Rollstuhl-Kurier Rollstuhl-Kurier - Escales-Verlag
Rollstuhl-Kurier Rollstuhl-Kurier - Escales-Verlag
Rollstuhl-Kurier Rollstuhl-Kurier - Escales-Verlag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
“Paris - eine Herausforderung für<br />
<strong>Rollstuhl</strong>fahrer”<br />
erschienen in der Zeitschrift “ROLLSTUHL-<strong>Kurier</strong>”<br />
Heft Nr. 2/2009, April 2009, Autorin: Catharina <strong>Escales</strong><br />
© <strong>Verlag</strong> FMG GmbH<br />
Nordkanalstr. 52, 20097 Hamburg<br />
Tel. 040 - 5480 7877, Fax: 040 - 5480 7937<br />
E-Mail: fmg@fmg-verlag.de<br />
Texte und Fotos aus diesem Heft sind urheberrechtlich geschützt;<br />
Nachdrucke, Abschriften oder Vervielfältigungen dürfen, auch auszugsweise,<br />
nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des <strong>Verlag</strong>es bzw. des Urhebers erfolgen.<br />
Der Ausdruck und die Verwendung dieses Artikels<br />
für den privaten Gebrauch ist gestattet.<br />
H A N D I C A P P E D -<br />
<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong><br />
<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong><br />
Heft Nr. 2-2009 . April / Mai 2009 . 3,80 €<br />
DAS MAGAZIN FÜR ROLLSTUHLFAHRER & GEHBEHINDERTE<br />
M O B I L I T Ä T F Ü R A L L E<br />
Behindertengerechte Pkws<br />
FMG-<strong>Verlag</strong>, Nordkanalstr. 52, 20097 Hamburg<br />
Postvertriebsstück, Entgelt bezahlt, G 8153
P A R I S<br />
Eine Herausforderung für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer von Catharina <strong>Escales</strong><br />
Die Hauptstadt Frankreichs lockt jährlich Millionen<br />
Besucher aus aller Welt an. Die Metropole gilt als Stadt der<br />
Liebe, der Mode, der Gourmets und der Künste. Sie<br />
beherbergt über 160 Museen, mehr als 200 Kunstgalerien,<br />
etwa 100 Theater, über 600 Kinos und weit mehr als 10.000<br />
Cafés und Restaurants. Zum UNESCO-Weltkulturerbe<br />
zählen die Uferpromenade der Seine sowie die Schlösser<br />
Versailles und Fontainbleu. Exquisite Modenschauen<br />
machen Paris in aller Welt berühmt als Heimat der Haute<br />
Couture. Der Louvre ist das wahrscheinlich größte und<br />
bekannteste Museum der Welt, die Seinepromenade und<br />
die Vergnügungs- und Kulturangebote locken Liebende aus<br />
allen Ländern, unvergesslich anregende Stunden dort zu<br />
verbringen. Kaum eine Stadt besitzt ein derart prägnantes<br />
Wahrzeichen wie den unzählbar oft abgebildeten Eiffelturm.<br />
Das Stadtbild wird geprägt durch prächtige Sandsteinbauten<br />
mit Skulpturen an ihren Fassaden, durch viele<br />
kleine Cafés und Restaurants, Modegeschäfte und Alleen.<br />
Knapp 90.000 Bäume säumen die Straßen von Paris.<br />
Ergänzt von Parkanlagen ergibt sich innerhalb der<br />
Stadtgrenze eine Grünfläche von 2.437 Hektar. Hinzu<br />
kommen die nahe gelegenen Stadtwälder, welche der<br />
Pariser Bevölkerung als Erholungsgebiet dienen und das<br />
Klima im Pariser Becken gemeinsam mit dem Flusslauf der<br />
Seine maßgeblich prägen.<br />
Das Pariser Stadtgebiet umfasst eine Fläche von 105,4<br />
Quadratkilometern, die Metropolregion umfasst sogar eine<br />
Bodenfläche von 14.518 Quadratkilometern.<br />
Doch wie geeignet ist die viel gerühmte und besungene<br />
Metropole für Menschen mit Behinderungen?<br />
Lange Zeit hielt sich das Klischee der Ausländern<br />
gegenüber unfreundlichen Franzosen, die Auskünfte, wenn<br />
überhaupt, dann nur in der eigenen Landessprache geben.<br />
Die Zeiten sind vorbei, die Stadt öffnet sich mehr und mehr<br />
dem Tourismus als wichtiger Einnahmequelle.<br />
Vor allem im Sommer reisen die meisten Stadtbewohner<br />
aufs Land und überlassen Paris den Touristen - wer bleibt,<br />
ist auf die Besucher aus aller Welt eingestellt und verdient<br />
oft seinen Lebensunterhalt in der Reisebranche. Ein<br />
freundlicher Empfang und hilfsbereite Menschen sind<br />
daher an den meisten Orten die Regel.<br />
Doch leider hat Paris in den letzten Jahren keine nennenswerten<br />
Schritte in Richtung Gleichberechtigung behinderter<br />
Menschen unternommen.<br />
<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />
- 14 -<br />
Museen gut, ÖPNV schlecht: Viele Museen sind zwar auf<br />
den Besuch von körperlich Behinderten eingestellt und<br />
barrierefrei, doch das öffentliche Verkehrssystem und die<br />
Straßenanlagen entsprechen nicht ansatzweise dem<br />
Kriterium der Barrierefreiheit. In den meisten Stadtteilen,<br />
die nicht direkt an die Seine grenzen, sind die Bürgersteige<br />
schmal und an den Straßenübergängen selten abgesenkt.<br />
Besonders Stadtteile wie Montmartre und Montparnasse<br />
sind mit dem <strong>Rollstuhl</strong> schwer zu erkunden, da<br />
die Wege sehr steil und die meisten Lokale, Kirchen und<br />
Vergnügungseinrichtungen nicht barrierefrei zugänglich<br />
sind.<br />
Dennoch gibt es in Paris auch<br />
für Menschen mit körperlicher<br />
Behinderung vieles zu entdecken.<br />
Wer sich einer gut<br />
organisierten Reisegruppe<br />
anschließt oder Spaß daran<br />
hat, gewisse Schwierigkeiten<br />
zu meistern, kann Schätze<br />
bestaunen, die Atmosphäre<br />
genießen und unvergessliche<br />
Tage erleben...<br />
Die Sacre Coeur<br />
auf dem Montmartre.<br />
Nützliche Informationen wie<br />
etwa eine Übersicht barrierefreier<br />
Attraktionen finden Sie<br />
unter www.parisinfo.com.<br />
Die öffentlichen Verkehrsmittel von Paris sind leider<br />
nicht an die Bedürfnisse Behinderter angepasst. Im<br />
<strong>Rollstuhl</strong> ist es schwierig bis unmöglich, den innerstädtischen<br />
Nahverkehr zu nutzen. Allgemein empfiehlt<br />
sich die Reise in einer Gruppe mit einem barrierefreien<br />
Tourenbus. Eine Alternative ist der eigene PKW, wobei sich<br />
allerdings die Parkmöglichkeiten in der Nähe von<br />
Sehenswürdigkeiten in engen Grenzen halten.<br />
Das Pariser U-Bahnnetz, genannt Métro, wurde am 19.<br />
Juli 1900 eingeweiht. Heute umfasst es 16 Linien und ist<br />
mit einer Gesamtlänge von über 210 Kilometer eines der<br />
größten Stadtbahnnetze der Welt. Täglich nutzen fünf<br />
Millionen Menschen in Paris die Untergrundbahnen.<br />
Allerdings wird dabei auf spezielle Bedürfnisse behinderter<br />
Menschen kaum eingegangen. Die wenigsten Stationen<br />
besitzen Aufzüge. Selbst Rolltreppen sind selten, und meist<br />
nicht ausgeschildert. Nach einer Übersichtskarte mit<br />
barrierefreien Stationen sucht man in der Regel vergeblich.
