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Rollstuhl-Kurier Rollstuhl-Kurier - Escales-Verlag

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“Paris - eine Herausforderung für<br />

<strong>Rollstuhl</strong>fahrer”<br />

erschienen in der Zeitschrift “ROLLSTUHL-<strong>Kurier</strong>”<br />

Heft Nr. 2/2009, April 2009, Autorin: Catharina <strong>Escales</strong><br />

© <strong>Verlag</strong> FMG GmbH<br />

Nordkanalstr. 52, 20097 Hamburg<br />

Tel. 040 - 5480 7877, Fax: 040 - 5480 7937<br />

E-Mail: fmg@fmg-verlag.de<br />

Texte und Fotos aus diesem Heft sind urheberrechtlich geschützt;<br />

Nachdrucke, Abschriften oder Vervielfältigungen dürfen, auch auszugsweise,<br />

nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des <strong>Verlag</strong>es bzw. des Urhebers erfolgen.<br />

Der Ausdruck und die Verwendung dieses Artikels<br />

für den privaten Gebrauch ist gestattet.<br />

H A N D I C A P P E D -<br />

<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong><br />

<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong><br />

Heft Nr. 2-2009 . April / Mai 2009 . 3,80 €<br />

DAS MAGAZIN FÜR ROLLSTUHLFAHRER & GEHBEHINDERTE<br />

M O B I L I T Ä T F Ü R A L L E<br />

Behindertengerechte Pkws<br />

FMG-<strong>Verlag</strong>, Nordkanalstr. 52, 20097 Hamburg<br />

Postvertriebsstück, Entgelt bezahlt, G 8153


P A R I S<br />

Eine Herausforderung für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer von Catharina <strong>Escales</strong><br />

Die Hauptstadt Frankreichs lockt jährlich Millionen<br />

Besucher aus aller Welt an. Die Metropole gilt als Stadt der<br />

Liebe, der Mode, der Gourmets und der Künste. Sie<br />

beherbergt über 160 Museen, mehr als 200 Kunstgalerien,<br />

etwa 100 Theater, über 600 Kinos und weit mehr als 10.000<br />

Cafés und Restaurants. Zum UNESCO-Weltkulturerbe<br />

zählen die Uferpromenade der Seine sowie die Schlösser<br />

Versailles und Fontainbleu. Exquisite Modenschauen<br />

machen Paris in aller Welt berühmt als Heimat der Haute<br />

Couture. Der Louvre ist das wahrscheinlich größte und<br />

bekannteste Museum der Welt, die Seinepromenade und<br />

die Vergnügungs- und Kulturangebote locken Liebende aus<br />

allen Ländern, unvergesslich anregende Stunden dort zu<br />

verbringen. Kaum eine Stadt besitzt ein derart prägnantes<br />

Wahrzeichen wie den unzählbar oft abgebildeten Eiffelturm.<br />

Das Stadtbild wird geprägt durch prächtige Sandsteinbauten<br />

mit Skulpturen an ihren Fassaden, durch viele<br />

kleine Cafés und Restaurants, Modegeschäfte und Alleen.<br />

Knapp 90.000 Bäume säumen die Straßen von Paris.<br />

Ergänzt von Parkanlagen ergibt sich innerhalb der<br />

Stadtgrenze eine Grünfläche von 2.437 Hektar. Hinzu<br />

kommen die nahe gelegenen Stadtwälder, welche der<br />

Pariser Bevölkerung als Erholungsgebiet dienen und das<br />

Klima im Pariser Becken gemeinsam mit dem Flusslauf der<br />

Seine maßgeblich prägen.<br />

Das Pariser Stadtgebiet umfasst eine Fläche von 105,4<br />

Quadratkilometern, die Metropolregion umfasst sogar eine<br />

Bodenfläche von 14.518 Quadratkilometern.<br />

Doch wie geeignet ist die viel gerühmte und besungene<br />

Metropole für Menschen mit Behinderungen?<br />

Lange Zeit hielt sich das Klischee der Ausländern<br />

gegenüber unfreundlichen Franzosen, die Auskünfte, wenn<br />

überhaupt, dann nur in der eigenen Landessprache geben.<br />

Die Zeiten sind vorbei, die Stadt öffnet sich mehr und mehr<br />

dem Tourismus als wichtiger Einnahmequelle.<br />

Vor allem im Sommer reisen die meisten Stadtbewohner<br />

aufs Land und überlassen Paris den Touristen - wer bleibt,<br />

ist auf die Besucher aus aller Welt eingestellt und verdient<br />

oft seinen Lebensunterhalt in der Reisebranche. Ein<br />

freundlicher Empfang und hilfsbereite Menschen sind<br />

daher an den meisten Orten die Regel.<br />

Doch leider hat Paris in den letzten Jahren keine nennenswerten<br />

Schritte in Richtung Gleichberechtigung behinderter<br />

Menschen unternommen.<br />

<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />

- 14 -<br />

Museen gut, ÖPNV schlecht: Viele Museen sind zwar auf<br />

den Besuch von körperlich Behinderten eingestellt und<br />

barrierefrei, doch das öffentliche Verkehrssystem und die<br />

Straßenanlagen entsprechen nicht ansatzweise dem<br />

Kriterium der Barrierefreiheit. In den meisten Stadtteilen,<br />

die nicht direkt an die Seine grenzen, sind die Bürgersteige<br />

schmal und an den Straßenübergängen selten abgesenkt.<br />

Besonders Stadtteile wie Montmartre und Montparnasse<br />

sind mit dem <strong>Rollstuhl</strong> schwer zu erkunden, da<br />

die Wege sehr steil und die meisten Lokale, Kirchen und<br />

Vergnügungseinrichtungen nicht barrierefrei zugänglich<br />

sind.<br />

Dennoch gibt es in Paris auch<br />

für Menschen mit körperlicher<br />

Behinderung vieles zu entdecken.<br />

Wer sich einer gut<br />

organisierten Reisegruppe<br />

anschließt oder Spaß daran<br />

hat, gewisse Schwierigkeiten<br />

zu meistern, kann Schätze<br />

bestaunen, die Atmosphäre<br />

genießen und unvergessliche<br />

Tage erleben...<br />

Die Sacre Coeur<br />

auf dem Montmartre.<br />

Nützliche Informationen wie<br />

etwa eine Übersicht barrierefreier<br />

Attraktionen finden Sie<br />

unter www.parisinfo.com.<br />

Die öffentlichen Verkehrsmittel von Paris sind leider<br />

nicht an die Bedürfnisse Behinderter angepasst. Im<br />

<strong>Rollstuhl</strong> ist es schwierig bis unmöglich, den innerstädtischen<br />

Nahverkehr zu nutzen. Allgemein empfiehlt<br />

sich die Reise in einer Gruppe mit einem barrierefreien<br />

Tourenbus. Eine Alternative ist der eigene PKW, wobei sich<br />

allerdings die Parkmöglichkeiten in der Nähe von<br />

Sehenswürdigkeiten in engen Grenzen halten.<br />

Das Pariser U-Bahnnetz, genannt Métro, wurde am 19.<br />

Juli 1900 eingeweiht. Heute umfasst es 16 Linien und ist<br />

mit einer Gesamtlänge von über 210 Kilometer eines der<br />

größten Stadtbahnnetze der Welt. Täglich nutzen fünf<br />

Millionen Menschen in Paris die Untergrundbahnen.<br />

Allerdings wird dabei auf spezielle Bedürfnisse behinderter<br />

Menschen kaum eingegangen. Die wenigsten Stationen<br />

besitzen Aufzüge. Selbst Rolltreppen sind selten, und meist<br />

nicht ausgeschildert. Nach einer Übersichtskarte mit<br />

barrierefreien Stationen sucht man in der Regel vergeblich.


