr. 1 im Land fühlen wir uns einem<br />

hohen Qualitätsanspruch verpflichtet,<br />

der<br />

gleichw<br />

o h l<br />

n i c h t<br />

im Gegensatz zu wettbewerbsfähigen<br />

Preisen<br />

steht. Weil Lohn- und<br />

Produktionskosten um<br />

ein Vielfaches geringer sind als in Europa,<br />

ergeben sich in China erhebliche<br />

Kostenvorteile.“<br />

Auch Lothar Schneider von der Kolbenschmidt<br />

Pierburg Shanghai Nonferrous<br />

Components (KPSNC) betont<br />

den hohen Qualitätsanspruch; mit<br />

Wei Zhao und Christian Kühne: Die Marke<br />

Kolbenschmidt Pierburg überzeugt <strong>die</strong><br />

Kunden in der Volksrepubilk China.<br />

Erfolgsfaktoren Marke und Qualität überzeugen im ehemaligen Reich der Mitte<br />

„Made in Germany“ läuft in China gut<br />

ann Shanghai/Neckarsulm. Für <strong>die</strong> globale Autoindustrie ist China im Krisenjahr 2009 so etwas wie der Rettungsanker.<br />

Denn das bevölkerungsreichste Land der Erde ist der weltweit einzige Absatzmarkt, der immer noch<br />

wächst. <strong>Der</strong> Pkw-Absatz stieg im ersten Halbjahr <strong>die</strong>ses Jahres um 19 Prozent auf 3,6 Millionen Autos. Zurückzuführen<br />

sind <strong>die</strong> steigenden Absatzzahlen unter anderem auf das Konjunkturprogramm der chinesischen Regierung<br />

mit einem Volumen von geradezu unvorstellbaren 500 Milliarden ¤: Mit einem Steuerbonus für Fahrzeuge<br />

mit kleinen Motoren, der noch bis Ende des Jahres gelten soll, wurde unter anderem der Autoverkauf<br />

kräftig angekurbelt. Auch <strong>die</strong> Kolbenschmidt-Pierburg-Gruppe profi tiert von <strong>die</strong>ser positiven Marktentwicklung.<br />

chinesischen<br />

Wettbewerbern<br />

will er sich nicht<br />

auf eine technologische Stufe stellen:<br />

„Für unser Produktsegment gibt es<br />

rund 200 chinesische Hersteller. Von<br />

<strong>die</strong>sen sind nur rund zehn in der Lage,<br />

Qualitätsanforderungen von westlichen<br />

Herstellern zu erfüllen.“ Neben<br />

leistungsstarken Maschinen, <strong>die</strong> von<br />

qualifi zierten Mitarbeitern be<strong>die</strong>nt<br />

werden, unterliegt der Produktionsprozess<br />

hohen Qualitätsstandards.<br />

Schneider: „Bei der Produktion von Zylinderkurbelgehäusen<br />

und -köpfen haben<br />

wir einen eigenen Werkzeugbau,<br />

mit dem wir <strong>die</strong> Gießwerkzeuge unter<br />

anderem für den Schwerkraftkokillenguss<br />

fertigen.“<br />

Gleitlager zu noch wettbewerbsfähigeren<br />

Preisen anbieten zu können, ist<br />

ein Zukunftsvorhaben von Verkaufsdirektor<br />

Wei Zhao vom Shanghaier<br />

Offi ce der KS Gleitlager GmbH. In zwei<br />

Jahren, so hofft er, kann er in China<br />

eine eigene Produktion aufbauen. Weil<br />

er bisher Gleitlager ausschließlich aus<br />

Deutschland importiert, ist der Logistikaufwand<br />

sehr hoch. „Aufgrund der<br />

langen Lieferwege müssen meine lokalen<br />

Kunden noch relativ hohe Preise in<br />

Kauf nehmen“, erklärt der 33-Jährige,<br />

warum er im harten Wettbewerb mit<br />

anderen internationalen Zulieferern<br />

steht, <strong>die</strong> in der Volksrepublik produzieren.<br />

Manja Hies vom Geschäftsbereich<br />

Motor Service geht davon aus, dass das<br />

Ersatzteilgeschäft mit lokalen Großhändlern<br />

der Bereich ist, der zukünftig<br />

am meisten wachsen wird. Die aus Europa<br />

importierten Ersatzteile lokal zu<br />

assemblieren – das heißt, dem Kun-<br />

den zum<br />

Beispiel<br />

nicht nur den Kolben, sondern auch<br />

den dazugehörigen Kolbenring mitzuliefern<br />

– ist daher ein Plan des im<br />

schwäbischen Neuenstadt beheimateten<br />

Ersatzteilspezialisten. Hies: „Indem<br />

wir Komponenten wie aus dem<br />

Baukastensystem anbieten, können<br />

wir Produkte kostengünstiger anbieten<br />

und uns fl exibler auf <strong>die</strong> Kundenwünsche<br />

einstellen.“<br />

Die chinesischen Gesellschaften der<br />

Kolbenschmidt Pierburg <strong>AG</strong> gehen<br />

davon aus, dass <strong>die</strong> Nachfrage nach<br />

ihren Produkten weiterhin wachsen<br />

wird. Einige planen, ihr Portfolio um<br />

zukunftsträchtige Systeme zu erweitern.<br />

Im Zuge des Umzugs nach Anting<br />

soll zudem eine „State-of-the-art“-<br />

Fabrik mit zusätzlichen Maschinen<br />

entstehen. Prozesse sollen im Hinblick<br />

auf Effi zienz und Sicherheit optimiert<br />

und <strong>die</strong> Arbeitsbedingungen der<br />

Mitarbeiter weiter verbessert<br />

werden.<br />

Auf <strong>die</strong> Schulung<br />

der Mitarbeiter wird<br />

bereits heute in allen<br />

genannten Firmen<br />

[<strong>KSPG</strong> in China]<br />

viel Wert gelegt. Bei KSSP finden regelmäßig<br />

Produktionsschulungen<br />

statt. Dabei verlaufen <strong>die</strong> Trainings<br />

in zwei Richtungen: Zum einen kommen<br />

einmal pro Jahr Ingenieure für<br />

ein bis zwei Wochen aus Deutschland<br />

zur Maschinenschulung nach<br />

China; zum anderen werden auch<br />

chinesische Ingenieure regelmäßig<br />

nach Deutschland entsandt, um dort<br />

alle Abteilungen von der Entwicklung<br />

bis zur Fertigung zu durchlaufen.<br />

„Wenn <strong>die</strong> Ingenieure verstehen, wie<br />

<strong>die</strong> einzelnen Prozessschritte zusammenhängen,<br />

können sie Produktionsfehler<br />

besser zurückverfolgen und ihre<br />

an den Maschinen arbeitenden Mitarbeiter<br />

so trainieren, dass Fehler erst<br />

gar nicht auftreten“, ist Produktionsmanager<br />

Kühne überzeugt.<br />

Foto: fotolia Fotos (4): United Pictures/Auto Shanghai 2009<br />

Foto: Siemens <strong>AG</strong>

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