An den Informations- und Ticketschaltern weiß man meist<br />
keine Empfehlung für körperlich Behinderte auszusprechen,<br />
wenn nach dem Weg zu einem bestimmten Ziel<br />
gefragt wird. Die Nutzung der Métro ist für Menschen mit<br />
Gehbehinderung alles in allem schwierig, mit dem <strong>Rollstuhl</strong><br />
praktisch unmöglich.<br />
Anreise per Bahn: In den TGVs steht jeweils ein Stellplatz<br />
für Rollstühle in einem Wagen der ersten Klasse zur<br />
Verfügung (Reservierung erforderlich). <strong>Rollstuhl</strong>fahrer und<br />
ihre Begleiter können aber ohne Aufpreis in der ersten<br />
Klasse fahren. Hilfestellung auf der Suche nach einem<br />
behindertengerechten Taxi ab Zielbahnhof bietet SOS<br />
Voyageurs an den Pariser Bahnhöfen Gare du Nord (Tel:<br />
(01) 42 80 26 08) und Gare du Lyon (Tel: (01) 43 45 22 77).<br />
Die Anreise mit dem PKW über die gebührenpflichtigen<br />
Autobahnen durch Frankreich bis nach Paris ist angenehm.<br />
Ideal ist es natürlich auch, mit einer Gruppe von Deutschland<br />
aus in einem rollstuhlgerechten Bus anzureisen.<br />
Vom Flughafen in die Stadt: Mit den öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln ist es als <strong>Rollstuhl</strong>fahrer schwierig, vom<br />
Flughafen Charles de Gaulle nach Paris zu gelangen. Bei<br />
unserer Reise waren die Auskünfte an den Informationsschaltern<br />
dürftig. Wir wurden zu einem Zug geschickt,<br />
dessen Bahnsteig nicht zugänglich war. Die Aufzüge<br />
funktionierten augenscheinlich schon seit längerem nicht,<br />
über 30 Stufen mussten überwunden werden. Der Zug<br />
selbst war alt, der Tritt über 20 Zentimeter über dem<br />
Bahnsteig, darauf folgten zwei Stufen. Durch die Türen zu<br />
den Abteilen passte kein <strong>Rollstuhl</strong>. Zudem sind nicht alle<br />
innerstädtischen Zielbahnhöfe barrierefrei.<br />
Vom Flughafen aus fahren auch öffentliche Busse in die<br />
Stadtmitte. Man muss nur bisweilen mit etwas Geduld auf<br />
einen Bus warten, der auch <strong>Rollstuhl</strong>fahrer mitnehmen<br />
kann. Wer den bequemeren und teureren Weg einer<br />
Taxifahrt nicht scheut, sollte an den Taxiständen oder<br />
besser gleich vorher bei der Flughafeninformation nach<br />
einem rollstuhlgerechten Taxi bzw. Fahrdienst fragen.<br />
Linienbusse: Fast jedes<br />
Fahrtziel in Paris kann mit<br />
Linienbussen erreicht werden.<br />
Beliebte Touristenattraktionen<br />
werden häufig<br />
angefahren, entsprechende<br />
Fahrpläne gibt es bei den<br />
Touristeninformationen<br />
und an den Ticketverkaufsständen.<br />
Allerdings sind nur<br />
wenige Busse barrierefrei<br />
zugänglich. Meist gibt es<br />
keine Rampen für Rollstühle.<br />
Mit Hilfe einer Begleitperson<br />
ist die Bewältigung<br />
der Schwelle möglich,<br />
doch besonders für<br />
Alleinreisende und Nutzer<br />
von Elektrorollstühlen ergeben<br />
sich große Probleme.<br />
Einen Plan mit den Fahrtzeiten<br />
barrierefreier Busse<br />
gibt es bedauerlicherweise<br />
nicht. Auch an den Informationsschaltern<br />
erhielten<br />
wir während unserer Testreise<br />
in dieser Hinsicht keine<br />
nützliche Auskunft.<br />
Touristeninfomationsstände überall in der Stadt.<br />
Touristenbusse: Verschiedene<br />
Unternehmen<br />
bieten Touren mit Sightseeing-Bussen<br />
an. Durch den<br />
Kauf eines Tages- oder<br />
Mehrtagestickets kann<br />
man alle Busse des entsprechenden<br />
Anbieters<br />
nutzen. Auf mehreren Routen<br />
zirkulieren im Zehn-Minuten-Abstand die Doppeldeckerbusse.<br />
Der Fahrgast kann bei jedem der angefahrenen<br />
Reiseziele aussteigen und einen beliebigen<br />
nachfolgenden Bus für die weitere Strecke nutzen. Über<br />
Kopfhörer erfährt man auf Deutsch oder einer selbst zu<br />
wählenden Sprache Interessantes über die jeweils in Sichtweite<br />
befindlichen Sehenswürdigkeiten.<br />
Die Busse sind in der Regel nicht barrierefrei. Im Mittelteil<br />
des Busses kann mit Hilfe einer Begleitperson oder eines<br />
Passanten auch im <strong>Rollstuhl</strong> eingestiegen werden.<br />
Allerdings gibt es keine für Rollstühle vorgesehene Plätze.<br />
Die Nutzung der Busse ist daher nicht besonders<br />
angenehm. Allerdings bieten die Busse die Möglichkeit,<br />
einen Überblick über die Sehenswürdigkeiten von Paris<br />
und einen Eindruck von Stadtteilen zu bekommen, die mit<br />
dem <strong>Rollstuhl</strong> schlecht zugänglich sind, wie etwa<br />
Montmartre mit seinen steilen und schmalen Bürgersteigen<br />
und den zahlreichen Treppen.<br />
- 15 - <strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009
Paris - für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer eine Herausforderung<br />
Hauptsehenswürdigkeiten zu Fuß oder mit dem Rolli<br />
erkunden: Die Hauptsehenswürdigkeiten von Paris liegen<br />
im Zentrum der Stadt nah beieinander. Gerade im Hinblick<br />
auf die schwierige Verkehrssituation sollte man sich ein<br />
rollstuhlgeeignetes Hotel in der Nähe der Hauptsehenswürdigkeiten<br />
aussuchen. Von dort lassen sich die Sehenswürdigkeiten<br />
besser erkunden und man erhält einen<br />
Eindruck von der einzigartigen Atmosphäre dieser Stadt.<br />
Im Folgenden beschreiben wir einige Routen zu den<br />
Hauptsehenswürdigkeiten. Stadtpläne mit einem<br />
Überblick über die bekanntesten Attraktionen und Gebäude<br />
sind an jeder Touristeninformation kostenlos erhältlich.<br />
Wegweiser ist dabei häufig die Seine, an deren Ufern die<br />
Sehenswürdigkeiten wie Perlen an einer Schnur<br />
aufgefädelt sind. Die Stadt entstand zunächst auf den<br />
früher zahlreicheren Seineinseln, von wo aus nach und<br />
nach auch die Ufer des Flusses besiedelt wurden.<br />
In der weiteren Entwicklung entstand eine durch den Fluss<br />
gespaltene Stadt, an deren nördlicher Uferhälfte Handel<br />
und Finanzwesen dominierten, während die linke<br />