An den Informations- und Ticketschaltern weiß man meist<br />

keine Empfehlung für körperlich Behinderte auszusprechen,<br />

wenn nach dem Weg zu einem bestimmten Ziel<br />

gefragt wird. Die Nutzung der Métro ist für Menschen mit<br />

Gehbehinderung alles in allem schwierig, mit dem <strong>Rollstuhl</strong><br />

praktisch unmöglich.<br />

Anreise per Bahn: In den TGVs steht jeweils ein Stellplatz<br />

für Rollstühle in einem Wagen der ersten Klasse zur<br />

Verfügung (Reservierung erforderlich). <strong>Rollstuhl</strong>fahrer und<br />

ihre Begleiter können aber ohne Aufpreis in der ersten<br />

Klasse fahren. Hilfestellung auf der Suche nach einem<br />

behindertengerechten Taxi ab Zielbahnhof bietet SOS<br />

Voyageurs an den Pariser Bahnhöfen Gare du Nord (Tel:<br />

(01) 42 80 26 08) und Gare du Lyon (Tel: (01) 43 45 22 77).<br />

Die Anreise mit dem PKW über die gebührenpflichtigen<br />

Autobahnen durch Frankreich bis nach Paris ist angenehm.<br />

Ideal ist es natürlich auch, mit einer Gruppe von Deutschland<br />

aus in einem rollstuhlgerechten Bus anzureisen.<br />

Vom Flughafen in die Stadt: Mit den öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln ist es als <strong>Rollstuhl</strong>fahrer schwierig, vom<br />

Flughafen Charles de Gaulle nach Paris zu gelangen. Bei<br />

unserer Reise waren die Auskünfte an den Informationsschaltern<br />

dürftig. Wir wurden zu einem Zug geschickt,<br />

dessen Bahnsteig nicht zugänglich war. Die Aufzüge<br />

funktionierten augenscheinlich schon seit längerem nicht,<br />

über 30 Stufen mussten überwunden werden. Der Zug<br />

selbst war alt, der Tritt über 20 Zentimeter über dem<br />

Bahnsteig, darauf folgten zwei Stufen. Durch die Türen zu<br />

den Abteilen passte kein <strong>Rollstuhl</strong>. Zudem sind nicht alle<br />

innerstädtischen Zielbahnhöfe barrierefrei.<br />

Vom Flughafen aus fahren auch öffentliche Busse in die<br />

Stadtmitte. Man muss nur bisweilen mit etwas Geduld auf<br />

einen Bus warten, der auch <strong>Rollstuhl</strong>fahrer mitnehmen<br />

kann. Wer den bequemeren und teureren Weg einer<br />

Taxifahrt nicht scheut, sollte an den Taxiständen oder<br />

besser gleich vorher bei der Flughafeninformation nach<br />

einem rollstuhlgerechten Taxi bzw. Fahrdienst fragen.<br />

Linienbusse: Fast jedes<br />

Fahrtziel in Paris kann mit<br />

Linienbussen erreicht werden.<br />

Beliebte Touristenattraktionen<br />

werden häufig<br />

angefahren, entsprechende<br />

Fahrpläne gibt es bei den<br />

Touristeninformationen<br />

und an den Ticketverkaufsständen.<br />

Allerdings sind nur<br />

wenige Busse barrierefrei<br />

zugänglich. Meist gibt es<br />

keine Rampen für Rollstühle.<br />

Mit Hilfe einer Begleitperson<br />

ist die Bewältigung<br />

der Schwelle möglich,<br />

doch besonders für<br />

Alleinreisende und Nutzer<br />

von Elektrorollstühlen ergeben<br />

sich große Probleme.<br />

Einen Plan mit den Fahrtzeiten<br />

barrierefreier Busse<br />

gibt es bedauerlicherweise<br />

nicht. Auch an den Informationsschaltern<br />

erhielten<br />

wir während unserer Testreise<br />

in dieser Hinsicht keine<br />

nützliche Auskunft.<br />

Touristeninfomationsstände überall in der Stadt.<br />

Touristenbusse: Verschiedene<br />

Unternehmen<br />

bieten Touren mit Sightseeing-Bussen<br />

an. Durch den<br />

Kauf eines Tages- oder<br />

Mehrtagestickets kann<br />

man alle Busse des entsprechenden<br />

Anbieters<br />

nutzen. Auf mehreren Routen<br />

zirkulieren im Zehn-Minuten-Abstand die Doppeldeckerbusse.<br />

Der Fahrgast kann bei jedem der angefahrenen<br />

Reiseziele aussteigen und einen beliebigen<br />

nachfolgenden Bus für die weitere Strecke nutzen. Über<br />

Kopfhörer erfährt man auf Deutsch oder einer selbst zu<br />

wählenden Sprache Interessantes über die jeweils in Sichtweite<br />

befindlichen Sehenswürdigkeiten.<br />

Die Busse sind in der Regel nicht barrierefrei. Im Mittelteil<br />

des Busses kann mit Hilfe einer Begleitperson oder eines<br />

Passanten auch im <strong>Rollstuhl</strong> eingestiegen werden.<br />

Allerdings gibt es keine für Rollstühle vorgesehene Plätze.<br />

Die Nutzung der Busse ist daher nicht besonders<br />

angenehm. Allerdings bieten die Busse die Möglichkeit,<br />

einen Überblick über die Sehenswürdigkeiten von Paris<br />

und einen Eindruck von Stadtteilen zu bekommen, die mit<br />

dem <strong>Rollstuhl</strong> schlecht zugänglich sind, wie etwa<br />

Montmartre mit seinen steilen und schmalen Bürgersteigen<br />

und den zahlreichen Treppen.<br />

- 15 - <strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009


Paris - für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer eine Herausforderung<br />

Hauptsehenswürdigkeiten zu Fuß oder mit dem Rolli<br />

erkunden: Die Hauptsehenswürdigkeiten von Paris liegen<br />

im Zentrum der Stadt nah beieinander. Gerade im Hinblick<br />

auf die schwierige Verkehrssituation sollte man sich ein<br />

rollstuhlgeeignetes Hotel in der Nähe der Hauptsehenswürdigkeiten<br />

aussuchen. Von dort lassen sich die Sehenswürdigkeiten<br />

besser erkunden und man erhält einen<br />

Eindruck von der einzigartigen Atmosphäre dieser Stadt.<br />

Im Folgenden beschreiben wir einige Routen zu den<br />

Hauptsehenswürdigkeiten. Stadtpläne mit einem<br />

Überblick über die bekanntesten Attraktionen und Gebäude<br />

sind an jeder Touristeninformation kostenlos erhältlich.<br />

Wegweiser ist dabei häufig die Seine, an deren Ufern die<br />

Sehenswürdigkeiten wie Perlen an einer Schnur<br />

aufgefädelt sind. Die Stadt entstand zunächst auf den<br />

früher zahlreicheren Seineinseln, von wo aus nach und<br />

nach auch die Ufer des Flusses besiedelt wurden.<br />

In der weiteren Entwicklung entstand eine durch den Fluss<br />

gespaltene Stadt, an deren nördlicher Uferhälfte Handel<br />

und Finanzwesen dominierten, während die linke<br />

Flussseite mit dem Quartier Latin mehr die Heimat der<br />

Intellektuellen darstellte.<br />

Heute erstreckt sich an beiden Flussufern der Seine eine<br />

weit ausgebaute Promenade, die zu Spaziergängen<br />

einlädt. Im Sommer bringen Fluss und Wind leichte<br />

Kühlung, was die Liegestühle und Parks am Ufer anziehend<br />

für Stadtbewohner und Touristen gleichermaßen macht.<br />

Fast das ganze Jahr über säumen bunte Verkaufsstände<br />

den Weg. Hier werden Postkarten, Bücher, Kunstdrucke,<br />

Aquarelle und Souvenirs in Hülle und Fülle angeboten. Sie<br />

ergänzen das schöne Bild, das sich dem Spaziergänger<br />

bietet: die imposanten Sandsteingebäude mit ihren<br />

zahlreichen Ornamenten und Skulpturen, die Seine, die<br />

Alleen und die zumeist prächtig gestalteten Brücken.<br />

Rund um die Seine sind die Bürgersteige breit und<br />

eben. An nahezu allen Straßenübergängen gibt es<br />

abgesenkte Bordsteine. Die im Folgenden aufgeführten<br />

drei Spazierrouten sind mit (Elektro-)Rollstühlen barrierefrei<br />

zu erkunden.<br />

<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />

Pont Alexandre.<br />

- 16 -<br />

Allerdings sind nicht alle der genannten Sehenswürdigkeiten<br />

barrierefrei zugänglich. Sofern wir uns von der<br />

Barrierefreiheit selbst überzeugen konnten, folgen<br />

genauere Angaben dazu auf die Beschreibung der<br />

Attraktion. Die meisten Sehenswürdigkeiten können<br />

bedauerlicherweise nur aus der Sightseeing-Position<br />

bestaunt werden.<br />

Vom Hotel de Ville bis zum Palais de Chaillot<br />

- das nördliche Seineufer:<br />

Um das nördliche Seineufer<br />

zu erkunden, bietet<br />

sich ein Tourbeginn an<br />

dem beliebten Fotoobjekt<br />

Hotel de Ville an.<br />

Das Rathaus der Stadt,<br />

in üppigem Renaissance-<br />

Stil gehalten, stammt aus<br />

dem 19. Jahrhundert. Als<br />

Vorlage diente das ursprüngliche Gebäude, welches 1871<br />

von Aufständischen niedergebrannt wurde. Franz I. hatte<br />

1535 den italienischen Architekten Domenico von Cortona<br />

mit dem Bau des Rathauses beauftragt.<br />

Bis 1850 fanden auf dem Platz vor dem Hotel de Ville als<br />

öffentliches Spektakel inszenierte Hinrichtungen statt.<br />

Heute ist der gepflegte Vorplatz mit seinen Bäumen und<br />

Brunnen oft Schauplatz von Festen und Thementagen.<br />

Von hier aus ist ein Abstecher zum Centre Georges<br />

Pompidou über die Rue du Renard zur Rue Beaubourg<br />

möglich. Das Kulturzentrum beherbergt das Nationalmuseum<br />

für Moderne Kunst, ein Kino und eine gut sortierte<br />

Kunstbuchhandlung mit einer reichen Fülle an Postkarten.<br />

Blickt man vom Vorplatz mit seinen zahlreichen<br />

Straßenkünstlern aus auf das Gebäude, so wirkt es wie<br />

eine beleuchtete Raffinerie. Die Architekten Richard<br />

Rogers und Renzo Piano verlegten das gesamte<br />

technische Innenleben wie Heizung, Belüftung und<br />

Elektrizität an die Außenwände. Anfangs, bei seiner<br />

Eröffnung im Jahr 1977, war es wegen seiner für damalige<br />

Verhältnisse hypermodernen Architektur und seines<br />

Kontrastes zur historischen Umgebung<br />

zunächst heftiger Kritik ausgesetzt. Das<br />

Centre Georges Pompidou ist die<br />

meistbesuchte Sehenswürdigkeite von<br />

Paris und lockt jährlich über acht<br />

Millionen Touristen an.<br />

Für den Massenansturm von über<br />

25.000 Besuchern täglich war das<br />

Bauwerk nicht konzipiert und musste in<br />

den Neunzigerjahren vorübergehend für<br />

umfangreiche Renovierungsarbeiten<br />

geschlossen werden. Seit 2000 ist es<br />

wieder geöffnet. Allerdings darf die<br />

beliebteste Attraktion, die ebenfalls<br />

außen angebrachten Rolltreppen in<br />

Plexiglasröhren mit wundervollem<br />

Ausblick auf das Stadtbild mit Notre-<br />

Dame und Sacré-Coer, heute nur noch<br />

mit einer Eintrittskarte für die oben<br />

befindlichen Ausstellungen genutzt<br />

werden.


Das Centre Pompidou ist die meistbesuchte Sehenswürdigkeit von Paris und ist für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer zugänglich.<br />

Das Centre Pompidou ist barrierefrei<br />

zugänglich, wie auch<br />

das darin untergebrachte Musée<br />

National d´Art Moderne, in dem<br />

es spezielle Angebote für Hörgeschädigte<br />

sowie einen <strong>Rollstuhl</strong>verleih<br />

gibt. Es beherbergt eine<br />

große Sammlung teils bedeutender<br />

Werke aus dem 20. Jahrhundert.<br />

Vertreten sind Meister der<br />

modernen Klassik wie Picasso, Matisse, Miró, Chagall,<br />

Kandinsky und Dubuffet. Ebenso ausgestellt werden unter<br />

anderem ein von Christo verpackter Tisch, Streifenkunst,<br />

Pop Art und Mobiles von Calder.<br />

Adresse: Centre National d´Art et de Culture Pompidou, 18<br />

rue Beaubourg, Mi. bis So. 11.00-21.00 Uhr (Museum), bis<br />

22.00 Uhr (Kulturzentrum); www.centrepompidou.fr.<br />

Der Louvre: Für den Weg zurück zum Louvre kann man<br />

durch die vielen kleinen Straßen dieses Stadtteils<br />

schlendern, oder zurück zur Seine gehen und deren<br />

Uferverlauf weiter folgen. Die Bürgersteige sind zwar<br />

schmaler als an der Seinepromenade, dennoch in gutem<br />

Zustand und auch für Elektrorollstühle breit genug. In<br />

diesem Viertel sind die Bordsteine abgesenkt und bis auf<br />

wenige Plätze gibt es kein Kopfsteinpflaster.<br />

Besucherströme im Louvre.<br />

Der Louvre ist das<br />

wohl größte und<br />

bekannteste Museum<br />

der Welt. Bei einer<br />

Fläche von 60.000<br />

Quadratmetern<br />

braucht es Tage, die<br />

Schätze der Kunst<br />

aus allen Teilen der<br />

Welt gebührend zu<br />

bewundern.<br />

Bereits die Eingangshalle<br />

fasziniert dank ihrer Architektur die täglich über<br />

18.000 Besucher. Die von Wasserbecken umgebene<br />

Glaspyramide von Ieoh Ming Pei kostete 350 Millionen Euro<br />

und ist damit der wahrscheinlich teuerste Eingang der Welt.<br />

Wer den Louvre durch diese Glaspyramide betritt, begibt<br />

sich danach über Wendeltreppen, Aufzüge oder<br />

Rolltreppen in die lichtdurchflutete Eingangshalle mit den<br />

vielen Kassen und Informationsschaltern. Ausgerüstet mit<br />

einem kostenlosen Übersichtsplan können die Besucher<br />

von hier aus in die drei Flügel des Louvre starten und die in<br />

den unzähligen Gängen und Räumen verborgenen<br />

Schätze entdecken.<br />

- 17 - <strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009


<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009


Der Louvre mit Vorplatz. Foto: Catharina <strong>Escales</strong>


Paris - für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer eine Herausforderung<br />