Flussseite mit dem Quartier Latin mehr die Heimat der<br />
Intellektuellen darstellte.<br />
Heute erstreckt sich an beiden Flussufern der Seine eine<br />
weit ausgebaute Promenade, die zu Spaziergängen<br />
einlädt. Im Sommer bringen Fluss und Wind leichte<br />
Kühlung, was die Liegestühle und Parks am Ufer anziehend<br />
für Stadtbewohner und Touristen gleichermaßen macht.<br />
Fast das ganze Jahr über säumen bunte Verkaufsstände<br />
den Weg. Hier werden Postkarten, Bücher, Kunstdrucke,<br />
Aquarelle und Souvenirs in Hülle und Fülle angeboten. Sie<br />
ergänzen das schöne Bild, das sich dem Spaziergänger<br />
bietet: die imposanten Sandsteingebäude mit ihren<br />
zahlreichen Ornamenten und Skulpturen, die Seine, die<br />
Alleen und die zumeist prächtig gestalteten Brücken.<br />
Rund um die Seine sind die Bürgersteige breit und<br />
eben. An nahezu allen Straßenübergängen gibt es<br />
abgesenkte Bordsteine. Die im Folgenden aufgeführten<br />
drei Spazierrouten sind mit (Elektro-)Rollstühlen barrierefrei<br />
zu erkunden.<br />
<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />
Pont Alexandre.<br />
- 16 -<br />
Allerdings sind nicht alle der genannten Sehenswürdigkeiten<br />
barrierefrei zugänglich. Sofern wir uns von der<br />
Barrierefreiheit selbst überzeugen konnten, folgen<br />
genauere Angaben dazu auf die Beschreibung der<br />
Attraktion. Die meisten Sehenswürdigkeiten können<br />
bedauerlicherweise nur aus der Sightseeing-Position<br />
bestaunt werden.<br />
Vom Hotel de Ville bis zum Palais de Chaillot<br />
- das nördliche Seineufer:<br />
Um das nördliche Seineufer<br />
zu erkunden, bietet<br />
sich ein Tourbeginn an<br />
dem beliebten Fotoobjekt<br />
Hotel de Ville an.<br />
Das Rathaus der Stadt,<br />
in üppigem Renaissance-<br />
Stil gehalten, stammt aus<br />
dem 19. Jahrhundert. Als<br />
Vorlage diente das ursprüngliche Gebäude, welches 1871<br />
von Aufständischen niedergebrannt wurde. Franz I. hatte<br />
1535 den italienischen Architekten Domenico von Cortona<br />
mit dem Bau des Rathauses beauftragt.<br />
Bis 1850 fanden auf dem Platz vor dem Hotel de Ville als<br />
öffentliches Spektakel inszenierte Hinrichtungen statt.<br />
Heute ist der gepflegte Vorplatz mit seinen Bäumen und<br />
Brunnen oft Schauplatz von Festen und Thementagen.<br />
Von hier aus ist ein Abstecher zum Centre Georges<br />
Pompidou über die Rue du Renard zur Rue Beaubourg<br />
möglich. Das Kulturzentrum beherbergt das Nationalmuseum<br />
für Moderne Kunst, ein Kino und eine gut sortierte<br />
Kunstbuchhandlung mit einer reichen Fülle an Postkarten.<br />
Blickt man vom Vorplatz mit seinen zahlreichen<br />
Straßenkünstlern aus auf das Gebäude, so wirkt es wie<br />
eine beleuchtete Raffinerie. Die Architekten Richard<br />
Rogers und Renzo Piano verlegten das gesamte<br />
technische Innenleben wie Heizung, Belüftung und<br />
Elektrizität an die Außenwände. Anfangs, bei seiner<br />
Eröffnung im Jahr 1977, war es wegen seiner für damalige<br />
Verhältnisse hypermodernen Architektur und seines<br />
Kontrastes zur historischen Umgebung<br />
zunächst heftiger Kritik ausgesetzt. Das<br />
Centre Georges Pompidou ist die<br />
meistbesuchte Sehenswürdigkeite von<br />
Paris und lockt jährlich über acht<br />
Millionen Touristen an.<br />
Für den Massenansturm von über<br />
25.000 Besuchern täglich war das<br />
Bauwerk nicht konzipiert und musste in<br />
den Neunzigerjahren vorübergehend für<br />
umfangreiche Renovierungsarbeiten<br />
geschlossen werden. Seit 2000 ist es<br />
wieder geöffnet. Allerdings darf die<br />
beliebteste Attraktion, die ebenfalls<br />
außen angebrachten Rolltreppen in<br />
Plexiglasröhren mit wundervollem<br />
Ausblick auf das Stadtbild mit Notre-<br />
Dame und Sacré-Coer, heute nur noch<br />
mit einer Eintrittskarte für die oben<br />
befindlichen Ausstellungen genutzt<br />
werden.
Das Centre Pompidou ist die meistbesuchte Sehenswürdigkeit von Paris und ist für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer zugänglich.<br />
Das Centre Pompidou ist barrierefrei<br />
zugänglich, wie auch<br />
das darin untergebrachte Musée<br />
National d´Art Moderne, in dem<br />
es spezielle Angebote für Hörgeschädigte<br />
sowie einen <strong>Rollstuhl</strong>verleih<br />
gibt. Es beherbergt eine<br />
große Sammlung teils bedeutender<br />
Werke aus dem 20. Jahrhundert.<br />
Vertreten sind Meister der<br />
modernen Klassik wie Picasso, Matisse, Miró, Chagall,<br />
Kandinsky und Dubuffet. Ebenso ausgestellt werden unter<br />
anderem ein von Christo verpackter Tisch, Streifenkunst,<br />
Pop Art und Mobiles von Calder.<br />
Adresse: Centre National d´Art et de Culture Pompidou, 18<br />
rue Beaubourg, Mi. bis So. 11.00-21.00 Uhr (Museum), bis<br />
22.00 Uhr (Kulturzentrum); www.centrepompidou.fr.<br />
Der Louvre: Für den Weg zurück zum Louvre kann man<br />
durch die vielen kleinen Straßen dieses Stadtteils<br />
schlendern, oder zurück zur Seine gehen und deren<br />
Uferverlauf weiter folgen. Die Bürgersteige sind zwar<br />
schmaler als an der Seinepromenade, dennoch in gutem<br />
Zustand und auch für Elektrorollstühle breit genug. In<br />
diesem Viertel sind die Bordsteine abgesenkt und bis auf<br />
wenige Plätze gibt es kein Kopfsteinpflaster.<br />
Besucherströme im Louvre.<br />
Der Louvre ist das<br />
wohl größte und<br />
bekannteste Museum<br />
der Welt. Bei einer<br />
Fläche von 60.000<br />
Quadratmetern<br />
braucht es Tage, die<br />
Schätze der Kunst<br />
aus allen Teilen der<br />
Welt gebührend zu<br />
bewundern.<br />
Bereits die Eingangshalle<br />
fasziniert dank ihrer Architektur die täglich über<br />
18.000 Besucher. Die von Wasserbecken umgebene<br />
Glaspyramide von Ieoh Ming Pei kostete 350 Millionen Euro<br />
und ist damit der wahrscheinlich teuerste Eingang der Welt.<br />