Zu den über 6.000 Exponaten<br />

gehören Berühmtheiten<br />

wie die Mona Lisa<br />

von Leonardo da Vinci,<br />

das bekannteste Gemälde<br />

der Welt. Das kleinformatige<br />

Bild mit der<br />

geheimnisvoll lächelnden<br />

Dame hängt hinter<br />

Sicherheitsglas, zu jeder<br />

Stunde umgeben von<br />

einer großen Traube Touristen.<br />

Wer eine Chance<br />

haben möchte, ihr etwas<br />

näher zu kommen, sollte<br />

entweder viel Geduld mitbringen,<br />

oder zu den ersten oder letzten Museumsbesuchern<br />

des Tages zählen.<br />

Beinahe ebenso berühmt ist die Venus von Milo. Der<br />

Künstler ist bis heute unbekannt, doch die hellenistische<br />

Skulptur dieser Schönheit trägt ihren Namen zu Recht und<br />

zieht täglich tausende bewundernder Blicke und unzählige<br />

Blitzlichter auf sich. Auch das Gemälde "Die Sklaven" von<br />

Michelangelo ist für viele Museumsbesucher obligatorisch.<br />

Wer das Pflichtprogramm<br />

der drei berühmtesten<br />

Werke absolviert hat,<br />

Gemälde “Märtyrerin”.<br />

dem steht es offen, die<br />

Schätze des Louvre zu<br />

entdecken, welche seit<br />

über zwei Jahrhunderten<br />

zusammengetragen werden.<br />

Das Museum ist in<br />

sieben Abteilungen<br />

gegliedert. Der Besucher<br />

kann wahlweise die<br />

Bereiche Malerei, Skulptur, Kunsthandwerk, Grafik, ägyptische,<br />

griechisch-etruskisch-römische und mittelöstliche<br />

Kunst erkunden. Die einzigartigen Sammlungen bieten<br />

spezialisierten Kunstliebhabern reiche Auswahl und gewiss<br />

auch jedem Laien Stunden voll Staunen, Bewunderung<br />

und Faszination.<br />

Der Louvre entstand um 1200 als Festung. Erst zu Beginn<br />

des 14. Jahrhunderts bewohnte Charles V. als erster das<br />

imposante Schloss, das nach ihm alle französischen<br />

Herrscher weiter gestalteten. Dementsprechend ist das<br />

helle Gebäude von über 700 Jahren Baugeschichte<br />

<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />

Der Eingang des Louvre - die Glaspyramide von Ieoh Ming Pei. Fotos: Catharina <strong>Escales</strong>.<br />

- 20 -<br />

geprägt. Viele Spuren finden sich in der eindrucksvollen<br />

Fassade. Die Grundmauern des mittelalterlichen Festungsturms<br />

wurden erst 1989 entdeckt und sind heute den<br />

Besuchern aus aller Welt zugänglich.<br />

Bereits Franz I. sammelte Gemälde und Skulpturen.<br />

Nachfolgende Herrscher vergrößerten die Sammlung<br />

weiter. Ludwig der XIV. zählte bereits 2.000 Gemälde zu<br />

seinem Besitz. Nach der französischen Revolution sollten<br />

die Kunstwerke allen Menschen zugänglich gemacht<br />

werden. So wurde der Louvre 1793 zu einem Museum.<br />

Napoleon vergrößerte die Ausstellung, indem er unermessliche<br />

Schätze aus den in der Schlacht geschlagenen<br />

Nationen mit nach Paris brachte. Besonders reich<br />

gewachsen ist seither die Zahl der ägyptischen Ausstellungsstücke.<br />

Ab dem 19. Jahrhundert wurde die Ausstellung stetig durch<br />

Ankäufe, Schenkungen, Legate und Ausgrabungen erweitert.<br />

Zur Feier des 200. Jahrestages des Museums im Jahr<br />

1993 wurde der Richelieu-Flügel eröffnet. Das Finanzministerium<br />

war vier Jahre zuvor dort ausgezogen, um Platz<br />

für die stetig wachsende Zahl der Exponate freizugeben.<br />

Bei Umbau und Erweiterungen<br />

im gesamten<br />

Treppenlift im Louvre.<br />

Louvre wurde auch auf<br />

die Bedürfnisse körperlich<br />

Behinderter geachtet.<br />

So gibt es neben<br />

Audio-Guides und Führungen<br />

für Sehgeschädigte<br />

einen barrierefreien<br />

Zugang zu nahezu allen<br />

Ausstellungsstücken. Wo<br />

es aufgrund des Gebäudealters<br />

nicht möglich<br />

war, Aufzüge nachträglich einzubauen, oder um Zwischenetagen<br />

zugänglich zu machen, wurden zahlreiche Treppenlifte<br />

installiert, welche problemlos auch mit Elektrorollstühlen<br />

genutzt werden können. Bei einigen Treppenliften,<br />

sowie wegen teilweise nicht ganz optimalen Wegweisern,<br />

ist allerdings die Hilfe der kompetenten Museumswächter<br />

notwendig.<br />

Öffnungszeiten Mo., Do., Sa. und So. 9.00-18.00 Uhr, Mi.<br />

und Fr. 9.00-21.45 Uhr, Di. geschlossen. Weitere Informationen<br />

erhalten Sie auf www.louvre.fr.


Im Louvre: Amor und Psyche.<br />

Tipp: Gegenüber dem Haupteingang des Louvre befindet<br />

sich der liebevoll gestaltete Jardin du Carrousel. Wer sich<br />

von hier aus nähert, hat eine gute Fotoposition auf den<br />

Haupteingang. Außerdem ist dies ein schöner Ort für all<br />

jene, die viele Stunden im Louvre verbringen möchten und<br />

zwischendurch einmal wieder Sonne und Frischluft<br />

genießen wollen. Die Wege des Parks sind aus gewalzter<br />

Erde, teilweise mit einer dünnen Kieselschicht. Somit sind<br />

sie mit dem <strong>Rollstuhl</strong> und bei trockenem Wetter größtenteils<br />

auch mit dem Elekrorollstuhl befahrbar.<br />

Direkt an den Jardin du Carrousel<br />

vor dem Louvre grenzt der Jardin<br />

de Tuileries, eine liebevoll gestaltete<br />

Grünfläche am Seineufer. An<br />

sie schließt<br />

sich der Place<br />

de la Concorde<br />

an. Hier kreuzen sich die Achsen<br />

zwischen Louvre und Arc de<br />

Triomphe sowie Palais Bourbon und<br />

La Madeleine.<br />

Place de la Concorde: Während der<br />

Französischen Revolution stand auf<br />

dem heutigen Place de la Concorde<br />

die Guillotine, die Ludwig XVI., Marie<br />

Antoinette und später den<br />

Revolutionären Danton, Robespierre<br />

und Saint Just den Kopf abtrennte.<br />

Als die blutige Zeit zu Ende war und<br />

der Platz nicht mehr ein braches Feld<br />

am Stadtrand, sondern vielmehr Teil<br />

des Zentrums der stetig wachsenden<br />

Metropole Paris wurde, entschloss<br />

man sich zu einer Namensänderung.<br />

So wurde der ehemalige Schauplatz<br />

von Bluttaten zum "Platz der<br />

Eintracht".<br />

Sein heutiges Bild wurde maßgeblich<br />

von dem aus Köln stammenden<br />

Architekten Jakob Ignatz Hittorf<br />

geprägt. Zu seinen Entwürfen und der<br />

Umgestaltung um 1840 gehören<br />

unter anderem die prächtigen Brunnen. Kaum ein anderer<br />

Platz in Paris repräsentiert so eindrucksvoll die Vorliebe der<br />

Pariser des 19. Jahrhunderts für antike Eleganz und<br />

Symmetrie. An den vier Ecken des Platzes thronen acht<br />

imposante Frauenstatuen, Symbole für die bedeutendsten<br />

französischen Städte.<br />

Place de la Concorde. Rechts im Bild der Obelisk<br />

aus dem Tempel von Luxor.<br />

Prunkstück und Zentrum ist der Obelisk aus dem Tempel<br />

von Luxor. Das Geschenk Ägyptens an König Louis-<br />

Philippe ist über 3000 Jahre alt und wiegt 227 Tonnen. Bis<br />

am 25. Oktober 1834 über 200.000 Menschen der<br />

spektakulären Aufrichtung beiwohnen konnten, nahm der<br />

Transport Jahre in Anspruch. Im Sockel des Monolithen aus<br />

Rosengranit ist heute die bildhafte Darstellung eingraviert<br />

wie Ingenieur Lebas schließlich die technischen Probleme<br />

meisterte. An den Platz grenzen des Weiteren zwei<br />

imposante Gebäude, welche das Marineministerium und<br />

das Luxushotel Crillon beherbergen.<br />

- 21 - <strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />

RK 2/09


Paris - für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer eine Herausforderung<br />

Die Champs-Élysées: Auf der dem Louvre gegenüberliegenden<br />

Seite des Place de la Concorde beginnt die<br />

weltberühmte Avenue des Champs-Élysées, die teuerste<br />

Straße von Paris. Hier finden sich die noblen Modehäuser<br />

der Haute Couture wie Hermès, Lancôme, Rubinstein und<br />

Lacroix neben ausländischen Botschaften und feinen<br />

Galerien. Der Name dieser exquisiten Einkaufsstraße heißt<br />

übersetzt "Elysische Felder" (Elysion war in der<br />

griechischen Mythologie der Ort für auserwählte Helden)<br />

Fußgängerweg entlang der Champs-Élysées.<br />

und wird zuweilen als Synonym für klassische Eleganz<br />

verwendet. Heute zeigt die Straße nicht mehr den gleichen<br />

Glanz wie noch in der Mitte des letzten Jahrhunderts:<br />

Autohäuser, Banken und Fastfood-Ketten sind neben In-<br />

Restaurants hinzugekommen und der Verkehrsstrom nagt<br />

an der Atmosphäre. Dennoch wandeln pro Tag 150.000<br />

Besucher über das bekannte Pflaster, an den Wochenenden<br />

sogar eine halbe Million Menschen. Mittlerweile<br />

versucht die Stadt, durch neue Laternen, Bäume und<br />

breitere Bürgersteige der Prachtstraße vergangener Zeiten<br />

ein neues Gesicht zu verleihen.<br />

Sonntags wird die Avenue des Champs-Élysées für den<br />

Autoverkehr gesperrt, was vor allem für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer sehr<br />

angenehm ist.<br />

Zu Beginn der Avenue des Champs-Élysées befinden sich<br />

auf der linken Straßenseite das Grand Palais und das<br />

Petit Palais. Die Paläste aus Eisen, Glas und hellen<br />

Steinen wurden 1900 anlässlich der Weltausstellung<br />

erbaut. Das Grand Palais mit seiner großen Glaskuppel<br />

beherbergt wechselnde Kunstausstellungen und Messen.<br />

Im Petit Palais dagegen lassen sich Werke französischer<br />

Meister des 19. und 20. Jahrhunderts eintrittsfrei bestaunen.<br />

Adresse: Petit Palais, 1, av. Winston Churchill; Grand<br />

Palais, 3, av. du Général Eisenhower; Di. - So. 10.00-<br />

18.00Uhr; www.petitpalais.paris.fr<br />

Wie elf weitere Straßen, so führt auch die Avenue des<br />

Champs-Élysées zum Charles-de-Gaulle-Platz. Wegen<br />

seiner sternförmigen Struktur trug er früher den Namen<br />

Place de l´Etoile. In seiner Mitte thront der 1806 von<br />

Napoleon in Auftrag gegebene Arc de Triomphe. Er sollte<br />

ein Denkmal für die siegreiche französische Armee und ein<br />

Zeichen für Napoleons Macht als neuer Kaiser sein. Als der<br />

50 Meter hohe Bogen 1836 fertig gestellt wurde, war die<br />

französische Armee längst besiegt. Die vier Reliefs des<br />

<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />

- 22 -<br />

Das Petit Palais an der Champs-Élysées.<br />

Triumphbogens, darunter "La Marseillaise" von Rude,<br />

welches den Auszug der Freiwilligen von 1792 darstellt,<br />

und das Grabmal des Unbekannten Soldaten mit dem ewig<br />

brennenden Feuer sind heute beliebte Fotoobjekte für<br />

Touristen.<br />

Über die Avenue Kleber gelangt man vom Arc de<br />

Triomphe aus südlich zum Palais de Chaillot. Das Artdéco-Gebäude<br />

wurde anlässlich der Weltausstellung im<br />

Jahr 1937 an einer kleinen Anhöhe am Ufer der Seine<br />

gegenüber dem Eiffelturm erbaut. Das Palais de Chaillot<br />

beinhaltet unter anderem das Marinemuseum (Musée de<br />

la Marine), das die Geschichte der französischen Handelsund<br />

Kriegsmarine mit Bildern und Modellen entsprechender<br />

Schiffe und U-Boote erzählt. Ebenfalls im Westflügel<br />

des Palais befindet sich das Museum für Völkerkunde<br />

(Musée de l'Homme). Hier können u.a. prähistorische<br />

Funde, Skulpturen, Fresken bis hin zur Kunst der Mayas<br />

und Azteken besichtigt werden. Weiterhin beherbergt das<br />

Gebäude das Musée des Monuments Français und ein<br />

Kinomuseum (Musée du Cinéma).


Vom Eiffelturm zur Notre Dame<br />

- das südliche Seineufer<br />

Am südlichen Seineufer befindet sich das Wahrzeichen von<br />

Paris, der Eiffelturm. Der Tour Eiffel ist benannt nach<br />

seinem Erbauer Gustave Eiffel, welcher die ungewöhnliche<br />

Metallkonstruktion 1886 nach jahrelanger Erfahrung im<br />

Brückenbau entwarf. 18.000 verlötete Metallteile und<br />

2,5 Millionen Nieten hielten die Eisenkonstruktion bei ihrer<br />

Einweihung 1889, zur Einhundertjahrfeier der Französischen<br />

Revolution und zur Weltausstellung, zusammen.<br />

Die Höhe des Turmes beträgt 324 Meter, wobei er sich bei<br />

Hitze um weitere 15 Zentimeter ausdehnt.<br />

Es gibt eine Kabinenbahn für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer (vom<br />