Wer den Louvre durch diese Glaspyramide betritt, begibt<br />
sich danach über Wendeltreppen, Aufzüge oder<br />
Rolltreppen in die lichtdurchflutete Eingangshalle mit den<br />
vielen Kassen und Informationsschaltern. Ausgerüstet mit<br />
einem kostenlosen Übersichtsplan können die Besucher<br />
von hier aus in die drei Flügel des Louvre starten und die in<br />
den unzähligen Gängen und Räumen verborgenen<br />
Schätze entdecken.<br />
- 17 - <strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009
<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009
Der Louvre mit Vorplatz. Foto: Catharina <strong>Escales</strong>
Paris - für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer eine Herausforderung<br />
Zu den über 6.000 Exponaten<br />
gehören Berühmtheiten<br />
wie die Mona Lisa<br />
von Leonardo da Vinci,<br />
das bekannteste Gemälde<br />
der Welt. Das kleinformatige<br />
Bild mit der<br />
geheimnisvoll lächelnden<br />
Dame hängt hinter<br />
Sicherheitsglas, zu jeder<br />
Stunde umgeben von<br />
einer großen Traube Touristen.<br />
Wer eine Chance<br />
haben möchte, ihr etwas<br />
näher zu kommen, sollte<br />
entweder viel Geduld mitbringen,<br />
oder zu den ersten oder letzten Museumsbesuchern<br />
des Tages zählen.<br />
Beinahe ebenso berühmt ist die Venus von Milo. Der<br />
Künstler ist bis heute unbekannt, doch die hellenistische<br />
Skulptur dieser Schönheit trägt ihren Namen zu Recht und<br />
zieht täglich tausende bewundernder Blicke und unzählige<br />
Blitzlichter auf sich. Auch das Gemälde "Die Sklaven" von<br />
Michelangelo ist für viele Museumsbesucher obligatorisch.<br />
Wer das Pflichtprogramm<br />
der drei berühmtesten<br />
Werke absolviert hat,<br />
Gemälde “Märtyrerin”.<br />
dem steht es offen, die<br />
Schätze des Louvre zu<br />
entdecken, welche seit<br />
über zwei Jahrhunderten<br />
zusammengetragen werden.<br />
Das Museum ist in<br />
sieben Abteilungen<br />
gegliedert. Der Besucher<br />
kann wahlweise die<br />
Bereiche Malerei, Skulptur, Kunsthandwerk, Grafik, ägyptische,<br />
griechisch-etruskisch-römische und mittelöstliche<br />
Kunst erkunden. Die einzigartigen Sammlungen bieten<br />
spezialisierten Kunstliebhabern reiche Auswahl und gewiss<br />
auch jedem Laien Stunden voll Staunen, Bewunderung<br />
und Faszination.<br />
Der Louvre entstand um 1200 als Festung. Erst zu Beginn<br />
des 14. Jahrhunderts bewohnte Charles V. als erster das<br />
imposante Schloss, das nach ihm alle französischen<br />
Herrscher weiter gestalteten. Dementsprechend ist das<br />
helle Gebäude von über 700 Jahren Baugeschichte<br />
<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />
Der Eingang des Louvre - die Glaspyramide von Ieoh Ming Pei. Fotos: Catharina <strong>Escales</strong>.<br />
- 20 -<br />
geprägt. Viele Spuren finden sich in der eindrucksvollen<br />
Fassade. Die Grundmauern des mittelalterlichen Festungsturms<br />
wurden erst 1989 entdeckt und sind heute den<br />
Besuchern aus aller Welt zugänglich.<br />
Bereits Franz I. sammelte Gemälde und Skulpturen.<br />
Nachfolgende Herrscher vergrößerten die Sammlung<br />
weiter. Ludwig der XIV. zählte bereits 2.000 Gemälde zu<br />
seinem Besitz. Nach der französischen Revolution sollten<br />
die Kunstwerke allen Menschen zugänglich gemacht<br />
werden. So wurde der Louvre 1793 zu einem Museum.<br />
Napoleon vergrößerte die Ausstellung, indem er unermessliche<br />
Schätze aus den in der Schlacht geschlagenen<br />
Nationen mit nach Paris brachte. Besonders reich<br />
gewachsen ist seither die Zahl der ägyptischen Ausstellungsstücke.<br />
Ab dem 19. Jahrhundert wurde die Ausstellung stetig durch<br />
Ankäufe, Schenkungen, Legate und Ausgrabungen erweitert.<br />
Zur Feier des 200. Jahrestages des Museums im Jahr<br />
1993 wurde der Richelieu-Flügel eröffnet. Das Finanzministerium<br />
war vier Jahre zuvor dort ausgezogen, um Platz<br />
für die stetig wachsende Zahl der Exponate freizugeben.<br />
Bei Umbau und Erweiterungen<br />
im gesamten<br />
Treppenlift im Louvre.<br />
Louvre wurde auch auf<br />
die Bedürfnisse körperlich<br />
Behinderter geachtet.<br />
So gibt es neben<br />
Audio-Guides und Führungen<br />
für Sehgeschädigte<br />
einen barrierefreien<br />
Zugang zu nahezu allen<br />
Ausstellungsstücken. Wo<br />
es aufgrund des Gebäudealters<br />
nicht möglich<br />
war, Aufzüge nachträglich einzubauen, oder um Zwischenetagen<br />
zugänglich zu machen, wurden zahlreiche Treppenlifte<br />
installiert, welche problemlos auch mit Elektrorollstühlen<br />
genutzt werden können. Bei einigen Treppenliften,<br />
sowie wegen teilweise nicht ganz optimalen Wegweisern,<br />
ist allerdings die Hilfe der kompetenten Museumswächter<br />
notwendig.<br />
Öffnungszeiten Mo., Do., Sa. und So. 9.00-18.00 Uhr, Mi.<br />
und Fr. 9.00-21.45 Uhr, Di. geschlossen. Weitere Informationen<br />
erhalten Sie auf www.louvre.fr.
Im Louvre: Amor und Psyche.<br />
Tipp: Gegenüber dem Haupteingang des Louvre befindet<br />
sich der liebevoll gestaltete Jardin du Carrousel. Wer sich<br />
von hier aus nähert, hat eine gute Fotoposition auf den<br />
Haupteingang. Außerdem ist dies ein schöner Ort für all<br />
jene, die viele Stunden im Louvre verbringen möchten und<br />
zwischendurch einmal wieder Sonne und Frischluft<br />
genießen wollen. Die Wege des Parks sind aus gewalzter<br />
Erde, teilweise mit einer dünnen Kieselschicht. Somit sind<br />
sie mit dem <strong>Rollstuhl</strong> und bei trockenem Wetter größtenteils<br />
auch mit dem Elekrorollstuhl befahrbar.<br />
Direkt an den Jardin du Carrousel<br />
vor dem Louvre grenzt der Jardin<br />
de Tuileries, eine liebevoll gestaltete<br />
Grünfläche am Seineufer. An<br />
sie schließt<br />
sich der Place<br />
de la Concorde<br />
an. Hier kreuzen sich die Achsen<br />
zwischen Louvre und Arc de<br />
Triomphe sowie Palais Bourbon und<br />
La Madeleine.<br />
Place de la Concorde: Während der<br />
Französischen Revolution stand auf<br />
dem heutigen Place de la Concorde<br />
die Guillotine, die Ludwig XVI., Marie<br />
Antoinette und später den<br />
Revolutionären Danton, Robespierre<br />
und Saint Just den Kopf abtrennte.<br />
Als die blutige Zeit zu Ende war und<br />
der Platz nicht mehr ein braches Feld<br />
am Stadtrand, sondern vielmehr Teil<br />
des Zentrums der stetig wachsenden<br />
Metropole Paris wurde, entschloss<br />
man sich zu einer Namensänderung.<br />
So wurde der ehemalige Schauplatz<br />
von Bluttaten zum "Platz der<br />
Eintracht".<br />
Sein heutiges Bild wurde maßgeblich<br />
von dem aus Köln stammenden<br />
Architekten Jakob Ignatz Hittorf<br />
geprägt. Zu seinen Entwürfen und der<br />
Umgestaltung um 1840 gehören<br />
unter anderem die prächtigen Brunnen. Kaum ein anderer<br />
Platz in Paris repräsentiert so eindrucksvoll die Vorliebe der<br />
Pariser des 19. Jahrhunderts für antike Eleganz und<br />
Symmetrie. An den vier Ecken des Platzes thronen acht<br />
imposante Frauenstatuen, Symbole für die bedeutendsten<br />
französischen Städte.<br />
Place de la Concorde. Rechts im Bild der Obelisk<br />
aus dem Tempel von Luxor.<br />
Prunkstück und Zentrum ist der Obelisk aus dem Tempel<br />
von Luxor. Das Geschenk Ägyptens an König Louis-<br />
Philippe ist über 3000 Jahre alt und wiegt 227 Tonnen. Bis<br />
am 25. Oktober 1834 über 200.000 Menschen der<br />
spektakulären Aufrichtung beiwohnen konnten, nahm der<br />
Transport Jahre in Anspruch. Im Sockel des Monolithen aus<br />
Rosengranit ist heute die bildhafte Darstellung eingraviert<br />
wie Ingenieur Lebas schließlich die technischen Probleme<br />
meisterte. An den Platz grenzen des Weiteren zwei<br />
imposante Gebäude, welche das Marineministerium und<br />
das Luxushotel Crillon beherbergen.<br />
- 21 - <strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />
RK 2/09
Paris - für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer eine Herausforderung<br />
Die Champs-Élysées: Auf der dem Louvre gegenüberliegenden<br />
Seite des Place de la Concorde beginnt die<br />
weltberühmte Avenue des Champs-Élysées, die teuerste<br />
Straße von Paris. Hier finden sich die noblen Modehäuser<br />
der Haute Couture wie Hermès, Lancôme, Rubinstein und<br />
Lacroix neben ausländischen Botschaften und feinen<br />
Galerien. Der Name dieser exquisiten Einkaufsstraße heißt<br />
übersetzt "Elysische Felder" (Elysion war in der<br />
griechischen Mythologie der Ort für auserwählte Helden)<br />
Fußgängerweg entlang der Champs-Élysées.<br />
und wird zuweilen als Synonym für klassische Eleganz<br />
verwendet. Heute zeigt die Straße nicht mehr den gleichen<br />
Glanz wie noch in der Mitte des letzten Jahrhunderts:<br />
Autohäuser, Banken und Fastfood-Ketten sind neben In-<br />
Restaurants hinzugekommen und der Verkehrsstrom nagt<br />
an der Atmosphäre. Dennoch wandeln pro Tag 150.000<br />
Besucher über das bekannte Pflaster, an den Wochenenden<br />
sogar eine halbe Million Menschen. Mittlerweile<br />
versucht die Stadt, durch neue Laternen, Bäume und<br />
breitere Bürgersteige der Prachtstraße vergangener Zeiten<br />
ein neues Gesicht zu verleihen.<br />
Sonntags wird die Avenue des Champs-Élysées für den<br />
Autoverkehr gesperrt, was vor allem für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer sehr<br />
angenehm ist.<br />
Zu Beginn der Avenue des Champs-Élysées befinden sich<br />
auf der linken Straßenseite das Grand Palais und das<br />
Petit Palais. Die Paläste aus Eisen, Glas und hellen<br />
Steinen wurden 1900 anlässlich der Weltausstellung<br />
erbaut. Das Grand Palais mit seiner großen Glaskuppel<br />
beherbergt wechselnde Kunstausstellungen und Messen.<br />
Im Petit Palais dagegen lassen sich Werke französischer<br />
Meister des 19. und 20. Jahrhunderts eintrittsfrei bestaunen.<br />
Adresse: Petit Palais, 1, av. Winston Churchill; Grand<br />
Palais, 3, av. du Général Eisenhower; Di. - So. 10.00-<br />
18.00Uhr; www.petitpalais.paris.fr<br />
Wie elf weitere Straßen, so führt auch die Avenue des<br />
Champs-Élysées zum Charles-de-Gaulle-Platz. Wegen<br />
seiner sternförmigen Struktur trug er früher den Namen<br />
Place de l´Etoile. In seiner Mitte thront der 1806 von<br />
Napoleon in Auftrag gegebene Arc de Triomphe. Er sollte<br />
ein Denkmal für die siegreiche französische Armee und ein<br />
Zeichen für Napoleons Macht als neuer Kaiser sein. Als der<br />
50 Meter hohe Bogen 1836 fertig gestellt wurde, war die<br />
französische Armee längst besiegt. Die vier Reliefs des<br />
<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />
- 22 -<br />
Das Petit Palais an der Champs-Élysées.<br />
Triumphbogens, darunter "La Marseillaise" von Rude,<br />
welches den Auszug der Freiwilligen von 1792 darstellt,<br />
und das Grabmal des Unbekannten Soldaten mit dem ewig<br />
brennenden Feuer sind heute beliebte Fotoobjekte für<br />
Touristen.<br />
Über die Avenue Kleber gelangt man vom Arc de<br />
Triomphe aus südlich zum Palais de Chaillot. Das Artdéco-Gebäude<br />
wurde anlässlich der Weltausstellung im<br />
Jahr 1937 an einer kleinen Anhöhe am Ufer der Seine<br />
gegenüber dem Eiffelturm erbaut. Das Palais de Chaillot<br />
beinhaltet unter anderem das Marinemuseum (Musée de<br />
la Marine), das die Geschichte der französischen Handelsund<br />
Kriegsmarine mit Bildern und Modellen entsprechender<br />
Schiffe und U-Boote erzählt. Ebenfalls im Westflügel<br />
des Palais befindet sich das Museum für Völkerkunde<br />
(Musée de l'Homme). Hier können u.a. prähistorische<br />
Funde, Skulpturen, Fresken bis hin zur Kunst der Mayas<br />
und Azteken besichtigt werden. Weiterhin beherbergt das<br />
Gebäude das Musée des Monuments Français und ein<br />
Kinomuseum (Musée du Cinéma).