Trocadero kommend auf der linken Seite). Allerdings ist der<br />

Besucherandrang sehr groß, weshalb man viel Zeit und<br />

Geduld mitbringen sollte. Kaum ein Projekt war im Paris<br />

jener Zeit so heftig umstritten wie der Eiffelturm. Menschen<br />

aller Schichten protestierten gegen den Bau als<br />

unästhetisch und sinnlos. Denn der Tour Eiffel war das<br />

erste Pariser Bauwerk ohne jede Funktion, er war nicht<br />

einmal als Denkmal gewidmet.<br />

Auch wenn der Eiffelturm in den folgenden Jahren<br />

zahlreiche Künstler inspirierte und Menschen zu manch<br />

spektakulären Taten veranlasste, wie 1923 die Treppenabfahrt<br />

mit einem Fahrrad, so stand seine Existenz dennoch<br />

1909 auf dem Spiel. Wie alle Weltausstellungsgebäude<br />

sollte er wegen seiner Nutzlosigkeit abgerissen werden.<br />

Einzig die Entwicklung der Funktechnik sicherte seinen<br />

Fortbestand, denn 1910 wurde auf seiner Spitze eine<br />

Antenne installiert und mit Hilfe dieser die erste drahtlose<br />

Telefonverbindung über den Ozean ermöglicht. Noch heute<br />

gibt es in Paris das Radio Tour Eiffel, welches von der<br />

Spitze aus Musik und Nachrichten überträgt. Den Turm<br />

selbst besuchen jährlich etwa sechs Millionen Menschen.<br />

Folgt man dem Fluss Seine Richtung Quai d´Orsay, erblickt<br />

man bald zur Rechten das Hôtel des Invalides mit dem<br />

Invalidendom und dessen strahlend goldener Kuppel.<br />

Ludwig der XIV. hatte den Bau einst in Auftrag gegeben, um<br />

ein Heim für Kriegsinvaliden zu schaffen. Bis zu diesem<br />

Zeitpunkt hatten Verwundete keinerlei Aussicht auf<br />

- 23 - <strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009


Paris - für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer eine Herausforderung<br />

staatliche Hilfe und waren auf Almosen angewiesen. Für<br />

5.000 alte und kranke Soldaten wurde das Gebäude mit<br />

den weitläufigen Gängen konzipiert. Die Flure sind<br />

insgesamt 16 Kilometer lang. Heute leben hier noch etwa<br />

100 Senioren.<br />

Im Invalidendom befindet sich das Grab Napoleons<br />

direkt unter der Kuppel. Es kann nur in Zusammenhang mit<br />

einem Besuch des nahen Militärmuseums besichtigt<br />

werden. Seine 1840 von St. Helena aus überführten<br />

Gebeine werden von sieben Särgen gesichert, die aus<br />

Zink, Mahagoni, zweimal aus Blei, Ebenholz, Eiche und<br />

zuletzt Porphyr bestehen. Adresse: Hôtel des Invalides,<br />

Esplanade des Invalides 7e, www.invalides.org.<br />

Gegenüber befindet sich eine<br />

historische Metallbrücke, die<br />

Pont Alexandre III. Sie überspannt<br />

die Seine als ein einzelner<br />

Bogen von 107 Metern.<br />

Sie gilt als Zeichen der russisch-französischenFreundschaft,<br />

denn Zar Nikolaus II.<br />

legte den Grundstein.<br />

Folgt man weiter dem Flussverlauf, so passiert man das<br />

Palais Bourbon, den Sitz der französischen Nationalversammlung,<br />

der ersten Parlamentskammer Frankreichs.<br />

Über den Pont de la Concorde ist es direkt mit dem Place<br />

de la Concorde verbunden. Vom italienischen Architekten<br />

Lorenzo Giardini entworfen, wurde es ursprünglich von<br />

König Ludwig XIV. für seine Tochter Louise Françoise von<br />

Nantes errichtet. Während der Französischen Revolution<br />

wurde das Palais Bourbon verstaatlicht und diente ab 1798<br />

dem Rat der Fünfhundert als Tagungsort. Mit der Februarrevolution<br />

1848 wurde die Abgeordnetenkammer durch<br />

eine nach allgemeinem, unmittelbarem Wahlrecht gewählte<br />

verfassunggebende Versammlung mit 900 Mitgliedern<br />

ersetzt, 1849 durch eine gesetzgebende Nationalversammlung<br />

mit 750 Abgeordneten.<br />

<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />

Am Fuße des Eifelturms.<br />

Hôtel des Invalides.<br />

- 24 -<br />

Wenige Meter entfernt befindet sich das Musée d´Orsay.<br />

Auf über 17.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden<br />

über 4.000 Exponate ausgestellt. Der Schwerpunkt der<br />

Ausstellung liegt auf der Kunst der zweiten Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts. So werden aus der Epoche von 1848 bis<br />

1914 Stücke vornehmlich französischer Künstler aus Malerei,<br />

Skulptur, Architektur, Fotografie und dekorativem<br />

Kunsthandwerk ausgestellt. Beeindruckend ist die große<br />

impressionistische Sammlung. Die Ausstellung kann als<br />

Bindeglied zwischen den alten Meistern im Louvre und<br />

den Exponaten des Museums für Moderne Kunst im<br />

Centre Pompidou verstanden werden, denn auch Beispiele<br />

dieser Epochen und Richtungen finden sich im<br />

Musée d´Orsay.<br />

Die einzelnen Etagen sind per Aufzug leichter zu erreichen<br />

als die unterschiedlichen Flügel im Louvre. Nahe dem<br />

Eingang erhältliche Audioguides geben interessante<br />

Informationen zu dem gewünschten Exponat in beliebiger<br />

Sprache.<br />

Der prachtvolle Bau ist ein<br />

ehemaliger Bahnhof, welcher<br />

1900 anlässlich der Weltausstellung<br />

erbaut wurde.<br />

Doch nur knapp 40 Jahre lang<br />

trafen hier Züge aus Frankreichs<br />

Südwesten ein. Bald<br />

schon wurden die Bahnsteige<br />

zu kurz für die inzwischen länger<br />

gewordenen Züge. Viele Jahre stand das Gebäude leer<br />

und blieb ungenutzt, doch die Pariser wehrten sich gegen<br />

einen Abriss. Zwischenzeitlich probte die berühmte Theatertruppe<br />

um Jean-Louis Barrault und Madeleine Renaud<br />

in seinen Hallen. Der französische Staatspräsident Valéry<br />

Giscard d´Estaing beschloss schließlich den Umbau zu<br />

einem Museum.<br />

Tipp: Im Musée d´Orsay gibt es für eine angenehme Pause<br />

zwei Restaurants unterschiedlicher Preisklassen und eine<br />

Kantine im obersten Stockwerk. Wunderschön ist die<br />

Aussicht durch die Fenster auf die Seine.<br />

Das Museum ist weitgehend<br />

barrierefrei gestaltet. Für Behinderte<br />

und deren Begleitung und für<br />

Reisegruppen gibt es einen separaten<br />

Eingang, um längeres Anstehen<br />

zu vermeiden. Über Aufzüge<br />

können die unterschiedlichen<br />

Ebenen erreicht werden. Das<br />

Personal weist gerne den Weg.<br />

Foto links: Der junge Aristoteles<br />

im Musée d’Orsay.


Halle im Musée d’Orsay.<br />

Das Museum wird vom Pariser Fremdenverkehrsamt für<br />

Hörgeschädigte und geistig behinderte Menschen besonders<br />

empfohlen.<br />

Prunkvoller Toilettentisch im Musée d’Orsay.<br />

Adresse: Musée d´Orsay, 1, rue de Bellechasse. Öffnungszeiten:<br />

Di.-So. 10.00-18.00 Uhr, Do. bis 21.30 Uhr, So.<br />

bereits ab 9 Uhr. www.musee-orsay.fr.<br />

<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />

- 25 -


Paris - für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer eine Herausforderung<br />