Vom Eiffelturm zur Notre Dame<br />
- das südliche Seineufer<br />
Am südlichen Seineufer befindet sich das Wahrzeichen von<br />
Paris, der Eiffelturm. Der Tour Eiffel ist benannt nach<br />
seinem Erbauer Gustave Eiffel, welcher die ungewöhnliche<br />
Metallkonstruktion 1886 nach jahrelanger Erfahrung im<br />
Brückenbau entwarf. 18.000 verlötete Metallteile und<br />
2,5 Millionen Nieten hielten die Eisenkonstruktion bei ihrer<br />
Einweihung 1889, zur Einhundertjahrfeier der Französischen<br />
Revolution und zur Weltausstellung, zusammen.<br />
Die Höhe des Turmes beträgt 324 Meter, wobei er sich bei<br />
Hitze um weitere 15 Zentimeter ausdehnt.<br />
Es gibt eine Kabinenbahn für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer (vom<br />
Trocadero kommend auf der linken Seite). Allerdings ist der<br />
Besucherandrang sehr groß, weshalb man viel Zeit und<br />
Geduld mitbringen sollte. Kaum ein Projekt war im Paris<br />
jener Zeit so heftig umstritten wie der Eiffelturm. Menschen<br />
aller Schichten protestierten gegen den Bau als<br />
unästhetisch und sinnlos. Denn der Tour Eiffel war das<br />
erste Pariser Bauwerk ohne jede Funktion, er war nicht<br />
einmal als Denkmal gewidmet.<br />
Auch wenn der Eiffelturm in den folgenden Jahren<br />
zahlreiche Künstler inspirierte und Menschen zu manch<br />
spektakulären Taten veranlasste, wie 1923 die Treppenabfahrt<br />
mit einem Fahrrad, so stand seine Existenz dennoch<br />
1909 auf dem Spiel. Wie alle Weltausstellungsgebäude<br />
sollte er wegen seiner Nutzlosigkeit abgerissen werden.<br />
Einzig die Entwicklung der Funktechnik sicherte seinen<br />
Fortbestand, denn 1910 wurde auf seiner Spitze eine<br />
Antenne installiert und mit Hilfe dieser die erste drahtlose<br />
Telefonverbindung über den Ozean ermöglicht. Noch heute<br />
gibt es in Paris das Radio Tour Eiffel, welches von der<br />
Spitze aus Musik und Nachrichten überträgt. Den Turm<br />
selbst besuchen jährlich etwa sechs Millionen Menschen.<br />
Folgt man dem Fluss Seine Richtung Quai d´Orsay, erblickt<br />
man bald zur Rechten das Hôtel des Invalides mit dem<br />
Invalidendom und dessen strahlend goldener Kuppel.<br />
Ludwig der XIV. hatte den Bau einst in Auftrag gegeben, um<br />
ein Heim für Kriegsinvaliden zu schaffen. Bis zu diesem<br />
Zeitpunkt hatten Verwundete keinerlei Aussicht auf<br />
- 23 - <strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009
Paris - für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer eine Herausforderung<br />
staatliche Hilfe und waren auf Almosen angewiesen. Für<br />
5.000 alte und kranke Soldaten wurde das Gebäude mit<br />
den weitläufigen Gängen konzipiert. Die Flure sind<br />
insgesamt 16 Kilometer lang. Heute leben hier noch etwa<br />
100 Senioren.<br />
Im Invalidendom befindet sich das Grab Napoleons<br />
direkt unter der Kuppel. Es kann nur in Zusammenhang mit<br />
einem Besuch des nahen Militärmuseums besichtigt<br />
werden. Seine 1840 von St. Helena aus überführten<br />
Gebeine werden von sieben Särgen gesichert, die aus<br />
Zink, Mahagoni, zweimal aus Blei, Ebenholz, Eiche und<br />
zuletzt Porphyr bestehen. Adresse: Hôtel des Invalides,<br />
Esplanade des Invalides 7e, www.invalides.org.<br />
Gegenüber befindet sich eine<br />
historische Metallbrücke, die<br />
Pont Alexandre III. Sie überspannt<br />
die Seine als ein einzelner<br />
Bogen von 107 Metern.<br />
Sie gilt als Zeichen der russisch-französischenFreundschaft,<br />
denn Zar Nikolaus II.<br />
legte den Grundstein.<br />
Folgt man weiter dem Flussverlauf, so passiert man das<br />
Palais Bourbon, den Sitz der französischen Nationalversammlung,<br />
der ersten Parlamentskammer Frankreichs.<br />
Über den Pont de la Concorde ist es direkt mit dem Place<br />
de la Concorde verbunden. Vom italienischen Architekten<br />
Lorenzo Giardini entworfen, wurde es ursprünglich von<br />
König Ludwig XIV. für seine Tochter Louise Françoise von<br />
Nantes errichtet. Während der Französischen Revolution<br />
wurde das Palais Bourbon verstaatlicht und diente ab 1798<br />
dem Rat der Fünfhundert als Tagungsort. Mit der Februarrevolution<br />
1848 wurde die Abgeordnetenkammer durch<br />
eine nach allgemeinem, unmittelbarem Wahlrecht gewählte<br />
verfassunggebende Versammlung mit 900 Mitgliedern<br />
ersetzt, 1849 durch eine gesetzgebende Nationalversammlung<br />
mit 750 Abgeordneten.<br />
<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />
Am Fuße des Eifelturms.<br />
Hôtel des Invalides.<br />
- 24 -<br />
Wenige Meter entfernt befindet sich das Musée d´Orsay.<br />
Auf über 17.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden<br />
über 4.000 Exponate ausgestellt. Der Schwerpunkt der<br />
Ausstellung liegt auf der Kunst der zweiten Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts. So werden aus der Epoche von 1848 bis<br />
1914 Stücke vornehmlich französischer Künstler aus Malerei,<br />
Skulptur, Architektur, Fotografie und dekorativem<br />
Kunsthandwerk ausgestellt. Beeindruckend ist die große<br />
impressionistische Sammlung. Die Ausstellung kann als<br />
Bindeglied zwischen den alten Meistern im Louvre und<br />
den Exponaten des Museums für Moderne Kunst im<br />
Centre Pompidou verstanden werden, denn auch Beispiele<br />
dieser Epochen und Richtungen finden sich im<br />
Musée d´Orsay.<br />
Die einzelnen Etagen sind per Aufzug leichter zu erreichen<br />
als die unterschiedlichen Flügel im Louvre. Nahe dem<br />
Eingang erhältliche Audioguides geben interessante<br />
Informationen zu dem gewünschten Exponat in beliebiger<br />
Sprache.<br />
Der prachtvolle Bau ist ein<br />
ehemaliger Bahnhof, welcher<br />
1900 anlässlich der Weltausstellung<br />
erbaut wurde.<br />
Doch nur knapp 40 Jahre lang<br />
trafen hier Züge aus Frankreichs<br />
Südwesten ein. Bald<br />
schon wurden die Bahnsteige<br />
zu kurz für die inzwischen länger<br />
gewordenen Züge. Viele Jahre stand das Gebäude leer<br />
und blieb ungenutzt, doch die Pariser wehrten sich gegen<br />
einen Abriss. Zwischenzeitlich probte die berühmte Theatertruppe<br />
um Jean-Louis Barrault und Madeleine Renaud<br />
in seinen Hallen. Der französische Staatspräsident Valéry<br />
Giscard d´Estaing beschloss schließlich den Umbau zu<br />
einem Museum.<br />
Tipp: Im Musée d´Orsay gibt es für eine angenehme Pause<br />
zwei Restaurants unterschiedlicher Preisklassen und eine<br />
Kantine im obersten Stockwerk. Wunderschön ist die<br />
Aussicht durch die Fenster auf die Seine.<br />
Das Museum ist weitgehend<br />
barrierefrei gestaltet. Für Behinderte<br />
und deren Begleitung und für<br />
Reisegruppen gibt es einen separaten<br />
Eingang, um längeres Anstehen<br />
zu vermeiden. Über Aufzüge<br />
können die unterschiedlichen<br />
Ebenen erreicht werden. Das<br />
Personal weist gerne den Weg.<br />
Foto links: Der junge Aristoteles<br />
im Musée d’Orsay.
Halle im Musée d’Orsay.<br />
Das Museum wird vom Pariser Fremdenverkehrsamt für<br />
Hörgeschädigte und geistig behinderte Menschen besonders<br />
empfohlen.<br />
Prunkvoller Toilettentisch im Musée d’Orsay.<br />
Adresse: Musée d´Orsay, 1, rue de Bellechasse. Öffnungszeiten:<br />
Di.-So. 10.00-18.00 Uhr, Do. bis 21.30 Uhr, So.<br />
bereits ab 9 Uhr. www.musee-orsay.fr.<br />
<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />
- 25 -
Paris - für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer eine Herausforderung<br />
Île da la Cité: Folgt man weiter dem Quai Malaquais<br />
entlang dem Seineufer, so erreicht man die Insel Île da la<br />
Cité. Zunächst fällt der Blick wahrscheinlich auf die erste<br />
Brücke der Seineinsel, Pont Neuf. Die älteste Brücke von<br />
Paris wurde Ende des 16. Jahrhunderts von Henri IV.<br />
erbaut. Von der Brücke aus führen zwei Treppen hinunter<br />
zur Inselspitze, der sogenannten "Anlage des Schürzenjägers".<br />
Der Name spielt auf die amourösen Abenteuer des<br />
Erbauers, Heinrich IV., an. Auf der winzigen Grünfläche<br />
brannte 1314 der Scheiterhaufen für den Begründer des<br />
Templerordens, Jacques Molay. Heute ist sie tagsüber<br />
beliebter Badeplatz, bei Sonnenuntergang Treffpunkt<br />
verliebter Paare.<br />
Auf der Île de la Cité befinden<br />
sich neben zahlreichen<br />
Adelspalästen, den teuersten<br />
und begehrtesten<br />
Wohnhäusern von Paris,<br />
der Justizpalast (Palais de<br />
Justice, Foto links) mit<br />
dem Conciergerie genannten<br />
Gefängnis, die Sainte-<br />
Chapelle, die gotische<br />
Kathedrale Notre Dame, sowie die schöne Inselkirche<br />
Saint-Louis-en-Île. Es empfiehlt sich ein Bummel durch<br />
diesen besonders charmanten Stadtteil von Paris, vorbei<br />
an den edlen Häusern und bunten Geschäften.<br />
Die Conciergerie ist<br />
eines der wenigen<br />
erhalten gebliebenen<br />
mittelalterlichen Bauwerke<br />
von Paris. Ihr<br />
Name leitet sich ab<br />
von dem Wort "Concierge",<br />
dem königlichen<br />
Burgvogt. Dieser<br />
verwaltete den Palast,<br />
nachdem König Charles<br />
V. ans rechte Seineufer in den Louvre eingezogen war.<br />
Die Conciergerie diente seit dem 14. Jahrhundert als<br />
Gefängnis. Zeitweise warteten in den Kerkern über 1.200<br />
Menschen auf ihr Urteil. Zu den berühmtesten Insassen<br />
zählten Marie Antoinette, Robespierre, Danton, Charlotte<br />
Corday, der berüchtigte Räuber Cartouche mit seiner Bande<br />
und Ravaillac, der Mörder Ludwig XV., ebenso wie die<br />
Giftmischerin Brinvilliers.<br />
Direkt neben dem Justizpalast befindet sich die Saint-<br />
Chapelle. Sie wurde im Auftrag König Ludwigs IX. im 13.<br />
Jahrhundert erbaut, um die kostbarste Reliquie des<br />
Mittelalters, die vermeintliche Dornenkrone Christi,<br />
aufzunehmen. Sehenswert sind die größtenteils noch<br />
original erhaltenen Glasfenster.<br />
<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />
Pont Neuf, die älteste Brücke von Paris.<br />
- 26 -<br />
Notre Dame: Am anderen Ende der Insel befindet sich die<br />
berühmte Kathedrale Notre Dame. Auch wenn Türme und<br />
Geschosse verschieden sind, strahlt sie durch ihre<br />
romanischen Strukturen mit gotischen Einflüssen eine<br />
unverwechselbare harmonische Schlichtheit und Erhaben-<br />
Notre Dame, die berühmteste Kirche von Paris.<br />
heit aus. 150 Jahre dauerte ihr Bau nach seinem Beginn<br />
1163. Vermählungen des höchsten französischen Adels<br />
und einiger Könige fanden hier einen würdigen Rahmen. In<br />
Notre Dame nahm Napoleon im Jahr 1804 Papst Pius VII.<br />
die Krone aus der Hand, um sich selbst zu krönen.<br />
Die drei Portale der Westfassade tragen Symbole für die<br />
Schlüssellehren des Christentums und dienten der<br />
Belehrung der analphabetischen Bevölkerung.<br />
Im 19. Jahrhundert schmückte der Architekt Viollet-le-Duc<br />
bei umfassenden Restaurationsarbeiten die Kathedrale<br />
weiter aus. Sein Ziel war die "Wiederherstellung reiner<br />
Gotik", weshalb er unter anderem zahlreiche Chimären und<br />
Wasserspeier an der Außenfassade anbringen ließ.<br />
Zum Zeitpunkt unseres Besuches war Notre Dame leider<br />
nicht barrierefrei zugänglich. Möglicherweise lag dies<br />
jedoch an den Bauarbeiten, Auskunft darüber konnten wir<br />
an der Information leider nicht erhalten. Im Allgemeinen ist<br />
Notre Dame am Place du Parvis Notre-Dame täglich<br />
geöffnet. Nähere Informationen und die Kontaktadresse für<br />
Anfragen finden Sie unter www.cathedraledeparis.com.
Das Quartier Latin: Im traditionellen<br />
Studenten- und Gelehrtenviertel<br />
herrscht buntes Treiben auf den<br />
Straßen. Den Namen trägt es, da die<br />
Intellektuellen der nahe gelegenen<br />
Sorbonne-Universität hier lebten und<br />
untereinander Latein sprachen. Noch<br />
heute befinden sich in diesem Gebiet<br />
neben der Sorbonne auch die École<br />
Normale Supérieure und die École des<br />
Mines, sowie die bekanntesten<br />
französischen Gymnasien, Henri IV.<br />
und Louis le Grand. Zahllose Buchhandlungen<br />
und Bibliotheken laden<br />
zum Stöbern ein. Viele Schriftsteller<br />
lebten hier und setzten dem Stadtteil<br />
ein Denkmal in ihren Werken, darunter<br />
Honoré de Balzac, Gabriel García<br />
Márquez und Klaus Mann. Im Mai 1968<br />
war das Quartier Latin Schauplatz der<br />
heftigen Jugendrevolten, die ganz<br />
Frankreich erschütterten.<br />
Mittlerweile wird das Bild geprägt von<br />
Geschäften und Gastronomie. Nur<br />
noch wenige Studenten können sich<br />
einen Wohnsitz in dieser Gegend<br />
leisten. Dennoch wird das Viertel<br />
gerade von jungen Leuten und Touristen<br />
aus aller Welt gerne besucht.<br />
Zum Bummel lädt der Boulevard St.<br />
Michel mit seinen bunten Läden und<br />
Postkartenständen ein. Ein Spaziergang<br />
im Quartier Latin kann man gut<br />
am Ufer der Seine bei der Île de la Cité<br />
Am Boulevard St. Michel im Quartier Latin.<br />
- 27 - <strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009
Paris - für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer eine Herausforderung<br />
auf dem Boulevard St Michel beginnen. Die Sorbonne liegt<br />
direkt zu Beginn auf der linken Seite des Boulevards. Sie ist<br />
die älteste Universität Frankreichs und bildet das Herzstück<br />
des Quartier Latin.<br />
Tipp: Starbucks auf der linken Straßenseite ist zwar kein<br />
typisches Pariser Café, besitzt aber einen Aufzug in den<br />
ersten Stock, wo es neben dem schönen Ausblick auf das<br />
bunte Treiben auch ein barrierefreies WC gibt. Hier lohnt<br />
es sich, bei einem Getränk aus dem Fenster zu blicken und<br />
die Atmosphäre des Viertels auf sich wirken zu lassen.<br />
Auf der linken Seite des Boulevard St Michel entdeckt man<br />
bald den Place du Pantheon.<br />
Hier findet sich, weithin<br />
sichtbar alle Gebäude überragend,<br />
eine weitere Sehenswürdigkeit<br />
des Quartier Latin,<br />
das Pantheon.<br />
<strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009<br />
Einst wurde der Kuppelbau<br />
als Kirche zu Ehren der heiligen<br />
Genoveva erbaut. Heute<br />
ist es als Mahnmal dem<br />
Gedenken an die Helden<br />
Frankreichs gewidmet, wie<br />
die Inschrift: "Aux grandes<br />
hommes, la patrie reconnais-<br />
Jardin du Luxembourg.<br />
- 28 -<br />
sante" verrät.<br />
Unter der Kuppel im Inneren des Gebäudes ruhen heute<br />
unter anderem die Gebeine von Voltaire, Rousseau, Victor<br />
Hugo, Zola, Mirabeau und von Louis Braille, dem Erfinder<br />
der Blindenschrift. 1995 wurde Marie Curie als erste Frau<br />
im Pantheon beigesetzt.<br />
Ebenfalls am Boulevard St. Michel, dem Pantheon<br />
gegenüber auf der rechten Seite, befindet sich die<br />
Parkanlage Jardin du Luxembourg. Der Park wurde 1612<br />
als zum Palais du Luxembourg gehörig angelegt und ist<br />
heute einer der beliebtesten Parks der Metropole. Streng<br />
geometrisch mit zahlreichen Blumenrabatten und Skulpturen<br />
angelegt finden hier regelmäßig Konzerte statt. Häufig<br />
werden auch Fotografien an den Gittern des Parks<br />
ausgestellt. Die Anlage ist bei Jung und Alt beliebt, es gibt<br />
Liegestühle, Terrassen, Springbrunnen, große Schachspiele<br />
und Wiesen zum Spielen und Toben, genauso wie<br />
versteckte Bänke unter ausladenden Baumkronen und<br />
hinter Blumenrabatten.<br />
Die Wege des Jardin du Luxembourg sind aus gewalzter<br />
Erde, teilweise mit einer dünnen Kieselschicht. Somit sind<br />
sie mit dem <strong>Rollstuhl</strong> und bei trockenem Wetter größtenteils<br />
auch mit dem Elektrorollstuhl befahrbar.