Île da la Cité: Folgt man weiter dem Quai Malaquais<br />

entlang dem Seineufer, so erreicht man die Insel Île da la<br />

Cité. Zunächst fällt der Blick wahrscheinlich auf die erste<br />

Brücke der Seineinsel, Pont Neuf. Die älteste Brücke von<br />

Paris wurde Ende des 16. Jahrhunderts von Henri IV.<br />

erbaut. Von der Brücke aus führen zwei Treppen hinunter<br />

zur Inselspitze, der sogenannten "Anlage des Schürzenjägers".<br />

Der Name spielt auf die amourösen Abenteuer des<br />

Erbauers, Heinrich IV., an. Auf der winzigen Grünfläche<br />

brannte 1314 der Scheiterhaufen für den Begründer des<br />

Templerordens, Jacques Molay. Heute ist sie tagsüber<br />

beliebter Badeplatz, bei Sonnenuntergang Treffpunkt<br />

verliebter Paare.<br />

Auf der Île de la Cité befinden<br />

sich neben zahlreichen<br />

Adelspalästen, den teuersten<br />

und begehrtesten<br />

Wohnhäusern von Paris,<br />

der Justizpalast (Palais de<br />

Justice, Foto links) mit<br />

dem Conciergerie genannten<br />

Gefängnis, die Sainte-<br />

Chapelle, die gotische<br />

Kathedrale Notre Dame, sowie die schöne Inselkirche<br />

Saint-Louis-en-Île. Es empfiehlt sich ein Bummel durch<br />

diesen besonders charmanten Stadtteil von Paris, vorbei<br />

an den edlen Häusern und bunten Geschäften.<br />

Die Conciergerie ist<br />

eines der wenigen<br />

erhalten gebliebenen<br />

mittelalterlichen Bauwerke<br />

von Paris. Ihr<br />

Name leitet sich ab<br />

von dem Wort "Concierge",<br />

dem königlichen<br />

Burgvogt. Dieser<br />

verwaltete den Palast,<br />

nachdem König Charles<br />

V. ans rechte Seineufer in den Louvre eingezogen war.<br />

Die Conciergerie diente seit dem 14. Jahrhundert als<br />

Gefängnis. Zeitweise warteten in den Kerkern über 1.200<br />

Menschen auf ihr Urteil. Zu den berühmtesten Insassen<br />

zählten Marie Antoinette, Robespierre, Danton, Charlotte<br />

Corday, der berüchtigte Räuber Cartouche mit seiner Bande<br />

und Ravaillac, der Mörder Ludwig XV., ebenso wie die<br />

Giftmischerin Brinvilliers.<br />

Direkt neben dem Justizpalast befindet sich die Saint-<br />

Chapelle. Sie wurde im Auftrag König Ludwigs IX. im 13.<br />

Jahrhundert erbaut, um die kostbarste Reliquie des<br />

Mittelalters, die vermeintliche Dornenkrone Christi,<br />

aufzunehmen. Sehenswert sind die größtenteils noch<br />

original erhaltenen Glasfenster.<br />

<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />

Pont Neuf, die älteste Brücke von Paris.<br />

- 26 -<br />

Notre Dame: Am anderen Ende der Insel befindet sich die<br />

berühmte Kathedrale Notre Dame. Auch wenn Türme und<br />

Geschosse verschieden sind, strahlt sie durch ihre<br />

romanischen Strukturen mit gotischen Einflüssen eine<br />

unverwechselbare harmonische Schlichtheit und Erhaben-<br />

Notre Dame, die berühmteste Kirche von Paris.<br />

heit aus. 150 Jahre dauerte ihr Bau nach seinem Beginn<br />

1163. Vermählungen des höchsten französischen Adels<br />

und einiger Könige fanden hier einen würdigen Rahmen. In<br />

Notre Dame nahm Napoleon im Jahr 1804 Papst Pius VII.<br />

die Krone aus der Hand, um sich selbst zu krönen.<br />

Die drei Portale der Westfassade tragen Symbole für die<br />

Schlüssellehren des Christentums und dienten der<br />

Belehrung der analphabetischen Bevölkerung.<br />

Im 19. Jahrhundert schmückte der Architekt Viollet-le-Duc<br />

bei umfassenden Restaurationsarbeiten die Kathedrale<br />

weiter aus. Sein Ziel war die "Wiederherstellung reiner<br />

Gotik", weshalb er unter anderem zahlreiche Chimären und<br />

Wasserspeier an der Außenfassade anbringen ließ.<br />

Zum Zeitpunkt unseres Besuches war Notre Dame leider<br />

nicht barrierefrei zugänglich. Möglicherweise lag dies<br />

jedoch an den Bauarbeiten, Auskunft darüber konnten wir<br />

an der Information leider nicht erhalten. Im Allgemeinen ist<br />

Notre Dame am Place du Parvis Notre-Dame täglich<br />

geöffnet. Nähere Informationen und die Kontaktadresse für<br />

Anfragen finden Sie unter www.cathedraledeparis.com.


Das Quartier Latin: Im traditionellen<br />

Studenten- und Gelehrtenviertel<br />

herrscht buntes Treiben auf den<br />

Straßen. Den Namen trägt es, da die<br />

Intellektuellen der nahe gelegenen<br />

Sorbonne-Universität hier lebten und<br />

untereinander Latein sprachen. Noch<br />

heute befinden sich in diesem Gebiet<br />

neben der Sorbonne auch die École<br />

Normale Supérieure und die École des<br />

Mines, sowie die bekanntesten<br />

französischen Gymnasien, Henri IV.<br />

und Louis le Grand. Zahllose Buchhandlungen<br />

und Bibliotheken laden<br />

zum Stöbern ein. Viele Schriftsteller<br />

lebten hier und setzten dem Stadtteil<br />

ein Denkmal in ihren Werken, darunter<br />

Honoré de Balzac, Gabriel García<br />

Márquez und Klaus Mann. Im Mai 1968<br />

war das Quartier Latin Schauplatz der<br />

heftigen Jugendrevolten, die ganz<br />

Frankreich erschütterten.<br />

Mittlerweile wird das Bild geprägt von<br />

Geschäften und Gastronomie. Nur<br />

noch wenige Studenten können sich<br />

einen Wohnsitz in dieser Gegend<br />

leisten. Dennoch wird das Viertel<br />

gerade von jungen Leuten und Touristen<br />

aus aller Welt gerne besucht.<br />

Zum Bummel lädt der Boulevard St.<br />

Michel mit seinen bunten Läden und<br />

Postkartenständen ein. Ein Spaziergang<br />

im Quartier Latin kann man gut<br />

am Ufer der Seine bei der Île de la Cité<br />

Am Boulevard St. Michel im Quartier Latin.<br />

- 27 - <strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009


Paris - für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer eine Herausforderung<br />