Hotels: Fast alle Hotels der großen Hotelketten in Paris<br />
verfügen über mindestens ein rollstuhlgeeignetes Zimmer<br />
mit angepasstem Badezimmer. Mehrere Ibis-Hotels finden<br />
sich in guter zentralen Lage, ebenso mehrere Hotels von<br />
Holiday Inn, Mercure und anderen Ketten. Ebenso<br />
empfehlenswert sind die preiswerten Etap-Hotels, einige<br />
sind gut und recht zentral gelegen. Im Internet findet man<br />
etliche Angebote. Weil auch die teuren Vier- bis<br />
Fünfsternehotels oft attraktive Sonderangebote offerieren,<br />
sollte man sich<br />
etwas Zeit bei der<br />
Suche und<br />
Auswahl des<br />
geeigneten Hotels<br />
nehmen. Der Weg<br />
in ein Reisebüro ist<br />
allerdings auch<br />
nicht verkehrt. Die<br />
zu zahlende<br />
Provision lohnt,<br />
Öffentliches, rollstuhlgerechtes WC.<br />
denn dort sitzen<br />
Profis, für die es<br />
Routine ist, gute<br />
Hotelangebote zu finden. Details zur behindertengerechten<br />
Ausstattung müssen aber nach einer engeren Auswahl des<br />
Hotels nochmals gesondert angefragt werden.<br />
Fazit: Paris glänzt nicht gerade als vorbildlich behindertengeeignete<br />
Stadt. Die Metro ist für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer nicht<br />
nutzbar, die Busse nur bedingt rollstuhlgeeignet.<br />
Eine gute Alternative ist der Batobus, ein "Schiffstaxi",<br />
welches auf der Seine fährt und an den bekannten<br />
Sehenswürdigkeiten der Pariser Innenstadt Ein- bzw.<br />
Ausstiegsmöglichkeiten für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer bietet. Die<br />
Haltestellen am Eiffelturm und an der Avenue des Champs-<br />
Éysées sind rollstuhlgerecht. Die Landungsbrücken der<br />
weiteren Haltestellen wie Notre Dame, Louvre, Hotel de<br />
Ville und Musee d'Orsay sind zwar nicht rollstuhlgerecht,<br />
allerdings ist das Schiffspersonal sehr hilfsbereit.<br />
Ohne Begleitung geht in Paris nur wenig, aber die<br />
meisten Museen sind für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer sehr gut<br />
zugänglich. In den meisten Cafés muss man sich einen<br />
Platz erkämpfen, behindertengerechte WCs in Cafés und<br />
Restaurants gibt es nur sehr selten. Hin und wieder findet<br />
man ein öffentliches behindertengerechtes WC an den<br />
Straßen. Behindertengerechte Parkplätze sind ebenfalls zu<br />
wenige vorhanden, so unser Eindruck.<br />
Bericht und Fotos: Catharina <strong>Escales</strong><br />
Hier zwei Hotels der Drei-Sterne-Kategorie:<br />
Paris Orleans Hotel ***<br />
Boulevard Brune 185-187, 75014 Paris<br />
Tel. (+33 - 1) 45 39 68 50<br />
© <strong>Verlag</strong> FMG GmbH, Nordkanalstr. 52, 20097 Hamburg<br />
Tel. 040 - 5480 7877, Fax: 040 - 5480 7937<br />
E-Mail: fmg@fmg-verlag.de<br />
Das 2006 renovierte, klimatisierte Cityhotel (drei Sterne) im<br />
typischen Pariser Stil verfügt auf acht Etagen über<br />
insgesamt 91 Zimmer, darunter ein behindertengerechtes<br />
Zimmer. Das Haus bietet Ihnen eine Empfangshalle mit 24-<br />
Stunden-Rezeption, Wechselstube und Aufzug sowie eine<br />
gemütliche Lounge-Bar (ebenfalls 24 Stunden geöffnet),<br />
Frühstücksraum, Wäscheservice. Eine öffentliche Tiefgarage<br />
liegt ca. 150 Meter vom Hotel entfernt. Zimmerpreise:<br />
ca. 100,- Euro für ein Doppelzimmer pro Nacht.<br />
Hotel Elysee Union ***<br />
44 Rue Hamelin, 75016 Paris<br />
Tel. (+33 - 1) 45 53 14 95<br />
Dieses Hotel (drei Sterne) liegt erstklassig zwischen dem<br />
Eiffelturm und dem Arc de Triomphe. Geboten wird ein<br />
freundlicher Service, saubere Zimmer, eine ruhige Lage,<br />
Metrostationen (nichts für Rollifahrer) in der Nähe, nette<br />
Cafès in der Nachbarschaft. Nur wenige Gehminuten zum<br />
Arc de Triomphe, Musee d'Art Moderne, Trocadero oder<br />
weiter zum Eiffelturm.<br />
Der Eingang zum Hotel ist stufenlos, das behindertenfreundliche<br />
Doppelzimmer im Erdgeschoss ebenfalls<br />
ebenerdig über den Hotelgarten zu erreichen. Es ist nicht<br />
groß, aber mit dem <strong>Rollstuhl</strong> kommt man gut zurecht. Die<br />
Möbel lassen sich bei Bedarf verrücken. Badezimmer mit<br />
niedriger Wanne mit zwei stabilen Haltegriffen. Preis für ein<br />
Doppelzimmer pro Nacht ab ca. 100,- Euro.<br />
Texte und Fotos aus diesem Heft sind urheberrechtlich geschützt;<br />
Nachdrucke, Abschriften oder Vervielfältigungen dürfen, auch auszugsweise,<br />
nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des <strong>Verlag</strong>es bzw. des Urhebers erfolgen.<br />
Der Ausdruck und die Verwendung dieses Artikels<br />
für den privaten Gebrauch ist gestattet.<br />
Bitte beachten: Reiseberichte und Hinweise auf Reiseangebote für <strong>Rollstuhl</strong>fahrer / behinderte Menschen auf unserer Internetseite<br />
sind zum Teil älteren Datums. Die Bedingungen können sich also zwischenzeitlich geändert haben. Wir können die Richtigkeit der<br />
Informationen in diesen Beiträgen nicht gewähren. Bitte wenden Sie sich daher stets an den jeweiligen Anbieter, wenn Sie auf absolut<br />
zuverlässige Informationen angewiesen sind.<br />
- 29 - <strong>Rollstuhl</strong>-<strong>Kurier</strong> 2/2009