auf dem Boulevard St Michel beginnen. Die Sorbonne liegt<br />

direkt zu Beginn auf der linken Seite des Boulevards. Sie ist<br />

die älteste Universität Frankreichs und bildet das Herzstück<br />

des Quartier Latin.<br />

Tipp: Starbucks auf der linken Straßenseite ist zwar kein<br />

typisches Pariser Café, besitzt aber einen Aufzug in den<br />

ersten Stock, wo es neben dem schönen Ausblick auf das<br />

bunte Treiben auch ein barrierefreies WC gibt. Hier lohnt<br />

es sich, bei einem Getränk aus dem Fenster zu blicken und<br />

die Atmosphäre des Viertels auf sich wirken zu lassen.<br />

Auf der linken Seite des Boulevard St Michel entdeckt man<br />

bald den Place du Pantheon.<br />

Hier findet sich, weithin<br />

sichtbar alle Gebäude überragend,<br />

eine weitere Sehenswürdigkeit<br />

des Quartier Latin,<br />

das Pantheon.<br />

<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />

Einst wurde der Kuppelbau<br />

als Kirche zu Ehren der heiligen<br />

Genoveva erbaut. Heute<br />

ist es als Mahnmal dem<br />

Gedenken an die Helden<br />

Frankreichs gewidmet, wie<br />

die Inschrift: "Aux grandes<br />

hommes, la patrie reconnais-<br />

Jardin du Luxembourg.<br />

- 28 -<br />

sante" verrät.<br />

Unter der Kuppel im Inneren des Gebäudes ruhen heute<br />

unter anderem die Gebeine von Voltaire, Rousseau, Victor<br />

Hugo, Zola, Mirabeau und von Louis Braille, dem Erfinder<br />

der Blindenschrift. 1995 wurde Marie Curie als erste Frau<br />

im Pantheon beigesetzt.<br />

Ebenfalls am Boulevard St. Michel, dem Pantheon<br />

gegenüber auf der rechten Seite, befindet sich die<br />

Parkanlage Jardin du Luxembourg. Der Park wurde 1612<br />

als zum Palais du Luxembourg gehörig angelegt und ist<br />

heute einer der beliebtesten Parks der Metropole. Streng<br />

geometrisch mit zahlreichen Blumenrabatten und Skulpturen<br />

angelegt finden hier regelmäßig Konzerte statt. Häufig<br />

werden auch Fotografien an den Gittern des Parks<br />

ausgestellt. Die Anlage ist bei Jung und Alt beliebt, es gibt<br />

Liegestühle, Terrassen, Springbrunnen, große Schachspiele<br />

und Wiesen zum Spielen und Toben, genauso wie<br />

versteckte Bänke unter ausladenden Baumkronen und<br />

hinter Blumenrabatten.<br />

Die Wege des Jardin du Luxembourg sind aus gewalzter<br />

Erde, teilweise mit einer dünnen Kieselschicht. Somit sind<br />

sie mit dem <strong>Rollstuhl</strong> und bei trockenem Wetter größtenteils<br />

auch mit dem Elektrorollstuhl befahrbar.


Hotels: Fast alle Hotels der großen Hotelketten in Paris<br />

verfügen über mindestens ein rollstuhlgeeignetes Zimmer<br />

mit angepasstem Badezimmer. Mehrere Ibis-Hotels finden<br />

sich in guter zentralen Lage, ebenso mehrere Hotels von<br />

Holiday Inn, Mercure und anderen Ketten. Ebenso<br />

empfehlenswert sind die preiswerten Etap-Hotels, einige<br />

sind gut und recht zentral gelegen. Im Internet findet man<br />

etliche Angebote. Weil auch die teuren Vier- bis<br />

Fünfsternehotels oft attraktive Sonderangebote offerieren,<br />

sollte man sich<br />

etwas Zeit bei der<br />

Suche und<br />

Auswahl des<br />

geeigneten Hotels<br />

nehmen. Der Weg<br />

in ein Reisebüro ist<br />

allerdings auch<br />

nicht verkehrt. Die<br />

zu zahlende<br />

Provision lohnt,<br />

Öffentliches, rollstuhlgerechtes WC.<br />

denn dort sitzen<br />

Profis, für die es<br />

Routine ist, gute<br />

Hotelangebote zu finden. Details zur behindertengerechten<br />

Ausstattung müssen aber nach einer engeren Auswahl des<br />

Hotels nochmals gesondert angefragt werden.<br />

Fazit: Paris glänzt nicht gerade als vorbildlich behindertengeeignete<br />

Stadt. Die Metro ist für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer nicht<br />

nutzbar, die Busse nur bedingt rollstuhlgeeignet.<br />

Eine gute Alternative ist der Batobus, ein "Schiffstaxi",<br />

welches auf der Seine fährt und an den bekannten<br />

Sehenswürdigkeiten der Pariser Innenstadt Ein- bzw.<br />

Ausstiegsmöglichkeiten für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer bietet. Die<br />

Haltestellen am Eiffelturm und an der Avenue des Champs-<br />

Éysées sind rollstuhlgerecht. Die Landungsbrücken der<br />

weiteren Haltestellen wie Notre Dame, Louvre, Hotel de<br />

Ville und Musee d'Orsay sind zwar nicht rollstuhlgerecht,<br />

allerdings ist das Schiffspersonal sehr hilfsbereit.<br />

Ohne Begleitung geht in Paris nur wenig, aber die<br />

meisten Museen sind für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer sehr gut<br />

zugänglich. In den meisten Cafés muss man sich einen<br />

Platz erkämpfen, behindertengerechte WCs in Cafés und<br />

Restaurants gibt es nur sehr selten. Hin und wieder findet<br />

man ein öffentliches behindertengerechtes WC an den<br />

Straßen. Behindertengerechte Parkplätze sind ebenfalls zu<br />

wenige vorhanden, so unser Eindruck.<br />

Bericht und Fotos: Catharina <strong>Escales</strong><br />

Hier zwei Hotels der Drei-Sterne-Kategorie:<br />

Paris Orleans Hotel ***<br />

Boulevard Brune 185-187, 75014 Paris<br />

Tel. (+33 - 1) 45 39 68 50<br />

© <strong>Verlag</strong> FMG GmbH, Nordkanalstr. 52, 20097 Hamburg<br />

Tel. 040 - 5480 7877, Fax: 040 - 5480 7937<br />

E-Mail: fmg@fmg-verlag.de<br />

Das 2006 renovierte, klimatisierte Cityhotel (drei Sterne) im<br />

typischen Pariser Stil verfügt auf acht Etagen über<br />

insgesamt 91 Zimmer, darunter ein behindertengerechtes<br />

Zimmer. Das Haus bietet Ihnen eine Empfangshalle mit 24-<br />

Stunden-Rezeption, Wechselstube und Aufzug sowie eine<br />

gemütliche Lounge-Bar (ebenfalls 24 Stunden geöffnet),<br />

Frühstücksraum, Wäscheservice. Eine öffentliche Tiefgarage<br />

liegt ca. 150 Meter vom Hotel entfernt. Zimmerpreise:<br />

ca. 100,- Euro für ein Doppelzimmer pro Nacht.<br />

Hotel Elysee Union ***<br />

44 Rue Hamelin, 75016 Paris<br />

Tel. (+33 - 1) 45 53 14 95<br />

Dieses Hotel (drei Sterne) liegt erstklassig zwischen dem<br />

Eiffelturm und dem Arc de Triomphe. Geboten wird ein<br />

freundlicher Service, saubere Zimmer, eine ruhige Lage,<br />

Metrostationen (nichts für Rollifahrer) in der Nähe, nette<br />

Cafès in der Nachbarschaft. Nur wenige Gehminuten zum<br />

Arc de Triomphe, Musee d'Art Moderne, Trocadero oder<br />

weiter zum Eiffelturm.<br />

Der Eingang zum Hotel ist stufenlos, das behindertenfreundliche<br />

Doppelzimmer im Erdgeschoss ebenfalls<br />

ebenerdig über den Hotelgarten zu erreichen. Es ist nicht<br />

groß, aber mit dem <strong>Rollstuhl</strong> kommt man gut zurecht. Die<br />

Möbel lassen sich bei Bedarf verrücken. Badezimmer mit<br />

niedriger Wanne mit zwei stabilen Haltegriffen. Preis für ein<br />

Doppelzimmer pro Nacht ab ca. 100,- Euro.<br />

Texte und Fotos aus diesem Heft sind urheberrechtlich geschützt;<br />

Nachdrucke, Abschriften oder Vervielfältigungen dürfen, auch auszugsweise,<br />

nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des <strong>Verlag</strong>es bzw. des Urhebers erfolgen.<br />

Der Ausdruck und die Verwendung dieses Artikels<br />

für den privaten Gebrauch ist gestattet.<br />

Bitte beachten: Reiseberichte und Hinweise auf Reiseangebote für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer / behinderte Menschen auf unserer Internetseite<br />

sind zum Teil älteren Datums. Die Bedingungen können sich also zwischenzeitlich geändert haben. Wir können die Richtigkeit der<br />

Informationen in diesen Beiträgen nicht gewähren. Bitte wenden Sie sich daher stets an den jeweiligen Anbieter, wenn Sie auf absolut<br />

zuverlässige Informationen angewiesen sind.<br />

- 29 - <strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009

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